Vom Subunternehmen zum Direktanbieter Referat von Christoph Flückiger anlässlich der Management Konferenz 2015 [FOLIE 1 TITEL] Einleitung / Vorstellung Liebe Kolleginnen und Kollegen, geschätzte Damen und Herren Was ist die Hauptaufgabe unserer Unternehmen? Beschädigte Fahrzeuge perfekt in Stand setzen? Kunden glücklich machen? Ein guter Arbeitgeber zu sein? Nachhaltigkeit verbessern? Diese Punkte sind wichtig, doch das Allerwichtigste ist, dass wir Geld verdienen! Nur so können wir all unsere Ziele auch erfüllen. Bei unserem Geschäftsmodell ist es so, dass unser Ertragsbringer, der Schaden, beim anderen Stakeholder, der Versicherung, eine lästiger Aufwand darstellt, welcher der Versicherung wiederum den Gewinn schmälert. Seite 1 von 16 Und so stehen die verschiedenen Anspruchsgruppen, welche in einen Schaden involviert sind, in einem permanenten Ziel- und Interessenkonflikt. In diesem Spannungsverhältnis auch noch Geld zu verdienen, ist nicht immer ganz einfach. Ich darf Ihnen in den nächsten 20 Minuten erzählen, welchen Weg mein Unternehmen eingeschlagen hat, um in diesem harten Markt erfolgreich sein zu können. Dieser Weg wird schon durch den Titel meines Referates angezeigt: Vom Subunternehmer zum Direktanbieter Ich zeige Ihnen auf, wie auch ein kleiner Gewerbebetrieb mit den richtigen Marketingmassnahmen im Segment Privatkunden erfolgreich sein kann. Mein Name ist Christoph Flückiger und ich führe einen klassischen K+L-Betrieb. Wir beschäftigen 15 Mitarbeiter und erwirtschaften heute rund 90% des Volumens mit Privataufträgen. [FOLIE 2 MIT PRINTSCREEN VON WEBSEITE] Unser Kundenstamm mit knapp 5000 Kunden wächst kontinuierlich. Den Rückgang des Marktes konnten wir in den letzten Jahren durch Zugewinne von Neukunden kompensieren. Seite 2 von 16 Ich trat vor 30 Jahren in den Familienbetrieb ein. Damals erarbeiteten wir einen Grossteil unseres Umsatzes mit Aufträgen, welche uns von Garagen, Autohäuser wie sie hier in Deutschland heissen, übergeben wurden. Wir hatten also per Definition ein klassisches Subunternehmen. Natürlich bedienten wir auch schon damals Privatkunden. Vom Volumen her betrachtet war dies jedoch klar der kleinere Teil. Anfang der 90er Jahre begann die starke Konzentration im Automobilvertrieb. Grosse, teilweise herstellernahe Autohausketten mit eigener K+L-Abteilung entstanden. Der Markt für Subunternehmer wurde kleiner Mittlerweile sind wir von grossen Autohausketten geradezu umzingelt. Natürlich existieren noch einige private Autohäuser ohne eigene K+L-Abteilung. Und diese schätzen wir nach wie vor als Kunden. Doch das grosse Volumen brach weg. [FOLIE 3 KARTE HAUPTEINZUGSGEBIET] Wir sehen auf der Karte unser Haupteinzugsgebiet mit denjenigen Marken, welche Karosserie und Lack selbst reparieren. Sie sehen, die Konkurrenz ist sehr gross. Seite 3 von 16 Zeitgleich mit dieser Entwicklung, gegen Ende der 90iger Jahre, kam eine neue Idee aus dem angelsächsischen Raum auf uns zu: Versicherer suchten Instandsetzungsbetriebe als Partner zwecks Schadensteuerung. Die Lösung unseres Problems? Das Timing hätte perfekt gepasst: Wir verlieren Autohäuser und kompensieren sie mit Versicherungen. Und wir hatten Glück: Wir waren auf der Wunschliste der meisten Versicherer. Ich begann, mich intensiver mit der Thematik zu befassen. Und ich hörte von einer schwierigen Entwicklung in den Niederlanden und Grossbritannien. Ich befürchtete, vom Regen in die Traufe zu kommen. Die eine Abhängigkeit mit der anderen auszutauschen. Nach einigen schlaflosen Nächten und heissen internen Diskussionen beschlossen wir, auf den Abschluss von Verträgen mit der Versicherungswirtschaft zu verzichten. Doch dazu brauchten wir eine Strategie, um den immer kleiner werdenden Autohaus-Anteil mit Direktkunden