Philosophische Gotteslehre - Fakultätsvertretung Katholische

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ÖSTERREICHISCHE HOCHSCHÜLERSCHAFT GRAZ
Philosophische
Gotteslehre
KATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT
Skriptum WS 2012
Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, vorbehalten.
Alle Angaben ohne Gewähr.
Inhalt
1. Abgrenzung und Aufgabe einer philosophischen Gotteslehre ........................................................... 3
1.1 Zum Begriff der philosophischen Theologie und ihrem Verhältnis zu Metaphysik,
Religionsphilosophie und Offenbarungstheologie .............................................................................. 3
1.2 Infragestellung der philosophischen Theologie von offenbarungstheologischer Seite ................ 8
1.2.1 Karl Barth- sola fide ................................................................................................................ 9
1.2.1 Blaise Pascal- eine vernünftige Wette für den Gott des Glaubens vs. das „Mémorial“ .......... 12
2. Sinn und Ziel von Gottesbeweisen .................................................................................................... 14
3. Einteilung der klassischen Gottesbeweise und kurze Charakteristik der einzelnen Typen .............. 16
3.1 Ontologischer Gottesbeweis ....................................................................................................... 16
3.2 Der noologische Gottesbeweis .................................................................................................... 16
3.3 Der kosmologische Gottesbeweis ............................................................................................... 17
3.4 Der teleologische (gr.) oder physiko-theologische Gottesbeweis .............................................. 17
3.5 Der moralphilosophische oder ethiko-theologische Gottesbeweis ............................................ 17
Der ontologische Gottesbeweis ............................................................................................................ 17
3.1.1 Das argumentum Anselmianum ........................................................................................... 17
3.1.2 Grundlegende Annahmen Anselms...................................................................................... 20
3.1.3 Kritik an Anselm Argument durch Gaunilo von Marmoutiers und durch Thomas von Aquin
....................................................................................................................................................... 20
3.1.4 Die Wiederaufnahme des ontologischen Arguments bei René Descartes .......................... 22
3.1.5 Die Kritik Immanuel Kants am ontologischen Argument ..................................................... 25
3.1.6 Fazit ...................................................................................................................................... 28
4. Der noologische Gottesbeweis .......................................................................................................... 29
4.1 Augustinus Gottesbeweis im zweiten Buch von „De libero arbitrio“ ......................................... 29
4.2 Kritik an Augustins Gottesbeweis ................................................................................................ 31
5. Die „Quinque viae“ des Thomas von Aquin ...................................................................................... 32
5.1 Hinführung................................................................................................................................... 32
5.2 Via prima: ex pater motus .......................................................................................................... 32
5.3 Via secunda: ex ratione causae efficientis .................................................................................. 35
5.4 Via tertia: ex possibili et necessario ............................................................................................ 38
5.5 Via quarta: ex gradibus qui in rebus inveniutur .......................................................................... 40
5.6 Via quinta: ex gubernatione rerum ............................................................................................. 42
5.7 Grundzug der quinque viae des Thomas von Aquin.................................................................... 43
6. Infragestellung der Gottesbeweise beziehungsweise einer philosophischen Theologie von Seiten
der Philosophie...................................................................................................................................... 44
6.1 Begriffsklärung: Theismus, Deismus Agnostizismus, Atheismus ................................................. 44
1/52
6.2 Immanuel Kant ............................................................................................................................ 45
Kants Kritik der Gottesbeweise ..................................................................................................... 45
Kritik des physiko-theologischen Gottesbeweises (Finalitätsbeweis)........................................... 47
Gott als regulative Idee ................................................................................................................. 48
Kants moralphilosophischer Gottesbeweis ................................................................................... 49
6.3 Neuer Versuch zur philosophischen Gotteslehre: Robert Spaemann ............................................. 51
Kritik: ............................................................................................................................................. 51
2/52
1. Einheit
1.10.2012
Prüfungsanforderungen: Bis eine Woche vorher anmelden. Es gibt jeden Monat einen Prüfungstermin.
Aus der Literaturliste etwas heraus nehmen, was uns besonders interessiert. 50Seiten dazu lesen und
vorbereiten. These wiedergeben. In der Lage sein diese These zu kommentieren oder kritisieren. Auch
Gründe angeben können! (=Erste Prüfungsfrage). Danach noch zwei Fragen zum Vorlesungsinhalt.
1. Abgrenzung und Aufgabe einer philosophischen Gotteslehre
Wurde erst bei der letzten Studienreform von der Metaphysik getrennt. Philosophische Gotteslehre hat
inneren Konnex mit der Metaphysik.
1.1 Zum Begriff der philosophischen Theologie und ihrem Verhältnis zu
Metaphysik, Religionsphilosophie und Offenbarungstheologie
Metaphysik: Man kann in der Philosophie frage wie erkenne ich etwas? – Wirklichkeitsfrage. Man kann
sich Wirklichkeit vorstellen und dann ist man so in dieser Vorstellung drin, dass man sie doch nie erreicht.
Oder erreichen wir die Wirklichkeit? Diese Frage stellt sich auch bei Sinnestäuschungen. Deshalb kommen
diese Fragen auf. Die Rückseite (andere Seite) dieser Frage ist, was ist die Wirklichkeit die erkannt wir, was
ist das Wirkliche. Was ist die Wirklichkeit überhaupt. Die Wirklichkeit als Ganzes, jenseits meinerselbst
bzw. jenseits des Subjekts.
Diese Wirklichkeit kann man auch anders fassen und zwar im Wort des Seienden. Wenn man Seiendes
sagt, wird nicht zwischen Menschen, Dingen oder Pflanzen unterschieden. Es ist einfach alles das ist. Die
Frage, was Seiendes ist, damit beschäftigt sich die Metaphysik. Was ist überhaupt der Grund für Seiendes,
dafür, dass es überhaupt etwas gibt. Warum ist nicht eigentlich nichts.
Gibt verschiedenen Konzeptionen einer Gotteslehre. Es gibt Positionen die sagen, ich finde in Gott den
Grund für die Wirklichkeit, dafür, dass es etwas gibt. Deshalb hängen auch die Metaphysik und die
philosophische Gotteslehre so eng zusammen. Da wird die Philosophische Gotteslehre quasi zum
Abschluss der Metaphysik.
Philosophische Gotteslehre: Was unterschiedet die philosophische Gotteslehre von anderen und
was ist die Methodik dieser Gotteslehre.
Philosophische Gotteslehre heißt auch philosophische Theologie, natürliche Theologie, theologia
naturalis. Diese Lehre beschäftigt sich durch philosophische Mittel mit Gott. Es ist eine philosophische
Reflexion über Gott. Das, worüber nachgedacht wird ist Gott. Der Denkweg, die Methode sind die
Methoden der Philosophie. Diese natürliche Gotteslehre/Theologie macht es gewöhnlich so, dass man
versucht den Sinn der Wirklichkeit, so zu begreifen, dass man von der Wirklichkeit gedanklich, reflexiv,
weiterdenken kann -zu Gott. Wirklichkeit so wie sie uns begegnet wird als Ausgangspunkt genommen um
Gott zu denken. Von Zeichen von Erfahrungen ausgehend versucht man zu fragen, ob ein Absolutum,
das als Gott bezeichnet wird, ob das existiert. Die Grundfrage bei uns wird sein, existiert Gott ja oder
nein. Es wird nicht die Frage gestellt was Gott ist. Das ist etwas anderes. Wir versuchen nur eine
Existenzaussage über Gott zu machen.
Aristoteles (Unbewegter Beweger) nennt diese Fragestellung: Theologia episteme: Theologische
Wissenschaft. Er bezeichnet diese theologische Wissenschaft als erste Wissenschaft. Er versucht das
Absolutum (Urgrund dafür, dass es etwas gibt) zu bestimmten als den ersten Beweger. Er ist selbst nicht
bewegt, versetzt aber alles Irdische in Bewegung. Bewegung meint, dass es überhaupt etwas gibt, das sich
in der Zeit bewegt.
