Die ersten Monate in der Wehrmacht

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Kriegserlebnisse einer Tiroler Familie
Fachbereichsarbeit von Clara Zijlstra
Inhaltsverzeichnis:
Widmung:
Seite 3
Einleitung:
Seite 3
Österreich nach dem Ersten Weltkrieg:
Seite 4
Der Anschluss:
Seite 6
Veränderungen im Alltag:
Seite 7
Reichsarbeitsdienst:
Seite 10
Die ersten Monate in der Wehrmacht:
Seite 13
Das Hinterland, eine Familie im Krieg:
Seite 14
Einsatz im Kriegsgebiet:
Seite 15
Innsbruck, Ende 1943:
Seite 16
Kriegsende und Gefangenschaft:
Seite 17
Das Warten auf den Sohn:
Seite 21
Quellenkritik und Schlussfolgerung:
Seite 24
Landkarten:
Seite 27
Quellen:
Seite 29
Logbuch:
Seite 31
2
Widmung:
Diese Fachbereichsarbeit ist den Familien Kecht, Stieger und Zijlstra gewidmet, deren
Familien durch Dietmar Kecht verbunden sind. Ich möchte auch Herrn Mag. Kubanda vom
Stadtarchiv Innsbruck für seine Hilfe und seine Geduld danken. Mein besonderer Dank gilt
Herrn Fregin, der die in Sütterlinschrift geschriebenen RAD-Tagebuchaufzeichnungen meines
Großvaters für mich enträtselt hat.
Einleitung:
Natur und Technik, das ist mein Fachbereich. Dennoch wollte ich nicht meine
Fachbereichsarbeit über Solarenergie oder Xenotransplantation schreiben. Das Ziel in einer
Fachbereichsarbeit ist es, sich 80 Stunden intensiv mit einem Thema zu beschäftigen. Dieses
Thema muss interessieren und motivieren und daher sorgfältig gewählt werden. Da ich das
Schulfach Geschichte sehr mag, war mir schon schnell klar, dass ich ein Thema in diesem
Fach wählen wurde. Ich bin seit meinem ersten Besuch an ein Archiv infiziert mit dem
„Geschichte-Neugier-Virus.“ Persönliche Aufzeichnungen, die früher irrelevant schienen,
werden Jahre später von einer anderen Person gelesen und geschätzt. Bei der
Auseinandersetzung mit Ereignissen aus der Vergangenheit werden diese wieder lebendig.
Es gibt viele Ereignisse in der Geschichte. Jede Minute des Tages, und an jedem Tag des
Jahres passiert irgendetwas, irgendwo auf dieser Welt. Themen mehr als genug, doch ich
wollte am liebsten eines, zu dem ich Quellen aus erster Hand finden könnte.
Nach dem Tod meines Großvaters bemerkte ich zum ersten Mal, dass ich mit ihm nie über
die Vergangenheit gesprochen hatte. Das war nicht seine Art. Er war ein Mensch, der immer
den Tag genossen hat und nicht hängen geblieben ist in einer Zeit „in der alles besser war.“
Gespräche zwischen Großvater und Enkelin über den Zweiten Weltkrieg hat es daher nicht
gegeben. Ich wusste von meiner Mutter Episoden aus Opas Kriegsgefangenschaft in
Jugoslawien, aber habe nie die Details zu Ohren bekommen. Erst nach dem Tod von Dietmar
Kecht, meinem Großvater, habe ich die CDs mit seinen Kriegserinnerungen angehört. Als ich
herausfand, dass es auch noch Kriegstagebücher von meiner Urgroßmutter gab, wusste ich
dass dies mein Thema für meine Fachbereichsarbeit werden sollte: „Kriegserlebnisse der
Familie Kecht.“
Ich konnte nicht ahnen, was für eine lehrreiche Erfahrung das Schreiben einer
Fachbereichsarbeit ist, und was für einen Spaß das bereitet. Auch wenn diese
Fachbereichsarbeit sehr persönlich ist, und viele Namen genannt werden, hoffe ich, dass
auch Außenstehende diese Arbeit als wertvoll erfahren.
3
Österreich nach dem Ersten Weltkrieg:
Im Jahre 1922 wurde in Häselgehr (Tirol) der Junge Dietmar Emanuel Kecht geboren. Sein
Vater Emanuel Kecht war Direktor der Hauptschule in Telfs, seine Mutter, Maria Kecht,
geborene Hofmann, kam aus Lienz. Dietmar hatte einen älteren Bruder, Ernst. 1924 wurde
seine Schwester Marga und 1927 wurde seine Schwester Maria geboren. Diese Tiroler
Familie war eine normale Kleinbürgerfamilie.
In den Jahren vor Dietmars Geburt hatte Österreich viel durchgemacht. Im Jahre 1918 verlor
es den Ersten Weltkrieg und dadurch den Großteil ihrer Länder. Viele Österreicher trauerten
dem großen Reich nach. Sie wollten sich nicht damit abfinden, in einem sehr kleinen,
politisch wenig bedeutenden Land leben zu müssen. Österreich konnte sich nicht selber
ernähren, denn die Kornkammern in Ungarn lagen außerhalb des Staatsgebietes. Die
Industrie war fast völlig verschwunden, und auch die wenigen Rohstofffelder und Ölgebiete
waren außerhalb der neuen Staatsgrenzen. In Tirol war die Trauer besonders groß. Im
Friedensvertrag von Saint-Germain bei Paris diktierten die Sieger des ersten Weltkriegs,
England und Frankreich die Grenzen Österreichs. Dabei ging Südtirol verloren. 540.000
Tiroler lebten auf italienischem Grundgebiet. Tirol hatte nur mehr 306.000 Einwohner, und
die sind über zwei landschaftlich nicht zusammenhängende Gebiete verteilt: Nord- und
Osttirol.1 Für Maria Kecht, eine Osttirolerin, war dieser Verlust unerträglich. Sie schrieb ihr
Tagebuch oft über den „Raub“ Südtirols. Auch im Alltag hatte sich viel geändert. Das Geld
wurde entwertet. Dadurch verlor diese Kleinbürgerfamilie einen Großteil ihres Vermögens.
Die Krone wurde vom Staat durch eine stabilere Währung umgesetzt: Den Schilling.2
In der neuen „demokratischen Republik Deutschösterreich“ sprachen sich alle politischen
Parteien, mit Ausnahme der Kommunistischen Partei (KPO), im Jahre 1921, für einen
Anschluss an Deutschland aus. Nur so, meinte die Bevölkerung, sei Österreich zu retten. In
einer Abstimmung unter der Tiroler Bevölkerung fordern 98,5% einen Anschluss Tirols an
Deutschland. 3 Aber der Anschluss erfolgte damals nicht, im Friedensverstag von SaintGermain war ein Anschlussverbot enthalten, Österreich war gezwungen ein selbstständiger
Staat zu bleiben.
Ab 1920 wurden immer mehr Heimatwehrorganisationen gegründet. Diese bewaffneten
Bürger- und Bauerngruppen hatten als Ziel, die „Linke“ (Sozialdemokratie und KPÖ) zu
bekämpfen. Sie wurden vom faschistischen Italien mit Geld und Waffen unterstützt.
Anführer waren vor allem Adelige und Akademiker. Ab 1930, nach dem „Korneuburger Eid,“
wurden diese Heimatwehren politisch. Die Führer der Wehren verkündeten das politische
Programm des „Austrofaschismus.“ Ziel dieses Programms war die Beseitigung von
Arbeiterbewegungen, die Auflösung der Parteien und Beseitigung der parlamentarischen
Republik. An ihre Stelle sollte eine Führer-Diktatur treten. Im Jahre 1932 bildete der
christlichsoziale Engelbert Dollfuß mit der faschistischen Heimwehr eine Regierung. Er wollte
Österreich als selbständigen Staat erhalten, denn nach der Machtergreifung Hitlers 1933 war
ein Anschluss an Nazideutschland für den christlichsozialen Dollfuß undenkbar. Dieser neue
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1 Horst Schreiber, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, Opfer. Täter. Gegner.
2 Hugo Portisch, Österreich I, Die unterschätzte Republik, Kapitel 6+7
3 Stadtarchiv Innsbruck, Tageszeitung des 25. April 1921
4
Staat war ein „Ständestaat,“ ein Staat, der von dem harmonischen Zusammenleben
verschiedener Stände ausgeht.4 Es war eine „dritter Weg“ zwischen Demokratie und
Marxismus. Die Idee von einem Ständestaat wurde vom Papst unterstützt und sogar
vorgeschlagen. In seiner Enzyklika „Quadragesimo Anno“ im Jahre 1931 spricht der Papst
sich öffentlich gegen den Sozialismus und die Demokratie aus.5
Die Nationalsozialisten waren in den frühen 20er Jahren keine feste Einheit. Erst ein
Jahrzehnt später wurde der Nationalsozialismus zu einer Massenbewegung, denn die
wirtschaftlichen und politischen Krisen häuften sich. Die NSDAP wurde groß durch
Propaganda und vage Versprechungen. Mit allen Mitteln versprachen sie alles, was Stimmen
und Popularität bringt: Essen, Arbeit, höhere Löhne, und vor allem aber die Ausschaltung
von Sozialdemokratie und Gewerkschaft. Die Österreichische Republik sollte ein Führerstaat
werden, und sich an Deutschland anschließen. In ihrer Propaganda stellte die NSDAP sich
sehr friedenserhaltend dar. Detaillierte Aussagen wurden vermieden, um so viele Gruppen
wie möglich ansprechen zu können.
