ÖSTERREICHISCHE HOCHSCHÜLERSCHAFT GRAZ Philosophische Gotteslehre KATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT Skriptum WS 2012 Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Inhalt 1. Abgrenzung und Aufgabe einer philosophischen Gotteslehre ........................................................... 3 1.1 Zum Begriff der philosophischen Theologie und ihrem Verhältnis zu Metaphysik, Religionsphilosophie und Offenbarungstheologie .............................................................................. 3 1.2 Infragestellung der philosophischen Theologie von offenbarungstheologischer Seite ................ 8 1.2.1 Karl Barth- sola fide ................................................................................................................ 9 1.2.1 Blaise Pascal- eine vernünftige Wette für den Gott des Glaubens vs. das „Mémorial“ .......... 12 2. Sinn und Ziel von Gottesbeweisen .................................................................................................... 14 3. Einteilung der klassischen Gottesbeweise und kurze Charakteristik der einzelnen Typen .............. 16 3.1 Ontologischer Gottesbeweis ....................................................................................................... 16 3.2 Der noologische Gottesbeweis .................................................................................................... 16 3.3 Der kosmologische Gottesbeweis ............................................................................................... 17 3.4 Der teleologische (gr.) oder physiko-theologische Gottesbeweis .............................................. 17 3.5 Der moralphilosophische oder ethiko-theologische Gottesbeweis ............................................ 17 Der ontologische Gottesbeweis ............................................................................................................ 17 3.1.1 Das argumentum Anselmianum ........................................................................................... 17 3.1.2 Grundlegende Annahmen Anselms...................................................................................... 20 3.1.3 Kritik an Anselm Argument durch Gaunilo von Marmoutiers und durch Thomas von Aquin ....................................................................................................................................................... 20 3.1.4 Die Wiederaufnahme des ontologischen Arguments bei René Descartes .......................... 22 3.1.5 Die Kritik Immanuel Kants am ontologischen Argument ..................................................... 25 3.1.6 Fazit ...................................................................................................................................... 28 4. Der noologische Gottesbeweis .......................................................................................................... 29 4.1 Augustinus Gottesbeweis im zweiten Buch von „De libero arbitrio“ ......................................... 29 4.2 Kritik an Augustins Gottesbeweis ................................................................................................ 31 5. Die „Quinque viae“ des Thomas von Aquin ...................................................................................... 32 5.1 Hinführung................................................................................................................................... 32 5.2 Via prima: ex pater motus .......................................................................................................... 32 5.3 Via secunda: ex ratione causae efficientis .................................................................................. 35 5.4 Via tertia: ex possibili et necessario ............................................................................................ 38 5.5 Via quarta: ex gradibus qui in rebus inveniutur .......................................................................... 40 5.6 Via quinta: ex gubernatione rerum ............................................................................................. 42 5.7 Grundzug der quinque viae des Thomas von Aquin.................................................................... 43 6. Infragestellung der Gottesbeweise beziehungsweise einer philosophischen Theologie von Seiten der Philosophie...................................................................................................................................... 44 6.1 Begriffsklärung: Theismus, Deismus Agnostizismus, Atheismus ................................................. 44 1/52 6.2 Immanuel Kant ............................................................................................................................ 45 Kants Kritik der Gottesbeweise ..................................................................................................... 45 Kritik des physiko-theologischen Gottesbeweises (Finalitätsbeweis)........................................... 47 Gott als regulative Idee ................................................................................................................. 48 Kants moralphilosophischer Gottesbeweis ................................................................................... 49 6.3 Neuer Versuch zur philosophischen Gotteslehre: Robert Spaemann ............................................. 51 Kritik: ............................................................................................................................................. 51 2/52 1. Einheit 1.10.2012 Prüfungsanforderungen: Bis eine Woche vorher anmelden. Es gibt jeden Monat einen Prüfungstermin. Aus der Literaturliste etwas heraus nehmen, was uns besonders interessiert. 50Seiten dazu lesen und vorbereiten. These wiedergeben. In der Lage sein diese These zu kommentieren oder kritisieren. Auch Gründe angeben können! (=Erste Prüfungsfrage). Danach noch zwei Fragen zum Vorlesungsinhalt. 1. Abgrenzung und Aufgabe einer philosophischen Gotteslehre Wurde erst bei der letzten Studienreform von der Metaphysik getrennt. Philosophische Gotteslehre hat inneren Konnex mit der Metaphysik. 1.1 Zum Begriff der philosophischen Theologie und ihrem Verhältnis zu Metaphysik, Religionsphilosophie und Offenbarungstheologie Metaphysik: Man kann in der Philosophie frage wie erkenne ich etwas? – Wirklichkeitsfrage. Man kann sich Wirklichkeit vorstellen und dann ist man so in dieser Vorstellung drin, dass man sie doch nie erreicht. Oder erreichen wir die Wirklichkeit? Diese Frage stellt sich auch bei Sinnestäuschungen. Deshalb kommen diese Fragen auf. Die Rückseite (andere Seite) dieser Frage ist, was ist die Wirklichkeit die erkannt wir, was ist das Wirkliche. Was ist die Wirklichkeit überhaupt. Die Wirklichkeit als Ganzes, jenseits meinerselbst bzw. jenseits des Subjekts. Diese Wirklichkeit kann man auch anders fassen und zwar im Wort des Seienden. Wenn man Seiendes sagt, wird nicht zwischen Menschen, Dingen oder Pflanzen unterschieden. Es ist einfach alles das ist. Die Frage, was Seiendes ist, damit beschäftigt sich die Metaphysik. Was ist überhaupt der Grund für Seiendes, dafür, dass es überhaupt etwas gibt. Warum ist nicht eigentlich nichts. Gibt verschiedenen Konzeptionen einer Gotteslehre. Es gibt Positionen die sagen, ich finde in Gott den Grund für die Wirklichkeit, dafür, dass es etwas gibt. Deshalb hängen auch die Metaphysik und die philosophische Gotteslehre so eng zusammen. Da wird die Philosophische Gotteslehre quasi zum Abschluss der Metaphysik. Philosophische Gotteslehre: Was unterschiedet die philosophische Gotteslehre von anderen und was ist die Methodik dieser Gotteslehre. Philosophische Gotteslehre heißt auch philosophische Theologie, natürliche Theologie, theologia naturalis. Diese Lehre beschäftigt sich durch philosophische Mittel mit Gott. Es ist eine philosophische Reflexion über Gott. Das, worüber nachgedacht wird ist Gott. Der Denkweg, die Methode sind die Methoden der Philosophie. Diese natürliche Gotteslehre/Theologie macht es gewöhnlich so, dass man versucht den Sinn der Wirklichkeit, so zu begreifen, dass man von der Wirklichkeit gedanklich, reflexiv, weiterdenken kann -zu Gott. Wirklichkeit so wie sie uns begegnet wird als Ausgangspunkt genommen um Gott zu denken. Von Zeichen von Erfahrungen ausgehend versucht man zu fragen, ob ein Absolutum, das als Gott bezeichnet wird, ob das existiert. Die Grundfrage bei uns wird sein, existiert Gott ja oder nein. Es wird nicht die Frage gestellt was Gott ist. Das ist etwas anderes. Wir versuchen nur eine Existenzaussage über Gott zu machen. Aristoteles (Unbewegter Beweger) nennt diese Fragestellung: Theologia episteme: Theologische Wissenschaft. Er bezeichnet diese theologische Wissenschaft als erste Wissenschaft. Er versucht das Absolutum (Urgrund dafür, dass es etwas gibt) zu bestimmten als den ersten Beweger. Er ist selbst nicht bewegt, versetzt aber alles Irdische in Bewegung. Bewegung meint, dass es überhaupt etwas gibt, das sich in der Zeit bewegt. 3/52 Leibniz (Theodizee Frage): Gott rechtfertigen angesichts des Leides in der Welt. Dass Gott einerseits die Liebe ist, dass er allmächtig ist und, dass es in der Welt trotzdem Leid gibt. Diese drei Komponenten lassen sich schwer zusammendenken. Leibniz fragt mit diesem Hintergrund nach Gott. Er möchte Gott rechtfertigen und sagt, die Welt in der wir leben, ist die beste aller möglichen ist, da der allmächtige, allwissende und allgütige Gott gar nichts Geringeres schaffen könnte. Das in der Welt vorkommenden Leid steht dem nicht entgegen, da Leibniz außerdem meint, dass nicht der derzeitige Zustand der Welt der bestmögliche ist, sondern die Welt in ihrem Entwicklungspotential. Somit wird an die Existenzfrage herangegangen. Der Frage, ob man eine Existenzbestimmung ohne Wesensbestimmung machen kann, werden wir uns noch stellen. Wolff (Mensch, Welt, Gott): Vorgänger von Kant. Er macht es ganz anders als Aristoteles. Aristoteles sagt der Beweger ist der Urgrund, dass es etwas gibt. Leibniz stellt eine Existenzfrage. Wolff sagt, die Gottesfrage ist nicht die letzte Frage, wenn man die Frage nach der Wirklichkeit stellt. Er sagt wir machen Gott zum Gegenstand neben anderen Gegenständen. Die metaphysica specialis unterscheidet drei Bereiche: Ich kann mir den Menschen (Anthropologie), die Welt (Kosmologie[nicht physikalische Kosmologie, sondern die Frage warum es die Welt gibt]) und Gott (Theologie) anschauen. Aristoteles meint man kann nur zur Gottesfrage kommen, wenn man nach Welt und Mensch fragt. Wolff sagt, man kann alles eigen betrachten und jedes für sich selbst beantworten. Ich kann den Menschen und die Welt erklären ohne an Gott zu denken (-> rationale Theologie). Heidegger: Onto-Theologie (Onto ist bei ihm fast ein Schimpfwort): Er sagt wir sind nie weg gekommen von dieser Aristotelischen Denkweise. Man wird immer wieder nach dem letzten Grund fragen. Er meint man muss eine Metaphysik betreiben, die mit Gott nichts zu tun hat. Der Grund für die Wirklichkeit ist bei ihm das Sein. „Das Sein das ist nicht Gott“. Ontologie ist die Lehre vom Seienden. Theologie beschäftigt sich heute sehr oft damit. Zusammenfassend: Unsere Frage war, was ist eine philosophische Gotteslehre, welchen Gegenstand hat sie und wie geht sie methodisch vor. Wir haben vorläufig bestimmt: Gotteslehre ist eine Aussage über Gott. Man geht von der Wirklichkeit aus und versucht von der Wirklichkeit auf Gott zu schließen. Man geht auch von einem Begriff aus und versucht von diesem Begriff auf Gott zu schließen (Ontologie) Die Frage nach der Existenz Gottes ist traditionell unter dem Begriff „Gottesbeweise“ abgehandelt worden. Es geht um die Existenz und nicht wirklich um Wesenszuschreibungen. Wir haben die Frage nach Atheismus und Theismus. Die methodische Frage: Wir fragen nicht, wie einzelne Religionen die Gottesfrage beantworten. Wir fragen auch nicht, wie die christliche Theologie, nach der Offenbarung fragt. Wir machen es philosophisch. Das bedeutet, dass wir nur mit den Mitteln der Vernunft nach Gott fragen. Mit der Vernunft allein. (Die christliche Theologie hat neben der Vernunft auch die Offenbarung als Erkenntnisquelle.) Verknüpfung der philosophischen Gottesfrage mit der Metaphysik. Es gibt eine innere Verknüpfung der philosophischen Gotteslehre und der Metaphysik. Diese innere Verknüpfung ist abhängig von den Positionen (oben genannt). In wie fern eine philosophische Gotteslehre mit Metaphysik verknüpft ist, hängt von der philosophischen Grundeinstellung ab. Aristoteles: Verknüpfung ist sehr eng. Frage nach dem Grund der Wirklichkeit wird zur Frage nach Gott. Metaphysik ist nur dann vollständig, wenn wir auch die Gottesfrage hinzuziehen. In gewisser Weise schließt die Gottesfrage auch die Metaphysik ab. Leibniz ist von der Grundfrage betroffen, inwieweit die Frage, oder der Zweifel an der Existenz Gottes zusammen geht. Man fragt nicht mehr positiv von der Wirklichkeit her. Er hat eine negativ erfahrbare Welt. Da lässt sich die Verknüpfung zu Gott nicht mehr 1:1 machen. Gibt es diese Verknüpfung überhaupt? Der Zweifel ist da. Er beantwortet positiv indem er kein anderes Gottesbild denkt, sondern er 4/52 sieht die Welt anders. Er hat dieses Problem nur, weil er Gott als christlichen Gott sieht. Wenn ich die christliche Wesensbestimmung Gottes nicht habe, dann habe ich dieses Problem nicht. Wolff: Diese Verknüpfung ist noch einmal weiter auseinander gerissen. Er sagt die Gottesfrage ist ein Thema der Metaphysik, aber nur ein Spezialthema. Man muss nicht unbedingt über Gott sprechen, wenn man über die Welt spricht. Heidegger: Die Trennung ist sehr radikal. Es lässt sich auf diese Verknüpfung keine eindeutige Antwort geben. Die philosophische Grundeinstellung entscheidet wie die Gottesfrage gestellt werden kann (sieht man an diesen Beispielen ganz gut). Gewöhnlich geht man an einer theologischen Fakultät von einer positiven Verknüpfung aus. Man versucht aus einer Welterfahrung heraus Gott zu denken. Das ist konfessionell aber unterschiedlich. Der katholische Weg ist stark auf Philosophie ausgelegt. Dabei bewegt man sich stark auf diese Grundfrage zu. Trinität, oder Christus sind hier kein Thema. Es geht nur darum, gibt es Gott oder nicht. In der evangelischen Theologie hat die Offenbarungstheologie einen viel höheren Stellenwert als die philosophische Frage. Luther spricht von der Hure Vernunft. Er sagt, wenn eine philosophische Gotteslehre versucht wird, ist das nur auf dem Grund der Vernunft möglich. Deshalb ist es von Menschen gemacht-> Götzendienst. Interessant ist, dass sich beide Ansätze auf die Bibel berufen (können). Warum kann die Gotteslehre überhaupt philosophisch sein? Was ist der Unterschied zur Theologie (Offenbarungstheologie)? Das für uns gewohnte theologische Nachdenken hat einen grundsätzlich methodischen Unterschied - die Erkenntnisquelle (Vernunft & Offenbarung). Das ist konfessionell wieder unterschiedlich. Im Katholizismus beruft man sich auf Schrift und Tradition. In der evangelischen Theologie ist nur die Schrift eine Offenbarungsquelle. Wenn innerhalb der Philosophie von Gott gesprochen wird, so wird Offenbarung als Erkenntnisquelle ausgeklammert. Es wird aber nicht von Anfang an die Existenz Gottes ausgeschlossen. Wenn man darauf kommt, dass es Gott nicht gibt, dann ist das ein Ergebnis, aber nicht die Grundlage des Denkens. Wir fragen nach der Existenz Gottes und da gibt es die beiden Antworten Ja oder Nein. Aber man kann nicht von der Antwort ausgehen. Wenn wir philosophische Theologie betreiben wollen, müssen wir zumindest von der Möglichkeit (Offenheit) ausgehen, dass es Gott gibt. Natürlich ist die Schwierigkeit, was Philosophie und Theologie wissen, dass Gott kein einfacher Gegenstand ist. Wenn Gott ein empirisch fassbarer Gegenstand wäre, würde sich die Theologie ganz anderes aufbauen. Die nächste Schwierigkeit nach der Existenzfrage ist, wie die Existenz sich gestaltet. Auch Gedanken haben eine gewisse Existenzform und sind Realität. Weiter kann man fragen, ob Gott nur die Idee des Menschen ist. Für die Existenzfrage ist das aber zu wenig. Daraus entsteht auch Religionskritik. Wir fragen nach der Existenz und danach welche Form der Existenz diese Existenz hat. Offenbarungstheologie fragt auch nach den Möglichkeiten der Offenbarung und wie diese gedacht werden kann. Wenn Offenbarung existiert (in unterschiedlichen Religionen), gibt sich Gott aus sich heraus zu erkennen. Wenn man diese Offenbarung akzeptiert hat, dann ist die Frage eine andere als die philosophische. -> Die Frage nach der Existenz Gottes wird schon vorausgesetzt (Dogmatik). Man versucht den Gehalt dieser Offenbarung und wie man sie den Menschen näher bringen kann zu denken. Aus der Existenzüberzeugung heraus wird nach der Offenbarung und ihrem Gehalt gefragt. Das ist jedoch überhaupt keine philosophische Frage, sondern eine dogmatische. Philosophische Gotteslehre ist also keine Glaubenswissenschat (Wissenschaft des Glaubens, wo Glaube vorausgesetzt wird) man kann philosophische Gotteslehre auch betreiben, wenn man nicht glaubt. Offenbarungstheologie ist laut Anselm von Canterbury fides quaerens intellectum. Im Zentrum steht der 5/52 Glaube, der die Vernunft sucht. Philosophische Gottesfrage hat den Glauben nicht als Voraussetzung. Es ist die Gott suchende Vernunft. Gott finden, oder nicht finden. lumen naturale (rationis humanae)-Natürliches Licht der menschlichen Vernunft. Deshalb auch natürliche Vernunft bzw. „natürliche Theologie". Das heißt ich habe auf Grund meines Schöpfungsdaseins die Einsicht, (die Fähigkeit etwas mit Vernunft einzusehen). Theologisch gesprochen: Diese Schöpfungsmäßige Grundausstattung des Menschen wird durch die Sündhaftigkeit des Menschen gebrochen. Das ist auch wieder konfessionell unterschiedlich. Es wird trotz des Bruchs davon ausgegangen, dass es die Möglichkeit eines vernünftigen Denkens über Gott gibt. Es gibt also eine Gotteserkenntnis mit den Mitteln der Vernunft das ist das lumen naturale. Davon wird das lumen supernaturalis fidei unterschieden. Der Glaube geht über die Natur hinaus. Glaube (christlich gesehen) ist immer eine Gabe Gottes. Man kann sich Glaube nicht selbst erringen. Glauben zu dürfen ist also immer ein Geschenk Gottes. Der Mensch kann also Gott mithilfe seiner Vernunft denken, diese Vernunft ist aber irrtumsanfällig. Wenn man eine Sicherheit haben möchte in Bezug auf Gott, dann ist diese im lumen supernaturalis. Wenn man das aus diesem Kontext herausnimmt, stellt sich die Frage anders. Die reine Vernunftfrage lässt keine letztliche Sicherheit zu. Es gibt keinen empirischen Beweis für die Existenz Gottes. Diese Sicherheit des Gott Denkens mit der Vernunft, die kann man nicht gewinnen. Es gibt bislang den Beweis der Existenz Gottes, immer nur mit bestimmten Voraussetzungen. Glaube ist immer auch eine Entscheidungsfrage. Die Entscheidung, unsere Existenz auf Gott auszurichten. Dieser Abschnitt: wir schauen aus einer glaubenden Perspektive auf die philosophische Gotteslehre. Es gibt Stellen im Offenbarungstext, dass es Gotteserkenntnis auch außerhalb der Offenbarung gibt. Man reflektiert auf die beiden Bibelstellen: Weisheit 13,1-10 und Röm1,18-22 Weisheit 13,1-10: „töricht waren alle Menschen denen die Gotteserkenntnis fehlte, beim Anblick der vollkommenen Werke erkannten sie den Meister nicht.“ Man schließt aus der Welt nicht auf Gott. Sie sind nicht in der Lage von der Schöpfung auf den Schöpfer zu schließen. 5-9 von der Größe und Schönheit der Geschöpfe, lässt sich auf den Schöpfer schließen. Es wird vorausgesetzt, dass der Schluss auf den Schöpfer durch Hilfe des Verstandes möglich ist. Wenn sie dies nicht schaffen werden sie als töricht angesehen. Die Frage die bleibt, auch wenn das so ist, warum schafft der Verstand es nicht? Ist es also entschuldbar oder nicht? Kann man etwas dafür oder nicht. Römer 1, 18-22: 18 Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider aller Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart. 20 Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar. 21 Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. 22 Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren. Paulus argumentiert anders. Die Leute haben die Einsicht. Sie vertuschen sie aber. Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbart. Gott hat es offenbart. Sie wissen es von Gott. Der zentrale Vers ist 20. Paulus nennt den Vernunft (nus, ratio) Begriff. Er sagt es gibt die Gotteserkenntnis durch Vernunft. Gegenstelle: 1.Korinther 1. Torheit des Glaubens muss man gegen die Vernunft wenden. 2. Einheit 8.10.2012 Wiederholung: Der Gegenstandsbereich einer phil. Gotteslehre ist Gott. Der methodische Part dazu ist die philosophische Methode. Prinzipiell gibt es die Vernunft und die Offenbarung als Erkenntnisquellen. Die christlich katholische Theologie ist eine Offenbarungstheologie, das heißt sie bedient sich beider Erkenntnisquellen. Die Philosophie fragt nur mit der Vernunft nach Gott. Es gibt verschiedene Begriffe. 6/52 o Aristotelische Frage „Theologia episteme“- theologische Philosophie. - Im Verhältnis zur Metaphysik: Im ersten Konzept ist sie der Grundbau für das, was die philosophische Theologie abschließt. Die Frage nach dem Grund der Wirklichkeit, wird als Gott ausgewiesen. Die Frage nach Gott ist der abschließende Teil einer Metaphysik. o Leibnitz „Theodizee“ Phil. Frage nach Gott. Motiviert durch die Rechtfertigung Gottes trotz Leid in der Welt. - Im Verhältnis zur Metaphysik: Zweifel an Gott. Wie kann es sein, dass man empirisch feststellen muss, dass es Leid gibt auf der Welt und gleichzeitig soll es (theologisch) einen Gott geben. o Wolff: Gott ist Spezialdisziplin in der Metaphysik. - Im Verhältnis zur Metaphysik: Bei Wolff bleibt die Gottesfrage ein Teil der Metaphysik. Es ist eine spezielle Form der Metaphysik. Es wird ein Gegenstandsbereich herausgelöst. Noch ein metaphysisches Fach. o Heidegger: „Ontotheologie“ - Im Verhältnis zur Metaphysik: Seinsfrage muss von Gottesfrage getrennt werden. Er sagt die Seinsfrage wird immer schon unterbestimmt, da sie mit Gott identifiziert wird. Wie ist also so eine philosophische Gotteslehre von der Offenbarung zu differenzieren. Tradition ist kein Kriterium. Es wird nicht nach einem Wesensbegriff, sondern nach der Existenz Gottes gefragt. Die Wesensfrage kann man aus der Vernunft allein nicht generieren. Diese Fragen setzen Offenbarung voraus. In der Hl. Schrift gibt es Stellen, die über die Vernunftquelle Auskunft geben: Weisheit 13, Römer 1,20. Es gibt jedoch auch die Gegenstelle(n) aus dem 1. Korintherbrief dazu. Textblatt I. Vatikanum- Die Filius- Die Offenbarung Eine Positionsbestimmung mit Bezug auf den Römerbrief ist das I. Vatikanum. Es wurde eine dogmatische Konstitution (De revelatione) verabschiedet. lumen supernaturalis fidei -lumen naturale Auf der einen Seite ist Licht eine Metapher für die Erkenntnis. Interessant ist an diesem Text, dass er auch sagt: „Man kann mit Sicherheit erkennen“ (über die Schöpfung). So steht es in der Bibel nicht. Die göttliche Offenbarung, sei aber der sicherere Weg zur Gotteserkenntnis. Man spricht sich dagegen aus, dass die Vernunft ohnehin zur Erkenntnis kommt und die Offenbarung nur ein Vorweggeschenk ist, durch das man schneller zur Erkenntnis kommt. Der Mensch ist, durch seine Ursünde in der Erkenntnis eingeschränkt. Kann er trotz des Status der Sünde ungetrübt und durch reine Vernunft Gott erkennen? Auf diese Frage wird im zweiten Teil des Textes (2) Antwort gegeben. Es wird ausgesagt, dass es auf der einen Seite natürlich die göttliche Offenbarung gibt. Es ist nicht unzugänglich- doppelte Vereinigung. Trotz der „gegenwärtigen Verfasstheit des Menschen“-Sünde- ist die Gotteserkenntnis nur durch Mitteln der Vernunft möglich. Das ist konfessionentrennend. Die Evangelischen sagen, dass es ebenso eingeschränkt wird, dass die Erkenntnis nicht möglich ist. Die erste Frage wird folgendermaßen beantwortet: Die Sicherheit der Erkenntnis wird zwar der philosophischen Gotteserkenntnis zugestanden, es wird aber nur prinzipiell gesagt. Es gibt auch Täuschungen, die man nicht ausschließen kann. Man braucht im Letzten immer die päpstliche Vollmacht um die Offenbarung richtig auszulegen. Es geht immer noch nur um die Existenz Gottes. Gibt es eine Vernunfterkenntnis- nach kath. Position lautet die Antwort JA. 1879: Leo XIII. hat eine Enzyklika über die Philosophie geschrieben-> Aeterni Patris. Dort wird in Bezug auf die Philosophie die Position des Ersten Vatikanums widerholt. Es wird vom Papst empfohlen, dass die authentische Philosophie mit der Gotteserkenntnis etc. die Philosophie von Thomas von Aquin ist. Bis zum II. Vatikanum hat man sich daran gehalten. Man hat versucht „Ewige Philosophie“ durch 7/52 Thomas zu schaffen. Man hat die Philosophiegeschichte etc. aus dem profanen Bereich ausgeklammert. Es gab dann viele Gegenstimmungen, die mit der Transzendentalphilosophie dann die thomistische Philosophie durchbrochen haben. Antimodernisteneid: Schlimm ist die ganze Geschichte unter Papst Pius X. 1910 geworden, als er durch eine Verlautbarung unter dem Konzil, mit dem Antimodernisteneid alle in ihrem Denken abgrenzte. -> Textblatt! Die Modernisten waren diejenigen, die moderne Einstellungen vertraten. Man hat sich gegen jede Form von Ismen verwehrt. Am ersten Punkt im Antimodernisteneid war folgendes zu schwören: Die Irrtumslosigkeit wird an das Lehramt gebunden. Philosophie hat da wenige Chancen. Es wird auch ausgesagt, dass Gottes Existenz nicht nur erkannt, sondern auch bewiesen werden kann. Beweisen heißt demonstrare. Der Beweis stützt sich auf die zwei Prinzipien: der Vernunft und des Rückschlusses der Wirkungen in dieser Welt auf die Ursache der Wirkungen. Man weiß um die Existenz Gottes und das hat man auch nur unter Berücksichtigung der Vernunft anzunehmen. (Heute nimmt man sich den Mund nicht so voll, man zieht sich eher wieder auf das I.Vatikanum zurück. Jeder Beweis hat Voraussetzungen, erst wenn diese gegeben sind, kann man etwas beweisen. Wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind, ist es schwer. Ideal wäre ein Beweis ohne Voraussetzungen.) II. Vatikanum: Die Frage taucht in Dei Verbum (Offenbarungskonstitution) auf. -> Textblatt. In Nummer 6. wird die Position des I. Vatikanums wiederholt. →Selbstoffenbarung Gottes. Gott gibt sich selbst zu erkennen, auch in den Dingen die den Menschen übersteigen. Das ist mehr als die Existenz zu erkennen. In der Offenbarung geht es nicht nur um die Offenbarung. Dann geht es weiter indem gesagt wird, was wenn die Offenbarung nicht in Anspruch genommen wird. Man nimmt Zitate des I. Vatikanums und nicht von Pius X. 1998 hat Johannes Paul II. eine Philosophie-Enzyklika geschrieben. Fides et Ratio. Die Bedeutung der Philosophie für die Theologie wird hervorgehoben. Denn Thomismus und die Neuscholastik sind nicht die einzigen möglichen Wege. Es werden auch philosophische Positionen erwähnt, die der Papst ablehnt. Wo sich Johannes Paul II. sehr schwer tut, ist dass er der Philosophie und damit der Vernunft eine Autonomie zur Erkenntnis Gottes zuschreibt. Es gibt Sätze in denen er das tut, aber ein paar Nummern später revidiert er das wieder. Die Enzyklika ist in sich nicht einheitlich in dieser Aussage. Man hat sich nicht zu einer Position durchgerungen, die der Philosophie diese Autonomie zuschreibt. Von der Beweisbarkeit Gottes spricht er nicht mehr. Die bekannteste Rede war im Jahr 2006 die Regensburger Rede von Benedikt XVI. Darin vertritt der Papst die Position, dass mit dem Christentum die Vernunft Griechenlands mit dem Glauben Israels verschmolzen war. Diese beiden Größen sind im Christentum zu einer geworden. Das Christentum, als Christentum beinhaltet also schon immer aufgeklärtes Denken. Die Behauptung, das Christentum so vernünftig, dass es mit allen anderen Religionen aufnehmen kann, ist für das Christentum durchaus positiv. Er hat drei Positionen die alle gegen die Vernunft sprechen, die genannten Vertreter sind alle Protestanten. Luther „sola fidei“ Nur die Schrift! Kulturprotestantismus. Er hat etwas Angst, dass es zu einem Kulturkatholizismus kommt. Dadurch wird immer die Doppelseite von beiden verraten. Was er gar nicht akzeptieren kann, ist, dass es eine Theologie gibt in der der Wille Gottes wichtiger ist, als die Rationalität Gottes. Der Fall des Glaubens wird mit der Geringschätzung der Vernunft definiert. 