zf-kommunikation - Fachschaft Psychologie Freiburg

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KOMMUNIKATION
(=Kom)
1. Kommunikationsmodelle
1.1
Sender-Empfänger-Modell nach Shannon & Weaver (1949):
- „Technische“ Aspekte, Sender-Codierer-Kanal-Decodierer-Empfänger  nicht wichtig
1.2 Psychologische Aspekte des Kommunizierens nach Watzlawik, Beavin & Jackson (2000)
- Man kann nicht nicht kommunizieren (es wird immer kommuniziert)
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt (Bsp: wenn
Beziehung schlecht nehme ich implizit an „ich bin schuld, sagst du, um mich zu kränken
Wenn Beziehung gut: anderes implizit wahrnehmen (sachlich-inhaltliche Aspekte)
- Die Natur der Kommunikation ist durch Interpunktion des Kommunikationsablaufs
seitens der Partner bedingt. (jeder interpretiert den Anfang e. Konflikts aus seiner Sicht,
Kom ist eine unendl. Kette von Äußerungen, interpret./verstehen unsere Äußerung auf
Reaktion des Partners, der sieht es umgekehrt
1.3
Das Vier-Seiten Modell von Schulz von Thun (1998)
(spielen in jeder Kom bestimmte Rolle auf Seiten des Senders und Empfängers)
- Sachinhalt: Worüber der Sender informiert (Sorry für Verspätung, der Manager hat
mich aufgehalten)
- Selbstoffenbarung: Was der Sender über sich vermittelt (ich bin ein toller Kerl, der
Manager hat mit mir gesprochen)
- Beziehungsaussage: Wie der Sender zum Empfänger steht (ich bin etwas Besonderes in
Diesem Seminar)
- Appell: Wozu der Sender den Empfänger veranlassen möchte (evtl.: behandelt mich
anders als alle anderen)
(Empfängerohr, z.B. Seminarleiter kann sich entscheiden nur Sachinhalt zu hören, alles
andere überhören)
1.4
Pragmatische Perspektive von Grice (1975):
(Sprachpragmatiker, haben sie das vs. ein Stoppschild gesehen, zusammenstoßen vs.
krachen)
- Sprachliche Kom: auch Schlussfolgerungen über Nicht-Gesagtes, über Wissen und
Absichten der Kommunikationspartner
1) Maxime der Qualität (Adressat und Sprecher folgen Logik im Geschehen, jede
Aussage hat Bedeutung)
2) Maxime der Quantität (jmd. sagt etwas 2xmuss Bedeutung haben, hinter jeder
Äußerung steht Absicht und Aspekt der Realität, Bedeutung geht über Sachinhalt hinaus)
3) Maxime der Relevanz (nur das sagen, was noch relevant ist, schon bekannte
Informationen verwenden, Empfänger erwartet das. Falls nicht: Muss Bedeutung haben
4) Maxime der Art und Weise (wie man sprechen sollte, alle Abweichung = Bedeutung)
- Hörer unterstellen die Qualität, angemessene Quantität, Relevanz und gute Gestaltung
des Gesagten; Sprecher wissen, dass sie so verstanden werden (impliziter Kommunikationsvertrag mit impliziten Regeln) (interpretieren alles mit Hintergrundwissen, hören
nicht nur wörtlich gesagtes)
1.5 Die lexikalische Perspektive: Das Linguistic Category Model von Semin & Fiedler (1992)
Klassen von Worten, die zur Beschreibung zwischenmenschlichen Verhaltens
verwendet werden können, geordnet von konkret zu abstrakt:
- Deskriptive Aktionsverben (z.B. jmd. die Hand geben)
- Interpretative Aktionsverben (z.B. jmd. begrüßen)
- Zustandsverben (z.B. jmd. mögen)
- Adjektive (z.B. freundlich)
Konkrete Beschreibungen implizieren geringere Stabilität, bessere Verifizierbarkeit
(besser überprüfbar, faktenorientiert)
Abstrakte Beschreibungen führen zu dispositionaler Attribution.
(Persönlichkeitseigenschaft, überdauernder, suggeriere, dass mir etwas an der Person liegt,
schlechter überprüfbar)
Wichtig bei der Zuschreibung von Verantwortung in Paarbeziehungen, bei
Gerichtsprozessen,…
2. Sprachliche Kommunikation
2.1.1 Sprachliche Kommunikation nach Clark (1996) (konservativ)
(1) Sprache hat primär eine soziale Funktion (kommt aus sozialer Interaktion)
(2) Sprache ist gemeinsames Handeln (jointaction) (man muss immer beide Personen
im Blick haben, nicht nur Sprecher z.B.
