Ballaststoffe: Nährstoffe für nützliche Bakterien Wir essen zu wenige Ballaststoffe. Das betrifft Deutsche und andere Europäer gleichermaßen. Durchschnittlich sind es etwas mehr als 20 g pro Tag, empfohlen werden dagegen mindestens 30 g. Ballaststoffhaltige Lebensmittel gibt es genug, doch sie haben alle etwas mit Obst, Gemüse und gesunder Ernährung zu tun. In Deutschland nehmen wir Ballaststoffe vor allem mit Getreideprodukten zu uns. Immerhin 30 Prozent der Ballaststoffaufnahme decken wir mit Gemüse und knapp 20 Prozent mit Obst ab. Unsere Verdauungsenzyme können die Ballaststoffe nicht abbauen. Doch welchen Nutzen haben die Ballaststoffe dann für uns? Ballaststoffe und Präbiotika – Begriffserklärungen Der Begriff „Ballaststoffe“ ist an sich zu kurz gegriffen. Ursprünglich verdeutlichte er die Eigenschaft der Ballaststoffe, den Darminhalt zu vergrößern und damit die Bewegungen des Darms und den Transport des Darminhalts anzuregen. Die Vergrößerung des Darminhalts verzögert und der schnelle Transport verringert die Aufnahme von Nährstoffen und Schadstoffen, deshalb haben Ballaststoffe auch eine entgiftende Wirkung. Wichtiger als die seit langem bekannte „Ballast“-Funktion ist jedoch: viele Ballaststoffe sind Nährstoffe für die natürlichen Bakterien – die Mikroflora - im Darm. Fördern Ballaststoffe das Wachstum der nützlichen Bakterien besonders effektiv, nennen Fachleute sie „Präbiotika“. Seit der Aktualisierung der Definition im Jahr 2008 bezeichnet der Begriff „Präbiotika“ fermentierbare Nahrungsbestandteile, die Veränderungen in der Zusammensetzung und/oder Aktivität der Mikroflora im Magendarmtrakt bewirken und damit gesundheitsfördernde Effekte erzielen. Gesunde Ernährung mit Präbiotika Da die Mikroflora im Darm wichtige Aufgaben im Dienste unserer Gesundheit übernimmt, müssen wir auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr für die Bakterien achten. Eine gesunde Ernährung sollte sich deshalb auch auf Präbiotika und damit auf die Förderung der bereits vorhandenen, nützlichen Bakterien konzentrieren. Das lässt sich am besten mit resistenten Stärken oder Oligofruktosen erreichen. Pektine und β-Glukane sind weniger geeignet, da sie das Wachstum von Buttersäurebildenden Bakterien nicht fördern. Ballaststoff-Typen Die meisten Ballaststoffe bestehen aus Kohlenhydraten; sie besitzen aber unterschiedliche Strukturen und binden Wasser unterschiedlich stark. Zu den wasserlöslichen Ballaststoffen zählen unter anderem die resistente Stärke, Inulin, Oligofruktose und Pektin, ein Beispiel für wasserunlösliche Ballaststoffe ist die Zellulose. Die resistente Stärke Typ 3 ist das beste Substrat für die Mikroflora im Darm und liefert die größte Ausbeute des Schleimhautnährstoffs Buttersäure, deshalb hat sie für die Gesundheit des Menschen die größte Bedeutung. Die tägliche Zufuhr sollte für einen Erwachsenen 10 bis 15 g betragen. Je nach Zubereitung können in vielen Lebensmitteln resistente Stärken auftreten; sie machen aber selten mehr als fünf Prozent des gesamten Stärkeanteils aus. Das neue Nahrungsergänzungsmittel SymbioIntest enthält resistente Stärke vom Typ 3. Die vier Typen der resistenten Stärke unterscheiden sich je nach bakteriellem Abbau: Typ 1: Physikalisch nicht zugängliche Stärke, wie sie in teilweise vermahlenen Körnern, Samen und Hülsenfrüchten vorliegt. Typ 2: Die Stärkeform hat eine hohe