3/52
Leibniz (Theodizee Frage): Gott rechtfertigen angesichts des Leides in der Welt. Dass Gott einerseits
die Liebe ist, dass er allmächtig ist und, dass es in der Welt trotzdem Leid gibt. Diese drei Komponenten
lassen sich schwer zusammendenken. Leibniz fragt mit diesem Hintergrund nach Gott. Er möchte Gott
rechtfertigen und sagt, die Welt in der wir leben, ist die beste aller möglichen ist, da der allmächtige,
allwissende und allgütige Gott gar nichts Geringeres schaffen könnte. Das in der Welt vorkommenden
Leid steht dem nicht entgegen, da Leibniz außerdem meint, dass nicht der derzeitige Zustand der Welt der
bestmögliche ist, sondern die Welt in ihrem Entwicklungspotential. Somit wird an die Existenzfrage
herangegangen. Der Frage, ob man eine Existenzbestimmung ohne Wesensbestimmung machen kann,
werden wir uns noch stellen.
Wolff (Mensch, Welt, Gott): Vorgänger von Kant. Er macht es ganz anders als Aristoteles. Aristoteles
sagt der Beweger ist der Urgrund, dass es etwas gibt. Leibniz stellt eine Existenzfrage. Wolff sagt, die
Gottesfrage ist nicht die letzte Frage, wenn man die Frage nach der Wirklichkeit stellt. Er sagt wir machen
Gott zum Gegenstand neben anderen Gegenständen. Die metaphysica specialis unterscheidet drei Bereiche:
Ich kann mir den Menschen (Anthropologie), die Welt (Kosmologie[nicht physikalische Kosmologie, sondern
die Frage warum es die Welt gibt]) und Gott (Theologie) anschauen. Aristoteles meint man kann nur zur
Gottesfrage kommen, wenn man nach Welt und Mensch fragt. Wolff sagt, man kann alles eigen
betrachten und jedes für sich selbst beantworten. Ich kann den Menschen und die Welt erklären ohne an
Gott zu denken (-> rationale Theologie).
Heidegger: Onto-Theologie (Onto ist bei ihm fast ein Schimpfwort): Er sagt wir sind nie weg gekommen
von dieser Aristotelischen Denkweise. Man wird immer wieder nach dem letzten Grund fragen. Er meint
man muss eine Metaphysik betreiben, die mit Gott nichts zu tun hat. Der Grund für die Wirklichkeit ist
bei ihm das Sein. „Das Sein das ist nicht Gott“. Ontologie ist die Lehre vom Seienden. Theologie
beschäftigt sich heute sehr oft damit.
Zusammenfassend: Unsere Frage war, was ist eine philosophische Gotteslehre, welchen Gegenstand hat
sie und wie geht sie methodisch vor. Wir haben vorläufig bestimmt: Gotteslehre ist eine Aussage über
Gott. Man geht von der Wirklichkeit aus und versucht von der Wirklichkeit auf Gott zu schließen. Man
geht auch von einem Begriff aus und versucht von diesem Begriff auf Gott zu schließen (Ontologie) Die
Frage nach der Existenz Gottes ist traditionell unter dem Begriff „Gottesbeweise“ abgehandelt worden.
Es geht um die Existenz und nicht wirklich um Wesenszuschreibungen. Wir haben die Frage nach
Atheismus und Theismus. Die methodische Frage: Wir fragen nicht, wie einzelne Religionen die
Gottesfrage beantworten. Wir fragen auch nicht, wie die christliche Theologie, nach der Offenbarung
fragt. Wir machen es philosophisch. Das bedeutet, dass wir nur mit den Mitteln der Vernunft nach Gott
fragen. Mit der Vernunft allein. (Die christliche Theologie hat neben der Vernunft auch die Offenbarung
als Erkenntnisquelle.)
Verknüpfung der philosophischen Gottesfrage mit der Metaphysik.
Es gibt eine innere Verknüpfung der philosophischen Gotteslehre und der Metaphysik. Diese innere
Verknüpfung ist abhängig von den Positionen (oben genannt). In wie fern eine philosophische
Gotteslehre mit Metaphysik verknüpft ist, hängt von der philosophischen Grundeinstellung ab.
Aristoteles: Verknüpfung ist sehr eng. Frage nach dem Grund der Wirklichkeit wird zur Frage nach Gott.
Metaphysik ist nur dann vollständig, wenn wir auch die Gottesfrage hinzuziehen. In gewisser Weise
schließt die Gottesfrage auch die Metaphysik ab.
Leibniz ist von der Grundfrage betroffen, inwieweit die Frage, oder der Zweifel an der Existenz Gottes
zusammen geht. Man fragt nicht mehr positiv von der Wirklichkeit her. Er hat eine negativ erfahrbare
Welt. Da lässt sich die Verknüpfung zu Gott nicht mehr 1:1 machen. Gibt es diese Verknüpfung
überhaupt? Der Zweifel ist da. Er beantwortet positiv indem er kein anderes Gottesbild denkt, sondern er
4/52
sieht die Welt anders. Er hat dieses Problem nur, weil er Gott als christlichen Gott sieht. Wenn ich die
christliche Wesensbestimmung Gottes nicht habe, dann habe ich dieses Problem nicht.
Wolff: Diese Verknüpfung ist noch einmal weiter auseinander gerissen. Er sagt die Gottesfrage ist ein
Thema der Metaphysik, aber nur ein Spezialthema. Man muss nicht unbedingt über Gott sprechen, wenn
man über die Welt spricht.
Heidegger: Die Trennung ist sehr radikal.
Es lässt sich auf diese Verknüpfung keine eindeutige Antwort geben. Die philosophische
Grundeinstellung entscheidet wie die Gottesfrage gestellt werden kann (sieht man an diesen Beispielen
ganz gut). Gewöhnlich geht man an einer theologischen Fakultät von einer positiven Verknüpfung aus.
Man versucht aus einer Welterfahrung heraus Gott zu denken. Das ist konfessionell aber unterschiedlich.
Der katholische Weg ist stark auf Philosophie ausgelegt. Dabei bewegt man sich stark auf diese
Grundfrage zu. Trinität, oder Christus sind hier kein Thema. Es geht nur darum, gibt es Gott oder nicht.
In der evangelischen Theologie hat die Offenbarungstheologie einen viel höheren Stellenwert als die
philosophische Frage. Luther spricht von der Hure Vernunft. Er sagt, wenn eine philosophische
Gotteslehre versucht wird, ist das nur auf dem Grund der Vernunft möglich. Deshalb ist es von
Menschen gemacht-> Götzendienst. Interessant ist, dass sich beide Ansätze auf die Bibel berufen
(können).
Warum kann die Gotteslehre überhaupt philosophisch sein? Was ist der Unterschied zur
Theologie (Offenbarungstheologie)?
Das für uns gewohnte theologische Nachdenken hat einen grundsätzlich methodischen Unterschied - die
Erkenntnisquelle (Vernunft & Offenbarung). Das ist konfessionell wieder unterschiedlich. Im
Katholizismus beruft man sich auf Schrift und Tradition. In der evangelischen Theologie ist nur die
Schrift eine Offenbarungsquelle. Wenn innerhalb der Philosophie von Gott gesprochen wird, so wird
Offenbarung als Erkenntnisquelle ausgeklammert. Es wird aber nicht von Anfang an die Existenz Gottes
ausgeschlossen. Wenn man darauf kommt, dass es Gott nicht gibt, dann ist das ein Ergebnis, aber nicht
die Grundlage des Denkens. Wir fragen nach der Existenz Gottes und da gibt es die beiden Antworten Ja
oder Nein. Aber man kann nicht von der Antwort ausgehen. Wenn wir philosophische Theologie
betreiben wollen, müssen wir zumindest von der Möglichkeit (Offenheit) ausgehen, dass es Gott gibt.
Natürlich ist die Schwierigkeit, was Philosophie und Theologie wissen, dass Gott kein einfacher
Gegenstand ist. Wenn Gott ein empirisch fassbarer Gegenstand wäre, würde sich die Theologie ganz
anderes aufbauen.
Die nächste Schwierigkeit nach der Existenzfrage ist, wie die Existenz sich gestaltet. Auch Gedanken
haben eine gewisse Existenzform und sind Realität. Weiter kann man fragen, ob Gott nur die Idee des
Menschen ist. Für die Existenzfrage ist das aber zu wenig. Daraus entsteht auch Religionskritik. Wir
fragen nach der Existenz und danach welche Form der Existenz diese Existenz hat.
