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VL WS 2005/2006
VII.
Das 11. Jahrhundert
Die schwierigen Anfänge Heinrichs IV.
Schlotheuber
16. Dez. 2005
VII.1 Reich und Kirche vor dem Investiturstreit
Vormundschaftsregierung im deutschen Reich (1056-1065)

Vgl. – außer der Salier-Literatur – folgende Biographien:
Mechthild BLACK-VELTRUP, Kaiserin Agnes (1043–1077) (1995)
Matthias BECHER, Heinrich IV. (1056-1106): Mit Rudolf (1077-1080), Hermann (1081), Konrad (1087-1093,
1101), Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian
I. (919-1519), hg. von Bernd Schneidmüller / Stefan Weinfurter (2003) S. 154–180.
Egon BOSHOF, Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitenwende (1979) - Taschenbuch
Hans-Henning KORTÜM, König Heinrich IV. in Canossa 1077, in: Höhepunkte des Mittelalters, hg. von Georg
Scheibelreiter (2004) S. 85-107.
Ian Stuart ROBINSON, Henry IV of Germany. 1056–1106 (1999) - mit umfänglicher Bibliographie, S. 371-396
Hanna VOLLRATH, The western empire under the Salians, in: Cambridge Medieval History IV (wie I.)
(2004) S. 50–68 (Heinrich IV.)

Die Regesta Imperii zu Heinrich IV. reichen nur bis zum Ende der Vormundschaftsregierung:
J. F. BÖHMER, Regesta Imperii III. Salisches Haus: 1024-1125. 2. Teil: 1056-1125. 3. Abt.: Die Regesten des
Kaiserreiches unter Heinrich IV. 1056 (1050) - 1106. 1. Lfg.: 1056 (1050)-1065, neu bearb. von Tilman
STRUVE (1984)
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Situation der letzten Jahre Heinrichs III. († 5. Oktober 1056 in Bodfeld)
Vorbereitung der Herrschaft Heinrichs IV. (* 1050, 11. November, in Goslar?):
Hoftag in Tribur: 1053 Wahl und Anerkennung (si rector iustus futurus esset, subiectionem
promitti fecit, “ wenn er sich als gerechter Herrscher erweise”, Hermann von Reichenau,
Chronicon 1053)
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1054 Weihe und Krönung in Aachen
–
1055 Weihnachten Verlobung mit Bertha von Savoyen
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Regentschaft Papst Viktors II. (†1057), Vormundschaft der Kaiserin Agnes
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Reichspolitik: Bayern: Otto v. Northeim (1061); Schwaben: Rudolf v. Rheinfelden; Kärnten: der
Zähringer Berthold
1062 April
“Staatsstreich von Kaiserswerth” und wiederholter “Sitzstreit in Goslar” (1062/1063)
Lampert von Hersfeld, Annales zu 1062/1063, hg. von Oswald HOLDER-EGGER (MGH SS rer. Germ.
1894) S. 80f.:
Ad ultimum Coloniensis episcopus ... navigio per Renum ad locum qui dicitur Sancti Suitberti insula venit.
Ibi tum rex erat. Qui dum quadam die post solemnes epulas factus fuisset hilarior, hortari eum episcopus
cepit, ut navim quandam suam, quam ad hoc ipsum miro opere instruxerat, spectatum procederet. Facile hoc
persuasit puero simplici et nihil minus quam insidias suspicanti. Cumque navim ingressus fuisset ..., repente
remiges insurgunt, remis incumbunt, navim dicto cicius in medium fluminis impellunt. Rex nova rerum
facie confusus incertusque animi, nec aliud quam vim et necem sibi paratam arbitratus, in flumen se
precipitem dedit; ciciusque eum aqua violentior suffocasset, nisi Ecbertus comes dato post eum saltu
periclitantem ... vix et aegre morti eriperet et navi restitueret. Exin blanditiis quibus poterant delinitum
Coloniam perducunt. Caetera multitudo per terram subsequitur, criminantibus plurimis, quod regia maiestas
violata suique impos facta foret. ... Imperatrix nec filium sequi nec iniurias suas iure gentium expostulare
voluit, sed in propria recedens, privatam deinceps agere aetatem proposuit. ...
