Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: Körnererbsen und Ackerbohnen 1. Bedeutung: Körnererbsen und Ackerbohnen als Körnerleguminosen bilden zunehmend eine interessante Produktionsalternative zum Getreideanbau: durch Umstrukturierung der EU-Marktordnung: Abschaffung der Stützungen für Erzeugerpreise, dafür Zahlung einer Flächenbeihilfe, abgeleitet vom regionalen Getreideertrag - bei angepaßter Produktionstechnik und richtiger Sortenwahl sind Erträge über 60 dt/ha zu erreichen - die gegenüber dem Getreide höheren Marktpreise begünstigen damit den Leguminosenanbau durch kontinuierliche, intensive Zuchtarbeit: gesteigertes Ertragspotential, konkurrenzfähige Hochleistungssorten hohe Leistungsfähigkeit verbesserte Standfestigkeit (Standfestigkeitsnote „3“ für Erbsen vergeben) verbesserte Mähdruschfähigkeit verbesserte Krankheitsresistenzen In der EU ist der Anbauschwerpunkt für Körnererbsen besonders in Frankreich, aber auch in Dänemark und Großbritannien vorhanden. Der Anbauschwerpunkt für Ackerbohnen besteht in Großbritannien. In Deutschland geht der Trend für beide Körnerleguminosen wieder nach oben. -1- Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: Erbsen und Ackerbohnen sind bedeutende Futtermittel: als Eiweißträger Erbsen 22% RP Ackerbohnen 27% RP als Energieträger Erbsen 50% Stärke Ackerbohnen 47% Stärke die beiden Körnerleguminosen können damit Sojaschrot (ca. 35 DM/dt) und Gerste (ca. 20 DM/dt) in der Futterration (besonders als wirtschaftseigenes Futter) ersetzen. > Richtwert: 10 – 30% im Alleinfuttermittel beachte auch den hohen Futterwert des Erbsen- und Ackerbohnenstrohs bzw. die N-Lieferung an den Boden, wenn das Stroh untergepflügt wird (Erbsenstroh enthält z.B.: 1,2 – 1,7 kg N/dt Stroh) Zunehmende Bedeutung können Exporte von Körnerleguminosen in die Länder erlangen, in denen diese traditionell zur menschlichen Ernährung dienen (z. B.: Ackerbohnen in Nordafrika). beachte: diese Partien müssen äußerst hohen Qualitätsansprüchen genügen Bei Optimierung der Trocknungskosten und der Maschinenkosten sowie korrekter Vorfruchtbewertung kann mit einem Kostenbeitrag von 1.600 DM gerechnet werden. Körnerleguminosen sind damit hoch ökonomisch zu anderen Frühjahrskulturen, insbesondere zu Sommergetreide. Körnerleguminosen besitzen einen hohen Vorfruchtwert. bereiten für die Nachfrucht einen garen Boden; sind bedeutende Humusmehrer hinterlassen 40 – 60 kg N/ha durch Knöllchenbakterien; kann durch die beiden nachfolgenden Früchte genutzt werden durchbrechen den Infektionszyklus enger Fruchtfolgen insgesamt liegt der Vorfruchtwert zwischen 200 - 300 DM/ha; z.B.: 10 dt/ha Getreidemehrertrag im 1. Jahr 5 dt/ha Getreidemehrertrag im 2. Jahr erheblich geringerer N- und Fungizid-Einsatz Durch die Frühjahrsaussaat von Körnerleguminosen werden Arbeitspitzen in der Winterkulturenbestellung entschärft. Der Erntezeitpunkt liegt nach der Getreideernte. Dadurch können Mähdruschkapazitäten besser genutzt werden. Der insgesamt geringere Arbeitszeitbedarf (5-8 Akh/ha) bewirkt eine relativ hohe Verwertung der eingesetzten Arbeit. -2- Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: KÖRNERERBSEN ACKERBOHNEN 1998 wurden in Deutschland 167.500 ha = 86% der Hülsenfruchtfläche angebaut Haupterzeugerland ist Sachsen-Anhalt, gefolgt von Brandenburg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. 