Praktische Hilfen für Face-to-face

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Hilfen für Internet-Tandem
HELMUT BRAMMERTS & KARIN KLEPPIN
Schriftliche Hinweise
Internet-Tandem ist immer Tandem auf Distanz: Die Partner bleiben in ihrer Lebensund Arbeitsumgebung, oft außerhalb einer institutionellen Lernumgebung. Einige
Lerner können zwar auf lokale Unterstützung durch Lernberater zurückgreifen, aber
nur in wenigen Fällen gilt dies bisher für beide Partner eines Tandempaares.
Um so wichtiger ist es, dass für Internet-Tandem weltweit zugängliche schriftliche
Hinweise zur Verfügung stehen, die nicht nur über die Möglichkeiten des Lernens
informieren, sondern auch die Abstimmung der Tandempartner über die gemeinsamen
Arbeitsmodalitäten anstoßen und erleichtern können.
In den letzten Jahren sind eine Reihe von ”Hilfen und Tipps” für Internet-Tandem
entwickelt und auf den Tandem-Servern publiziert worden, z.B.
http://www.slf.ruhr-uni-bochum.de/email/help/helpdeu01.html
Sie bieten Erklärungen und Vorschläge vor allem für den Anfang und geben dann
konkrete Anregungen für einzelne Aspekte der Tandemarbeit:
 Einführung | Die ersten Schritte
 Lernen aus dem Modell des Partners | Lernen durch Verständnis- und
Formulierungshilfen des Partners | Lernen durch Korrekturen des Partners | Mit Hilfe
des Partners besondere Lernziele erreichen
 Sichern der Lernkommunikation mit dem Partner | Das eigene Lernen planen
 Häufig gestellte Fragen
Diese Hinweise sollen ständig weiterentwickelt werden. Erweiterungen ergeben sich
nicht nur aufgrund neuer technischer Möglichkeiten und didaktischer Erkenntnisse;
eine besondere Herausforderung ist vielmehr die Heterogenität der Tandemlerner, die
zu einer weiteren Ausdifferenzierung führen wird.
Einige Beispiele sind am Ende dieses Beitrags abgedruckt.
Schreibkurs
Einen anderen Ansatz und eine speziellere Zielsetzung wählen Annette Gaßdorf
(Sittard, NL) u.a. in ihrem Schreibkurs Autonomes Lernen von Fremdsprachen im EMail Tandem. Kommunikation ohne Pannen – Informeller und formeller Brief, der
ebenfalls über alle Tandem-Server zugänglich ist, z.B.
http://www.slf.ruhr-uni-bochum.de/tandem/sk/ (Tandem-Server Bochum)
In Zusammenarbeit mit Ton Arfman, Mona Denzer, Nicole Etschenberg-Klein, Georg
Hehmann, Bengt Jonsson, Thea Pedersen, Harald Pors, Maaike van Ras, Judith
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Praktische Hilfen: Beispiele von den Tandem-Servern
Verschueren sind inzwischen Versionen in den Sprachen Dänisch, Deutsch, Niederländisch und Schwedisch erstellt worden.
Der Aufbau des Schreibkurses
Modul 1: Wie kann ich mit meinem Tandem-Partner konkret arbeiten?
Hier finden Sie Anregungen
 zu den Grundregeln der Tandemarbeit via E-Mail,
 wie oft man schreiben sollte,
 in welcher Sprache man schreiben sollte,
 wie man sich gegenseitig korrigieren kann,
 wie man den muttersprachlichen Brief des Partners als “Steinbruch” gebrauchen
kann,
 wie man mit den Texten des Partners und den eigenen Texten technisch umgehen
kann.
Modul 2: Techniken zur “Fehlertherapie”
Hier finden Sie Anregungen, wie Sie Ihre Fehler erkennen und vermeiden lernen. Wir
stellen Ihnen folgende Techniken vor:
 das Fehlerprotokoll,
 die “Abguckliste” ‘Vorsicht Falle’,
 das “Zögerzeichen”.