1
Rex natalem Domini Goslariae celebravit. Ubi ipsa die, dum ad vesperam sellae episcoporum locarentur, inter
camerarios Hecelonis Hildenes- heimensis episcopi et camerarios Wideradi Fuldensis abbatis gravis
concertatio oborta est, et primo iurgiis, dein pugnis res gesta est, citoque ad gladios prorupissent ... rege
adhuc in puerilibus annis constituto singuli quod sibi animus suggessisset facere impune poterant.
„Zuletzt kam der Kölner Bischof ... zu Schiff auf dem Rhein an einen Ort, der Insel des hl. Suitbert
heißt. Dort war damals der König. Als dieser eines Tages nach einem feierlichen Mahl recht heiter
geworden war, fing der Bischof an, ihn aufzufordern, daß er eines seiner Schiffe, das er zu eben dem
Zweck wunderbar hatte herrichten lassen, besichtigen solle. Leicht redete er das dem einfältigen
Knaben ein, der nichts weniger als einen Hinterhalt argwöhnte. Als er das Schiff betreten hatte, ...
standen plötzlich die Ruderer auf, warfen sich auf die Ruder und trieben das Schiff im Nu mitten auf
den Fluß hinaus. Der durch die Wendung der Dinge verwirrte König, der nichts anderes meinte, als
daß ihm Gewalt und Mord drohten, sprang kopfüber in den Fluß, und das reißende Wasser hätte ihn
sehr schnell erstickt, wenn nicht Graf Ekbert ihm nachgesprungen wäre und den Gefährdeten ... mit
Mühe und Not dem Tod entrissen und wieder auf das Schiff gebracht hätte. Dann brachten sie den
mit Schmeicheleien so gut wie möglich Besänftigten nach Köln. Die übrige Menge folgte zu Land,
wobei sehr viele Vorwürfe erhoben, daß die königliche Majestät verletzt und ohnmächtig gemacht
worden sei. ... Die Kaiserin wollte weder dem Sohn folgen noch gegen das ihr angetane Unrecht nach
dem Völkerrecht vorgehen, sondern sie zog sich auf ihre eigenen Besitzungen zurück und faßte den
Vorsatz, fortan ein privates Leben zu führen.
Der König feierte den Geburtstag des Herrn in Goslar. Dort brach an diesem Tag, als die Sitze der
Bischöfe zum Vespergottesdienst bereit gestellt wurden, zwischen den Kämmerern des Hildesheimer
Bischofs Hezilo und den Kämmerern des Abts Widerad von Fulda ein heftiger Streit aus, und zuerst
wurde die Sache mit Beschimpfungen, dann mit Fäusten aus
getragen, und schnell hätten sie zu den Schwertern gegriffen
..., weil die einzelnen, da der König noch im kindlichen Alter war, ungestraft tun konnten, was ihnen
gerade einfiel.“ Hintergrund des “Staatsstreichs”: Heinrich von Augsburg ↔ Anno von Köln
–
Folge: Rückzug der Agnes, Machtgewinn der Gruppe um Anno von Köln
VII.2
Reformpapsttum und deutscher Königshof
1057 Juli 28 † Viktor II. (Gebhard von Eichstätt)
1057 Aug. 2 Wahl Stephans IX. (Friedrich von Lothringen)
Annales Altahenses maiores zu 1057, hg. von Edmund VON OEFELE (MGH SS rer. Germ. 1891) S. 54:
Ipsa aestate papa Victor moritur, et in eius locum frater Gotefridi ducis Fridericus, cognomine Stephanus, a
Romanis subrogatus, rege ignorante, postea tamen electionem eius comprobante. („Im selben Sommer
stirbt Papst Viktor, und an seine Stelle wird Friedrich mit dem Beinamen Stephan, der Bruder
Herzog Gottfrieds, von den Römern gesetzt, wobei der König von seiner Wahl nichts wußte, sie
später aber billigte.“)
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–
Stärkung Gottfrieds von Lothringen (Spoleto, Ancona)
Förderung der Reform: Petrus Damiani, Humbert von Silva Candida, Hildebrand
Verfügung über die folgende Papstwahl († 29. März 1058)
Die Briefe des Petrus Damiani, hg. von Kurt REINDEL (MGH . Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 4, 2;