Offenbarungstheologie fragt auch nach den Möglichkeiten der Offenbarung und wie diese gedacht
werden kann. Wenn Offenbarung existiert (in unterschiedlichen Religionen), gibt sich Gott aus sich heraus
zu erkennen. Wenn man diese Offenbarung akzeptiert hat, dann ist die Frage eine andere als die
philosophische. -> Die Frage nach der Existenz Gottes wird schon vorausgesetzt (Dogmatik). Man
versucht den Gehalt dieser Offenbarung und wie man sie den Menschen näher bringen kann zu denken.
Aus der Existenzüberzeugung heraus wird nach der Offenbarung und ihrem Gehalt gefragt. Das ist
jedoch überhaupt keine philosophische Frage, sondern eine dogmatische.
Philosophische Gotteslehre ist also keine Glaubenswissenschat (Wissenschaft des Glaubens, wo Glaube
vorausgesetzt wird) man kann philosophische Gotteslehre auch betreiben, wenn man nicht glaubt.
Offenbarungstheologie ist laut Anselm von Canterbury fides quaerens intellectum. Im Zentrum steht der
5/52
Glaube, der die Vernunft sucht. Philosophische Gottesfrage hat den Glauben nicht als Voraussetzung. Es
ist die Gott suchende Vernunft. Gott finden, oder nicht finden.
lumen naturale (rationis humanae)-Natürliches Licht der menschlichen Vernunft. Deshalb auch
natürliche Vernunft bzw. „natürliche Theologie". Das heißt ich habe auf Grund meines
Schöpfungsdaseins die Einsicht, (die Fähigkeit etwas mit Vernunft einzusehen). Theologisch gesprochen:
Diese Schöpfungsmäßige Grundausstattung des Menschen wird durch die Sündhaftigkeit des Menschen
gebrochen. Das ist auch wieder konfessionell unterschiedlich. Es wird trotz des Bruchs davon
ausgegangen, dass es die Möglichkeit eines vernünftigen Denkens über Gott gibt. Es gibt also eine
Gotteserkenntnis mit den Mitteln der Vernunft das ist das lumen naturale. Davon wird das lumen
supernaturalis fidei unterschieden. Der Glaube geht über die Natur hinaus. Glaube (christlich gesehen)
ist immer eine Gabe Gottes. Man kann sich Glaube nicht selbst erringen. Glauben zu dürfen ist also
immer ein Geschenk Gottes. Der Mensch kann also Gott mithilfe seiner Vernunft denken, diese Vernunft
ist aber irrtumsanfällig. Wenn man eine Sicherheit haben möchte in Bezug auf Gott, dann ist diese im
lumen supernaturalis. Wenn man das aus diesem Kontext herausnimmt, stellt sich die Frage anders. Die reine
Vernunftfrage lässt keine letztliche Sicherheit zu. Es gibt keinen empirischen Beweis für die Existenz
Gottes. Diese Sicherheit des Gott Denkens mit der Vernunft, die kann man nicht gewinnen. Es gibt
bislang den Beweis der Existenz Gottes, immer nur mit bestimmten Voraussetzungen. Glaube ist immer
auch eine Entscheidungsfrage. Die Entscheidung, unsere Existenz auf Gott auszurichten.
Dieser Abschnitt: wir schauen aus einer glaubenden Perspektive auf die philosophische Gotteslehre. Es
gibt Stellen im Offenbarungstext, dass es Gotteserkenntnis auch außerhalb der Offenbarung gibt. Man
reflektiert auf die beiden Bibelstellen: Weisheit 13,1-10 und Röm1,18-22
Weisheit 13,1-10: „töricht waren alle Menschen denen die Gotteserkenntnis fehlte, beim Anblick der
vollkommenen Werke erkannten sie den Meister nicht.“ Man schließt aus der Welt nicht auf Gott. Sie sind
nicht in der Lage von der Schöpfung auf den Schöpfer zu schließen. 5-9 von der Größe und Schönheit
der Geschöpfe, lässt sich auf den Schöpfer schließen. Es wird vorausgesetzt, dass der Schluss auf den
Schöpfer durch Hilfe des Verstandes möglich ist. Wenn sie dies nicht schaffen werden sie als töricht
angesehen. Die Frage die bleibt, auch wenn das so ist, warum schafft der Verstand es nicht? Ist es also
entschuldbar oder nicht? Kann man etwas dafür oder nicht.
Römer 1, 18-22: 18 Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider aller Gottlosigkeit und
Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.19 Denn was man
von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart. 20 Seit Erschaffung der Welt
wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen,
seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar. 21 Denn sie haben Gott erkannt, ihn
aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr
unverständiges Herz wurde verfinstert. 22 Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren.
Paulus argumentiert anders. Die Leute haben die Einsicht. Sie vertuschen sie aber. Denn was man von
Gott erkennen kann, ist ihnen offenbart. Gott hat es offenbart. Sie wissen es von Gott. Der zentrale Vers
ist 20. Paulus nennt den Vernunft (nus, ratio) Begriff. Er sagt es gibt die Gotteserkenntnis durch
Vernunft. Gegenstelle: 1.Korinther 1. Torheit des Glaubens muss man gegen die Vernunft wenden.
2. Einheit
8.10.2012
Wiederholung: Der Gegenstandsbereich einer phil. Gotteslehre ist Gott. Der methodische Part dazu ist
die philosophische Methode. Prinzipiell gibt es die Vernunft und die Offenbarung als Erkenntnisquellen.
Die christlich katholische Theologie ist eine Offenbarungstheologie, das heißt sie bedient sich beider
Erkenntnisquellen. Die Philosophie fragt nur mit der Vernunft nach Gott.
Es gibt verschiedene Begriffe.
6/52
o
Aristotelische Frage „Theologia episteme“- theologische Philosophie. - Im Verhältnis zur
Metaphysik: Im ersten Konzept ist sie der Grundbau für das, was die philosophische Theologie
abschließt. Die Frage nach dem Grund der Wirklichkeit, wird als Gott ausgewiesen. Die Frage nach
Gott ist der abschließende Teil einer Metaphysik.
o
Leibnitz „Theodizee“ Phil. Frage nach Gott. Motiviert durch die Rechtfertigung Gottes trotz Leid in
der Welt. - Im Verhältnis zur Metaphysik: Zweifel an Gott. Wie kann es sein, dass man empirisch
feststellen muss, dass es Leid gibt auf der Welt und gleichzeitig soll es (theologisch) einen Gott
geben.
o
Wolff: Gott ist Spezialdisziplin in der Metaphysik. - Im Verhältnis zur Metaphysik: Bei Wolff bleibt
die Gottesfrage ein Teil der Metaphysik. Es ist eine spezielle Form der Metaphysik. Es wird ein
Gegenstandsbereich herausgelöst. Noch ein metaphysisches Fach.
o
Heidegger: „Ontotheologie“ - Im Verhältnis zur Metaphysik: Seinsfrage muss von Gottesfrage
getrennt werden. Er sagt die Seinsfrage wird immer schon unterbestimmt, da sie mit Gott
identifiziert wird.
Wie ist also so eine philosophische Gotteslehre von der Offenbarung zu differenzieren. Tradition ist kein
Kriterium. Es wird nicht nach einem Wesensbegriff, sondern nach der Existenz Gottes gefragt. Die
Wesensfrage kann man aus der Vernunft allein nicht generieren. Diese Fragen setzen Offenbarung voraus.
In der Hl. Schrift gibt es Stellen, die über die Vernunftquelle Auskunft geben: Weisheit 13, Römer 1,20. Es
gibt jedoch auch die Gegenstelle(n) aus dem 1. Korintherbrief dazu.
 Textblatt I. Vatikanum- Die Filius- Die Offenbarung
Eine Positionsbestimmung mit Bezug auf den Römerbrief ist das I. Vatikanum. Es wurde eine
dogmatische Konstitution (De revelatione) verabschiedet.
lumen supernaturalis fidei -lumen naturale
Auf der einen Seite ist Licht eine Metapher für die Erkenntnis. Interessant ist an diesem Text, dass er auch
sagt: „Man kann mit Sicherheit erkennen“ (über die Schöpfung). So steht es in der Bibel nicht. Die göttliche
Offenbarung, sei aber der sicherere Weg zur Gotteserkenntnis. Man spricht sich dagegen aus, dass die
Vernunft ohnehin zur Erkenntnis kommt und die Offenbarung nur ein Vorweggeschenk ist, durch das
man schneller zur Erkenntnis kommt. Der Mensch ist, durch seine Ursünde in der Erkenntnis
eingeschränkt. Kann er trotz des Status der Sünde ungetrübt und durch reine Vernunft Gott erkennen?