Modul 3: Hinweise zur Schreibtechnik
Hier finden Sie Hinweise zu folgenden Aspekten:
 Was passiert, wenn Sie in einer Fremdsprache schreiben?
 Wie können Sie Ihren Schreibprozess schrittweise planen? Ein Vorschlag.
 Was sind Konnektoren?
 Konnektoren und Satzbau
 Welche Bedeutung haben Konnektoren?
 Wie können Sie Ihren Satzbau verbessern?
 Welches sind die wichtigsten Kommaregeln?
Modul 4: Was muss man beim Schreiben eines informellen oder eines formellen
Briefes formal beachten?
Hier finden Sie Hinweise
 zum Layout von formellen Briefen,
 zu den Anrede- und Schlussformeln im Brief – und was man sonst noch beachten
sollte,
 zu den Anredepronomen im Brief,
 zur Betreffzeile im formellen Brief.
Modul 5: Leserfreundlichkeit durch Logik – oder: Wie baue ich einen Brief inhaltlich
auf?
Hier finden Sie Hinweise und Aufgaben
 zum inhaltlichen Aufbau eines informellen und formellen Briefes.
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4.2 Hilfen für Internet-Tandem
Tandemaufgaben
Anders als beim Face-to-face-Tandem, bei dem Tandemaufgaben vor allem für die
mehrwöchigen Intensivkurse entwickelt wurden, bestand diese Notwendigkeit für
Internet-Tandem nicht. Ähnlich wie die kursunabhängig arbeitenden Face-to-faceTandempaare brachten auch die – meist erwachsenen – E-Mail-Tandempartner ihre
eigenen Kommunikations- und Lernbedürfnisse in die Arbeit ein; sie waren höchstens
zu Beginn ihrer Partnerschaft an Anregungen für Kommunikationsthemen interessiert.
Dort wo E-Mail-Tandem fest in Kurse integriert ist, entwerfen die beteiligten Lehrer
häufig Aufgaben, die sich direkt aus der Kurssituation ergeben.
Je stärker Internet-Tandem auch den Weg in die Schulen findet und dort auch von
jüngeren Lernern kursunabhängig eingesetzt wird, desto mehr ändert sich die
Bedarfssituation. In dem LINGUA-D-Projekt Language learning partnerships for
schools bilden Aufgaben für Internet-Tandem einen wichtigen Bestandteil der
entwickelten Materialien.
An der École Nationale Supérieure des Télécommunications (ENST) in Paris haben
Veronika Bayer, Lorna Monahan und Jamil Farah ein Aufgabenmodul entwickelt, das
besonders die interkulturelle Kommunikation in den Blick nimmt. Es ist ebenfalls über
alle Tandem-Server abzurufen, z.B. über
http://www.slf.ruhr-uni-bochum.de/tandem/kultur/ (Tandem-Server Bochum)
Beispiele
Auf den folgenden Seiten sind vier Beispiele für schriftliche Hinweise abgedruckt.
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Praktische Hilfen: Beispiele von den Tandem-Servern
Die Kommunikation dem Lernstand anpassen
Wenn man davon ausgeht, dass man in der Kommunikation mit dem Tandempartner
Neues vor allem
1. aus dem Modell des Partners,
2. durch Verständnishilfen des Partners,
3. durch Formulierungshilfen des Partners und
4. durch Korrekturen des Partners
5. durch Fragen an und die Diskussion mit dem Partner
lernen kann, dann betrifft dieses Beispiel vor allem die Bereiche 1 und 5.
Vorbemerkung
Wenn Sie mit einem Lehrwerk lernen, haben dessen Autoren für Sie entschieden, was
Sie in welcher Reihenfolge lernen sollen, und sie haben die Texte so angeordnet, dass
Sie sie verstehen können, aber immer etwas neu zu Lernendes hinzukommt.
