SPD Berlin Fachausschuss I – Europäische und Internationale Politik - Berichtszeitraum 1998 bis 2000 - Vorbemerkung: In diesem Fachausschuss engagierten sich Mitglieder der SPD, aber auch Interessierte außerhalb der SPD, die aufgrund ihres beruflichen und persönlichen Interesses an Fragen der Außen-, Sicherheits-, Entwicklungsund Europapolitik zum politischen Meinungsbildungsprozess innerhalb der SPD beitragen wollten. Der Fachausschuss hatte ein Netzwerk zu Entscheidungsträgern der Europa- , Bundes- und Landesebene, zu wissenschaftlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und dem Diplomatischen Korps errichtet. Inhaltliche Schwerpunkte: Die Arbeit des Fachausschusses wurde besonders in den Jahren 1998 und 1999 durch die krisenhafte Entwicklung und dem NATO-Einsatz auf dem Balkan bestimmt. Mit der Zustimmung der SPD-Bundestagsfraktion zum möglichen Einsatz der Bundeswehr in Jugoslawien vom Oktober 1998 nahm die inhaltliche Auseinandersetzung eine bisher nicht gekannte Schärfe an. Es wurde heftig über die Fragen der völkerrechtlichen Legitimation eines gewaltsamen Eingreifens gestritten und versucht, alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Insgesamt hat der Fachausschuss jedoch keine Opposition gegenüber der Parteiführung eingenommen, was auch zu einigen Austritten geführt hat. In einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen wurde die komplexe Problemlage mit Experten erörtert. Die Meinungsbildung bündelte sich in einem Landesparteitagsantrag mit dem Titel „Sicherheitspolitische Perspektiven weiterentwickeln“, der vom Landesparteitag im Jahr 2000 angenommen wurde. Arbeitsgruppe Internationale Beziehungen: Im Februar 1999 wurde innerhalb des Fachausschusses eine Arbeitsgruppe Internationale Beziehungen gegründet. Thematisch konzentrierte man sich u. a. auf einzelne geopolitische Krisenherde und Problemregionen, aber auch auf strategische Fragen der Weltsicherheitspolitik. Eine Reihe von öffentlichen Veranstaltungen hierzu wurde durch einen Vortrag zum Thema EU-Beitrittskandidat Türkei eröffnet. Des Weiteren wurde die weltpolitische Rolle Chinas durchleuchtet. Der damalige Leiter der Außenstelle der Chinesischen Botschaft referierte hierzu vor dem Plenum, wobei auch die chinesischen Positionen zu einer möglichen UN-Reform erläutert wurden. Auf Einladung berichtete der Botschafter der Ukraine über die neuesten politischen Entwicklungen in seinem Land, wobei eine sehr offene Diskussion über die Schwierigkeiten im ukrainischen Transformationsprozess geführt wurde. Das Kosovo-Problem wurde in Form einer umfänglichen Stellungnahme weiter bearbeitet und durch einen Vortrag des außenpolitischen Koordinators für die transatlantischen Beziehungen, Karsten D. Voigt, sowie einer äußerst 1 kontroversen Podiumsdiskussion im Willy-Brandt-Haus abgerundet. Die Diskussion zum Thema „Krieg gegen Jugoslawien – ein Jahr danach“ wurde im Radio übertragen. Arbeitsgruppe Europa-Politik: Parallel dazu arbeitete eine Arbeitsgruppe Europapolitik an konkreten Vorschlägen für einen erfolgreichen Europawahlkampf. Im Ergebnis wurden dem Landesverband Projekte/Materialien zur Verfügung gestellt. Es wurden eigene Wahlkampfstände organisiert. Leider hatte sich der Landesvorstand dazu entschlossen, dem Europawahlkampf insgesamt eine niedrige Priorität einzuräumen. So liefen viele Aktivitäten wegen mangelnder organisatorischer und finanzieller Unterstützung ins Leere. Der durchaus vorhandene Sachverstand wurde nicht ausreichend genutzt. Die AG Europa hatte außerdem im Oktober 1999 eine gut besuchte Veranstaltung zum Thema „Europäisches Umweltrecht“ durchgeführt. Weiterhin befasste sich die AG mit der fortschreitenden Erweiterung und Vertiefung der Europäischen Union. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Erweiterung im Interesse Berlins und als Chance für die Zukunft Europas gestaltet werden kann und welche Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen. Zur Behandlung der komplexen Problemstellung hatten sich fünf Projektgruppen gebildet: Erweiterung; Verfassung/Grundrechtscharta; Wirtschafts-/Währungs und Industriepolitik; Inneres/Justiz; Beschäftigung. Arbeitsgruppe Sicherheitspolitik: Verteidigungs- und sicherheitspolitische Aspekte der Internationalen Politik wurden von der Arbeitsgruppe Sicherheitspolitik aufgegriffen und eingehend behandelt. Die AG organisierte eine viel beachtete Podiumsdiskussion zum Thema „Euroatlantische Sicherheitsstrukturen im 21. Jahrhundert“, die im Willy-Brandt-Haus stattfand und vom Radio öffentlich übertragen wurde. Veranstaltungsübersicht: 15.05.1998: Diskussion über „Die Grundlinien der gegenwärtigen amerikanischen Außenpolitik“ aus Anlass des Besuches von Präsident Clinton in Berlin; Referent: Frank Unger, Direktor des Zentrums für Europäische Studien der Universität von British-Columbia/Kanada 03.06.1998: Diskussion zum Thema „Transnationale Konzerne und Globalisierung“; Referentin: Gretchen Binus, ehemalige Mitarbeiterin des Instituts für Politische Wirtschaft und Hochschullehrerin in Halle 29.01.1999: Vortrag zum Thema „Demokratische Kontrolle der EU-Institutionen“; Dr. Christof Tannert, MdEP 26.03.1999: Expertengespräch und Diskussion zum Thema „Die aktuelle Situation im Balkan-Krisengebiet“; Heiner von Marschall, OSZE-Beobachter und Angehöriger der SFOR/Bosnien-Hercegowina 2 30.04.1999: Vortrag und Diskussion zum Thema „Türkei Westeuropas?“; Prof. Alparslan Yenal, FU Berlin 06.07.1999: Vortrag zum Thema „Die weltpolitische Rolle Chinas im 21. Jahrhundert“; Botschaftsrat Liu Qibao, Leiter der Außenstelle der Botschaft der Chinesischen Volksrepublik 13.07.1999: Vortrag und Diskussion zum Thema „Friedensperspektiven in Südosteuropa“; Michael Steiner, außenpolitischer Berater von Bundeskanzler Schröder 15.09.1999: Öffentliche Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit der SPD Charlottenburg und der SPD Wilmersdorf zum Thema „Testfall Kosovo? – Die Lehren aus dem Krieg in Jugoslawien und die Zukunft des Balkans“; Karsten D. Voigt, Hermann Scheer, Dr. Ehrhart Körting, Prof. Paul Welfens, Rupert Neudeck und Siegrun Klemmer 12.10.1999: Vortrag und Diskussion zum Thema „Europa und Amerika nach Kosovo: Unterordnung, Konkurrenz oder Arbeitsteilung?“; Karsten D. Voigt, Koordinator für die transatlantischen Beziehungen im Außenministerium 10.02.2000: Öffentliche Podiumsdiskussion „Euroatlantische Sicherheitsstrukturen des beginnenden 21. Jahrhunderts“ im Willy-Brandt-Haus; Karsten D. Voigt, Peter Zumkley, MdB, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, Prof. Dr. Ulrich Albrecht, FU Berlin, Stefan Kornelius, Süddeutsche Zeitung, unter der Moderation von Alfred Eichhorn, InfoRadio des SFB/ORB 07.03.2000: Vortrag und Diskussion zum Thema: „Die Ukraine –Brücke zwischen West und Ost“; Dr. Anatolij Ponomarenko, Botschafter der Ukraine 23.03.2000: Öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg gegen Jugoslawien – ein Jahr danach“ im Willy-Brandt-Haus mit Angelika Beer, MdB, verteidigungspolitische Sprecherin B90/Die Grünen, Karl Lamers, MdB, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Dr. Hermann Scheer, MdBSPD, Dr. Peter G. Gerlinghoff, ehem. Assistenzprofessor am Ost-EuropaInstitut der FU Berlin, Deutsch-Serbische Begegnung, Mag. sc. Milidar Zivanovic, Gesandter-Leiter des Büros für den Schutz der Interessen der Bundesrepublik Jugoslawien, unter der Moderation von Alfred Eichhorn, InfoRadio des SFB/ORB 3 – das Sorgenkind