Hiob 42 Der ferne und der nahe Gott

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Hauskreis-Impuls
Hiob 38-42
Heute kommen wir zum Abschluss des Buches Hiob. Damit wir alle in etwas auf dem Stand
der Dinge sind, zu Beginn eine kurze Zusammenfassung des Bisherigen:
Hiob ist ein vollkommener Mann, aufrecht, gottesfürchtig, meidet das Böse.
Und Hiob ist der reichste und erfolgreichste Mann, der im Osten wohnt.
Bei einer Zusammenkunft der Gottessöhne vor Gott fragt Gott den Satan, ob dieser den Hiob
schon bemerkt habe – dieses Muster an Vollkommenheit, Gottesfurcht usw.
Der Satan wettet mit Gott: Wetten, dass sein Glaube an dich fällt, sobald du Hand an ihn
legst und es ihm schlechter geht?
Gott lässt dies zu. Der Satan nimmt Hiob alles, Besitz, Kinder, Gesundheit. Aber Hiob bleibt
standhaft.
Drei Freunde besuchten Hiob. Nachdem sie eine Woche geschwiegen hatten, suchten sie
nach Gründen für Hiobs Leiden.
Ihre Gründe waren diese:
1. Gott straft dich für deine Sünden
2. Gott will dich zurechtweisen durch diese Krise – denk darüber nach, was er dir damit
zeigen will.
Bei Hiob kommt das alles nicht an. Er jammert uns zetert, er verflucht seine Geburt. Er
versteht den Gott nicht mehr, an den er glaubt und er fühlt sich machtlos und schuldlos an
seinem Unheil. Am liebsten hätte Hiob einen Schiedsrichter zwischen sich und Gott.
Diese Gespräche gehen von Hiob 3 bis 37. Dann meldet sich Gott zu Wort.
Er antwortet dem Hiob aus einem Sturm heraus in Kap 38-41.
Der Kern seiner Antworten besteht eigentlich aus Rückfragen. Gott klärt Hiob nicht über die
Gründe für das erfahrene Leid auf, sondern weist ihn und seine Vorwürfe in die Schranken.
Überraschend ist dennoch Gottes Schlusswort in Hiob 42,7:
7 Nachdem der Herr das alles zu Ijob gesagt hatte, wandte er sich an Elifas von Teman und
sagte: »Ich bin zornig auf dich und deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht die Wahrheit
über mich gesagt wie mein Diener Ijob.
Also so viel ist klar: Die Erklärungen von Hiobs Freunden über Gottes Motive waren falsch.
Die drei glaubten, sie wüssten, warum Gott dies oder jenes tut. Sie beharrten darauf, dass
Gott den Sünder bestraft und den Gerechten belohnt. Also müsse Hiob selbst Schuld sein –
falsch.
Sie beharrten darauf, dass Hiob durch sein Leid etwas lernen soll – auch falsch.
Sie verteidigten Gott, in dem sie versuchten, sein Handeln zu erklären – auch falsch.
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Also Vorsicht, wenn jemand behauptet, er wisse, was Gott wolle. Vorsicht, wenn jemand die
Geschichte deutet – sei es die Weltgeschichte oder eine Lebensgeschichte. Wir müssen hier
ganz scharf hinsehen und uns fragen: Was wissen wir eigentlich über Gott und was nicht?
Aber Gott hat nicht nur die drei Freunde getadelt. Er sagt auch, dass Hiob richtig von ihm
geredet hätte. Was aber hat Hiob denn Richtiges gesagt? Hat er Gott nicht hauptsächlich
angeklagt?
Hauptsächlich ja. Aber er hat auch einige Aussagen über Gott gemacht. Diese Aussagen leitet
Hiob ein mit den Worten: „Ich weiß…“
Und dann macht er zwei Aussagen die einen universalen Charakter haben.
Hiob 9,1-4
Ja, ich weiß sehr gut, dass es so ist und dass ein Mensch nicht Recht behalten kann gegen
Gott. 3 Hat er Lust, mit ihm zu streiten, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten.