Wenn Sie mit einem Tandempartner weiterlernen, können Sie (und müssen Sie)
weitgehend selbst entscheiden, was Sie wann lernen. Die Kommunikation selbst wird
das mitsteuern, denn Sie wollen ja die Texte Ihres Partners (und andere für Sie
interessante Texte) verstehen können, wenn Sie sie erhalten, und Sie wollen das
ausdrücken können, was Sie sagen wollen.
Das bedeutet, dass Sie auf das, was Ihr Partner schreibt, Einfluss nehmen müssen: Es
darf nicht zu einfach sein – dann lernen Sie nichts hinzu; es darf aber auch nicht so
schwierig werden, dass Sie keine Lust mehr haben, den Brief überhaupt zu bearbeiten.
Konkrete Vorschläge
Wenn Sie aus den Briefen nichts mehr lernen ...
Wenn Sie feststellen, dass Sie die Briefe Ihres Partners alle beim ersten Durchlesen
vollständig verstehen und dabei keine neuen Ausdrucksweisen lernen, dann müssen
Sie versuchen, etwas zu ändern.
Das Wahrscheinlichste ist, dass die Texte Ihres Partners (vielleicht auch Ihre) immer
dem gleichen Schema folgen: z.B. Erzählen von den Erlebnissen der letzten Woche oder
Erklärungen und Kommentare zu immer demselben Thema. So etwas verführt dazu,
auch immer dasselbe Vokabular und dieselben Satzstrukturen zu benutzen.
Sie können das jedoch relativ einfach beeinflussen.
 Wenn Sie z.B. darauf achten, dass ständig neue Themen angesprochen werden, führt
das nicht nur zu neuen Sachinformationen, sondern auch zu einer Erweiterung des
angesprochenen Vokabulars.
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4.2 Hilfen für Internet-Tandem

Zwei Beispiele:

Falls Ihr Partner Zeitung liest, können Sie ihn bitten, Ihnen regelmäßig zu
beschreiben, was in dem Teil seiner Tageszeitung steht, den er am liebsten liest.

Falls er gerne ins Kino geht, bitten Sie ihn um genauere Informationen und
Einschätzungen zu den Filmen, die er gesehen hat.
Wenn Sie darauf achten, dass Ihr Partner Ihnen nicht nur viel erzählt, sondern sich
auch auf abstraktere Diskussionen mit Ihnen einlässt, führt das meist ebenfalls zu
neuem Vokabular sowie zu komplexeren Satzstrukturen.

Sie können Ihren Partner z.B. um Hintergrundinformationen oder Begründungen
zu dem bitten, was er erzählt.

Sie können eigene Probleme einbringen oder ihn um Rat fragen, wenn Sie
Entscheidungen treffen müssen.
Wenn die Briefe zu schwer sind ...
Wenn Sie feststellen, dass Ihnen das Lesen der Partnerbriefe keinen Spaß mehr macht,
weil Sie zu viel Zeit aufwenden müssten, um sie ganz zu verstehen, dann müssen Sie
etwas ändern.
Das Wahrscheinlichste ist, dass Ihr Partner beim Schreiben vergessen hat, dass Sie
seine Muttersprache noch nicht beherrschen. Sie sollten ihn gelegentlich daran erinnern
und ihm verständlich machen, welche Schwierigkeiten Sie mit seinen Texten haben.
Sie können ihm auch helfen, den Schwierigkeitsgrad seiner Texte zu senken. Einige
Beispiele:
 Wenn Sie ihn durch Fragen dazu bringen, von abstrakten Überlegungen überzugehen
zu konkreten Beispielen oder persönlichen Erlebnissen, dann verstehen Sie seine
Texte sicher besser.
 Wenn Sie die Diskussion in Richtung auf Themenbereiche steuern, in denen Sie sich
gut auskennen, dann können Sie vieles schon aufgrund Ihres Vorwissens erschließen.
 Wenn Ihr Partner das Deutsche schon relativ gut beherrscht, dann können Sie ihm
auch vorschlagen, zu besonders schwierigen Passagen eine deutsche Zusammenfassung mitzuliefern. Dabei lernt er selbst (Sie können ihn auch korrigieren), und
gleichzeitig hilft er Ihnen.
