Herbstmilben – lästig aber ungefährlich

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Hilfen gegen die Milbenplage
(Uwe Popert - Arzt für Allgemeinmedizin)
Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Auslösen von Juckreiz, so ständen die Sieger fest: die Larven von
Grasmilben, viel kleiner als ein Stecknadelkopf. Sie sind die Verursacher der derzeit häufigen
Mückenstich-ähnlichen Hautausschläge .
Besonders in warmen Spätsommern (aber auch schon mal im Frühjahr) sitzen die Larven in kleinen
Kolonien auf relativ feuchten, sonnigen Wiesen und warten auf ein Opfer. Meist Mäuse und Vögel,
aber auch Hunde, Katzen und eben auch Menschen. Werden sie vom Gras im Vorübergehen
abgestreift, so wandern sie rasch zu geeigneten Regionen ihres Wirtes. Wie ihre größeren
Verwandten, die Zecken, bevorzugen sie die zarte Haut von Achseln, Bauch, Po, Genitalbereich und
Kniekehlen, aber auch Unterschenkeln und Füßen. Dort beißen sie sich fest, lösen winzige
Hautstücke mit ihrem Speichel auf, saugen diese Mischung auf und suchen nach einigen Stunden
oder Tagen gesättigt wieder nach einer Wiese. Die Speichelreste der ehemaligen Bissstellen aber
rufen allergische Reaktionen mit heftigem Juckreiz, Rötung und manchmal sogar Bläschen hervor.
(Daher dann auch einige der Namen: Herbstbeiße, Beiß, Erntekrätze, aber auch Trombidiose,
Herbstmilben, Erntemilben, Chiggers...) Krankheiten übertragen können Milben hierzulande nicht.
Manche Menschen bemerken die Hautreizungen kaum, andere reagieren zunehmend allergisch und
leiden tagelang.
Wenn der Juckreiz erst einmal quält, sollte man die befallenen Hautstellen mit einer Mischung aus
Wasser und etwas Essig oder Zitronensaft abwaschen, um die Reste der Verdauungssäfte zu
inaktivieren. (Notfalls mit Spucke betupfen) Hat Kratzen bereits zu Wunden geführt, sollten diese mit
Polyvidon-Jod (z.B. PVP-Salbe), 80% Alkohol oder anderen Mitteln desinfiziert werden, damit keine
bakteriellen Infektionen entstehen. Den Juckreiz lindern können die üblichen frei verkäuflichen Salben
mit Antihistaminika oder Gerbstoffen (z.B. Tannosynt); bei vielen juckenden Stellen notfalls auch mal
ein Antihistaminikum zum Schlucken.(z.B. Heuschnupfen – Tablette)
Keinen Sinn macht die Verwendung von Insektengiften, denn die Milben sind ja längst weg.
Das Beste sind natürlich vorbeugende Maßnahmen: Wiesen mit bekanntem Milbenbefall meiden (z.B.
viele Gärten in Kirchditmold, aber auch ausgesprochene Hundewiesen, Kuhweiden usw.) Ansonsten
empfehlen sich hochreichende Schuhe, geschlossene Bekleidung und Vermeiden von Bodenkontakt
(Sitzen nur auf einer Decke). Zu Haus dann möglichst schnell duschen und neue Kleidung anziehen.
Insektenabwehrmittel (Autan, Zanzarin, Zedan...) können vorbeugend auf Socken, Schuhe oder
Hosen aufgebracht werden; allerdings sollte das alle 2-3 Stunden aufgefrischt werden und viele
Menschen reagieren darauf allergisch. Bei Tieren können diese Mittel auch auf das Fell aufgetragen
werden (z.B. Exspot, Wellcare...)
Wenn es den eigenen Garten betrifft: die Wiese kurz halten und den Grasschnitt nicht liegen lassen.
Das Versprühen von Insektiziden vernichtet auch viele andere Insekten, ist meist wenig erfolgreich
und stellt eine unnötige Umweltbelastung dar.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.kassel-gesundheit.de unter dem
Menüpunkt Downloads / Grasmilben.
Wenn sie von befallenen öffentlichen Plätzen in Kassel wissen, so geben Sie bitte Ihr Wissen weiter
durch eine kurze Notiz im Diskussionsforum unter der Rubrik: „Grasmilben“
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Herbstmilben – lästig aber ungefährlich
(Felicia Molenkamp – Dipl. Biologin)
Beim Aufenthalt im Freien kann man den Kontakt mit den Larven der Grasmilbe
Neotrombicula autumnalis, auch Ernte- oder Herbstmilbe genannt, kaum vermeiden.