1998 wurden in Deutschland auf 26.100 ha Ackerbohnen angebaut. Hauptanbaugebiete sind Thüringen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. 1. Standortansprüche: - - - geeignet sind alle Ackerstandorte, vorzugsweise Böden mit pH-Wert zwischen 6 – 7 ohne Bodenverdichtungen und Staunässe extreme Sommertrockenstandorte und sehr steinige Standorte scheiden aus - - geeignet sind alle Ackerstandorte mit wasserhaltefähigen Böden in möglichst kühlfeuchten Lagen Ackerbohnen benötigen eine gleichmäßige Wasserversorgung über die gesamte Vegetationszeit, besonders in den Sommermonaten Juni (Blüte) und Juli (Hülsenbildung) extreme Trockenheit in den einzelnen Wachstumsphasen beeinträchtigt die Ertragssicherheit ein leichter Wasserstreß während der Blüte fördert allerdings den Hülsenansatz, weil gleichzeitig das vegetative Wachstum gebremst wird Ackerbohnen wachsen vorzugsweise auf Böden mit hohem Wasserspeichervermögen (mittlere – schwere Böden, auch Tonböden) der pH-Wert sollte zwischen 6 – 7 liegen 2. Bodenbearbeitung: - - vorzugsweise Hersbstfurche, keinen toten oder sauren Boden hochpflügen im Frühjahr Kreiselegge mit Drillmaschine, Walzenstrich nach der Saat, Nockenwalze für Bodenschluß, ebenen Boden und Andrücken von Steinen - vorzugsweise Herbstfurche und Drillsaat in Kombination mit Kreiselegge im Frühjahr kostengünstigere Bestellverfahren sind dann sinnvoll, wenn ein früherer Saattermin als bei üblicher Vorgehensweise erreicht werden kann (Ackerbohne ist gegenüber vereinfachten Bodenbearbeitungsgängen tolerant) z.B.: Direktsaaten mit Fräse oder Spatenrotor; Grubbersaaten; Einpflügen der Saat 3. Fruchtfolge: - Anbaupause zwischen Erbsen und anderen Leguminosen mind. 5, besser 6 Jahre Als Nachfrucht eignen sich besonders ertragreiche Kulturen wie Wintergetreide oder Raps - -3- die Ackerbohne kann in jeder Frucht als Gesundungsfrucht stehen (besonders in getreidereichen und Zuckerrüben-Fruchtfolgen) der Anbauabstand zu anderen Leguminosen und zu sich selbst sollt nicht unter 4 Jahren liegen Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: 4. Aussaatzeitpunkt: - im zeitigen Frühjahr (Anfang März bis Mitte April) in den abgetrockneten und etwas erwärmten Boden beachte bei zu früher Aussaat Schäden durch Spätfröste - sehr zeitiges Frühjahr, ab Beginn der Befahrbarkeit der Böden bis Ende April Ackerbohnen vertragen Spätfröste bis minus 5oC (auch darüber) unbeschadet die Keimung beginnt bereits bei 2 – 3oC (damit früher als andere Kulturen) 5. Produktionstechnische Daten: Aussaatmenge: 60 – 80 keimfähige Körner pro Quadratmeter 30 – 40 Pflanzen pro Quadratmeter 120 – 220 kg/ ha (TKG : 150 – 500 g) um 200 kg/ha, abhängig vom TKG (300 – 700 g) und der Keimfähigkeit Eine Reduzierung der Saatstärke ist unter idealen Bedingungen aus ertraglicher und betriebswirtschaftlicher Sicht zu befürworten. Die benötigte Saatgutmenge verringert sich, je besser die Auflauf- und Keimbedingungen sind. Bodenzustand und die Qualität der Bearbeitung spielen hier eine wichtige Rolle. gute Bedingungen = 30 Körner; bei Einzelkornsaat = 25 Körner; bei Aussaat ab Mitte April 40 Körner; höhere Aussaatstärken sind in der Regel nicht wirtschaftlich Eine Mindestpflanzenzahl von 60 