1988) Nr. 58 S. 193f. - zweite Hälfte 1058
Huc accedit, quia piae memoriae Stephanus papa congregatis intra ecclesiam episcopis civibusque Romanis,
clero et populo, hoc sub districti anathematis excommunicatione statuerat, ut si eum de hoc saeculo migrare
contingeret antequam Hildeprandus Romanae ecclesiae subdiaconus, qui cum communi omnium consilio
mittebatur, ab imperatrice rediret papam nullus eligeret, sed sedes apostolica usque ad illius reditum intacta
2
vacaret. („Dazu kommt, daß Papst Stephan seligen Angedenkens, nachdem die Bischöfe und
römischen Bürger, Klerus und Volk, in der Kirche versammelt waren, unter der Exkommunikation
des strikten Anathems festgesetzt hatte, daß, wenn es ihm beschieden wäre, aus dieser Welt zu
scheiden, bevor Hildebrand, Subdiakon der römischen Kirche, der auf Beschluß aller abgesandt
wurde, von der Kaiserin zurückgekommen wäre, keiner einen Papst wählen solle, sondern der
apostolische Stuhl bis zu dessen Rückkehr unberührt leerstehen solle.“)
• Kirchenschisma
1058 April 5
1058 Dez. 6
–
1059
Wahl Benedikts X., in Rom: Kandidat der Tuskulaner, reformnah
Wahl Nikolaus’ II. (Gerhard von Florenz) in Siena: Reformkandidat
(bestätigt durch den Königshof am 12. Juni 1058)
inthronisiert mit Hilfe Gottfrieds in Rom am 24. Januar 1059
Lateransynode unter Nikolaus II. Nachträgliche Legitimation der Wahl:
das Papstwahldekret des Jahres 1059
Vgl. zuletzt ausführlich (mit einer Edition aller Textfassungen):
Detlev JASPER, Das Papstwahldekret von 1059. Überlieferung und Textgestalt (1986)
– situationsbedingter Inhalt mit z.T. normativer Wirkung → Kirchenrecht
– Bestimmungen über: Wähler (Kardinalbischöfe), Kandidaten, Wahlort,
– Rechte des Gewählten vor der Inthronisation
– der “Königsparagraph” (JASPER, wie oben, S. 101f. und S. 104f.):
... salvo debito honore et reverentia dilecti filii nostri Henrici, qui in praesentiarum rex habetur et futurus
imperator Deo concedente speratur, sicut iam sibi ... concessimus, et successorum illius, qui ab hac apostolica
sede personaliter hoc ius impetraverint ...(„Unbeschadet der gebührenden Ehre und Achtung
gegenüber unserem geliebten Sohn Heinrich, der gegenwärtig König ist und mit Gottes
Einwilligung - so hofft man - Kaiser sein wird, wie wir ihm schon zugestanden haben, und
gegenüber seinen Nachfolgern, die persönlich vom apostolischen Stuhl dieses Recht erlangen
werden.“)
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–
1061 Juli
Nikolaus’ II. Bündnis mit den Normannen: gegen den römischen Adel gerichtet
schwerer Konflikt mit dem deutschen Hof 1060/61
Reichssynode nimmt gegen den Papst Stellung (Absetzung?)
† Papst Nikolaus II. in Florenz
 Schisma des Cadalus (Kadaloh)
Literatur
Tilman SCHMIDT, Alexander II. und die römische Reformgruppe seiner Zeit (1977)
–
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römische Adelspartei schließt sich mit dem oberitalienischen Episkopat zusammen
römisch-lombardische Gesandtschaft an den Hof (Basel), Insignien der röm.
Patricius-Würde für Heinrich IV., Wahlvorschlag: Kadaloh von Parma (Honorius II.), am
28. Oktober 1061 Nominierung Honorius’ II. in Basel: eine politisch ungeschickte
Entscheidung des deutschen Hofs
1061 Sept. 30 Die Kardinalspartei wählt mit Unterstützung der Normannen in tumultarischer
Wahl Anselm I. von Lucca (Alexander II.) – Reformkandidat
–
militärisch unentschiedene Lage in Rom, normannische Waffenhilfe für Alexander II.
(Petrus Damiani ↔ Hildebrand: Soll der deutsche Hof eingreifen?)