Den Tirolern war ein Aufbau der Gesellschaft nach dem Autoritätsprinzip nicht fremd. In der
Zeit der Monarchie war es nicht anders gewesen. Die Sehnsucht nach einem Führer, der für
alle Probleme eine einfache Antwort hat, war groß. Anhänger der NSDAP waren vor allem
Menschen aus den unteren Mittelschichten. Der Anteil der Bauern war relativ gering. Vor
allem junge Männer fühlten sich von der NSDAP angezogen.6 Bei den Gemeinderatswahlen
in Innsbruck im April 1933 erzielte die NSDAP einen Erfolg. Sie bekam 48% der Stimmen.7
Dieses Ergebnis hatten sie vor allem ihrem sehr aggressiven Wahlkampfstil zu verdanken. Bei
einer Versammlung der Sozialdemokraten und Kommunisten stattete die SA den
Kommunisten einen Besuch ab. Diese Provokation löste heftige Schlägereien aus, wobei ein
Nationalsozialist ums Leben kam. Viele Anhänger der Großdeutschen Volkspartei, der
Katholischen Konservativen, und sogar ein paar Arbeiter wechselten aus Protest zur NSDAP.
Dabei hatten die Tiroler Nazis in den Monaten zuvor mehrere Attentate auf Tiroler
Elektrizitätswerke verübt. Im Juli 1934 versuchte die NSDAP mit Gewalt die Macht zu
ergreifen. Bundeskanzler Dollfuß wurde von zwei Schüssen getroffen und verblutete. Mit
Hilfe von Mussolini, der die Austrofaschisten unterstützte, weil er ein Großdeutschland an
seinen Grenzen fürchtete, scheiterte der Putsch. Viele NSDAP-Mitglieder flüchteten nach
Deutschland. Die NSDAP wird verboten, und Ruhe kehrte wieder in den Ständestaat ein. Als
Mussolini im Jahre 1936 einen Pakt mit Hitler schloss, verlor Österreich seinen Beschützer.
Es blieb dem neuen Bundeskanzler Schuschnigg nichts anders übrig, als mit Hitler zusammen
zu arbeiten.
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4 Horst Schreiber, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, Opfer. Täter.
5 Johannes Schaschnig und Oswald von Nell-Bruenig, Texte zur katholischen Soziallehre – Die sozialen
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6 Horst Schreiber, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, Opfer. Täter
Rundschreiben der Päpste und andere kirchliche Dokumente.
7 Stadtarchiv Innsbruck, Tiroler Volkszeitung des 28. April 1933
5
6
Der Anschluss:
Von all dem merkte der 14 Jährige Dietmar Kecht nichts. Er besuchte in Schwaz das
Paulinum, ein Katholisches Gymnasium. Seine ersten politischen Erfahrungen machte
Dietmar im März 1938, als deutsche Truppen an Schwaz vorbei marschierten und im
Paulinum einquartiert wurden. Das Ausmaß des ganzen verstand er nicht. Er meinte nur: „es
waren nette junge Männer, die haben mit uns Fußball gespielt, die meisten waren nicht
einmal Nazis.“8
Am 9. März 1938 gab der Kanzler von Österreich, Kurt Schuschnigg, bekannt: „dass am 13.
März das österreichische Volk in einer Abstimmung über die Selbständigkeit Österreichs
entscheiden könne.“ Seine historischen Worte: „Rot-weiß-rot, bis in den Tod“ bedeuteten
zwei Tage später schon nichts mehr. Mit bebender Stimme verkündete er am 11. März, dass
er der Gewalt weichen muss. Am 12. März marschierten deutsche Truppen über die Grenze.
Das junge Österreich hörte auf zu bestehen. Es wurde die Ostmark von Großdeutschland.9
Im täglichen Leben der Familie Kecht änderte sich zuerst nicht viel. Der junge Dietmar hörte
viel über Hitler im Dorf. Als Hitler am 5. April 1938 Innsbruck besuchte, fuhr er auch nach
Innsbruck.
„Ich kann mich noch erinnern, wie Hitler zum ersten Mal nach Innsbruck gekommen ist. Da
sind wir alle hingegangen, um Hitler an zu schauen! Mit 50, 60 Burschen vom Paulinum. Als
der Hitler da war, haben die Leute geschrien. Wir nicht, wir fanden ihn imposant, sonst
nichts.
Eine Frau sagte ganz fanatisch: „Jetzt schrei doch endlich!“
Ich sagte: „Warum? Ist doch lei der Hitler“
Besuch von Hitler an Innsbruck, am 5. April 1938. Hier beim Südtirolerplatz. Links ist Heinrich Himmler zu sehen. Stadtarchiv Innsbruck
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“Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
Albricht, Eisterer, Steininger, Tirol und der Anschluss
9 http://geschichte-oesterreich.suite101.de/article.cfm/der_anschluss_oesterreichs
7
Hitler zu Besuch in Innsbruck am 5. April 1938 am Innsbrucker Bahnhof
Der Grund von Hitlers Besuch an Innsbruck war eine Volksabstimmung am 10. April 1938. Bei
dieser Abstimmung ging es um den Anschluss von Österreich an Deutschland. Viel Wahl
hatten die Leute nicht, deutsche Truppen waren schon in Österreich und hatten das Land
fest im Griff. Viel Wahl wollten die Leute auch nicht, denn sie waren der Meinung, dass ein
Anschluss das Beste für den kleinen Staat sei. In der Tiroler Volkszeitung am nächsten Tag
war ein riesiges Porträt von Hitler gedruckt und die Ergebnisse der Abstimmung: 98,75% der
Stimmberechtigten hatten sich für einen Anschluss ausgesprochen. Die meisten Personen
hatten „Ja“ zu einem Anschluss gesagt, aber waren keine Anhänger von Hitler. ChristlichSoziale, Arbeiter, Bauern, die Familie Kecht, alle wollten sie einen Anschluss. Hitler haben sie
dazu nehmen müssen.
Bist du mit der am 13. März 1938 vollzogenen Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich einverstanden und
stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitler?
8
Veränderungen im Alltag:
In Telfs änderte sich das Leben allmählich. Alle Organisationen, so wie die Katholische
Jugend oder die Pfadfinder, wurden aufgehoben. Die Katholische Jugend durfte nur im
Pfarrheim zusammenkommen. Kirchen wurden im sehr katholischen Tirol nicht gesperrt,
aber christliche Schulen mussten in national-sozialistische Schulen umgewandelt werden
oder wurden geschlossen. Prozessionen wurden nur mehr geduldet, später ganz verboten.
1938 wurde die Hitler Jugend gegründet. Jeder der wollte, konnte dabei sein. Dietmar war
kein Mitglied, weil sein Vater als Christlich-Sozialer das seinen Kindern verboten hatte.
Nachdem Dietmars christliche Schule in Schwaz, das Paulinum, in eine national-sozialistische
Schule umgewandelt worden war, übersiedelte er zu seinen Tanten nach Lienz. Dort
besuchte er die Handelsakademie, um die sogenannte „Kleine Matura“ zu machen. Erst
1939, als die HJ Pflicht wurde, gab ihm der Direktor der Schule acht Tage Zeit, um Mitglied
der HJ zu werden. Falls nicht, würde er von der Schule verwiesen werden. Da er ein guter
Sportler war, kam er in eine Sportgruppe, die oft an Bannspielen teilnahm. Ein Bann ist eine
Vereinigung von HJ-Gruppen. Als Christlich-Sozialer hatte er es nicht immer einfach, die
Bannspiele fanden oft zur selben Zeit statt wie der Gottesdienst.
„ Das Fest war um 9 Uhr, da wollte ich aber in der Kirche sein. Um 10 Uhr haben sie mich
dann mit dem Motorrad abgeholt, und zum Sportplatz gebracht. Ich gewann drei Mal den
ersten Platz, und ein Mal den zweiten Platz.“
Der Bannführer sagte: „die schwarzen Schweine, erst kommen sie nicht und dann holen sie
alle Preise ab!“10
Der Kriegsbeginn traf die Familie Kecht unerwartet. Maria Kecht, ihr Mann, und die zwei
Schwestern von Dietmar Kecht, Marga und Maria, kehrten gerade von der Sommerfrische in
Reute heim, als der Krieg begann. „Einen friedlichen Ort hatten wir verlassen, in einen
Kriegswirbel waren wir über Nacht hinein geraten.“ Tochter Maria bedauerte es, dass sie vor
der Abreise in die Sommerfrische alle Vorräte verbraucht hatten. Nur einen großen Sack
Mehl hatten sie noch auf Vorrat. Da ab dem 27. September alle Lebensmittel und Kleider nur
mit Karten gekauft werden konnten, konnte die Familie keinen extra Vorrat mehr anlegen. In
ihrem Tagebuch schreibt Maria Kecht über die radikalen Vorschriften die eingehalten
werden müssen. „Man fühlt sich ins Mittelalter versetzt, da man auf das Licht der Sterne und
des Mondes angewiesen ist. Nur im Heim, hinter den dunklen Vorhängen spürt man das 20.