Pflanzen pro Quadratmeter sollte nicht unterschritten werden, da dann das Risiko von Fehlstellen im Bestand steigt. Dies wiederum fördert die Verunkrautung und erschwert die Ernte, da der zusammenhängende „PflanzenStrohteppich“ für einen kontinuierlichen Mähdrusch fehlt. Reihenabstand: 12 – max. 20cm 25 – 45 cm Getreideabstand hat sich bewährt Reihensaaten bieten Vorteile bei späteren mechanischen Pflegearbeiten > mind. 30 cm; diese Weite ist auch für die Einsaat von Untersaaten einzuhalten Aussaattiefe: 4 – 6 cm 8 – 12 cm auf leichten Böden 6 – 8 cm auf schweren Böden Auf leichteren, schnell erwärmenden Böden haben sich größere Ablagetiefen bewährt (Quell- und Keimwasser). Auf schwereren Böden sind auch flache Ablagetiefen von unter 4 cm zu empfehlen (Vorsicht: Vogelfraß!). Nach der Aussaat ist ein Walzenstrich für eine reibungslose Ernte unerläßlich. So tief wie möglich, dadurch besserer Wasserschluß und bessere Standfestigkeit! -4- Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: 6. Düngung: Erbsen benötigen eine gute Kalkversorgung. Ackerbohnen sind in der Düngung wie Erbsen zu beurteilen. Beachte für die Düngung immer den Zusammenhang von Nährstoffentzug (Entzugsdüngung = kg-Nährstoffentzug durch Erbsen je 100 kg Stroh- und Kornertrag ) und zu erwartenden Ertrag. Die ertragswirksamen Mikronähratoffe Bor, Mangan und Molybdän werden stärker beansprucht als im Getreideanbau. Sie könnten gegebenenfalls als Tankmischung auf entsprechenden Standorten gezielt im frühen Blattstadium bei Reihenschluß als Blattdünger ergänzt werden. 7. Unkrautbekämpfung: Der Erbsenbestand ist aufgrund seiner langen Auflaufzeit und der langen Zeitdauer bis zum Reihenschluß stark unkrautgefährdet. (Auflaufen je nach Witterung: 2 – 4 Wochen, weitere 3 – 4 Wochen bis Reihen geschlossen sind) Zur Unkrautbekämpfung kommen Herbizide im Vorauflauf und Nachauflauf zum Einsatz. (reines BASARAN mit 3 – 4 l/ha als Nachauflauf hat sich sehr gut bewährt) Eine mechanische Unkrautbekämpfung mit dem Striegel oder einer leichten Egge ist problematisch, da durch Fahrspuren und Pflanzenbeschädigungen mit Verlusten zu rechnen ist. Die Ackerbohne ist eine ideale Hackfrucht, die in allen wichtigen Unkrautstadien mit verschiedenen mechanischen Geräten gepflegt werden kann, sofern es die Befahrbarkeit des Bodens zuläßt: Ab dem Auflauf bis kurz vor Reihenschluß ist eine Bearbeitung mit Gänsefußscharhacken, Striegel oder Rollkuli möglich. Wenn keine mechanische Unkrautbekämpfung vorgesehen ist, ist die Bekämpfung im Vorauflauf anzustreben. Nach wie vor fehlt eine sichere und verträgliche Nachauflaufvariante. (Bis ca. 10 cm Aufwuchshöhe kann BASAGRAN mit max. 0,8 l/ha erfolgen; Ackerbohne verträgt dieses Mittel später und in höherer Konzentration nicht mehr!) -5- Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: 8. Schädlinge: Vögel * Tauben, Krähen graben Samenkörner aus Wild* * zum Verscheuchen Böller und Scheuchen einsetzen Schnecken Blattrandkäfer, schädigen Jungpflanze Grüne Erbsenblattlaus ab Blühbeginn, überträgt Virosen Erbsenwickler, seine Maden fressen äußerlich sichtbare Gänge in die Samen * Erbsenkäfer, seine Larven fressen zylindrische Löcher in den Samen* * beide sind äußerst schwierig zu bekämpfen, Pflanzenschutzämter hinzuziehen Blattrandkäfer, typische Sägefraß