Auf diese Frage wird im zweiten Teil des Textes (2) Antwort gegeben. Es wird ausgesagt, dass es auf der
einen Seite natürlich die göttliche Offenbarung gibt. Es ist nicht unzugänglich- doppelte Vereinigung.
Trotz der „gegenwärtigen Verfasstheit des Menschen“-Sünde- ist die Gotteserkenntnis nur durch Mitteln
der Vernunft möglich. Das ist konfessionentrennend. Die Evangelischen sagen, dass es ebenso
eingeschränkt wird, dass die Erkenntnis nicht möglich ist. Die erste Frage wird folgendermaßen
beantwortet: Die Sicherheit der Erkenntnis wird zwar der philosophischen Gotteserkenntnis zugestanden,
es wird aber nur prinzipiell gesagt. Es gibt auch Täuschungen, die man nicht ausschließen kann. Man
braucht im Letzten immer die päpstliche Vollmacht um die Offenbarung richtig auszulegen. Es geht
immer noch nur um die Existenz Gottes. Gibt es eine Vernunfterkenntnis- nach kath. Position lautet die
Antwort JA.
1879: Leo XIII. hat eine Enzyklika über die Philosophie geschrieben-> Aeterni Patris. Dort wird in Bezug
auf die Philosophie die Position des Ersten Vatikanums widerholt. Es wird vom Papst empfohlen, dass
die authentische Philosophie mit der Gotteserkenntnis etc. die Philosophie von Thomas von Aquin ist.
Bis zum II. Vatikanum hat man sich daran gehalten. Man hat versucht „Ewige Philosophie“ durch
7/52
Thomas zu schaffen. Man hat die Philosophiegeschichte etc. aus dem profanen Bereich ausgeklammert.
Es gab dann viele Gegenstimmungen, die mit der Transzendentalphilosophie dann die thomistische
Philosophie durchbrochen haben.
Antimodernisteneid: Schlimm ist die ganze Geschichte unter Papst Pius X. 1910 geworden, als er durch
eine Verlautbarung unter dem Konzil, mit dem Antimodernisteneid alle in ihrem Denken abgrenzte. ->
Textblatt! Die Modernisten waren diejenigen, die moderne Einstellungen vertraten. Man hat sich gegen
jede Form von Ismen verwehrt. Am ersten Punkt im Antimodernisteneid war folgendes zu schwören: Die
Irrtumslosigkeit wird an das Lehramt gebunden. Philosophie hat da wenige Chancen. Es wird auch ausgesagt,
dass Gottes Existenz nicht nur erkannt, sondern auch bewiesen werden kann. Beweisen heißt demonstrare.
Der Beweis stützt sich auf die zwei Prinzipien: der Vernunft und des Rückschlusses der Wirkungen in
dieser Welt auf die Ursache der Wirkungen. Man weiß um die Existenz Gottes und das hat man auch nur
unter Berücksichtigung der Vernunft anzunehmen. (Heute nimmt man sich den Mund nicht so voll, man
zieht sich eher wieder auf das I.Vatikanum zurück. Jeder Beweis hat Voraussetzungen, erst wenn diese
gegeben sind, kann man etwas beweisen. Wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind, ist es schwer.
Ideal wäre ein Beweis ohne Voraussetzungen.)
II. Vatikanum: Die Frage taucht in Dei Verbum (Offenbarungskonstitution) auf. -> Textblatt. In
Nummer 6. wird die Position des I. Vatikanums wiederholt. →Selbstoffenbarung Gottes. Gott gibt sich
selbst zu erkennen, auch in den Dingen die den Menschen übersteigen. Das ist mehr als die Existenz zu
erkennen. In der Offenbarung geht es nicht nur um die Offenbarung. Dann geht es weiter indem gesagt
wird, was wenn die Offenbarung nicht in Anspruch genommen wird. Man nimmt Zitate des I.
Vatikanums und nicht von Pius X.
1998 hat Johannes Paul II. eine Philosophie-Enzyklika geschrieben. Fides et Ratio. Die Bedeutung der
Philosophie für die Theologie wird hervorgehoben. Denn Thomismus und die Neuscholastik sind nicht
die einzigen möglichen Wege. Es werden auch philosophische Positionen erwähnt, die der Papst ablehnt.
Wo sich Johannes Paul II. sehr schwer tut, ist dass er der Philosophie und damit der Vernunft eine
Autonomie zur Erkenntnis Gottes zuschreibt. Es gibt Sätze in denen er das tut, aber ein paar Nummern
später revidiert er das wieder. Die Enzyklika ist in sich nicht einheitlich in dieser Aussage. Man hat sich
nicht zu einer Position durchgerungen, die der Philosophie diese Autonomie zuschreibt. Von der
Beweisbarkeit Gottes spricht er nicht mehr.
Die bekannteste Rede war im Jahr 2006 die Regensburger Rede von Benedikt XVI. Darin vertritt der
Papst die Position, dass mit dem Christentum die Vernunft Griechenlands mit dem Glauben Israels
verschmolzen war. Diese beiden Größen sind im Christentum zu einer geworden. Das Christentum, als
Christentum beinhaltet also schon immer aufgeklärtes Denken. Die Behauptung, das Christentum so
vernünftig, dass es mit allen anderen Religionen aufnehmen kann, ist für das Christentum durchaus
positiv. Er hat drei Positionen die alle gegen die Vernunft sprechen, die genannten Vertreter sind alle
Protestanten. Luther „sola fidei“ Nur die Schrift! Kulturprotestantismus. Er hat etwas Angst, dass es zu
einem Kulturkatholizismus kommt. Dadurch wird immer die Doppelseite von beiden verraten. Was er gar
nicht akzeptieren kann, ist, dass es eine Theologie gibt in der der Wille Gottes wichtiger ist, als die
Rationalität Gottes. Der Fall des Glaubens wird mit der Geringschätzung der Vernunft definiert.
1.2 Infragestellung der philosophischen Theologie von
offenbarungstheologischer Seite
Von katholischer Seite wollte man, dass Glaube nicht irrationale wird. Es steckt auch ein
fundamentaltheologisches Grundinteresse dahinter. Der Mensch ist zur Gotteserkenntnis fähig (kapas
8/52
dei). Das wird betont. Gott ist dem Menschen in der Gotteserkenntnis nicht völlig erschlossen, er bleibt
ein Geheimnis, ist aber denkbar.
Biblische Gegenstalle zu Röm1 ist 1.Kor 1,18-31.
Die Weisheit und das Verkündigungswort, das jemand aus eigener Lebensentscheidung weitergibt (jemand
steht mit seinem Leben dafür ein). Die Verkündigung ist eine Sache der Glaubenden. Gott wird diese
Glaubenden retten. Es geht nicht um die Wahrheit in irgendeiner Verkündigung. Heil ist nicht das
Argument von dem ich mich auch zurückziehen kann. Es geht nicht um das Recht haben, sondern um das
jemanden glauben. Auf dem Weg der Weisheit Gottes. Es gibt die Weisheit Gottes und die Weisheit der
Menschen. Vor der Weisheit Gottes hat die Weisheit des Menschen versagt. Gott beschloss, alle die
glauben (nicht die philosophieren) durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Es ist eigentlich
unlogisch, dass durch den Tod von einem alle gerettet werden können/sollen. Es ist ein Glaubensvollzug> kein Vernunftbezug. Für die Heiden ist es Torheit. Für Berufene ist Christus Gottes Kraft und Gottes
Weisheit. Nicht die Weisheit der Menschen.