Petrus Damiani entschuldigt sich bei Papst Alexander II. und Hildebrand, daß er sich eigenmächtig
an den Erzbischof von Köln zur Beilegung des Cadalus-Schismas gewandt hat; März/April 1064
(Die Briefe, hg. von Kurt REINDEL, 4,3; Nr. 107 S. 186f.): Patri et filio papae et archidiacono, Petrus peccator
monachus servitutem. Epistolam, de qua me insugillastis, ad vos mitto, ut videatis, et quid in ea adversum vos
3
egerim liquido comprobetis ... Si pro hac epistola mori debeo, tendo cervicem, imprimite pugionem.. De caetero
sanctum sathanan meum humiliter obsecro, ut non adversum me tantopere saeviat nec eius veneranda superbia
tam longis me verberibus atterat, sed iamiam circa servum suum vel saciata mitescat. ... Unus vestrum me
tanquam sol corusco fervidi splendoris irradiat, alter velut furens aquilo violentis impetus sui flabris exsufflat.
(“ Vater und Sohn, dem Papst und dem Archidakon, bietet der sündige Mönch Petrus seinen Dienst
an. Den Brief, für den Ihr mich getadelt habt, schicke ich Euch, damit Ihr seht und klar erfahrt, was ich
in ihm Euch zuwider gehandelt habe ... Wenn ich wegen dieses Briefes sterben muß, strecke ich den
Hals hin, stoßt den Dolch hinein ... Im übrigen bitte ich meinen heiligen Satan demütig, daß er nicht so
sehr gegen mich wüte noch sein ehrwürdiger Hochmut mich mit so langen Schlägen zerschmettere,
sondern allmählich gegenüber seinem Diener gleichsam gesättigt milder werde ... Der eine von Euch
übergießt mich wie die Sonne mit dem Glanz eines glühendwarmen Scheins, der andere bläst mich
wie der wütende Nordwind mit dem Wehen seines heftigen Sturms an“).
1064
Synode in Mantua, das Herzogtum Tuszien wird als Ort päpstlicher Politik und
Entscheidungen erkennbar): Verurteilung des Kadaloh durch die Synode
–
Anfang 1065: Gesandte beider Päpste am Hof → Beschluß einer Romfahrt
–
zweimalige Verschiebung des Feldzugs → Enttäuschung in Italien
1061–1073
Pontifikat Alexanders II.

–
–
negative Langzeitwirkung der Cadalus-Affäre:
Entfremdung zwischen Hof und Papsttum
Verlust des königlichen Einflusses auf die Kirchenreform
VII. 3 Die Zeit der selbständigen Regierung Heinrichs IV. und Sachsenaufstand
 Knappe Zusammenfassung:
Claudia MÄRTL, Ostsachsen zur Zeit der Salier (1024-1125), in: Die Braunschweigische Landesgeschichte, hg. von H.-R. JARCK und Gerhard SCHILDT (2000) S. 161-176, bes. S. 163ff.
 Zur Harzburg bzw. zu einzelnen Quellen:
Georg BINDING, Deutsche Königspfalzen ... (765-1240) (1996) S. 235ff.
Wolfgang EGGERT, Wie „pragmatisch“ ist Brunos Buch vom Sachsenkrieg? in: DA 51 (1995) S. 543–553.
Lutz FENSKE, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Entstehung und
Wirkung des sächsischen Widerstandes gegen das salische Königtum während des
Investiturstreits (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 47, 1977)
B. VOGEL, Zum Quellenwert des Carmen de bello saxonico, in: Deutsches Archiv 52 (1996) S. 85-133
Thomas ZOTZ, Der südwestdeutsche Adel und seine Opposition gegen Heinrich IV., in: Welf IV.
Schlüsselfigur einer Wendezeit. Regionale und europäische Perspektiven, hg. von Dieter
Bauer / Matthias Becher (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Beiheft 24, 2004) S. 339359.
–
1066
großer Einfluss Erzbischofs Adalberts von Bremen/Hamburg, Ultimatum der Fürsten auf dem
Hoftag in Tribur: Rücktritt des Erzbischofs als Berater oder Rücktritt des Königs von der
Herrschaft
–
Revindikationspolitik Heinrichs IV., Errichtung königlicher Burgen in Sachsen
1065–68 Bau der Harzburg: Burgstift; Grablege salischer Kinder; „Staatsgefängnis”
1070
Absetzung Ottos von Northeim als Herzog von Bayern, Einsetzung Welfs IV.
