1 Artikel 2 Magnetfeld gerader Leiter Jeder elektrische Strom, ob er durch ein Metall, einen Halbleiter, einen Elektrolyt, eine Batterie, einen Akku oder durch das Vakuum fließt, umgibt sich mit einem Magnetfeld. Das Magnetfeld hat bei einem geraden Metalldraht die Gestalt konzentrischer Rohre, die im allgemeinen als konzentrische Kreise dargestellt werden und sich als Schnitte auffassen lassen, die senkrecht zu den Rohrachsen ausgeführt werden. Die Schnitte können auch als Feldlinien gedeutet werden, in deren Mittelpunkt der vom Strom durch(+) I flossene Leiter liegt (Abb. 1). Den konzentrischen Feldlinien muss Θ ein Richtungssinn zugeordnet werden; denn eine Magnetnadel, die in das Feld des Leiters hineingestellt wird, gibt mit ihrem Nordpol stets die Richtung der Feldlinien an. Dabei richtet sie sich in der Weise aus, dass die Feldlinien in den Südpol der Magnetnadel eintreten und sie durch den Nordpol wieder verlassen. Das Auftreten eines DrehN moments bei der Ausrichtung der Nadel wird mit der Tendenz der Feldlinien erklärt, sich zu verkürzen. Im Fall der Anordnung, die in S Abb. 1dargestellt ist, fließt ein Strom (+ I) fiktiver positiver Ladungen von dem auf der linken Seite liegenden Pluspol durch den Leiter zu dem rechts liegenden Minuspol (Technische Stromrichtung TS). Das zugehörige magnetische Feld erscheint in Form konzentrischer Abb. 1, Technische Stromrichtung ( TS) Blick in die positive Stromrichtung Feldlinien, deren Richtung durch den Vorschub einer sich in StromRechtsdrehung richtung eindrehenden Rechtsschraube gegeben ist. Das bedeutet, dass die Feldlinien, in Strömungsrichtung betrachtet, eine Drehung im Uhrzeigersinn aufweisen. Unterhalb des Leiters befindet sich eine Magnetnadel, deren Ruhelage im Erdfeld durch den von rechts nach links weisenden punktierten Pfeil angedeutet wird. Die Ausrichtung im Feld des Leiters wird durch den ausgezogenen Pfeil gekennzeichnet. Dessen Nordpol weist hinter die Papierebene und der Südpol (+) I auf den Betrachter (Abb. 1. Damit wird die Rechtsdrehung der Feld Θ linien bestätigt. Blickt man nun vom Minuspol gegen die positive Stromrichtung auf den Pluspol, so zeigt die Magnetnadel eine Linksdrehung an (Abb. 2). Diese Blickrichtung gegen die Strömung ist aber zugleich die Richtung des Stromes der realen Elektronen, die ein negatives Vorzeichen tragen (Physikalische Stromrichtung PS). Das N linksdrehende Feld ist offenbar typisch für einen Strom mit negativen S tiven Ladungsträgern (Abb. 3). Abb. 2 und 3 stellen TS und PS dar, beide gegen die Strömungsrichtung betrachtet. Die Abb. 3 bildet den Übergang zur NV. Wird nämlich das Vorzeichen der Elektronen umgewandelt, entsteht ein positiver Strom, der von rechts nach links Abb. 2, Technische Stromrichtung (TS) Blick gegen die positive Stromrichtung durch den Leiter fließt. Da wieder, wie überall in der Physik, eine RechtsLinksdrehung schraubenregel gelten soll, muss die Richtung des Magnetfeldes von einer Linksdrehung in eine Rechtsdrehung geändert werden (Abb.4 ). Folgerichtig muss dann auch die Feldrichtung der Magnetnadel in die Gegenrichtung verkehrt werden. Dies geschieht dadurch, dass die Feldlinien in den Nordpol der Nadel (oder allgemein eines Magneten) eintreten und ihn über den Südpol wieder verlassen. Auf diese Weise behält (–)I die Magnetnadel die gleiche Richtung, die sie in den Fällen von TS Θ Θ (Abb. 1) und PS (Abb. 3) bereits eingenommen hatte (vgl. auch Abb. 4). Wenn man die Veränderungen zusammenstellt, die beim Übergang von der KV zur NV stattgefunden haben, so handelt es sich nur um zwei Dinge. 1. Die Vorzeichen der Pole und 2. die Richtung der N Magnetfelder wurden geändert. Dabei gelten die üblichen Regeln unverändert weiter. So ist der Ausgangspunkt eines positiven Stromes im Verbraucher ein positiver Pol, und der positive Strom fließt in einem Verbraucher stets vom positiven zum negativen Pol. Bei der Bestimmung der Drehrichtung des Magnetfeldes eines geraden Leiters gilt die RechtsAbb. 