1 Die Südslavia diachron und synchron Kasilda Bedenk & Alexandra Gallen Allgemeine Einführung in die slaw. Sprachen, Literaturen und ihre Geschichte, Einheit VI Anbindung an die Einheit IV von PD: Südslawische Standardsprachen Kurze Erinnerung an die Eckdaten: Westsüdslawische Gruppe: Slowenisch: ca. 2,2 Mio. Sprecher; Standardsprache von 1,8 Mio Slowenen in Slowenien, Slowenisch wird auch von Slowenen außerhalb des Territoriums des slowenischen Staates benutzt: in Österreich (v.a. Kärnten), Nordostitalien, Südwestungarn, Emigration (Westeuropa, USA, Kanada, Argentinien, Australien), westliche Gruppe des Südslawischen Kroatisch: in Kroatien von ca. 4,7 Mio. Sprechern, in der Republik Bosnien und Herzegowina von 0,8 Mio. Sprechern, bosn. Kroaten, kroatische Minderheiten in Serbien, Slowenien, Ungarn, Österreich, insgesamt also ca. 5,5 Mio Sprecher Serbisch: Standardsprache in Serbien und Montenegro (Frage, ob Montenegrinisch als eigene Standardsprache gewertet werden soll), von den Serben in Bosnien und Herzegowina (in der Republika Srpska), von den serb. Minderheiten in Kroatien, Makedonien, Ungarn, Rumänien, Emigranten in Europa, Nord- u. Südamerika, Australien, ungefähr 12 Mio Sprecher Bosnisch: schwierige Geschichte. Es gab eigentlich bis 1995, dem Vertrag von Dayton, der die jugoslawischen Sezessionskriege mit einem internationalen Übereinkommen beendete, keine bosnische Standardsprache, sondern als Standard wurde Serbokroatisch verwendet (stärker mit Turzismen versetzt). Nach den Kriegen orientierten sich die Kroaten in Bosnien am Standardkroatischen, die Serben in Bosnien/in der Republika Sprska am Serbischen, die bosnischen Muslime (auch Bosniaken/Bošnjak genannt begannen, eine Kodifizierung der regionalen und dialektalen Besonderheiten des von ihnen besiedelten Sprachterritoriums. bosanski jezik/ bošnjački jezik. Bosnisch/Bosnjakisch ist somit die Bezeichnung der Sprache der bosnischen Muslime, womit man 1,5 Mio. Sprechern des Bosnischen/Bosnjakischen hätte. Ostsüdslawische Gruppe: Bulgarisch: ca. 9 Mio Sprecher, Minderheiten in Serbien, Rumänien, Moldawien, Ukraine Makedonisch: ca. 1,5 Mio Sprecher, von denen etwa 1,3 Mio in Mazedonien leben, das friedlich aus Jugoslawien ausgegliedert wurde, es gibt daneben makedonische Sprachinseln in Bulgarien, in Griechenland und in Albanien. Das gegen Ende von WK II als Standardsprache proklamierte Makedonisch wurde von bulgarischer Seite lange nicht als Schriftsprache anerkannt. Auf makedonischem Territorium große albanische Bevölkerungsgruppe. Südslawische Kleinschriftsprachen Burgenländisch-Kroatisch: im Burgenland (50 Dörfer), in Ungarn (20 Dörfer), in der Slowakei (4 Dörfer), Besiedlung aus kroatischen Sprachgebiet (Flucht vor Türken) im 16. Jh. Moliseslawisch: 3 Dörfer in Süditalien, Besiedlung aus kroatischen Sprachgebiet (Flucht vor Türken, ca. 1500) Banater Bulgarisch: ca. 20000 Sprecher, katholische Bulgaren, die 1688 sich im Banat ansiedelten 1 2 Kurzer geschichtlicher Überblick des Balkans Südslawien war über lange Jahrhunderte hinweg ein Grenzland. Bereits in der Spätantike verlief an der Drina die wichtige Grenze zwischen dem west- und oströmischen Reich, zwischen dem römisch-katholischen und dem orthodoxen Christentum. Die Drina bildete in der Osmanenzeit auch die Scheidelinie und Brücke zwischen dem Christentum und dem Islam. Südslawien war zudem immer ein Durchgangsland,obwohl es teilweise schwer zugänglich ist. Im Lauf der Geschichte kam es immer wieder zu größeren Bevölkerungsverschiebungen. In einem langen historischen Prozeß wurde Südslawien zu einem ethnisch so stark gemischten Land, daß man es oft mit einem Leopardenfell vergleicht. Auf engem Raum lebten und leben hier mehrere Nationalitäten zusammen. So kam es nicht nur zu multikulturellen Begegnungen, sondern über lange Zeiten hinweg auch zu einer funktionierenden multikulturellen Gesellschaft. Die Slawen sind ein indoeuropäisches Volk. Die genaue Lokalisierung der Urheimat der Slawen ist bis heute umstritten. Traditionell nehmen die meisten Forscher das Gebiet nördlich der Karpaten südlich der Pripjet-Sümpfe und östlich der Weichsel an und es wird angegeben, dass es etwa seit 1000 v. Chr. bewohnt wurde. Von da erfolgten Ausbreitungen gegen Osten, Westen und Süden. Zu der unteren Donau sind die ersten Slawen zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert vorgedrungen. Die größte Expansion fand in der Mitte des 5. Jahrhunderts statt - nach dem Zerfall des Hunnen-Reiches. Im 6. Jahrhundert rückten die Slawen an die untere (von den Westgoten verlassene) Donau nach Moesien, Thrakien, Makedonien bis zur Peloponnes vor. Im 7. Jahrhundert haben die Slawen die ganze Balkan-Halbinsel sowie Kreta, Dalmatien und Oberitalien besiedelt - zum Teil neben der ursprünglichen Bevölkerung. Im heutigen Albanien wurden die Slawen von der ursprünglichen illyrischen Bevölkerung assimiliert. Im Mittelalter gründeten sowohl die Kroaten wie auch die Serben und Bosnier selbständige Königreiche und damit staatliche Eigenständigkeit. Grundlegende Veränderungen geschahen auf dem Balkan durch die osmanischen Eroberungen. Nach der Entscheidungsschlacht 1389 auf dem Amselfeld im Kosovo kamen die Serben unter osmanische Herrschaft. Dieses Jahr gilt für die Serben bis heute als Schicksalsjahr. Vier Jahre später nahmen die Osmanen Bosnien in Besitz. Ein Großteil der Bosnier nahm den muslimischen Glauben an. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Bosnier Südslawen sind − wie z. B. die Slowenen, Kroaten, Bulgaren und Serben und ihre Sprache dem Kroatischen bzw. Serbischen sehr ähnlich ist. Nach der Niederlage der Ungarn bei Mohacs im Jahre 1526 wurden Ungarn und Kroatien zweigeteilt: die östlichen Gebiete gehörten von da an den Osmanen, die anderen den Habsburgern. Das Habsburgerreich baute in der Folgezeit als Abwehr gegen die Türken eine lange Militärgrenze auf, auf Slowenisch und Kroatisch /Vojna/ Krajina genannt, die überwiegend von vor den Türken flüchtenden Serben besiedelt wurde. Fast ganz Kroatien und Slawonien wurde 1699 von den Habsburgern erobert, große Teile Sloweniens gehörten ihnen bereits seit 1460 (Triest seit 1382). Nur die 2 3 Kroaten in der Herzegowina bleiben weiterhin unter osmanischer Herrschaft - bis 1878. Slowenen und Kroaten gehörten bis 1918 dem Reich der Habsburger an. Aufstände gegen die Türkenherrschaft unternahmen die Serben mit wechselnden Erfolgen (1689/90, 1804 und 1815). 1878 erreichte Serbien die völkerrechtliche Unabhängigkeit, ebenso Montenegro. Seit dem 15. Jahrhundert bis zur napoleonischen Zeit besaßen die Venezianer die dalmatinische Küste. Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1912/14 änderten sich die politischen Verhältnisse auf dem Balkan jedoch grundlegend. Die Bezeichnung „Balkanhalbinsel“ wurde 1808 von dem Berliner Geographen Johann August Zeune geprägt. Illyrische Provinzen (franz. Provinces Illyriennes) waren Gebiete am Ostufer der Adria und im Ostalpenraum, die zwischen 1807 und 1809 vom napoleonischen Frankreich erobert und annektiert worden sind. Die kurzlebigen illyrischen Provinzen umfassten Dalmatien, Kroatien südlich der Save, Istrien, Triest, Görz, Krain und den westlichen Teil Kärntens. 1813 wurden diese Gebiete von österreichischen Truppen zurückerobert. Hauptstadt und Sitz des französischen Generalgouverneurs wurde Laibach/Ljubljana. Die Franzosen führten umgehend den Code civil ein und setzen die Judenemanzipation durch. Außer in Französisch und Deutsch wurden die Gesetze auch in „slawonischer Sprache“ veröffentlicht. Damit war eine Form des noch nicht kodifizierten Slowenischen bzw. Kroatischen gemeint. Insbesondere auf die spätere Entwicklung der slowenischen Schriftsprache wirkte sich dies förderlich aus. Der Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815) bestimmte in Europa die Grenzen neu und definierte neue Staaten. Anlass war die Niederlage von Napoléon Bonaparte, der zuvor die politische Landkarte des Kontinentes erheblich verändert hatte. In den Balkankriegen von 1912/13 gelang es den südslawischen Staaten, die Türken aus Europa hinauszudrängen. Damit war der Weg frei für eine Neuordnung Südosteuropas, doch der Streit um das türkische Erbe führte zum zweiten Balkankrieg. Der Sieg über die Türken wurde auch als Befreiung der christlichen Religionen gesehen. Am Ende des Ersten Balkankrieges flüchteten Hunderttausende Muslime von der Balkanhalbinsel Richtung Osten. Mohammedanische Kleidung wurde verboten, Moscheen wurden in Kirchen umfunktioniert. Binnen weniger Monate endete die Jahrhunderte lange Osmanenherrschaft auf der Balkanhalbinsel. Unter Vermittlung der europäischen Großmächte wurde am 30. Mai 1913 der Londoner Vertrag geschlossen, der den 1. Balkankrieg beendete. Die Osmanen verzichteten auf alle europäischen Gebiete westlich der Linie zwischen Midia am Schwarzen Meer und Enos an der Ägäisküste, die Insel Kreta vereinigte sich offiziell mit Griechenland. Nach der vereinbarten Waffenruhe mit den Osmanen kam es wenig später zum Streit über die Verteilung der Territorien, insbesondere über Makedonien. Die bulgarische Führung war nicht zufrieden mit den eigenen erzielten Landgewinnen. Rumänien, das im Ersten Balkankrieg neutral geblieben war, agierte im Zweiten Balkankrieg selbständig gegen Bulgarien, und das Osmanische Reich ergriff ebenfalls die 3 4 Gelegenheit während der Kriegshandlungen zwischen den serbischen, griechischen und bulgarischen Truppen, um verlorene Territorien zurückzugewinnen. Nach dem neuen Waffenstillstand musste Bulgarien im Friedensvertrag von Bukarest vom 10. August 1913 fast alle im Ersten Balkankrieg erzielten Gebietsgewinne wieder abtreten. Der größte Teil der Region