1.2 Infragestellung der philosophischen Theologie von offenbarungstheologischer Seite Von katholischer Seite wollte man, dass Glaube nicht irrationale wird. Es steckt auch ein fundamentaltheologisches Grundinteresse dahinter. Der Mensch ist zur Gotteserkenntnis fähig (kapas 8/52 dei). Das wird betont. Gott ist dem Menschen in der Gotteserkenntnis nicht völlig erschlossen, er bleibt ein Geheimnis, ist aber denkbar. Biblische Gegenstalle zu Röm1 ist 1.Kor 1,18-31. Die Weisheit und das Verkündigungswort, das jemand aus eigener Lebensentscheidung weitergibt (jemand steht mit seinem Leben dafür ein). Die Verkündigung ist eine Sache der Glaubenden. Gott wird diese Glaubenden retten. Es geht nicht um die Wahrheit in irgendeiner Verkündigung. Heil ist nicht das Argument von dem ich mich auch zurückziehen kann. Es geht nicht um das Recht haben, sondern um das jemanden glauben. Auf dem Weg der Weisheit Gottes. Es gibt die Weisheit Gottes und die Weisheit der Menschen. Vor der Weisheit Gottes hat die Weisheit des Menschen versagt. Gott beschloss, alle die glauben (nicht die philosophieren) durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Es ist eigentlich unlogisch, dass durch den Tod von einem alle gerettet werden können/sollen. Es ist ein Glaubensvollzug> kein Vernunftbezug. Für die Heiden ist es Torheit. Für Berufene ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Nicht die Weisheit der Menschen. 1.2.1 Karl Barth- sola fide Reformierter Theologe der im 20.Jh. einzuordnen ist. Er nimmt das Wort sola fide auf. Die Frage ist, wie kann man Gott gegenüber gerecht werden. Wie bekomme ich Gott gegenüber eine Rechtfertigung. Hier ist die Frage gegen die Vernunft gerichtet. (Wie fides ratio). Haben beide ihren Platz, oder ist die Vernunft doch untergeordnet. Diese Gegenüberstellung Weisheit- Glaube, wird auf die philosophische Theologie und die Offenbarungstheologie appliziert. Die Weisheit der Welt wäre die philosophische Theologie. Die Seite, die die Weisheit der Welt ist, ist jene die man mit dem 1. Korintherbrief ablehnen muss. Barth ist ein Vertreter der dialektischen Theologie. Besonders in seiner frühen Zeit hat er gegen eine philosophische Gotteslehre angeschrien. Er hat eine Debatte geführt gegen Emil Brunner. Brunner war auch reformiert. Er hat versucht die Tür aufzumachen, dass es vielleicht eine philosophische Gotteserkenntnis geben könnte. Barth wird durch seinen Aufsatz „NEIN!“- der eine Antwort an Brunner ist, berühmt. Es gibt noch eine zweite Schrift in der er Brunners Ansatz systematisch ablehnt. Barth möchte die Möglichkeit Gott in der Schöpfung erkennen zu können, nicht akzeptieren, da die Gotteserkenntnis durch die Sünde getrübt ist. Die menschliche Vernunft allein ist durch die Sünde, für die Gotteserkenntnis blind. Er schränkt die Frage nicht auf die Existenz Gottes ein. Er sagt, man kann die Trinität, Gott als Schöpfer, die Rechtfertigung Glaubender vor Gott nur durch Glauben erkennen. Die Vernunft ist also eindeutig in ihrer Erkenntniskraft eingeschränkt, da sie das alles nicht erkennen kann. Er sagt die philosophische Gotteslehre dient dem Antichristen. Wenn man irgendetwas von Gott erfahren möchte, kann man eigentlich nur darauf warten, dass sich Gott zu erkennen gibt. Wenn der Mensch überhaupt eine Erkenntnis Gottes haben soll, muss Gott sich von sich aus offenbaren. Daraus ergibt sich die Frage der Freiheit des Menschen. Die Initiative der Gotteserkenntnis liegt nur bei Gott. Die Freiheit des Menschen ist nicht dasjenige, wohinein Gott seine Erkenntnis gelegt hat. Es hängt nicht von mir ab, ob ich zur Erkenntnis komme oder nicht. Gott muss es mir gegeben haben. Der Glaube, der die Erkenntnis impliziert: Glauben kann ich nicht selbst bewerkstelligen. Glauben zu dürfen ist ein Gnadenakt Gottes. Die Erkenntnis Gottes ist nicht in meiner Verfügungskraft. Die Frage, die alle christlichen Konfessionen berührt ist dann, wer „auserwählt“ wird zu glauben. Es ergibt sich die Frage, kann ich selbst etwas tun, damit ich auserwählt werde? Die Freiheit die Erwählung abzulehnen hat er schon. Wie bei einem Geschenk. Wenn ich es bekomme, kann ich entscheiden, ob ich es möchte oder nicht. Aber, dass ich überhaupt eines bekomme, kann ich schwer beeinflussen. 3. Einheit 15.10.2012 Wiederholung: Philosophische Sicht auf die Gottesfrage. Römer1 und Lehramtliche PositionenI.Vatikanum (Dei filius) ist sehr wichtig. Dort wurden zwei verschiedene Lichter vorgestellt mit denen 9/52 Gotteserkenntnis möglich ist. lumen naturale (Vernunft). Dort wird behauptet, dass man Gott auf jeden Fall erkennen kann. Man ist begnadet von Gott, der sich zu erkennen gibt. Das ist die sicherere Form der Erkenntnis. II. Vatikanum- Gotteswort in Menschenwort also ist es interpretationsfähig. Katholische Grundposition ist jene, dass auch durch den Sündenfall die Erkenntnis nicht so sehr eingeschränkt ist und, dass man Gott trotzdem noch erkennen kann. In der evangelischen Kirche sieht man das anders. Pius X. fordert den Antimodernisteneid. Gott kann nicht nur mit Sicherheit erkannt werden, sondern sogar bewiesen werden (dass er existiert). Im II. Vatikanum in der Offenbarungskonstitution (Dei Verbum). Man hat die Demonstatio (Beweisbarkeit) Gottes wieder weg gelassen. Johannes Paul II. sagt in seiner Schrift, dass die Vernunft autonom ist. Später wird das aber wieder zurück genommen, sie müsse sich doch dem Lehramt unterstellen, da sie sonst irrtumsanfällig ist. Regensburger Rede behauptet, dass das Christentum eine Verschmelzung der Vernunft Griechenlands und des Glaubens des Judentums sei. Die Ausarbeitung der dogmatischen Konstitutionen hat schon in den ersten Jahrhunderten die Philosophie mit aufgenommen. (Anerkannt ist Religionsfreiheit unter den Religionen- Theologische Inhalte sind wieder etwas anderes. Menschenrechte werden oft als etwas bezeichnet, das ursprünglich religiös motiviert war. Kantisches Vernunftreligionskonzept- Ein Gott für alle, zu dem man sozusagen über die Vernunft Zugang hat.) Karl Barth ist nicht die protestantische Position schlecht hin. DIE protestantische Kirche gibt es auch nicht. Seine Tendenz ist oft vertreten, aber er hat eine Extremform ausgearbeitet. zu Karl Barth: Eine seiner ersten Äußerungen war in der Auseinandersetzung mit Brunner. Die Grundproblematik bei Karl Barth hat mit dem Begriff sola fide zu tun, der schon von Luther für die Abgrenzung vom Papst verwendet wurde. Die Gotteserkenntnis geht rein aus der Offenbarung/ aus dem Glauben hervor. Das ist also nur möglich, wenn man auf die Heilige Schrift Bezug nimmt- sola scriptura. Die Weisheit des Kreuzes wirkt gegen die Torheit der Welt (Philosophie). Die Weisheit der Welt erreicht das Kreuz nicht. Das Kreuzesgeschehen ist aber unlogisch. Ein als Verbrecher verurteilter Mensch soll die ganze Welt erlösen. Diese Nachricht ist für jeden der Glauben kann! Nicht nur für die Gebildeten, denen der Zugang vielleicht leichter fallen würde. Es wird nicht nur die theoretische Vernunft in Anspruch genommen. Es ist immer auch eine Entscheidung aus Freiheit heraus, wenn man sich zu einer Konfession/Religion bekennt. Es wird also neben dem Intellekt auch die Freiheit gefordert. Auf der Seite des Glaubens ist das zu wenig. Man kann durch Theorie niemanden zum Glauben bringen. In der Aufnahme und der Weitergabe ist es das Kerygma →die Person die etwas sagt, steht dafür ein was sie sagt. Wenn man als Zeuge geladen ist, dann steht man mit seiner Person für das ein, was man sagt (im Nachhinein: „Hoppla ich habe mich getäuscht“ kann zur Verurteilung führen). Es ist eine Grundeinstellung zur Wahrheit. Es gibt nur zwei Grundpositionen: Die Selbstoffenbarung Gottes und die Menschen, die dafür eintreten was sie sagen. Grundunterscheidung: Erkenntnisfähigkeit ist durch die Ursünde eingeschränkt. Das sieht man daran, dass eine vernünftige Gotteserkenntnis nicht zu theologischen Grundeinsichten gelangt. Es geht nur um die Existenz Gottes. Außerdem spricht er im Bezug darauf, dass der Mensch sich selbst ein Gottesbild macht von der Gefahr des Götzendienstes. Das Hauptwerk von Barth ist die Kirchliche Dogmatik (2 Teil 1, 26. Er bezieht sich kontroverstheologisch auf das I. Vatikanische Konzil. Gott kann durch eine natürliche Theologie weder als Schöpfer noch als Herr erkannt werden. Es gilt also genauso in Bezug auf die Erkennbarkeit Gottes. Ich muss eine Verdoppelung Gottes vermeiden. Auf der einen Seite der theologische Gott und auf der anderen Seite der apersonale philosophische Gott. Diese Beiden muss man erst einmal zusammenbringen. Die Erkenntnisweise, die viele Gottesbeweise erfasst, ist das Erkenntnisprinzip der Analogie. Die Gotteserkenntnis ist im Rahmen der Philosophie analog. 10/52 Analogie: Auf der einen Seite gibt es Erkenntnis die auf derselben ontologischen Ebene abläuft. Man geht von eindeutigen (univok) Begriffen und mehrdeutigen (äquivok) Begriffen aus. Zwischen diesen beiden gibt es analoge Begriffe. Analoge Begriffe sind weder eindeutig noch mehrdeutig. Sie sagen weder dasselbe, noch nur Differenz aus. Sie sagen also ähnliches aus. Man denkt indifferentes und differentes zusammen. Im Deutschen könnte man sagen es sind Begriffe der Ähnlichkeit. Wenn Gott kein Teil der Welt ist, und wir ihn dennoch erkennen möchten, dann kann es nicht die völlige Differenz geben. Wenn die Gotteserkenntnis so wäre, dass es keine Differenz gibt, dann wäre Gott ein Teil der Welt (wie Tiere, Menschen und Pflanzen). Ich kann von Gott und seinen Eigenschaften weder univok noch äquvok sprechen. Deshalb muss ich analog von ihm denken und sprechen. Man hat sich drei Wege überlegt. via positionis (positiva): Man setzt etwas positiv. „Gott ist gut.“ Das Wort gut kennt man und kann man auch auf Menschen beziehen. Das heißt man spricht von Gott univok. Man muss also die Differenz (zur Welt) einführen. via negativa: Negativaussage „Gott ist anders gut als der Mensch.“ Das äquivoke Moment wird zur Geltung gebracht. Wenn man fragt, wie gut ist er dann? via eminentiae: Man steigert das gut der Menschen in das Superlativ. „Gott ist übersteigend gut.“ Er ist z.B. allmächtig! Es wird versucht Gott von unten nach oben zu denken. Auch bei den Gottesbeweisen denkt man von unten nach oben. Man darf bei der Welt nicht stehen bleiben. 4. Konzil vom Lateran (1215): Joachim von Fiore wollte die Analogie noch einmal genauer bestimmen. „Denn zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen, dass zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre“ (Fiore 1215). Es wird folgendes versucht: Wenn die Ähnlichkeit zunimmt, nimmt die Unähnlichkeit ab. Analogie ist immer eine Verhältnisbestimmung. Diese Verhältnisse zueinander sind gewöhnlich verkehrt proportional. Wenn das eine Zunimmt, nimmt das andere ab. Hier ist es aber so, dass Ähnlichkeit und Unähnlichkeit gleichzeitig zunimmt. Das ist auch ein Geheimnis, (das sich von einem Rätsel so unterscheidet, dass dieses gelöst werden kann). So wie Sokrates vom Wissen über sein Nichtwissen spricht. Auch in der Wissenschaft muss man wissen was man nicht weiß, damit man es untersuchen kann. Desto mehr man Gott kennen lernt, umso weniger kennt man ihn. Zu Barth: Barth ist ein Kritiker dieses Analogie Begriffs. Die Analogia entis (Sein)ist die Erfindung des Antichristen. Er stilisiert die Analogie als kath. Grundprinzip hoch und sagt, dass man deshalb nicht katholisch sein kann. Der Hauptkritikpunkt ist, dass das Handeln Gottes in der Selbstoffenbarung zurückgedrängt wird. Man bekommt einen neutralen Boden im Bezug Mensch-Gott. Die Anerkenntnis bzw. die Ablehnung Gottes ist noch kein Thema. Barth sagt, dass das nicht möglich ist. Diesen neutralen Boden kann es nicht gegeben, denn Gott hat sich immer schon offenbart. Die Initiative der Gotteserkenntnis ist immer) zuerst bei Gott. Ich muss schon Stellung nehmen zu dieser Offenbarung Gottes. Das zweite ist: Wenn der Mensch so tut als gäbe es diese neutrale Ausgangsposition, dann verkennt er, dass er eigentlich schon Götzendienst betreibt. Wenn ich schon analog denken möchte, dann muss ich in den Kategorien der Gnade denken. Er nennt Analogia gratia (Gnade). Keine ontologische Analogie. Es wird nicht zwischen Seins-Ebenen vermittelt. Es kann nur von oben nach unten zwischen Seins-Ebenen vermittelt werden. Fazit: Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass eine Theologie die nicht vom Glauben ausgeht und dennoch eine Garantie für die Existenz Gottes sucht, kirchlich diskussionslos unmöglich sein sollte. Barth hat im Laufe der Zeit den Duktus seiner Argumente etwas abgeschwächt. Die Voraussetzung für jeden Gottesbezug ist der Glaube, das ist die Konsequenz. Eine Vernunftreligion ist noch viel weniger möglich! Zusammenfassung und Kommentar: Für Barth spricht, dass es im Laufe der Philosophie Geschichte oft Versuche gegeben hat Gott zu vereinnahmen. Man kann keine Gottesbegriffe machen. Das wird auch in der Bibel immer wieder eingemahnt. Man soll sich kein Bildnis machen. Das kann man auch hier 11/52 übertragen. Mach dir kein Weltbild, indem du ein Gottesbild machst, das nur von dir kommt. Gottesbilder sind sehr oft auch Wesensbestimmungen. Die Schwierigkeit die sich in der Folge einstellt ist, die Frage ob man überhaupt von der Existenz reden könnte, wenn man gar nicht weiß wie das Wesen sein soll. Barth plädiert für Vorsicht bei jeder Wesensbestimmung. Die Garantie die man hat, ist die, dass Gott ja gesagt hat wer er selbst ist! Er ruft dazu auf, dass man Gott sich selbst erklären lässt. Der Mensch läuft Gefahr zu glauben, dass er besser weiß was Gott ist. Man muss den Gottesbegriff offen lassen. Verfestigte Gottesbegriffe sind immer ideologiegefährdet. Die letzte Sicherheit, ob Gott existiert oder nicht, kann mit der Vernunft nicht begriffen werden -> bist jetzt zumindest sicher. Das sind zwei Punkte, die man von Barth lernen kann. Die Frage ist aber, wenn er die Erkennbarkeit Gottes beim Menschen vollkommen ausschließt, wie landet Gott dann in der Offenbarung beim Menschen. Muss der Mensch nicht eine Grundvoraussetzung haben, um die Offenbarung zu verstehen. Wie kann sich Gott für den Menschen erkenntlich machen. Wie kann der Mensch Anreden mit Gott identifizieren? Wie weiß man ob Gott schon, oder nicht gesprochen hat. Wenn man die Vernunft gar nicht zulässt muss man sagen, es gibt keine Sicherheit. Theologisch gesprochen ist das die Debatte zwischen Natur und Gnade. Wie viel hat der Mensch, insofern er ein von Gott geschaffenes Wesen ist, für sein Heil bekommen, und wie viel muss Gott dazu legen. Wie ist der Mensch vor Gott gerechtfertigt? Was bleibt ist die Frage, wie das Verhältnis zwischen dem philosophischen Gottesgedanken und dem biblischen Gott steht. Wenn man sagt Gott ist der unbewegte Beweger. Was hat das mit einem trinitarisch gedachten Gott zu tun? Diese Frage muss aber beantwortet werden, damit, die katholische Kirche, nicht unglaubwürdig wird. Wie benennen diese beiden Begriffe den einen Gott? 1.2.1 Blaise Pascal- eine vernünftige Wette für den Gott des Glaubens vs. das „Mémorial“ Pensées Pascal versucht nicht die Existenz Gottes zu beweisen. Er geht vorsichtiger vor. Er bewegt sich so, dass er sagt, was tun wir wenn es ihn gibt, und was tun wir, wenn es ihn nicht gibt. Wie wirkt sich die Existenz, oder Nicht- Existenz auf meine Existenz aus? Er geht deshalb so vor, weil er den Gottesbeweis von Rene Descartes (Man kann Gott beweisen!) anzweifelt. Man kann das nicht so sicher sagen. Er bringt die Frage auf, wie vernünftig es in Bezug auf den Menschen ist, die Existenz Gottes anzunehmen. Für Descartes ist die Idee Gottes die höchste Idee (idea maxima vera). Die Frage ist, wie soll ich leben? Die Wahrscheinlichkeit, dass Gott existiert ist 50:50. Wenn man beide Stränge durchgeht, kann man beobachten wo man mehr gewinnt. Wenn man so lebt, als gebe es Gott nicht, dann hat man jetzt ein gutes Leben, es wäre aber möglich, dass man dann die ewige Verdammnis erbt. Wenn es ihn wirklich nicht gibt, hat man gut gepokert, man hat aber einen sehr hohen Wetteinsatz. Wenn man annimmt es gibt Gott, hat man ein wenig eingeschränktes Leben, das gar nicht so schlecht ist, dafür kann man die unendliche Glückseligkeit gewinnen. Dabei ist der Wetteinsatz nicht so hoch. Man hat also deutlich mehr zu gewinnen als zu verlieren. Das was man gewinnen kann, ist ein riesiger Preis, während man umgekehrt sehr viel verlieren kann. Wenn man so überlegt, muss man fast christlich leben. Das ist von der Wette her sehr viel vernünftiger. Die Sicherheit hat man natürlich nie, aber nach der Wahrscheinlichkeit kann man sich überlegen, dass es vernünftig wäre so zu leben, als gebe es Gott. Glaube an Gott Kein Glaube an Gott Gott Gott existiert existiert nicht + Himmel - Hölle 0 0 Pascal setzt Gott in eine Moralsphäre und macht ihm zum Richter der Menschen. Er setzt Gott für die ausgleichende Gerechtigkeit ein. Er setzt nicht nur den moralischen Gott voraus, sondern auch, dass 12/52 das christliche Leben als Einschränkung des Lebens gesehen wird. Christentum wird auch heute oft als moralische Konstante gesehen. Drittens muss man sagen, dass das was Pascal und Barth verbindet die Unbeweisbarkeit Gottes ist. Die Frage nach der Existenz Gottes ist von der Glückseligkeit der Menschen her gedacht. Pascal nennt keine Vernunftgründe für die Existenz Gottes, er sagt aber es ist vernünftig so zu leben, als ob es Gott gebe. Dieses Argument wird von Pascal so verwendet, dass er einen Nichtgläubigen zum Glauben bringen möchte. Eigentlich muss man aber sage, dass er ihn für ein Leben gewinnen möchte, das ausschaut als wäre es christlich. Die Glaubensdimension kommt nicht wirklich ins Spiel. 4. Einheit 22.10.2012 Wiederholung: Wie kann man als Offenbarungstheologie eine philosophische Gotteslehre akzeptieren. Es gibt zwei Ansätze: Gott als Prinzip und biblischer, geglaubter Gott kann angenommen werden. Zwei verschiedene Gottesbegriffe sind unmöglich, es ist nur ein Gott. Aber es gibt nicht wirklich ein Konzept in dem der philosophische und der biblische Gott zusammen gehen. Analogie: Man sucht von Erfahrungen in der Wirklichkeit her einen Analogiebezug zu Gott hin. Dreifache Weise in der die Analogie vollzogen wird: Via positiva (Gott ist mächtig)- Via negativa (Gott ist anders mächtig als der Mensch)- Via eminentia (Gott ist allmächtig). 4. Laterankonzil (1215) in dem es gegen Irrtümer von Joachim von Fiore geht. Gott wird gedacht als Mysterium das man nicht lösen kann wie ein Rätsel. Desto mehr ich von ihm weiß, desto mehr wird mir bewusst wie viel ich nicht weiß. Bei aller Ähnlichkeit ist die Unähnlichkeit immer noch größer. Barth sagt, das ist ein von Menschen gemachter Gott, da er von menschlicher Erfahrung her ausgesagt wird. Gott wird verfälscht. Er kann nur erkannt werden, wenn Gott sich selbst offenbart. Diese Position zeigt, dass die philosophische Gotteslehre immer in der Gefahr steht sich einen anthropomorphen Gott auszudenken. Das wäre dann ein sehr menschlicher Gott. Barth muss sich aber fragen lassen, wie kann Selbstoffenbarung beim Menschen ankommen. Ein Grundverständnis für Gott müsste vorhanden sein, damit die Offenbarung beim Menschen ankommen kann. Blaise Pascal: Bei ihm gibt es die Doppelheit des Gottesbegriffs und das Setzten auf Gott. Die Pascal‘sche Wette und auch das Memorial weisen den philosophischen Gott eher zurück. Die Wette ist kein Beweis oder Gegenbeweis für Gott. Er verlagert die Frage auf das menschliche Leben. Das wirkliche Wissen, ob es Gott gibt oder nicht, ist dem Menschen verwehrt. Seine Wette ist auch auf eine moralische Basis gestellt. Gott wird mir, wenn ich gut moralisch gelebt habe, auf Dauer ein gutes Leben geben. Wenn es Gott gibt, denkt Pascal ihn als moralischen Richter. Aber man weiß es nicht, ob es ihn wirklich gibt. Wo steige ich bei der Wette vernünftiger aus. Mit seiner Argumentation ist es vernünftiger, dass man auf die Existenz Gottes wettet. Memorial von Pascal Memorial ist ein Blatt, das man nach dem Tod von Pascal in seiner Kleidung eingenäht gefunden hat. Darauf ist festgehalten, wie er an einen bestimmten Tag (23.11.1654) denkt, an den er sich selbst immer wieder erinnern möchte. Die Gotteserfahrung die er an diesem Tag erfährt ist sehr geschichtlich. Die Wette war nicht geschichtlich oder personal, sondern allgemeingültig. Die zweite Form der Gotteserfahrung (an die er sich im Memorial erinnert) ist aber diesbezüglich genau das Gegenteil. Geschichtlich zu einem bestimmten Tag, einer bestimmten Stunde und außerdem total individuell. Das macht schon einmal einen Unterschied zwischen einem allgemeinen Denken über Gott und einer individuellen Gotteserfahrung. Er bindet die Datierung sehr stark zurück an die Glaubensgemeinschaft. Der Kalender der Glaubensgemeinschaft wird durch Heilige und Märtyrer definiert, die er genau erwähnt. Die Märtyrer haben auch ganz individuell Zeugnis für Gott abgelegt. Märtyrer wird man nicht wegen einem Gottesbeweis, sondern aufgrund einer individuellen Erfahrung. Im Memorial wird eine Erfahrung mit dem Leben bezeugt. FEUER erinnert sehr stark an die Dornbuscherzählung aus Exodus 3,1. Mose steht Gott unmittelbar gegenüber. Er denkt nicht über Gott nach; es ist eine persönliche Begegnung. Es ergibt sich 13/52 eine Problematik der Unmittelbarkeit. Das Denken ist beim Nachdenken über Gott immer das Vermittelnde. Es steht zwischen der Person und Gott. Hier steht das unmittelbare persönliche Erlebnis im Vordergrund. Persönlicher, biblischer und geschichtlicher Gott. In der unmittelbaren Gotteserfahrung gibt es für ihn Gewissheit. Im I. Vatikanum wurde behauptet, dass Gott sicher erkannt werden kann! Pascal sagt die Sicherheit wird nicht dem Gott der Gelehrten und Philosophen zugesprochen, sondern dem erfahrenen Gott. Descartes sagt Gott ist eine maximal wahre Idee. Idea maxima vera. Descartes sagt, dass dadurch eine Sicherheit gegeben werden könne. Die Sicherheit die Pascal einführt ist im Vergleich dazu personal. Gott kann man nur in der Bibel finden, sagt Pascal. Memorial ist ein sehr persönlicher Text, der eigentlich nicht für andere bestimmt war. Man sieht, dass er selbst auf der einen Seite den vernünftigen Gott und auf der anderen Seite den geschichtlichen, biblischen und persönlichen Gott sieht. Man sieht an diesen Texten von Pascal was eine Gotteslehre kann und was sie nicht kann. Sie kann nichts über einen trinitarischen Gott oder sein Rettungshandeln in der Geschichte aussagen. Deshalb ist dieser Gott ein urgeschichtlicher Gott. Der Gott der Philosophinnen und Philosophen ist kein Gott der in die Geschichte eingreift. Die Heilsgeschichte sagt aus, dass Gott auch eingreift. Nicht zuletzt durch die Sendung seines Sohnes. Die Philosophische Gotteslehre ist von vielen Menschen entwickelt worden, die gläubig waren. Als gläubige Menschen wollten sie eine (Vernunft)Stütze für ihren eigenen Glauben finden. Das was also geglaubt wird, mit den Mitteln der Vernunft noch einmal einholen. Zu glauben ist immer eine Freiheitsentscheidung für etwas. Es braucht nicht nur vernünftige Gründe oder Wetten um jemanden zum Glauben zu bringen. Die gläubigen Menschen, die vernünftig über die Existenz Gottes nachgedacht haben, versuchten das so zu tun, indem sie die persönliche Gotteserfahrung „weggeschalten“ haben. Die pure irrationale Blindgläubigkeit-> z.B. ein purer Fideismus. Wenn man einen Gott gewinnt der gegen den Menschen ist und die Vernunft total ausschließt, kann man nichts gegen diesen Gott tun. Man kann fehlgeleitete Fideismen mit der Vernunft hinterfragen. Vernunft kann sich auch versteigen. Sie kann selbstherrlich den vom Menschen proklamierten Gott hinterfragen. Gott der Philosophen und Gott der Bibel (Abraham, Isaaks und Jakobs). Sie stehen sich eigentlich gegenüber, es gibt aber immer auch gewisse Berührungspunkte die nicht immer so klar zu trennen sind. Es ist schwer bei der philosophischen Gotteslehre endgültige Ergebnisse darzustellen. 