Auswertung und Interpretation der Teilnehmerbefragung (Taganrog 2015) schwarz (deutsch) und rot (russisch) Geschlossene Antworten wurden in Form von Aussagesätzen formuliert, wobei es 8 Stufen der Zustimmung gab (1= geringe Zustimmung; 8 = sehr hohe Zustimmung). Die ersten 10 Fragen betreffen das Zusammenleben mit dem Partner. Die Fragen 11 – 17 betreffen die gemeinsame Arbeit am Projekt. Die Fragen 18 – 20 sind offene Fragen nach der Beibehaltung oder Änderung von Programmpunkten. Von jeweils 12 Teilnehmern auf russischer und deutscher Seite war der Rücklauf auf deutscher Seite 11 von 12 auf russischer Seite 11 von 12. Geschlossene Fragen - allgemeine Beurteilung der Begegnung Insgesamt kann das Projekt aufgrund der hohen positiven Bewertungen als noch erfolgreicher eingestuft werden, als das im Vergleich zum Projektauftakt im Jahr 2014 in Lüdenscheid der Fall war. Bei den deutschen Schülerinnen und Schülern stand vor Allem die Vereinbarung im Vordergrund "als Gruppe, viele Aktionen gemeinsam durchzuführen und sich auf Neues Einzulassen". Dies kann als gut erfüllt betrachtet werden. Die Bereitschaft, noch einmal am Projekt teilnehmen zu wollen, wenn die Möglichkeit bestünde, war ausnahmslos sehr hoch und korreliert mit der Bewertung des Austauschs, dass es sich bei allen Beteiligten um ein bedeutsames Ereignis (siehe Tabelle 8 sehr hoch) gehandelt hat. Hoch wurde die Bereitschaft auf beiden Seiten eingeschätzt, auch nach dem Austausch noch Kontakt zu halten (eine Ausnahme). Das Gefühl, durch das Zusammensein mit dem Austauschpartner einen besseren Einblick in das russische Alltagsleben zu haben, bzw. für die russische Seite einen Einblick in die deutsche Kultur zu erhalten, ist erwartungsgemäß different. Einen hohen Grad an Zustimmung äußerten die deutschen Schüler, während aus der Sicht der russischen Studenten die Einblicke in die deutsche Kultur gegeben durch die Begegnung in Russland schwächer ausfiel. Auf jeden Fall wurde positiv bewertet, durch den lebendigen Austausch einen besseren Bezug zur jeweiligen Fremdsprache bekommen zu haben. Zusammenleben mit dem Partner Die Unterbringung in den Gastfamilien wurde von den deutschen Gästen überwiegend als gut bewertet, sehr zufrieden äußerten sich die russischen Gastgeber über das Benehmen der BGL-Schülerinnen und Schüler. Auch hier gab es im Gegensatz zur vorigen Begegnung keine extrem schlechten Bewertungen. Etwas problematischer beurteilten deutsche und russische Teilnehmer die Verständigungsschwierigkeiten. Hier muss noch am Verständnis gearbeitet werden, dass durch die noch nicht ausgereiften Sprachkenntnisse, Missverständnisse nicht nur entstehen lassen. Viel mehr sind diese vorprogrammiert und stellen eine große Herausforderung da, selbst dann, wenn die englische Sprache zugeschaltet wird. Hier wäre wünschenswert, dass die Beteiligung es positiver sehen könnten, Probleme und Missverständnisse, die sich zwangsläufig ergeben, gemeinsam zu meistern und dies als gemeinsamen Erfolg interpretieren können. Den Ansatz der völligen Missverständnisvermeidung kann es in diesem Bereich nicht geben. Arbeit am Projekt Kenntnisse zu den Projektthemen verbessert zu haben, wurde von den meisten der Teilnehmer als positiv eingeschätzt. Die im Mittel positive Bewertung gilt vor Allem für das Zustandekommen gemeinsamer Ergebnisse. Die praktische Arbeit am Projekt wurde auf russischer und deutscher Seite als eher anregend empfunden. Auf deutscher Seite kann die Vorbereitung auf die Projektarbeit durch den praktischen Bezug (Tanz