Jahrhundert. Seit dem 6. November schweigen auch alle Glocken. Sie dürfen nur bei
Fliegeralarm verwendet werden. [...] Recht Still ist es in den Straßen geworden.“11
Auch politische Veränderungen machten sich in der Familie bemerkbar. Marias Mann,
Emanuel Kecht, war Direktor der Hauptschule in Telfs. Als Geschichte- und Deutschlehrer
wurde er streng kontrolliert. Letztlich wurde er sogar suspendiert, weil seine „schwarze
Ideologie“ den Nazis nicht passte. Viele seiner Kollegen wechselten zur NSDAP, um ihre
Stelle zu retten. Die NS-Schulbehörde wusste, dass es sich bei vielen neuen Parteimitgliedern
nicht um überzeugte Nationalsozialisten handelte. Sie gab sich aber mit diesem Zeichen der
Anpassungsbereitschaft zufrieden. Nach Kriegsausbruch herrschte ein so großer
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10 “Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
11 Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
9
Lehrkräftemangel, dass auch wegen ihrer politischen Einstellung Entlassene wieder in den
Schuldienst zurückkehren konnten.12 Als Emanuel Kecht wieder in die Hauptschule
zurückkehren durfte, wurde er manchmal sehr subtil schikaniert. “Heute hat Papa den Herrn
Inspektor gefragt, ob er am Dienstag seine Stunden verlegen kann, um einer Hochzeit in
Mösern bei zu wohnen. „Ist kirchliche Trauung?“ „Jawohl!“ „Der Dienst geht vor,“ war der
Bescheid. Nun, es wäre wohl kaum eine Pflichtverletzung gewesen, wenn drei Stunden auf
eine andere Zeit verlegt würden, nachdem man Jahr und Tag Überstunden ohne
Anerkennung macht und in den letzten Tagen nicht weniger als 24 Stunden suppliert hat
außer der eigenen Schulstunden und der unentlohnten Direktorarbeit. “13
Nur im Haus traute sich die Familie Kritik zu äußern. Der Haushaltshilfe wurde eingeprägt
dass „alles, was im Haus gesagt wird, im Haus bleibt.“ Sogar in ihrem eigenen Tagebuch
äußerte sich Maria Kecht Kritik nur recht vorsichtig. „Meine Tochter Maria sagte heute (2.
November 1939), sie hätte die Aufforderung bekommen, an einem Säuglingskurs
teilzunehmen. 20 von der Klasse haben sich gemeldet. Es sind Kinder vom 7. Und 8.
Schuljahr, im Alter von 10 bis 14 Jahren.“ Wortwörtliche Kritik auf die
Mutterschaftsideologie der Nazis gab sie nicht, doch ihre Missbilligung kann man zwischen
den Zeilen lesen.
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12 Horst Schreiber, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, Opfer. Täter
13 Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
10
Reichsarbeitsdienst:
Dietmars älterer Bruder Ernst wurde schon im Jahre 1940 zum Reichsarbeitsdienst (RAD)
aufgerufen. Er hatte Glück, er wurde bei einem Bauern in der Nähe von Telfs stationiert und
sollte bei der Ernte helfen. Dort musste er einen sechsmonatigen Dienst absolvieren. Der
RAD war seit 1935 Pflicht und sollte zur nationalsozialistischen Erziehung beitragen. „Der
Reichsarbeitsdienst ist Ehrendienst am deutschen Volke. Alle jungen Deutschen beiderlei
Geschlechts, sind verpflichtet, ihrem Volke im Reichsarbeitsdienst zu dienen. Der
Reichsarbeitsdienst soll die deutsche Jungend im Geiste des Nationalsozialismus zur
Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur gebührenden Achtung
der Handarbeit erziehen. Der Reichsarbeitsdienst ist zur Durchführung gemeinnütziger
Arbeiten bestimmt.“ Für Dietmar, der gerade mit der Schule fertig war, und seine Lehre in
einer Lienzer Buchhandlung begonnen hatte, kam der Aufruf zum RAD am 1. Februar 1940
nicht gelegen. Seine Mutter hoffte, dass ihr Ansuchen um eine Rückstellung des Sohnes vom
Reichsarbeitsdienst positiv behandelt würde. Leider war das eine leere Hoffnung. Dietmars
Bruder, Ernst, wurde an dem Tag, als Dietmar zum RAD abreiste, zur Wehrmacht einberufen.
Die Mutter war verzweifelt und schrieb in ihr Tagebuch: „Und nun will ich das Tagebuch für
unsere Buben schreiben, damit sie mit der Heimat verbunden bleiben und über unser Leben
Bescheid wissen, wenn sie wieder gesund und brav heimkommen.“ Sie konnte nicht ahnen,
dass ihr ältester Sohn die Heimat nie mehr erreichen würde.
Dietmar Kecht, 19 Jahre Alt in seiner RAD Uniform
Dietmar kam nach ein paar Wochen Pioniersausbildung in Vorarlberg nach Gumbinnen, am
Kurischen Haff. Östlich von Königsberg bauten er und seine Kameraden Flughäfen. Mehr als
eine Start- und Landebahn und ein Hangar waren es nicht. Die Zahl der Flugzeuge und
Flughäfen lassen Dietmar rätseln. Wozu braucht Nazideutschland so viele Flugzeuge in der
11
Nähe von Russland? Seit dem 23. August 1939 hatten Hitler und Stalin einen
Nichtangriffspakt geschlossen, dieser Pakt war auf zehn Jahre befristet. Schon im Mai 1941,
nicht einmal 2 Jahre nach der Unterzeichnung des Pakts, schrieb Dietmar nach Hause:
„Wartet nur ab, bald ist Krieg mit Russland.“ Am 22. Juni marschierten die ersten Truppen
über die Grenzen der Sowjetunion.14 Die Pioniersgruppe von Dietmar marschierte mit
Schaufeln hinterher, um die Schäden an Wegen und Brücken zu reparieren. Deutsche
Panzer, die in Massen über die Straßen rollten, hatten diese zerstört. Nicht weit hinter der
Front wurde die Gruppe von einer Stalinorgel erwischt. „Wir reparierten gerade den Weg
mit unseren Schaufeln, als wir von einer russischen Artillerieattacke erwischt wurden. Die
Russen waren nur 3 Kilometer entfernt und schossen mit der Stalinorgel, ein Geschütz mit
zehn Rohren, auf uns. Die einzige Bewaffnung, die wir hatten, waren fürchterlich lange
französische Gewehre. Wir konnten uns nicht verteidigen. Es gab zwei Verletzte, und weil
wir Pioniere waren, haben die Behörden uns danach zurückgezogen.“
Doch Dietmars Zeit bei dem RAD war noch nicht vorbei, nach einer langen und furchtbar
langweiligen Fahrt Richtung Norden ging es nach Riga. Dort wurde erstmal die Unterkunft
gebaut. Das Ungeziefer wurde mit Gas getötet, und die Zwölfmannbetten der Russen, die
noch in der verlassenen Panzerkaserne standen, wurden rausgeschmissen. „Es gehörten
eiserne Nerven dazu, alle Wünschen und Befehlen der einzelnen Lagermeister und
Betriebsinspektoren gerecht zu werden. Manchmal war es allerdings beim besten Willen
nicht möglich, trotz dem wir oft zwei oder drei Stunden nacharbeiteten. “15
Riga war eine schöne Stadt, die nicht all zu sehr zerstört war. Auch das Essen, und vor allem
das Bier sind sehr billig, darüber freuten sich die Kameraden. Doch die Jungs waren nicht
zum Trinken da, es wurde auch gearbeitet. Ein Deich sollte gebaut werden am Ufer der
Düna16, der Fluss, der durch Riga strömt. Die Baustelle ist einen Kilometer lang, das kommt
Dietmar sehr gelegen, denn jetzt kommen die Arbeitsinspektoren nicht all zu oft schauen, ob
sie schnell genug arbeiten. „Der Arbeitstag wurde auf 9 Stunden „verkürzt, und die
Mittagspause ist jetzt eine halbe Stunde länger, doch bis wir zum Essen kamen, war die
Pause schon fast wieder vorbei.“ Arbeitsscheu waren die Männer sicher nicht, doch wenn
einen Bauer aus der Umgebung für 30 Rubel ihre Arbeit machen wollte, dann haben sie
gerne ihr Geld zusammengelegt, um ihn zu zahlen.
Es war Vorsicht geboten beim Arbeiten, denn oft stoßen die Männer auf Tellerminen.