Makedonien fiel an Griechenland (das sogenannte Ägäis-Makedonien) und Serbien (das sogenannte Vardar-Makedonien), der Süden der Dobrudscha ging an Rumänien und Ostthrakien mit Adrianopel zurück an das Osmanische Reich. Bulgarien erhielt vorerst nur einen kleinen Teil der östlichen Region Makedoniens. Mit dem Eingreifen Russlands in die Verhandlungen erhielt Bulgarien letztendlich mit dem Vertrag von Konstantinopel am 29. September 1913 mit Westthrakien doch noch einen Zugang zur Ägäis. Dies verursachte einen neuen Konflikt mit Griechenland, das die Region für sich beanspruchte. Der Vertrag von Konstantinopel bildete neben dem Vertrag von Bukarest den zweiten wichtigen Vertrag am Ende des Zweiten Balkankriegs. Damit wurde Westthrakien mit Einverständnis des Osmanischen Reichs Bulgarien überlassen. (Die Region wurde mit dem Lausanner Vertrag von 1923 endgültig Bestandteil Griechenlands.) Ein weiteres Resultat der Balkankriege war die Unabhängigkeit Albaniens, nachdem die griechischen und serbischen Verbände wegen der Androhung eines Krieges durch die Großmächte die Region wieder räumen mussten. Durch die Schaffung des neuen Staates Albanien erreichte die Wiener Diplomatie ihr Ziel, Serbien von der Adria fernzuhalten. Bei allen Balkanvölkern, besonders jedoch bei Kroaten und Serben entstand im 19. Jahrhundert die Idee, alle südslawischen Völker, die sich ihrer ethnischen, kulturellen und sprachlichen Verwandtschaft bewußt sind, in einem Staat zu einen. Der Zusammenschluß zu einem südslawischen Staat wurde während des Ersten Weltkrieges aktuell. Die österreichischen Truppen erlitten 1914 in Serbien vernichtende Niederlagen mit hohen Verlusten. Im Oktober 1915 wurde Serbien mit Hilfe deutscher und bulgarischer Truppen erobert. Nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph (1916) forderten habsburgische Südslawen zunächst die Vereinigung aller von Slowenen, Kroaten und Serben bewohnten Länder der Monarchie zu einem autonomen Staat. 1917 einigten sich die serbische Regierung und der kroatischslowenische "Südslawische Ausschuß" grundsätzlich, ohne wesentliche Details zu fixieren, auf die Gründung eines Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen. Im Jahr 1918 vertrieben die Serben die Mittelmächte aus ihrem Land. Der neue südslawische Staat entstand am 1.12.1918 - unter enormem Zeitdruck - und wurde von den Siegermächten auf der Pariser Friedenskonferenz anerkannt. Die Italiener nahmen wichtige Gebiete von Slowenien und Kroatien an der Adriaküste in Besitz. Die Verliererstaaten von 1919, Ungarn und Bulgarien, sannen auf Revision der jugoslawischen Grenzen; zusammen mit deutschen und italienischen Truppen eroberten sie 1941 Jugoslawien. 4 5 Der neue Vielvölkerstaat von 1918 umfaßte außer den Serben, Kroaten und Slowenen auch weitere südslawische Völker der Bosniaken, Montenegriner und Makedonen, zusammen etwa zehn Millionen Menschen. Zu weiteren zwei Millionen Staatsbürgern (ohne besondere Minderheitenrechte) gehörten Deutsche, Ungarn, Albaner, Rumänen, Türken, Slowaken, Italiener, Bulgaren, Walachen, Roma und andere Nationalitäten. Die "chaotische ethnische Landkarte" war ein Produkt der überaus komplizierten Geschichte des Balkans. Die umstrittene Verfassung von 1921 entschied über den weiteren Weg des Staates. Sie wurde am serbischen Nationalfeiertag, dem 28. Juni, mit nur einfacher Mehrheit im Parlament verabschiedet. Verschärft wurden die nationalen Gegensätze durch ein sichtbares Wirtschaftsgefälle von Norden nach Süden, von Slowenien und Kroatien nach Montenegro, Kosovo und Makedonien. 1928 wurd der Führer der einflußreichen Kroatischen Bauernpartei Radic im Parlament das Opfer eines Mordanschlags. 1929 wurde der Staat in Jugoslawien umbenannt. Der König übernahm, gestützt auf die Armee, selbst die Regierungsgeschäfte. 1934 wurde, nicht zuletzt als Reaktion auf die Ermordung von Radic, der serbische König Alexander von makedonischen und kroatischen Nationalisten ermordet. Mit dem "Anschluß" Osterreichs im Jahre 1938 entstand eine gemeinsame Grenze zwischen Deutschland und Jugoslawien. 1941 trat Jugoslawien auf Drängen Hitlers dem Dreimächtepakt bei. Hitler wollte die Südostflanke für den Fall eines Angriffs auf die Sowjetunion absichern. Nach einem Militärputsch in Belgrad wurde die Hauptstadt von deutschen Stukafliegern ohne Kriegserklärung angegriffen und zum Teil schwer zerstört. Tausende von Zivilisten wurden getötet. Kurze Zeit darauf eroberten deutsche Truppen Belgrad. Der Staat wurde unter zahlreichen Interessenten aufgeteilt. Nie zuvor sind auf südslawischem Boden so viele Menschen umgekommen wie in den vier Kriegsjahren. Titos Jugoslawien begann mit hoffnungsvollen Perspektiven. Außer den beiden großen Nationalitäten der Serben und Kroaten wurden auch anderen Völkerschaften eigene Teilrepubliken gewährt: den Slowenen, Montenegrinern, Makedonen