Sehr geehrter Herr Staatssekretär Gibowski

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Sehr geehrter Herr Staatssekretär Gibowski,
Sehr geehrter Herr Staatssekretär Dr. Eberl,
Sehr geehrter Herr Dr. Wendisch,
Sehr geehrte Mitarbeiter der Landesvertretung Niedersachsen beim Bund,
Sehr geehrte Bundestagsabgeordnete,
Liebe Bodenkundler und Bodenkundlerinnen,
Verehrte Gäste aus nah und fern
Im Namen des Kuratoriums Boden des Jahres begrüße ich Sie zur Vorstellung des
Boden des folgenden Jahres, die wir in jedem Jahr aus Anlass des Weltbodentages
vornehmen.
Im Jahr 2003 wurde anlässlich des Weltbodenkongresses in Bangkok bei der
UNESCO beantragt, den 5. Dezember eines jeden Jahres zum Weltbodentag zu
erklären.
Warum ein Weltbodentag?
Böden als sehr dünne Haut der Erde bilden, wenn sie gesund und fruchtbar sind, die
Grundlage unserer Existenz und den Mittelpunkt funktionierender Ökosysteme. Die
Frage ist, ob wir als Hauptnutzer sorgsam genug und auf Nachhaltigkeit bedacht mit
der Ressource Boden umgehen.
Der Anteil der kulturfähigen Böden an der eisfreien Landfläche der Erde ist relativ
klein und kann kaum vergrößert werden. Nahezu alle frucht- und nutzbaren Regionen
werden bereits vom Menschen bewirtschaftet, in vielfacher Form und oft nicht
standortangepasst und nicht nachhaltig. Global gesehen sind die Bodenverluste
durch Wind- und Wassererosion, Wüstenbildung und Versalzung sehr groß. So
wurde in der UN - Milleniumsdeklaration festgestellt, dass 2 Mrd. ha ehemals
genutztes Land, also eine Fläche so groß wie Kanada und die USA zusammen,
durch menschliches Einwirken irreversibel zerstört sind. Jedes Jahr fallen nahezu 20
Mio. ha aus der Nahrungsmittelproduktion heraus. Diese endgültig scheinende
Bodendegradierung zieht eine unheilvolle Spiralbewegung nach sich: Sie verursacht
eine totale Verarmung der in den betroffenen Regionen lebenden Menschen, die
wiederum die Ursache für weitere Bodenzerstörung darstellt. Diese Zerstörung kann
durch die kaum messbare natürliche Bodenneubildung in keiner Weise kompensiert
werden.
Die Hauptursache für den zu sorglosen Umgang mit Böden ist mangelndes
Bodenbewusstsein.
Je nach den verschiedenen Standort- und Lebensbedingungen werden die
vielfältigen Bodenfunktionen sehr unterschiedlich und oft nur eingeschränkt
wahrgenommen. Durch die Globalisierung des Handels tritt gegenwärtig z. B. die
Funktion in ihrer Bedeutung zurück, die seit Beginn der Menschheitsentwicklung als
am wichtigsten angesehen wurde, nämlich die Fähigkeit zur Produktion von
Nahrungsmitteln und nachwachsenden Rohstoffen. Wenngleich für Industrienationen
diese Fähigkeit fruchtbarer Böden durch die Möglichkeit von Nahrungsmittelimporten
nicht mehr so grundlegend und wichtig erscheint, hängt für den überwiegenden Teil
der wachsenden Menschheit in den meisten anderen Staaten davon ihre zukünftige
Existenz ab.
Im Blickpunkt des öffentlichen Interesses steht besonders die Funktion der Regelung
von Wasserkreisläufen. Insbesondere unter dem Aspekt des globalen Klimawandels
gewinnt sowohl die Wasserverfügbarkeit für Pflanzen in der durchwurzelbaren
Bodenzone als auch die ausreichende Abflussspende für die Grundwasser- und
Trinkwasserbildung ständig an Bedeutung. Im Zusammenhang mit
Hochwasserereignissen wird die Rolle der Wasserspeicherfähigkeit landwirtschaftlich
und forstwirtschaftlich genutzter Böden stärker diskutiert.