(3) Sprache kreist immer um das, was ein Sprecher meint (speaker’s meaning) und ein
Adressat versteht (adressee’s understanding)
(4) Sprache erfolgt im Allgemeinen Face to Face (FtF)
(5) Sprache findet (oft) auf mehreren Ebenen statt (Bsp: Kind Märchen erzählen, es
gleichzeitig nach etwas anderem fragen)
(6) Sprache verlangt eine kognitions- und eine sozialwissenschaftliche Erforschung
(innerhalb d. Menschen, wie er denkt und zwischenmenschl. Aspekte)
2.1.2 - Common ground und grounding nach Clark & Brennan (1991)
(grounding (ich sage etw., der andere macht deutlich, dass er mich versteh, z.B.
führt zum common ground (=geteilter Bezugsrahmen, gemeinsame Wissensbasis))
- Methoden zur Erweiterung und Absicherung des gemeinsamen Verständnisses
(presentation phase (Sender), acceptance phase (Empfänger))
 back channeling, weiterführende Fragen,
nonverbales Feedback (gebe zum Ausdruck,
dass ich noch „dabei“ bin
antwortet Empfänger „aktiv“, kommt er in die presentation phase
- Prinzip des geringsten gemeinsamen Aufwands (principle of least collaborative
effort) (Adressat ist irrititert, wenn Sender mehr redet als nötig)
- Herstellung referenzieller Identität (Grounding references) (Bsp. f. grounding)
Alternative Beschreibungen, hinweisende Gesten, explizite sprachliche Hinweise, Versuch und Irrtum (z.B. Der Beamer…- der da oben? - Ja, der
2.1.3 Audience design (Anpassung der Kommunikation an das Wissen des /der Anderen
mit Hilfe von Heuristiken; Annahme über den Common ground) selbstlose Kom
- Community membership heuristic: Berücksichtigung der Gruppenzugehörigkeit
(was studiert jmd.? z.B. Physik)
- Linguistic copresence heuristic: Voraussetzung des schon Gesagten (was im
Gespräch gelaufen ist wird vom anderen gewusst)
- Physical copresence heuristic: Bezug auf gegebene Objekte
Illusion der Evidenz: Arzt-Patient-Röntgenbild oder PC Bsp. (Experte und Laie)
2.2.1 Wie wir uns ein Bild vom Wissen Anderer machen: Die Clark-Keysar
Kontroverse
Standpunkt von Clark:
Wir bemühen uns von Anfang an um ein korrektes Bild (z.B. mit Hilfe
von Heuristiken) (Art des Sprechens auf Wissen des Anderen münzen)
Standpunkt von Keysar:
-Wir haben egozentrische Bias (Horton & Keysar, 1996); mein Wissen
ist dein Wissen; Korrektur erst, wenn Kommunikation scheitert.
(korrigieren erst, wenn wir merken, der andere hat andere Basis als)
-Missachtung, dass Information priviligiert sein kann (Keysar, 1994)
(nicht jeder ist Psycho-Student)
- Überschätzung der eigenen Sprecherleistung (Keysar & Henle, 2002)
(denkt, der andere muss verstehen, was/wie ich etwas sage)
2.2.2 Überschätzung der eigenen Sprecherleistung (Keysar & Henle, 2002)
Schwierigkeit nicht zu gelingende Kom zu antizipieren
Material: Ambige Sätze (the daughter of the man and the woman arrived)
Für eine Diade (ein Sprecher-Adressaten-Paar) ein Punkt als durchschnittlicher
Wert in Grafik  Sprecher überschätzen ihre Leistung, die Fähigkeit,
verstanden zu werden, 71% denken, sie wurden richtig verstanden, in
Wirklichkeit sind es aber nur 61%
2.2.3 Wie wir uns ein Bild von anderen machen: Das Modell von Nickerson (1999)
(Modell siehe Folie 12) Vorstellung wie jmd. vorgeht, der ein Gespräch beginnt
Modell of own knowledge: Wie Keysar: setzen eigenes Wissen voraus
+ Model of unusual aspects of own knowledge: Wissen darüber, dass das eigene
Wissen typisch ist (z.B. Psychologie) und f. anderen untypisch

Default mode of random other’s knowledge: Modell eines zufällig anderen,
können auf das Wissen einer beliebigen Person schließen
Models of what categories of people know: Wie Clark: Kategorienzugehörigkeit
(studiert Physik) hilft abzuschätzen, was zum Wissen des anderen gehört
+ Long-term knowledge of specific others: was ich über eine Person von früher weiß

Initial model of specific other’s knowledge: habe eine konkrete Person vor Augen,
weiß, was ich sagen kann/muss, damit sie mich versteht
Information obtained on on-going basis: Verbessere im Dialog Wissen über anderen

Working model of specific other’s knowledge: Arbeitsmodell über Wissen des
Anderen, erweitere, verbessere mein Wissen über das des anderen
2.2.4 Zuschreibung eigenen Wissens zum Common ground und daraus resultierende
Kommunikationsfehler (Nickerson, 1999)
- False consensus effect: Überschätzung der eigenen Meinung für And
(Bsp. Wahlkandidat, was für mich wichtig = für anderen wichtig, man hält sich
für prototypischer als man ist
- Curse of knowledge: „Fluch des Wissens“ führt zur Unterschätzung der
Schwierigkeit, die andere haben (mehr Wissen = schlechtere Einschätzung)
- Illusion of simplicity: Glaube, dass etw. Einfach ist, weil es einem Selbst vertraut
ist (z.B. Denksportaufgabe, schwierig in andere Person hereinzuversetzen)
- Illusion of evidence: z.B. bei Anwendung der physical copresence heuristic (s.o.)
