Bitte Sperrfrist beachten: 7. Jänner 2015, 18.00 Uhr CeMM entdeckt molekularen Sensor, der Zellwachstumsmechanismus steuert (Wien, 7. Jänner 2015) Ein Forscherteam um Giulio Superti-Furga hat einen Sensor entdeckt, der den Wachstumsmechanismus von Zellen in Gang setzt. Die Studie der Forschungsgruppen von Giulio Superti-Furga, Wissenschaftlicher Direktor, und Keiryn Bennett am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, in Zusammenarbeit mit Lukas Huber und seinem Team am Biocenter der Medizinischen Universität Innsbruck, sowie mit dem Labor von Cesare Indiveri, an der Universität von Kalabrien, wurde am 7. Jänner 2015 in Nature veröffentlicht. Stehen Zellen – im übertragenen Sinn – vor der Entscheidung, zu wachsen und sich zu teilen, oder auf Sparflamme zu laufen und ihre Bestandteile der Wiederverwertung zuzuführen, brauchen sie zunächst Information, ob genügend Energie und Bausteine verfügbar sind. Die Weichen in die eine oder die andere Richtung stellt dabei der sogenannte mTOR Signalweg (mechanistic Target Of Rapamycin): Sind die Energielevels hoch, sowie ausreichend Glucose und Aminosäuren vorhanden, werden Protein- und Lipidsynthese in Gang gesetzt; fehlen Wachstumsfaktoren, startet das Recycling-Programm bzw. stirbt die Zelle. Im Grunde geht es also um die Entscheidung: Anabolismus, also Stoffaufbau oder Katabolismus, also Stoffabbau. Welche molekularen Mechanismen die Aktivierung von mTOR steuern, ist vor allem deshalb von großem wissenschaftlichem Interesse, weil die Koppelung von Nährstoffen und Wachstumsstimulation mit wichtigen Krankheiten, wie Krebs und Stoffwechselerkrankungen in Verbindung gebracht wird. Am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist es nun gelungen, einen zentralen Hebel in diesem Schaltkreis zu finden. Die Arbeit der Gruppe von Giulio Superti-Furga, Wissenschaftlicher Direktor des CeMM, wurde am 7. Jänner 2015 im renommierten Fachjournal „Nature“ veröffentlicht. Vorangegangene Studien haben gezeigt, dass die Gegenwart von Aminosäuren, also die Eiweiss-Bausteine, eine entscheidende Rolle für die Aktivierung von mTOR spielen. Wie genau die Zellen erkennen, ob genügend Aminosäuren vorhanden sind, wurde bisher jedoch kaum verstanden und die Suche nach den „Sensoren“ der Aminosäuren glich einer weltweiten Großjagd. Denn rein CeMM Research Center for Molecular Medicine of the Austrian Academy of Sciences Lazarettgasse 14, AKH BT 25.3, 1090 Vienna, Austria, Phone +43-1/40160-70011, [email protected], www.cemm.at 2/3 theoretisch würde man dann in der Lage sein, diese Komponente, die an der Nährstoff-Niveau Messung wesentlich beteiligt ist, pharmakologisch auszunützen, um Nahrung vom Wachstum zu entkoppeln. In der aktuellen Studie haben die Wissenschaftler des CeMM nun einen molekularen Schlüssel gefunden, der gerade die Kopplung zu diesem zentralen mTOR Signalweg garantiert. Verantwortliche Komponente ist das Transportprotein SLC38A9 (Solute Carrier Protein A9 der Familie 38), das sowohl an Aminosäuren bindet, als auch an den mTOR Signalweg ankoppelt. Die Ergebnisse legen nahe, dass SLC38A9 als Sensor wirkt, und eine der Komponenten ist, die die mTOR Maschinerie in Gang setzen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass im komplizierten Zusammenspiel noch weitere Mitwirkende eine Rolle spielen, sehen in SLC38A9 aber einen hochinteressanten Angriffspunkt für mögliche Ansätze, um zielgerichtete Therapien für Krankheiten wie Krebs, und Stoffwechselerkrankungen wie Fettsucht zu entwickeln, die durch einen unerwünschten stoffaufbauenden Metabolismus und Zellwachstum verursacht werden. Studie: SLC38A9 is a component of the lysosomal amino acid sensing machinery that controls mTORC1. Manuele Rebsamen, Lorena Pochini, Taras Stasyk, Mariana E. G. de Arau ́jo, Michele Galluccio, Richard K. Kandasamy, Berend Snijder, Astrid Fauster, Elena L. Rudashevskaya, Manuela Bruckner, Stefania Scorzoni, Przemyslaw A. Filipek, Kilian V. M. Huber, Johannes W. Bigenzahn, Leonhard X. Heinz, Claudine Kraft, Keiryn L. Bennett, Cesare Indiveri, Lukas A. Huber & Giulio Superti-Furga. doi:10.1038/nature14107. Das CeMM dankt folgenden Institutionen, die zur Finanzierung der Studie beigetragen haben: Österreichische Akademie der Wissenschaften, European Research Council, European Union, European Molecular Biology Organization, Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, Österreichischer Wissenschaftsfonds und Italiens Ministerium für Unterricht, Universitäten und Forschung. Rückfragen an: Eva Schweng PR-Managerin Telefon 01-40160-70051 Mobil 0664/1962303 Über das CeMM Das CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist eine internationale, unabhängige und interdisziplinäre Forschungseinrichtung für molekulare Medizin. „Aus der CeMM Research Center for Molecular Medicine of the Austrian Academy of Sciences Lazarettgasse 14, AKH BT 25.3, 1090 Vienna, Austria, Phone +43-1/40160-70011, [email protected], www.cemm.at 3/3 Klinik für die Klinik“ – orientiert sich das CeMM unter der Leitung des Wissenschaftlichen Direktors Giulio Superti-Furga an den medizinischen Erfordernissen und integriert Grundlagenforschung mit klinischer Expertise, um innovative diagnostische und therapeutische Ansätze zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte sind Krebs, Entzündungen und Immunstörungen. Infos: www.cemm.oeaw.ac.at. CeMM Research Center for Molecular Medicine of the Austrian Academy of Sciences Lazarettgasse 14, AKH BT 25.3, 1090 Vienna, Austria, Phone +43-1/40160-70011, [email protected], www.cemm.at