4 Gott ist weise und mächtig; wem ist's je gelungen, der sich gegen ihn gestellt hat?
Die Macht Gottes und seine Weisheit sind für uns unüberwindlich und undurchdringlich.
Wichtig ist, dass hier nicht nur von Macht die Rede ist. Das würde bedeuten, dass Gott
einfach nur willkürlich ist und die Machtkarte zieht, gegen die wir ja eh keine Chance haben.
Hier ist auch von seiner Weisheit die Rede, die wir nicht durchdringen. Wir können Gott
weder anklagen, noch verteidigen. Nicht, weil wir es nicht dürfen, sondern weil wir es nicht
können.
Hiob spricht hier in großer Demut. Kann man vor Gottes Größe eigentlich anders existieren
als in einer demütigen Haltung? Ist nicht jede Form von Stolz und Hochmut überhaupt
gerade darum so gefährlich, weil der Mensch vergisst, wer er vor Gott ist? Stolz und
Hochmut sind darum gefährlich, weil der Mensch als ein Wesen ohne wirklichen Überblick
über das Leben so tut, als wisse er schon Bescheid.
Hiob erkennt: Nein, ich weiß nicht Bescheid.
Fragen
Gott ist und bleibt uns in vielem wie ein übermächtiger Fremder.
Können wir wirklich akzeptieren, dass wir Gottes Wege und Gedanken in dieser Welt und in
unserem Leben oft nicht nachvollziehen können?
Können wir uns wirklich damit abfinden, dass manches Rätselhafte einfach rätselhaft bleibt?
Können wir akzeptieren, dass Gott wirklich unendlich größer ist und seine Wege uns oft zu
hoch sind?
Jesaja 55,8+9: Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht
meine Wege, spricht der HERR, 9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind
auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Was kann uns helfen, so schlicht demütig zu werden wie Hiob? Was besänftigt den
Revoluzzer gegen Gott in uns?
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Das Zweite, das Hiob über Gott sagt, ist dies:
Hiob 19,25-27:
25 Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich
erheben. 26 Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so
werde ich doch Gott sehen. 27 Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn sehen,
aber nicht als Fremden.
Das ist das Zweite, das man sicher über Gott sagen kann, ohne sich allzu viel Wissen
anzumaßen. Gott lobt Hiob, dass er etwas Richtiges gesagt hat.
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.
1. Wenn einer wie Hiob über Gott sagt: „Ich weiß“ – dann ist das mehr als vages
Glauben und Vermuten – dann ist das das unglaubliche Vertrauen eine Leidenden auf
einen Gott, den er nicht sieht. Hiob hält fest an einem lebendigen Gott. Gott wird als
Erlöser bezeichnet. Und auch das ist richtig. Dieser Satz durchbricht die Verzweiflung
am Leben und den Zweifel an Gott.
Gott ist nicht nur fremd, er kommt auch nahe.
Er ist nicht einfach nur übermächtig und tut was er will. Er ist nicht einfach nur klüger
als wir und bleibt ein pures Rätsel. Gott ist auch nicht ein Erbsenzähler, wie die
Freunde Hiobs ihn darstellen. Das letzte und größte Motiv Gottes bleibt die Erlösung.
Und dieses Motiv zieht sich durch die ganze Bibel. Gott selbst weiß und sagt, dass es
nicht mehr gut ist in dieser Welt.
Hiob sitzt immer noch in der Asche und kratzt seine Geschwüre, aber er wirft sein Seil
ganz weit aus: Das hier ist nicht das letzte, das man über ihn sagen soll. Hiob starb
gebeugt und gebeutelt. Nein: Er machte seinen Anker bei seinem Erlöser fest.
Fragen:
Kennt ihr Menschen, an denen ihr dies erlebt habt: In der Asche sitzen und dennoch glauben:
Mein Erlöser lebt…?