2. Sinn und Ziel von Gottesbeweisen Innerhalb der Philosophie ist der Versucht mit den Mitteln der Philosophie Gott zu denken mit dem Begriff Gottesbeweis definiert worden. Er verspricht sehr viel und kann dieses Versprechen (Gott zu beweisen) leider nicht einhalten. Der Ausdruck Gottesbeweis ist nicht so zu verstehen, dass es einen logischen Beweis für die Existenz Gottes gibt. Würde es diesen Beweis gehen, wären alle Ungläubigen zu dumm diesen Beweis nachzuvollziehen. Es geht aber nicht nur darum logisch in der Lage zu sein, diesen Beweis durchzuführen. Trotz der Logik bleibt immer etwas das noch hinterfragt werden muss. Jeder Gottesbeweis hat bestimmte Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen sind immer selektiv ausgewählt und können auch immer kritisiert werden. Man bräuchte einen Beweis der ohne Voraussetzungen gelingt. Das endet aber meist in einer Tautologie (eine Aussage, die, unabhängig vom Wahrheitswert der zugrundeliegenden Bestandteile, immer wahr ist -> z. B.: „Es regnet oder es regnet nicht.“). Man kann nicht sagen, dass Gott existiert, weil er da ist. Was heißt Beweis wirklich? Es kann nicht sein, dass es ein Schlussverfahren ist gegen das wir keine Einwände mehr vorbringen können. Auch bei der Analogie hat man Voraussetzungen von denen aus man auf die Existenz Gottes schließt. 14/52 Entscheidend sind zwei Dinge: Die Voraussetzungen von denen man ausgeht und die Logik mit der man den Gedankengang durchführt. Entscheidend ist die Suche nach dem Ausgangspunkt. Jeder Gottesbeweis setzt irgendwo anders an. Das sind die Unterschiede in den Ausgangsbedingungen. Nach diesen Ausgangspunkten werden sie auch benannt. Die Erkenntnisgründe werden hin auf Gott ausgefaltete. Diese Erkenntnisgründe sind aber nicht unmittelbar sondern mittelbar. Man hat einen Ausgangspunkt z.B. Gott ist gut. Man kann aber auch von der Macht, oder von der Bewegtheit der Wirklichkeit ausgehen. Wenn ein Gottesbeweis keine Tautologie ist, sondern von Bedingungen ausgehen muss, sind diese Bedingungen unterschiedlich ansetzbar. Wenn ich aber Bedingungen formuliere, habe ich keinen unmittelbaren Gottesbezug. Den unmittelbaren Gottesbezug hat man vielleicht in einer direkten Gottesbegegnung. Man hat also mit den Voraussetzungen Erkenntnisbedingungen die jedoch mittelbar sind. Sie vermitteln eine Gotteserkenntnis. Ich entfalte mittelbare Erkenntnisgründe. Das bedeutet, dass man neben der logischen Stringenz meines Beweisverfahrens auch Erkenntnisgründe schaffen muss die den Zugang zu Gott ermöglichen. Subjektivität bzw. Objektivität bei Gottesbeweisen Eine unmittelbare Erkenntnis wie es von Pascal im Memorial festgehalten wurde, ist subjektiv. Wir können diesen Text lesen, haben aber dadurch keine direkte Gotteserfahrung. Der Ausgangspunkt muss einer sein, der nicht subjektiv sondern objektiv vermittelbar ist. Jeder und jede sollten den Gedankengang nachvollziehen können. Dann kommt man zum selben Ergebnis wie diejenigen die sich den Beweis ausgedacht haben. Gefordert ist eine intersubjektive Akzeptanz. Für ein Memorial braucht man keine intersubjektive Kategorie- das ist nicht gefordert. Der Anspruch ist der, dass man den Gedanken so nachvollziehen kann, dass man beim selben Ergebnis landet, wie die Person die sich den Beweis ausgedacht hat. Damit diese Erkenntnis auch ihre subjektive Existenz trifft →dass man gläubig wird, braucht man allerdings wieder etwas das der Gottesbeweis nicht geben kann. Es braucht immer noch eine freie persönliche Stellungnahme zu dem, was ich im Gottesbeweis erkannt habe. Man hat also zwei Formen von Sicherheit. Die eine Sicherheit ist die gedankliche Sicherheit (I. Vatikanum). Das zweite ist eine relative gedankliche Sicherheit (Gedanklich allein ist der Beweis nicht so stichhaltig, dass man die Existenz Gottes nicht trotzdem noch leugnen kann). Die dritte Form wäre die Sicherheit aus Freiheit heraus. Gemeint ist eine Grundüberzeugung die immer über den Gedanken hinausgeht, da sie aus Freiheit entsteht. Ich habe mich frei entschieden. Die Person steht dahinter. →Konfession, Bekenntnis, Überzeugung. Ein Gottesbeweis kann das leiten, was durch die zweite Sicherheit ausgesagt wird. Man hat eine relative Sicherheit. Die persönliche Zustimmung welche die eigene Existenz an die Existenz Gottes bindet, ist damit noch nicht erreicht. Von dieser zweiten Form der relativen Sicherheit (Kuhn, Feyerabend) geht hervor, dass man immer eine Voraussetzung für den Gottesbeweis hat. Man sollte die Voraussetzungen absichern. Sie sollten die Menschen überzeugen. Die Ausgangsbedingungen sollten breit akzeptiert sein. Die Intersubjektivität sollte man in diesen Voraussetzungen besonders grundlegen. Thomas von Aquin spricht z.B. selbst nicht von einem Beweis sondern von seinen fünf Wegen. Eine weitere Schwierigkeit bezieht sich auf die Existenz. Kann man wirklich einen Gottesbeweis aufstellen und nach der Existenz fragen, wenn ich gar nicht weiß nach wessen Existenz ich suche? Es gibt die Grundüberzeugung, dass wir nicht wissen was Gott ist. Wenn wir wüssten wer er ist, müsste daraus klar werden, was er ist. Wenn ich aber nicht weiß was er ist, wie kann ich dann einen Existenzbeweis führen. Wenn ich von der Welt und der Erfahrung der Wirklichkeit ausgehe und daraus auf Gott schließe, bekomme ich doch einen Anhaltspunkt von Gott. Die Fragen des Wesens (Was) und der Existenz sind nicht so strikt trennbar. Man kann sich aber nicht einen Gottesbeweis ausdenken und dann durch die Welt 15/52 gehen und sich anschauen gibt es das? Dann würde Barth sagen, hat sich der Mensch Gott selbst gemacht und geht jetzt um ihn zu suchen. Umgekehrt ist es aber schwer die Existenz Gottes zu suchen, ohne dass man Grundangaben davon hat, was man eigentlich sucht. Es gibt Erfahrungen, die eine Deutung verlangen. Der Rückbezug auf Grunderfahrungen. Ich suche einen Grund für meine Existenz. Dieser Grund könnte der Auslöser sein auf Gott weiterzudenken. Von diesen Grunderfahrungen geht man aus, man versucht aber zu vermeiden ganz klare Gottesvorstellungen in den Vordergrund zu stellen. 3. Einteilung der klassischen Gottesbeweise und kurze Charakteristik der einzelnen Typen Einteilung der wichtigsten Gottesbeweise von ihrem Ausgangspunkt her. 3.1 Ontologischer Gottesbeweis Er ist mit Anselm von Canterbury und Rene Descartes verbunden. Zwischen diesen beiden liegen über 500 Jahren sie haben aber trotzdem einen ähnlichen Ausgangspunkt. Sie haben beide die Grundüberzeugung, dass sie nicht von der Erfahrung, sondern von einem Begriff ausgehe. Da kann man schon wieder die Frage stellen, ob das dann nicht eine Wesensbestimmung beinhaltet. Für Anselm ist ein solcher Begriff z.B.: Gott ist das Größte über das hinaus nichts gedacht werden kann. Der Name kommt daher, dass vom Begriff immer auf das Sein Gottes geschlossen wird (ontologisch). Ich schließe von einem Begriff auf die Existenz. Diese Gottesbeweise sind sehr bald heftig kritisiert worden. Thomas hat Anselm kritisiert, da er gesagt hat, ohne Erfahrung kann man keine Existenz beweisen. Kant kritisiert Descartes da er sagt, dass man aus einem Begriff nicht die Existenz ableiten kann. 3.2 Der noologische Gottesbeweis Der Begriff kommt von nus. Der Gottesbeweis geht von der Vernunft aus. Vernunft denkt über Vernunft nach. Vertreter war z.B. Augustinus. Der Beweis soll aufgestellt werden dadurch, dass es keine Bedingung der Vernunft gibt, die sich nicht selbst noch einmal ableiten kann. Es muss also etwas geben das jenseits der menschlichen Vernunft liegt. 5. Einheit 29.10.2012 Wiederholung: Blaise Pascal und seine Wette waren das vorletzte Mal Thema. Die Frage ist, welches Leben vernünftiger ist. Soll man auf die Existenz oder auf die Nicht-Existenz Gottes aufbauen. Weiter haben wir uns mit dem Memorial beschäftigt in welchem Pascal seine wirkliche Sicherheit sieht. Bei einem geht es um eine Gotteserkenntnis durch den Intellekt. Beim Memorial geht es um eine Gotteserfahrung, welche die Existenz von Pascal auch betroffen hat. Der biblische Gott, ist nicht der Gott der Überlegungen. Einen Gottesbeweis macht nur die Frage nach der Existenz aus. Man fragt nicht nach seinem Wesen. Einen namentlichen Gott direkt im Gegenüber zu erfahren, das schafft kein Gottesbeweis. Sinn und Ziel von Gottesbeweisen: Gottesbeweise sind nicht 100%ige oder mathematische Beweise. Das kirchliche Lehramt ist auch hin und her geschwankt. Ein Gottesbeweis ist auch kein Wesensbeweis, sondern ein Existenzbeweis. Die Sicherheit, die aus Freiheit heraus kommt. Wenn man Gottes Existenz annimmt, dann geschieht das aus einem freien Entschluss heraus und nicht nur durch intellektuelle Argumente. Jemand der einen Gottesbeweis nicht folgen kann, ist nicht folglich dumm. Man muss sich auch am Ende eines nachvollzogenen Gottesbeweises in Freiheit für oder gegen die Existenz Gottes entscheiden. Ontologischer Gottesbeweis: Descartes, Anselm von Canterbury: Setzt bei der Erfahrung an. Von einem Begriff auf die Existenz schließen. Noologische Gottesbeweis: Augustinus: Es geht um die Vernunft. Augustinus versucht aufzuzeigen, dass 16/52 die menschliche Vernunft Bedingungen hat mit deren Hilfe sie operiert. Diese muss sie selbst für sich noch einmal denken, aber sie kann diese Bedingungen der Vernunft nicht selbst ableiten. Diese sind vorgegeben. 3.3 Der kosmologische Gottesbeweis Vertreten wurde er von Thomas von Aquin (1. und 3.Weg) Den Namen hat der Gottesbeweis von Kant bekommen. Kant hat ihn aber nicht vertreten, sondern kritisiert. Diese Art von Gottesbeweis heißt auch oft Kontingenzbeweis. Kant hat gemeint, dass Kosmos ein griechischer Begriff ist, der neben Schmuck und Zierde auch die Bedeutung von der Ordnung und Welt hat → geordnete Welt. Man schaut in die Welt, sagt Kant, und sieht, dass sie nicht notwendig ist. Sie müsste nicht sein und müsste auch nicht so sein, wie sie ist. außerdem ist sie eine vergängliche Welt. Kant sagt, der Kosmos ist der Inbegriff des sinnlich Erfahrbaren. Thomas geht von der sinnlichen Erfahrbarkeit der Welt aus und merkt, dass sie kontingent ist, d.h. möglich, aber nicht notwendig. Bei Thomas von Aquin gibt es fünf Gottesbeweise. Der kosmologische Gottesbeweis ist der dritte. Manchmal sagt man, dass die ersten drei alle ins Schema des kosmologischen Gottesbeweises fallen. 3.4 Der teleologische (gr.) oder physiko-theologische Gottesbeweis Kommt auch von Thomas von Aquin(5.Weg). Kann auch Finalitätsbeweis (lat.) genannt werden. Gemeint ist die Finalitätsstruktur der Wirklichkeit. Die Welt ist der Ausgangspunkt von dem aus auf die Ordnung geschaut wird. Es wird auf die Ordnung in der Wirklichkeit und Natur geschaut. Dass z.B. Tiere so geordnet sind, dass sich eine Nahrungskette ergibt. Diese Grunderfahrung wird als Ausgangspunkt für den Gottesbeweis genommen. Kant kritisiert auch diesen Gottesbeweis indem er sagt, dass es ein versteckter kosmologischer Gottesbeweis ist und der kosmologische Gottesbeweis ist in Wirklichkeit ein versteckter ontologischer Gottesbeweis. Im Endeffekt kritisiert Kant alle Gottesbeweise von Thomas. 3.5 Der moralphilosophische oder ethiko-theologische Gottesbeweis Vertreter ist John Henry Newman. Auch Kant vertritt diesen Gottesbeweis, obwohl er sagt es ist ein Gottesapostolat und kein wirklicher Beweis. Der Ausgangspunkt ist das moralische Grundgesetzt welches unser Zusammenleben ordnet. Bei Kant ist das der moralische Imperativ. Die Frage ist, woher kommt dieses Grundgesetz? Aus dem Gewissen des Menschen. Der Mensch findet in sich eine „Stimme“ die ihm zu einem gewissen Handeln drängt. Handeln muss der Mensch jedoch selbst. Er muss sich entscheiden. Im Weiteren werden wir einige dieser Gottesbeweise anschauen. Die Texte die wir bearbeiten, sind in moodle zu finden. Der ontologische Gottesbeweis 3.1.1 Das argumentum Anselmianum Diesen Gottesbeweis findet man im „Proslogion“. (Die Kapitel 2-4 und 15 werden im Folgenden bearbeitet. Das wichtigste ist das 2. Kapitel.) Anselm beginnt seine Schrift mit einem Gebet. Er spricht Gott an und bittet ihn, ihm dabei zu helfen rein durch die Vernunft seine Existenz zu beweisen. Er bittet Gott um die intellektuelle Kraft diese Gedanken auch zu Ende zu denken. Deshalb beginnt der Text mit einem Gebet. Kap. 2: Gott schenkt mir den Glauben. Es ist ein Gnadengeschenk, das ich mir nicht selbst nehmen kann. Anselm bittet Gott, dass er (Anselm) einsehen kann (mit Vernunft), dass Gott ist und dass das ist, was wir glauben. Anselm bringt eine Formel ohne die der Gottesbeweis von Anfang an nicht funktioniert. Der eigentliche kreative Clou des Gottesbeweises von Anselm ist diese Formel, es ist eine Glaubensvoraussetzung. „Gott ist das Höchst denkbare“- „Etwas über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“. Diese Formel hat Anselm als Einstieg in den Gottesbewies erfunden. Anselm möchte den 17/52 Gott beweisen an den er auch glaubt. Deshalb erschafft er hier auch diese Brücke- „Gott ist das höchste Denkbare“. Anselm nimmt Bezug auf AtheistInnen. Klar ist, dass es jene gibt, die behaupten, dass es Gott gibt und jene die das bestreiten. Anselm behauptet, dass es diesen Gott gibt →Er ist das Höchst denkbare. Der Atheist steht ihm gegenüber und behauptet, dass es genau dieses Höchste über das hinaus nichts gedacht werden kann, nicht gibt. Das heißt, dass die Atheistin wissen muss um was es geht. Damit man etwas bestreiten kann, muss man eine Idee davon haben (Ich kann nicht sagen es liegt kein Schnee, wenn ich nicht weiß was Schnee ist.) Das was die Atheisten leugnen haben sie also schon verstanden. Wenn man etwas denkt, dann ist das Gedachte in meinem Verstand. (Vor drei Wochen hat niemand von uns an Schnee gedacht. Wenn man aber von Schnee spricht, ist er schon in unserem Verstand. Es ist damit nicht gesagt, ob er draußen liegt oder nicht. Unabhängig davon ist der Schnee in unserem Verstand. Die reale Existenz ist dadurch nicht entschieden.) Anselm macht es sehr ähnlich. Es sagt, wenn die Atheisten sagen, es gibt keinen Gott, dann ist nicht entschieden, ob es Gott gibt, oder nicht. Aber er ist existent, dadurch, dass er gedacht wird. Es werden hier zwei verschiedene Existenzformen unterschieden: Das Gedacht sein und das reale Existieren. „Denn ein anderes ist es, das ein Ding im Verstande ist, ein anderes, einzusehen, daß das Ding existiert.“ Man könnte sagen, das eine ist es, dass ein Ding in Gedanken existiert und das andere ist es, dass es wirklich existiert. Wenn ein Bild gemalt ist, existiert das Bild auf zwei Weisen. Einerseits gedacht und gleichzeitig in seiner wirklichen Existenz. Die völlige Nichtexistenz Gottes kann man auch als Atheist nicht behaupten, denn in der Behauptung ist Gott schon wieder in Gedanken existent. „Und sicher kann, ‚das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann‘, nicht im Verstand allein sein.“ Mit dem Begriff (Denken) ist die Existenz gleichzeitig mitgedacht. Man versucht also von dem bloßen Gedacht sein auf die reale Existenz Gottes zu schließen. Man kann sich jetzt fragen, welche Form der Existenz ist höher- nur gedacht sein, oder real sein. Natürlich ist das real sein höher. Da das real sein immer das gedacht sein inkludiert. Im real Sein ist schon mehr da, als nur beim gedacht Sein. Das „über das hinaus nichts größeres Gedacht werden kann“, kann nicht nur gedacht werden. Wenn etwas bloß gedacht ist, kann man darüber auch zusätzlich denken, dass es das darüber gedachte auch wirklich gibt. (Wenn man Schnee denkt, dann denkt man nicht nur, sondern es ist auch denkbar, dass dieses Denkbare wirklich real ist!) Was gedacht wird, davon kann auch die reale Existenz gedacht werden. Wenn das Höchst Denkbare das Größte ist, dann ist es nicht das Größte. Wenn ich nämlich das reale höher stelle, als das gedachte, dann muss es etwas Größeres geben, als das Größte worüber hinaus ich nichts denken kann. Es existiert also ohne Zweifel etwas worüber ich nichts Höheres denken kann, sowohl im Verstande, als auch im Realen. Durch die, zu Beginn aufgestellte, Formel kommt Anselm so auf die Existenz Gottes. Sobald der Atheist also sagt, dass es Gott nicht gibt, sagt er eigentlich aus, dass es Gott gibt. 3. Kapitel: Gewonnen haben wir jetzt, dass Gott real ist! Anselm geht aber noch einen Schritt weiter. Es wird nicht nur die Realität seiner Existenz, sondern auch die Notwendigkeit seiner Existenz (Kapitel3 „Daß nicht gedacht werden kann, daß er nicht existiert“). Gott existiert also notwendig. Wenn ich den Gedanken der Existenz einordne in eine Ordnung der Modalität. In der Modalität gibt es drei Stufen. 1. Es ist möglich, dass es das gibt. 2. Es ist wirklich so. (Beweis von Anselm) 3. Die Notwendigkeit- es ist notwendiger Weise so, dass Gott existiert. Das Notwendigkeitsargument ist also stärker als das Wirklichkeitsargument und dieses ist wieder stärker als das Möglichkeitsargument. Das Höchste ist jenes, das Notwendigkeit inkludiert. Man kann nicht bei der Realität stecken bleiben, sondern muss die Notwendigkeit mitdenken. Wenn man Gott als nicht notwendig existierend gedacht hat, dann ist er nicht das höchst denkbare. Dadurch, dass er aber das höchst denkbare ist, muss man auch die Notwendigkeit mitdenken. Die doppelte Verneinung impliziert die Notwendigkeit. →Da Gott nicht als nicht existent gedacht werden kann, muss er existieren. 18/52 4. Kapitel: Er unterscheidet noch einmal zwei Denkformen. Eine davon ist fähig Gott zu denken und die andere nicht. Das cogitatio (Begriffliches Denken) und das intellectus (mit dem Herzen Einsehen und Verstehen). Rein durch cogitare kann man die Existenz Gottes nicht denken. Durch intelligere ist es jedoch möglich Gott zu denken. Mit cogitatio kann man dafür denken, dass es Gott nicht nicht gibt und mit dem intellectus ist das nicht möglich. Anselm wendet sich an Gott zurück. Er spricht Gott direkt an und bedankt sich bei ihm, dass er das, was er zuerst durch sein Geschenk (Gnade) glauben durfte, jetzt durch die Erleuchtung der Vernunft (deine Erleuchtung- er schließt das auch auf Gott zurück) nicht nicht einsehen könnte. Wenn ich nicht glauben wollte, müsste ich jetzt glauben, da mir die Vernunft gesagt hat, dass ich gar nicht nicht glauben kann. Im 15. Kapitel spielt er mit der Formel für Gott. Wenn Gott dasjenige ist über das hinaus nichts Größeres Gedacht werden kann und jetzt sagt er, dass Gott größer ist, als das was gedacht werden kann. Was wenn Gott größer ist, als das was uns möglich ist zu denken? Gott übersteigt unser Denken, da er zu groß ist für unser Denken. Damit relativiert sich Anselm selbst. Es wäre ja möglich, dass Gott größer ist, als dass ihn unser Denken fassen könnte. „Du Herr bist […] etwas Größeres als gedacht werden kann.“ Da blitzt das erste Mal der Gedanke auf, dass Gott größer ist, als das was gedacht werden kann. Wenn Gott also das höchst Denkbare ist und dieses Denken aber übersteigt und dann wieder gedacht werden kann, muss ich ihn eigentlich so denken, dass ich ihn nicht mehr denken kann. Das ist die Grenze dieses Gedankengangs. (Sobald ich über die Grenze sehe, ist es nicht mehr die Grenze.) Bsp.: Wenn man sich den schönsten Mann/ die schönste Frau denkt- dann steigert man dies noch einmal - dann noch einmal ins Superlativ steigern- Es gibt ihn oder sie! Wenn man den Superlativ nicht denken kann, dann macht man die ganze Existenz kaputt. → Das sagt ein Zeitgenosse von Anselm. Dieser Gedankengang scheint stupid. Ähnlich verläuft aber der Gottesbeweis von Anselm. 6. Einheit 5.11.2012 Wiederholung: 5. Gottesbeweis von Thomas v. Aquin: Teleologischer Gottesbeweis: Erfahrungstatsache von der man ausgeht ist die Ordnung der Welt. Das Ziel der Welt auf das man sich hin entwickelt. Moralphilosophischer Gottesbeweis: Vertreter ist Kant selbst, der sagt es ist nur ein Gottesapostolat. Auch Newman vertritt dann diesen moralphilosophischen Gottesbeweis. Typ des Ontologischen Gottesbeweises von Anselm. Proslogion. Anselm geht davon aus, dass er ein gläubiger Mensch ist und das was er glaubt, möchte er gerne mit Vernunftgründen unterstürzen. Deshalb beginnt er seine Argumentationslinie auch mit einem Gebet. Der Ausgangspunkt ist, dass wir Gott als das höchst Denkbare denken. Es ist eine Superlativische Form. Ohne diese Aussage funktioniert sein Beweis nicht. Er beginnt den Gottesbeweis sozusagen von hinten. Er beginnt seine Überlegungen bei dem was wir heute AtheistIn nennen. Jeder der die Existenz Gottes leugnet, muss zuerst etwas von dem was er/sie leugnet verstanden haben. Jeder der behauptet, dass Gott nicht existiert, denkt die Existenz Gottes. Das Denken der Existenz sagt aber aus, dass Gott eine bestimmte Form von Existenz hat, nämlich das Gedacht sein. Der nächste Schritt ist eine ontologische Grundannahme: Es gibt zwei Formen von Existenz. Das Gedachtsein und das Realsein. Das Gedachtsein ist aber weniger als das Realsein (Bsp. Maler: Wenn der Maler das Bild denkt hat es eine Existenzform, wenn es gemalt wird hat es eine andere Existenzform die mehr ist. Denn wenn es real ist, ist es gedacht und real.) Bauen wir in diesen Gedanken die Gottesformel „Gott ist das höchst Denkbare“ ein. Das höchst Denkbare ist aber nicht das höchst Denkbare, wenn ich es nur denke, es kann dann auch real existieren, denn dann ist es noch höher! Damit hat er denkerisch die Existenz Gottes bewiesen. Es kann auch etwas real sein, wenn es nicht gedacht wird. Außerdem kann man auch etwas falsch denken (Amerika existiert obwohl es nicht gedacht wird; Kolumbus denkt es als Indien→also falsch). Wenn Gott das Höchste ist, dann ist er auch notwendig existent. Ich kann nicht so denken, dass das höchst Denkbare nicht real ist. Wenn man die Voraussetzung (Formel) eingegangen ist, dann kann man nicht mehr zu der Denkgabelung zurück, bei der man sich fragt, ob man Gott als reale Existenz annehmen möchte oder nicht. → 4. Kapitel: Es werden zwei Formen des 19/52 Denkens unterschieden. Mit dem bloß formalen Denken kann die Existenz Gottes wohl geleugnet werden. Während intellegere, das verständige Denken, welches sich auch Gedanken über die Grundannahmen macht, zwangsläufig auf die Notwendigkeit der Existenz Gottes führt. Vielleicht ist es aber so, dass Gott größer ist, als dass er überhaupt gedacht werden könnte. Damit ist ausgesagt, dass Gott nicht das höchst Denkbare ist, sondern, dass er das menschliche Denken überschreitet. Man könnte aber auch sagen, dass man denken kann, dass er nicht denkbar ist. Er sagt etwas über Gott und zwar, dass er nicht denkbar ist. Er sagt also aus, dass das Nicht-denken-können von Gott denkbar ist. Für sein ganzes Konzept ist das eine schwere Aussage. 3.1.2 Grundlegende Annahmen Anselms Das Proslogion (1077/1078) das auf das Monologion folgt, zielt auf eine bestimmte Denkform ab, die es schafft, die Existenz Gottes zwangsläufig zu erweisen. Die Unterscheidung von cogitare und intellegere. Jeder Gottesbeweis hat Voraussetzungen. 1. Das erste ist in diesem Fall die Formel (Gott als das höchst Denkbare). 2. Die zweite Voraussetzung ist, dass das Realsein mehr ist als das Gedachtsein. Was die eigentliche Wirklichkeit ausmacht, ist mehr als die gedachte Möglichkeit. 3. Er geht davon aus, dass er etwas Existierendes denken kann und dann wird danach gesucht. Andere machen zuerst eine Gotteserfahrung und versuchen sie dann zu fundieren. Sie denken dann über die Gotteserfahrung nach. Hier denkt man Gott und sucht dann seine Realität. 4. Die Verknüpfung des höchst Denkbaren mit dem logisch Notwendigen ist schwierig. (Zweites und drittes Kapitel miteinander zu verknüpfen.) Der Kritikpunkt ist, ob nicht das Denken bei sich bleibt. Ist nicht die Realität Gottes wieder nur eine gedachte. Man befindet sich in einem Denkrahmen und muss sich fragen, ob man aus diesem Denkrahmen in die Realität hinauskommt oder nicht? 5. 