Pädagogik 13 LK Kohlberg Datum:_____________ I Das moralische Dilemma Ein Dilemma ist eine Zwangslage, in der man zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden muss. Beide Möglichkeiten beinhalten etwas Negatives. II Kohlbergs Stufenmodell der Moralentwicklung Kohlberg nutzte Dilemmata, um die moralische Urteilsfähigkeit zu untersuchen. Das Stufenmodell erstellte er aus den Antworten mehrerer Probanden auf solche Dilemmata. Die Abstufung erfolgte durch die Probanden selbst: je mehr Zustimmung zu der Antwort von den Probanden, desto höher die Stufe. 1. präkonventionelle Ebene Stufe 1: LOHN & STRAFE Ob eine Handlung gut oder böse ist, hängt von ihren Konsequenzen für den Akteur ab. Stufe 2: NUTZEN, SCHADEN & ANTEIL Ob eine Handlung gut oder böse ist, hängt davon ab, ob jemand zu Schaden kommt und wie stark sich die Tat auswirkt („wäre ohnehin gestorben“). Besonders wichtig sind die Bedürfnisse des Akteurs – manchmal auch der anderen Beteiligten. 2. konventionelle Ebene Stufe 3: ÜBEREINSTIMMUNG Ob eine Handlung gut oder böse ist, hängt davon ab, wie viele andere – besonders in einer Bezugsgruppe (z.B. Familie / Kollegen) das gleiche machen würden / wie sie darüber denken würden. Stufe 4: RECHT & ORDNUNG Ob eine Handlung gut oder böse ist, hängt davon ab, wie die Gesellschaft die Handlung bewertet oder sanktioniert. Besonders wichtig sind Autoritäten und Gesetze. 3. postkonventionelle Ebene Stufe 5: SOZIALVERTRAG & INDIVIDUELLE RECHTE Ob eine Handlung gut oder böse ist, hängt davon ab, ob man der Gesellschaft nützt oder schadet / auf welche Handlung man sich mit den meisten vernünftigen Menschen einigen könnte. Individuelle Rechte & Wünsche werden berücksichtigt und gegeneinander aufgewogen. Stufe 6: ETHISCHE PRINZIPIEN Entscheidungen basieren auf moralischen Grundsätzen, die an die jeweilige Situation angepasst werden und auch Ausnahmen ermöglichen, wenn sich zwei Grundsätze widersprechen (z.B. Leiden verhindern vs. Leben erhalten: „Der Zustand der Frau rechtfertigt eine Ausnahme von der moralischen Verpflichtung, Leben zu erhalten.“) Pädagogik 13 LK Kohlberg Datum:_____________ III Moralerziehung Die Stufen der Moralentwicklung gründen auf der Fähigkeit, auf einem hohen Niveau moralisch argumentieren zu können. Zwar bedeutet diese Fähigkeit nicht unbedingt, dass man danach handelt, aber es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Denken und Handeln: In einem Test, indem man angeblich unbemerkt betrügen konnte… … haben 70 % der Personen auf präkonventioneller Ebene tatsächlich betrogen. … haben nur 15 % der Personen auf postkonventioneller Ebene tatsächlich betrogen. (sind die Konsequenzen für das Durchfallen durch einen Test stark, wird dadurch eventuell eine präkonventionelle Handlungsweise ausgelöst) IV Orte der Moralerziehung Durch intentionale und funktionale Erziehung wird in vielen Orten gesellschaftlichen Lebens auf die Moral eingewirkt. Z.B. in der Familie, in Kindergarten & Schule, in Vereinen & Kirche, in Gleichaltrigengruppen, in den Medien etc. Häufig wird intentional mit Sanktionen gearbeitet, also die erste Stufe der Moralentwicklung gefördert. Funktional wirkt vor allem das Modellverhalten anderer Personen / medialer Charaktere. Die höchsten Stufen der Moralentwicklung werden oft nur in der Schule (bspw. in Philosophie) konkret gefördert, da Eltern eher moralische Entscheidungen vorgeben, als sie mit ihren Kindern zu diskutieren. Je nach Medienkonsum können auch Bücher, Musik oder Filme die obersten Stufen ansprechen. V Neue Moralisches-Urteil-Tests haben ergeben: - moralische Diskursfähigkeit ist zentral für ‚höhere‘ moralische Entscheidungen. moralisches Versagen beruht oft auf falschem Einschätzen der Motive und moralischen Fähigkeiten der Beteiligten. ohne allgemeine Bildungsverfahren kommt es zu keiner Weiterentwicklung der Moral – eventuell kommt es sogar zu einer Rückentwicklung v.a. Diskurse über moralische Dilemmata fördern die Moralentwicklung VI Schule kann die Moralentwicklung fördern, indem sie… … die allgemeine kognitive Entwicklung fördert. … kooperative Lernformen (v.a. Rollenspiele) nutzt. … demokratische Schulstrukturen schafft. … konkrete moralische Dilemmata diskutiert.