und den Bewohnern von Bosnien-Herzegovina; die zu Serbien gehörenden Provinzen Woiwodina (Vojvodina) und Kosovo erhielten einen autonomen Status. Trotz einer erstaunlichen Dynamik seit 1945 gelang es nicht auf Dauer, die Wirtschaft zu stabilisieren. Die strukturellen Unterschiede in den einzelnen Regionen, Fehlinvestitionen, Mißwirtschaft und Bürokratisierung des Systems der selbstverwalteten Betriebe nach dem Modell einer sozialistischen Marktwirtschaft führten seit der Mitte der sechziger Jahre zu ersten Einbrüchen und zu einer permanenten Schuldenkrise bis zum Ende der Republik. Während viele Jugoslawen lange Zeit mit den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritten ihres Landes zufrieden gewesen sind, beschleunigte ein massiver Vertrauensverlust in den Gesamtstaat den schleichenden Zerfall. Die eigene Sprache, Kultur und Geschichte gewannen bei den einzelnen Nationen wieder größere Bedeutung, und 1990 sah nur noch eine Minderheit die nationale Vielfalt im Vielvölkerstaat als eine Bereicherung. ******************************************************************************* 5 6 Slowenien und Slowenisch Grunddaten Einwohner: 2 019 406 Einwohner (Stand: Juni 2007) Hauptstadt: Ljubljana Weitere wichtige Städte: Maribor, Novo Mesto, Nova Gorica, Celje, Izola, Koper Amtssprache: Slowenisch, regional Italienisch und Ungarisch Bruttoinlandsprodukt je Einwohner: 14 808 €/Jahr Lebenserwartung: Frauen: 81,3 Jahre; Männer 74,1 Jahre Verwaltung: Slowenien ist eine parlamentarische Demokratie mit einem Zweikammersystem. Der Staat ist in 210 Gemeinden, darunter elf Stadtgemeinden, aufgeteilt. Regierung und Parlament beraten derzeit über eine Unterteilung Sloweniens in Regionen. Grund hierfür sind die Anforderungen der Europäischen Union für die Strukturförderung. Staatsoberhaupt: Staatspräsident Danilo Türk (übernahm das Amt im Dezember 2007) Regierungschef: Ministerpräsident Borut Pahor (seit November 2008) Religion: Katholiken (57,8 %), Protestanten (0,8 %), Muslime (2,4 %), Orthodoxe Kirchen (2,3 %), Juden (0,0 %), ohne Bekenntnis (22,8 %) Geografische Verteilung und offizieller Status Ungefähr 2 Millionen Menschen in Slowenien sprechen Slowenisch als Muttersprache, wo sie ebenfalls Amtssprache ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Slowenisch auch eine der Amtssprachen in der Europäischen Union. Darüber hinaus wird es noch in Teilen Österreichs, insbesondere in Kärnten (die Anzahl der Kärntner Slowenen in Südkärnten beträgt rund 20.000) und in Italien (Gebiet um Gorizia, Resia-Tal, Kanaltal, Collio, Triest) sowie in Teilen Westungarns (Komitat Vas) als Muttersprache gesprochen. Die Sprache wird mit einer eigenen Variante des Lateinischen Alphabets (latinica), dem Slowenischen Alphabet geschrieben. Die Sprecher bezeichnet man als Slovenci, ihre Sprache als Slovenščina, was nicht verwechselt werden sollte mit „Slovenčina“, der slowakischen Sprache. Die Wissenschaft, welche sich mit dem Slowenischen befasst, nennt sich Slowenistik. Slowenisches Sprachgebiet heute Slowenisch war lange Zeit eine zweitrangige Sprache in der Österreich-Ungarischen Monarchie. Bis 1918 dominierte die Deutsche Sprache in zahlreichen Bereichen wie Verwaltung, Bildung und Wissenschaft. Die frühesten slowenischen Textdokumente sind die „Brižinski spomeniki“ (Freisinger Denkmäler), welche man im bayrischen Freising fand. Diese Mischung aus homiletischen und liturgischen Schriften war wahrscheinlich ein bischöfliches Handbuch. Man nimmt an, dass das Freisinger Denkmal aus der Zeit um 1000 n. Chr, stammt. 6 7 Die Übersetzung des Neuen Testaments durch den Reformator Primož Trubar (veröffentlicht 1582) sowie der gesamten Bibel durch Jurij Dalmatin 1584 legten die Grundlage für die moderne slowenische Schriftsprache. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine puristische (Germanismen entfernende) Sprachform, wobei Wortschatzentlehnungen gezielt aus anderen slawischen Sprachen erfolgten. Der Revolutionär Ljudevit Gaj wollte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alle Südslawischen Sprachen unter einer politischen Führung zusammenbringen, doch die große Mehrheit der slowenischen Intellektuellen lehnte diesen Illyrismus ab. In dieser Zeit erfuhr das Slowenische zudem eine literarische Blüte durch France Prešeren. Die heutige Rechtschreibung mit den aus dem Tschechischen entlehnten Buchstaben č, š und ž wurde im wesentlichen Mitte des 19. Jahrhunderts festgelegt. Die Kodifizierung der slowenischen Sprache erfolgte durch die Grammatiker Stanislav Škrabec und Fran Ramovš um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Nach der Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen wurde 1919 die Universität in Ljubljana gegründet. In 1938 wurde eine eigene slowenische Akademie der Wissenschaften gegründet. Während der Besetzung