FOSEeDuctaion GRUPPE: Soziale Aufarbeitung der Bildungstheorien Univ.-Prof. Dr. Bauer Denken und Sprechen: Das Denken entsteht im Wechselverhältnis von Ich und Welt (Kognitivismus). Dabei spielt die Sprache eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des Denkens. Der französische Psychologe Piaget sieht eine natürliche Entwicklung im logischen Denken und meint, das Denken an sich, sei der Sprache vorgängig. Nach Piaget durchläuft das Kind verschiedene Phasen der Entwicklung bis zum Erwachsenenalter. Vygotsky hingegen sieht die Bildung als soziale Entfaltung des Zusammenhangs von Denken und Sprechen. Denken ist nach Vygotsky die innere Sprache. Die Sprache sei demnach vorgängig. Nach Vygotsky durchläuft das Kind ebenfalls Stufen der Entwicklung, die sich jedoch von Piagets Entwicklungsstufen unterscheiden. Bildung, Didaktik und Erziehung: Bildung wird oft als Überbegriff beschrieben, der sich aus Sozialisation, Erziehung, Unterricht ergibt. Die grundlegendste Definition des Bildungsbegriffes lieferte Wilhelm von Humboldt, in dem er Bildung als das Wechselverhältnis innerer Entwicklung und äußerer Welt definiert hat. (Vgl. Humboldt, 1980:234-235) Somit ist hier jetzt schon die Vielschichtigkeit des Bildungsbegriffes erkennbar, was Ehrenspeck u.a. zu der Erkenntnis brachte, dass der Bildungsbegriff nicht definiert sondern vielmehr dimensioniert werden kann. (Vgl. Ehrenspeck, u.a., 2006:68) Die Didaktik beschäftigt sich mit der Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens. Die Didaktik wurde in ihren Anfängen als vorgegebene Ordnung, traktierbare Reihenfolge, und als veränderliche Auswahl verstanden (Vgl. Hopman, 2007:109). Der didaktische Aspekt der sokratischen Methode ist die Lehre durch Gespräch oder die Lehre durch Selbsterkenntnis. Nach der Anamnesislehre sei Wissen nichts anderes als sich wieder zu erinnern. Demnach existiert ein latentes, aktivierbares Wissen, das es gilt abzurufen (Vgl. Sokrates, 1994: 472ff). Rousseau beschreibt in seinem Werk Emile die Erziehung als Entfaltung der Kräfte. Erziehung findet nach Rousseau mit Hilfe von drei Lehrern statt: Natur, Menschen und Dingen (Vgl. Rousseau, 1762: 11) Konstruktivismus und Didaktik: Die Konstruktivisten gehen von einer realen innen und äußeren Welt aus. Sie sind der Ansicht, dass Informationen nur entsprechend unserer Wahrnehmungs- bzw. Erfahrungsmöglichkeiten aufgenommen werden können. Konzepte können nicht einfach vom Lehrer zum Schüler übertragen werden. Sie müssen auch verstanden werden. Nur ein Student der sich ein gewisses konzeptionelles Reportoire angeeignet hat, kann sich erfolgreich neuen Problemen stellen. Das Problem der Schulabgänger veranlasste Ernst Glasersfeld (radikaler Konstruktivismus), sich mit dem Thema Bildung zu beschäftigen. Behavorismus sei demnach das Hauptproblem. (vgl. Glasersfeld, 1995) Klafki analysierte die herkömmlichen Bildungstheorien und entwickelte eine Didaktik des „Exemplarischen, Typischen, Repräsentativen, Elementaren“, in dem er fünf didaktischen Grundfragen nachging. Klafki verlangt vom Lehrer in der Vorbereitung des Unterrichts u.a. die Beantwortung der Frage, welchen Wert der geplante Unterrichtsinhalt für die Schüler hat. (vgl. Klafki, 1964) Hopmann konzentriert sich auf die Wurzeln der Didaktik. Didaktik kommt, ohne