Dichte und enthält zusätzlich andere Komponenten wie z. B. Fette. Sie befindet sich unter anderem in ungekochten Gemüsebananen und Erbsen. Typ 3: Die Stärkeform entsteht durch Retrogradation verkleisterter Stärken und befindet sich in geringer Menge z. B. in gekochten Kartoffeln, Erbsen, Bohnen und Brot, sobald sie abgekühlt sind. Typ 4: Chemisch oder durch Hitze veränderte Stärken, die zum Beispiel durch Karamellisierung zustande kommen können. Resistente Stärke zu Buttersäure – dem Schleimhautnährstoff Da unsere Verdauungsenzyme die resistente Stärke nicht abbauen können, gelangt sie unverändert in den Dickdarm. Dort zerlegen einige Bakterien sie in kleinere Moleküle, die für eine gesunde Darmschleimhaut unerlässlich sind. Besonders die kurzkettigen Fettsäuren und unter ihnen die Buttersäure sind dabei von Bedeutung. Der Stoffwechsel der Darmschleimhaut und das Wachstum der Blutgefäße in der Darmwand sind auf die bakterielle Buttersäurezufuhr angewiesen. Deshalb sollte der Buttersäurespiegel im Darm ausreichend hoch sein. Denn eine gut genährte Darmschleimhaut kann ihrer Barrierefunktion nachkommen und Giftstoffe, Krankheitserreger und auch die natürliche Darmflora daran hindern, in das Gewebe einzudringen. Sinkt der Buttersäurespiegel ab, bilden sich die Darmzotten zurück und die Darmschleimhaut kann sich krankhaft verändern. Das Risiko für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Darmkrebs steigt an. Die kurzkettigen Fettsäuren säuern außerdem das Darmmilieu an und senken damit die Aktivität von Enzymen, die tumorfördernde Stoffe bilden. Zusätzlich wirken sie Entzündungen entgegen. Auch zur Gewichtskontrolle eignen sich die Ballaststoffe, da sie die Energiedichte der Nahrung und den Anstieg des Glukosespiegels im Blut nach einer Mahlzeit senken. Das Hungergefühl dämpfen die Ballaststoffe gleich doppelt: zum einen sorgen sie für einen gut gefüllten Magen und Darm, zum anderen bauen die Bakterien im Darm die Ballaststoffe langsam und gleichmäßig zu kurzkettigen Fettsäuren um, sodass zwischen den Mahlzeiten kein Hungergefühl aufkommt. Bei der resistenten Stärke Typ 3 stehen bereits nach einer Stunde kurzkettige Fettsäuren zur Verfügung, bei den langsam abbaubaren Pektinen dagegen erst nach sechs Stunden. Einsatzbereiche für Ballaststoffe und Präbiotika im Überblick Ballaststoffe in der Ernährung verringern die Energiedichte der Nahrung und beugen so Übergewicht vor beeinflussen den Cholesterinspiegel positiv verstärken und verlängern das Sättigungsempfinden unterdrücken Verstopfung und Reizdarm beugen Karies vor Präbiotika, die Bakterien zu Buttersäure umsetzen können, stabilisieren eine gesunde Mikroflora im Darm, da sie Nährstoffe zuführen und nützliche Bakterien im Wachstum fördern optimieren den Ernährungszustand und damit die Barrierefunktion der Darmschleimhaut und stärken das Immunsystem beugen Typ 2-Diabetes und Erkrankungen vor, die mit Fettleibigkeit in Verbindung stehen beugen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und der Darmkrebsentstehung vor beugen Erkrankungen vor, die auf einem Abbau von Nervenzellen beruhen Damit eignet sich die resistente Stärke, die typischen Zivilisationskrankheiten einzudämmen, die seit einigen Jahrzehnten auf dem Vormarsch sind. Dazu zählen Fettleibigkeit und Typ 2-Diabetes genauso wie Erkrankungen, die mit chronischen Entzündungen einhergehen.