Erst ganz allmählich wird die zentrale Stellung der Böden als Garant für biologische
Vielfalt und damit Stabilität der Ökosysteme stärker beachtet.
Sehr großes Interesse findet die wichtige Rolle der Böden
als Ausgleichsmedium und Kohlenstoffsenke für freigesetzte klimarelevante Gase in
die Atmosphäre, insbesondere von CO2. Bekannt ist, dass z. B. in land- und
forstwirtschaftlich genutzten Böden organisch gebundener Kohlenstoff gespeichert
ist. Mit ca. 1500 Gigatonnen bindet der Boden derzeit etwa doppelt soviel
Kohlenstoff, wie im Kohlendioxid (CO2) der Atmosphäre vorkommt. Noch nicht
geklärt ist, unter welcher Art der Bodenbewirtschaftung dieser Kohlenstoff einerseits
freigesetzt oder andererseits zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre gebunden wird.
Die angeführten Beispiele belegen, welche Basisleistungen von der begrenzten
Ressource Boden für eine nachhaltige Entwicklung erbracht werden können. Dafür
allerdings müssten die Risiken durch menschliche Nutzung in allen Regionen
eingeschränkt werden, die noch nicht irreversibel geschädigt sind. Um auf diese
Zusammenhänge aufmerksam zu machen und für einen verantwortungsvollen
Umgang eine weltweite Lobby zu gewinnen, gibt es in jedem Jahr den Weltbodentag.
Warum benötigen wir nun auch noch einen Boden des Jahres?
Interesse soll geweckt werden für das, was unter unseren Füßen wenig beachtet
oder wahrgenommen wird, was man in der Regel nicht sieht, was schmutzig ist und
mystisch wirkt. Interesse wird aber nur entstehen, wenn Wissen und Erkenntnisse
über Böden wachsen. So möchten wir in jedem Jahr einen anderen Boden vorstellen
und gut bekannt machen.
Der BVB und die DBG hatten die Idee, dazu beginnend am Weltbodentag das jeweils
darauf folgende Jahr zu nutzen. Wir stellen heute zum dritten Mal einen Boden des
Jahres vor, die Kampagne erfreut sich zusehends eines größeren Interesses. So
können wir in diesem Jahr erstmals aus 18 Ländern, von Bangladesch und Botswana
bis Uganda und Uruguay junge Menschen begrüßen, die sicher zukünftig als
Multiplikatoren für den Bodenschutz in ihren Ländern wirken werden. Welcome for
the celebration „Soil of the year 2007.”
Besonders freuen wir uns im Kuratorium, dass wir die jeweilige Vertretung des
Landes beim Bund, aus dem der Vorschlag zum Boden des Jahres kommt, als
Gastgeber für die Präsentation gewinnen konnten. So sind wir in diesem Jahr Gäste
der Vertretung des Landes Niedersachsen. Wir haben in der Vorbereitung und für
den heutigen Tag jede denkbare Unterstützung erfahren. Leider kann der Schirmherr
des Boden des Jahres 2007, Herr Ministerpräsident Christian Wulff, heute nicht
teilnehmen, aber die Mitarbeiter seiner Landesvertretung vertreten ihn großartig.
Dafür möchten wir uns herzlich bei Ihnen, Herr Staatssekretär Gibowski, und bei
Ihrer Crew bedanken. Meinen besonderen Dank möchte ich Frau Änne Weishampel
für ihre Unterstützung aussprechen.
Ihnen allen wünsche ich nun eine interessante Veranstaltung, die mit einer
Überraschung beginnen wird, bevor wir zu den Grußworten kommen
Sie hören die Uraufführung eines Bodenliedes in Deutschland, der Künstler ist der
Bodenkundler Ingo Andruschkewitsch.
(Prof. Dr. M. Frielinghaus als Sprecherin des Kuratoriums am 01.12.06 in Berlin)
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