die starke Bindung zur Bildung, den Glauben an den Unterschied zwischen Inhalt und Gehalt und der Überzeugung, dass Lehren und Lernen autonome Aktivitäten sind, nicht aus. (vgl. Hopmann, 2007) Sozialisation und Selektion: Die Schulklasse ist eine Sozialisationsinstanz und hat somit die Sozialisationsfunktion wie beispielsweise die Entwicklung von Bereitschaften und Fähigkeiten der Individuen als wesentliche Voraussetzung ihrer späteren Rollenerfüllung. Vorgegebene (z.B. Status der Familie) und erworbene (z.B. Individuelle Befähigung) Faktoren beeinflussen das Ergebnis. WS 2013/14 FOSEeDuctaion GRUPPE: Soziale Aufarbeitung der Bildungstheorien Univ.-Prof. Dr. Bauer Bedingungen der Grundschulklasse sollten die Emanzipation des Kindes, die Verinnerlichung einer Ebene gesellschaftlicher Werte und die Selektion und Verteilung der menschlichen Ressourcen sein. Die einzige wesentliche Differenzierung sollte die Leistung sein. Die Oberschule legt ihren Akzent auf die Differenzierung qualitativer Typen der Leistung. Vor allem außerplanmäßige Tätigkeiten sind hier von Wichtigkeit. (Parson 1995, S. 161 – 193) Literaturverzeichnis: Ehrenspeck, Yvonne: Bildung. In: Krüger, Heinz-Hermann / Grunert, Cathleen (HG): Wörterbuch Erziehungswissenschaft. 2. Auflage. Basel: UTB. 2006. S.64-71. Glasersfeld, Ernst: A constructivist approach to teaching. In: Steffe L. P. & Gale J. (eds.) Constructivism in education. Erlbaum, Hillsdale. 1995 S. 3–15. Herbart, J.F. (1991): Didaktische Texte zu Unterricht und Erzieung in Wissenschaft und Schule.In: Müßener, G. (Hrsg.). Deimling Arbeitsmittel für Studium und Lehre. Wuppertal:Deimling. Hopmann, Stefan: Restrained Teaching: the common core of Didaktik. In: European Educational Research Journal. Volume 6, Number 2. 2007. S.109-124. Hopmann, Stefan: Von der gutbürgerlichen Küche zu McDonald´s: Beabsichtigte und unbeabsichtigte Folgen der Internationalisierung der Erwartung an Schule und Unterricht. Humboldt, Wilhelm: Schriften zur Anthropologie und Geschichte. Theorie der Bildung des Menschen. 3. Auflage. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1980. S.234-240. Klafki, Wolfgang: Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung, 1958 In: Klafki Wolfgang: Studien zur Bildungstheorie und Didaktik, 2.Auflage. 1964 S126-153. Parson, Talcott: Die Schulklasse als soziales System: Einige ihrer Funktionen in der amerikanischen Gesellschaft. 1995. S. 161 - 193 Piaget, Jean (1974): Theorien und Methoden der modernen Erziehung. Frankfurt am Main. Fischer Taschenbuch Verlag. S. 153 – 210. Platon (1994): Rowohlt Enzyklopädie. Sämtliche Werke Bd.1.Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. Raudenbush, Stephen W.: American Educational Research Journal – Advancing Educational Policy by Advancing research on Instruction. Rousseau, J.-J. (1762): Emile oder von der Erziehung. Emile und Sophie oder Die Einsamen. Düsseldorf: Artemis & Winkler Verlag. Semjonowitsch Wygotski, Lew: Der entwicklungsgeschichtliche Ursprung des Denkens und Sprechens. In: Helm, Johannes (Hrsg.) (1964): Denken und Sprechen. Frankfurt am Main. Fischer Taschenbuch Verlag. S.74 – 103. Weinert, Franz E.: Psychologie des Lernens und der Instruktion – Instruktionsmodelle, Instruktionsstrategien und Instruktionsprinzipien . 1996. WS 2013/14