kompensieren zu können. Privatkundschaft hiess die Lösung. Doch wie schafft man es, an genügend Privatkunden heranzukommen, um den Betrieb optimal auszulasten? Seite 4 von 16 Ich hielt mich an den Ratschlag von Henry Ford: [FOLIE 4 KUNDENBEDÜRFNISSE] «Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen» Etwas relativ Einfaches, sich in den Kunden hineindenken. Anforderungen, Wünsche und Bedürfnisse aus Kundenoptik betrachten. In einem Brainstorming evaluierten wir die einzelnen Positionen. [FOLIE 5 BRAINSTORM, einige Punkte erwähnen] Im Sinne eines ganzheitlichen Marketingkonzeptes definierten wir in der Folge 3 Punkte, um einzelne Anforderungen so umzusetzen, dass wir auch tatsächlich Privatkunden gewinnen konnten. [FOLIE 6 MIT EINBLENDUNG DER EINZELNEN PUNKTE] 1. Ausbau der technischen Kompetenz und Massnahmen, dass diese Kompetenz von potentiellen Kunden wahrgenommen wird Seite 5 von 16 2. Ausbau der Serviceleistungen mit einem vollständigen, kundenorientierten Schadenmanagement inklusive sämtlichen gewünschten Zusatzleistungen 3. Eine effiziente Werbestrategie, um Punkt 1 + 2 auch wirksam dem Automobilisten näher bringen zu können. Zum ersten Punkt: Es ist unser definiertes Ziel, im Segment Schadeninstandsetzung den Benchmark zu setzen. Wir wollen uns bezüglich technischer Kompetenz klar im Premiumsegment positionieren. Diese Kompetenz kommunizieren wir mit unserem Slogan: Nicht billiger. Besser. [FOLIE 7 NICHT BILLIGER. BESSER.] Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Instandsetzung von aktuellen Automobilen ohne Youngund Oldtimer. Die rasante Entwicklung im Automobilbau kommt uns hier entgegen: Karosserien in Vollaluminium, ultrahöchstfestem Stahlblech, Multi-Material-Mix wie aktuell bei Audi oder Porsche, Nieten und Kleben, Kohlenfaserstoffe und so weiter. Seite 6 von 16 Herausforderungen sind immer auch Chancen und wir beschlossen, diese zu packen. Wir investierten und – und investieren immer noch – in Equipment und Weiterbildung. Ohne Frage, jeder von uns weiss es: Je neuer das Auto, umso grösser ist die Wertschöpfung im Schadenfall. Es folgte Punkt zwei: Wir haben unsere Fahrzeugflotte ausgebaut und die bis anhin bunte Palette an Ersatzfahrzeugen durch ein einheitliches Corporate Design ersetzt. Die Flotte wuchs mit dem zunehmenden Privatkundenanteil und beträgt heute über 20 Fahrzeuge. [FOLIE 8 ERSATZFAHRZEUGE] Heute in aller Munde, war das Thema Schadenmanagement vor 20 Jahren noch nicht sehr gross. Und ich spreche von Schadenmanagement, nicht von Schadensteuerung. Zwei Begriffe, welche oft verwechselt oder sogar synonym verwendet werden. Wer managt, führt. Und wir wollten in der Schadenerledigung den Lead übernehmen. Es ist unser ganz klar definiertes Ziel, erste Anlaufstelle für Seite 7 von 16 Automobilisten zu sein. Nur so können wir eine aktive Wegsteuerung verhindern. Also mussten wir sicherstellen, dass wir dem Kunden den ganzen Formularkrieg abnehmen konnten. Zu Beginn füllten wir die Versicherungsformulare von Hand aus. Doch mit zunehmendem Erfolg, respektive dem höheren Anteil an Privatkunden, musste eine neue, effizientere Lösung gesucht werden. Wir entwickelten eine eigene Applikation, damit wir ein ganzheitliches, kundenorientiertes Schadenmanagement prozesssicher erledigen konnten. Und die Schadenmeldung, egal ob in Papierform auf den Originalformularen des jeweiligen Versicherers oder elektronisch, konnte einfach per Mausklick erledigt werden. [FOLIE 9 SCHADENMELDUNG] Wir sehen hier den Auszug einer Schadenmeldung. Ab sofort hatten wir ein Instrument in der Hand, welches nicht nur unsere Professionalität verbesserte, sondern wir auch eine Software, welche uns eine optimale Werkstattplanung ermöglicht und die Einhaltung sämtlicher Prozesse