MANAGEMENT & HANDEL Foto: 5W-50 Agenturgeschäftsführer Olaf Dicker sieht „Fürstentümer“ in Autohäusern – also die Ressortfixierung von Bereichsverantwortlichen – als bedeutende Hürde für die Entwicklung zielführender Onlinestrategien. ONLINEMARKETING 2015 Nicht auf der Höhe der Zeit Adwords-Kampagnen, Responsive Design, Employer Branding – Autohäuser stehen im Internet vor vielfältigen Herausforderungen. Der Großteil der Unternehmen steckt aber noch immer den Kopf in den Sand, meint Agenturgeschäftsführer Olaf Dicker. F ast ein Vierteljahrhundert ist das mangelnde Bereitschaft von Verantwortlichen, dem Thema Online die World Wide Web jetzt kommernötige Aufmerksamkeit zu schenken. ziell nutzbar – der Großteil der Er nennt dies „Aufschieberitis“. „Heute Autohäuser verkennt die Herausfordereicht es nicht mehr aus, die Webseite rungen aber noch immer, die mit der alle vier oder fünf Jahre zu erneuern“, Präsenz im weltweiten Datennetz verbetont Dicker. Spätestens dann ist sie bunden sind. Diese Ansicht vertritt veraltet. Das World Wide Web entwizumindest Olaf Dicker. Der Geschäftsckelt sich stetig weiter – und mit ihm führer der Berliner Agentur 5W-50, die die Gewohnheiten der Nutzer. Oft lässt auf Kunden aus der Branche spezialinoch immer die grundlegende Nutzersiert ist, warnt davor, dass sich weite freundlichkeit, die sogenannte UsabiTeile des Kfz-Gewerbes Geschäfte in lity, vieler Autohaus-Webseiten zu beträchtlichem Umfang entgehen laswünschen übrig. So ist es mitunter sen: „90 Prozent der Autohäuser sind schwierig, passende Ansprechpartner online nicht richtig aufgestellt.“ Das in Verkauf oder Service zu finden. Problem lässt sich jedoch in den Griff Was können Autohäuser also tun, bekommen, wenn Autohäuser an einer um online auf der Höhe der Zeit zu Reihe von Stellschrauben drehen. bleiben? Dickers Dickers EinschätVorschläge wirken zungen beruhen zwar simpel. Trotzdem nicht auf Marktforsetzen viele Autoschungsdaten. Er be„90 Prozent rät jedoch seit Jahren häuser diese Strategien in der Praxis Autohäuser. Immer der Autohäuser wieder stellt er dort noch nicht um. in Deutschland sind Zuallererst: Kfzdie gleichen ProbleBetriebe sollten sich me fest. online nicht richtig permanent mit OnEine der Hauptaufgestellt.“ linetrends beschäftischwierigkeiten aus Dickers Sicht ist die gen. Wie wichtig sind Olaf Dicker, Agentur 5W-50 40 kfz-betrieb 10-11/2015 QR-Codes? Welche Möglichkeiten zur Fahrzeugbewertung gibt es? Hierbei helfen Wirtschafts- und Fachmedien. Gesucht: der Onlineprofi Vor allem aber müssen sich Betriebe organisatorisch und personell richtig aufstellen, fordert Dicker. Das sieht im Idealfall so aus: Ein Autohaus schafft die Funktion eines Spezialisten, der sich ausschließlich des Themas Online annimmt. Das Stellenprofil müsste so lauten: „Wir suchen einen autoaffinen Onlinemarketing-Manager.“ Dieser Experte kann dann auch die Kommunikation mit Agenturen übernehmen, die etwa eine neue Webseite erstellen. Der Onlinemanager muss dazu allerdings mit der nötigen Entscheidungskompetenz ausgestattet werden. Auf diesem Weg kann die mitunter größte Hürde bei Webseitenprojekten entschärft werden: die „Fürstentümer“ in Handelsbetriebe oder -gruppen – das heißt die (mitunter hinderliche) Ressortfixierung von Bereichsverantwortlichen, wie etwa Verkaufsleitern für bestimmte Marken. Im Bereich Onlinewerbung habe er die Erfahrung gemacht, dass es Be- MANAGEMENT & HANDEL reichsleitern oft sehr wichtig sei, über jede Kleinigkeit mitzubestimmen, die ihr Geschäft tangiert, sagt Dicker. Anders als früher bei der Funk- und Printwerbung glaube heute bei der Internetwerbung jeder, Experte zu sein. „Dabei können sich Laien in der Regel kaum vorstellen, wie ihre Projekte im Onlinemodus tatsächlich funktionieren.“ Folge der fehlenden Spezialisten im Autohaus: „Oft ziehen sich Webseitenprojekte endlos in die Länge, neun bis zwölf Monate sind keine Seltenheit.