Sloweniens im Zweiten Weltkrieg durch die Achsenmächte (Deutschland/Italien/Ungarn) 1941-1945 unterdrückten diese gezielt den Gebrauch der slowenischen Sprache. Mit der Gründung des sozialistischen Jugoslawiens 1945 wurde Slowenisch – neben Mazedonisch und Serbokroatisch mit seinen beiden Schriftvarianten Kroatisch und Serbisch – erstmals zu einer gleichberechtigten Staatssprache. Seit der Unabhängigkeit Sloweniens 1991 ist es dessen alleinige Amtssprache. Slowenisch ist eine flektierende Sprache. Die Beziehung des Wortes zum Satz wird hauptsächlich durch äußere Flexion ausgedrückt. Daraus ergibt sich eine sehr freie Satzstellung. Üblich ist jedoch, wie im Deutschen, die Reihenfolge Subjekt-Prädikat-Objekt. Eine Besonderheit ist es, dass neben Singular und Plural die Form Dual existiert. Im Slowenischen sind von den acht urindogermanischen Fällen sechs erhalten: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Nominativ (imenovalnik) Genitiv (rodilnik) Dativ (dajalnik) Akkusativ (tožilnik) Lokativ (mestnik) Instrumental (orodnik) Einzahl (ednina) Zweizahl (dvojina) Mehrzahl (množina) Wie im Deutschen gibt es die grammatischen Geschlechter Maskulin (moški spol), Feminin (ženski spol), und Neutrum (srednji spol), die oft nicht mit dem Natürlichen Geschlecht übereinstimmen. Es gibt 11 Deklinationen mit bedeutenden Ausnahmen. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass das Slowenische über einen freien Akzent verfügt, der sich auch in der Schreibung nicht niederschlägt. Dasselbe gilt für die unterschiedlichen Aussprachemöglichkeiten betonter Vokale, besonders des e und o. 7 Die Staaten der Südslavia 8 (Karten und Flaggen s. ppt-Präsentation) Republik Bosnien-Herzegowina / Republika Bosna i Hercegovina (http://www.vijeceministara.gov.ba/) Fläche: 51 209 km² Einwohner und Religion (2006): 3,91 Mio. (Schätzung) = 76 je km² (ca. 40% Bosniaken [Muslime], ca. 33% Serben (serbisch- orthodox), ca. 20% Kroaten (katholisch) Als Folge der jugoslawischen Bürgerkriege kam es zu großen Flüchtlingsbewegungen und zu großen Veränderungen in der räumlichen Verteilung und Siedlungsdichte der einzelnen Ethnien. Hauptstadt: Sarajevo, 402 000 Einw. (2006) (http://www.sarajevo.ba/ba/index.php) Amtssprache(n): Bosnisch, Kroatisch, Serbisch Währung: 1 Konvertible Mark (KM) = 100 Fening Nationalfeiertag: 25.11. (Dan državnosti) Landesstruktur: 2 Gebietseinheiten, Bosnisch-Kroatische Föderation (FBiH, 26 110 km2 / 2,33 Mio. EW) und Republika Srpska (RS, 24 857 km2 / 1,48 Mio. Einw.), und Distrikt Brčko (Sonderstatus, 208 km2 / 80 000 Einw.) sowie die gemeinsam verwaltete Hauptstadt Politisches System: Republik seit 1992, Verfassung von 1995 Zweikammernparlament: Abgeordnetenhaus mit 42 direkt gewählten Mitgl. (28 aus der Bosni(aki)sch-Kroatischen Föderation und 14 aus der Republika Srpska; Wahl alle 4 J.) und Kammer der Völker mit 15 für 4 J. gewählten Mitgliedern (5 Bosniaken, 5 Kroaten, 5 Serben), direkt gewähltes 3-köpfiges Präsidium (aus je 1 Bosniaken, Kroaten, Serben) Weitere Städte: Zenica (ca. 150 000), Banja Luka (ca. 150 000), Mostar (ca. 125 000), Tuzla (ca. 230 000), Bihać (ca. 200 000) Historische Grunddaten: Schon in der Antike wegen seines Erzreichtums begehrt. Römische Herrschaft seit 156 v.Chr.; römisches Straßensystem. Einwanderung von slawischen Stämmen seit dem 7.Jh. n.Chr. Im 13. u. 14.Jh. weitgehend selbständig. Bogomilentum (manichäische, dualistische Glaubensauffassung) möglicherweise zu dieser Zeit bosnische „Staatskirche“. Unter den Kotromanići (Stefan Tvrtko) seit 1377 Königreich. 1463 von den Türken erobert; 1482 auch die Herzegowina türkisch. 1834, 1852-57, 1875 Aufstände gegen die osmanische Herrschaft 1878: unter österreichisch-ungarischer Verwaltung 1908: Annexion durch Österreich-Ungarn (1914 Ermordung des österr.-ungar. Thronfolgers Franz-Ferdinand in Sarajewo, Beginn des ersten Weltkriegs) 30.10.1918: Proklamation des Anschlusses an das Königreich Serbien damit ab 1918: Teil des Königreichs SHS/Königreichs Jugoslawien (Jugoslawien I) während WK II : zum Großteil dem faschistischen kroatischen Staat NDH zugeteilt 8 9 Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien 1945-1992: Teil der Föderativen Volks- bzw. (Jugoslawien II) 1963: Muslime erstmals als „Nation“ in jugoslawischer Verfassung 1992: Proklamation der Unabhängigkeit 1992-1995: Bürgerkrieg zwischen Serben, Kroaten, Bosniaken 1995: Vertrag von Dayton: Festlegung der überwiegend ethnisch bestimmten Gebietsgrenzen Republik Bulgarien / Republika Bălgarija (http://www.mfa.bg/en/) Fläche: 110 994 km² Einwohner (2007): 7,68 Mio.= 69 je km² Hauptstadt: Sofija (Sofia), 1,16 Mio. Einw. (2008) (http://www.sofia.bg) Amtssprach: Bulgarisch Bevölkerung: 85,7 % Bulgaren, 9,4 % Türken, 3,7% Roma, weiters Russen, Armenier, Rumänen, Griechen. Religion: ca. 80 % bulg.