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Praktische Hilfen: Beispiele von den Tandem-Servern
Konkrete Lernfragen an den Brief des Partners stellen
Wenn man davon ausgeht, dass man in der Kommunikation mit dem Tandempartner
Neues vor allem
1. aus dem Modell des Partners,
2. durch Verständnishilfen des Partners,
3. durch Formulierungshilfen des Partners und
4. durch Korrekturen des Partners
5. durch Fragen an und die Diskussion mit dem Partner
lernen kann, dann betrifft dieses Beispiel vor allem die Bereiche 1 und 5.
Vorbemerkung
Aus den Texten, die Ihnen Ihr Partner schickt, werden Sie immer eine Menge lernen –
bewusst oder unbewusst. Nicht nur das, was er schreibt, ist für Sie möglicherweise
interessant, sondern auch die Art, wie er sich ausdrückt und wie er argumentiert.
Besonders dann, wenn Sie – aufgrund von Prüfungen, eigenen Erfahrungen, Beratungsergebnissen oder zu erwartenden Anforderungen – schon wissen, wo Ihr Lernbedarf liegt, können Sie von den Briefen Ihres Partners dadurch profitieren, dass Sie Ihre
Aufmerksamkeit von vornherein auf für Sie interessante Phänomene richten.
Konkreter Vorschlag
Sie könnten sich z.B. auf Phänomene folgender Art konzentrieren:
 Im Text häufig vorkommende Adjektive (z.B. wenn Sie Ihr Vokabular in diesem
Bereich erweitern möchten).
 Beispiele für die Konkordanz von Artikel, Adjektiv und Substantiv (z.B. wenn Sie in
diesem Bereich immer Fehler machen).
 Im Text vorkommende Satzverknüpfungen wie und, oder, danach, außerdem,
übrigens (z.B. wenn Sie die Kohärenz Ihrer eigenen Texte verbessern wollen).
 Idiomatische Wendungen jeder Art wie etwa: Dazu kann ich nichts sagen; bei
Gelegenheit; das wollte ich dich immer schon mal fragen; meiner Meinung nach;
noch etwas anderes; finde ich gut ... (z.B. wenn Sie vermeiden möchten, dass Sie
beim Schreiben zu viel aus der Muttersprache übersetzen).
 Sprachliche und argumentative Mittel, die Ihr Partner einsetzt, etwa um Sie von etwas
zu überzeugen, um etwas spannender zu machen, um zu erreichen, dass Sie zu etwas
Stellung nehmen oder etwas erzählen (z.B. wenn Sie von seiner Art zu kommunizieren beeindruckt sind und auch ähnliche Mittel einsetzen können möchten).
Das sind nur einige wenige Beispiele – Sie werden sich mit der Zeit Ihre ganz
persönliche Liste zusammenstellen.
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4.2 Hilfen für Internet-Tandem
In der Praxis werden Sie die Briefe Ihres Partners sicher erst einmal durchlesen (ggf.
mehrmals), weil Sie neugierig sind, was er Ihnen zu sagen hat; möglicherweise
antworten Sie dann auch sofort. Danach können Sie jeden Brief aber weiter auswerten.
Wenn Sie Fragen und Lernziele wie die oben aufgelisteten im Kopf haben, dann
werden Sie wahrscheinlich oft schon beim ersten oder zweiten Lesen feststellen, dass der
Text für eines dieser Phänomene besonders ergiebig ist. Sie können sich in einem
weiteren Durchgang genauer darauf konzentrieren.
Überlegen Sie sich, wie Sie ihre Beobachtungen so festhalten können, dass Sie darauf
auch später zurückgreifen können: Durch farbiges Markieren in der Datei oder auf einem
Ausdruck, durch Zusammenstellen in besonderen Dateien oder in einem Heft usw.