Diese Milben werden unter biologischen Aspekten in die Klasse der Spinnentiere
(Arachniden) eingeordnet, wie z.B. auch die Webspinnen, Weberknechte und Skorpione.
Grasmilben sind dabei ganz nahe verwandt mit den Zecken und den Hausstaubmilben.
Das Wachstum der Spinnentiere erfolgt in Schüben in Form von Häutungen, da ihre obere
feste, schützende Hautschicht nicht dehnungsfähig ist. Speziell die Milben durchlaufen dabei
einen komplizierten Lebenszyklus und erfahren während dieser Häutungsphasen mehrere
Gestaltumwandlungen, sogenannte Metamorphosen. Sie entwickeln sich von der Larve über
die Nymphe zum ausgewachsenen Tier (Imago). Nymphen und adulte Milben jagen
räuberisch andere Gliederfüssler und Insekten. Sie leben im Boden von Gärten, Äckern,
Wiesen und Waldrändern, an Stellen mit besonders hoher Luftfeuchtigkeit.
Nur die Larven schmarotzen als temporäre Ektoparasiten auf verschiedenen Wirbeltieren wie
Vögeln, Kleinsäugern und immer öfter auch auf Menschen.
Sie schlüpfen im Boden aus den befruchteten Eiern (ca. 300-400 Stück pro Weibchen),
wandern zur Erdoberfläche und von hier auf erhöhte Punkte wie Gras- oder Kräuterspitzen
sowie Bodenerhebungen. Dort werden sie von vorbeilaufenden Wirten abgestreift. Aufgrund
ihrer geringen Größe von höchstens 0,3 mm sind sie kaum mit bloßem Auge zu entdecken,
obgleich sie intensiv rot gefärbt sind.
Bei uns Menschen kriechen die Milbenlarven meist an Armen und Beinen entlang, bis sie
geeignete Hautstellen zum Verweilen finden. Bevorzugt sind dies Gürtelliniengegend,
Axialregion oder Ränder eng anliegender Kleidungsstücke. Hier durchbohren sie mit ihrem
Stech- und Saugrüssel die oberste Hautschicht und injizieren ihren Speichel. Dieser enthält
ein enzymatisches Verdauungssekret, welches die Zellwände des umgebenden Hautgewebes
auflöst. Zusammen mit der (menschlichen) Lymphe dient diese Flüssigkeit der Milbenlarve
als Nahrung. Da die Mundöffnung der Tiere klein ist und eigentliche Kauwerkzeuge fehlen,
findet eine Zerkleinerung der Nahrung durch chemische Einwirkung präoral, also vor dem
Mund statt. Diese Form der Nahrungsaufnahme ist typisch für die Arachniden.
Der Saugvorgang dauert höchstens 4 bis 5 Tage. Danach lassen sich die gesättigten Larven
einfach fallen und entwickeln sich im Boden weiter. Oft werden sie aber schon durch
Hygienemaßnahmen oder Kratzen entfernt, sobald der Juckreiz beginnt. Während der
Nahrungsaufnahme gestört können sie nicht noch einmal beissen und müssen verhungern.
Soweit bekannt ist die Grasmilbenlarve in unseren Breiten kein Überträger von
Krankheitserregern. Ihre jahreszeitliche Hauptaktivität liegt zwischen Juli und Oktober,
abhängig von (warmer) Witterung und vor allem von Luftfeuchtigkeit.
Der Biss wird normalerweise von uns nicht bemerkt. Erst nach einigen Stunden rufen die Speichelsekrete der
Larve heftiges Jucken hervor, das am zweiten bis dritten Tag besonders stark wird und dann allmählich abklingt.
Zudem treten quaddelige, stark gerötete, rundliche Erhebungen und Bläschen auf, die ca. 1 cm groß werden
können. Empfindliche Menschen leiden bis zu drei Wochen unter diesen Hautirritationen, die nach ihren
Erregern Trombiculosen bezeichnet werden. Der Volksmund nennt sie Erntekrätze, Stachelbeerenkrankheit oder
Beiße.
Vorbeugende Verwendung von ätherischen Ölen wie Zitrone, Eukalyptus, Pfefferminze oder Teebaum bieten
einen gewissen Schutz vor den Plagegeistern. Effektiver erweisen sich geeignete, locker sitzende Kleidung und
eine gründliche Dusche nach Aufenthalt im Freien.
Teebaumöl, 70%iger Alkohol oder Franzbrandwein mit Minze können den Juckreiz allenfalls lindern, leider
nicht unterbinden.
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