einstudieren, Liedgut aufführungsreif präsentieren) befriedigendere Bewertungen bringen. Mit Milde muss denjenigen Projektteilnehmern gegenüber getreten werden, wenn sie sich als eher unmusikalisch oder unsportlich bezeichnen. (siehe dazu offene Fragen). Deutlich geworden ist auf russischer Seite, welche hohe Anforderungen die Projektteilnahme an die Teilnehmern aus dem jeweils anderen Kulturkreis stellt. Auf jeden Fall wirkte das Programm und die Arbeit am Projekt positiv auf den Abbau von Barrieren und Grenzen. Dass Erkenntnisse aus der Projektarbeit auf andere Lebensbereiche übertragen werden konnten, bezieht sich auf den Gegenbesuch. Hier wird es darum gehen, aus den Erfahrungen, die zu Ungereimtheiten führen, frühzeitig Strategien zu entwickeln, Dramatisierungen und Eskalationen zu vermeiden. Das Urteil fiel hierzu im Durchschnitt ordentlich aus. Erwartungen, die im Unterricht zu lernende Fremdsprache immer auch gut anwenden zu können, ist zweigeteilt. Während es einem Großteil gut gelang, hatten einige Teilnehmer einen schwächeren Eindruck. Im Gespräch mit den deutschen Schülern wurde klar, dass die Kommunikation im Russischunterricht eher an einfachen "Frage-Antwort-Situationen" ausgerichtet ist, während im direkten Austausch eher Problem lösende Strategen verfolgt werden müssen, die hohe Anforderungen an die situative Bewältigung des Gesprächs stellt. Offene Fragen: Die Auswertung der offenen Fragen zeigt, dass nicht nur der unmittelbare Kontakt mit den Austauschpartnern ein zentrales Thema darstellt. Auch die Frage nach gemeinsamen Werten, die Suche nach Dingen, die Kultur ausmachen (Willkommenskultur - Gastfreundschaft; Esskultur - Gemeinsame Einnahme, Zubereitung von Speisen) wurden erkannt und wurden als Wunsch für zukünftige Begegnungen geäußert. Unternehmungen, durch die die beiden Kulturen aufgeschlossen werden und durch die Freundschaften entstehen, wurden ebenfalls hoch geschätzt (selbstständige gemeinsame Unternehmungen). Für die zukünftigen Begegnungen gibt es sehr viel versprechende Anregungen durch die deutschen und russischen Projektteilnehmer. 18. Was mir am Austausch besonders gut gefallen hat, (Maßnahmen unbedingt beibehalten): "die Gastfreundschaft (2 x); Einblick in das Leben der Gastfamilie; ein gemeinsames Projekt sollte beibehalten werden; dass die Russen und Deutschen fast das ganze Programm zusammen machen, das Programm (Tschechov-Bibliothek (2 x)); dass es nicht zuviel Programm gibt; genügend/viel Freizeit (3 x) - man lernt sich dadurch gut kennen; keine Schule und immer am Essen; russisches/leckeres Essen (2 x) und neue Kultur (2x), der Austausch mit anderen Ländern; selbstständige gemeinsame Gestaltung von Unternehmungen; die fremde Kultur und selbst das Zusammenleben machen sehr viel aus, weil es eine andere Lebensweise ist und einem anderen Einblick verschaffen, als das, was man eigentlich kennt (aus der Heimat); Kennenlernen der Freunde;" "die freundschaftliche Atmosphäre, der gegenseitige Respekt voreinander, die gemeinsamen Unternehmungen, die Masse an positiven Emotionen; Besuch der Museen (2x); ich würde mir noch mehr Kulturprogramm wünschen, aber an sich war alles sehr gut; die gemeinsame Zeitgestaltung, der Kontakt zu verschiedenen Menschen, mein Sprachzuwachs, die unterschiedliche Kultur und dass wir sie kennen gelernt haben; alles hat gefallen, es gibt nichts, was negative Emotionen hätte hervorrufen können; mir haben die kreativen Unternehmungen gefallen; der Besuch im Tschajkowski-Haus; der freie Zugang zu den Museen und das Wandeln