Peter Salzgeber, seit 1998 Kommandant der Sanitätspolizei der Stadt Bern Kontakt: Peter Salzgeber Kommandant Sanitätspolizei Nägeligasse 2 Postfach 3000 Bern 7 T +41 (0)31 634 84 01 F +41(0)31 634 84 77 E-Mail: [email protected] In Not? Ruf 144 Mit Peter Salzgeber nimmt der Kommandant der Sanitätspolizei Bern Stellung zum Thema. «Alarmieren auf Telefonnummer 144 kann jeder», sagt Peter Salzgeber, «die Alarmierung ist das wichtigste. Die Mitarbeitenden der Sanitäts-Notrufzentralen 144 helfen auch in schwierigen Fällen mit sachdienlichen Hinweisen Schritt für Schritt weiter.» In seiner langjährigen Praxis beobachtet Peter Salzgeber, dass die landläufige Meinung über Erste Hilfe und die Realität weit auseinanderklaffen – leider, wie er sagt, denn oft genug wäre mit wenig Aufwand viel Hilfe zu leisten. Salzgeber: «In zwei von drei Fällen ist heute Hilfe bei Herz-Kreislauf-Problemen gefordert, bei denen die Alarmierung der Rettungskräfte die allererste Massnahme ist. Hier hilft jede Minute buchstäblich Leben und Lebensjahre zu retten. Wenn darüber hinaus mit Wiederbelebungshilfen begonnen werden kann (kardiopulmonale Reanimation CPR), ist das eine Stufe besser. Die Alarmierung steht jedoch an erster Stelle; bei Bedarf gibt die Einsatzzentrale 144 Anleitungen über das weitere Vorgehen.» Aus seiner Praxis kann Peter Salzgeber folgende Begebenheit erzählen, die sich vor rund zwei Jahren ereignete: «Vom Geschäft her ist eine lockere Gruppe von Freunden zu einem CPR-Kurs gegangen. Zum Glück! Wochen später spielten sie gemeinsam Unihockey, als einer von ihnen bewusstlos zusammen brach. Die Kollegen alarmierten sofort 144 und dank ihrer CPR-Schulung konnten wir den Patienten nach dem Eintreffen auf dem Unfallplatz – dies geschah rund zehn Minuten nach der Alarmierung – bereits mit ausreichendender Kreislauftätigkeit übernehmen. Seine Heilungschancen waren so viel besser. Ohne diese Massnahmen wäre es möglicherweise sein Todesurteil gewesen. Mir hat es gezeigt: Die Alarmierung ist entscheidend und Laien sind gut beraten, wenn sie bis zur Überbrückung der Einsatzkräfte eine CPR aufrechterhalten könnten.» In seiner Praxis hört Salzgeber immer wieder vordergründige Einwände gegen Laienhilfe, aber damit kann er aufräumen: «CPR kann jeder erlernen. Bei einer sachgerechten Anwendung besteht für den Patienten kaum Gefahr. Tatsächlich kann jeden heute ein HerzKreislauf-Problem treffen und jeder wäre um Hilfe froh. Nothilfe in blutigen Unfällen ist wirklich selten, und bei schweren Verkehrsunfällen beschränkt sich Laienhilfe hauptsächlich auf Alarmierung und Absicherung. Aber nur schon um seine CPR-Kenntnisse aufzufrischen, wäre das regelmässige Wiederholen eines Ersten-Hilfe-Kurses nützlich und manchmal lebensrettend.» Kann ein Laie bei der Herz-Massage etwas falsch machen? Das ist eine der meistgehörten Fragen. Peter Salzgeber: «Im Grunde genommen nein. Auch wenn vielleicht mal eine Rippenquetschung resultieren sollte, überwiegt der Nutzen der Lebensrettung bei Weitem. Ich hätte noch nie gehört, dass ein Patient geschädigt worden wäre.» Der Kommandant der Sanitätspolizei Bern kann seine Beobachtungen mit Zahlen belegen: «Wir haben im Schnitt pro Jahr 16 500 Einsätze, davon 8 500 Notfalleinsätze. Über 5 000 davon, also praktisch zwei von dreien, werden durch Herz-Kreislauf-Probleme ausgelöst. 700 Einsätze sind Verkehrsunfälle, bei weitem die Minderzahl.» Salzgeber sagt: «Wahrscheinlich verbinden viele Leute mit dem Thema Erste Hilfe einfach noch immer landläufige Vorstellungen vom Verkehrsunfall, weil die Allermeisten den Kurs in Verbindung mit dem Fahrausweis belegten – aber die Erste-Hilfe-Realität sieht anders aus; sie ist nahezu unblutig und assistierender als man es gemeinhin mit seinen Vorstellungen verbindet, aber bei weitem nicht minder lebensrettend.» Weiterführender Link: Sanitätspolizei Bern http://www.bern.ch/stadtverwaltung/sue/sp