-orthodoxe Christen, ca. 10 % Muslime (v.a. Bulgarotürken und Pomaken = muslim. Bulgaren), 2% andere christl. Glaubensbekenntnisse, jüdische Bevölkerung ca. 3 000. Währung: 1 Lew (Lw) = 100 Stótinki Nationalfeiertag: 03.03. Landesstruktur: 28 Gebiete Politisches System: Republik seit 1990; Verfassung von 1991, letzte Novelle 2005; Mehrparteiensystem, Parlament (Volksversammlung/ Narodno sabranje) mit 240 Mitgliedern Weitere wichtige Städte: Plovdiv (ca. 344 000), Varna (ca. 300 000), Burgas (ca. 200 000) u.a. Historische Grunddaten: Historisch der Brückenkopf zwischen Europa und „Asien“. In der Frühzeit von Thrakern besiedelt. Seit 1000 v. Chr. Vordringen von Illyrern. 15 v.Chr.: röm. Provinz Moesia 46 n. Chr.: röm. Provinz Thrakien 540: Vordringen der Protobulgaren (Reiternomaden mit Turksprache) Ende 6.Jh. Einwanderung von Slawen, Assimilation der turkotatarischen Bulgaren. 679: Khan Asparuch gründet das 1. Bulgarische Reich. 865: Annahme des Christentums unter Khan Boris I (Taufname Michail) 1018: Untergang des 1. Bulgarischen Reichs, Eroberung des westbulgarischen/makedonischen Ohrid durch die Byzantiner 1204-1396: 2. Bulgarisches Reich, zeitweise führende Balkanmacht 1396-1877/78: osmanische Herrschaft über Bulgarien; mit Russisch-Türkischem Krieg beendet. 1878: Schaffung eines bulgarischen staatlichen Gebildes. Noch keine festen Grenzen. 9 1913: 10 2. Balkankrieg Bulgarien verliert nach dem fast ganz Makedonien (an Serbien und Griechenland) WK I: Bulgarien nimmt an der Seite der Mittelmächte (Österr.-Ungarn, Deutschland, Türkei) am Krieg teil. 1919: Verlust von Teilen Ostmakedoniens an Jugoslawien (SHS-Jugoslawien) und der Ägäischen Küstenregion an Griechenland. WK II: Bulgarien zunächst an der Seite der Achsenmächte (Deutsches Reich, Italien) 28.10.1944: Waffenstillstand mit der Sowjetunion, Ausrufung der Volksrepublik Bulgarien seit 1990: Demokratisierung 2004: Nato-Beitritt 2007: EU-Beitritt Republik Kroatien / Republika Hrvatska(http://www.hr/english; http://www.vlada.hr/) Fläche: 56 542 km² Einwohner (2007): 4 400 000 = 78 je km² Hauptstadt: Zagreb, 783 500 Einw.(2005) (http://www.zagreb.hr/) Amtssprache: Kroatisch; Verkehrssprachen regional auch Serbisch, Ungarisch und Italienisch Bevölkerung (2001): 89,6% Kroaten (mehrheitl. kathol.), 4,5% Serben (mehrheitl. orthodox), 0,5% Bosniaken, 0,4 % Ungarn, je 0,3 % Albaner und Slowenen, 0,2 % Tschechen, je 0,1 % Deutsche, Slowaken und Ruthenen, 3,9 % andere Volksgruppen, ca. 30 000 Roma. Als Folge der jugoslawischen Bürgerkriege kam es zu großen Flüchtlingsbewegungen sowie zu Veränderungen in der räumlichen Verteilung und Siedlungsdichte der einzelnen Ethnien. Währung: 1 Kuna (K) = 100 Lipa Nationalfeiertag: 25.06. (Dan državnosti) Landesstruktur: 20 Regionen (Komitate bzw. Županije) und der Hauptstadtbezirk; 2 Bezirke mit Sonderstatus (Glina und Knin) Politisches System: Republik seit 1991; Verfassung von 1990, zuletzt geändert 2001; Parlament (Sabor): Repräsentantenhaus (Zastupnički dom) mit 151 Mitgliedern (5 für Minderheiten reserviert) und Komitatshaus (Županijski dom) mit 63 Mitgliedern. Weitere Städte: Split (ca. 190 000), Rijeka (ca. 170 000), Osijek (ca. 100 000), Zadar (ca. 75 000), Pula (ca. 60 000), Karlovac (ca. 60 000) Historische Grunddaten: seit 35 v.Chr.: das Gebiet gehört zu den römischen Provinzen Pannonien bzgsw. Illyrien. 7.Jh.: Einwanderung von slawischen Stämmen/Kroaten 925: Fürst Tomislav Trpimirović erhält vom Papst den Königstitel 1102-1918: Personalunion mit den jeweiligen Herrschern der Stephanskrone (Dynastie der Arpaden, 10 11 Anjou-Neapel, Luxemburger, Habsburger), der König von Ungarn wird in Kroatien durch den Banus (z.B. Ban Jelačić) vertreten; kroat. Adels-“Parlament“ Sabor. 1202/ 1409/20: Venedig erobert Teile und dann ganz Dalmatien (außer Ragusa/Dubrovnik). Ab 1500: wiederholte Türkeneinfälle Nach WK I: Teil des vom serbischen Königshaus regierten Königreichs SHS/Königreichs Jugoslawien (Jugoslawien I) 1920-1941: mehrmalige Umgliederung in Banschaften (banovine) 1941-1945: NDH-Staat („Unabhängiger Staat Kroatien“) 1945-1991: Teil der Föderativen Volksrepublik bzw. Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Jugoslawien II) 30.5.1991: Proklamation der Unabhängigkeit 1991-1995: Bürgerkrieg Seit 2004: Beitrittskandidat zur Europäischen Union Ehemalige jugoslawische Makedonija Republik Mazedonien / Republika Former Yugoslav Republic of Macedonia FYROM (provisorischer Name durch UNO seit 1993) (http://www.culture.org.mk/;%20http:/www.vlada.mk/) Fläche: 25 713 km² Einwohner (2007): 2 040 000 = 79 je km² Hauptstadt: Skopje, 467 000 Einw. (200?) (http://www.skopje.gov.mk/) Amtssprache: Mazedonisch und Albanisch; Verkehrssprachen regional auch Serbisch und Türkisch Bevölkerung (2002): 64,2% Mazedonier (mehrheitl. orthodox), 25,2 % Albaner (mehrheitl. muslim; auch viele Flüchtlinge aus