1.2.1 Karl Barth- sola fide
Reformierter Theologe der im 20.Jh. einzuordnen ist. Er nimmt das Wort sola fide auf. Die Frage ist, wie
kann man Gott gegenüber gerecht werden. Wie bekomme ich Gott gegenüber eine Rechtfertigung. Hier
ist die Frage gegen die Vernunft gerichtet. (Wie fides ratio). Haben beide ihren Platz, oder ist die Vernunft
doch untergeordnet. Diese Gegenüberstellung Weisheit- Glaube, wird auf die philosophische Theologie
und die Offenbarungstheologie appliziert. Die Weisheit der Welt wäre die philosophische Theologie.
Die Seite, die die Weisheit der Welt ist, ist jene die man mit dem 1. Korintherbrief ablehnen muss. Barth
ist ein Vertreter der dialektischen Theologie. Besonders in seiner frühen Zeit hat er gegen eine
philosophische Gotteslehre angeschrien. Er hat eine Debatte geführt gegen Emil Brunner. Brunner war
auch reformiert. Er hat versucht die Tür aufzumachen, dass es vielleicht eine philosophische
Gotteserkenntnis geben könnte. Barth wird durch seinen Aufsatz „NEIN!“- der eine Antwort an Brunner
ist, berühmt. Es gibt noch eine zweite Schrift in der er Brunners Ansatz systematisch ablehnt.
Barth möchte die Möglichkeit Gott in der Schöpfung erkennen zu können, nicht akzeptieren, da die
Gotteserkenntnis durch die Sünde getrübt ist. Die menschliche Vernunft allein ist durch die Sünde, für die
Gotteserkenntnis blind. Er schränkt die Frage nicht auf die Existenz Gottes ein. Er sagt, man kann die
Trinität, Gott als Schöpfer, die Rechtfertigung Glaubender vor Gott nur durch Glauben erkennen. Die
Vernunft ist also eindeutig in ihrer Erkenntniskraft eingeschränkt, da sie das alles nicht erkennen kann. Er
sagt die philosophische Gotteslehre dient dem Antichristen. Wenn man irgendetwas von Gott erfahren
möchte, kann man eigentlich nur darauf warten, dass sich Gott zu erkennen gibt. Wenn der Mensch
überhaupt eine Erkenntnis Gottes haben soll, muss Gott sich von sich aus offenbaren. Daraus ergibt sich
die Frage der Freiheit des Menschen. Die Initiative der Gotteserkenntnis liegt nur bei Gott. Die Freiheit
des Menschen ist nicht dasjenige, wohinein Gott seine Erkenntnis gelegt hat. Es hängt nicht von mir ab,
ob ich zur Erkenntnis komme oder nicht. Gott muss es mir gegeben haben. Der Glaube, der die
Erkenntnis impliziert: Glauben kann ich nicht selbst bewerkstelligen. Glauben zu dürfen ist ein Gnadenakt
Gottes. Die Erkenntnis Gottes ist nicht in meiner Verfügungskraft. Die Frage, die alle christlichen
Konfessionen berührt ist dann, wer „auserwählt“ wird zu glauben. Es ergibt sich die Frage, kann ich selbst
etwas tun, damit ich auserwählt werde? Die Freiheit die Erwählung abzulehnen hat er schon. Wie bei
einem Geschenk. Wenn ich es bekomme, kann ich entscheiden, ob ich es möchte oder nicht. Aber, dass
ich überhaupt eines bekomme, kann ich schwer beeinflussen.
3. Einheit
15.10.2012
Wiederholung: Philosophische Sicht auf die Gottesfrage. Römer1 und Lehramtliche PositionenI.Vatikanum (Dei filius) ist sehr wichtig. Dort wurden zwei verschiedene Lichter vorgestellt mit denen
9/52
Gotteserkenntnis möglich ist. lumen naturale (Vernunft). Dort wird behauptet, dass man Gott auf jeden
Fall erkennen kann. Man ist begnadet von Gott, der sich zu erkennen gibt. Das ist die sicherere Form der
Erkenntnis. II. Vatikanum- Gotteswort in Menschenwort also ist es interpretationsfähig. Katholische
Grundposition ist jene, dass auch durch den Sündenfall die Erkenntnis nicht so sehr eingeschränkt ist und,
dass man Gott trotzdem noch erkennen kann. In der evangelischen Kirche sieht man das anders. Pius X.
fordert den Antimodernisteneid. Gott kann nicht nur mit Sicherheit erkannt werden, sondern sogar
bewiesen werden (dass er existiert). Im II. Vatikanum in der Offenbarungskonstitution (Dei Verbum).
Man hat die Demonstatio (Beweisbarkeit) Gottes wieder weg gelassen. Johannes Paul II. sagt in seiner
Schrift, dass die Vernunft autonom ist. Später wird das aber wieder zurück genommen, sie müsse sich
doch dem Lehramt unterstellen, da sie sonst irrtumsanfällig ist. Regensburger Rede behauptet, dass das
Christentum eine Verschmelzung der Vernunft Griechenlands und des Glaubens des Judentums sei. Die
Ausarbeitung der dogmatischen Konstitutionen hat schon in den ersten Jahrhunderten die Philosophie
mit aufgenommen. (Anerkannt ist Religionsfreiheit unter den Religionen- Theologische Inhalte sind
wieder etwas anderes. Menschenrechte werden oft als etwas bezeichnet, das ursprünglich religiös motiviert
war. Kantisches Vernunftreligionskonzept- Ein Gott für alle, zu dem man sozusagen über die Vernunft
Zugang hat.) Karl Barth ist nicht die protestantische Position schlecht hin. DIE protestantische Kirche
gibt es auch nicht. Seine Tendenz ist oft vertreten, aber er hat eine Extremform ausgearbeitet.
zu Karl Barth:
Eine seiner ersten Äußerungen war in der Auseinandersetzung mit Brunner. Die Grundproblematik bei
Karl Barth hat mit dem Begriff sola fide zu tun, der schon von Luther für die Abgrenzung vom Papst
verwendet wurde. Die Gotteserkenntnis geht rein aus der Offenbarung/ aus dem Glauben hervor. Das ist
also nur möglich, wenn man auf die Heilige Schrift Bezug nimmt- sola scriptura. Die Weisheit des Kreuzes
wirkt gegen die Torheit der Welt (Philosophie). Die Weisheit der Welt erreicht das Kreuz nicht. Das Kreuzesgeschehen
ist aber unlogisch. Ein als Verbrecher verurteilter Mensch soll die ganze Welt erlösen. Diese Nachricht ist
für jeden der Glauben kann! Nicht nur für die Gebildeten, denen der Zugang vielleicht leichter fallen
würde. Es wird nicht nur die theoretische Vernunft in Anspruch genommen. Es ist immer auch eine
Entscheidung aus Freiheit heraus, wenn man sich zu einer Konfession/Religion bekennt. Es wird also
neben dem Intellekt auch die Freiheit gefordert. Auf der Seite des Glaubens ist das zu wenig. Man kann
durch Theorie niemanden zum Glauben bringen. In der Aufnahme und der Weitergabe ist es das Kerygma
→die Person die etwas sagt, steht dafür ein was sie sagt. Wenn man als Zeuge geladen ist, dann steht man
mit seiner Person für das ein, was man sagt (im Nachhinein: „Hoppla ich habe mich getäuscht“ kann zur
Verurteilung führen). Es ist eine Grundeinstellung zur Wahrheit.
Es gibt nur zwei Grundpositionen: Die Selbstoffenbarung Gottes und die Menschen, die dafür eintreten
was sie sagen.
Grundunterscheidung: Erkenntnisfähigkeit ist durch die Ursünde eingeschränkt. Das sieht man daran, dass eine
vernünftige Gotteserkenntnis nicht zu theologischen Grundeinsichten gelangt. Es geht nur um die
Existenz Gottes. Außerdem spricht er im Bezug darauf, dass der Mensch sich selbst ein Gottesbild macht
von der Gefahr des Götzendienstes.
Das Hauptwerk von Barth ist die Kirchliche Dogmatik (2 Teil 1, 26. Er bezieht sich
kontroverstheologisch auf das I. Vatikanische Konzil. Gott kann durch eine natürliche Theologie weder
als Schöpfer noch als Herr erkannt werden.
Es gilt also genauso in Bezug auf die Erkennbarkeit Gottes. Ich muss eine Verdoppelung Gottes
vermeiden. Auf der einen Seite der theologische Gott und auf der anderen Seite der apersonale
philosophische Gott. Diese Beiden muss man erst einmal zusammenbringen. Die Erkenntnisweise, die
viele Gottesbeweise erfasst, ist das Erkenntnisprinzip der Analogie. Die Gotteserkenntnis ist im Rahmen
der Philosophie analog.