Wie ist das eigentlich bei uns: Ist unser Gottvertrauen - wie bei Hiob – das Letzte, das uns
bleibt oder ist es das erste, das sich verflüchtigt? Schaut mal zurück auf die schweren Zeiten
eures Lebens und denkt an Hiob Kapitel 1+2: „Lege Hand an ihn und er wird dir ins Angesicht
absagen…“ Was hilft uns, dem Erlöser gerade da zu glauben, wo Erlösung so fern scheint?
Spätestens hier muss uns klar werden, dass Vertrauen auf Gott nicht als bloße Reaktion auf
unser Wohlergehen funktioniert. Es braucht außerdem auch mehr, als unsere innere Kraft
uns bieten kann, um in der Krise bei Gott zu bleiben. Das Entscheidende muss von ihm
kommen – von außen. In uns drin ist nicht die Kraft, sondern sind die Fragen.
Ein perfekter Bibeltext als Hilfe ist hier Römer 8,14-30 (Gemeinsam lesen – langsam und gut
betont (!), sonst rauscht er nur vorbei.)
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Gott lobt Hiob, weil er richtig von ihm gesprochen hat. Er tadelt die Freunde.
Hilfreiches Verhalten von Freunden und guter geistlicher Beistand können hier also auch
gelernt werden:
Gute Freunde können eigentlich nichts Besseres tun,
1. als tröstende Worte sprechen und die Hand zu halten oder ganz zu schweigen.
2. als für so einen Menschen zu beten:
a. Um Heilung und Trost
b. Um die Festigkeit des Vertrauens auf den Erlöser.
Für uns ist es leichter als für Hiob damals. Gott hat sich als der Erlöser inzwischen gezeigt in
Jesus Christus. Das Leben Jesu, seine Lehre, sein Handeln, sein Tod und seine Auferstehung
sind Gottes Zeichen er Erlösung. Wir wissen nicht, warum er nicht schon längst das Elend
hier beendet hat, aber wir wissen auch, dass er es tun wird. Und zwar nicht nur en gros,
sondern auch für jeden Einzelnen. Nicht als Fremder, sondern als Freund, Vater und Erlöser.
Wenn wir Gott nahe sein wollen, dann ist der einzige Weg über Jesus, in dem er uns nahe
kam. Darum sagt Jesus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum
Vater außer durch mich.“ (Johannes 14,6)
Frage
Warum begreifen wir das nicht und versuchen so oft, Gottes Nähe und seine Liebe an
unserem Ergehen festzumachen anstatt an Jesus?
Schlussverse lesen aus 42,10-17:
Nachdem Ijob für seine drei Freunde gebetet hatte, ließ der Herr ihn wieder gesund werden
und gab ihm zweimal so viel, wie er vorher besessen hatte.
11 Alle seine Brüder und Schwestern und die früheren Freunde besuchten ihn und feierten mit
ihm in seinem Haus. Sie bekundeten ihm ihr Mitgefühl und trösteten ihn wegen all des
Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte. Jeder schenkte ihm eine große Silbermünze
und einen goldenen Ring.
12 Der Herr segnete Ijob während der nun folgenden Zeit seines Lebens noch mehr als vorher.
Ijob besaß schließlich 14000 Schafe und Ziegen, 6000 Kamele, 2000 Rinder und 1000 Esel.
13 Er bekam noch sieben Söhne und drei Töchter.
14 Die älteste Tochter nannte er Täubchen, die zweite Zimtblüte und die jüngste
Schminktöpfchen.
15 Im ganzen Land gab es keine schöneren Frauen als die Töchter Ijobs. Ihr Vater bedachte
sie in seinem Testament genau wie ihre Brüder und vermachte jeder einen Anteil seines
Landbesitzes.
16 Ijob lebte nach seiner Erprobung noch 140 Jahre, sodass er noch seine Enkel und Urenkel
sah.
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17 Er starb in hohem Alter, gesättigt von einem langen und erfüllten Leben.
Amen
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