in der Bibliothek; Besuch des Kinderheims, ich denke, dass das guten Einfluss auf die Heimbewohner hatte; das Programm, durch das Programm konnten wir unsere Stadt von der besten Seite her zeigen, das hat mir gefallen; ich denke, dass der gegenwärtige Austausch eine wertvolle Erfahrung für beide Seiten war, das ist eine super Möglichkeit für Sprachpraxis und Kulturvergleich, auch eine Möglichkeit neue Freunde zu finden; die Vielfalt des Programms: Alles war klasse; Für die Mehrheit der Teilnehmer wurde das Programm als sehr gut ausgewogen bewertet. Das betrifft die freie Zeit, die zur Verfügung stand im Verhältnis zu den obligatorischen Programmpunkten, die mit gemeinsamen Arbeiten am Projekt zusammenhingen. Erstmals wurden auch Museen als beizubehaltende Programmpunkte genannt. Hier traten die russischen Gastgeber als Mittler in Erscheinung. Durch die Projektarbeit gab es viele Dinge in der "eigenen" Stadt neu zu entdecken, hierzu gehörte u. a. die Tschechov-Bibliothek, die großen Eindruck auf die Projektteilnehmer machte, auch das Tschajkovkij-Haus hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Änderungswünsche: 19. Was ich ändern würde, um den Austausch zu verbessern: "mir fällt nichts ein; die Fahrt nach Rostov würde ich mit etwas Gemeinsamen beenden, z. B. Besuch eines Museums, so dass man in der großen Stadt nicht zu sehr auf sich selbst gestellt ist; in Rostov noch etwas besichtigen; der Ausflug nach Rostov war unnötig, weil wir von einem Bus-Stop zum anderen gelaufen sind und nichts gemacht oder gesehen haben (besser den ganzen Tag dort verbringen); längerer Aufenthalt in Rostov; ich würde am liebsten auch mehr über die Sehenswürdigkeiten erfahren: Wenn der Austauschpartner dafür eigentlich zuständig ist, dann ist das ein wenig eingeschränkt durch das Programm; den Schülern verschiedene Projektideen vorschlagen, so dass diese selber über das Thema des Austauschs entscheiden können; bessere Planung der Lehrer, bessere Organisation; anderes Thema (war nicht so gut für unmusikalische)" Leute, die auch wirklich zueinander passen zusammenführen und die wenigstens Englisch sprechen können; "alles war super, alles hat gefallen; die Fahrt in andere Städte sollte organisierter erfolgen (2x); Ich denke, es wäre lohnender stärker zu steuern, wir hätten uns in Rostov fast verlaufen; die Fahrt nach Rostov am Don stärker vorgeben (2x); die Fahrt nach Rostov, ich wäre so gern auf dem Schiff gefahren; beim Freigang in Rostov könnte man die Umgebung bei einer Schifffahrt zeigen, nichts; Austausch mit Studenten, die die Grundlagen der russischen Sprache beherrschen, auf englisch ergeben sich Missverständnisse; man müsste den Gästen noch mehr Sehenswürdigkeiten (Museen) zeigen; mehr Exkursionen in Taganrog, meiner Meinung nach war alles toll, und wir konnten einander unsere Kulturen näher bringen; Die meisten der Teilnehmer haben keine Verbesserungsvorschläge und waren mit dem Programm zufrieden. Augenfällig ist, dass die Fahrt in die Millionen-Metropole Rostov am Don, ins Zentrum der Kritik gerückt wurde. Anders als in den letzten Begegnungen wünschten sich die Projektteilnehmer feste Programmpunkte, bzw. ein fixierteres gemeinsames Programm, zumindest einen gemeinsamen Abschluss. Hier muss in Zukunft berücktsichtigt werden, dass die Teilnehmer auf deutscher Seite jünger werden (G8), so dass mehr Hinweise gegeben werden, was denn in Rostov sehenswert ist. Der Hinweis, einmal gemeinsam zu recherchieren, was "das Schöne" an Rostov ist, kann die Gruppe bereits im Vorfeld auf die