“ In Zusammenarbeit mit spezialisierten Dienstleistern wie Onlinemarketing-Agenturen können Onlinemanager die Auftritte ihrer Autohäuser auf den Stand der Dinge bringe. Verschiedene Anbieter offerieren Monatspakete für 250 bis 450 Euro. Herausforderung Smartphones Bei der Neugestaltung ihrer Webseiten sollten Kfz-Betriebe auch die wachsende Nutzergruppe berücksichtigen, die über Smartphones und Tabletcomputer auf die Autohausangebote zugreift. Bei der Ruhrdeichgruppe liegt ihr Anteil bei rund einem Drittel. Folge: Nutzer müssen künftig genau die Version der Webseite angezeigt bekommen, die auf ihr Gerät zugeschnitten ist – sei es das Handy oder der Computer auf dem Schreibtisch. Das Schlagwort lautet „Responsive Design“. Laut Dicker ist die Nachfrage nach solchen Webseiten derzeit hoch. Dabei sollten sich Autohäuser von einer Agentur aber nicht nur die einfachsten Module anbieten lassen, sondern auch die Webseiten für mobile Geräte genau auf ihre Bedürfnisse zuschneiden lassen. Eine weitere Aufgabe für Onlinemanager besteht darin, Autohäuser im World Wide Web auffindbar zu machen. Dies erfolgt aus Sicht Dickers idealerweise über sogenanntes Suchmaschinenmarketing (Search Engine Advertising, SEA, oder Search Engine Marketing, SEM). Autohäuser buchen hierzu bei den Suchmaschinen sogenannte Keyword-Kombinationen, unter denen in den Ergebnislisten auf das Unternehmen verwiesen werden soll. Die Textanzeigen der Autohäuser werden dann im Umfeld der Suchergebnislisten angezeigt. Um langfristig bei Google und Co. eine bessere Präsenz zu erhalten, empfiehlt sich ein Webseitentuning mittels Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, SEO). Hierbei muss dann kontinuierlich mit Spezialisten an den Inhalten gearbeitet werden. Für den schnellen Erfolg bieten Hersteller und Importeure dem Handel bereits schlüsselfertige Kampagnen an, wie beispielsweise über das AdwordsSystem von Google, die auf HändlerWebseiten in der CI des Herstellers verlinken. Dicker empfiehlt Händlern allerdings, eigene Adwords-Kampa­ gnen zu schalten, um auf ihre Webseiten zu verlinken. Alles andere sei „ziellos investiertes Werbebudget“. Die Onlinemanager von Autohäusern müssen sich auch um die Präsenz ihrer Betriebe in den großen Onlinebörsen kümmern. Neben der eigenen Webseite sind diese für den Händler die zentralen Vertriebsplattformen. Auch wenn dort Preiserhöhungen drohen: Die Präsenz in Onlinebörsen einfach zurückzufahren, geht nicht, sagt Dicker. Autohäuser, die das tun, wer- SEIT MEHR ALS 160 JAHREN DIE KRAFT, IHR ÖLGESCHÄFT NACH VORNE ZU BRINGEN. Mit Top-Produkten, erstklassigem Service und sicheren Margen bringt MOTUL Ihr Ölgeschäft auf Trab. Und was können wir für Sie tun? www.motul.de www.facebook.com/motul.de den dies rasch in Form höherer Standzeiten zu spüren bekommen. Wie wichtig ist Facebook? Was Autohäuser aus Sicht Dickers allerdings auf den Prüfstand stellen können, sind ihre Auftritte im Onlinenetzwerk Facebook. Hat die Fangemeinde eine relevante Größe? Stärkt der Auftritt die eigenen Marke, bleibt monetär etwas hängen? Hier ist eine konsequente Erfolgskontrolle wichtig. Nicht zuletzt müssen sich Autohäuser online auch als Arbeitgeber profilieren (Employer Branding) – gerade mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel. Die Aufgabe besteht darin, in Stellenanzeigen das Besondere des eigenen Unternehmens herauszuarbeiten. Hierfür gibt es auch Software wie etwa Softgarden.de, mit der sich Jobs nicht nur auf der eigenen Homepage präsentieren, sondern auch in Stellenportale einspielen lassen. Das Schöne: Auch auf mobile Geräte sind diese Angebote dann abgestimmt – wichtig, vor allem mit Blick auf junge Bewerber. MARTIN ACHTER NOCH FRAGEN? Martin Achter, Redakteur „Die Hemmschwelle für Kunden zur Kontaktaufnahme ist online besonders niedrig, der Suchkomfort ist besonders hoch. Da ist jeder Handels- und Servicebetrieb selbst schuld, der wichtige Trends verschläft.“ 0931/418-2374 [email protected]