Versuche, um sie zu detonieren, scheiterten, da alle Minen durchnässt waren. Am 17.9
stürzte eine DO 23 der deutschen Luftwaffe ab, in der Nähe von Dietmars Arbeitsstelle. „Der
Pilot ist in der Mitte abgerissen, der Hörersitz voller Blut. Funker und MG Schütze beide
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14
http://www.dhm.de/sammlungen/zendok/hitler-stalin-pakt/Dokument.htm
„Tagebuch vom Kriegseinsatz 1941 2. Teil“
16 Die Düna heißt heut zu Tage Daugava
17 Kriegstagebuch von Dietmar Kecht „Tagebuch vom Kriegseinsatz 1941 2. Teil“
15 Kriegstagebuch von Dietmar Kecht
12
unverletzt, aber beide haben sie einen Nervenzusammenbruch. Pech, aber es ist Krieg“17 So
schreibt ein 19 jähriger Junge, der vor ein paar Monaten Matura gemacht hat.
13
Am 24.9.41 wurde de Truppe zur Wache abkommandiert. Die Jungs werden jetzt auch
bewaffnet, obwohl sie eigentlich nur Arbeiter sind und keine Soldaten. Jeder bekam ein
französisches Gewehr, auch wurden zwei Maschinengewehre installiert. Ein
Luftwaffenunteroffizier bringt ihnen das Schießen bei. „MG Kenntnisse 018, schießen 0: gute
Nacht. Kann ja gut werden, sieht aber gut aus, wenn wir so bewaffnet umher rennen.“
Dann erlebte Dietmar den Krieg hautnah, der erste Fliegeralarm wird abgegeben.
„Spüttekopf und ich sind beim MG 1. Die Russen sind sehr hoch, die meisten Bomben treffen
unbedecktes Gelände, eine Bombe trifft den Forst. Die Flak spuckt, wir schießen auch,
treffen natürlich einen Dreck. Wir priesen uns an: „Die sollen öfter kommen.“ Munition ist
genügend da, und schießen ist ganz lustig.“19
Es wurde immer kälter im Baltikum. Im Oktober schneite es fürchterlich und ein eisiger Wind
wehte. Winterkleidung war noch nicht vorhanden, darum wurden die Stiefel mit Papier
gefüllt, zwei Unterhosen angezogen und grub man sich tief in den Mantel ein. Ab dem 5.
Oktober war der Baustellendienst ganz aufgegeben, der Boden war zu tief gefroren, um ihn
ab zu graben. Dietmar musste ab jetzt mit seinem Trupp 4000 russische Gefangene
bewachen. „4000 Mann werden durch rund 80 Mann bewacht. Gut, dass die Russen nicht
wissen, wie stark sie sind. Zwei versuchen zu entfliehen, werden beide erschossen, der RAD
spielt nicht. Warum haben sie sich bloß erwischen lassen?“20 Dietmar hatte Mitleid mit den
Russen, jeden Tag fallen 100 Mann aus Erschöpfung um. „100 gehen jeden Tag drauf. Das
Massengrab fasst nicht mehr alle, es sind schon vier Schichten über einander. (...) Die Russen
fressen sich selber auf. Einer wurde heute mit losgetrennten Hinterteil und Oberschenkel
gefunden.“ Fast emotionslos schieb Dietmar in sein Tagebuch über Kälte, Hunger und Tod.
Am 25. Oktober erreichte ihm die Nachricht des Todes seines Bruders Ernst. Nur gut 3 Zeilen
schrieb er darüber in sein Tagebuch. „Mein Bruder ist gefallen. Wie es ist, kann man nicht
schreiben, aber die Kameraden merken es nicht. Gut, dass der Dienst unerbittlich ist, da
bleibt weniger Zeit zum Nachdenken.„
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MG = Maschinengewehr
Kriegstagebuch von Dietmar Kecht „Tagebuch vom Kriegseinsatz 1941 2. Teil“
20 Kriegstagebuch von Dietmar Kecht „Tagebuch vom Kriegseinsatz 1941 2. Teil“
19
14
Ab dem 10. November ging das Gerücht, dass abgerüstet werde. Auch Dietmar glaubte
diesmal daran. Am 17. November erfuhren sie endgültig, dass es wirklich nach Hause geht.
Die Reise von Riga bis Bregenz dauerte drei Tage. In Bregenz musste Dietmar eine Weile
warten, bis es am 28. November 1941 endlich zurück nach Telfs ging.
„Um 9 Uhr mit dem Schnellzug nach Innsbruck und von dort Heim. Endlich daheim, wenn
auch nur für neun Tage, etwas ist es doch. Was werden die Eltern sagen, die Schwestern und
noch wer in Innsbruck? Endlich daheim, ade dummer RAD. Jetzt bin ich frei.“
Die ersten Monate in der Wehrmacht:
Keine zwei Wochen nach seiner Rückkehr aus Riga, im November 1941, bekam Dietmar
schon seine Einberufung zum Militärdienst. Seine Mutter hatte erst am 23. Oktober die
Kunde bekommen dass ihr anderer Sohn, Ernst, gefallen sei. „Herr Olt. Jäger brachte uns die
traurige Nachricht, Ernst sei schwerverwundet am Verbandsplatz gesehen worden. Wir
sollen wenig hoffen. Es war nur ein Fädchen mehr, an das sich unsere Hoffnung klammerte,
aber auch das zerriss. 2 Soldatenbriefe von oben brachten uns die kaum fassbare Kunde,
dass Ernstl, unser lieber guter Ernstl, gefallen sei. Es ist noch immer nicht zu glauben. Wäre
nicht der Brief des Hauptmanns Walter am 23. Oktober gewesen , dann hätten wir es
niemals glauben können. Am 10. September, östlich der Lizza21, am fernsten Teil der
Ostfront musste Ernst sein Leben lassen. Nur Gott weiß , warum er das von ihm und uns
verlangt hat.“
Da Dietmar der letzte männliche Vertreter der Familie war, so hatte der Erlass des Führers,
dass er nicht zur kämpfenden Gruppe muss, auf ihn Anwendung gefunden. Die Mutter hatte
dadurch eine Sorge weniger, dass sie auch ihren zweiten Sohn verlieren könnte. Dietmar
musste zwar nicht zur kämpfenden Gruppe, das hieß aber nicht, dass er gar nicht zum
Wehrdienst gehen musste. Er kam in Landeck zum 136. Gebirgsjäger Regiment. Ein Freund
seines Vaters, Hauptmann Koch, wurde sein Kompaniechef.22 Dieser Kompaniechef wollte
aus Dietmar etwas Besonderes machen, und hatte ihm das Reiten und die Spezialausbildung
zum Schießen beigebracht. Aus Dietmar wurde „Schießer der Kompanie,“ ein Posten, auf
dem man sich mit Schießbefehlen und schweren Waffen auseinandersetzt. Reiten und
Schifahren waren im Gebirgsjägerregiment äußerst praktisch. Die schweren Geschütze
konnte man zerlegen, und auf Pferden durch die Berge transportieren. Da es in den Bergen
keine Wege, nur schmale Pfade gab, konnte man sich auf Schiern und Pferden am besten
fortbewegen. Die Gebirgsjäger eroberten später Kreta, den Kaukasus und Norwegen. Sie
bildeten eine Elitetruppe, doch wurden viele nach dem Krieg für mehrere Kriegsverbrechen
interniert. Sie sollen am Massaker von Kefalonia teilgenommen haben; 5.200 entwaffnete
Italienische Soldaten wurden dort am 22. September 1943 ermordet.23
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21 In der nähe von Murmansk. Dort war eine U-Bootstation der Russen.
22 Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
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23 http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_auf_Kefaloni
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15
Dietmar kam während seiner Zeit im Gebirgsjägerregiment nicht weiter als in die Kaserne in
Landeck. Sein Kompaniechef war von seinen Schießberechnungen dermaßen beeindruckt,
dass er ihm im Jahre 1942 in die Offiziersschule nach Innsbruck schickte. „Der Offizier hat
uns gefragt, warum wir Offizier werden wollen, da sagte ich ihm „Ich will gar nicht Offizier
werden, ich wurde geschickt.“ Als der Offizier meinen Lebenslauf gelesen hatte, sagte er „ich
kann Sie schon verstehen, gehen Sie heim.“ Er wusste ganz genau, dass ich Schwarz war, und
verstand daher, dass ich keine Karriere im Heer machen wollte.“24 Damals wusste jeder, wer
Schwarz, Braun oder Rot war, also wer Christ-Demokrat, Nazi und wer Sozial-Demokrat war.
Kommunisten gab es kaum in Tirol.
Das Hinterland, eine Familie im Krieg:
Es war inzwischen schon wieder ein Jahr vorbei, seitdem Dietmar seine Einberufung zur
Wehrmacht bekommen hatte. Bei Marga Kecht, seiner Schwester, war bei der Musterung
zum RAD ein Lungendefekt konstatiert worden, der einen langen Heilungsprozess brauchte.
Das Leben in Hinterland war in nichts mit der Vorkriegszeit zu vergleichen. Jede
Vollmondnacht gab es inzwischen Fliegeralarm.
4. August 1943: Es gab zwar noch zu Essen, doch satt wurden man nur mehr von Kartoffeln
und Brot. Nur die notwendigste Kleidung war noch zu bekommen, meistens konnte man
aber nur Flickstücke kaufen. Glühbirnen, Geschirr und Haarnadeln waren Kostbarkeiten
geworden, die um Geld nicht mehr zu haben waren. Die Siegesfanfaren waren schon eine
Weile verklungen, nur die Sirenen sangen noch „Fliegeralarm.“ In der Heimat rollten die
Panzer durch die Straßen und ließen die Fenster klirren.