3, Physikalische Stromrichtung (PS) Blick in die negative Stromrichtung schraubenregel. Dreht man eine Rechtsschraube in der Richtung des Linksdrehung positiven Stromes ein, so dass der Vortrieb mit der Stromrichtung übereinstimmt, so gibt die Drehrichtung der Schraube die Richtung des magnetischen Feldes an. 2 Schließlich soll noch auf eine weitere Bezeichnung der Magnetpole hingewiesen werden, die gegenwärtig nur selten verwendet wird, die jedoch im vorliegenden Fall von Nutzen sein könnte. Der magnetische Nordpol wird gelegentlich auch mit Pluspol und der magnetische Südpol mit Minuspol bezeichnet (KV). Dabei wird unter Pluspol derjenige Pol verstanden, aus dem die magnetischen Feldlinien austreten (Nordpol), und unter Minuspol derjenige Pol (Abb. 5), in den die Feldlinien eintreten (Südpol). Diese Definitionen legen es nahe, den Nordpol im Sinne der NV (+) I jetzt mit Minuspol (Feldlinieneintritt) und dementsprechend den Θ Südpol nun mit Pluspol (Feldlinienaustritt) zu bezeichnen (Abb. 6), während die Bezeichnungen Nordpol und Südpol an den bisherigen Stellen unverändert erhalten bleiben. . N N Pluspol S ˚ Minuspol S Abb. 4, Neue Vorzeichengebung (NV) Blick in die positive Stromrichtung, Rechtsdrehung Abb. 5, Magnetnadel, KV Der Nordpol einer Magnetnadel zeigt bei der NV ebenso wie bei der KV in die Richtung des magnetischen Südpols der Erde, N S der in der Nähe des geographischen Nordpols liegt, während der ˚ Südpol der Magnetnadel in die Richtung des magnetischen Minuspol Pluspol Nordpols der Erde weist, der sich in der Nähe des geographischen Südpols befindet. Im Sinne der neuen Vorzeichengebung treten die magnetischen Feldlinien aus dem magnetischen Südpol der Abb. 6, Magnetnadel, NV Erde aus und in den magnetischen Nordpol ein. Im Innern der Erde und ebenso im Innern eines jeden Permanentmagneten oder einer Spule verlaufen die Feldlinien vom magnetischen Nordpol zum magnetischen Südpol. In der folgenden Tabelle sind die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen der Konventionellen Vorzeichengebung mit den beiden unterschiedlichen Lesarten der Technischen und der Physikalischen Stromrichtung und der Neuen Vorzeichengebung zusammengestellt worden. Konvent. Vorzeichengebung (KV) Richtung Technische Stromrichtung (Abb.1): der Ein Strom fiktiver positiver ElemenStröme tarladungen läuft von links nach rechts. Neue Vorzeichengebung (NV) Ein Strom realer Elektronen, denen jeweils eine positive Elementarladung zugeordnet ist, bewegt sich von rechts nach links (Abb.4). Physikalische Stromrichtung: Ein Strom realer Elektronen, denen jeweils eine negative Elementarladung zugeordnet wird, bewegt sich von rechts nach links (Abb. 3). Richtung Der Nordpol der unter dem Leiter der aufgestellten Magnetnadel zeigt Magnet in beiden obigen Fällen (TS und PS) felder eine Rechtsdrehung an (Abb. 1 u. 3) Tabelle Der Nordpol der unter dem Leiter aufgestellten Magnetnadel zeigt eine Rechtsdrehung an Gemeinsamkeiten Die Richtung des realen Elektronenstroms mit negativen Vorzeichen (KV) stimmt mit der Richtung des realen Elektronenstroms mit positiven Vorzeichen (NV) überein. Beide laufen von rechts nach links (vgl. Abb. 3 u. 4) Unterschiede Die Richtung des fiktiven positiven Stromes der KV von links nach rechts (Abb. 1) unterscheidet sich von der des realen Elektronenstroms mit positivem Vorzeichen der NV (von rechts nach links, Abb. 4) Der Nordpol der unter Wegen der verschiedenen dem Leiter aufgestellten Strömungsrichtungen der Magnetnadel zeigt bei fiktiven positiven Elemenbeiden Vorzeichentarladungen und der realen systemen eine Rechts- positiven Elektronen haben drehung an auch die Magnetfelder im direkten Vergleich unterschiedliche Richtungen. Ein Ausgleich erfolgt da durch, dass die Richtung der Magnetfelder in Magnetnadeln und allen anderen magnetischen Körpern umgekehrt wird.