ehem. Jugoslawien), 3,9% Türken, 2,7% Roma, 1,8% Serben, insgesamt 2,2 % Bosniaken, Torbeši (zum Islam konvertierte Slawen), Aromunen u. a. Währung: 1 Denar (Den) = 100 Deni Nationalfeiertag: 02.08. (Tag des Ilinden-Aufstands 1903) Landesstruktur: 8 Regionen und 84 Gemeinden Politisches System: Republik seit 1991; Verfassung von 1991, modifiziert 2001; Parlament (Sobranie) mit 120 Mitgliedern. Weitere Städte: Prilep (ca. 70 000), Tetovo (ca. 50 000), Kumanovo (ca. 103 000) Historische Grunddaten: älteste ethnische Gruppe: Makedonier (Philipp II, Alexander der Große) 171-168 v. Chr.: 3. Makedonischer Krieg: für die Römer siegreich 284-305 n. Chr.: unter Diokletian (Palast in Split), zwei Provinzen (Mac. prima, Mac. secunda) 9. Jh.: unter bulgarischem Zaren Symeon Teil des 1. Bulgarischen Reiches um 1000: Westbulgarisches Reich von Samuil – Zentrum Ohrid 11 12 ab 1230: Teil des II. Bulgarischen Reiches 1371: Teil des Osmanischen Reiches 1903: Ilinden-Aufstand (Eliastag) 1918-1945: Bestandteil Serbiens innerhalb des Königreiches SHS/ Königreichs Jugoslawien (Jugoslawien I) 1945-1991: Teil der Föderativen Volksrepublik bzw. Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Jugoslawien II) 1991: Proklamation der Selbständigkeit als „Republika Makedonija“; Staatsname zwischen der griechischen und der mazedonischen Regierung umstritten. In Folge des Kosovo-Konflikts 1999 ca. 300.000 Flüchtlinge aus dem Kosovo zeitweise in Mazedonien Seit 2005: Beitrittskandidat zur Europäischen Union. Republik Montenegro / Republika Crna Gora (http://www.vlada.cg.yu/eng/) Fläche: 13 812 km2 Einwohner (2006): 628 000 = je km² Hauptstadt: Podgorica (1946-92 Titograd), 142 000 Einw. (2005) (http://www.podgorica.cg.yu/) Amtssprache: Montenegrinisch; Serbisch, Albanisch, Bosnisch und Kroatisch als Minderheitensprachen anerkannt Bevölkerung und Religion (2006): Montenegriner (43 %) und Serben (32 %), beide orthodox; muslimische Bosniaken (13,7 %), muslimische Albaner (7,1 %), katholische Kroaten (1 %) und Angehörige anderer ethnischer Minderheiten; etwa 26 000 Flüchtlinge (Serben aus Kroatien sowie aus Bosnien und Herzegowina; Serben, Albaner und Roma aus dem Kosovo). Währung: Euro Nationalfeiertag: 13.07. Landesstruktur: 21 Gemeinden Politisches System: parlamentarisch-präsidiale Republik; Verfassung 2007; oberstes Legislativorgan Versammlung der Republik mit 75 Abgeordneten; Weitere Städte: Nikšić, Bar, Uljcin, Kotor Historische Grunddaten: Antike: römische Provinz 7.-11. Jh. unter byzantinischem Einfluss Ab 1215: unter serbischer Oberhoheit 1355: Tod des serbischen Zaren Stefan Dušan, Montenegro nun unter der montenegr. Familie der Balšići, später der Crnojevići 1528: Montenegro wird Sandžak des osmanischen Reiches, die Türken erlangten nie vollständige Kontrolle über Montenegro 1697: Herrschaft der Njegoši 1878: Unabhängigkeit Montenegros 1910: Königreich Montenegro 12 13 1918: Anschluss an Königreich SHS/Königreich Jugoslawien trotz Widerstandes von Teilen der Bevölkerung 1941-45: italienisches Protektorat ab 1945: Teil der Föderativen Volksrepublik bzw. Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Jugoslawien II) 1992-2003 Bundesstaat mit Serbien (inkl. Kosovo) als Bundesrepublik Jugoslawien (Jugoslawien III) 04.02.2003: durch Parlamentsbeschluss Auflösung des Bundesstaates Jugoslawien, zugleich Proklamation der Staatenunion Serbien und Montenegro. Mai-Juni 2006: nach Referendum wird am 3. Juni 2006 die volle Unabhängigkeit Montenegros erklärt. Auflösung der letzten Staatenunion auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. Republik Serbien / Republika Srbija (http://www.serbia.sr.gov.yu/) Fläche: 77 484 km2 Einwohner (2006): 7,41 Mio. = 96 je km² Hauptstadt: Beograd (Belgrad), 1 120 000 Einw. (2002) (http://www.beograd.org.yu/) Amtssprache: Serbisch; Verkehrssprache regional auch Ungarisch Bevölkerung (2002/3): ca. 65,8 % Serben, Albaner [20,6 %, v. a. im Kosovo]*, 3,0 % Ungarn (v. a. in der Wojwodina) und 1,7 % Bosniaken (v. a. im Sandschak). 8,9 % weitere Minderheiten (u. a. Montenegriner, Bulgaren, Rumänen, Slowaken, Deutsche). Sinti und Roma ca. 300 000. Als Folge der jugoslawischen Bürgerkriege kam es zu großen Flüchtlingsbewegungen sowie zu Veränderungen in der räumlichen Verteilung und Siedlungsdichte der verschiedenen Ethnien. Religion: Mehrheit der Serben sind serbisch-orthodox; 5% katholisch und 1% evangelisch (v.a. in der Vojvodina); Jüdische Bevölkerung ca. 2 500. [85% der (Kosovo-)Albaner sind Muslime, wenige Katholiken]* Währung: 1 Serbischer Dinar (CSD) = 100 Para (p) Nationalfeiertag: 15.02. Landesstruktur: Zentrales Serbien und die Provinz Wojvodina; 30 Bezirke. * Die im Februar 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovo wird von Serbien nicht anerkannt! Politisches System: parlamentarisch-präsidiale Republik; Volksversammlung mit 250 Abgeordneten. Weitere Städte: Novi Sad (in der Vojvodina) – (ca. 180 000), Niš (ca. 180 000), Kragujevac (ca. 150 000) Historische Grunddaten: in Antike von illyrischen, thrakischen und keltischen Stämmen besiedelt im 3.Jh. v. Chr.: Eroberung durch Römer. Römische Provinzen Dalmatien und Moesia Einwanderung der slawischen Bevölkerung (Serben) 1180-1196: Selbständigkeit von Ungarn und Byzanz unter Stefan Nemanja, dem Begründer der 13 14 Dynastie der Nemanjiden erreicht. 