Maria Kecht hatte Angst um ihren Sohn. Schon lange hatte sie keine Post mehr bekommen.
Auch war der Erlass des Führers, dass Dietmar nicht zur kämpfenden Truppe gehen muss,
aufgehoben worden. Die deutsche Wehrmacht brauchte jetzt jeden Mann. Dietmar war in
der Nähe der italienische Grenzen stationiert worden. Als am 8. September der Italienische
König mit den Alliierten einen Waffenstillstand schloss, kehrte Italien sich damit gegen die
Deutschen. Großdeutschland hatte einen Bundgenossen verloren.25 Maria hatte zuletzt von
Dietmar gehört, als er auf dem Brenner stationiert worden war. Sein Trupp hielt dort Wache,
und bestand aus 180 Mann, doch am Brenner lag auch ein ganzes Regiment der Italiener,
das aus 1500 Mann bestand.
„Der in einem Abruzzenkastell internierte Duce, Benito Mussolini wurde durch deutsche
Fallschirmjäger und SS Truppen auf romantische Weise befreit und entführt. (...) Es wäre für
uns leichter den ganzen Wirbel zuzuschauen, wenn wir nicht unseren Dietmar mitten drin
wüssten. Am Sonntag den 7. August 1943 fuhr er mit einem LKW Zug durch Telfs, konnte uns
aber nicht besuchen. (...) Dann kam er über den Brenner in die Sterzinger Gegend. Wir
haben seit dem 6. Juli keine Nachricht mehr erhalten. Gebe Gott, dass er in Sicherheit ist.“
Einsatz im Kriegsgebiet:
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24
Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
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25
http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/september/8/newsid_3612000/3612037.stm
16
Dietmar Kecht kam Ende Sommer 1943 an die Brennergrenze. Dort bewachte er die
Staatsgrenzen. Es gab drei Verteidigungslinien mit Bunkern und Verstärkungen, und bis
September standen jeweils ein deutscher und ein italienischer Soldat auf Wache bei jedem
Posten.
Doch am 8. September putschte Badoglio, mit der Hilfe des italienische Königs, die
faschistische Regierung von Benito Mussolini. Der Duce wurde eingesperrt, und es wurde ein
Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen.26 Von Berlin aus bekamen die Soldaten am
Brennerpass den Befehl, die italienischen Soldaten zu entwaffnen. Auf seinem Radio konnte
Dietmar auch den englischen Sender hören. Man musste nur weit genug mit dem Knopf
drehen, dann empfing man die Signale der Briten. „ Auf dem englischen Sender habe ich
gehört, dass ziemlich viel geschossen wurde während der Entwaffnung, aber von Brixen bis
zum Brenner ist kein Schuss gefallen. Jede Kompanie hatte ein Radio dabei, und wenn man
dass nicht richtig eingestellt hat, dann bekam man den Engländer, den durfte man aber nicht
hören. Als ewige Ausrede haben wir dann gesagt „ Oh, da habe ich wohl den Strich beim
Sender verfehlt.“27
Die Entwaffnung erfolgte schnell und gewaltlos. Sechs Mann, worunter auch Dietmar, gingen
in ein Kompaniezelt der Italiener. „Legt eure Waffen vors Zelt und geht schlafen.“ Für die
meisten Italiener war der Krieg vorbei. Sie waren kriegsmüde, und das Land war durch den
Badoglio-Putsch zerrissen, und am Rande eines Bürgerkriegs. Tausende Gefangene wurden
über den Brenner nach Deutschland gebracht. Dort wurden sie in der Kriegsindustrie oder
bei Bauern untergebracht. In Tirol war die Wut über den Verrat von Italien sehr groß. Es war
nicht das erste Mal, dass Italien die Seiten gewechselt hatte. Im Ersten Weltkrieg hatten die
Italiener auch die Seite der Gewinner gewählt, bevor es zu spät war. Auf diese Weise haben
sie Südtirol und Triest an ihr Grundgebiet hinzufügen können.
Nachdem Dietmars Trupp eine Weile in Sizilien gewesen war, wurde er nach Triest ins
Partisanengebiet abkommandiert. Die Partisanen waren keine richtige reguläre Armee,
sondern bewaffnete Männergruppen, die individuell operierten. Die Partisanen kannten die
Umgebung in der sie kämpften sehr gut, dadurch hatten sie einen gewaltigen Vorteil. „Wir
wurden während den Einsätzen also mal von vorne, mal von hinten und von links oder
rechts beschossen. Manchmal sind wir als kleine Gruppe sogar eingeschlossen worden, und
wir mussten über Funk Verstärkung holen.
Es gab einige Verluste, vor allem unter den Jüngsten. Die hatten keine Erfahrung und hörten
nicht auf uns „Alte Hasen.“ Sie waren 18 und wir 22, wir waren schon 3 Jahre im Krieg. Als
erfahrener Soldat lernt man einige Tricks. Er hört zum Beispiel, wenn eine Granate kommt,
ob die bei ihm einschlägt, oder nicht. Diese Erfahrung hatten die Jungen nicht, und es gab
einige Verwundete.“28
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26
http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/september/8/newsid_3612000/3612037.stm
Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
28 Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
27
17
Innsbruck, Ende 1943:
Der Krieg war fast zu Ende. In allem merkte man, dass die deutsche Wehrmacht geschwächt
war. Innsbruck wurde mehrere Male von den Alliierten bombardiert. Am 13. und am 15.
April 1943 fielen hunderte Bomben auf Innsbruck. Der Bahnhof, die Servitenkirche und die
Maria Theresienstraße waren schwerbeschädigt. In den Zeitungen standen jeden Tag die
Listen der Toten, die alle „Ihr Leben für Großdeutschland gegeben haben.“
Bombenschäden am Innsbrucker Bahnhof nach dem Bombardement vom 15 April 1943.
Das Essen ging fast aus. Mit den Nahrungsmittelkarten konnte man immer weniger
bekommen. Ende 1943 gab es fast jeden Tag zwei Mal Fliegeralarm. Innsbruck war fast
menschenleer, 30 bis 40.000 Personen der 70.000 köpfigen Innsbrucker Bevölkerung wurden
evakuiert. 600 Tote wurden nach den vielen Bombardierungen geborgen. „Oft sieht man,
wie eine Familie mit einem Fahrrad die spärlichen Reste ihrer Habe in Sicherheit bringt. Sie
schauen suchend herum, in der Hoffnung noch ein oder andere Andenken aus besseren
Tagen zu finden.“ (...) „Wann wird wieder Frieden sein und Innsbruck die schönste Stadt der
Alpen?“29

29
Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
18
Kriegsende und Gefangenschaft:
Anfang 1945 ging der Krieg seinem Ende zu. Aus der Ardennenoffensive gingen die Alliierten
Ende Januar 1945 als Sieger hervor. Im April dieses Jahres waren die Alliierten schon so weit
in Deutschland vorgestoßen, dass die sowjetischen und amerikanischen Truppen in Torgau
an der Elbe auf einander trafen. Durch diese Begegnung wurde Deutschland informell in
zweien geteilt. Am 30. April beging Adolf Hitler gemeinsam mit Eva Braun Selbstmord im
Führerbunker in Berlin.
Die Kompanie von Dietmar begann schon Anfang 1945 zu zerfallen. Die Offiziere merkten,
dass der Krieg bald vorbei sein könnte, und einer nach dem anderen verschwand. Im April
1945 hatte die Kompanie keine Offiziere mehr und waren viele Männer im Kampf mit den
Partisanen gefallen, von 180 Mann waren 80 Mann übrig. Diese Truppe bekam am 1. Mai
den Rückzugsbefehl aus Berlin.30 Es sollte nach Hause gehen, doch an der adriatischen Küste
bei der Hafenstadt Rijeka, im heutigen Kroatien, wurde den Soldaten von den Partisanen der
Weg abgeschnitten. Die Partisanen waren schwerbewaffnet, aber in geringer Zahl, doch die
deutschen Truppen hatten kaum Munition und keine Flak31 mehr. Die Partisanen hatten
Waffen von den Alliierten bekommen, und hatten daher Flugzeuge, Panzer und Kanonen.
Zwei Regimenter der deutschen Armee wurden bei Rijeka gefangen genommen.
5000 Mann kapitulierten am 5. Mai 1945. Die Waffen wurden abgenommen, aber auch
Kämme, Brillen, Schuhe und Geschirr. „ Der Partisane hatte unsere schönen Bergstiefel
gesehen und sagte „ausziehen.“ Wer das nicht tat, wurde erschossen. Wir hatten das auch
nicht anders erwartet, aber es war pure Ausrauberei.