15.Kapitel. Können wir Gott die Grenze setzen, so dass er in unseren Denkrahmen passt? Das ist wiederum eine Forderung bzw. Voraussetzung der sich Anselm unterwirft. Vielleicht schon das höchst Denkbare, aber dann ist er noch gar nicht vollständig gedacht. Ist die Existenz Gottes etwas Denkbares? Passt die Existenz Gottes in das Denkvermögen des Menschen. Oder müsste man nicht die Undenkbarkeit Gottes annehmen. Theologisch gesprochen ist das mit der negativen Theologie verbunden. Man kann immer nur sagen, was Gott nicht ist. Ich nähere mich Gott immer nur an. Muss man dieses Gott Reflektieren von Anselm (und auch von anderen) logisch betrachten, oder ist da eigentlich eine andere Sprachform am Werk? Auf der einen Seite ist es Argumentation, es ist aber auch performative Sprache. Das bedeutet, dass die Sprache über das Gesagte noch eine andere Aussage hat. Über die sprachliche Äußerung kann z.B. ein Versprechen vollzogen werden. Man handelt durch Sprechen. Z.B. auch Taufakte (von Schiffen). Man sagt das Schiff soll „Elisabeth“ heißen, damit heißt es dann auch so. Das was gesagt werden soll ist, dass viele sagen, dass in den Beweisen das Argumentieren und das Bekenntnis aufeinander treffen. Dadurch, dass man versucht einen Beweis zu machen, wird das Ganze zu einer Sprachhandlung, was auch ein Bekenntnis ist. Es ist bestimmt kein reines Bekenntnis. Aber neben der Beweisstruktur kann es auch ein Bekenntnis sein. 3.1.3 Kritik an Anselm Argument durch Gaunilo von Marmoutiers und durch Thomas von Aquin Der ontologische Gottesbeweis ist durch Anselm und durch Rene Descartes berühmt geworden. Gaunilo von Marmoutiers- Liber pro insipiente 20/52 Er hat seine Kritik postwendend auf das Erscheinen des Proslogion auch dem Autor selbst zukommen lassen. Gaunilo hat ein Buch für den Toren (AtheistInnen) geschrieben -> Liber pro insipiente. Er sagt die Idee des höchst Denkbaren fast an allem anwendbar ist. „Denk die dir schönste (höchst Denkbare) Insel.“ Wenn man das steigert bis es gar nicht mehr geht, dann muss man dieselbe Argumentation von Anselm mitverfolgen. Es ist nicht das Höchste, Schönste und Beste, wenn es nicht real existiert. Es gehört zum Höchsten dazu, dass es real ist. (Immer mit der Voraussetzung, dass das Reale mehr ist als das Gedachte.) Den Gedanken fehlt etwas, wenn man nicht sagen kann, dass diese Superlativ-Insel real ist. Genauso wie man diese Insel herbei denken kann, kann man auch (wie Anselm) Gott herbei denken. Für Gott denkt man nicht die schönste Insel oder den tollsten Mann sondern für Gott denkt man die Wirklichkeit als Ganzes und davon ist Gott das höchst Denkbare. Deshalb würde Anselm sagen, dass Gaunilo mit seiner Kritik nicht ganz ins Schwarze, aber doch einen wichtigen Punkt trifft. Anselm sagt man kann Gott als das Höchste denken. Gaunilo sagt, dann kann ich auch ein Einhorn real denken. Anselm antwortet darauf damit, dass Gott nicht nur ein Teil, sondern die Gesamte Wirklichkeit ist. Credo, ut intelligam. Intelligo ut credam. (Konj. Präsens): Credo, ut intelligam. Ich glaube damit ich erkenne. Intelligo ut credam. Ich erkenne damit ich glaube. „Neque enim quaero intelligere ut credam, sed credo ut intelligam“-Denn ich suche nicht zu erkennen, damit ich glaube, sondern ich glaube, damit ich verstehe. Anselm sagt, dass er nicht erkennen möchte damit er glaubt, sondern, dass er glaubt und dadurch eine Erkenntnis gewinnen möchte. Der Glaubensvollzug ist nicht rein ein intellektueller, sondern einer in Freiheit. Wenn man Zeuge ist von etwas, dann muss man zuletzt auf sich selbst kommen. Ich habe es gesehen und ich stehe für meine Aussage ein. Das ist etwas ganz anderes, wenn man etwas aus Freiheit glaubt. Im Glauben steht man für ein Bekenntnis. Wenn ich denke, kann ich dann die Freiheitsdimension des Glaubens mit dazu erreichen. Kann ich, wenn ich denke eine Erkenntnis gewinnen, die meinen Glauben unterstützt? Er ist aber nicht der Atheist der für die Existenz Gottes offen ist und sich durch Argumente zum Glauben führen lassen möchte. Anselm ist sich bewusst, dass er durch die Erkenntnis in seinem Gottesbeweis nicht zum Glauben kommt. Thomas von Aquin (ca.13 Jh.) Er geht in seiner Summa Theologia auch auf fünf Gottesbeweise ein. Die Summa ist in vier Bücher eingeteilt. Danach kommt eine Frage und danach gibt es noch einen Artikel. I (Buch1) I-II und II-II (Buch2 a und b) III (Buch 3) questio (qu) art (articulus) Die Articuli sind wiederum unterteilt. Zuerst werden Positionen zur Beantwortung genannt, dann Gegenpositionen (sed contra) und dann seine Antwort (respondeo). Wenn man Thomas zitiert muss man es nach diesen Abkürzungen machen. Zuerst wird in den Artikeln eine Frage gestellt dann werden Argumente dafür und dagegen aufgeführt und dann kommt die persönliche Meinung von Thomas. In liber I,qu.2, art.3 findet man die fünf Gottesbeweise. Die Kritik an Anselm befindet sich in art.1. Der Ausgangspunkt nur im Denken wird von Thomas kritisiert. Thomas möchte einen Gottesbeweis der von der Erfahrungswirklichkeit ausgeht und von dort auf die Existenz Gottes zurückschließt. Dieses Schlussverfahren nennt er causa et effectus. Die Ursache ist 21/52 das erste und die Wirkung ist normalerweise das zweite. Wenn man aber Gott glauben möchte, muss man den Weg umgekehrt gehen. Man kann von der Wirkung auf die Ursache zurückschießen. Das Wichtige für ihn ist also, dass man von Wirkungen ausgehen muss. So hat man Erfahrungswirklichkeit. Von der causa geht Anselm auch nicht aus. Er geht vom Begriff aus und lässt die Erfahrung beiseite. Weil wir nicht wissen was Gott ist, ist der Satz des Dasein Gottes nicht selbstverständlich, sondern muss bewiesen werden nach den Wirkungen Gottes. Selbstverständlich wäre Gott. Das Selbstverständliche ist uns erfahrungsmäßig aber nicht zugänglich. Deshalb müssen wir von dem Nicht- Selbstverständlichen wo wir die Erfahrung machen können auf das Selbstverständliche zurückschließen. Thomas sagt Anselm, dass er nicht von der Selbstverständlichkeit seiner Gottesformel ausgehen kann, da sie uns erfahrungsmäßig nicht zugänglich ist. Auch wenn es selbstverständlich wäre, erfährt das keiner so. Deshalb ist für Thomas der Ausgangspunkt von Anselm falsch. Wenn jemand das Wort Gott hört, weiß man damit nicht automatisch, dass das das höchst Denkbare ist. Die Gotteserfahrung ist keine sinnliche Erfahrung. Wie soll man also herangehen? Die Formel allein funktioniert nicht. Gott aber rein leiblich zu erfahren funktioniert auch nicht. Wie soll man also vorgehen? Niemand weiß von vorne herein was Gott ist. Deshalb fragen wir: Gibt es eine Erfahrungswirklichkeit von der man etwas wissen kann? Von dieser gemeinsamen und allen zugänglichen Erfahrung können wir auf Gott rückschließen. Man geht vom nicht so Selbstverständlichen, also von der Welt aus. Davon wird dann auf Gott rückgeschlossen. (Das eine ist das Selbstverständliche, aber nicht das Zugängliche.) Das zweite Argument des Thomas ist: Wie schaut es mit dem Wirklichkeitsbegriff von Anselm aus? Da setzt auch Gaunilo an. Wenn er zugibt, dass Gott das höchst Denkbare ist (auch wenn Thomas das eigentlich kritisiert), ist das Wesen doch nur in den Gedanken. Selbst wenn man die Gottesformel zugesteht, hat man immer noch folgendes Problem: Man muss erkennen können, dass dieses Wesen wirklich ist! Das folgt aber aus der Argumentation von Anselm noch nicht. Er denkt das Wesen nur als wirklich. Etwas als wirklich zu denken heißt aber noch lange nicht, dass es auch wirklich ist. Wollte man hier weiterschließen, dass Gott auch in Wirklichkeit da sein soll, muss man daraus schließen, dass das höhst Denkbare wirklich ist. Wenn es also Gott gibt, dann könnte man versuchen zu zeigen, dass der so gedachte Gott dieser von dir schon eingesehene Gott ist. Thomas sagt, dass man zuerst wissen müsste, dass es Gott gibt, dann könnte man mit dieser Formel auf Gott hinweisen. Es funktioniert aber nicht, dass die Formel zur Existenz Gottes führt. 3.1.4 Die Wiederaufnahme des ontologischen Arguments bei René Descartes Meditationes de prima philosophia. Es gibt insgesamt fünf Meditationen. In der dritten Meditation findet sich ein ontologischer Gottesbeweis. Der Grundausgangspunkt ist, dass Gott das perfekteste Wesen (ens perfectissimum) ist. Descartes hat eigentlich nicht die Grundintention die Existenz Gottes zu beweisen. Bei ihm ist der Beweis in den Gedankengang der Fragestellung eingebaut. Er möchte für seine Erkenntnis Sicherheit gewinnen. Die ganze Wirklichkeit die ich erlebe, könnte ich mir einfach denken. Damit man die Außenrealität als sicher annehmen kann, muss man bei einer Sicherheit beginnen. Diese Sicherheit ist man selbst → „Cogito ergo sum“ (Ich denke also bin ich). Wenn ich mein Zweifeln bezweifle, heble ich mich aus. Man kann alles bezweifeln, aber das Zweifeln selbst kann man nicht bezweifeln. Die Existenz als zweifelnde Person ist solange sicher, solange man zweifelt. Das unerschütterliche Argument von dem aus man die Welt denken kann ist der Zweifel. Jetzt ist man bei der eigenen Sicherheit. Man möchte aber zur Sicherheit über die Außenwelt gelangen. Wenn man Gott sicher weiß, kann man sagen, dass Gott mir in der Außenwelt nichts vorgaukelt. So geht Descartes den Weg auf dem er die Sicherheit der Außenwelt erlangen möchte. 7. Einheit 12.11.2012 Wiederholung: Kritik von Thomas. Er hat zwei Kritikpunkte: Wenn ich wüsste was das Wesen Gottes ist, dann wüsste ich auch um seine Existenz. Da ich vom Wesen aber nichts weiß, kann ich auch die Existenz nicht beweisen. Außerdem bleibt der Begriff ein Begriff. Wenn man Gottes Existenz denken möchte, 22/52 kann man nicht einfach von den Gedanken ausgehen. Man müsste von einer Erfahrung ausgehen. Kontext des Gottesbeweises von Descartes. Er fragt nach einer Sicherheit in der Außenwelt. Direkt mit der Außenwelt gelingt das nicht. Man muss zuerst von der Sicherheit der eigenen Existenz ausgehen. Außer dem Zweifel kann ich alles bezweifeln. Solange ich zweifle ist diese (meine) Existenz sicher (cogito ergo sum). Er geht von der Sicherheit der eigenen Existenz auf Gottes Existenz und davon auf die Sicherheit der Außenwelt. Dritte Meditation von Rene Descartes Er geht von der Sicherheit der eigenen Existenz aus. Er hat ein Kriterium das etwas gelten kann und wenn es dem Kriterium nicht entspricht, nicht gelten kann. Ich habe eine Wahrnehmung die klar und deutlich ist. „Somit glaube ich bereits als allgemeine Regel aufstellen zu dürfen, dass alles das wahr ist, was ich klar und deutlich ansehe.“ (idea clara et distincta). Es darf für Descartes nicht irgendwo noch irgendeine Unsicherheit übrig bleiben. Es wäre ja möglich, dass uns jemand eine falsche Welt vorgaukelt. Möglicherweise ist Gott ein Täuschergott (deus malignus). Es ist natürlich nicht notwendig, aber es wäre denkbar. Man weiß es aber nicht. Wenn das eine Denkmöglichkeit ist, stellt sich Descartes die Frage ob es einen Gott gibt. Und wenn es einen gibt, dann muss die Frage geklärt werden ob es ein Täuschergott ist oder nicht. Descartes sagt, dass er als zweifelnder Mensch die Möglichkeit in Erwägung zieht, dass er von einem höheren Wesen getäuscht wird. Wie kommt der Mensch zu Ideen. Für ihn gibt es drei Möglichkeiten wie die Ideen zustande kommen: a. idea adventitiae: Die Idee kommt mir durch äußere Sinneswahrnehmung. b. idea a me ipso/a facta: Es sind Bewusstseinsinhalte und Ideen die ich selbst mache. c. idea innata: Die Idee ist mir eingeboren. Die habe ich schon seit meiner Geburt z.B. Jemand legt die Idee in mein Bewusstsein. Gott ist ein Bewusstseinsinhalt. Das heißt er muss einer dieser Formen der Ideen zugeordnet werden. zu a) Ist Gott eine idea adventitiae?- Das kann eigentlich nicht sein. Denn dann müsste ich Gott sehen, hören spüren… Ich müsste ihn sinnlich erfahren können. Er wäre ein Teil dieser Welt. So hat aber noch niemand Gott wahrgenommen. Gott ist also kein sinnlicher Gegenstand. zu b) Kann Gott eine idea a me ipso/a facta sein? - Kann Gott ein Bewusstseinsinhalt sein, der von mir selbst gemacht ist?- Wir könnten es heute mit ja beantworten. Ein Wesen kann aber kein anderes Wesen hervorbringen das in der ontologischen Ebene höher ist, als es selbst. Man kann höchstens etwas gleich Hohes hervorbringen. Mit einer evolutionären Grundeinsicht ist dieser Grundsatz nicht zu halten. Aber bei Descartes scheint es noch annehmbar. Diesen Gedanken des Hervorbringens überträgt Descartes auf das Denken. Der Mensch wäre nie auf die Idee gekommen Gott zu denken, weil Gott etwas ist, das in der Hierarchie höher steht als er selbst. Wenn das stimmt, kann Gott nicht von uns gedacht werden, da Gott dafür zu hoch ist. Deshalb ist es unmöglich, dass Gott eine idea a me ipsa facta ist. zu c) Im Prinzip ist es das Einzige das noch übrig bleibt. Der Gottesgedanke ist da. Selbst wer Gott leugnet, muss Gott denken (Anselm). Wenn der Grundsatz stimmt, dass man nichts ontologisch Höheres erdenken kann, heißt das, Gott muss sich selbst in die Welt gelegt haben. Der Gottesgedanke muss also von Gott selbst gedacht werden. Gott muss den Gottesgedanken in uns grundgelegt haben. Gott ist also eine idea innata. Das Faktum, dass wir Gott denken können, genügt nach diesem Gedankengang als Erklärung, dass er da ist. Der Gottesgedanke muss von Gott gedacht worden und dann uns Menschen gegeben sein. Das heißt es muss Gott geben- er muss existieren. Der ganze Gottesbeweis ist eigentlich sehr einfach. Kannst du Gott denken, dann weißt du, dass es ihn gibt. Jetzt hätten wir die erste Fragestellung von Descartes gelöst. Es gibt Gott. Die zweite Fragestellung, ob dieser Gott gut ist, oder ob er uns täuschen möchte, bleibt noch zu klären. Unsere Gottesvorstellung: Wenn wir Gott denken, dann denken wir ihn gewöhnlich als höchsten, ewigen, 23/52 allwissenden Gott, den Schöpfer aller Dinge. Wenn ich Gott denke, denke ich ihn gewöhnlich mit diesen Eigenschaften (Superlativen). Wenn ich Gott als ontologisch höher stehend denke, könnte ich ihn als ontologisch Höchstes denken. Wenn ich ihn als das Höchste denke, muss ich ihm diese Eigenschaften (Superlative) zuschreiben. Wenn ich Gott jetzt als höchstes Wesen denken kann, muss auch dieser Gedankengang eine idea innata sein. Wenn dieser Gedankengang stimmt, muss ich wiederum Gott genau mit diesem Gedankengang denken. Der Gottesgedanke muss uns von Gott gegeben sein. Wenn es eine idea innata ist, dann muss Gott sich selbst gedacht haben. Denn man kann sich nur auf derselben ontologischen Ebene oder ‚abwärts‘ denken. Wenn dann aber klar ist, dass es den höchsten Gott geben muss, dann muss ich weiter annehmen, dass dieser Gott, wenn er der Superlativische ist, auch den Superlativ der Güte in sich hat. Das heißt er kann kein Täuscher sein. Denn dann wäre er ethisch nicht der Gott den wir uns denken. Wenn er kein Betrüger und Gauner ist, kann er mir die Welt nicht vorgaukeln. Wenn er mir also nichts vortäuscht, muss die Existenz der Außenwelt wirklich gegeben sein. Dieser Gedankengang, dass es Gott als den höchsten Gott geben muss, ist ein notwendiger. Der Beweis für die Existenz Gottes ist also notwendig. Ohne diesen Grundsatz, dass man nichts Höheres denken kann, funktioniert der Gedankengang jedoch nicht. Für uns ist heute aber klar, dass es möglich ist, dass Niedrigeres Höheres hervorbringt, denn sonst würde Evolution nicht funktionieren. „Man muss zum Schluss kommen, dass allein die Tatsache, dass ich existiere und dass mir der Gedanke, eines höheren Wesens innewohnt, beweist, dass es Gott gibt.“ Gott wird als ens perfectissimum gedacht. Klar sein muss, dass er auch die Ich Sicherheit braucht. Wenn ich in meinem Denken sicher bin, dann funktioniert mein Denken so, dass ich das ens perfectissimum denke. Aus dem ontologischen ergibt es sich, dass er eine idea innata ist. Da er ein superlativer Gott ist, kann er uns nicht täuschen, also existiert auch die Außenwelt. Fünfte Meditation Descartes führt hier denselben Gedanken noch einmal terminologisch anders indem er die Begriffe essentia (Wesen) und existenta (Dasein) einführt. Wenn man fragt „Was ist das?“ dann bekommt man meistens eine Wesensbestimmung. Dadurch, dass ich ein Wesen denken kann, ist noch nicht klar, dass es dieses Wesen auch gibt. So kann auch Schöpfung gedacht werden. Wenn man essenita und existentia zusammen bringt, ist ein Wesen erst real. Wenn ich die Wesensbestimmung Gottes ausführen kann, dann gehört zu diesem Wesen dazu, dass es auch schon existiert. Das war auch die Kritik von Thomas an Anselm. Wenn man den Wesensbegriff hätte, könnte man die Existenz auch beweisen. In Gott fallen Wesen und Existenz immer schon zusammen. Wenn er das höchst Denkbare und das ens perfectissimum ist, dann ist Wesen und Existenz in einem. Bei anderen Wesen, die einmal gewesen sind und wieder kommen, sind diese beiden Begriffe nicht ineinander vereint. Wenn ich aber Gott als ewiges Wesen denke, muss sein Wesen immer schon existieren. Also muss ich Wesen und Existenz in einem denken. In Bezug auf Gott lässt sich das Wesen denken. Das bedeutet, dass eine Wesenseigenschaft (Perfektion) das Dasein ist. Das Dasein ist wie Allwissenheit eine vollkommene Eigenschaft. Eine dieser Vollkommenheiten ist die Existenz. Da Gott das ens perfectissimus ist muss er alle Vollkommenheiten in sich vereinen. Deshalb muss Gott Existenz haben. In Gott muss also, in Differenz zum Menschen, Wesen und Existenz vereint sein. Das Wesen Gottes muss ich also als das vollkommenste Wesen denken. Wenn ich Gott schon so denken muss, dann ist die Notwendigkeit weniger eine Notwendigkeit vom Schließen der Gedanken auf die Existenz. Die Notwendigkeit ist also eigentlich schon im Gedanken zu denken. „Was ist an sich offenkundiger als, dass das höchste Wesen ist, oder dass Gott bei dem allein das Dasein zum Wesen gehört, existiert.“ Nichts ist offenkundiger als das. 24/52 Wir gelangen wieder zu dem Punkt, dass der Ausgangspunkt der Gedanke und nicht die Erfahrung ist. Was offen bleibt ist, warum hört man hier zu zweifeln auf. Gott könnte ja auch nicht das ens perfectissimum sein. Descartes bekommt aber durch das cogito ergo sum ein unerschütterliches Argument. Wesensbegriff als Ausgangspunkt. Erfahrung. Weiß man überhaupt, was man tut oder denkt?- diese Frage stellt sich Descartes nicht. Entscheidend ist die Wesensbestimmung, die so gedacht wird, dass die Existenz zum Wesen dazu gehört. Die Existenz ist eine Vollkommenheit. Wenn Gott das vollkommenste Wesen ist, muss es zu ihm dazugehören. Existenz ist eine Eigenschaft wie Güte oder Allwissenheit. Dies ist der Ansatzpunkt für die Kritik die Kant vorbringt. 3.1.5 Die Kritik Immanuel Kants am ontologischen Argument Die Kritik der reinen Vernunft ist ja eines seiner Hauptwerke. Wir sind in der zweiten Hälfte des 18.Jh. Kant möchte nachweisen, dass diese Gedanken der Gottesbeweise nicht haltbar sind. Sein Anknüpfungspunkt liegt darin, dass Existenz keine Eigenschaft ist. Deshalb ist der ganze ontologische Gottesbeweis widerlegt. Wenn ich eine höchste Existenz denken möchte, dann ist diese Existenz möglich, oder wirklich. Er geht von Modalbestimmungen aus. Etwas kann möglich, wirklich oder notwendig sein so wie es ist. Etwas kann zuerst die Seinsweise der bloßen Möglichkeit sein. Vielleicht wird es was, vielleicht auch nicht-> Möglichkeit. Das zweite wäre „ja das ist!“. Da kann man noch einmal unterschieden ob etwas notwendigerweise so ist, oder ob es nicht unbedingt so sein muss. Wenn etwas wirklich ist, dann muss es auch möglich sein. Wenn etwas notwendig ist, muss es auch wirklich sein. Aber wenn etwas möglich ist, ist es noch nicht wirklich; was wirklich ist, muss nicht notwendig sein. Notwendigkeit ist außerdem immer geknüpft an die Zeit. möglich→wirklich→notwendig Kant unterscheidet die Möglichkeit noch einmal. Es gibt eine logische und eine reale Möglichkeit. Wenn etwas logisch möglich ist, kann ich noch einmal fragen, ob es auch real möglich ist. (Z.B. im Jemen das Lachsfischen möglich zu machen, ist logisch möglich. Ist es aber real möglich?) Wenn die reale Möglichkeit da ist, dann ist es auch realisierbar. Bei der realen Möglichkeit gibt es Bedingungen unter denen etwas möglich ist. Wenn diese erfüllt sind, gibt es auch die Wirklichkeit. Kant: Ist die Existenz Gottes logisch möglich?- Ja. Zu sagen, dass Gott existiert ist kein Selbstwiderspruch. Ist die Existenz Gottes real möglich? -Die reale Existenz hängt an Bedingungen. Die Erkenntnis der Existenz Gottes hängt bei der realen Möglichkeit an den Bedingungen der Existenz. Wenn ich die Bedingungen zeigen kann, kann ich sagen, dass Gott existiert. Sonst bleibt die Frage in der Möglichkeit. Die Bedingungen werden bei der Existenz Gottes mit erkannt. (Exkurs: Wenn ich einen Satz oder ein Urteil fälle, können diese Sätze synthetisch oder analytisch sein. Wenn ich einen normalen Satz finde: „Das Wetter ist heute schlecht.“ Damit ich diesen Satz aussagen kann, muss ich ein Prädikat hinzufügen. Es gibt ja auch schönes Wetter z.B. Solche Prädikate die man von außen an den Subjektbegriff bringt, machen den Satz synthetisch. Ein analytischer Satz ist ein solcher, wo ich nur den Subjektbegriff anschaue, ich muss kein Prädikat hinzufügen. „Der Kreis ist rund“ – es gehört zum Kreis notwendig dazu, dass er rund ist.) „Gott existiert“- ist das ein synthetischer oder ein analytischer Satz? Wenn der ontologische Gottesbeweis aufginge, müsse es ein analytischer Satz sein. Die Eigenschaft müsste im Begriff schon drinnen stecken. Der Satz Gott existiert ist aber kein analytischer, sondern ein synthetischer Satz. Die Eigenschaft der Existenz bekomme ich nicht von innen, sondern von außen. Das Prädikat der Existenz ist also nicht im 25/52 Subjektbegriff enthalten. Die reale Möglichkeit wäre dann: Ich weiß den Begriffsinhalt noch nicht. Die Eigenschaft, dass Gott existiert können wir noch nicht sicher aussagen. Wir müssen zuerst über die Bedingungen hinausgehen. Das haben wir aber nicht, deshalb funktioniert auch der Gottesbeweis nicht. Kant: Selbst wenn man die Bedingungen erkennen könnte, würde der Beweis nicht aufgehen. 8. Einheit 19.11.2012 Wiederholung: Descartes erreicht durch methodischen Zweifel Ich- Sicherheit. Davon ausgehend fixiert er über den Umweg des Gottesbeweises die Sicherheit der Außenwelt - idea clara et distincta. Er wirft den deus malignus Täuschergott ein. Die Erkenntnis wird zwar eine wahre Erkenntnis, aber eine Traumerkenntnis. Deshalb stellt er einen Gottesbeweis auf. Er greift auf ein ontologisches Grundprinzip zurück. Wenn man ein Wesen aus sich hervorbringt, kann es nicht ontologisch höher sein, als man selbst. Man kann also Erkenntnis nur über die eigene ontologische Stufe oder eine niedrigere haben, aber nicht über eine höhere. Die Idee kann nicht aus mir selbst kommen. Er unterscheidet drei Ideen. → Ich kann im Traum etwas hervorbringen, das höher ist als ich selbst. Die Idee, die mir jemand anderer eingegeben hat, bringe ich mit in die Welt. Wir haben die Gottesidee und die Idee kann nur eingegeben sein. Derjenige, er mir die Idee eingibt, kann nicht geringer sein, als die Idee, also muss mir Gott selbst diese Idee eingegeben haben. Begriff des Wesens und der Existenz. Nicht jedes Wesen, an das man denken kann, muss auch existieren. Für Gott kann das nur so gedacht werden, dass das Wesen Gottes die Existenz auch miteinschließt. Die Existenz als Eigenschaftsbegriff Gottes. Existenz und Wesen fallen in Gott zusammen. Das einzelne Wesen der Menschen muss nicht notwendigerweise auch gelebt werden, da wir vergänglich sind. Das Zusammenkommen von Wesen und Existenz ist in uns also nicht notwendig. Bei Gott ist das aber notwendig. Die Kritik ist für diesen Gottesbeweis der mangelnde Erfahrungsbezug. Wenn wir Gott schon als ens perfectissimum denken können, muss Gott uns diese Idee eingegeben haben. Lüge ist keine vollkommene Perfektion. Deshalb muss Gott der Gütige und nicht der Täuscher sein. Man geht von Begriffen aus, die man erfahrungsmäßig nie einholen kann. Stärker ausformuliert ist das der Kritikgrundgedanke bei Kant. Diese Kritik kann man nicht so leicht abwehren. zu 4.5 Kant geht vom Wirklichkeitsbegriff aus. Er sagt, wir haben den Wirklichkeitsbegriff schon immer als Modalbegriff verwendet. Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit müssen unterschieden werden. Das ist das eine das wir beachten müssen, das andere das wir beachten müssen, ist wie sich ein Satz in Bezug auf Gott aufbaut. Es gibt die logische Möglichkeit und die wirkliche Möglichkeit. Es ist Denkunmöglich zu sagen, dass ein Kreis sechs Ecken hat. Das ist in sich logisch nicht stringent. So etwas kann in der Wirklichkeit auch nie existieren. Man geht davon aus, dass die Wirklichkeit logischen Argumenten folgt. Wenn etwas logisch unmöglich ist, kann es auch nie wirklich sein. Die reale Möglichkeit ist die zweite Möglichkeitsform. Wenn etwas logisch denkbar ist, muss es noch lange nicht real wirklich sein. Wenn es aber logisch auch schon unmöglich ist, kann es gar nicht wirklich sein. Wann wird etwas real, wenn es logisch möglich ist? Man muss für das Reale Bedingungen festsetzen. Wenn diese Bedingungen gegeben sind, kann das logische real möglich sein. Reale Bedingungen sind aber kein Garant, dass etwas wirklich möglich ist. Im ontologischen Gottesbeweis war es genau das, dass man aufzeigt, dass das höchst Denkbare auch real ist. Kant zeigt auf, dass es logisch nicht stringent ist so zu denken. Es gibt verschiedene Formen von Urteilen. Analytische und synthetische Urteile. Analytisch: Ich analysiere das Subjekt und komm zu einem Prädikat, das ich über das Subjekt aussagen kann (Der Kreis ist rund). Synthetisch: Ich muss etwas von außen beurteilen. Ich muss vorher eine Erfahrung machen. (Ich sehe die Tafel, dann kann ich sagen, dass die Tafel grün ist). Kant fragt sich, welcher Typ von Urteil die Aussage „Gott existiert“ ist? Es müsste zur Definition von Gott schon dazu gehören, dass es ihn gibt. Die Existenz wäre ein Prädikat, das zum Subjekt Gott notwendig dazugehört. Der Satz „Gott existiert“ ist für Kant aber ein synthetisches Urteil. Bis wir eine Erfahrung machen, die dies belegt, bleibt es fraglich, ob Gott existiert. Für Kant ist eine sinnlich, 26/52 empirische Erfahrung von Nöten. Der Satz „Gott existiert“ ist also gegen die Vertreter des ontologischen Gottesbeweises kein analytischer sondern ein synthetischer Satz. Das Prädikat grün wird über das Subjekt Tafel ausgesetzt. Das Verbindungsglied ist das „ist“. Kant schaut sich das in Bezug auf den Satz: „Gott ist existent.