Aus der Chemie

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Aus der Chemie
Kostendruck in der Pipeline
Die Verdoppelung des Rohölpreises auf zeitweise über 40 US-Dollar je Barrel (159 Liter)
hat nicht nur die Preise an den Tankstellen
und Zapfsäulen in schwindelnde Höhe getrieben und damit die Inflationsrate wieder
angeheizt. Der Höhenflug der Ölpreise ist
auch in der chemischen Industrie kostenmäßig heftig zu Buche geschlagen. Die ölstämInformationsbrief 8/2004
migen Rohstoffe sind in der deutschen Chemie einer der wichtigsten und sensibelsten
Kostenblöcke in der Kalkulation.
Naphtha-Schock
Beim wichtigsten petrochemischen Rohstoff, dem Rohbenzin (Naphtha), sind die
Kontraktpreise in den letzten Quartalen
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Spotpreise für Naphtha und Kontraktpreise
für Primärchemikalien
in Euro je Tonne (Veränd. gg. Vorquartal in vH)
Produkt
2004
1. Quartal
2004
2. Quartal
Naphtha
255
(+6,7)
–
Ethylen
580
(+13,3)
607
(+4,7)
Propylen
475
(+11,8)
525
(+10,5)
Benzol
416
(+10,9)
–
o-Xylol
445
(+/-0,0)
600
(+34,8)
p-Xylol
562
(+7,7)
–
Quelle: Fachvereinigung Organische Chemie (FOC).
geradezu davongelaufen. Im ersten Quartal
2004 – neuere Daten liegen noch nicht vor –
lag der Naphthapreis je Tonne bei 255 Euro,
ein Anstieg gegenüber dem vierten Quartal
2003 um 6,7 vH.
Bereits in den drei Vorquartalen hatte sich
beim Rohbenzin ein massiver Kostendruck
aufgebaut.
Ähnliches gilt für Ethylen, das im zweiten
Quartal dieses Jahres mit 607 Euro je Tonne
gehandelt wurde (+4,7 vH gegenüber dem
ersten Quartal). Im dritten Quartal 2003 hatte der Ethylenpreis noch bei 445 Euro je
Tonne gelegen. Vergleichbares ergibt sich
für das Propylen, das im zweiten Quartal
um 10,5 vH höher lag als drei Monate zuvor
und bei 525 notierte. Im dritten Quartal letzten Jahres waren es noch 430 Euro gewesen.
Auch bei Benzol, o-Xylol und p-Xylol standen kräftige Kostensteigerungen an. So
stieg beispielsweise das o-Xylol im zweiten
Quartal auf einen Preis von 600 Euro je Tonne, ein Anstieg gegenüber dem ersten
Quartal von mehr als einem Drittel.
Chemie-Erzeugerpreise:
keine Reaktion
Trotz der immensen Kostensteigerungen für
petrochemische Grundprodukte sind die
Absatzpreise der chemischen Industrie im
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Vorjahresvergleich sogar zurückgegangen.
Im Schnitt der ersten fünf Monate dieses
Jahres errechnete sich ein Preisrückgang
von 1,2 vH. Der leichte Anstieg der ChemieErzeugerpreise von Ende 2003 zu Anfang
2004 blieb trotz explodierender Rohstoffkosten äußerst moderat. Das ist ein Hinweis
darauf, dass derzeit praktisch kaum Preisüberwälzungsspielräume bestehen. Dies
hängt zum einen mit der gestiegenen internationalen Wettbewerbsintensität zusammen. Sie hat in Verbindung mit einem
starken Euro zu einer tendenziellen Beeinträchtigung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Chemie außerhalb
des Euro-Raumes geführt. Zum anderen ist
es aber auch die nach wie vor schwächelnde und weiter vor sich hindümpelnde
Nachfrage nach Chemieprodukten im
Binnenmarkt, die eine Überwälzung der
gestiegenen Rohstoffkosten über die Preise
verhindert.
Deutsche Chemie:
Ölschock-Kosten 3 Mrd. Dollar
Bei einer weiter hochbleibenden Nachfrage
nach Rohöl wird bei vergleichsweise unelastischem Angebot nicht zu erwarten sein,
dass die Ölpreise und damit auch die Preise
für ölstämmige Rohstoffe in absehbarer Zeit
nennenswert sinken. Die Rohölpreisentwicklung und der Eurokursverlauf haben
damit für die konjunkturelle Dynamik entscheidende Bedeutung.
Dies trifft für die chemische Industrie in besonderer Weise zu: Ein Rohölpreisanstieg
um 10 Dollar je Barrel erhöht die Kosten der
deutschen Chemie-Industrie um 1,4 Mrd.
US-Dollar. Die Verteuerung von 20 auf
40 Dollar binnen Jahresfrist reißt damit ein
zusätzliches Loch von fast 3 Mrd. US-Dollar
in die Kasse. Andererseits wirken steigende
Rohölpreise nicht nur als „cost-push“, sondern auch als „Nachfragekiller“. Die internationale Energie-Agentur (IEA) hat berechnet, dass eine Erhöhung der Ölpreise um
10 Dollar je Fass das Wirtschaftswachstum
in der Eurozone um 0,5 Prozentpunkte
dämpft. Für die deutsche Konjunktur im
Allgemeinen und für die Chemie-Konjunktur
im Besonderen ist das ein nicht zu unterschätzender Hemmschuh.
Informationsbrief 8/2004
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