Ich wollte nur mein Kochgeschirr behalten. Aber ich musste einfach das nehmen, was
herumlag. Ich hatte dann kein militärisches Kochgeschirr mehr, sondern nur einen runden
Kessel, aber es hatte viel Platz im Kessel, und das hat gereicht.“32
Doch die Sorge um das Geschirr war die kleinste. Alle deutschen Soldaten wurden nach Sisak
geschickt, eine kleine Schwesterstadt von Rijeka. Provisorische Gefangenenlager waren in
einer Bucht aufgebaut. Die Gefangenen waren von natürlichen Barrieren eingesperrt. Das
Meer und die Felsen sorgten dafür, dass die Überwachung der Gefangenen eine leichte
Aufgabe für die Partisanen war. Dieses Lager war bloß ein Sammelplatz für alle Gefangenen,
es gab keine Baracken, keine Lazarette und kein Wasser. Dietmar und 800 andere Männer
saßen in so einer Bucht acht Tage fest. Trinkwasser holten sie aus selbst gegrabenen
Löchern, dort war gerade genug Grundwasser für alle Soldaten. Nach acht Tagen begann ein
langer Marsch von Sisak nach Karlovac33, der später der Hungermarsch genannt wurde. Der
Marsch dauerte 14 Tage und jeder Soldat bekam einen Würfel Trockenkraut, der sollte für
zwei Wochen reichen. „Das Kraut konnte man aufkochen, dann hatte man eine Suppe, aber
es schmeckte nach gar nichts. Nach acht Tagen ging uns das Kraut aus. In der Nacht sind wird
dann von der Gruppe weggeschlichen und haben in einem Feld die Kartoffeln ausgegraben.
In Karlovac war das Gefangenenlager, jeden Tag kamen viele neue Gefangene. In den
Baracken hatte jeder seinen eigenen Platz, und auch das Essen wurde pro Baracke verteilt.“
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30
Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
FLAK: Flug(zeug) Abwehr Kanonen
32 Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
33 Deutscher Name war Karlstadt, in der Nähe von Zagreb, das heutige Karlovac
31
19
„In der Früh bekamen wir aufgekochtes Wasser mit einem undefinierbarem Geschmack:
„Kaffee“ und eine Scheibe Brot. Mittags dünne Polentasuppe, und abends wieder dünne
Polentasuppe. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Viele haben Hungerödeme
bekommen, das fängt in den Füßen an und geht hinauf bis zum Herz und dann ist man tot.“
Das Internierungslager war kein Arbeitslager. Es wurden nur kleine Arbeiten für das Lager
selbst erledigt. Die einzige Arbeit, die Dietmar machen musste, war Tote begraben. Jeden
Tag starben viele Häftlinge an Typhus oder Hunger. Es gab zwar Krankenbaracken, aber
keine Medikamente. Die Ärzte hatten nur Holzkohle, um Durchfall zu behandeln. Als
Bestatter hatte man relativ viel Glück: man kam oft aus dem Lager raus und manchmal fand
man sogar etwas Essbares.
Es fiel den Partisanen natürlich auf, wie viele Menschen starben. Sie wollten nicht alle
Verantwortung für das Leiden tragen, darum haben sie jedem Dorf in der Umgebung 20
Häftlinge übergeben. Der Bürgermeister sollte Unterkunft, Essen und Arbeit für diese
Männer beschaffen. Auch Dietmar war in einer solchen 20er Gruppe. „ Ich wurde einem
Wegmacher zugeteilt, der wusste gar nicht, was er mit mir anfangen sollte. Er wusste nicht,
dass ich bei den Pionieren auch Wege gebaut hatte. Daher habe ich die ersten zwei Tage aus
einem abgebrannten Haus die Nägel geholt und gerade geklopft. Alles war wertvoll. Ich war
ihm lästig. Am dritten Tag holte der Wegmacher eine Sense zum Mähen raus. Mit
Zeichensprache fragte ich ihn, ob er für mich auch eine hätte. Er glaubte mir nicht, dass ich
mit einer Sense mähen könne, aber ich machte die Arbeit gut, und von da an war ich ein
Gast für ihn.“34
Vier Wochen wohnte Dietmar bei dieser Familie und konnte sich dadurch ein bisschen
stärken. Nach vier Wochen wurde er wieder ins Lager zurückgebracht. Doch da hatte sich
viel geändert. Ab jetzt wurden die Häftlinge beim Dämme- und Häuserbauen eingesetzt. Aus
einfachsten Mitteln wie Kuhmist und Holzstämmen wurden Häuser gebaut. Die
Arbeitsgruppen bestanden aus fünf Personen, und jede Gruppe bekam eine Arbeitsnorm:
jede Person durfte erst ins Lager zurückkehren, wenn sie einen Festmeter35 Holz gehackt
hatte. Am Anfang arbeiteten die Gruppen fast 12 Stunden, denn die Arbeit war schwer und
die meisten waren das Hackwerk nicht gewohnt.
Doch nach ein paar Wochen gewöhnten die Gefangenen sich daran, und die Arbeit ging
schneller. Das Essen war auch besser geworden, vor allem konnten die Arbeiter oft essbare
Beeren und Pilze im Wald während der Arbeit finden.

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34
35
Opa Zirl, Erinnerungen” August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
Balken mit den Maßen 100 cm x 100 cm x 130 cm, aus einem Baum gehackt
20
Im November 1945 kam Dietmar nach Bihác in Bosnien. Es gab dort kaum Wege, und die
Gleise waren fast alle kaputt. Dort wurden die Häftlinge zum Kraut Umladen bestellt. Der
Zug konnte nicht ins Tal hinunter fahren und daher musste das Kraut in Laster umgeladen
werden. Zwei Monate lang wurde nichts anderes getan als Kraut umladen. In der
Zwischenzeit hörte die Gruppe, was in der Heimat alles zerstört war. LKW Fahrer brachten so
manche Nachrichten, doch Post empfangen oder schicken ging nur einmal im Monat. In Telfs
erfuhr die Familie Kecht erst im Februar 1946, dass Dietmar noch lebte. Die Familie schickte
mehrere Briefe an das Rote Kreuz, bis im März 1946 der erste Brief bis zu Dietmar
durchgestellt wurde.
Diese Kärtchen konnten aus den Lagern geschickt werden, auf der Rückseite war Platz für persönliches. Diese Karte ging an
den Vater von Dietmar, Arnold Heidegger ist einer der Gefangenen. Dietmars Briefe sind anno 2010 nicht mehr zu finden.
1947 kam Dietmar nach Makedonien, fast an die griechische Grenze. Dort arbeitete er auf
einem Staatsgut und half auf dem Land. Eine Flucht war aussichtslos, weil es keinen Ausweg
gab. Rundherum waren nur kommunistische Länder, und der Weg nach Hause, Richtung
Norden, war mehr als 2000 Kilometer lang. Trotz der Sehnsucht nach Hause ging es den
Männern relativ gut. Auf dem Staatsgut waren genug Kohl, Paprika, Tomaten und
Sonnenblumen für alle Arbeiter.
21
Fast ein ganzes Jahr arbeitete Dietmar auf diesem Staatsgut, ohne zu wissen wann oder ob
man je nach Hause zurück kommen würde. Im Januar 1948 wurden alle Arbeiter zurück ins
Lager von Skopje geschickt. Als Lagerleiter der Österreicher verlangte Dietmar, dass alle
Österreicher gemeinsam aus Skopje weiter transportiert werden, um so auch eine sichere
Heimreise für alle zu garantieren.
Bis November 1948 haben alle Österreicher gemeinsam, die in Skopje im Lager waren,
gearbeitet. Aber erst im November bekamen Dietmar und andere Arbeiter vom Roten Kreuz
den Bericht, dass es jetzt nach Hause gehe. Nach einer langen Zugreise kam Dietmar am 25.
November endlich in Innsbruck an. Er war wieder zu Hause.
Der Entlassungsschein von Dietmar Kecht aus dem Gefangenenlanger Trgovac in der Nähe von Skopje
Aus Daten vom Roten Kreuz und mit Hilfe einer Analyse von Böhme, einem Wissenschafter,
wissen wir, wie viele Kriegsgefangene in jugoslawischer Gefangenschaft gestorben sind. Laut
Böhme starben etwa 80.000 deutsche und österreichische Soldaten während der
jugoslawischen Gefangenschaft. Wegen der unübersichtlichen Lage der letzten Kriegstage
lässt sich die Zahl der bei der Kapitulation der Wehrmachtseinheiten in Gefangenschaft
geratenen Soldaten nicht genau bestimmen. Es sind wahrscheinlich zwischen 175.000 und
200.000 Soldaten gewesen. Berücksichtigt man, dass in den Jahren 1948/1949 vom Roten
Kreuz nur etwa 85.000 Rückkehrer gezählt wurden, überlebten weniger als die Hälfte der
Kriegsgefangenen die Gefangenschaft.36

36
Klaus Schmider, der jugoslawische Kriegsschauplatz (Januar 1943 bis Mai 1945)
22
Das Warten auf den Sohn
Während des gesamten Zweiten Weltkrieges hat es kaum Widerstandsgruppen gegeben in
Tirol. Die sozialistischen Zellen waren schon am Anfang des Krieges unterdrückt worden,
wodurch der Widerstand im Keim geschmort worden war. Doch am Ende des Krieges hatte
ein Wiener Erfolg bei der Gründung einer Widerstandbewegung. Fritz Molden gründete
zusammen mit seinem Bruder Otto das „Provisorische Österreichische Nationalkomitee.“ Ihr
militärischer Arm wurde O5 genannt. Im Herbst 1944 wurde auch in Innsbruck die O5 ins
Leben gerufen. Die O5 bestand aus Mitgliedern mit verschiedenen politischen
Hintergründen und versorgte französische und amerikanische Geheimagenten mit
Information.