Nachbemerkung
Es versteht sich von selbst, dass man auf diese Art nicht nur die Briefe eines Tandempartners auswerten kann, sondern jeden Text, den man hört oder liest und den man
unter bestimmten Aspekten gut findet.
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Praktische Hilfen: Beispiele von den Tandem-Servern
Wenn Sie Ihren Partner nicht richtig verstehen
Wenn man davon ausgeht, dass man in der Kommunikation mit dem Tandempartner
Neues vor allem
1. aus dem Modell des Partners,
2. durch Verständnishilfen des Partners,
3. durch Formulierungshilfen des Partners und
4. durch Korrekturen des Partners
5. durch Fragen an und die Diskussion mit dem Partner
lernen kann, dann betrifft dieses Beispiel vor allem die Bereiche 1 und 5.
Vorbemerkung
Sprachenlernen im Tandem bedeutet, dass die Partner sich gegenseitig helfen.
Wenn sie sich gegenüber sitzen (synchrone Kommunikation), können sie sich immer
sofort gegenseitig fragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Bei asynchroner Kommunikation, etwa per E-Mail, funktioniert das etwas anders: Da man auf die Reaktion des
Partners immer länger warten muss, wird man ihm in der Regel nur die Fragen stellen,
die man nicht schneller mit Hilfe von Nachschlagewerken oder Helfern am Ort selbst
beantworten kann.
Konkreter Vorschlag
Wenn Sie einen Brief erhalten, in dem nicht auf Anhieb alles klar ist, dann sollten Sie
erst einmal auf Ihre eigenen Lesestrategien setzen und sie weiter üben:
 Lesen Sie den Brief mehrmals ohne weitere Hilfsmittel – Sie werden erstaunt sein,
wie viel Sie allein aufgrund Ihrer Sprachkenntnisse (auch in anderen Sprachen),
aufgrund Ihrer Sachkenntnis, Ihres Wissens über den Partner und vor allem aufgrund
der im Brief selbst enthaltenen Informationen erschließen können. Sehr oft werden
Sie so zumindest zu plausiblen Hypothesen kommen. Und Sie werden merken: Je
häufiger Sie so vorgehen, desto besser werden Ihre Ergebnisse.
Danach erst sollten Sie andere lokale Hilfen in Anspruch nehmen:
 Benutzen Sie Wörterbücher oder andere Nachschlagewerke (in Buchform oder über
den Computer), fragen Sie andere, die Ihnen vielleicht weiterhelfen können und
wollen. Aber bedenken Sie dabei auch, dass es – wenn man gerade eine Sprache lernt
– nicht immer sinnvoll ist, in jedem Text jedes Wort verstehen zu wollen. (Wenn Sie
schon auf der ersten Seite eines Krimis jedes Wort nachschlagen, werden Sie nie
erfahren, wer der Mörder war.) Es kommen für Sie genügend neu zu lernende
Ausdrücke zusammen, wenn Sie nur die auswählen, die für das globale Textverständnis unbedingt wichtig erscheinen.
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4.2 Hilfen für Internet-Tandem
Wenn danach wichtige Fragen offen bleiben, dann sollten Sie Ihren Partner fragen,
z.B.
 wenn Sie im Nachschlagewerk oder von Ihren Helfern keine Antwort erhalten, wenn
Sie an der erhaltenen Auskunft zweifeln,
 wenn Sie das, was Sie von dem Text verstehen, erstaunlich oder widersprüchlich
finden,
 wenn Sie einen Ausdruck zwar im gegebenen Kontext verstehen, aber nicht
einschätzen können, in welchen Zusammenhängen, Kontexten oder Textsorten er
verwendet werden kann usw.
Ihre Fragen an den Partner können
 sprachliche Fragen sein und sich z.B. auf idiomatische Wendungen, Metaphern, Neubildungen, Wortspiele und Anspielungen auf aktuelle Ereignisse beziehen oder
 Sachfragen, die Zusammenhänge betreffen, die Sie nicht kennen: Fachwissen Ihres
Partners, landeskundlicher Hintergrund usw.