10/52
Analogie: Auf der einen Seite gibt es Erkenntnis die auf derselben ontologischen Ebene abläuft. Man
geht von eindeutigen (univok) Begriffen und mehrdeutigen (äquivok) Begriffen aus. Zwischen diesen
beiden gibt es analoge Begriffe. Analoge Begriffe sind weder eindeutig noch mehrdeutig. Sie sagen weder
dasselbe, noch nur Differenz aus. Sie sagen also ähnliches aus. Man denkt indifferentes und differentes
zusammen. Im Deutschen könnte man sagen es sind Begriffe der Ähnlichkeit. Wenn Gott kein Teil der Welt
ist, und wir ihn dennoch erkennen möchten, dann kann es nicht die völlige Differenz geben. Wenn die
Gotteserkenntnis so wäre, dass es keine Differenz gibt, dann wäre Gott ein Teil der Welt (wie Tiere,
Menschen und Pflanzen). Ich kann von Gott und seinen Eigenschaften weder univok noch äquvok
sprechen. Deshalb muss ich analog von ihm denken und sprechen. Man hat sich drei Wege überlegt.



via positionis (positiva): Man setzt etwas positiv. „Gott ist gut.“ Das Wort gut kennt man und kann man
auch auf Menschen beziehen. Das heißt man spricht von Gott univok. Man muss also die Differenz
(zur Welt) einführen.
via negativa: Negativaussage „Gott ist anders gut als der Mensch.“ Das äquivoke Moment wird zur
Geltung gebracht. Wenn man fragt, wie gut ist er dann?
via eminentiae: Man steigert das gut der Menschen in das Superlativ. „Gott ist übersteigend gut.“ Er ist
z.B. allmächtig!
Es wird versucht Gott von unten nach oben zu denken. Auch bei den Gottesbeweisen denkt man von
unten nach oben. Man darf bei der Welt nicht stehen bleiben. 4. Konzil vom Lateran (1215): Joachim
von Fiore wollte die Analogie noch einmal genauer bestimmen. „Denn zwischen dem Schöpfer und dem
Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen, dass zwischen ihnen keine noch größere
Unähnlichkeit festzustellen wäre“ (Fiore 1215). Es wird folgendes versucht: Wenn die Ähnlichkeit
zunimmt, nimmt die Unähnlichkeit ab. Analogie ist immer eine Verhältnisbestimmung. Diese Verhältnisse
zueinander sind gewöhnlich verkehrt proportional. Wenn das eine Zunimmt, nimmt das andere ab. Hier ist es
aber so, dass Ähnlichkeit und Unähnlichkeit gleichzeitig zunimmt. Das ist auch ein Geheimnis, (das sich
von einem Rätsel so unterscheidet, dass dieses gelöst werden kann). So wie Sokrates vom Wissen über
sein Nichtwissen spricht. Auch in der Wissenschaft muss man wissen was man nicht weiß, damit man es
untersuchen kann. Desto mehr man Gott kennen lernt, umso weniger kennt man ihn.
Zu Barth: Barth ist ein Kritiker dieses Analogie Begriffs. Die Analogia entis (Sein)ist die Erfindung des
Antichristen. Er stilisiert die Analogie als kath. Grundprinzip hoch und sagt, dass man deshalb nicht
katholisch sein kann. Der Hauptkritikpunkt ist, dass das Handeln Gottes in der Selbstoffenbarung
zurückgedrängt wird. Man bekommt einen neutralen Boden im Bezug Mensch-Gott. Die Anerkenntnis
bzw. die Ablehnung Gottes ist noch kein Thema. Barth sagt, dass das nicht möglich ist. Diesen neutralen
Boden kann es nicht gegeben, denn Gott hat sich immer schon offenbart. Die Initiative der
Gotteserkenntnis ist immer) zuerst bei Gott. Ich muss schon Stellung nehmen zu dieser Offenbarung
Gottes.
Das zweite ist: Wenn der Mensch so tut als gäbe es diese neutrale Ausgangsposition, dann verkennt er,
dass er eigentlich schon Götzendienst betreibt. Wenn ich schon analog denken möchte, dann muss ich in
den Kategorien der Gnade denken. Er nennt Analogia gratia (Gnade). Keine ontologische Analogie. Es
wird nicht zwischen Seins-Ebenen vermittelt. Es kann nur von oben nach unten zwischen Seins-Ebenen
vermittelt werden. Fazit: Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass eine Theologie die nicht vom
Glauben ausgeht und dennoch eine Garantie für die Existenz Gottes sucht, kirchlich diskussionslos
unmöglich sein sollte. Barth hat im Laufe der Zeit den Duktus seiner Argumente etwas abgeschwächt. Die
Voraussetzung für jeden Gottesbezug ist der Glaube, das ist die Konsequenz. Eine Vernunftreligion ist
noch viel weniger möglich!
Zusammenfassung und Kommentar: Für Barth spricht, dass es im Laufe der Philosophie Geschichte oft
Versuche gegeben hat Gott zu vereinnahmen. Man kann keine Gottesbegriffe machen. Das wird auch in
der Bibel immer wieder eingemahnt. Man soll sich kein Bildnis machen. Das kann man auch hier
11/52
übertragen. Mach dir kein Weltbild, indem du ein Gottesbild machst, das nur von dir kommt. Gottesbilder
sind sehr oft auch Wesensbestimmungen. Die Schwierigkeit die sich in der Folge einstellt ist, die Frage ob man
überhaupt von der Existenz reden könnte, wenn man gar nicht weiß wie das Wesen sein soll. Barth
plädiert für Vorsicht bei jeder Wesensbestimmung. Die Garantie die man hat, ist die, dass Gott ja gesagt
hat wer er selbst ist! Er ruft dazu auf, dass man Gott sich selbst erklären lässt. Der Mensch läuft Gefahr zu
glauben, dass er besser weiß was Gott ist.
Man muss den Gottesbegriff offen lassen. Verfestigte Gottesbegriffe sind immer ideologiegefährdet. Die letzte
Sicherheit, ob Gott existiert oder nicht, kann mit der Vernunft nicht begriffen werden -> bist jetzt
zumindest sicher. Das sind zwei Punkte, die man von Barth lernen kann.
Die Frage ist aber, wenn er die Erkennbarkeit Gottes beim Menschen vollkommen ausschließt, wie landet
Gott dann in der Offenbarung beim Menschen. Muss der Mensch nicht eine Grundvoraussetzung haben,
um die Offenbarung zu verstehen. Wie kann sich Gott für den Menschen erkenntlich machen. Wie kann
der Mensch Anreden mit Gott identifizieren? Wie weiß man ob Gott schon, oder nicht gesprochen hat.
Wenn man die Vernunft gar nicht zulässt muss man sagen, es gibt keine Sicherheit. Theologisch
gesprochen ist das die Debatte zwischen Natur und Gnade. Wie viel hat der Mensch, insofern er ein von
Gott geschaffenes Wesen ist, für sein Heil bekommen, und wie viel muss Gott dazu legen. Wie ist der
Mensch vor Gott gerechtfertigt?
Was bleibt ist die Frage, wie das Verhältnis zwischen dem philosophischen Gottesgedanken und dem
biblischen Gott steht. Wenn man sagt Gott ist der unbewegte Beweger. Was hat das mit einem trinitarisch
gedachten Gott zu tun? Diese Frage muss aber beantwortet werden, damit, die katholische Kirche, nicht
unglaubwürdig wird. Wie benennen diese beiden Begriffe den einen Gott?
1.2.1 Blaise Pascal- eine vernünftige Wette für den Gott des Glaubens vs. das
„Mémorial“
Pensées
Pascal versucht nicht die Existenz Gottes zu beweisen. Er geht vorsichtiger vor. Er bewegt sich so, dass er sagt,
was tun wir wenn es ihn gibt, und was tun wir, wenn es ihn nicht gibt.