“, an. Es gibt ein logisches und ein reales Prädikat! Ein logisches Prädikat ist ein Prädikat, das mit dem Subjektbegriff nicht im Wiederspruch steht. Reale Prädikate sind immer auch logische Prädikate. Ist die Existenz logisch widersprüchlich zum Existenzbegriff? -Nein. Existenz ist ein logisches Prädikat. Das real sein des Prädikats Existenz gibt es nicht. Es ist nicht unmöglich Gott als existierend zu denken. Damit ist das Prädikat zwar logisch (es wäre möglich) aber nicht real (es ist nicht sicher). Ein reales Prädikat wäre etwas, das ich mir anschauen kann. Existenz ist kein reales Prädikat! (Was das heißt ist auch eine schöne Prüfungsfrage ). Das ist ein Begriff von irgendetwas, das zu den Begriffen von Dingen dazukommen könnte. (In: B(2. Auflage) 6 26) Dieses Prädikat bringt zum Subjektbegriff nichts dazu. Wir brauchen unsere zweite Überlegung (Urteilsformen). Analytische Urteile bringen durch das Prädikat zum Subjekt nichts dazu. Grün bringt aber zur Tafel eine neue Bestimmung dazu. Das faktische so wie es ist, wird sprachlich gefasst. Wenn man den Begriff von etwas hat, muss man nachdenken, ob man die Eigenschaft dieses Begriffs schon logisch herausbekommt. Kant sagt die Eigenschaft existierend, ist von einer anderen Sorte als die anderen Prädikate (grün, rund, …) diese Prädikate die wir kennen, sind Prädikate die gewöhnlich etwas Neues zum Subjektbegriff hinzubringen. Ich erweitere den Begriff Tafel um ein weiteres Prädikat. Egal auf was man es bezieht, Existenz ist kein reales Prädikat. Im ontologischen Gottesbeweis wird Existenz als Prädikat verwendet. In diesem Gottesbeweis ist es ein reales Prädikat, da es Gott erweitert. Den Begriff Gott zu kennen, bedeutet nicht automatisch das Wesen zu kennen. Man müsste den Wesensbegriff kennen, das tun wir aber nicht. Es kann kein analytischer Satz sein, da ich den Begriff nicht kenne. Es ist noch einmal falsch, weil der ontologische Gottesbeweis dann nicht funktioniert. Der funktioniert nur wenn die Existenz ein Erweiterungsbegriff ist. Der ontologische Gottesbeweis denkt sich alle möglichen Eigenschaften in Gott hinein. Wie es für Gott gehört steigere ich das in den Superlativ. Dort habe ich einen Begriff wo ich die Eigenschaften maximal denke. Anselm und Descartes sagen: Hast du wirklich alle Eigenschaften in den Gottesbegriff hineingedacht? Es fehlt noch die Eigenschaft, dass er existiert. Wenn man wirklich das höchst Denkbare denkt, dann kann man keine Eigenschaft auslassen, sonst fehlt etwas. Die Eigenschaft „existent“ muss man unbedingt zum Gottesbegriff dazu denken. Wenn man das aber notwendigerweise hineindenken muss, kann man nicht anders, als Gott existierend denken. Man kann ihn nicht nichtexistierend denken. Würden wird das Wesen Gotts kennen, wäre Gott existiert genauso trivial wie der Kreis ist rund. Wir kennen Gott und sein Wesen aber nicht. Kant sagt dazu: Es ist kein analytisches Urteil. Also kann es höchstens ein synthetisches sein. Die Eigenschaft, die ihr als Existenz bezeichnet, ist keine Eigenschaft und kein Prädikat. Existenz ist kein reales Prädikat. Das gilt nicht nur für Gott, sondern egal auf was man die Existenz bezieht. Existieren ist kein Prädikat, das man hinzufügen kann, damit der Begriff höher und weiter wird. Existenz bezeichnet die Position eines Begriffs. Wir möchten verstehen, warum Existenz kein reales Prädikat ist. Kant macht dazu ein Beispiel mit 100 Talern. Es gibt verschiedene Eigenschaften, die mit einem Subjekt verbunden werden. Wenn man sich 100 Taler denkt ist der Begriff von diesen 100 Talern etwas anderes, als wenn ich sie wirklich habe. Das eine sind die gedachten 100 Taler und das andere sind die realen 100 Taler. Kommen zu den gedachten 100 Talern inhaltlich noch Bestimmungsstücke hinzu, die aus den gedachten 100 Talern mehr machen, als wenn ich sie bloß denke. Irgendwie ist es schon mehr, wenn ich sie direkt vor mir habe. Wie ist das aber auf der Begriffsebene. Ich denke die 100 Taler real. Zuerst denke ich 100 Taler, dann sehe ich 100 Taler, dann denkt man 100 reale Taler. Wenn man die 100 Taler als reale 100 Taler denkt, sind dann zum Begriff 100 Taler noch Bestimmungsstücke hinzugekommen? Kant verneint das. Wenn ich es real denke kommt 27/52 begrifflich keine Eigenschaft hinzu. Die 100 Taler sind und bleiben 100 Taler. Die Existenz bringt also zum Begriff nichts dazu. Das gilt für die 100 Taler genauso wie für Gott. Es kommt keine Erweiterung hinzu. Je mehr Eigenschaften man zu einem Begriff hinzufügt, je geringer wird der Begriffsumfang, da dann immer weniger auf diesen Begriff passt. Der Begriffsinhalt bestimmt die Eigenschaften die in einem Begriff sind. Wenn ich Existenz als Eigenschaft in meinen Begriff hinzunehme, bleibt der Umfang unverändert. Normalerweise tut sich mit dem Umfang etwas, wenn ich Eigenschaften hinzu oder weg gebe. Deshalb ist die Existenz kein reales Prädikat. Also funktioniert der ontologische Gottesbeweis nicht. Existenz ist also weder analytisch noch synthetisch. Auf der realen Ebene ist Existenz überhaupt keine Eigenschaft. Zitat: „ So enthält das Wirkliche nichts mehr als das bloß Mögliche. 100 wirkliche Taler enthalten nicht mehr als 100 gedachte.“ (B 6. 27) 100 wirkliche Taler enthalten nicht mehr als die möglichen, wenn man es vom Begriff her denkt. Die einen bedeuten nur den Begriff, die anderen bedeuteten den Gegenstand selbst. Das als real gedachte müsste mehr enthalten (105 Taler), dann passt der Begriff aber nicht mehr dazu. In meinem Vermögenszustand ist aber mehr von realen Talern. Ontologische Gottesbeweise sind für Kant vergleichbar mit einem Kaufmann, der bei seiner Rechnung einfach Nullen hinzufügt. Dies ist eigentlich Selbsttäuschung. Diese Nullen sind das, dass wir glauben, dass die Existenz real ist. Kant fordert ein, dass es begrifflich allein nicht geht. Man braucht für den Gottesbeweis reale Prädikate. Die absolute Notwendigkeit des Gedankens Gottes, ist für Kant überhaupt kein Thema mehr. Wenn die Wirklichkeit schon nicht existiert, kann man die Notwendigkeit ganz wegstreichen. Das einzige das bleibt, ist die Möglichkeit, denn es ist nicht unlogisch. 9. Einheit 26.11.2012 Wiederholung: Kant. Beim ontologischen Gottesbeweis wäre das Urteil ein analytisches. Kant sagt aber es ist ein synthetisches Urteil. Wenn es das aber ist, hätte man noch einmal eine Chance für den ontologischen Gottesbeweis. Es kommt etwas zum Subjekt hinzu, das vorher nicht mitgedacht war. Kant lehnt auch diesen Weg ab. Welchen Typ von Prädikat schreibt man Gott zu. Es gibt zwei Möglichkeiten. Die Logische und die Reale. Die logische Möglichkeit besagt etwas, das in sich widerspruchsfrei ist. Die reale Möglichkeit ist logisch widerspruchsfrei und es muss das was ich andenke auch realisiert sein. Es gibt noch einmal den Unterschied zwischen der realen Möglichkeit und der Wirklichkeit. Wenn Gott real ist, dann müsste ich auch die Bedingungen benennen können, dass seine Existenz gewährleistet ist. Es gibt jetzt auch ein reales und ein logisches Prädikat. Es ist möglich, dass Gott existiert. Die Existenz ist aber kein reales Prädikat. Beispiel der 100 Taler. Zum Begriff der 100 Taler kommt nichts dazu nur deshalb weil ich sie real besitze. Wenn etwas dazu käme, müsste man dann plötzlich 105 Taler haben. Die Existenzaussage ist kein reales Prädikat. Es bringt nur andere Prädikate in Bezug mit dem Subjektbegriff. Diese Behauptung stellt er für die Existenz allgemein auf. Dadurch kommt Kant gar nicht mehr dazu nach der Notwendigkeit zu fragen. Anselm und Descartes haben die Notwendigkeit Gottes betont. Soweit kommt Kant gar nicht, da er den Beweis vorher schon beendet. 3.1.6 Fazit Aufstellung der unterschiedlichen Typen von Gottesbeweisen (nicht mathematischer Beweis). Die Gottesbewiese haben immer Voraussetzungen die man kritisieren kann. Anselm „höchst Denkbare“. Descartes →Zentrale Sicherheit über das eigene Denken. Höchste Vollkommenheit deshalb kein Täuschergott. 28/52 Gibt es eine Welterfahrung die man auf Gott hin auslegen kann? Gibt es eine Möglichkeit jenseits der Begrifflichkeit, einen Erfahrungsbezug zu haben und aufgrund dessen eine Denkmöglichkeit Gottes aufzustellen? Immer unter der Voraussetzung dessen was Anselm gesagt hat, vielleicht übersteigt das Denken des höchsten Wesens unser Denkvermögen. Vielleicht kann man ihn übers Denken aber doch erreichen. 4. Der noologische Gottesbeweis Kommt die Vernunft in ihrer Selbsterkenntnis an ihre Grenzen, ist sie genötigt etwas anzuerkennen, das über sie selbst hinausgeht. Die Vernunft reflektiert auf sich selbst. Ich denke über Vernunft nach. Das führt Augustinus dorthin, dass die Vernunft von etwas überstiegen wird, was man dann aber in der Vernunft sieht. Noologisch kommt von NUS (νους) von dem griechischen Wort Vernunft. 4.1 Augustinus Gottesbeweis im zweiten Buch von „De libero arbitrio“ Augustinus ist 430 n.Chr. gestorben. Die Schrift „De libero arbitrio“- „Über die Willensfreiheit“ ist eine seiner früheren Schriften. Die Schrift ist wie ein Dialog aufgebaut. Eine Person (hinter ihr kann man Augustinus vermuten) spricht mit Euodius. Die Schrift ist nicht der Versuch einen Ungläubigen zum Glauben zu bringen. In diesem Dialog sprechen zwei Gläubige miteinander die ihren Glauben mithilfe der Vernunft „absichern“ möchten. Es soll von der Sicherheit der Existenz Gottes ausgegangen werden. Das wird nicht in Frage gestellt. Der Glaubensvollzug soll eingeklammert werden. Sie möchten versuchen mit den Mitteln der Vernunft, ohne Glaube, das Geglaubte nachzuvollziehen. Also philosophisch rekonstruieren, was sie glauben. Augustinus geht davon aus, dass er eine Sicherheit im Denken erreichen möchte. Das ist eine Selbstvergewisserung. Wenn ich mir selbst Täuschung bin, dann brauche ich nicht weiterdenken, weil dann das Denken jeder Existenz eine Täuschung sein könnte. Augustinus fokussiert diese Behauptung des eigenen Lebens auf das Bekannte. Ich muss mir selbst Erkenntnis zusprechen. Alles das existiert ist entweder bloßes Sein (unbelebt), Lebendig oder Erkenntnis (Bewusstsein), die nur der Mensch hat. Worauf kann man Erkenntnis gründen? Auf meine fünf Sinne könnte ich die sinnliche Erkenntnis gründen. Da ist für Augustinus aber noch zu wenig. Das macht die Erkenntnis des Intellekts nicht aus. Zu den fünf Sinnen kommt beim Menschen noch ein „innerer Sinn“ hinzu, das ist für ihn die Vernunft. Sinnliche Erkenntnis hat alles das lebendig ist, auch Tiere, die Vernunft kommt aber nur beim Menschen hinzu. Die höhere Form ist also Vernunfterkenntnis. Wer oder was beurteilt, dass die Vernunft das Höchste ist? Die Antwort darauf ist wiederum die Vernunft. Könnte eigentlich Lebendiges (Tiere) ein Urteil über die Vernunft abgeben?- Nein. Tiere können die Vernunft des Menschen nicht erkennen. Man kann Vernunft nämlich nicht sehen oder spüren. Vernunft ist die höchste Realität. Kann aber die Vernunft noch etwas denken, das höher ist, als sie selbst. Augustinus: „Wenn wir etwas finden (denken können) das höher ist als die Vernunft, bist du Euodius einverstanden, dass wir es dann Gott nennen?“ Euodius ist grundsätzlich einverstanden, er schließt aber nicht aus, dass Gott noch höher ist, als das Höchste - die Vernunft. Man kann aber sagen, dass es dann wohl eine Hierarchie gibt, die sicher einmal bei Gott ankommt. Die Grenze denken, heißt immer etwas mitzudenken, dass das Jenseits der Grenze ist. Die Grenze des Denkens denken wird dann interessant. Der zweite Denkschritt beginnt mit der Frage des Augustinus: „Was können, Menschen mithilfe der Vernunft gemeinsam denken?“ Wir können alle Zahlen denken, das könnte etwas typisch Menschliches und ein Produkt der Vernunft sein. Euodius wirft die Weisheit ein. Die Weisheit haben viele Menschen, das kann man sinnlich aber nicht erfassen. Bei den Zahlen ist man bald an die Grenzen gestoßen deshalb denken sie bei der Weisheit weiter. Gibt es eine gemeinsame Weisheit? Die Weisheit ist die Fähigkeit, die uns das höchste Gut als wahr erfassen lässt. Die Weisheit ist also die Wahrheit des höchsten Gutes. Was ist jetzt das höchste Gut, kann man darüber inhaltlich etwas aussagen? Das höchste Gut ist nicht für alle Menschen das gleiche. Es ist aber das Glück. Wir wollen das Glück erreichen! Das Streben nach Glück ist 29/52 anscheinend jedem Menschen zugrunde gelegt. Das sagt schon Aristoteles im Ansatz der Nikomachischen Ethik. Den Glücksbegriff inhaltlich zu füllen ist aber schwer. Wir können nur beim Glücksbegriff aus dem höchsten Gut bleiben. Für einzelne Menschen ist das die Wahrheit. Was den Menschen gemeinsam ist: In dem sie ihr Glück sehen, das ist für sie auch die Wahrheit. Das Glück ist nur wirkliches Glück, wenn es wahr ist. Das gemeinsame höchste Gut ist das Glück, auch wenn es inhaltlich divers ist. Er muss in seiner Argumentation beim Wahrheitsbegriff bleiben. Er sagt es gibt bei uns Grundsätze die wir vorfinden. Das Streben nach Glück ist eines davon. Wir wollen außerdem Gerechtigkeit. Ein anderer Grundsatz den wir in uns vorfinden ist: Das Gute ist besser als das Böse. Wir haben also eine Grundunterscheidung von Gut und Böse. Wenn man einen Vergleich anstellt, muss man im Prinzip Gleiches mit Gleichem vergleichen. Das Bestehende ist besser als das Zerstörte. Das Ewige ist besser als das Zeitliche. Es gibt offenbar Sätze, die wir als gemeinsame Sätze für uns verbuchen können. Euodius: Was ist aber mit Gaunern? Die Personen, die diese oben genannten gemeinsamen Sätze anerkennen, sind die Weisen. Auch wenn es nicht die inhaltliche Weisheit ist. Der Zirkelschluss ist umgekehrt: Wenn du weise bist, musst du diese Sätze anerkennen. Die Weisen können nicht weise sein, wenn sie diese Sätze leugnen und alle, die diese Sätze anerkennen sind weise. Weisheit und die Anerkennung dieser Sätze gehören unmittelbar zusammen. Eines ist auffällig. Wenn man diese Sätze akzeptiert, sind das Grundlagen vernünftigen Denkens. Man kann nicht vernünftig denken, ohne diese Sätze zu akzeptieren. Wenn im vernünftigen Denken plötzlich die Hierarchie zwischen Gut und Böse aufgehoben ist, habe ich kein Richtmaß mehr von Gut und Böse. Wenn nichts mehr wahr ist, dann ist alles gleich. Wenn nichts mehr Gut und nichts mehr Böse ist, löst sich auch alles auf. Wenn das stimmt, sind diese Grundsätze nicht etwas, das die Vernunft gefunden hat, sondern etwas, das sie für ihr Denken immer schon voraussetzen muss. Die Vernunft kann den Wahrheitsbegriff nicht für sich gewinnen, wenn diese Unterscheidungen nicht schon vorausgesetzt sind und wir deshalb auf sie stoßen können. Die Vernunft ist denkfähig. Dieses Denken ist aber immer strukturiert in so Grundstrukturen wie GutBöse oder Wahr-Falsch. Wäre es denkbar, dass unser Denken zu diesen Grundsätzen erst vorgestoßen ist? Dann hätten wir ein sehr chaotisches Denken. Dieses chaotische Denken müsste, um sich selbst Grundsätze geben zu können, unterscheiden können welche Grundsätze z.B. gut und welche böse sind. Deshalb müssen diese Ordnungsstrukturen schon immer im Denken gewesen sein. Sonst wäre das chaotische Denken nie zu einer Ordnung gekommen. Chaotisch Denkende können keine Struktur bewerten nach der sie ihr Denken ordnen könnten. Der Schluss des Augustinus ist, dass ich die Vernunft so akzeptieren muss, dass Gut- Böse und Wahr-Falsch,… immer schon in der Vernunft drinnen steckt. Wenn aber die Vernunft auf diese Grundsätze aus eigener Kraft nicht kommen kann, müssen diese Grundsätze die Vernunft übersteigen. Es ist nämlich nur das denkbar, das auf derselben Ebene steht. Diese Grundsätze sind größer als unsere Vernunft. Sie sind uns nur zugänglich, weil sie uns grundgelegt sind. Die Wahrheit ist der Vernunft überlegen. Wahrheit übersteigt die Vernunft. In der Wahrheit, die die Voraussetzung für das Denken ist, wird ein höheres Gut erkannt, als in der Vernunft. Diese die Vernunft übersteigende Wahrheit nennt Augustinus Weisheit. Fazit: Wir haben etwas gefunden das höher ist als die Vernunft→ Weisheit. Mit dieser Aussage hat Augustinus sein Ziel erreicht. Jetzt erinnern sie sich an den Ausgangspunkt ihres Gespräches. Nachdem sie etwas gefunden haben, das größer ist als die Vernunft benennen sie das als göttlich und beenden ihre Überlegungen. In der philosophischen Argumentation haben wir auch von der Weisheit gesprochen. Die Weisheit wird mit Jesus Christus identifiziert. 30/52 Fühlt sich Euodius nach diesen Überlegungen weise und glücklich? Er ist sich nicht ganz sicher. Er ist nämlich weise und töricht zugleich. Der, der nur töricht wäre, würde die Weisheit nicht kennen, die Weisheit kennen wir aber alle in unterschiedlichem Grad. Wir streben nach der Weisheit und sind nicht in ihrem Vollbesitz. Wir sind wissend und nichtwissend zugleich. Das wirkt auf den Gottesbeweis selbst zurück. Wir, die nicht nur weise sind, haben diesen Gottesbeweis gedacht. Wenn ich einen Beweis führe, der von meinem Denken ausgeht und das Denken wieder mit meinem Denken reflektiert, dann kommen wir zu einer Selbstrelativierung. Das einzige, das uns bleibt, ist das Streben nach Weisheit. Umgekehrt ist das aber positiv gesehen eine Bestätigung des Gottesbeweises. Wenn wir die Weisheit aber schon hätten, wäre die Weisheit nicht größer als unser Denken. Ganz können wir die Erkenntnis der Gottesexistenz rein durch die Philosophie nicht erlangen. Einerseits weil wir eben nicht nur weise sind. Andererseits hilft uns das, dass wir nicht nur weise sind, da die Weisheit den Menschen übersteigt und wir danach streben. Die letzte Konsequenz ist, wenn du Sicherheit über die Existenz Gottes haben möchtest, musst du Glauben haben! 4.2 Kritik an Augustins Gottesbeweis An einem Gottesbeweis Kritik kann man üben, wenn der Gedankengag nicht logisch ist, oder wenn man von Bedingungen ausgeht, die nicht überzeitlich sind und heute vielleicht nicht mehr zu halten sind. 1) Der Wahrheitsbegriff ist für Augustinus sehr zentral. In Bezug auf diesen Begriff ist Augustinus platonisch. Die Wahrheit ist etwas das unveränderlich ist und auch noch existiert wenn das Subjekt nicht mehr existiert bzw. wenn die Wahrheit vom Subjekt gerade nicht erkannt wird. Der Wahrheitsbegriff den er für seinen Beweis braucht ist also ein übergeschichtlicher Wahrheitsbegriff der ohne das erkennende Subjekt über alle Zeiten angesetzt wird. Das unveränderliche der Wahrheit muss Augustinus voraussetzen, da man es nicht empirisch erweisen kann. 2) Außerdem geht er davon aus, dass das Wahre von allen angenommen werden muss. Die inhaltlichen Spezifikationen bereiten Augustinus Probleme. Er kann nicht ganz formal argumentieren. Er möchte aber das Glück allgemein und nicht individuell denken. Das Streben nach dem Guten/Glück ist anzuerkennen. Das was wir erstreben, hat aber die inhaltliche Bedingung, dass das wonach wir streben das Wahre ist. Man könnte sagen, das gehört zur Bestimmung von Glück dazu. Was ist aber mit den Menschen für den die Lüge das Glück ist? Für ihn ist dann die Lüge die Wahrheit und somit wieder das Glück. Er muss für den Wahrheitsbegriff anerkennen, dass er rein formal ist, sich aber von hinten inhaltliche Bestimmungen einschleichen. Wenn etwas (inhaltliches) aber nur für ein Einzelsubjekt übereinstimmt, kann es nicht mehr für alle Menschen gemeinsam eingesetzt werden. Das Individuum fügt vielleicht eine andere Grundbewertung ein. Damit fällt dieser Grundwert aber weg. Er muss bestimmten und voraussetzen, dass es zwischen Wahr/Gut und Falsch/ Böse eine Hierarchie gibt. 3) Der Schluss von der unveränderlichen Wahrheit auf Gott ist sehr vage. Aber das war Augustinus von Anfang an klar. Man kommt eigentlich nur zum Schluss der unveränderlichen Wahrheit. Die Grundspannung in die Augustinus biografisch selbst gespannt ist kommt hier auf, kann ich Gott mit der Wahrheit gleichsetzen? Wenn man das Christentum in die Argumentation einbaut, kann es sein, dass Gott die Wahrheit ist. Rein philosophisch kommt man aber nicht so weit. Es bleibt offen, ob Gott die Wahrheit ist, oder ob Gott höher ist als die Wahrheit. 4) Es gibt hier wiederum eine ontologische Voraussetzung der Hierarchie des Denkens. Die Vernunft kann die Prinzipien ihrer selbst nicht denken. Wenn sie das aber nicht kann, muss das was in ihr ist, höher sein, als sie selbst. Der Mensch kann nicht die Wahrheit als Prinzip ihrer eigenen Vernunft denken. Diese Wahrheit muss der Vernunft schon vorgegeben sein. Unsere Denkleistung muss Voraussetzungen eingehen, die sich nicht aus dem Denken heraus entwickelt haben können. Deshalb hängt auch der Schluss des Gottesbeweises im Streben nach Weisheit. Das Streben nach Weisheit ist für den Menschen bleibend übersteigend. 31/52 10. Einheit 3.12.2012 Wiederholung: Der Mensch strebt nach Weisheit, Wahrheit und Glück. Glück ist denkerisch nicht einholbar. Die Vernunft hat Grundsätze, die sie immer schon vorausgesetzt hat. Es muss wo anders her kommen und das ist es, was dann die Vernunft übersteigt. Die Vernunft stößt an ihre eigenen Grenzen. Die Grenzen kann sie noch denken, aber darüber hinaus nicht mehr. Mit dem Gottesglauben soll die Vernunft eingeholt werden. Kritikpunkte: Es gibt die Wahrheitsidee, die der Vernunft gegenüber gestellt wird. Warum muss man die Wahrheit als solche annehmen? Die Wahrheitssuche ist nicht immer das Positive. Wie kann ich für das, das jenseits der Vernunft ist, Gott annehmen? Dort könnte theoretisch alles sein. Auch Gott, aber auch etwas anderes. Die Vernunft kann ihre Grundsätze nicht selbst hervorbringen, deshalb muss es von einer höheren Stufe kommen. – Das ist ein Grundsatz der heute nicht immer anerkannt ist. 5. Die „Quinque viae“ des Thomas von Aquin Textblatt „Die Quinque Viae des Thomas von Aquin“ 5.1 Hinführung Wenn ich Gott denken möchte, bleibt mir nur das übrig, dass ich bei der Erfahrung ansetze. Seine fünf Wege, die keine Beweise sind, gehen alle von der Erfahrung aus. Er lässt die Begrifflichkeiten hinter sich. Seine Quinque viae finden sich in der Summa theologica die in Bücher, Fragen und Artikel unterteilt ist. Die Großen Fragen sind immer in Teilfragen unterteilt. Der typische Aufbau ist, dass er vorher eine Position darstellt und gleich darauf eine Gegenposition. Darauf folgt immer eine Sed contra ABER… Manchmal mit Bibelstellen unterlegt. Am Ende antwortet (respondeo) er auf die ganze Debatte und kommentiert die ganzen Meinungen die er zuerst auch dargestellt hat. Die Gottesbeweise finden sich in: Summa (S.) theologica (th.) I (Buch) 2(Frage),3(Artikel). Die Frage ist, ob es Gott gibt. Dort bringt er Meinungen gegen die Existenz Gottes vor. Das Hauptargument gegen die Existenz Gottes ist das Leid in der Welt. Für die Existenz spricht Exodus 3,14 (Dornbusch). 5.2 Via prima: ex pater motus Bewegungsbeweis: Was Thomas besonders am Herzen liegt, ist der Erfahrungsbezug. „Es ist gewiss und steht auch durch Sinneswahrnehmung fest, dass einiges in dieser Welt bewegt wird!“ Wir erfahren also Bewegung in unserer Welt. Dieser Bezug, die Sinnlichkeit, ist etwas, das Thomas immer wieder bewegt. Auch in der S. th. 1,1,9. Thomas möchte von den Sinnen zum Geistigen kommen. Er geht von der Sinneserkenntnis (Bewegung) aus und möchte auf etwas kommen, das nicht sinnlich erkannt werden kann (Gott). Für ihn gibt es eine logische Verknüpfung zwischen diesem Sinnlichen und dem nicht sinnlich Erkennbaren. Es wird nicht theologisch argumentiert. Wie läuft Bewegung? Alles das in Bewegung ist, wird durch etwas anderes bewegt. Kann man das so verallgemeinern? Immer wenn wir uns bewegen kommt der Anstoß von außen? Wie kann man so etwas behaupten? Das Problem das sich dahinter befindet ist, dass es nicht möglich ist von einer endlichen Anzahl auf die Allgemeinheit zu schließen. Thomas muss dem Weg diese Annahme unterstellen. Er macht ein paar Beispiele und schließt davon auf die Wirklichkeit als Ganzes. Einzelbeispiele die ihn für Allaussagen genügen. Zweitens ist ihm wichtig, dass dieser Bewegungssatz eigentlich auf etwas hinweist 32/52 und zwar, dass es nichts ohne Grund geben kann. Alles hat einen Grund. Leibniz hat diesen Satz als „Satz vom zureichenden Grund“ ausgelegt. „Im Sinne des zureichenden Grundes finden wir, dass keine Tatsache [fait] als wahr oder existierend gelten kann und keine Aussage [Enonciation] als richtig, ohne dass es einen zureichenden Grund [raison suffisante] dafür gibt, dass es so und nicht anders ist, obwohl uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein mögen.“ „[...] nichts geschieht, ohne dass es eine Ursache [cause] oder wenigstens einen bestimmenden Grund [raison déterminante] gibt, d. h. etwas, das dazu dienen kann, a priori zu begründen, weshalb etwas eher existiert als nicht existiert und weshalb etwas gerade so als in einer anderen Weise existiert.