1217: Stefan der Erstgekrönte erhält vom Papst die Königskrone 1346: Stefan Dušan nimmt (griech./serb./alban.) Zarentitel an – größte territoriale Ausdehnung 1371, 1389: Schlachten an der Marica und auf dem Amselfeld (Kosovsko polje). Serbien verliert seine Selbständigkeit und wird osmanischer Vasallenstaat. 1521: Eroberung Belgrads durch die Osmanen. Ende jeglicher Staatlichkeit Serbiens. 1804-1806, 1815: 1. u. 2. serbischer Aufstand gegen die Türkenherrschaft; eingeschränkte Autonomie erreicht. 1878: Berliner Kongress: Serbien erhält die volle Unabhängigkeit 1882: Königreich Serbien 1912/13: Balkankriege; bedeutende Erweiterung nach Süden und SW (Kosovo) 1918: Proklamation des Königreichs SHS (=Serbien, Kroatien, Slowenien) 1929: Umbenennung in Königreich Jugoslawien 1945: Teil der Föderativen Volksrepublik bzw. Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Jugoslawien II) 1948: Jugoslawien aus KOMINTERN ausgeschlossen; Tito möchte eigenen Weg des Sozialismus gehen: „Blockfrei“. 1989: Autonomiestatus der Vojvodina und des Kosovo aufgehoben. 1991-1992: Krieg mit Kroatien nach dessen Sezession aus dem Staatsverband 1992-2003: Bildet mit Montenegro die Bundesrepublik Jugoslawien (Jugoslawien III) 1998-99: Kosovo-Krise (Alban. Bevölkerung im Kosovo ca. 70%, fordert mehr Autonomie) 1999: Nato-Angriff auf Jugoslawien, internationale Sanktionen (bis 2000) 04.02.2003: durch Parlamentsbeschluss Auflösung der Bundesrepublik Jugoslawien, zugleich Proklamation der Staatenunion Serbien und Montenegro. 03.06.2006: Die volle Unabhängigkeit Montenegros wird erklärt, die Union mit Montenegro ist damit aufgelöst. 05.06.2006: Auch das serbische Parlament erklärt die Staatenunion für beendet. Ihre Rechtsnachfolge übernimmt die Republik S Republik Slowenien / Republika Slovenija (s. v.a. Skriptum v. K. Bedenk) (http://www.slovenia.si/) Fläche: 20 253 km² Einwohner (2007): 2,02 Mio. = 100 je km² Hauptstadt: Ljubljana (Laibach), 269 000 Einw. (http://www.visitljubljana.si/) Amtssprache: Slowenisch, lokal auch Italienisch und Ungarisch Bevölkerung (2002): 83% Slowenen, 1,8 % Kroaten, 2 % Serben, Minderheiten von Ungarn, Italienern, Albanern, Makedoniern, Montenegrinern, Bosniaken, Deutschen. Religion: 85 % Christen (überwiegend katholisch, 1% protestantisch, 2% serbisch-orthodox), 50 000 Muslime, sehr kleine jüdische Gemeinde Währung: Euro 14 15 Nationalfeiertag: 25.06. Landesstruktur: 210 Munizipien Politisches System: Republik seit 1991; Verfassung von 1991, geändert 2000; Parlament: Staatsversammlung (Državni Zbor) mit 90 Mitgl. (88 direkt gewählt und je 1 Vertreter der ungarischen und italienischen Minderheit) und Staatsrat (Državni Svet) mit 40 Mitgliedern (davon 22 direkt gewählt) Wichtige Städte: Maribor (ca. 100 000), Celje (ca. 40 000), Kranj (ca. 40 000), Koper (ca. 40 000, Hafen) Historische Grunddaten: Im Altertum von illyrischen Stämmen bewohnt 1.Jh. n. Chr.: von der Küste her von den Römern erobert 6.Jh. n. Chr.: Einwanderung slawischer Stämme im heutigen Slowenien und im Voralpengebiet Kärntens und der Steiermark ab 624: slawisches Herzogtum Karantanien, von Salzburg und Aquileia aus missioniert (um 750) 788: Eroberung durch Karl d. Großen, fränkische Mark (Krain) im Frühmittelalter enge Verbindung mit dem Herzogtum Bayern ab 1281: Großteil des heutigen slowenischen Territoriums im Besitz der Habsburger 16.Jh.: kultureller Aufschwung (Slowenisch als Literatursprache) im Zuge der Reformationsbewegung (Primož Trubar), von der Gegenreformation teilweise rückgängig gemacht. Nov. 1918: Proklamation des Anschlusses an das Königreich SHS (Jugoslawien I) WK II: Teilung des Territoriums in eine deutschen und in eine italienische Besatzungszone 1945-1991: Teil der Föderativen Volksrepublik bzw. Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (Jugoslawien II) 26.6.1991: Proklamation der Unabhängigkeit, „10-Tage-Krieg“ gegen Jugoslawische Volksarmee 01.05.2004: Vollmitglied der Europäischen Union 1. Halbjahr 2008: Slowenien führt den Vorsitz in der Europäischen Union. http://www.osteuropa-infoseite.de http://www.ceeol.com/ Okuka, Miloš: Eine Sprache-viele Erben. Sprachpolitik als Nationalisierungsinstrument in Ex-Jugoslawien. Klagenfurt/Wien: Wieser, 2005. Kunzmann-Müller, Barbara (Hrsg.): Die Sprachen Südosteuropas heute. Umbrüche und Aufbruch. Frankfurt: Lang, 2000. 15 16 16 17 17 18 18 19 19