–
Unterstützung Ottos von Northeim durch sächsische Fürsten
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1073 Sächsischer Aufstand → Belagerung Heinrichs IV. in der Harzburg (Juli 1073)
- Anführer: Bischof Burchard von Halberstadt, Otto v. Northeim, Hermann Billung
- Beschwerden: wirtschaftliche Belastung Sachsens, Übergriffe der Ministerialen
- schroffe Zurückweisung durch Heinrich IV. in Goslar
4
- die “Rechte des Vaterlandes Sachsen” und die “sächsische Freiheit”
Rede Ottos von Northeim in Hoetensleben:
(Bruno, De bello saxonico liber, ed. W. Wattenbach, MGH. Scriptores rer. germ. [15] 1880 S. 15f.):
Calamitates et contumeliae, quas singillatim vobis omnibus rex noster iam per multa tempora fecit, magnae
sunt et intolerabiles; sed quas adhuc ... facere disponit, multo maiores sunt et graviores. Castella fortia, sicut
vos scitis, in locis natura munitis plurima construxit, ibique suorum fidelium multitudinem non modicam
universis armorum generibus collocavit. Quae castella ... quid portendant, et ex parte plurimi estis experti, et
nisi misericordia Dei vestraque virtus prohibuerit, cito omnes experiemini. Bona vestra, qui iuxta manetis,
vobis invitis in ipsa castella deportantur; filiabus vestris et uxoribus pro sua libidine, quando volunt,
abutuntur; vestros servos et iumenta, quicquid volunt sibi servire praecipiunt; immo et vos ipsos in liberis
humeris vestris quaelibet onera, licet foeda, portare compellunt. Sed quando ea quae futura sunt mente
concipio, ista quae nunc toleratis, tolerabilia puto. Postquam enim sua castella per totam terram nostram pro
sua voluntate construxerit ..., universa quae possidetis vobis simul eripiet et hominibus advenis vestra bona
largiens vos ipsos, liberos et ingenuos, ignotorum hominum servos praecipiet esse. ... non contra regem, sed
contra iniustum meae libertatis ereptorem, non contra patriam, sed pro patria et pro libertate mea ... arma
capio et ut vos ea mecum capiatis expostulo. Igitur expergescimini ...
(„Die Beeinträchtigungen und Beleidigungen, die jedem einzelnen von euch allen unser König schon seit
langem zugefügt hat, sind groß und unerträglich; aber die er sich noch ... zu tun anschickt, sind viel
größer und bedeutender. Starke Burgen, wie ihr wißt, hat er in von Natur aus befestigten Lagen sehr viele
erbaut, und er hat dort eine nicht geringe Menge seiner Getreuen mit allen Arten von Waffen
untergebracht. Was diese Burgen ... bedeuten, haben sehr viele von euch zum Teil schon erfahren, und
wenn nicht die Güte Gottes und eure Tüchtigkeit es verhindert, werdet ihr es alle erfahren. Die Güter von
euch Umwohnern werden wider euren Willen in die Burgen gebracht; eure Töchter und Frauen
mißbrauchen sie nach ihrer Lust, wann sie wollen; euren Hörigen und eurem Vieh befehlen sie nach
ihrem Gutdünken ihnen zu dienen, ja sie zwingen auch euch selbst, auf euren freien Schultern alle Lasten,
und zwar häßliche, zu tragen. Aber wenn ich im Geiste mir vorstelle, was noch kommen wird, halte ich
das, was ihr jetzt ertragt, für erträglich. Wenn er nämlich seine Burgen in unserem ganzen Land nach
seinem Willen gebaut haben wird ..., wird er euch alles, was ihr besitzt, auf einmal rauben und, indem er
Ausländern eure Güter schenkt, wird er euch, Freigeborenen, befehlen, Hörige unbekannter Menschen zu
sein. ... nicht gegen den König, sondern den ungerechten Räuber meiner Freiheit, nicht gegen das
Vaterland, sondern für das Vaterland und meine Freiheit ... greife ich zu den Waffen und fordere, daß ihr
mit mir zu ihnen greift. Also wacht auf ...)
1074 Febr. 2 Frieden von Gerstungen: Schleifung aller königlichen Burgen in Sachsen
–
Abriss der Harzburg durch sächsische Bauern, Grabschändung
–
Reichskrieg gegen Sachsen
–
1075 Schwere sächsische Niederlage gegen das Reichsheer an der Unstrut
–
1075 Oktober: spektakuläre Unterwerfung der sächsischen Fürsten; Inhaftierung
1075
Weihnachten in Goslar: Versprechen der Fürsten, keinen anderen als Heinrichs Sohn Konrad
zu wählen; Aussöhnung mit Otto von Northeim (Vertrauensstellung in Sachsen)
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