Wie wirkt sich die Existenz, oder Nicht- Existenz auf meine Existenz aus? Er geht deshalb so vor, weil er
den Gottesbeweis von Rene Descartes (Man kann Gott beweisen!) anzweifelt. Man kann das nicht so
sicher sagen. Er bringt die Frage auf, wie vernünftig es in Bezug auf den Menschen ist, die Existenz
Gottes anzunehmen. Für Descartes ist die Idee Gottes die höchste Idee (idea maxima vera). Die Frage ist,
wie soll ich leben? Die Wahrscheinlichkeit, dass Gott existiert ist 50:50. Wenn man beide Stränge
durchgeht, kann man beobachten wo man mehr gewinnt. Wenn man so lebt, als gebe es Gott nicht, dann
hat man jetzt ein gutes Leben, es wäre aber möglich, dass man dann die ewige Verdammnis erbt. Wenn es
ihn wirklich nicht gibt, hat man gut gepokert, man hat aber einen sehr hohen Wetteinsatz. Wenn man
annimmt es gibt Gott, hat man ein wenig eingeschränktes Leben, das gar nicht so schlecht ist, dafür kann
man die unendliche Glückseligkeit gewinnen. Dabei ist der Wetteinsatz nicht so hoch. Man hat also
deutlich mehr zu gewinnen als zu verlieren. Das was man gewinnen kann, ist ein riesiger Preis, während
man umgekehrt sehr viel verlieren kann. Wenn man so überlegt, muss man fast christlich leben. Das ist von der Wette
her sehr viel vernünftiger. Die Sicherheit hat man natürlich nie, aber nach der Wahrscheinlichkeit kann man
sich überlegen, dass es vernünftig wäre so zu leben, als gebe es Gott.
Glaube an Gott
Kein Glaube an
Gott
Gott
Gott existiert
existiert
nicht
+ Himmel
- Hölle
0
0
Pascal setzt Gott in eine Moralsphäre und macht ihm zum Richter der Menschen. Er setzt Gott für die
ausgleichende Gerechtigkeit ein. Er setzt nicht nur den moralischen Gott voraus, sondern auch, dass
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das christliche Leben als Einschränkung des Lebens gesehen wird. Christentum wird auch heute oft als
moralische Konstante gesehen.
Drittens muss man sagen, dass das was Pascal und Barth verbindet die Unbeweisbarkeit Gottes ist. Die
Frage nach der Existenz Gottes ist von der Glückseligkeit der Menschen her gedacht. Pascal nennt keine
Vernunftgründe für die Existenz Gottes, er sagt aber es ist vernünftig so zu leben, als ob es Gott gebe.
Dieses Argument wird von Pascal so verwendet, dass er einen Nichtgläubigen zum Glauben bringen
möchte. Eigentlich muss man aber sage, dass er ihn für ein Leben gewinnen möchte, das ausschaut als
wäre es christlich. Die Glaubensdimension kommt nicht wirklich ins Spiel.
4. Einheit
22.10.2012
Wiederholung: Wie kann man als Offenbarungstheologie eine philosophische Gotteslehre akzeptieren. Es
gibt zwei Ansätze: Gott als Prinzip und biblischer, geglaubter Gott kann angenommen werden. Zwei
verschiedene Gottesbegriffe sind unmöglich, es ist nur ein Gott. Aber es gibt nicht wirklich ein Konzept
in dem der philosophische und der biblische Gott zusammen gehen. Analogie: Man sucht von
Erfahrungen in der Wirklichkeit her einen Analogiebezug zu Gott hin. Dreifache Weise in der die
Analogie vollzogen wird: Via positiva (Gott ist mächtig)- Via negativa (Gott ist anders mächtig als der
Mensch)- Via eminentia (Gott ist allmächtig). 4. Laterankonzil (1215) in dem es gegen Irrtümer von
Joachim von Fiore geht. Gott wird gedacht als Mysterium das man nicht lösen kann wie ein Rätsel. Desto
mehr ich von ihm weiß, desto mehr wird mir bewusst wie viel ich nicht weiß. Bei aller Ähnlichkeit ist die
Unähnlichkeit immer noch größer. Barth sagt, das ist ein von Menschen gemachter Gott, da er von
menschlicher Erfahrung her ausgesagt wird. Gott wird verfälscht. Er kann nur erkannt werden, wenn Gott
sich selbst offenbart. Diese Position zeigt, dass die philosophische Gotteslehre immer in der Gefahr steht sich einen
anthropomorphen Gott auszudenken. Das wäre dann ein sehr menschlicher Gott. Barth muss sich aber fragen
lassen, wie kann Selbstoffenbarung beim Menschen ankommen. Ein Grundverständnis für Gott müsste
vorhanden sein, damit die Offenbarung beim Menschen ankommen kann.
Blaise Pascal: Bei ihm gibt es die Doppelheit des Gottesbegriffs und das Setzten auf Gott. Die Pascal‘sche
Wette und auch das Memorial weisen den philosophischen Gott eher zurück. Die Wette ist kein Beweis
oder Gegenbeweis für Gott. Er verlagert die Frage auf das menschliche Leben. Das wirkliche Wissen, ob es
Gott gibt oder nicht, ist dem Menschen verwehrt. Seine Wette ist auch auf eine moralische Basis gestellt. Gott wird mir,
wenn ich gut moralisch gelebt habe, auf Dauer ein gutes Leben geben. Wenn es Gott gibt, denkt Pascal
ihn als moralischen Richter. Aber man weiß es nicht, ob es ihn wirklich gibt. Wo steige ich bei der Wette
vernünftiger aus. Mit seiner Argumentation ist es vernünftiger, dass man auf die Existenz Gottes wettet.
Memorial von Pascal
Memorial ist ein Blatt, das man nach dem Tod von Pascal in seiner Kleidung eingenäht gefunden hat.
Darauf ist festgehalten, wie er an einen bestimmten Tag (23.11.1654) denkt, an den er sich selbst immer
wieder erinnern möchte. Die Gotteserfahrung die er an diesem Tag erfährt ist sehr geschichtlich. Die
Wette war nicht geschichtlich oder personal, sondern allgemeingültig. Die zweite Form der
Gotteserfahrung (an die er sich im Memorial erinnert) ist aber diesbezüglich genau das Gegenteil.
Geschichtlich zu einem bestimmten Tag, einer bestimmten Stunde und außerdem total individuell. Das
macht schon einmal einen Unterschied zwischen einem allgemeinen Denken über Gott und einer
individuellen Gotteserfahrung.
Er bindet die Datierung sehr stark zurück an die Glaubensgemeinschaft. Der Kalender der
Glaubensgemeinschaft wird durch Heilige und Märtyrer definiert, die er genau erwähnt. Die Märtyrer
haben auch ganz individuell Zeugnis für Gott abgelegt. Märtyrer wird man nicht wegen einem
Gottesbeweis, sondern aufgrund einer individuellen Erfahrung. Im Memorial wird eine Erfahrung mit
dem Leben bezeugt. FEUER erinnert sehr stark an die Dornbuscherzählung aus Exodus 3,1. Mose steht
Gott unmittelbar gegenüber. Er denkt nicht über Gott nach; es ist eine persönliche Begegnung. Es ergibt sich
13/52
eine Problematik der Unmittelbarkeit. Das Denken ist beim Nachdenken über Gott immer das
Vermittelnde. Es steht zwischen der Person und Gott. Hier steht das unmittelbare persönliche Erlebnis
im Vordergrund. Persönlicher, biblischer und geschichtlicher Gott. In der unmittelbaren Gotteserfahrung
gibt es für ihn Gewissheit. Im I. Vatikanum wurde behauptet, dass Gott sicher erkannt werden kann!
Pascal sagt die Sicherheit wird nicht dem Gott der Gelehrten und Philosophen zugesprochen, sondern
dem erfahrenen Gott.
Descartes sagt Gott ist eine maximal wahre Idee. Idea maxima vera. Descartes sagt, dass dadurch eine
Sicherheit gegeben werden könne. Die Sicherheit die Pascal einführt ist im Vergleich dazu personal. Gott
kann man nur in der Bibel finden, sagt Pascal.
Memorial ist ein sehr persönlicher Text, der eigentlich nicht für andere bestimmt war. Man sieht, dass er
selbst auf der einen Seite den vernünftigen Gott und auf der anderen Seite den geschichtlichen, biblischen
und persönlichen Gott sieht.