Am 20. April, an Hitlers Geburtstag, erlitt die O5 einen schweren Schlag. Die Gestapo nahm
100 Mitglieder gefangen und schickte sie in das Arbeitererziehungslager Reichenau. Am 27.
April war Wien schon von den Russen befreit worden. An diesem Tag wurde die Zweite
Republik Österreichs ausgerufen, und eine „Provisorische Staatsregierung“ trat an.37
Am nächsten Tag überschritten amerikanische Truppen bei Vils die Tiroler Grenze. Es kam im
Außerfern noch zu blutigen Kämpfen, die tagelang dauerten. Am Sonntag, dem 29. April
sollte Emanuel Kecht, Dietmars Vater, noch in Scharnitz mit den Standschützen gegen die
heran rückenden Truppen kämpfen. „Papa war zum Glück zur 4. Kompanie eingeteilt, die im
Markt verbleiben sollte. Aber schon Montag früh um vier Uhr kamen sie wieder heim. Der
Kommandant hat zu ihnen gesagt: „Mander, wir bekommen keine Waffen, wie sollen wir
den Feind aufhalten? Geht heim und schützt eure Haustüren!“38 Die 4. Kompanie hatte eine
Panzerfaust, vier Gewehre und sechs Schaufeln bekommen.
Danach ging es schnell, jeden Tag rückten die Alliierten näher. Am Dienstag, dem 1. Mai
waren die Alliierten schon in Seefeld. „Als wir am Dienstag abends in die erste Maiandacht
gehen wollten, hieß es auf einmal, der Feind sei bei Mösern und rücke auf Telfs zu. Im Nu
flatterten überall weiße Fahnen und Leintücher, aber der Kommandant einer SS Truppe ließ
diese Friedensbereiter sofort entfernen.“39 Am nächsten Tag wurden überall alle
Lebensmittel- und Kleiderkarten eingewechselt, um einen Vorrat im Haus zu haben, doch
viel war nicht mehr da.
„Die immer näher kommenden Geschützdonner störten die Leute nicht mehr. Auch die
Kunde, dass Adolf Hitler, der Führer, gefallen sei, schien keinen Eindruck zu wecken. Keine
Trauerfahne flatterte.“ Donnerstagnacht wurde in Telfs kaum geschlafen, die Brücke war zur
Sprengung vorbereitet, und jeder schlief im ersten Stock, um sich gegen die Erschütterung zu
schützen. Am nächsten Morgen ging jeder wie gewohnt in die Kirche, doch beim
Hinausgehen rief ein Radfahrer den Kirchengängern zu: „Weg von der Straße, die
Amerikaner sind bei der Brücke und schießen.“ Maria Kecht rannte nach Haus zurück, um
ihre zwei Töchter zu warnen.



37
Horst Schreiber, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, Opfer. Täter. Gegner.
38
Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
39
Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
23
Um acht Uhr in der Früh waren die Amerikaner im Dorf, das vom Bürgermeister
widerstandslos übergeben worden war. Er hatte die Bevölkerung aufgerufen, weiße Fahnen
aus dem Fenster zu hängen.
„Als wir am Abend von der Maiandacht heimgingen, da rollten die großen Geschütze und
Wagen heran, zu unserem Entsetzen mit lauter Negern besetzt. Der ganze Markt war auf
einmal ein riesiges Heerlager. Leider benahmen sich viele Karner so würdelos, dass man sich
schämen musste.
Amerikanische Soldaten in Innsbruck, Mai 1945. Der Großteil ist „Neger.“ Sie wirken für viele Tiroler erschreckend.
„Es gab für uns noch allerlei Schrecken. Um halb zehn abends kamen noch vier Neger ins
Haus, die fast nicht weg zu bringen waren. Sie wollten Wein, aber wir hatten ja keinen. Um
halb elf kamen wieder zwei weiße amerikanische Offiziere, die von unserer Wohnung aus
den Wald beobachten wollten. Die waren höfflich und anständig und nahmen auf unserer
Bitte die vier Schwarzen wieder mit. Dann war endlich Ruhe.40
Die Amerikaner schlossen Telfs ab. Wachposten standen an jeder Brücke und jedem
Zugangsweg, dadurch kamen Post oder andere Nachrichten nicht an. Die Familie Kecht
wusste lange Zeit nichts vom Schicksal ihrer Verwandten in Lienz, Reutte und Seefeld. Von
Dietmar hatten sie auch nichts gehört.
Am Donnerstag, dem 13. Mai läuteten die Kirchglocken zum ersten Mal seit sieben Jahren
wieder, um zur heiligen Messe ein zu laden. Vorher ertönten die Kirchglocken nur, wenn
Fliegeralarm war. Am Ende des Krieges war dies fast jeden Tag der Fall.

40
Maria Kecht geborene Hofmann “Kriegstagebuch” Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
24
Der Lebensmittelvorrat wurde immer geringer, die Rationen für vier Wochen waren pro
Person:
4,1 kg Brot
1,125 kg Mehl
0,25 kg Nudeln
0,40 kg Fett
0,80 kg Fleisch
0,10 kg Zusatz Kaffee
0,25 kg Käse
0,25 kg Salz, sonst gabt es nichts. Zucker, Marmelade und Waschmittel entfielen ganz,
sonstige Bedarfsartikel wie Schuhcreme, Zwirn und so weiter waren fast nirgends zu
bekommen. Der Tauschhandel blühte, denn auch die Amerikaner hatten Gegenware, die
sich zum Tauschen eignete. Die Amerikaner gaben Konserven für frisches Obst und Gemüse,
Fett für Alkohol.
Auch der Schulbetrieb wurde wieder aufgenommen. Reichsdeutsche wurden ab dem 1. Juli
1945 aus allen Staatsstellen entlassen, und auch die Schulen mussten „gereinigt“ werden.
Nur ganz österreichisch gesinnte Lehrer wurden angestellt. Emanuel Kecht behielt seine
Stelle, aber das Gehalt wurde seit dem 30. April nicht mehr ausbezahlt. Jeder versuchte
fleißig Englisch zu lernen, doch am 1. August gingen die Amerikaner schon wieder fort, und
600 Franzosen kamen nach Innsbruck und Umgebung. Diese Truppen bestanden vor allem
aus Marokkanern, die wahrscheinlich genau so viel Schrecken verursachten wie die „Neger.“
Am 25. November 1945 war zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder Wahltag. Drei
Parteien nahmen daran teil, die ÖVP, Österreichische Volks Partei, die größtenteils
konservativ und katholisch war, die SPÖ, die Sozialdemokratische Partei Österreichs, und die
KPÖ, die Kommunisten. Die Wahlbeteiligung war sehr rege, mehr als 93% aller
Stimmberechtigten hatten gewählt. Die ÖVP erhielt 49,8% der Stimmen, die SPÖ 44,6%, die
Kommunisten nur 5,5 %.41
Das Kriegsende hätte für die Familie Kecht so schön sein können, doch die ständige Sorge
um Dietmar machte viel zunichte. Am 23. Januar 1945 schrieb Maria Kecht in ihr Tagebuch:
„Heute endlich nach neun langen Monaten haben wir Post von Dietmar bekommen. Es ist
nur eine armselige Karte aus dem Kriegsgefangenenlager Sisak in Kroatien und war schon im
Juli 1945 geschrieben. Gebe Gott, dass er bald heimkommt.“
Am 25. November 1948 kehrte Dietmar erst heim.

41
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalratswahl_in_Österreich_1945
25
Schlussfolgerung und Quellenkritik:
Vor ein paar Monaten habe ich nicht ahnen können, was für einen Einfluss diese
Fachbereichsarbeit auf mich haben würde. Ich habe mit meinem Großvater nie über den
Krieg gesprochen, und es war daher für mich komisch, seine Stimme nach seinem Tod auf
einer CD zu hören.
Ich bin froh, dass ich diese Arbeit gemacht habe, denn ich habe sehr viel über die
Kriegssituation in Österreich gelernt und mir hat die Spurensuche im Archiv viel Spaß
gemacht. Vor allem die Tagebücher von Maria Kecht-Hofmann und Dietmar Kecht waren
sehr beeindruckend. Ohne diese Fachbereichsarbeit hätte ich nie so viel über die
Kriegserlebnisse meiner Familie erfahren. Mein Großvater war für mich immer nur mein
Opa, ohne das ich je über seine Vergangenheit nachgedacht hatte. Ich habe mich nie
darüber verwundert, wie wohl der Krieg für meine österreichische Familie verlaufen ist,
darüber wurde nicht gesprochen. Nicht weil es Tabu war, wir kamen einfach nie dazu.