- Fehlerhafte Einschätzung des eigenen Wissens: Hindsight-Bias (RückschauFehler) Eifelturmschätze auf 52m, erfahre: 300m, wie hoch urspr. eingeschätzt? meistens
was dazw., also 280m, schwer einzuschätzen wie „Wissen vor dem Wissen“ war
3. Kommunikationsmedien und ihre Merkmale
3.1 Merkmale von Kommunikationsmedien (Clark & Brennan 1991)
- copresence: gemeinsam anwesend sein
- visibility: sich sehen
- audibility: sich hören
- contemporality: Gesendetes sofort empfangen
- simultaneity: (fast) gleichzeitig empfangen und senden (z.B. entrüsteter Blick, etc.)
- sequentiality: Beiträge folgen aufeinander
- reviewability: Rückgriff auf dokumentierte Beiträge möglich
- revisability: Überarbeitung von Beiträgen vor Sendung möglich
Für bestimmte Situationen besser wenn nicht FtF, Bsp. Aus VL: Doktorandin möchte
Kommentar zu ihrer Arbeit: bei FtF: unüberlegte Standartantwort, evtl. sogar
Abgewiesen. Mail/Forum: Profs lassen sich mehr Zeit, überlegen Antwort genauer,
wissen, auch andere können es lesen  Worte können nicht nachgewiesen werden
aber trotzdem FtF notwendig um zu wissen, wer Kommentare schreibt
3.2 Kommunikationsmedien und ihre Merkmale (Cark & Brennan 1991)
Medium
Face-toFace
Telefon
Videoko
nferenz
Anrufbe
antworte
Merkmale
Copresence, visibility, audibility, contemporality, simultaneity, sequentiality
Email
Briefe
Reviewability, reviseability
Reviewability, reviseability
Audibility, contemporality, simultaneity, sequentiality
Visibility, audibility, contemporality, simultaneity, sequentiality
Audibility, reviewability
3.3 Kommunikationsmedien und ihre Merkmale (Rummel & Spada, 2005)
(x)= treffen in Lerngruppe, ausarbeiten zu Hause z.B.
= DesktopVideo-Konferenz
3.4
Eine pragmatische Sicht auf verschiedene Kommunikationsmedien (Adler & Rodman,
2003)  Tabelle siehe VL-Folie 17
3.5
Kommunikation mit Desktop-Videokonferenzsystem von Ort zu Ort
- Realisiert bspw. mit Skype, Kamera, Austausch von und Arbeit an gemeinsamen
Anwendungen am Rechner
- Anwendungsmöglichkeiten u.a.: Arbeit an gemeinsamen Texten, Fernreperatur von
Maschinen, Kooperation von Medizinern
 Erleichterte Gestaltung von gemeinsamen und individuellen Arbeitsphasen
Nachteile: Problem der Qualität der Audio-Video-Verbindung, fehlender BlickKontakt (Kamera über den Augen), reduzierte nonverbale Kommunikation, erhöhter
Aufwand für Grounding und Sprecherwechsel (O’Conail & Wittaker, 1997)
3.6
Verbesserte Zeugenaussagen von Kindern über Video (Doherty-Sneddon, 2003)
Einsatz von Video- statt direkter Befragung in vielen Gerichten von Großbritannien
Vorteile: - geringere Belastung der befragten Kinder bei gleicher Effizienz der
Befragung
- geringerer Anteil falscher Aussagen
- geringerer Einfluss von Suggestiv-Fragen
Studie mit 6- und 10-jährigen
3.7
Mobilität für geistig Behinderte (Sullivan & Fisher, Center for Lifelong Learning and
Design, University of Colorado at Boulder, USA)
- Handholds mit Global Positioning System (GPS) Technologie
- Unterstützung von geistig Behinderten bei der Nutzung öffentl. Verkehrsmittel
- Anstelle eines Trainings starren, oft in die Irre führenden Ablaufs, situationsangepasste Online-Unterstützung
- zentrale Überwachung durch Betreuer
(Display zeigt Behinderten an, welchen Bus sie nehmen müssen, (der auch mit GPS
ausgestattet ist) sind so mobiler und selbstsicherer; geringere Kosten
4.
Besser kommunizieren lernen (Adler & Rodman, 2003) siehe Folie 39-43
- Richtig zuhören - Fehler vermeiden (6 „Fehlformen“, wie man es nicht tun sollte)
- Zuhören  um Infos zu erhalten  oder um Gesagtes kritisch zu analysieren
- Beispiele für einfühlsames Zuhören (7 Formen)
- Richtig sprechen: Informieren (6 Formen, letzte mit 3 Unterpunkten)
- Richtig sprechen: Überzeugen (3 Formen mit jeweils 2 Unterpunkten)
- Logische Fehler beim Überzeugen (6 Fehler)
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