an den Blatträndern nach dem Auflauf Schwarze Bohnenlaus, tritt ab Blühbeginn in Kolonien vom Feldrand beginnend auf; durch Saugtätigkeit an den Blütenstielen kann es zum Vertrocknen der Blüten und damit zu erheblichen Ertragseinbußen kommen 9. Krankheiten: Nur Z-Saatgut bietet die Gewähr größtmöglicher Saatgutgesundheit und –Qualität. Brennfleckenkrankheit Falscher Mehltau Botrytis (Fungizide: Euparen WG –2kg/ha-; Sumisclex –1kg/ha-) Auch hier gilt wie bei allen anderen Kulturen: Zertifiziertes Saatgut schützt den Bestand vorbeugend vor Krankheiten. Generell müssen bei allen Pflanzenschutzmaßnahmen die Fahrspurverluste im Erbsenbestand berücksichtigt werden: deshalb Pflegebereifung und große Arbeitsbreiten einsetzen -6- Ascochyta-Krankheit Schokoladenfleckenkrankheit Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: 10. Ernte: erfolgt, wenn der ganze Pflanzenbestand braun abgereift ist und eine Kornfeuchte von 17% erreicht hat die Lagerfähigkeit ist erst bei 14% erreicht (die Ernte zu diesem Zeitpunkt wäre ideal, um Trocknungskosten zu sparen, allerdings steigt dann die Gefahr des Hülsenplatzens und des Kornbruchs) eine Verschiebung des Erntetermins nach dem idealen Druschtermin fördert den Durchwuchs von Unkräutern und Ungräsern bei weiter fortschreitendem Lager des Bestandes (bei Saatgutvermehrung wirkt sich dies besonders auf Kornbeschädigungen und schlechte Keimfähigkeit aus) der ideale Erntetermin ist immer ein Kompromiß zwischen der Einsparung von Trocknungskosten einerseits und Ernteverlusten und Samenschäden andererseits eine ebene Bodenoberfläche, Unkraut- und Steinfreiheit sowie ein gleichmäßig dichter Bestand sind Voraussetzungen für geringe Ernteverluste > dies ist ein elementarer Bestandteil des Erbsenanbaus erfolgt bei einer Kornfeuchte von 17 – 19% der Erntezeitpunkt liegt arbeitswirtschaftlich sehr günstig nach der Getreideernte (Weizen, Hafer) und vor der Sonnenblumen- und Maisernte; je nach Sorte von Ende August bis Anfang Oktober stehende Bestände lassen sich ohne Mühe wie Getreide ernten; die Hektarleistung liegt höher als bei Getreide 11. Mähdreschereinstellung: - angepaßte Vorfahrtgeschwindigkeit, möglichst gegen die Lagerrichtung der Erbsen niedrige Haspeldrehzahl, möglichst vor dem Messer laufend möglichst großer Dreschkorb (ideal ist ein Maisdreschkorb) weiter Dreschtrommelabstand niedrige Dreschtrommeldrehzahl Siebe oben: 12 – 14 mm, Siebe unten: 10 –12 mm, gegebenenfalls weglassen Wind ½ - ¾ wegen des höheren Schmutzanteils Maschine öfter reinigen und überprüfen zur Vermeidung von Ernteverlusten: zusätzliche bzw. spezielle Ährenheber Schneidwerk möglichst tief führen geringe Trommeldrehzahl weiter Korbstand besondere Druschausrüstungen sind nicht erforderlich 12. Hinweise zur Sortenwahl: Sorten der Firma SAATEN-UNION: Sorten: besonders standfest: EIFEL und MIAMI hohes Ertragspotential: BACCARA und NICOLE auf feuchten Standorten: halbblattlose Sorten verwenden auf trockenen Standorten: normalblättrige Sorten verwenden für den alternativen Landbau: BOHATYR UND GRANA, schließen schnell den Bestand - -7- die Sorte SCIROCCO verfügt über ein Ertragsniveau von 45 dt/ha daraus ergibt sich ein Mehrertrag von ca. 120 DM/ha gegenüber anderen Sorten Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: -8-