“ Wenn wir heutzutage einen Grund angeben können, dann kann man damit beim Gegenüber Verständnis erlangen. Das ist also auch bei Wissenschaften so. Wenn man etwas begründen kann, kann man dafür einstehen. Man muss für alles einen Grund finden, der es hinreichend verstehend macht. Diesen Satz vom zureichenden Grund wendet Thomas auch auf die Bewegung an. Wenn ich Bewegung sehe und diese erklären möchte, muss ich einen Grund angeben können, warum es diese Bewegung gibt. Der letzte Grund für Bewegung ist dann natürlich Gott. Das widerspricht uns aber im ersten Moment, da wir auch Selbstbewegung kennen und das nicht nur beim Menschen. Thomas geht aber von einem anderen Bewegungsbegriff aus, als wir. Er meint nicht in erster Linie die Ortsbewegung. Er meint den Umschlag von der Möglichkeit in die Wirklichkeit. Der Bewegungsbegriff ist durch Galileo (1564-1642) und Newton (1642-1726) bestimmt worden. Vor ihnen hatte man ein ganz anderes Verständnis von Bewegung. Dieses Verständnis war viel weiter, als unser Verständnis. Ursächlichkeit ist heute fast nur mehr Instrumentalursächlichkeit. Dieses Verständnis war im Mittelalter auch viel weiter. substantialis mutatio accidentialis Qualität -qualitativa, Quantität -quantitativa, Relation Ort -locatio perfekta -Kreisbewegung imperfekte –natürlicher Ort Substantialis (Substanz- selbstständig Seiendes- Buche bleibt Buche egal ob mit oder ohne Blätter) Accidentialis (Akzidenz- unselbstständig Seiendes- kann nur mit selbstständigem Seienden auftreten z.B. Blätter zu haben) Wenn aus der Buche plötzlich Brennholz wird, vergeht ihre Substanz. Sie ändert ihre Substanz. Beim Menschen wäre der Tod eine substantielle Veränderung. Die mittelalterliche Vorstellung von Orten war so, dass jedes Ding einen Ort hat. Der natürliche Ort eines Steins ist der Boden. Wenn man den Stein in die Luft wirft, wird er immer seinen natürlichen Ort, nämlich den Boden, wiederfinden. Die Bewegung des Steins durch die Luft ist eine unnatürliche Bewegung. Feuer hat seinen natürlichen Ort oben. Deshalb leuchtet es auch immer auf. Gibt es eine Bewegung die dauerhaft ist, und die nicht nur dann Zustande kommt, wenn das Ding vom natürlichen Ort weg kommt, um dann wieder nach diesem Ort zu suchen. Die Antwort findet sich im Kreis. Der Kreis ist nämlich nie abgeschlossen und hat dadurch keinen natürlichen Ort. Das ist auch 33/52 vergleichbar mit der Bewegung der Gestirne. Da die Gestirne, wie auch der Kreis, nicht nach dem natürlichen Ort suchen, beenden sie die Bewegung nie. Sie können sozusagen nicht ankommen. Die zentrale Bewegung als Kreisbewegung ist die ewige Bewegung. Diesen Gedanken übernimmt Thomas für den Unbewegten Beweger. Es gibt einen der selbst nicht bewegt ist, der aber bewegen kann. Galileo Galilei schreibt „Über die Bewegung“ „De motu“ Darin fragt er, ob es eine Bewegung gibt, die weder natürlich, noch erzwungen ist. Gibt es vielleicht eine neutrale Bewegung? Für eine neutrale Bewegung könnte man wiederum die Kreisbewegung anschauen. Eine Bewegung die immer wieder gleich bleibt und sich immer gleich fortbewegt. Wenn man das anerkennt, müsste/könnte man dazu denken, dass irgendwo eine Kraft herkommen muss die dieses Ding in Bewegung hält, die dafür sorgt, dass es in Bewegung bliebt. Diese Überlegungen machen den Weg für Newton frei. Wenn etwas schon in Bewegung ist, dann stoppt es (im Vakuum) diese Bewegung nicht von selbst. Diese Bewegung führt sich immer ganz geradlinig fort. Wenn Kräfte wie Reibung oder Antrieb aufkommen, ändert sich die Bewegung. Gleichzeitig gibt es keinen natürlichen Ort mehr. Deshalb stellt sich die Frage warum der Stein dann wieder auf die Erde herunter kommt. Es muss eine Kraft geben, die auf den Stein einwirkt. Die Trägheitskraft bringt den Stein dazu, wieder auf die Erde zu kommen. Durch diese Entdeckung der Erdanziehungskraft ändert sich die ganze Denkweise. Aber diese Erkenntnisse hatte die Menschheit alle erst nach dem Leben von Thomas von Aquin. Wir müssen mit Thomas in seinen mittelalterlichen Vorstellungen bleiben. Für ihn ist Bewegung immer Seins-Bewegung. Thomas geht bei Bewegung von der Möglichkeit zur Wirklichkeit. Es sind immer Möglichkeiten von schon Wirklichem gedacht. Gibt es auch den Übergang von Möglichkeit in Wirklichkeit auch ohne, dass die Wirklichkeit vorher schon gegeben ist? Thomas schaut, ob etwas sich ändert und nicht nur die Lage wechselt, sondern sein ganzes Sein zu etwas verändert, das vorher nicht war. Thomas bringt dafür das Beispiel mit Holz, bei dem er aber nicht ganz konsequent ist. Etwas wird etwas anderes. Ein Holzscheit ist der Möglichkeit nach entweder kalt (nicht brennend) oder heiß (brennend). Damit es überhaupt zu brennen beginnen kann, braucht man ein schon brennendes Holzstück. Außerdem kann nur ein brennendes Holz, kann ein anderes nicht brennendes Holz zum brennenden Holz machen. Man kann nicht zwei nicht brennende Holzstücke nebeneinander legen und sie beginnen plötzlich zu brennen. Etwas kann erst brennen durch etwas das schon wirklich ist. Thomas geht von der Bewegung vom möglichen Brennen zum wirklichen Brennen aus. Es ist aber nicht möglich, dass ein Holzstück zugleich brennt und nicht brennt. Wir haben ein nicht brennendes Holzscheit, das der Möglichkeit nach schon oder nicht brennen kann. Wenn man ein brennendes Holzscheit hat, kann es der Möglichkeit nach nicht schon und nicht brennen, da es ja schon brennt. Wenn die Wirklichkeit schon da ist, kann man nicht die Möglichkeit und die Wirklichkeit gleichzeitig aussagen. Es ist unmöglich, dass etwas auf die gleiche Weise in Bewegung ist und bewegt, also sich selbst bewegt. Man kann etwas anderes bewegen, aber nicht sich selbst. Ein brennendes Holzscheit kann nur ein anderes Holzscheit zum Brennen bringen, aber nicht sich selbst. Es gibt keine Selbstentzündung. Das Entfachen des Feuers ist die Bewegung. Die kann das Holzscheit nicht an sich selbst vollziehen. Es kann nur ein anderes Holzscheit zur gleichen Bewegung bewegen. Damit die Möglichkeit in die Wirklichkeit übergeführt wird, braucht es ein anderes Holzscheit. Es braucht immer etwas das von außen kommt und die Bewegung anstößt. „Wenn das von dem es bewegt wird, wieder in Bewegung ist, muss auch dieses wieder in Bewegung kommen,…“ Irgendwann muss ein erstes Holzscheit dagewesen sein, damit es auch möglich ist, dass andere brennen. Es ist also sehr wichtig ein erstes Wirkliches anzunehmen. Ein erstes Mögliches gibt es sehr bald! Ausschlaggebend ist das erste Wirkliche! Thomas meint man kann nicht bis ins Unendliche bis zur ersten Ursache zurückfragen. Das Wirkliche würde sich dann im Nichts verlieren. Es muss ein erstes Brennendes geben! Sonst kann es auch kein weiteres 34/52 Brennendes geben. Aber es gibt Feuer. Es muss also ein erstes Brennendes geben. Das ist eine Zurückweisung des unendlichen Regresses. Thomas möchte aufzeigen: Wenn wir vom Feuer weg gehen. Es gibt etwas. Das was es gibt, kann der Möglichkeit nach etwas anstoßen, so, dass es wie es vorher in der Möglichkeit war, wirklich wird. Dass es den Übergang vom Möglichen ins Wirkliche gibt. Das faktische Nichtbestehen von uns (vor 100 Jahren) hat die Möglichkeit grundgelegt, dass wir heute sind. Es muss eine Ursache geben, dass etwas Wirkliches aus der Möglichkeit heraus wirklich werden kann. Es muss etwas Wirkliches geben, damit etwas, das nur in der Möglichkeit existiert auch einmal wirklich werden kann. Wenn es nie eine Wirklichkeit gibt, kann es auch nicht zu weiteren Wirklichkeiten kommen. Weil die Welt existiert, gab es die Möglichkeit, dass sie existiert. Da es sie gibt, muss es eine erste Ursache geben, die diese Möglichkeit in die Wirklichkeit gebracht hat. Nur diese erste Substanz muss schon selbst Wirklich gewesen sein. Möglichkeiten allein bringen nichts Wirkliches hervor. Wir müssen also zu einem ersten Wirklichen kommen, das selbst keine Möglichkeit war, sondern die Wirklichkeit schlecht hin ist. Weil Bewegung als Übergang von Möglichkeit in Wirklichkeit gesehen wird. Im unendlichen Regress könnte ich zurückfragen. Da das faktisch Wirkliche da ist, muss ich einmal Schluss machen und sagen es muss einmal etwas Wirkliches gegeben haben das nicht in der Möglichkeit war. 11. Einheit 3.12.2012 Wiederholung: Wenn schon Ortsbewegung, dann nicht mechanische Bewegung. Der Kreis ist die vollkommene Bewegung. Bewegung und Veränderung sind synonym. Das Bewegungsprinzip: Etwas kommt nur in Bewegung, wenn es von etwas anderen bewegt wird. Wie sieht es mit der Möglichkeit und Wirklichkeit der Bewegung/Veränderung aus? Beispiel mit dem brennenden Holz. Das schon Wirkliche muss das bloß Mögliche in dessen Wirklichkeit bringen. Es kann etwas nicht gleichzeitig der Wirklichkeit und der Möglichkeit nach etwas sein. Holz kann aktuell brennen, oder es hat die Möglichkeit in sich zu brennen. Gleichzeitig ist das nicht möglich. Etwas kann außerdem nicht aus sich heraus zu brennen beginnen. Es braucht also eine Ursache von außen, die die Möglichkeit in die Wirklichkeit bringt. Wenn man das weiter verfolgt, kommt man in einen unendlichen Regress. Alles muss durch etwas anderes Wirkliches bewegt werden. Da kommt man auf eine Grundposition die Thomas von Aristoteles (12.Buch der Metaphysik) übernimmt. Man kann immer nur etwas schon bewegtes ansetzen, damit es etwas anderes bewegt. Es kann in dieser Kette drei Glieder geben. Das aktuell Bewegte, das welches das aktuell bewegte in Bewegung gesetzt hat und das mittlere Glied, das wiederum Bewegung gesetzt worden sein muss. Das erste Glied in dieser Kette muss also etwas sein, das sich selbst in Bewegung befindet und das gleichzeitig bewegt, das aber keine Ursache der Bewegung hat. Die Bewegungsursache liegt in ihm selbst, es kann aber anderes bewegen→ Daher unbewegter Beweger. Diesen Begriff des unbewegten Bewegers übernimmt Thomas von Aristoteles. Die einzige Differenz ist der Unterschied zwischen dem christlichen Denker und dem vorchristlichen Denker. Bei Aristoteles ist ausgesagt, dass dieser Beweger etwas bewegt, da er geliebt wird. Bei Thomas ist das umgedreht der bewegende Beweger bewegt aus Liebe zu dem was er bewegt. Thomas kommt mit seinem Beweis relativ schnell zum Schluss. „Also müsse wir zu einem erste Bewegenden kommen, das von nichts anderem bewegt wird: und das verstehen alle als Gott.“ 5.3 Via secunda: ex ratione causae efficientis Wirkursächlichkeit: Dieser Weg geht vom Gedanken der Wirkursächlichkeit aus. In der Welt gibt es eine Über- und Unterordnung der Wirkursächlichkeit. Es ist nicht möglich, dass etwas seine eigene Wirkung ist. Man kann in der Über- und Unterordnung aber auch nicht ins unendliche gehen. Es braucht notwendig eine erste Wirkursache und diese wird Gott genannt. 35/52 Die eine Bewegung ist die Ursache für die andere Bewegung. Hier wird das etwas abstrakter mit dem Begriff der Wirkursache durchgedacht. Auch hier gilt der Anspruch, dass man von Erfahrungstatsachen ausgeht. In der Welt und Wirklichkeit ergibt sich eine gewisse Ordnungsstruktur die durch den Zusammenhang von Ursache und Wirkung entsteht. Die Frage WARUM? Ist jene die in der Wirkung-Ursache-Debatte gestellt wird. Das Fassbare in unserer Welt ist immer irgendwie begründbar. Diese Wirkung-Ursache Zusammenhänge sind immer logisch und haben auch eine zeitliche Ordnung. Logisch geht die Ursache der Wirkung zeitlich immer voraus. Dieses Verhältnis kann nicht umgedreht werden. Wir können uns z.B. nicht selbst in die Existenz bringen. Wir können uns nicht hervorbringen, wenn es uns noch nicht gibt. Wenn es uns aber schon gibt, können wir uns auch nicht noch einmal hervorbringen, da es uns ja schon gibt. Wir sind nicht die Eltern unserer selbst. „Wir stellen nämlich fest, daß es in der sichtbaren Welt eine Über- und Unterordnung von Wirkursachen gibt;“ X→verursacht →Y X→verursacht →X; X verursacht also sich selbst. Das ist denkunmöglich! „Dabei ist es niemals festgestellt worden und ist es auch nicht möglich, daß etwas seine eigene Wirk- oder Entstehungsursache ist. Denn dann müßte es sich selbst im Sein vorausgehen, und das ist nicht möglich.“ Wenn man die Selbstverursachung denkt, denkt man immer etwas, das schon vorausgesetzt werden muss. Es ist nicht denkbar, dass sich etwas selbst gemacht hat. Das einzige das denkbar ist: Das, das sich selbst gemacht hat, ist unendlich. Wenn etwas nie bewegt worden ist, und dennoch in Bewegung ist, muss es eine ewige Bewegung sein. Wie wird Wirkursächlichkeit verstanden: Bewegung ist für uns in erster Linie Ortsbewegung. Bei Thomas ist es eher Seinsbewegung. Ursächlichkeit wird bei uns in erster Linie als Instrumentalursächlichkeit gesehen. Thomas unterscheidet: Instrumentalursache –causa materialis (Das, aus dem eine Sache entsteht und dabei in ihr enthalten ist.) –Holz und Ziegel Formalursache –causa formalis (Die Struktur; das, was angibt, worin das Sein einer Sache besteht.)Bauplan Wirkursache – causa efficiens ( Das, woher der erste Anlass von Bewegung und Ruhe oder einer Wirkung kommt.)- Architekt Finalursache –causa finalis (Das Ziel oder der Zweck, um dessentwillen etwas geschieht.)- Schutz vor Unwetter Eine völlig gestaltlose Materie gibt es nicht. Nur materialis und formalis allein ist nichts. Erst wenn sie zusammenwirken sind sie etwas. Weder die Form, noch die Materie sind etwas. Wirkursachen kann man gezielt als Instrument für etwas einsetzen. Was brauche ich, damit die gewünschte Wirkung (Bild an der Wand) erzielt wird? Immer wirkt eines aufs etwas anderes ein. Die benötigten Ursachen sind aber immer schon da (Ich möchte ein Bild aufhängen. Nagel, Wand und Bild gibt es schon). Thomas fragt auch noch einmal zurück und fragt, ob es möglich ist, dass aus etwas, etwas anderes wird? Kann ich etwas zusammensetzen, damit etwas Neues entsteht. Da kann man auf Elemente zurückgehen und dann fragen woher diese kommen. Man kann eine Ebene tiefer gehen und auch noch mit kleineren Elementen etwas zusammensetzen. Noch ein Schritt weiter zurück stellt sich die Frage, wie kann aus nichts etwas werden? Man kann also nicht nur von der Instrumentalursächlichkeit ausgehen. Man nimmt etwas als Instrument (Werkzeug) für etwas anderes. Metaphysische Kausalität heißt, dass die Frage da sein muss: Gibt es den 36/52 Umschlag von Nichts zu Etwas? Thomas argumentiert nicht physikalisch sondern metaphysisch. Ist außerdem wirklich alles kausal bedingt? Es kann doch sein, dass es für etwas Gründe gibt die ich nicht angeben kann. In der Evolutionstheorie wird behauptet, dass es den Menschen aus Zufall gibt. Zufall wird durch das Zusammenkommen von zwei Ursachenketten erklärt. Wenn jemand von einem Ziegel getroffen wird, dann gibt es zwei Ursachenketten. Die erste Ursachenkette ist, warum sich der Ziegel gelockert hat. Die zweite Ursachenkette ist der Mensch der gerade in diesem Moment vorbei geht, als der Ziegel, warum auch immer, locker wird. Wir bleiben immer auf derselben Ebene. Es gibt Ketten von Seiendem die ablaufen. Dieses Ablaufen ist eine Sache von Kausalität und Zeit. Die Ursache kommt vor der Wirkung. Thomas fragt sich, was parallel zur Bewegung läuft, ob dies bis ins Unendliche möglich ist? Thomas behauptet, dass es nicht möglich ist, die Über- und Unterordnung bis ins Unendliche weiterzudenken. Wie viele Glieder es gibt, wissen wir nicht so genau. Wir können als Bsp. wieder drei Glieder darstellen. Wenn es keinen wirklichen Anfang gibt, kann es auch keine wirkliche Fortsetzung für das zweite und dritte Glied geben. Dann gibt es also überhaupt keine Wirklichkeit. Dann kann höchstens Möglichkeit entstehen. Wenn alles Möglichkeit ist, dann bleiben wir eben in der Möglichkeit. Da wir in unserer Welt Wirkliches erleben, müssen wir irgendwo ein erstes Wirkliches annehmen. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass das Mittlere die Wirklichkeit ist, muss man ausschließen, dass das Erste nur Möglichkeit ist. Denn sonst würde es nie etwas Wirkliches geben. Deshalb muss ich etwas erstes Wirkliches annehmen. Wenn es irgendwo in der Kette etwas Wirkliches gibt, muss auch das Vorherige wirklich sein. Das heißt das erste Glied muss Wirklichkeit sein, denn aus einem Möglichen kann nichts Wirkliches entstehen. Wenn jetzt das erste Wirkliche Gott ist, dann wäre Gott selbst ein Glied der Kette. Dann wäre Gott, wie bei einem großen Billard spiel als die erste Kugel, welche die anderen anstößt, gedacht. In dieser Kette in der wir sind, muss jedoch immer schon Seiendes vorausgesetzt werden. Gott wird daher nicht an den Anfang der Kette gestellt, sondern als Ursache über die ganze Kette gesehen. Er ist die Ursache für alles. Entweder: Gott-> … b-> c-> d-> e-> f-> … oder: … b-> c-> d-> e-> f-> … das ist es eher! Gott Wenn es nie Eltern gegeben hat, kann es auch keine Kinder geben. Es muss also eine erste Ursache geben. Dann würde man irgendwann bei einem ersten Elternpaar ankommen. Haben sich die selbst hervorgebracht? Nein- das geht nicht, denn sonst wären sie Gott. Es verlangt also einen Gott der die erste Ursache ist, und auch alle weiteren im Sein lässt. Der sie leben lässt. (Theologisch gesehen: Gott ist nicht nur am Anfang der Welt Schöpfer, sondern immer. Gott ist quasi ständig aktiv, sodass es die Welt gibt.) „Wir müssen also notwendig eine erste Wirk- oder Entstehungsursache annehmen und die wird von allen „Gott“ genannt.“ Wir müssen von der Instrumentalverursachung zur metaphysischen Verursachung gehen. Wenn wir mit der Instrumentalverursachung denken würden, würden wir kein Ende finden. Wenn man also metaphysisch ontologisch denkt, gibt es keine Selbstverursachung. Wenn ich Erfahrung ins Spiel bringe und bemerke, dass es überhaupt etwas gibt, muss es etwas erstes Wirkliches geben. Kann das Erste für alles Seinsgrund (Grund dafür, dass es ist) sein? Nein, denn dann wäre Gott Teil der Kette. Gott ist nicht nur die Ursache und Seinsgrund für das Erste, sondern für alles. Er lässt Seiendes sein, das selbst wieder Ursache für Seiendes sein kann. Frei gegeben sein zum selbst sein. Das bedeutet, dass es ein doppeltes Verhältnis bei der ersten Ursache (causa prima) gibt. Entweder die Welt ist ewig in sich geschlossen, oder sie hat einen Ursprung. Gott ist also Seinsursache, nicht Instrumentalursache (denn dann wird etwas Bestehendes vorausgesetzt). Wenn Seiendes am Sein Gottes teilhat, dann repräsentiert es auch dieses Sein an dem es Teil hat. Wenn Gott nicht am Seienden partizipiert, kann er vom Seienden nicht erkannt werden. Deshalb 37/52 kann es erst ein Rückschließen vom Seienden auf Gott geben. Diese Spur ist ontologisch so zu denken, dass das Seiende am Sein Gottes partizipiert und deshalb ist es. Wichtig ist zu unterschieden zwischen der Kausalität als „Perlenschnur“ und dem Umstand, dass die Kausalität aus einer anderen Ebene kommt. Man kann das, was sich auf einer ontologischen Ebene befindet, durch etwas in dieser Ebene begründen. Die Ursache der Welt kann nicht Teil der Welt sein, da ein Teil nicht die Ursache für das Ganze sein kann. 12. Einheit 17.12.2012 Wiederholung: Nicht die eine Kugel stößt die andere an. Es muss auch mitgedacht werden, dass es aus dem Nichts zu Etwas kommen kann. Daran ist festzuhalten: Wenn Verursachung von ins Sein treten gedacht wird, kann der unendliche Regress abgelehnt werden. Die zweite Ursache ist, dass nur etwas schon Seiendes etwas ins Seiende bringen kann. Möglichkeit und Wirklichkeit klingt hier wieder an. Man kann nicht immer als letzten Punkt etwas Mögliches andenken. Ein Holzscheit muss schon brennen, damit es ein anderes anstecken kann. Da es vieles gibt, muss man eine erste Ursache annehmen. Diese erste Ursache muss bestehen, indem sie schon ist. Wenn man diese erste Ursache annimmt, ist es das erste in der Kette. Man muss aber prinzipiell fragen, warum gibt es überhaupt dieses erste Glied? Das führt dazu, dass nach einer ontologischen Ursache verlangt wird, die nicht nur das erste Glied der Kette ist, sondern auch die Grundursache. 5.4 Via tertia: ex possibili et necessario Kontingenzbeweis Über die Möglichkeit und Wirklichkeit /Notwendigkeit- Seinsmodalitäten: Möglichkeit und Wirklichkeit sind Modalitäten des Seienden. Modalitäten gibt es normalerweise drei: Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit. Das ist der Grund, warum dieser Beweis auch der Beweis der Seinsmodalitäten genannt wird. Ein kontingentes Seiendes ist ein Seiendes, das möglich ist, das aber nicht notwendig ist. Das heißt Kontingentes ist auch immer begrenzt und endlich. Die Grundannahme von Thomas ist, dass das Seiende in der Welt kontingent ist. Außerdem ist es zufällig. Wenn es etwas in Wirklichkeit gibt, heißt das, dass es das auch der Möglichkeit nachgibt. Wenn etwas logisch in sich widersprüchlich und dadurch nicht möglich ist, kann es auch nicht existieren. Das Wirkliche ist aber mehr als das bloß Mögliche. Kant unterscheidet das Logische und das Reale. Deshalb weil etwas logisch möglich ist, muss es nicht wirklich (real) sein. Es muss bestimmte Bedingungen geben, die die Möglichkeit zur Wirklichkeit bringen. Andererseits ist klar, dass etwas das Wirklich ist noch nicht notwendig sein muss. Wenn etwas notwendig ist, muss es sein. Das wird gewöhnlich mit Gott identifiziert, wenn man an Descartes zurück denkt. Der Ausgangspunkt von Thomas: Die Wirklichkeit wie man sie in der Welt vorfindet ist möglich und wirklich, aber nicht notwendig, denn sonst wäre sie ewig. Die Lebewesen sind möglich, aber sie sind nicht notwendig, das heißt sie sind auch kontingent. Thomas geht von der Möglichkeit, also von der Kontingenz aus und schließt dann auf das notwendig Seiende. Erfahrungsausgangspunkt ist das Vergängliche. Man braucht für diesen Weg auch wieder bestimmte Bedingungen. Wir brauchen noch einmal das metaphysische Kausalitätsprinzip, das wir schon im zweiten Beweis gewonnen haben. Zweitens brauchen wir den Satz vom Grund. „Etwas Bestehendes ist dann in seinem Bestand erklärt, wenn ich einen Grund dafür angeben kann, warum es etwas gibt. Für das Ewige ist es selbst (das Ewige) der Grund“. Wenn etwas ewig (Notwendig) ist, ist es nicht abhängig von anderem. Den Grund seiner Existenz hat NichtNotwendiges nicht in sich selbst. Wir (Menschen) haben uns nicht selbst ins Sein gebracht, sondern wir haben uns dann als Seiendes vorgefunden. Ins Sein zu kommen ist nicht in uns selbst begründet. Rückbezug auf die Erfahrung: Es gibt Vergängliches, das genauso gut sein wie nicht sein kann. Vergängliches hat hinten oder vorne, oder an beiden Enden eine Beschränkung. Wenn Vergängliches 38/52 ernst gedacht wird, dann kann man sich denken, dass einmal Nichts war. Nicht nur ein einzelnes Nichts, sondern überhaupt Garnichts, das pure Nichts. Wenn wir Menschen kontingentes Sein sind, ist es also denkbar, dass es einmal überhaupt nichts gegeben hat, nicht einmal Gott. (Wenn man das nicht denkt, kommt man in einen unendlichen Regress.) Wenn man an dieses Garnichts denkt, dürfte eigentlich heute auch nichts sein. Wenn es etwas gibt, das bloß der Möglichkeit nach etwas ist, dann braucht man etwas Wirkliches damit das Mögliche selbst wirklich werden kann. Es braucht immer eine Wirklichkeit, damit eine weitere Wirklichkeit entsteht. Nur aus der Möglichkeit kann es im Garnichts nicht plötzlich Etwas (z.B. Feuer) geben. „Aus nichts wird nichts.“ Aus einem solchen Nichts kann also nie etwas entstehen. Es ist aber etwas, das können wir erfahren. Also kann man sich die Situation des absoluten Nichts als Ursprung der Wirklichkeit nicht denken. Es muss also eine Ursache geben, die schon ist. Für die Begründung der Vergänglichkeit reicht keine Instrumentalursächlichkeit. Etwas ins Sein bringen, nicht nur aus Etwas, etwas Anderes machen. Die zweite Möglichkeit ist der unendliche Regress. „Was nicht ist, fängt nur an zu sein durch etwas das bereits ist.“ Wenn das nicht gegeben ist, fällt der ganze Beweis in sich zusammen. Wenn es gar kein Sein gab, kann auch heute nichts sein. Also kann man das absolute Nichts am Anfang nicht denken. Es muss etwas gegeben haben, welches das Seiende ins Sein gebracht hat. Jeder Mensch hat z.B. Eltern. Wenn man die Möglichkeit denkt, dass etwas ist, dann muss es etwas Wirkliches gegeben haben, das die Möglichkeit in die Wirklichkeit gebracht hat. Kann man das unendlich zurückdenken? -Nein. Der unendliche Regress ist im zweiten Beweis schon abgelehnt worden und wird es hier wieder. Wir müssen ontologisch noch eine Stufe höher gehen. Man muss die Notwendigkeit denken. Es muss irgendwann eine erste Wirklichkeit gedacht werden, die so ist, dass sie nicht selbst verursacht ist. Eine Wirklichkeit die nichts außerhalb sich selbst benötigt und somit die Seinsursache in sich selbst hat, ist etwas Notwendiges. Wenn eine erste Wirklichkeit da sein soll, muss man also ein Erstes annehmen, das die Wirklichkeit aus sich selbst hat. Das ist dann ein notwendiges Wesen. Die Ursache seiner Existenz hat es in sich selbst. Das heißt es existiert notwendig. Es ist also ewig. Das erste Wirkliche, das die Wirklichkeit aus sich selbst hat. Woher hat die Realität ihren Grund? Damit ich überhaupt Kontingenz denken kann, muss ich auch Notwendiges denken können. Thomas weist den unendlichen Regress und das absolute Nichts ab. Es ist notwendig anzunehmen, dass es etwas Notwendiges in den Dingen gibt. Einen Funken Notwenigkeit gibt es in allem. Diese Notwendigkeit führt Thomas dazu, dass es einen Grund der Notwendigkeit für die Notwendigkeit aller anderen Dinge gibt. Unter der Bedingung, dass es ein ganz spezielles Wesen ist, kann man diese Notwendigkeit bedingen. Es gibt so etwas wie eine Notwendigkeit die die Konstanz unserer selbst leistet. Dafür, dass es diese Konstanz der Notwendigkeit in den Dingen gibt, ist Gott noch einmal die Notwendigkeit in den Notwendigkeiten. Wenn die Natur (Geschaffenes) nicht nur in der Möglichkeit gedacht wird, sondern, verwirklicht wird, indem es an der Notwendigkeit Gottes Anteil hat, dann ist eine Teilnotwendigkeit in jedem Geschaffenen. Es kann eine Konstanz des einzelnen durch die Zeit geben. Necessarium in rebus- Notwendigkeit unter den Dingen. Necessitas ex suppositione→Man setzt eine Notwendigkeit voraus, die unter einer bestimmten Bedingung herrscht. Wenn… dann… Unter der Voraussetzung, dass man etwas gerne hätte, ist es notwendig, dass man dieses und jenes tut. Unter der Voraussetzung, dass man schon ins Sein gebracht wurde, ist es notwendig, dass es auch Bestand hat. Damit etwas als Seiend gedacht werden kann, muss es einen notwendigen Grund in sich haben. Der äußere Grund, dass etwas besteht, ist etwas erstes Notwendiges. Wenn aber das Seiende Bestand hat, dann muss es den Grund in sich haben. Beim ersten Gedankengang haben wir von äußerer Notwendigkeit gesprochen (Bsp. Generationen). Dann sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es etwas geben muss, das den Grund seiner Existenz notwendigerweise in sich selbst hat (Gott). Wenn man einen Grund denkt und Seiendes denkt und erfährt, 39/52 muss es diesen Grund in sich geben. Wenn es einen Grund des Lebendigen gibt, dann muss dieser auch in mir (im Lebendigen) sein. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Es gibt Kontingentes und es ist möglich dieses so zu denken, dass es einmal überhaupt nichts gegeben hat. Aus Nichts kann nichts entstehen. Zweiter Gedanke: Auf Wirkliches lassen wir Wirkliches folgen →unendlicher Regress. Dieser ist aber nicht denkbar, da wir immer von etwas schon Wirklichen ausgehen müssen. Wenn der Wirklichkeitsgrund des ersten Wirklichen in ihm selbst ist, dann muss man es als Notwendiges ansehen. Das Einzelne wird vom Notwendigkeitsgrund (also Gott) gehalten. Deshalb kann man von Notwendigkeit in den Dingen ausgehen. Gott ist das Notwendige. Er ist auch das ewige! Er kann nicht vergehen. Aus diesem Grund kann er auch (christlich) als Grund der Welt gedacht werden. Er ist (das kommt in diesem dritten Weg dazu) notwendig existent 5.5 Via quarta: ex gradibus qui in rebus inveniutur Über die Seinsstufen/Wertstufen: Die Seinsstufen sind ein typisches Topos des Mittelalters. In der Transzendentalienlehre geht man davon aus, dass es Grundeigenschaften gibt, die allen Wirklichen zukommen. Diese Eigenschaften kommen allen Seienden zu insofern sie Seiende sind. Diese Eigenschaften korrespondieren mit Zugangsmöglichkeiten der Menschen zur Wirklichkeit. Damit ich Wirklichkeit erkennen kann, muss es möglich sein diese Wirklichkeit zu erkennen. Wirklichkeit darf keine Dimensionen haben, die für uns prinzipiell unerkennbar sind. Eine ontologische Grundeigenschaft der Wirklichkeit ist also die Erkennbarkeit. Ein anderer Wirklichkeitsbezug ist, dass der Mensch die Wirklichkeit wollen muss. Man kann im Prinzip alles wollen, ob man es wirklich bekommt oder nicht, ist die andere Frage. Es wird also auch davon ausgegangen, dass die Wirklichkeit dem Menschen auch über seinen Willen zugänglich ist. Die Wirklichkeit ist in sich gut (Wollbarkeit) und wahr (Erkennbarkeit). Es gibt also keine Wirklichkeitsdimensionen die uns durch Wollen oder Erkennen nicht zugänglich sind. Das dritte, das etwas umstritten ist; die Wirklichkeit ist auch über Gefühl zugänglich. Die Schönheit als Eigenschaft der Wirklichkeit. Dass alles das es gibt eine Einheit in sich bildet. Alles das Seiend ist, ist gut, schön, wahr und eins. Diesbezüglich gibt es aber Abstufungen. Etwas ist der Wahrheit näher als ein anderes. Die Grundüberzeugung war, dass das Schlechte durch das Fehlen des Guten zustande kommt. Wenn man so denkt, kann nichts rein böse sein. Es hat immer auch etwas Gutes in sich. Davon geht Thomas aus. Der Ausgangspunkt in den Erfahrungen sind die Transzendentalien. Diese Eigenschaften kommen allem Seienden zu, allerdings in unterschiedlicher Intensität. Deshalb spricht Thomas von den Seinsstufen. Wir können feststellen, dass eines mehr oder weniger gut, schön oder wahr ist, als das andere. Er geht von diesen Seinsgraden aus. Mehr oder weniger wird von verschiedenen Dingen durch den Grad ausgesagt durch den sie sich etwas Höheren nähern. Stufen kann man nur denken, wenn es in diesen Stufen ein Maximum gibt. Das ist wärmer, das dem höchsten Grad der Wärme näher kommt, als ein anderes. Nach Aristoteles ist das höchst Wahre auch das höchst Wirkliche. Das wahre ist immer im Superlativ ausgedrückt. Bei Seiend ist das steigern schwer. Entweder etwas ist, oder es ist nicht. Dort schließt er damit: Wenn es diese Eigenschaften der Abstufung gibt, dann muss es auch den Superlativ geben. Dieser wird wieder mit Gott identifiziert. 13. Einheit 7.1.2013 Wiederholung: Typen der Gottesbeweise. Einige wurden genauer erläutert. Ontologischer Gottesbeweis in der Spielart von Anselm und Descartes. Wie dieses auch, z.B. durch Kant, kritisiert werden. Die Kritik am ontologischen Gottesbeweis ist die Hauptkritik von Kant. Augustinus spricht vom Noologischen Gottesbeweis. Er versucht aufgrund der Vernunft zu Gott zu finden. Wenn sie etwas finden, das über die Vernunft hinausweist lassen sie es als Gott gelten. Thomas von Aquin: Die ersten drei Wege weisen eine ähnliche Struktur auf. Man versucht immer von 40/52 einer Erfahrung auszugehen. Dann wird versucht eine Begründungskette aufzubauen. Der nächste Schritt ist der Rückverweis eines unendlichen Regresses. Wenn man die Unmöglichkeit des unendlichen Regresses aufweist, muss man einen Urgrund annehmen. Damit schlägt die Wirklichkeit in die Notwendigkeit um. Der vierte Gottesbeweis geht von den Transzendentalien aus. Es gibt also Grundeigenschaften von Wirklichem /Seiendem die jedem Seienden zukommen. Man kann auch Eigenschafen für bestimmte Gattungen/Gruppen aufzeigen. Es gibt aber auch Eigenschaften die für alles Seiende gelten. Egal welcher Gattung dieses Seiende angehört. Eine dieser Eigenschaften ist die Wahrheit. Die ontologische Wahrheit bedeutet, dass etwas erkennbar ist. Alles Seiende, insofern es ist, ist wahr. Auch die Güte ist eine Eigenschaft. Alles das ist, ist gut. Das hat nichts mit Moral zu tun. Es weist nur den Bezug auf das Wollbare hin. Man kann es anstreben. Außerdem ist alles das ist, über das Gefühl zugänglich. Diese Eigenschaften können nur in der Intensität variieren. Ein Seiendes kann mehr der Wahrheit zugänglich sein, als anderes. Oder man kann sich einem mehr zuwenden und es mehr wollen als ein anderes. Seinsstufen sind gerade diese Eigenschaften die alles Seiende in verschiedener Intensität haben. Diese unterschiedliche Intensität kann man auch durch die Erfahrung erkennen. Der Erfahrungsbezug in diesem Fall ist, dass man feststellt, dass das eine mehr oder weniger gut, wahr oder edel ist, als das andere. Wenn diese Eigenschaften Eigenschaften von Seiendem sind, dann müssen die Grade dieser Eigenschaften gleichzeitig die Grade des Seins sein. Sie partizipieren also mehr oder weniger am Seienden. Wenn es eine Hierarchie dieser Eigenschaften gibt, dann muss es auch eine Hierarchie des Seienden geben. Dadurch ergeben sich dann die Seinsstufen. (In der Ethik werden auch solche Seinsstufen angewandt. Man geht mit Menschen anders um als mit Pflanzen z.B.) Thomas fragt wie es sinnvoll denkbar ist, dass es diese Stufen gibt. Er sagt nicht, dass die einen Seinsstufen weniger wert sind als andere. Alles hat seine bestimmte Bedeutung und seinen Ort. Für die Wirklichkeit sind alle Intensitätsformen des Seins wichtig. Diese Stufung würde in die Ethik führen. Er greift hier wieder das Feuer auf. Wenn es verschiedene Grade gibt, dann muss ich auch denken können, dass es eine Höchstform gibt. DAS Sein schlecht hin also. Nach dem Bild des Feuers gibt es also Hitze (Höchstform) und verschiedene Wärmegrade (Seinsstufen). Man kann sich dieser Höchstform mehr oder weniger annähern. Im Bild des Feuers gesprochen ist ein höherer Grad also wärmer, näher an der Höchstform. Dieses Beispiel nimmt er aus dem zweiten Buch der Metaphysik von Aristoteles. Es gibt also auch etwas das höchst wahr (in Latein Superlativ), höchst edel und höchst gut ist. Wenn diese Eigenschaften Teile des Seins sind, dann muss die höchste Seinsstufe auch „höchst wahr“, „höchst edel“ und „höchst gut“ sein. In der Welt gibt es sehr viele Möglichkeiten. Wir können uns fragen, was wir am Meisten anstreben. Wir können das Höchste, die „Wahrheit schlecht hin“, „die Güte schlecht hin“, anstreben. Der letzte Punkt der Erkenntnis ist dann die Gotteserkenntnis. Wenn man diese Verknüpfung zwischen Wahr, Gut und Edel mit dem Seienden macht, dann muss wie gesagt das höchst Wahre höchst Gute und höchst Edle auch das höchst Seiende sein! Wenn das tiefer stehende am Höchsten partizipiert und dadurch gut, wahr und edel wird, ist das woran partizipiert wird der Grund für das Ganze. Das Höchste ist also der Grund für das andere Seiende. „Wie z.B. das Feuer nach Aristoteles also das „zuhöchst“ Warme die Ursache aller warmen Dinge ist.“ Das höchst Warme gibt von seiner Wärme Anteil, damit auch das nicht höchst Warme warm sein kann. Der warme Ofen gibt dem Zimmer Anteil an seiner Wärme und wenn man warme Zimmer hat, ist das ganze Haus warm. Wärme hat immer eine Quelle. Diese Quelle ist die Grundursache für die Wärme in allem Seienden. Für das wirkliche Sein gilt das auch. Es gibt dasjenige wovon das Sein überhaupt ausgeht. Wie es eine Wärmequelle gibt, gibt es auch eine Quelle dafür, dass überhaupt etwas existiert. Das woher Wirklichkeit überhaupt erst ausgeht. Was macht die Wirklichkeit aus?- Ihre Existenz. Wie man zur Wärmequelle zurückdenken muss, müssen wir auch hier zur Quelle des Seins, zur Seinsursache zurückdenken. → „und dieses nennen wir Gott“ Gott 41/52 wird als Ursache des Seins dargestellt. Die Ursache des Seins des Seienden. Oder auch die Ursache des Wirklichen. Thomas definiert Eigenschaften. Hierarchisiert diese Eigenschaften. Woher kommen diese Eigenschaften? Es muss eine Quelle geben. Aus dieser Quelle kommt die Ursache für die Eigenschaften. Es ist jedoch wiederum keine Kette. Die Quelle ist kein Bachabschnitt, auch nicht der Erste. Der Bach ist schon das, was aus der Quelle entsprungen ist. Die Quelle liegt als Grundursache unter den einzelnen Hierarchien der Eigenschaften und dem Seienden. 5.6 Via quinta: ex gubernatione rerum Über die Zielursächlichkeit /Ordnung der Dinge - Finalitätsbeweis Dieser Weg ist wiederum von der Grunderfahrung her gedacht. Thomas versucht, wie immer, bei der Erfahrung anzusetzen. Der Weg geht von der Weltordnung aus. Man kann sich selbst Ziele setzen, die man auch erreichen kann. Vorher muss man aber eine Absicht setzen, ansonsten kommt es nicht zu einer Zielsetzung. Die Frage ist, können das andere Lebewesen auch? Kann sich eine Kuh z.B. ein Ziel setzen?Wir Menschen unterstellen den Tieren und Pflanzen, dass sie es nicht können. Wenn wir eine Ordnung haben, dann muss man voraussetzen, dass jemand diese Ziele eingeordnet hat. Für eine Ordnung muss eine Absicht unterstellt werden. Thomas fragt sich: Wenn man in die Welt schaut, erkennt man eine Ordnung. Es gibt z.B. Nahrungsketten. Aber diejenigen Lebewesen und Dinge die nicht Menschen sind, die also keine Absichten hegen können, sind dennoch in einer Ordnung, „auf ein festes Ziel hin tätig“. Es gibt also eine Ordnung die nicht von dem Menschen, der Absichten hat, abhängt. Diese Ordnung ist unabhängig von erkennenden Subjekten (z.B. Menschen) in dieser Welt. Wenn diese Ordnung nicht von einem erkennenden Subjekt in dieser Welt gegeben ist, muss sie von außen gegeben sein. Es kommt also von außen, also von Gott. Es gibt offenbar so etwas wie einen Weltenlenker (Bezeichnung von Kant). Teleologie/ Finalität äußere Teleologie/Finalität innere Teleologie/Finalität (z.B. eine Rose die den Zweck in sich hat) Wir gehen von einer äußeren Teleologie aus. Man stellt erfahrungsgemäß die äußere Lenkung der Welt fest. Der Weltenlenker kümmert sich von außen um die Welt. Die Frage ist, ob Gott die Welt auch aufgebaut hat? Weltenlenker muss nicht unbedingt auch Weltenbaumeister bzw. Weltenschöpfer sein. Das muss man bei einer äußeren Teleologie auseinanderhalten. Die Instanz die von außen der Welt die Ordnung gibt, ist Gott. Wie der Schütze einem Pfeil die Richtung gibt, gibt Gott der Welt die richtige Ordnung. „Es muss also ein geistig-erkennendes Wesen geben, von dem alle Naturdinge auf ihr Ziel hingeordnet werden.“ Innere Teleologie/Finalität: Man schaut sich nicht die Welt als Ganzes an, sondern man schaut in jedes einzelne Seiende hinein. Die Naturdinge haben in sich den Zweck sich zu entfalten. Der Mensch hat den Zweck in sich, selbst sich zu dem zu entfalten was er/sie ist. Eine Haselnuss kann zu einem Haselnussstrauch werden. Jedes Seiende hat also einen Entfaltungszweck. Das Finalitätsprinzip wird oft als Lückenbüßer angesehen. Dieses Konzept wird erst in Anspruch genommen, wenn andere auch schon durchgedacht wurden. Teleologie ist auch als Seinsbewegung zu verstehen. Und zwar diese Art von Bewegung welche die Entfaltung bezeichnet. Es wirken einzelne Gründe zusammen, damit ein Seiendes entstehen und sich dann auch entfalten kann. Es ist keine Finalität, die von außen in die Welt gesetzt wird, sondern eine Finalität, die aus dem Seienden selbst heraus kommt. Der Mensch kann sich in seiner Entwicklung selbst bestärken, oder sich hemmen. Der Mensch hat aber auch in sich die Bestimmung überhaupt Mensch zu werden und sich als solcher zu entfalten. Der Mensch soll zu seiner eigenen Bestimmung kommen. Diese Bestimmung können wir fördern oder hindern, aber, dass wir überhaupt eine Bestimmung haben, das haben wir uns nicht selbst gegeben. Wir mussten trotzdem von wo anders her ins Sein gebracht werden. Wir haben die Bestimmung Mensch gegeben. Man 42/52 kann als Mensch etwas tun, es gibt aber auch einen Ausgangspunkt den er nicht „verwalten“ kann. Der Mensch hat Zwecke in sich und kann sich auch Zwecke geben. Außerdem gibt es innere und äußere Teleologie. Es wird vieles zwischen finis operis (Zweck von außen) und finis operantis (der etwas tut) unterschieden. (Wurde auch in der Sakramententheologie verwendet. Dass die Wandlung vollzogen wird, liegt nicht allein an den Worten und Handlungen des Zelebranten.) Nicht nur durch einen Zweck der von außen kommt, sondern auch durch einen Zweck der schon in etwas liegt. Die Rose achtet nicht auf sich selbst, oder darauf für wen oder warum sie blüht. Sie blüht einfach, weil es in ihr grundgelegt ist. Nicht dafür, dass der Gärtner mit ihr ein Geschäft machen kann. Die Rose hat es in sich hinein gelegt Rose zu sein und sich zu entfalten, also zu blühen. Sie ist ohne Warum ohne äußeren Zweck. Den eigenen Zweck, des Blühens hat sich aber doch in sich! Wenn man aus der Perspektive der Rose denkt, hat sie keinen Zweck. Sie ist also zwecklos. Sie blüht, damit sie blüht. Sie hat den Zweck in sich → Innere Teleologie. Woher hat sie jetzt aber diese innere Teleologie, wenn sie sich diese nicht selbst geben kann. Es muss also von außen in sie hineingelegt werden. Das wiederum tut Gott. Wenn wir die äußere Teleologie ausblenden erkennen wir also, dass es auch eine innere Teleologie, einen inneren Zweck im Seienden gibt. Wo kommt dieser Zweck jedoch her? Äußere Teleologie: Gott gibt der Welt von außen einen Zweck. Obwohl hier die Frage nach der Schöpfung problematisch ist. Man lässt das Äußere weg. Es geht um den inneren Zweck. Der Mensch ist in dem Sinn auch ein vernunftloses Wesen, da er Bereiche in seiner Vernunft findet, die nicht rein seiner Vernunft unterstellt sind. Es muss ein geistig-erkennendes Wesen geben, von dem alle Naturdinge auf ihr (inneres) Ziel hingeordnet werden. Infrage gestellt wird dieser Weg durch die Evolutionstheorie. 14.Einheit 14.1.2012 Wiederholung: Der Gedanke der Kontingenz und der Abstufung wird im Bsp. des Feuers dargestellt. Jede Eigenschaft hat Zugänglichkeit zum Seienden. Das Gute, das Wollen, die Einheit und das Wahrheit schlecht hin ist dann Gott. Wenn es einzelnes Gutes gibt, muss es an der Güte schlecht hin (also Gott) Anteil haben. So auch bei den anderen Eigenschaften. Finalitätsbeweis: Zwei Interpretationswege. Einmal über die innere und einmal über die äußere Finalität. Die äußere Finalität geht davon aus, dass man in der Welt eine Ordnung erkennen und erklären kann. In der Natur gibt es auch Ordnungen hinter denen keine Vernunft erkennbar ist. Bei der inneren Finalität wird ein Seiendes angesehen und das was in ihm grundgelegt ist. Man achtet nicht auf die Zweckstruktur von außen, sondern auf das, was in jedem Seienden angelegt ist. Die Evolutionstheorie hat die Voraussetzung, dass man aus den Kausalitätsformen (4 von Aristoteles) Strukturen mit den Mitteln der Wirkursächlichkeit erklären kann. Mutation und Selektion ergeben (in ganz langen Zeiträumen) die Struktur in der wir heute leben. Gewisse Lebewesen werden aussortiert. Diese Strukturen ersetzen die Finalität. Gibt es so etwas wie intelligentes Design? Kann man der Natur durch eine Intelligenz eine Struktur verleihen? Sobald man Finalität in der Natur nicht anerkennt, fällt dieser Beweis von Thomas flach. 5.7 Grundzug der quinque viae des Thomas von Aquin Die Naturwissenschaft schließt die Wege von Thomas von vorne herein aus. Deshalb ist es wichtig die Wege ontologisch zu sehen! Thomas hat noch ein ganz anderes Verständnis von Kausalität und Bewegung etc. als wir heute. Er geht davon aus, dass Gott überhaupt erst das Sein gibt (dare esse). Gott gibt das Sein und alle anderen Eigenschaften. Das zieht nach sich, dass das Seiende an Gott partizipiert. Es hat Teil an Gott. Wenn die ganze Wirklichkeit am Ursprung des Seins selbst teilhat, dann repräsentiert es auch den Ursprung. Damit kommt der zweite Begriff, der der Repräsentation hinzu. Wenn man ein metaphysisches Konzept so ansetzt, kann es überhaupt erst zum Gottesbeweis kommen. Das Einzelne partizipiert und repräsentiert das Einzelne. In der Höchstform (theologisch gesagt) ist der Mensch Repräsentant Gottes, 43/52 da er sein Ebenbild ist. Das einzelne Seiende kann in seiner Eigenschaft erfahren werden. Wenn diese Eigenschaft metaphysisch reinterpretiert wird, kann das zum Ausgang werden auf Gott rückzufragen. Die Grundbegriffe der fünf Wege (einer solchen Konstellation) sind also Partizipation und Repräsentation. Wenn die Fünf Wege Sinn ergeben sollen, wenn ich sie begehen möchte, muss ich diese Grundbegriffe voraussetzen. Das Seiende partizipiert am Seien Gottes. 6. Infragestellung der Gottesbeweise beziehungsweise einer philosophischen Theologie von Seiten der Philosophie Kant gilt als der große Zertrümmerer der Gottesbeweise. Den Kontingenzbeweis führt er auf den ontologischen Gottesbeweis zurück, den er ja auch schon kritisiert und wiederlegt hat. Den fünften Weg (Finalitätsbeweis) führt er wiederum auf den dritten Weg und somit auch auf den ontologischen Gottesbeweis zurück. Mit dieser Zurückführung ist seine Kritik vollendet. 6.1 Begriffsklärung: Theismus, Deismus Agnostizismus, Atheismus Gott muss sich aus theologischer Sicht selbst offenbaren, damit man etwas über ihn sagen kann, deshalb ist die philosophische Gotteslehre aus theologischer Sicht kritisch zu sehen. Wie kann aber Offenbarung überhaupt beim Menschen ankommen? Da braucht man wohl wieder die Vernunft. Die Beweiskraft eines Gottesbeweises sehe ich nicht, ich kann aber deswegen trotzdem ein gläubiger Mensch sein. Der Gottesbeweis kann ein schöner Gedanke sein, er muss aber nicht durchschlagen. Er ist eben kein Beweis im herkömmlichen Sinn. Man kann danach noch immer skeptisch sein. Offen bleibt immer noch, ob ich gläubig bin oder nicht. Der dritte Typ schaut sich die Durchschlagskraft der Gottesbeweise an und danach gibt es eine Abstufung wo man sich die Akzeptanz der Gottesbeweise anschauen kann. Deismus: Man kann z.B. davon ausgehen, dass es Gott gibt, dass er aber keine Kraft hat in der Welt etwas zu verändern. In den Verlauf der Welt greift Gott nicht ein. Aus dieser Perspektive läuft die Welt irgendwann ab. Gott kann gar nicht eingreifen. Diese Position kommt auch oft im Bezug auf die Theodizee Frage auf. Von dieser Position ausgehend kann man Gott auch als Uhrmacher ansehen, der die Uhr einmal aufgezogen hat und jetzt läuft sie ab. Diese Position ist in der Aufklärung sehr verbreitet. Wunder widersprechen der Vernunft. Agnostizismus: Man kann Gott nicht erkennen. Strikt genommen, kann man nicht sagen, ob es ihn gibt oder nicht. Man weiß es einfach nicht. Die meisten Agnostiker gehen davon aus, dass es ihn eher nicht gibt, aber man weiß es nicht! Erkenntnistheoretisch ist die Frage nach Gott vollkommen offen. Man kann aus der Vernunft heraus nichts über Gott aussagen. Atheismus: Ist so gesehen die härteste Position. Der Atheismus behauptet zu wissen, dass es Gott nicht gibt. Es gibt keinen Gott der geschichtsträchtig ist. Im Unterscheid dazu steht der Theismus der aussagt, dass es Gott gibt und dass er durchaus geschichtsmächtig ist. Christlich gesehen ist die Menschwerdung Christi eine der geschichtsträchtigsten und –mächtigsten Taten überhaupt. Atheistische Positionen: negativ theoretisch 44/52 indifferent dogmatisch positiv kategorisch Atheismus postulatorisch skeptisch praktisch skeptisch agnostisch Grundsätzlich kann man einen theoretischen und einen praktischen Atheismus unterscheiden. Wenn man völlig atheistisch sozialisiert ist, kann man sich auch als negativ theoretischer Atheist bezeichnen. Im theoretischen Atheismus hat man wirklich keinen Plan, nicht einmal ein Grundverständnis von kirchlichen Festen, oder sonstigen theologischen Inhalten. Außerdem gibt es auch den indifferenten theoretischen Atheismus, wo es einen nicht interessiert. Beim positiv theoretischen Atheismus versucht man jedoch Argumente zu finden, dass der Atheismus der richtige Weg ist! Der positive Atheismus kann sich wiederum in dogmatischen und kategorischen Atheismus aufspalten. Eine Form die heute auch sehr weit verbreitet ist, ist der postulatorisch positiv theoretische Atheismus. Ein Postulat sagt immer mindestens einen wahren Satz aus. Man folgert einen weiteren Satz (ein Postulat) diesen Satz kann ich empirisch nicht einlösen, sondern nur postulieren. Bsp: Ich kann sagen, der Mensch ist frei. Das erlebe ich jeden Tag. Wenn ich dann sage auch Gott ist frei, passt das nicht zusammen, weil dann mein erster wahrer Satz falsch wäre. Also kann es Gott (zumindest frei) nicht geben. Kant redet so über Gott. Wenn der kategorische Imperativ gilt, dann muss man eig. auch Gott postulieren. Hier sind wir aber beim Postulat der Nicht-Existenz Gottes. Man kann Gott die Eigenschaft zuschreiben frei zu sein. Zugleich behauptet man, dass der Mensch auch frei ist. Wenn Gott und der Mensch frei sind, dann widerspricht sich das. Wenn der Mensch wirklich frei ist, hat Gott ihm nichts zu sagen. Ob Gott frei ist oder nicht, das können wir empirisch nicht nachweisen. Aus eigener Erfahrung wissen wir aber, dass der Mensch frei ist. In den unterschiedlichen Formen geht der Atheismus in den Agnostizismus über. Woher kommt eigentlich der Atheismus? GS 19 (lesen!): Der Atheismus ist eigentlich ein Phänomen, das in erster Linie im christlichen Kontext aufgetreten ist. Durch die Aufklärung in der westlichen Welt sind atheistische Grundgedanken gesellschaftsfähig geworden. Nicht nur aber auch ist Atheismus eine kritische Reaktion auf das Versäumnis der Gläubigen selbst. Das II. Vatikanum vertritt also die Position, dass der Atheismus eine Folgeerscheinung des Christentums unserer Zeit ist. 6.2 Immanuel Kant Kants Kritik der Gottesbeweise Kritik des kosmologischen Gottesbeweises 1a 1b Erfahrung Evidenz/Unbedingtes 2 Notwendiges absolute Realität Kritik am dritten Weg (Kontingenzbeweis) von Thomas. Die ersten drei Wege haben eine ähnliche Grundstruktur. Die Kritik am dritten lässt sich auch auf die beiden anderen zurückführen. Der Beweis kann nach Kant in mehrere logische Schritte unterteilt werden. Positiv gelten lässt Kant, dass sich Thomas auf die Erfahrung bezieht. Die Bewegung, die Wirkursächlichkeit die Kontingenz und die Seinsursächlichkeit. Der Gottesbeweis endet darin, dass man sagt, Gott ist notwendiger Wiese das aller Realste überhaupt. Wir enden also bei der absoluten Realität. Zwischen drinnen gibt es laut Kant eine Zwischenetappe. Wenn man von der Erfahrung der Endlichkeit der Seienden ausgeht, dann schließt man 45/52 zu Beginn auf ein notwendiges Wesen. Es gibt endlich Seiendes, deshalb muss es auch notwendig Seiendes geben. (Endliches ist nicht notwendig, aber möglich. Notwendiges ist unvergänglich/ewig.) Das Notwendige auf das ich schließe ist das, das auch real ist. Eine bloß theoretische Notwendigkeit bringt nichts. Man schließt von der Erfahrung auf einen Begriff und dann von einem Begriff auf einen weiteren Begriff. Der ontologische Gottesbeweis ist ein Beweis der von einem Begriff auf einen weiteren Begriff schließt. Da der Ausgangspunkt ein begrifflicher ist, kann man nie zur Realität kommen. Der erste Schritt des kosmologischen Gottesbeweises geht von der Erfahrung aus. Im zweiten Schritt geht man aber von Begriff zu Begriff, wie beim ontologischen Gottesbeweis. Der kosmologische Gottesbeweis wird im zweiten Schritt auf den ontologischen Gottesbeweis reduziert. Damit wäre die Sache für Kant eigentlich erledigt. Es gibt aber noch eine Draufgabe: Der ganze Beweis läuft in zwei groben Schritten. Der erste Schritt ist eigentlich ein Doppelschritt. Wenn man von Ketten ausgeht, kann man nicht immer von einem Bedingten auf ein anderes Bedingtes schließen, man muss von einem ersten Unbedingten ausgehen. Der Schritt 1b ist jedoch schon wieder ein Schritt von einem Begriff zu einem weiteren Begriff. Der Schritt vom Unbedingten zum Notwendigen kann nicht aus der Erfahrung kommen. Thomas hat hier keinen Erfahrungsbezug mehr. Das Unbedingte müsste auch aus der Erfahrung sein. Erfahrung ist jedoch sinnlich und das ist hier nicht der Fall. Man weiß nie, ob dieses Wesen existiert. Gott ist keine empirisch erfahrbare Größe. Deshalb ist nach Schritt 1a eigentlich schon Schluss. Alles was danach kommt ist eigentlich schon keine Erfahrung mehr. Der Kontingenzbeweis ist also auf den ontologischen Gottesbeweis zurückgeführt, der wiederum nicht haltbar ist. Jeder Weg zu Gott hat irgendeine Voraussetzung. Kant kann man vorwerfen, dass jede Kritik selbst wieder bedingt ist. Man kann Kant fragen, was er für einen Erfahrungsbegriff hat. Ist eine interpersonale Erfahrung nur das, was man sehen kann? Wenn ich die Liebe eines Menschen zu mir erfahre, ist da empirisch? Die Anleihe die Kant bei Hume nimmt ist, dass er Erfahrung nur durch Empirie annimmt. 