sicherstellt. Seite 8 von 16 Mit unserer Schadenmanagement-Software Easycare haben wir aber auch ein wichtiges Instrument für die gezielte Steuerung der Auslastung in der Hand. [FOLIE 10 EASYCARE DISPOSITION] Wir sehen hier die Ein-/Ausgänge der jeweiligen Aufträge, die Disposition der Ersatzfahrzeuge, die abwesenden Mitarbeiter sowie die Auslastung in den Abteilungen Karosserie und Lack in Stunden. Es ist ein Faktum, dass das Schadenvolumen nicht linear anfällt. Ich habe die Schadendaten eines Jahres analysiert und diese Auswertung hier grafisch festgehalten: [FOLIE 11 SCHADENAUFKOMMEN] Wir sehen sowohl grosse Schwankungen von Woche zu Woche, aber auch den deutlichen Anstieg des Schadenvolumens gegen die Mitte des Jahres und die eher schwachen Eingänge am Anfang und gegen Ende des Jahres. Rund 60% der Schäden in unseren Betrieben sind noch problemlos fahrbar, sie lassen sich also disponieren. Seite 9 von 16 Eine Planung der Aufträge ist möglich, wenn der Kunde auch wirklich zu uns kommen will. Sind wir beliebig austauschbar, ist es kaum möglich, einem Kunden einen Termin in 4 oder 5 Wochen zu geben. Dank unserer Disposition kennen wir nun seit einigen Jahren praktisch keine Leerzeiten mehr. Und unsere Kunden akzeptieren eine Wartezeit problemlos. So können wir die Auslastung optimal steuern. Das Erscheinungsbild eines Betriebes muss mit der definierten Zielgruppe übereinstimmen. Es braucht keinen Luxuspalast und auch keinen Marmorfussboden. Doch es sollte vertrauensvoll und ansprechend sein. Der Kunde soll sich wohl fühlen. Auch hier ist es einfach: Sich in die Haut des Kunden versetzen und den Kundenbereich so gestalten, wie man es selbst gern hätte. Und man kann aus den Fehlern der anderen lernen: Es ist unglaublich. Hersteller schreiben ihren Markenhändlern fast alles vor: [FOLIE 12 PEUGEOT] Wir sehen hier einen Betrieb, welcher die Vorgaben seiner Marke perfekt umgesetzt hat. Seite 10 von 16 Interessanterweise gehört ein überdachter Kundenparkplatz unmittelbar vor dem Eingang nicht dazu. Solche Bilder finden wir zu Hunderten. Selbstdarstellung statt Kundennähe. Der beste Parkplatz gehört dem Kunden! Und, wenn es möglich ist, sollte dieser Platz trocken sein. Mit der Neugestaltung der Kundenzone schafften wir die Voraussetzungen, auch anspruchsvolle Kunden bei uns bedienen zu können. [FOLIE 13 ANNAHME FLÜCKIGER] Nach unserem Umbau präsentierte sich unser in die Jahre gekommener Betrieb ansprechend und einladend. Und, das ist das Wichtigste, vertrauenserweckend. Alle Massnahmen, welche wir im Laufe der Jahre umgesetzten haben, würden den Rahmen dieses Vortrages sprengen. Doch ein Punkt scheint mir noch wichtig: Unser Tagesgeschäft wurde zunehmend komplexer. Ohne ein Qualitätsmanagement-System lassen sich diese Prozesse häufig nicht mehr auf einem gleichbleibend hohen Niveau erledigen. Seite 11 von 16 Zudem hatten wir Bedarf an Schulungen, welche von den klassischen Dienstleistern und Verbänden so nicht angeboten wurden. Und wir suchten nach einem Label, das diese Kompetenzen und die Zertifizierung gegen aussen abbildet. [FOLIE 14 SWISSGARANT GARANTIE] Mit der Gründung von Swissgarant haben wir diese Punkte unter einen Hut gebracht. Swissgarant ist eine kleine Vereinigung von 15 Instandsetzungsbetrieben, welche ähnlich denken und bestrebt sind, tonangebend bezüglich Qualität und Service in der Branche zu sein. So bieten alle Betriebe von Swissgarant eine lebenslange Garantie auf die ausgeführten Instandsetzungen an. Mit Swissgarant haben wir nicht nur ein QM-System gemäss ISO 9001 realisiert, vielmehr haben wir ein heute breit akzeptiertes Label geschaffen, welches dem einzelnen Unternehmen die Möglichkeit bietet, sich selbstbewusst im Markt zu präsentieren zu können. Wir führen