Denken Sie daran, dass Ihr Partner möglicherweise nicht sofort versteht, warum Sie
mit etwas nicht klarkommen, was für ihn selbstverständlich ist.
 Erklären Sie ihm möglichst genau Ihre Zweifel, Ihr Erstaunen, die Widersprüche, die
Sie sehen, usw.
 Setzen Sie dabei auch Ihre Muttersprache ein, die er ja auch versteht und weiterlernen
will. Eine probeweise Übersetzung in Verbindung mit der Frage, ob er das wirklich
so gemeint hat, kann z.B. häufig weiterhelfen.
Nachbemerkung
Übrigens, manchmal lassen sich solche Fragen leichter besprechen, wenn Sie Ihre EMail-Korrespondenz dadurch ergänzen (und lustiger machen), dass Sie sich ab und zu
“virtuell” im Internet treffen.
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Praktische Hilfen: Beispiele von den Tandem-Servern
Wie man durch Korrekturen lernen kann
Wenn man davon ausgeht, dass man in der Kommunikation mit dem Tandempartner
Neues vor allem
1. aus dem Modell des Partners,
2. durch Verständnishilfen des Partners,
3. durch Formulierungshilfen des Partners und
4. durch Korrekturen des Partners
5. durch Fragen an und die Diskussion mit dem Partner
lernen kann, dann betrifft dieses Beispiel vor allem den Bereich 4.
Ihre Erfahrungen mit Korrekturen
Beim Wort Korrigieren fällt Ihnen wahrscheinlich erst mal die Schule ein, wo
verschiedene Korrekturverfahren üblich sind.
 Der Lehrer hat Ihre Arbeiten wahrscheinlich mit Rotstift “korrigiert”, d.h. er hat die
fehlerhaften Stellen markiert.
 Sicher hat er oft durch Korrekturzeichen bestimmte Fehlertypen (Grammatikfehler,
Ausdrucksfehler, Rechtschreibfehler usw.) gekennzeichnet.
 Vielleicht mussten Sie danach denselben Text noch einmal korrigiert abgeben.
 Er unterschied möglicherweise zwischen schweren und weniger schweren Fehlern.
 Zuweilen haben Sie aus den Korrekturen auch ersehen können, was der Lehrer von
Ihnen erwartete, weil er die richtigen Formulierungen dazugeschrieben hatte.
Korrekturen im Tandem
Sollten sich bei Ihnen mit dem Begriff Korrektur unangenehme Gefühle verbinden,
dann vergessen Sie das ruhig beim Tandemlernen.
 Ihr Partner will Sie nicht bewerten; seine Korrekturen haben nur den Sinn, Ihnen
beim Lernen zu helfen.
 Sie selbst bestimmen, was und wie der Partner für Sie korrigieren soll.
 Er macht außerdem auch selbst Fehler und erwartet Korrekturen von Ihnen.
Man lernt durch Fehler nur, wenn man auf sie aufmerksam wird
Haben Sie keine Angst davor, Fehler zu machen. Fehler gehören zum Lernprozess.
Aber jeder Fehler hilft Ihnen nur dann weiter, wenn Sie darauf aufmerksam werden
und ihn auf Dauer abstellen können.
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4.2 Hilfen für Internet-Tandem
Vielleicht entdecken Sie ihn ja selbst, wenn Sie Ihren Text noch einmal lesen oder
durch Zufall irgendwo – z.B. in einem Brief Ihres Partners – die richtige Formulierung
sehen.
Sicherer ist es aber, den Partner zu bitten, Sie auf Ihre Fehler aufmerksam zu machen.
Sie können und sollten mit ihm absprechen,
 auf welche Fehlertypen (Wortschatz, Grammatik, Stil, Rechtschreibung usw.) er
besonders achten soll,
 bei welchen Fehlern er Verbesserungsvorschläge machen soll, die Sie dann übernehmen können,
 welche Fehler er nur markieren soll, damit Sie selbst darüber nachdenken können.
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