gemeinsame Fahrt in die Gebietshauptstadt einstimmen. Für den Fall der Saisoneröffnung, kann eine gemeinsame Schifffahrt auf dem Don eine solche Maßnahme sein. Einzelne Projektteilnehmer auf deutscher Seite haben moniert, dass die Zusammenführung der Partner z. T. durch Sprachschwierigkeiten ungünstig verlief. Hier gilt es darüber nachzudenken, ob die bisherige Praxis durch Steckbriefe nicht detaillierter erfolgen kann. So können Bedenken bei Tierhaarallergien vorsorglicher getroffen werden. Es bedarf aber der Bereitschaft, hierüber im Vorfeld auch Auskunft zu erteilen. Da es sich um eine Projektbegegnung handelte, konnte das Thema nicht neu zur Auswahl gestellt werden. In der Vorbereitung auf das Projekt wird es darum gehen die Inhalte noch transparenter zu vermitteln. Hilfreich kann auch sein, eine Themenerweiterung vorzunehmen. Um den Bezug zur Musik, demnächst eventuell auch den Bezug zum Sport für alle Teilnehmer noch attraktiver zu machen, kann eine breitere Auffächerung des Themas eine gute Möglichkeit darstellen. Durch die Berücksichtung unterschiedlicher Motive und Teilnehmerperspektiven können sich auch diejenigen Schüler angesprochen fühlen, die sich zunächst als unmusikalisch bzw. unsportlich bezeichnen. Mit Blick auf kleine sportliche Kennen-Lern-Spiele, die mit Rhythmus und Musik einhergehen, kann ein positiver Zugang initiiert werden. Verbesserungen in den Planungen durch die Lehrkräfte wurden im Gespräch mit den Teilnehmern darauf bezogen, dass zu Beginn eine Planung für beide Teilnehmer zur Verfügung gestellt werden könnte. Das ist wohl in erster Linie von deutscher Seite gewünscht, da hier ein größeres Bedürfnis nach Transparenz über den Wochenverlauf besteht als auf russischer Seite. Zukünftiges Thema und Ausblick auf weitere Projektbegegnungen. 20) Projektthema, dass uns Jugendliche ansprechen würde, wäre z. B.: Sport (5x) - z. B. Fußball (3x); Freizeitaktivitäten; Hobbys (2x) in Deutschland - so amüsieren sich die Deutschen; Sport in Deutschland - Sport in Russland (2x); Architektur, Filmproduktion; Musik (2x)(so wie dieses Jahr); keine Ahnung; Mannschaftssportspiele auf Sportplätzen in der Umgebung, Russen und Deutsche in einem Team, gegen andere gemischte Teams, Fußball, Volleyball P.S.: Ihnen vielen Dank; die heutige Jugend - Kultur und Freizeit (3x); die "russische Kultur - die Kultur Deutschlands"; Tiere; ausreichend Freizeit und eine Superfahrt nach Rostov; Filme, Bräuche; Kultur; Austausch über Foto-Kunst: Meine Stadt in Bildern; Exkursionen im Gebiet des Dons, noch mehr russische Natur zeigen; Genannt wurde häufig das verbindende Element des Sports, wobei es sicher zu unterscheiden gilt, ob es sich hierbei um den Besuch von z. B. Fußballevents handelt, oder das eigene sportliche Handeln im Vordergrund steht. Ähnlich wie die Polarität musikalisch - unmusikalisch, muss es hier ein breit gefächertes Angebot geben, damit der Austausch auch für die Projektteilnehmer attraktiv ist, die sich als weniger sportlich bezeichnen. Mit Blick auf den Zugang, was denn Kultur eigentlich ausmacht, können Schwerpunkte (Alltagskultur = Handwerk; Esskultur=gemeinsames Kochen, Bewegungskultur=Tanz, Wassersport; Unterrichtskultur=Unterricht für Kinder; Verwaltungskultur=Bürgermeistersprechstunde; Wissenskultur=Stadtbücherei) und damit der Wunsch nach Auswahl an die zukünftigen Teilnehmer herangetragen werden. So kann eine noch größere Paritizipation am Gesamtprojekt einerseits erreicht werden, andererseits die Organisatoren auch entlasten. B. Mai Lüdenscheid, 17.05.2015