Weiterbildungskurse und Studienreisen durch. Seite 12 von 16 Im Jahre 2004 haben wir den 1. Lehrgang zum Dipl. Schadenmanager angeboten hat. Soeben haben wir die 6. Ausgabe durchgeführt. Kernstück von Swissgarant aber ist das Qualitätsmanagement. Und ein Qualitätsmanagement muss sich permanent weiter entwickeln. Seit rund 3 Jahren haben wir unser betriebseigenes Handbuch online. Sämtliche Mitarbeiter haben Zugang. Einarbeitungsprozesse, Qualifikationen, Informationen über Neuerungen usw. erfolgen seitdem ausschliesslich im Intranet. [FOLIE 15 QM SWISSGARANT EINARBEITUNGSPLAN] Der Mitarbeiter lernt und bestätigt die einzelnen Punkte gleich online. So ist eine einfache Kontrolle sichergestellt. Nun kommen wir zum dritten Punkt. Und auch hier kann ich wieder aus der Welt des Autopioniers Henry Ford zitieren: [FOLIE 16 WERBESTRATEGIE] Enten legen ihre Eier in Stille. Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier. Seite 13 von 16 Wenn wir Punkt 1 und 2 erfüllen ohne zu Gackern, wird uns das kaum etwas nützen. Damit ein Kunde im Schadenfall auch wirklich an uns denkt, ist die Werbung der Kern jedes Direktkundengeschäftes. Die Werbung ist der wohl wichtigste und vor allem wahrnehmbare Teil des Marketings. Zielorientierte Werbung, welche auch ankommt, ist so einfach nicht. Ohne Frage gehört eine informative, fehlerfreie und grafisch ansprechende Webseite zur Pflicht. Und selbstverständlich muss die Page responsive sein, sich also unterschiedlichen Medien anpassen. Immer mehr User betrachten uns auf Smartphones. Seit nun 20 Jahren legen wir sehr viel Wert unsere Webseite. Sowohl Printwerbung wie auch unsere Spots in Radio und TV verweisen immer wieder auf unseren Online-Auftritt. Ausser der klassischen Printwerbung mit Zeitungsinseraten und Plakaten bieten sich die lokalen Radio- und TV-Sender optimal für einen Instandsetzungsbetrieb an. Zunehmend wichtig wird die Seite 14 von 16 Platzierung von Anzeigen bei Google. Mittels Google AdWords können Anzeigen in einem exakt definierten Gebiet geschaltet werden. Die Werbung muss authentisch und in sich konsistent sein. Sie muss zum Unternehmen passen. Was versprochen wird, muss auch eingehalten werden. Ich habe Ihnen zwei Muster unserer Radiospots mitgebracht, insgesamt laufen derzeit 6 verschiedene Spots. REGIE: RADIOSPOT ICH LIEBE IHN [FOLIE 17 MIT TEXT SPOT] Und gleich anschliessend: REGIE: RADIOSPOT LEBENSLÄNGLICH [FOLIE 18 MIT TEXT SPOT] Und hier noch ein Beispiel unseres TV-Spots und ein kurzer Ausschnitt aus der Publireportage: REGIE: FERNSEHSPOT IN GANZER LÄNGE UND PUBLIREPORTAGE BIS ZUR 45. SEKUNDE Werbung für einen potentiellen Blechschaden unterscheidet sich signifikant von Werbung, für ein bestimmtes Produkt. Seite 15 von 16 Wenn ich Werbung für ein neues Auto mache, spreche ich alle Leute an, welche sich Gedanken über eine Neuanschaffung machen. Oder, noch besser: Mit der Werbung löse ich das Bedürfnis erst aus! Wir haben es viel schwieriger. Werbung für ein negatives Ereignis, welches zudem noch in der fernen Zukunft liegt, ist schwierig. Wenn wir uns tatsächlich in die Köpfe der potentiellen Kunden prägen wollen, müssen wir eine Werbung machen, welche sympathisch und frisch daherkommt. Nicht nur globale Player wie Autohersteller oder Versicherungen müssen ein wirkungsvolles Marketing betreiben, auch Handwerker sollten über das reine Handwerk hinaus wachsen. Geld zu verdienen ist also unsere wichtigste Aufgabe. Und wenn wir genug Geld verdienen, sind wir in der Lage, unsere Kunden nicht nur zufrieden zu stellen, sondern ihre Erwartungen zu übertreffen. In diesem Sinne hoffe ich, dass es mir geglückt ist, Ihnen die eine oder die andere Idee mitgegeben zu haben. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Seite 16 von 16