15. Einheit (>Aufnahme vorhanden) 21.1.2013 Wiederholung: Grundzug der Fünf Wege des Thomas von Aquin. Wir sind nicht nur von Kausalketten, sondern von einer grundlegenden Ebene ausgegangen. Ontologisch gedacht! Das setzt voraus, dass man folgende Grundgedanken akzeptiert: Die Teilhabe (Partizipation am Sein Gottes) und die Repräsentanz (des Sein Gottes)- sonst könnte ich von einer Spur in dieser Welt nicht auf Gott zurückschließen. Was nicht berührt ist, ist die Selbstoffenbarung Gottes. Kants Kritik zu den Gottesbeweisen von Thomas von Aquin: Kants Kritik ist allgemein auf die Kritik am ontologischen Gottesbeweis zurückzuführen. Die Strategie ist jene, zu zeigen, dass der ontologische Gottesbeweis nicht haltbar ist. Der kosmologische Gottesbeweis inkludiert auch einen ontologischen Gottesbeweis. Der Finalitätsbeweis hat auch immer einen kosmologischen Teil, somit also auch einen ontologischen, damit ist keiner der Beweise haltbar. Gott kann sich eigentlich nur offenbaren. Der Mensch schafft sich, wenn er versucht mit der Vernunft Gott zu erkennen, sein Gottesbild selbst. Beweiskraft allein kann diese Gottesbeweise nicht zu Ende denken. Die Existenz Gottes kann nicht bewiesen werden. -> Es gibt verschiedene Positionen: Deismus (Uhrmachergott), Agnostizismus (Erkennbarkeit Gottes ist nicht gegeben), Atheismus (Leugnung der Existenz Gottes) und Theismus (Gott existiert und er ist geschichtsmächtig z.B. Menschwerdung). Es gibt praktischen Atheismus und theoretischen Atheismus. Postulatorischer Atheismus: Ein Satz der nicht als wahr eingesehen werden kann, der aber aus anderen folgert und dadurch als wahr gilt. Klassisches Bsp. ist die Frage nach der Freiheit. Gott ist frei und der Mensch ist frei, dann kann eines davon nicht stimmen. Es würden sonst zwei Freiheiten gegeneinander gestellt werden. Wenn man sich selbst frei fühlt, muss man daraus postulieren, dass es Gott nicht gibt. Kants Kritik: Der kosmologische Gottesbeweis (dritte Weg) geht, was Kant gutheißt, von der Erfahrung aus. Wenn man vom kontingenten Wesen auf ein notwendiges Wesen schließt, kann man dann auf die Realität dieses notwendigen Wesens weiterschließen. Der erste Schritt ist einer der tatsächlich von der 46/52 Erfahrung ausgeht. Der zweite Schritt ist einer der von der Notwendigkeit (reiner Begriff) auf die Realität (auch Begriff) schließt. Dieser Schritt ist eigentlich ein versteckter ontologischer Gottesbeweis, der also nicht gültig ist. Wenn man das weiterführt, kann man den ersten Schritt eigentlich noch einmal in zwei Teile aufgliedern: 1a von der Kontingenz auf die Evidenz 1b von der Evidenz auf die Notwendigkeit. Eigentlich, so Kant, ist auch der Schritt 1b auch ein Schritt der von Begriff auf Begriff schließt, also ein ontologischer Beweis, der nicht auf die Erfahrung bezogen ist und somit abgelehnt werden muss. Kritik des physiko-theologischen Gottesbeweises (Finalitätsbeweis) Ist nach Kant eigentlich der beste Beweis von Thomas. Eigentlich sind es vier Gedankenschritte: Thomas stellt die Behauptung auf, dass die ganze Welt in einer bestimmten Absicht geordnet ist. Diese Ordnung muss immer auf jemanden zurückgeführt werden, der den Ganzen einen Zweck geben kann. Hinter einer Ordnung muss nun immer ein gewisser Verstand stehen. Der Mensch hat also die Möglichkeit eine gewisse Ordnung in die Welt zu bringen. Es gibt aber auch dort Ordnung, wo der Mensch sie nicht geschaffen hat. In der Natur z.B. Es muss auch für diese Strukturen, die nicht dem Verstand der Menschen unterstellt sind, ein vernünftiges Prinzip geben, welches die Ordnung in diese Bereiche gebracht hat. Es muss also eine Intelligenz angedacht werden, die als Ursache für die Welt angesetzt wird. Der vierte Schritt ist jener, dass Kant über Thomas behauptet, dass er von so einer Intelligenz ausgeht. Diese Einheit wird aus der Voraussetzung erschlossen, dass die Weltordnung eine Einheit ist. Die Intelligenz wird als einzige Intelligenz angesetzt aus der die Ordnung der Welt kommen kann. Kant sagt, dass sich dieser Beweis nicht aufrechterhalten wird. Er hat in seiner Kritik zwei Linien: Von Thomas wird unterstellt, dass die Ordnung von einer ordnenden Intelligenz kommt. Diese Intelligenz hat nichts Vorliegendes geordnet, sondern hat die Welt überhaupt ins Dasein gebracht. Das ist die Unterscheidung zwischen Weltschöpfer und Weltbaumeister. Der Weltbaumeister findet das Material der Welt schon vor und baut daraus die Welt. Im fünften Weg von Thomas könnte man höchstens einen Weltbaumeister erahnen. Er lässt aber nicht den Rückschluss auf den Weltschöpfer überhaupt zu. Es könnte einen Schöpfer geben, der Material herstellt und einen Ordner, der dieses Material dann anordnet. (Die Idee des Weltenordners kommt schon in der Antike vor. Der Demiurg ist derjenige der der Welt die Form gibt.) Die Welt ist auf eine gewisse Weise geordnet deshalb schließe ich auf eine Ordnungsinstanz zurück. Umso komplexer die Ordnung ist, umso komplexer muss auch der Weltenordner sein. Zweiter Argumentationsgang von Kant: Woher möchte Thomas wissen, dass die Welt eine Einheit ist? Man muss eine Totalitätsaussage treffen, damit der Beweis so stimmt. Man könnte aber auch auf mehrere Systeme, also mehrerer Ordnungen, also mehrere Götter zurückschließen. Die Einheit der Welt müsste man empirische zuerst einmal feststellen können. Der Einheitsbegriff der Welt kann empirisch nicht erschlossen werden. Also fehlt ein wichtiger Beweis für die Einheit. Die Finalität der Welt kann nicht festgestellt werden. Deshalb kann man aus dieser Theorie auch nicht auf den Weltenbaumeister zurückschließen. Man kann Erfahrungsmäßig nicht einholen, was man brauchen würde. Man bräuchte bessere und mehr Empirie. Man kann nicht Empirie voraussetzen und sie dann nicht klar aufzeigen. Kant, der für sich von der Richtigkeit seiner Kritikpunkte ausgeht, sagt, wenn er auf einen Gott als oberste Ordnungsintelligenz zurückschließt, braucht er Erfahrung. Damit dieser Gottesbeweis funktioniert, muss ich also auf den kosmologischen Gottesbeweis zurückgehen, da ich eine Erfahrung brauche. Dieser kosmologische Gottesbeweis ist aber, wie bereits dargestellt, nicht haltbar, da er auch auf den ontologischen Beweis zurückgeführt ist, der genausowenig haltbar ist. 47/52 Die empirische Erfahrung die über die Sinnesorgane läuft, ist immer auf die Kausalketten (auf ontologische Ebene) eingeschränkt. Gott müsste also das erste Glied der Kette sein, er dürfte nicht der Grund der Kette überhaupt sein. Denn sonst müsste Gott eine Kausalitätsstruktur annehmen, die nicht mehr rein empirisch ist. Wenn er also nicht wahrnehmbarer Grund aller Wirklichkeit sein soll, kann das nicht auf die empirische, also sinnliche Erfahrung zurückgeführt werden. Man kann nicht einfach von der ontischen Ebene auf die ontologische wechseln. Man muss mit der Erfahrung auf einer Ebene bleiben. Kant würde sagen, dass eine Kausalität die über die Ebene geht, nicht aufrechterhalten werden kann. Der fünfte Weg von Thomas kann nicht nur ontisch sondern auch ontologisch gesehen werden. -> Aufgrund von innerer Kausalität (Rose blüht, weil es in ihr grundgelegt ist). Die Seinsgründe, sind nicht empirisch. Man muss sich grundsätzlich entscheiden, ob man solche ontologischen Seinsgründe zulässt oder nicht. Das ist eigentlich eine Voraussetzung der Kritik von Kant. Was bleibt nach Kant von Gott? Gott als regulative Idee Gott kann nicht Gegenstand der Erfahrung sein. Er kann nicht sinnesgegenständlich erfasst werden. Aus diesem Grund kann Gott nicht durch das Unternehmen eines Gottesbeweises verstanden werden, wenn man versucht diesen Beweis aufgrund der Erfahrung zu führen. Wir haben natürliche Vernunftformen, die auf die Erfahrung bezogen bleiben. Dem gegenüber steht die spekulative, von der Erfahrung losgelöste Vernunft. Es ist jedoch besser bei der Erfahrung zu bleiben, da diese gegenüber der Spekulation viel sicherer ist. Das Ergebnis aus Kants Kritik ist, dass Gott nur Gegenstand der spekulativen Vernunft sein kann. Eine spekulative Vernunft, ist eine Vernunft der Metaphysik die nicht erfahrungsbezogen ist. Eine philosophische Gotteslehre baut nicht auf Erfahrung, sondern auf Spekulation auf, deshalb ist es keine wissenschaftliche Disziplin. Wissenschaft muss auf das Fundament der Erfahrung aufbauen. Die spekulative Vernunft in Bezug auf die Frage nach Gott ist vollkommen fruchtlos, somit null und nichtig. Die natürliche Vernunft kann auch nicht zu einer Theologie führen, da diese Vernunft Gott nicht erfahren kann. (Nur eines ist nicht hinfällig. Wenn ich die Vernunft moralisch gebrauche (spekulativ und natürlich) dann kann man dort doch sinnvoll über Gott sprechen. ) Kant sagt, dass Gott (Gottesbegriff) aber für unser Denken, auch für die natürliche Vernunft, eine enorme Bedeutung hat. Gott ist ein (bloßes aber)fehlerfreies Ideal, der unseren Weltaufbau (in der Wissenschaft) klärt. Dieses fehlerfreie Ideal brauchen wir in unserem Weltverständnis insofern, dass für uns dann klar ist, dass die Welt eine Einheit ist. Sonst könnte man nie davon ausgehen, dass z.B. physikalische Gesetze überall gelten. Man kann es nicht beweisen, aber man muss so eine Einheit unterstellen. Diese Einheit die der Gottesbegriff einbringt, ist eine Rahmenbedingung und Voraussetzung für die natürliche Vernunft. Es ist kein Faktum, sondern ein Ideal. Man kann Gott nicht beweisen, kann aber auch nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt. Ein solches Ideal (Gott) hat die Funktion eines Regulativs. -> Die Einheit reguliert. Es ist nichts beweisbar, aber es ist eine wichtige regulative Idee. Alle Verbindungen der Welt so anzusehen, als ob die Welt aus einer notwendigen Ursache (also Gott) hervorgehen würde. Also die Gesetze auf eine notwendige Einheit zu gründen. Der Gottesbegriff wird zur Leitidee der naturwissenschaftlichen Forschung, verliert aber seine Bedeutung für die Philosophie. Wenn die Theologie nicht Offenbarungstheologie werden soll (was sie aber ist), sondern in der Vernunft bleiben soll, hat sie ihren Ort in der Spekulation. Sollte es noch einmal gelingen solche Gottesbeweise zu führen, wäre viel gewonnen, aber es ist nicht möglich. Der Weg zu Gott, den es gibt, führt für Kant über die Moral. Die Weltformel (Physik) setzt auch die Einheit der Welt voraus. Kant sagt aber diese Einheit ist eine Größe der spekulativen Vernunft, die nicht empirisch beweisbar ist. Man kann nur einen einheitlichen Wahrheitsbegriff und Gott anerkennen. Eines weglassen geht nicht. 48/52 Kants moralphilosophischer Gottesbeweis Kant unterscheidet die Vernunft grundsätzlich in die theoretische und die praktische Vernunft. Zwei seiner Hauptwerte waren die Kritik der reinen Vernunft und die Kritik der praktischen Vernunft. In der praktischen Vernunft, lässt sich Gott denken, er lässt sich postulieren (aber nicht beweisen). Die Formel ist: Bei Kant ist Gott ein Postulat der praktischen Vernunft. Ausgangspunkt ist für Kant folgende Grunderfahrung: (auf seinem Grabstein steht, dass für Kant das Erstaunenswerteste der gestirnter Himmel über ihm und das moralische Gesetz in ihm war.) Moral kann ich nicht durch Erfahrung gewinnen, sie ist a priori da. Ein Gesetz ist ein Imperativ. Gesetze haben Sollenscharakter. In der moralischen Vernunft geht es um konkrete Gesetze. In der theoretischen Vernunft geht es um Beschreibungen. Meine Handlungen stehen unter einem Anspruch der Unbedingtheit. Man könnte sie bedingen, das ist aber nicht die erste und zentrale Handlungsmaxime. Er unterscheidet zwei Formen von Imperativen: den hypothetischen Imperativ: Wenn du dieses oder jenes erreichen möchtest, dann tu folgendes… Der kategorische Imperativ: Ist unabhängig von Bedingungen und von Erfahrungen. Kategorischer Imperativ: Man soll so handeln, dass der Leitfaden meiner Handlung (Maxime), gleichzeitig allgemeingültig sein könnte. Der Ausgangspunkt für Kant ist das moralische Gesetz in mir, der kategorische Imperativ, das unumstößlich gilt. Das kann ich nicht einfach erfinden. Es ist den Menschen zugänglich, es ist dazu aber keine sinnliche Erfahrung notwendig. Wenn ich von einem Gesetz, das nicht empirisch, aber notwendig ist, Gott ableiten könnte, habe ich einen Gottesbegriff jenseits der Erfahrung, aber ich hätte einen Gottesbegriff. Es wäre eine Notwendigkeit vor der Erfahrung. Man kann von dieser Notwendigkeit ausgehen und auf Gott hin dehnen und man ist somit nicht mehr von der Erfahrung abhängig. Man hat jenseits der Empirie eine Notwendigkeit Gott zu begreifen. Wenn der Mensch nach dem kategorischen Imperativ handelt, ist das moralisch korrekt. Das muss aber auch irgendwie einen Sinn haben. Wenn es mir besser geht, wenn ich nicht korrekt handle, würden das ja alle tun. Faktisch geht es den Gaunern besser. Das ist jedoch nicht gerecht. Man braucht einen Ausgleich. Man muss also eine Unsterblichkeit der Seele postulieren. 16. Einheit (>Aufnahme) 28. 1.2013 Wiederholung: Kritik von Kant an den Gottesbeweisen. Der Finalitätsbeweis bzw. teleologische Gottesbeweis. Es werden zwei Voraussetzungen gemacht, die Kant nicht gelten lassen kann. Es gibt Finalität die durch den Menschen in die Welt gebracht und die durch den Menschen erklärbar ist. Für die Naturfinalität, für die der Mensch nicht verantwortlich ist, kann man keine Erklärung finden. Kant möchte gerne unterscheiden zwischen dem Weltbaumeister (darauf kann man schließen) und dem Weltschöpfer (darauf kann man nicht schließen). Die Finalitätsstruktur sagt nicht aus, dass das was geordnet ist, auch von dem geschaffen worden ist, der auch der Schöpfer ist. Der zweite Kritikpunkt: Teleologisch entspringt die Welt aus einem Grund. Man müsste die Einheit der finalen Struktur der Welt kennen. Der Mensch kann die Einheit der Finalitätsstruktur erfassen. Man muss nicht auf einen Grund der Wirklichkeit zurückschließen, vielleicht gibt es mehrere Gründe. Innerhalb der theoretischen Vernunft kann es keine Gotteserfahrung geben. Das Gegenstandsbekenntnis ist auf die Sinneserfahrung bezogen. Es gibt keine Gotteserfahrung und dadurch auch keine Gotteserkenntnis. Die Idee von Gott bleibt übrig. Ich kann also höchstens durch Spekulation zu Gott kommen. Das ist aber unsicher, da es nicht erfahrungsbezogen ist. So wird Gott innerhalb der theoretischen Vernunft zu einem Ideal. Das Ideal der Einheit der Wirklichkeit, ist die Grundvoraussetzung die wir in der theoretischen Vernunft (naturwissenschaftliche Erkenntnis) voraussetzen. Wir können es nicht beweisen, wir tun aber so als ob. 49/52 Gott ist also eine regulative Idee. Weil sie als Grenzbegriff den Gottesbegriff annimmt. Kant startet auch einen eigenen Versuch über Gott nachzudenken. Was kann man nach Kant über Gott aussagen: er ist nur innerhalb der praktischen Vernunft (Imperative, Vorschriften) erkennbar, nicht in der theoretischen Vernunft. Kant geht davon aus, dass der Mensch in sich ein moralisches Sittengesetz vorfindet. Kategorischer Imperativ -> Die Grundlage meines Handelns kann nicht nur bloß subjektiv sein, es muss als Grundlage für ein allgemeines Gesetz gelten können. Diese Grundlage meines Handelns (den kategorischen Imperativ) finde ich a priori in mir vor. Das ist keine Größe, die ich durch Erfahrung gewinnen kann. (In der theoretischen Vernunft gibt es auch a posteriori-> nach der Erfahrung.) Der Schluss auf Gott ist nie (auch in der praktischen Vernunft) ein Beweis, aber ein Postulat. Ein Postulat ist etwas, das man nicht beweisen kann, das aber aus Sätzen hervorgeht, die schon als richtig gelten. Wenn der Satz des Postulats nicht gilt, dürfen auch die Sätze nicht gelten, die als Voraussetzung dienten. Das Postulat kann man sich über zwei Zugangswege anschauen. Erstens über den Begriff der Glückseligkeit. Kant unterscheidet zwischen Glückseligkeit und Glückswürdig. Glückwürdig sind viele, die aber faktisch trotzdem nicht glücklich sind. Alle, die ein gutes Leben führen, also den kategorischen Imperativ folgen, sind glückswürdig, viele sind aber nicht glückselig. Die moralisch intakt handeln, sind oft nicht glücklich und viele die unmoralisch handeln sind glücklich. Das ist nicht gerade gerecht. Es muss einen Ausgleich geben zwischen dem moralischen und guten Handeln und dem Glück. Was hätte es sonst für einen Sinn, dass man moralisch handelt? Diese Verknüpfung zwischen sittlichem Handeln und Glück nennt Kant das höchste Gut. In uns steckt mit dem kategorischen Imperativ verbunden die Aufforderung, dass mit dem kategorischen Imperativ, das höchste Gut verwirklicht wird. Sonst ist der kategorische Imperativ in sich unpassend. Der Anspruch gut zu handeln ist verknüpft mit dem Anspruch nach Glück. Es ist a priori notwendig, dass wir moralisch handeln und gleichzeitig dadurch unser Glück realisieren. Beides ist voneinander abhängig. Im realen Leben ist es leider oft nicht so. Oft kann das größte Glück nicht realisiert werden, obwohl man moralisch handelt. Faktisch ist also oft eine Differenz gegeben. Hebt sich damit die Moralität selbst auf? Wenn das moralische Handeln trotzdem nicht sinnlos sein soll, muss irgendwo eine Instanz sein, die wiederum die Einheit zwischen Sittlichkeit und Glückseligkeit garantiert. Damit auch jene glücklich werden, die glückswürdig sind. „Also wird auch das Dasein, dieses Zusammenhangs, der genauen Übereinstimmung der Sittlichkeit mit der Glückseligkeit postuliert.“ Beweis ist es keiner, aber ein Postulat. Wenn es dieses moralische Postulat nicht gibt, was gilt es dann überhaupt noch? Dann schwankt die Welt in ihrem Grund. Wir wissen prinzipiell um Regeln bescheid. Das muss man uns nicht anerziehen. Es wird postuliert, dass es eine Einheit zwischen dem Urheber aller Naturgesetze und dem Schöpfer aller Dinge gibt. Es muss einen moralischen Weltenurheber geben. Jemand der das höchste Gut, als oberstes Prinzip, die Moralität eingeführt hat. In Verknüpfung mit den anderen Postulaten der Freiheit: Wenn ich nicht frei bin, fällt das alles weg. Die Grundüberzeugung von Kant ist jedoch, dass es eine Grundmoralität gibt. Gott schafft den Ausgleich zwischen Moral und Glück. Das zweite das Kant postuliert wenn es die moralische Grundlage gibt, ist die Freiheit. Moralität setzt Freiheit voraus. Wenn ich nicht frei handle, kann ich auch nicht glückswürdig sein. Freiheit kann man auch nur postulieren und nie wirklich beweisen. Das eine ist das Naturgesetzt und das andere ist das Gesetz aus Freiheit, was der kategorische Imperativ ist. Die Freiheit ist nicht ohne Ansprüche. Alles das keinen Preis mehr hat, hat eine Würde. Bei der Würde endet die Preiskategorie. Die Freiheit liegt in der Würde der Menschen. Das wiederum bedeutet, dass sie nicht für andere Menschen Mittel für einen Zweck sind. Jeder Mensch hat einen Selbstzweck. Man sollte also immer so handeln, dass man auch immer den Selbstzweck der anderen Menschen mit bedenkt. Im „Reich der Zwecke“ ist der kategorische Imperativ das Gesetz. Wir setzen für den anderen den kategorischen Imperativ voraus, und die anderen setzen ihn für uns voraus. Wir sind füreinander gesetzgebend. Wir sind gesetzgebend und ordnen uns auch dem 50/52 Gesetz unter. Wir haben den kategorischen Imperativ ja nicht selbst erfunden, deshalb müssen wir davon ausgehen, dass er woanders her kommt. Das Oberhaupt im „Reich der Zwecke“ ist das was den kategorischen Imperativ überhaupt erst den Zweck gegeben hat. Gott möchte, dass der kategorische Imperativ gilt, das ist sein Wille. Bei uns Menschen gibt es immer wieder die Gefahr, dass wir nicht nach dem kategorischen Imperativ leben (z.B. wenn wir ein Versprechen brechen). Der Kategorische Imperativ setzt die Freiheit voraus, wodurch der Mensch Würde hat. Woher kommt aber das Gesetz? Aus einem Grundwillen, der nur dieses moralische Gesetz ist und es will -> Gott. 6.3 Neuer Versuch zur philosophischen Gotteslehre: Robert Spaemann 1. Ein historisches Faktum wird an die Erinnerung dran gehängt. Gibt es Gegebenheiten und Fakten nur, wenn man sich daran erinnert? (Ausgangspunkt ist unsere Vorlesungseinheit)Es wäre denkbar. Dennoch kann man nicht leugnen, dass man diese Vorlesung gehalten hat. 2. Die zweite Überlegung ist: Jede Gegenwart wird in der Zukunft einmal Vergangenheit sein, die aber nicht auslöschbar ist. Grammatikalisch gesprochen ist diese Aussage an das Futur II zu knüpfen (> Ich werde einmal die Vorlesung gehalten haben). Die Vorlesung kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Man kann nur damit umgehen (sich daran erinnert, es vergessen, Inhalte auffrischen). Gegenwärtiges wird in der Zukunft Vergangenheit, aber es verschwindet nicht. 3. Die ersten beiden Überlegungen werden mit dem Wahrheitsbegriff verknüpft. Die Geltung von etwas heißt, dass man darüber reden kann, dass der Satz heute ein wahrer Satz ist. Wenn der Satz der Wirklichkeit entspricht, ist er wahr. Der Satz der heute formulierbar ist, wird einmal gewesen sein. Dies gilt für jede Zukunft. Der Satz bleibt wahr, man muss ihn nur in die Zeit richtig einbringen. Wenn es heute ein wahrer Satz ist, dann ist es auch in 200 Jahren ein wahrer Satz. 4. Wenn es Wahrheit gibt die Bestand hat, für wen ist dann so ein dauerhafter Satz ein wahrer Satz, wenn es die Menschen und die Welt nicht mehr gibt? Bleibt ein wahrer Satz ein wahrer Satz auch wenn es die Menschen und die Welt nicht mehr gibt. Wahre Sätze sind eigentlich in Ewigkeit wahre Sätze. Wenn es die Wahrheit gibt, dann bleibt diese ewig wahr. 5. Wenn es aber für die Wahrheit unmöglich ist, sie durch Zeit und Geschichte zu relativieren, dann kann man nachfragen für wen ein wahrer Satz ein wahrer Satz ist? Der Mensch ist nicht ewig. Man braucht ein ewiges Bewusstsein für das diese Wahrheit gilt. Dieses ewige Bewusstsein, ist das Bewusstsein Gottes! Gäbe es dieses Bewusstsein nicht, gäbe es auch die Wahrheit als ewige Wahrheit nicht. Spaemann behauptet, dass Wahrheit immer nur für ein Bewusstsein besteht. Wenn es für uns nicht denkbar ist, dass Wahrheit vergeht, dann implizieren wir, dass es ein Bewusstsein gibt, das diese Wahrheit wahrnimmt. Kritik: 1. Man müsste sich jetzt über den ontologischen Status der Wahrheit klar werden. Gibt es die Wahrheit nicht, wenn sie nicht für ein Bewusstsein gilt? Wahrheit hat einen Anspruch, wenn sie für keinen mehr gilt, verliert sie den Anspruch. 2. Sein Argument setzt immer ein zeitliches Faktum voraus. Damit es ein Argument gibt, muss ich Zeit implizieren. Was heißt aber Geltung für die Zeit von einem absoluten Bewusstsein, das für die Zeit gilt. Wenn man die Zeit in etwas überzeitliches aufhebt, was hat das für eine Auswirkung auf die Wahrheit? 3. Kann man Wahrheit nicht auch anders denken? 51/52 4. Gegen die derzeitige Grundströmung der Philosophie kann man fragen, ob es nicht Wahrheit auch im Plural gibt? Hier ist es so, dass die Wahrheit als die eine Wahrheit angesetzt wird? Er hat auch ein intuitives Beispiel: Ein Faktum bleibt ein Faktum. Eine Voraussetzung für ihn ist die Einheit der Wahrheit. Egal wo wir sind, es gibt einen Grundduktus für die Wahrheit. Deshalb behauptet er, dass er gegen Nietzsche immun ist. Nietzsche postuliert ja die Unterschiedlichkeit der Wahrheit (Fröhliche Wissenschat 344). 5. Die Einheit der Wahrheit und die Wahrheit als ewige Wahrheit ist Gott. Damit ist mit der Kritik am Gottesbeweis (die Nietzsche übt) nicht nur die Einheit zwischen Wahrheit und Gott gebrochen, auch die Wahrheit allgemein muss anders (nicht als Einheit) gesehen werden. Die Einheit der Geltung über die ganze Wirklichkeit kann ich nicht beweisen, aber als regulative Idee voraussetzen. Gott ist unabkömmlich, aber nicht beweisbar. Nietzsche würde als nächsten Schritt sagen, dass es Wahrheit jetzt im Singular nicht mehr gibt, deshalb gibt es auch Gott als Einheitsidee nicht mehr. Den Ausgangspunkt der Wahrheit kann man sich sparen. Die Wahrheit ist perspektivisch. Spaemann möchte das noch einmal anders aussagen. Er macht es an den Fakten fest. Natürlich gibt es verschieden Perspektiven, aber die Fakten kann man als Wahrheit definieren. Deshalb kann man auch weiterhin auf Gott schließen. Spaemann spricht auch in der theoretischen Vernunft. 52/52