Ich habe mich verwundert über das Interesse meiner Verwandten, jeder wollte meine
Fachbereichsarbeit lesen. Ich war auch der erste meiner Familie der Maria Hofmann-Kechts
Tagebuch gelesen hat, seit ihrem Tod. Wegen meiner Begeisterung fangen jetzt mehrere
Verwandten an diese Quellen zu lesen.
Ich will nicht behaupten dass ich eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben habe, dafür habe
ich zu wenig verschiedene Perspektiven und Quellen benutzt. Ich würde meine Arbeit als
erweitertete Familienchronik beschreiben. Meine Familie von Mutters Seite habe ich in
ihrem Wandel durch eine sehr hektische Zeit porträtiert. In den Tagebüchern meiner
Urgroßmutter ist manchmal die kleinbürgerliche Mentalität und die katholische Einstellung
nicht zu übersehen. Manchmal geben ihre Tagebuchaufzeichnungen das Kriegsgeschehen
beziehungsweise die Folgen für die Zivilbevölkerung viel besser wider als das Interview mit
Dietmar Kecht, in dem er ziemlich oberflächlich über seine Kriegszeit berichtet.
Bei der Auswahl der Tagebucheintragungen von meiner Urgroßmutter habe ich mich vor
allem auf die Texte konzentriert, die sich auf kontrolierbarere Ereignisse beziehen.
Ausschnitte, in denen meine Urgroßmutter vorsichtige Kritik äußert oder ihre persönliche
Einstellung zum Ausdruck bringt, habe ich ebenfalls verwendet. Diese selektive Auswahl
macht natürlich deutlich, dass meine Fachbereichsarbeit nicht als objektiv angesehen
werden kann.
Meine benutzten Quellen sind nur teilweise repräsentativ:
Dietmar Kechts Interview mit Kim Rose datiert von 1998. Ich kenne meinen Großvater, er ist
ein echter Verdrängungskünstler und er hat ein ziemlich selektives Gedächtnis. Seine
Darstellungen sind nicht erlogen, sondern die Erinnerungen sind im Laufe der Jahre
schwächer geworden. So erzählt er nichts über Kämpfe, an denen er teilgenommen hat.
Keinen einzigen Schuss soll er gelöst haben, in seinem Interview erzählt er davon nichts. Die
Nennung der großen Schauplätze stimmt, doch bei Angaben von Entfernungen und der
Nennung eines konkreten Datums muss man mit einigen Ungenauigkeiten rechnen.
26
Ich nehme das meinem Großvater auch gar nicht übel. Sieben Jahre im Krieg als Pionier,
Soldat und Gefangener kann man gar nicht überleben, wenn man nicht die Schrecken
verdrängt. Man muss bestimmte Gefühle und Erlebnisse ausblenden, denn sonst wird man
verrückt. Ich kann mich nicht vorstellen, dass mein Großvater nach dem Krieg ein normales
Leben führen hat können. Als er aus der Gefangenschaft zurückkehrte, wog er nur mehr 48
Kilogramm, hatte einen schweren Lungenschaden, Skorbut hinter sich und musste nach
einer zehnjährigen Unterbrechung seine Berufsausbildung (Buchhändler) wieder
aufnehmen. Er sah nach Jahren seine Eltern und Geschwister wieder, die auf andere Weise
unter dem Krieg gelitten hatten, und noch immer um den ältesten Sohn trauerten, der
bereits 1941 gefallen war. Für Psychoanalyse und lange Gespräche war im NachkriegsÖsterreich kein Platz. Dietmar Kecht hat wahrscheinlich am 1. Dezember, eine Woche nach
seiner Rückkehr, seine Stelle in einer Buchhandlung in Innsbruck wieder angetreten. . Er
kehrt als 26 Jähriger wieder an seinen alten Platz zurück, den er als 19 Jähriger verlassen hat.
Daher bin ich sehr froh, dass Herr Fregin für mich das RAD Tagebuch entziffert hat. Dieses
Tagebuch wurde von meinem Großvater während seiner RAD Zeit in Riga geführt, und wirft
ein präziseres Licht auf die wahren Kriegserlebnissen eines Pioniers.
Sogar in diesem persönlichen Tagebuch schreibt er mit einem distanzierten und fast
emotionslosen Ton. Situationen und Berichte dürfen ihm nicht zu nahe kommen, sonst dreht
der Junge wahrscheinlich durch. Ein gutes Vorbild einer solchen Situation ist der Tod seines
Bruders, der in dem Tagebuch in nur drei Sätzen zum Ausdruck gebracht wird.
Dieses Tagebuch hat mich also in meinem Vermuten bestätigt, dass es viel mehr schreckliche
Erlebnisse gegeben hat, als die an die sich Dietmar Kecht später 1998 erinnern kann oder
will. Daher glaube ich, dass dieses RAD Tagebuch eine wertvolle Quelle für meine
Fachbereichsarbeit ist. Wenn man das RAD Tagebuch gelesen hat, muss man unwillkürlich an
Erich Maria Remarques Buch „Im Westen nichts Neues“ denken. Die Langeweile, das Wetter,
das ewige Reden über Essen und die spärliche Unterhaltung erinnern an die Erlebnisse von
Paul im Ersten Weltkrieg.
Das Tagebuch meiner Urgroßmutter entstand in einer anderen Situation. Meine
Urgroßmutter hat sich nicht gescheut Emotionen nieder zu schreiben, doch ausgesprochene
Kritik an der Politik hat sie nicht geäußert. Ich hätte gerne das Original-Tagebuch gelesen,
denn meine zwei Versionen, die ich benutzt habe, wurden beide vom Original in den 80ern
abgeschrieben. Ihr originelles Tagebuch ist verschwunden. In ihrer abgeschriebenen
Tagebücher schreibt sie „Führer“ immer zwischen Anführungszeichen, als ob sie Hitler dieses
Titels nicht würdig findet. Ich hätte gerne gesehen, ob sie sich diese subtile Form von Kritik
in ihrem Original-Tagebuch auch geleistet hat.
Ihre „Neger-Kommentare“ fand ich sehr amüsant, weil in jener Zeit und besonders in Tirol,
wo kaum andere Bevölkerungsgruppen lebten, Schwarze sehr exotisch waren und man
ihnen mit al nur vorstellbaren Vorurteilen begegnete. In den Augen meiner Urgroßmutter
waren Neger genau so schlimm wie Karner (unzivilisierte und herumreisende Menschen.)
Mit Hilfe von ihrem Tagebuch habe ich oft die Daten, die von Dietmar genannt wurden,
korrigieren können, denn dieses Tagebuch ist ziemlich genau. Im Tagebuch waren einige
Fotos und Zeitungsartikel eingeklebt, wodurch es für mich noch anschaulicher wurde.
27
Im Stadtarchiv habe ich Fotos von den Luftangriffen auf Innsbruck gefunden, sowie auch
Zeitungsartikel über Ereignisse, die von meiner Urgroßmutter im Tagebuch erwähnt werden.
Für die für mich unbekannten militärischen Fachausdrücke habe ich auch im Stadtarchiv die
benötige Information gefunden. Dankbar bin ich Herrn Kubanda der mich während meiner
Materialsuche hilfreich zur Seite stand und mir auch zusätzliche Quellen zur Verfügung
stellte.
Die jüngeren Geschwister meines Großvaters, Marga und Maria Kecht, haben in Gespräch
mit mir öfters ihre eigenen Kriegserlebnisse erzählt. Diese Erlebnisse stimmten in großen
Linien mit den Eintragungen im Kriegstagebuch meiner Urgroßmutter überein.
28
Landkarten:
29
30
Quellen:

Interview zwischen Dietmar Kecht (14. November 1922 bis 27. März 2008) und Kim
Rose, eine amerikanische Journalistin.
“Opa Zirl, Erinnerungen”
August 1998: CD 1, Track 1. CD 2, Track 2.
1. Stunde, 32 Minuten, en 18 Sekunden.

Kriegstagebuch von Maria Kecht geb. Hofmann ( 9. Januar 1890 bis 9. Juni 1988)
“Kriegstagebuch”
Allerheiligen, 1 November 1939 bis 23 Januar 1946
„Für meine Enkelinnen aus dem Orginal-Tagebuch abgeschrieben, da sie
unsere liebe alte deutsche Schrift nicht mehr lesen können.“

Hugo Portisch, Österreich I, Die unterschätzte Republik, Kapitel 6+7
Wien, 1989
ISBN: 3 218 0085 3

Horst Schreiber, Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, Opfer.
Täter. Gegner.
Innsbruck, 2008
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Emmerich Tálos, Ernst Hanisch, Wolfgang Neugebauer (Hg.), NS-Herrschaft in
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Wien, 1988
ISBN: 3 900351 84 8
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STAI-PH-855
STAI-PH-24253
STAI-PH-1753
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Albricht, Eisterer, Steininger, Tirol und der Anschluss
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Horst Schreiber, Roland Sila, Innsbruck 1938-1945 Band 3. Schriftenreihe des
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Horst Schreiber, Maritta Horwath, von der Schulbank ans Geschütz, Die
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Deutsche Verlags-Anstalt
Stuttgart 2007
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32
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