Man sieht an diesen Texten von Pascal was eine Gotteslehre kann und was sie nicht kann. Sie kann nichts
über einen trinitarischen Gott oder sein Rettungshandeln in der Geschichte aussagen. Deshalb ist dieser
Gott ein urgeschichtlicher Gott. Der Gott der Philosophinnen und Philosophen ist kein Gott der in die
Geschichte eingreift. Die Heilsgeschichte sagt aus, dass Gott auch eingreift. Nicht zuletzt durch die
Sendung seines Sohnes.
Die Philosophische Gotteslehre ist von vielen Menschen entwickelt worden, die gläubig waren. Als gläubige
Menschen wollten sie eine (Vernunft)Stütze für ihren eigenen Glauben finden. Das was also geglaubt wird, mit den
Mitteln der Vernunft noch einmal einholen. Zu glauben ist immer eine Freiheitsentscheidung für etwas.
Es braucht nicht nur vernünftige Gründe oder Wetten um jemanden zum Glauben zu bringen. Die
gläubigen Menschen, die vernünftig über die Existenz Gottes nachgedacht haben, versuchten das so zu
tun, indem sie die persönliche Gotteserfahrung „weggeschalten“ haben. Die pure irrationale
Blindgläubigkeit-> z.B. ein purer Fideismus. Wenn man einen Gott gewinnt der gegen den Menschen ist
und die Vernunft total ausschließt, kann man nichts gegen diesen Gott tun. Man kann fehlgeleitete
Fideismen mit der Vernunft hinterfragen. Vernunft kann sich auch versteigen. Sie kann selbstherrlich den
vom Menschen proklamierten Gott hinterfragen.
Gott der Philosophen und Gott der Bibel (Abraham, Isaaks und Jakobs). Sie stehen sich eigentlich
gegenüber, es gibt aber immer auch gewisse Berührungspunkte die nicht immer so klar zu trennen sind.
Es ist schwer bei der philosophischen Gotteslehre endgültige Ergebnisse darzustellen.
2. Sinn und Ziel von Gottesbeweisen
Innerhalb der Philosophie ist der Versucht mit den Mitteln der Philosophie Gott zu denken mit dem
Begriff Gottesbeweis definiert worden. Er verspricht sehr viel und kann dieses Versprechen (Gott zu
beweisen) leider nicht einhalten. Der Ausdruck Gottesbeweis ist nicht so zu verstehen, dass es einen
logischen Beweis für die Existenz Gottes gibt. Würde es diesen Beweis gehen, wären alle Ungläubigen zu
dumm diesen Beweis nachzuvollziehen. Es geht aber nicht nur darum logisch in der Lage zu sein, diesen
Beweis durchzuführen. Trotz der Logik bleibt immer etwas das noch hinterfragt werden muss. Jeder
Gottesbeweis hat bestimmte Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen sind immer selektiv ausgewählt
und können auch immer kritisiert werden. Man bräuchte einen Beweis der ohne Voraussetzungen gelingt.
Das endet aber meist in einer Tautologie (eine Aussage, die, unabhängig vom Wahrheitswert der
zugrundeliegenden Bestandteile, immer wahr ist -> z. B.: „Es regnet oder es regnet nicht.“). Man kann
nicht sagen, dass Gott existiert, weil er da ist. Was heißt Beweis wirklich? Es kann nicht sein, dass es ein
Schlussverfahren ist gegen das wir keine Einwände mehr vorbringen können. Auch bei der Analogie hat
man Voraussetzungen von denen aus man auf die Existenz Gottes schließt.
14/52
Entscheidend sind zwei Dinge: Die Voraussetzungen von denen man ausgeht und die Logik mit der man den
Gedankengang durchführt.
Entscheidend ist die Suche nach dem Ausgangspunkt. Jeder Gottesbeweis setzt irgendwo anders an. Das
sind die Unterschiede in den Ausgangsbedingungen. Nach diesen Ausgangspunkten werden sie auch benannt.
Die Erkenntnisgründe werden hin auf Gott ausgefaltete. Diese Erkenntnisgründe sind aber nicht
unmittelbar sondern mittelbar. Man hat einen Ausgangspunkt z.B. Gott ist gut. Man kann aber auch von
der Macht, oder von der Bewegtheit der Wirklichkeit ausgehen. Wenn ein Gottesbeweis keine Tautologie
ist, sondern von Bedingungen ausgehen muss, sind diese Bedingungen unterschiedlich ansetzbar. Wenn
ich aber Bedingungen formuliere, habe ich keinen unmittelbaren Gottesbezug. Den unmittelbaren
Gottesbezug hat man vielleicht in einer direkten Gottesbegegnung. Man hat also mit den Voraussetzungen
Erkenntnisbedingungen die jedoch mittelbar sind. Sie vermitteln eine Gotteserkenntnis. Ich entfalte
mittelbare Erkenntnisgründe. Das bedeutet, dass man neben der logischen Stringenz meines
Beweisverfahrens auch Erkenntnisgründe schaffen muss die den Zugang zu Gott ermöglichen.
Subjektivität bzw. Objektivität bei Gottesbeweisen
Eine unmittelbare Erkenntnis wie es von Pascal im Memorial festgehalten wurde, ist subjektiv. Wir
können diesen Text lesen, haben aber dadurch keine direkte Gotteserfahrung. Der Ausgangspunkt muss
einer sein, der nicht subjektiv sondern objektiv vermittelbar ist. Jeder und jede sollten den Gedankengang
nachvollziehen können. Dann kommt man zum selben Ergebnis wie diejenigen die sich den Beweis
ausgedacht haben. Gefordert ist eine intersubjektive Akzeptanz. Für ein Memorial braucht man keine
intersubjektive Kategorie- das ist nicht gefordert. Der Anspruch ist der, dass man den Gedanken so
nachvollziehen kann, dass man beim selben Ergebnis landet, wie die Person die sich den Beweis
ausgedacht hat. Damit diese Erkenntnis auch ihre subjektive Existenz trifft →dass man gläubig wird,
braucht man allerdings wieder etwas das der Gottesbeweis nicht geben kann. Es braucht immer noch eine
freie persönliche Stellungnahme zu dem, was ich im Gottesbeweis erkannt habe. Man hat also zwei
Formen von Sicherheit.



Die eine Sicherheit ist die gedankliche Sicherheit (I. Vatikanum).
Das zweite ist eine relative gedankliche Sicherheit (Gedanklich allein ist der Beweis nicht so stichhaltig,
dass man die Existenz Gottes nicht trotzdem noch leugnen kann).
Die dritte Form wäre die Sicherheit aus Freiheit heraus. Gemeint ist eine Grundüberzeugung die immer
über den Gedanken hinausgeht, da sie aus Freiheit entsteht. Ich habe mich frei entschieden. Die
Person steht dahinter. →Konfession, Bekenntnis, Überzeugung.
Ein Gottesbeweis kann das leiten, was durch die zweite Sicherheit ausgesagt wird. Man hat eine relative
Sicherheit. Die persönliche Zustimmung welche die eigene Existenz an die Existenz Gottes bindet, ist
damit noch nicht erreicht. Von dieser zweiten Form der relativen Sicherheit (Kuhn, Feyerabend) geht
hervor, dass man immer eine Voraussetzung für den Gottesbeweis hat. Man sollte die Voraussetzungen
absichern. Sie sollten die Menschen überzeugen. Die Ausgangsbedingungen sollten breit akzeptiert sein.
Die Intersubjektivität sollte man in diesen Voraussetzungen besonders grundlegen. Thomas von Aquin
spricht z.B. selbst nicht von einem Beweis sondern von seinen fünf Wegen.
Eine weitere Schwierigkeit bezieht sich auf die Existenz. Kann man wirklich einen Gottesbeweis aufstellen
und nach der Existenz fragen, wenn ich gar nicht weiß nach wessen Existenz ich suche? Es gibt die
Grundüberzeugung, dass wir nicht wissen was Gott ist. Wenn wir wüssten wer er ist, müsste daraus klar
werden, was er ist. Wenn ich aber nicht weiß was er ist, wie kann ich dann einen Existenzbeweis führen.
Wenn ich von der Welt und der Erfahrung der Wirklichkeit ausgehe und daraus auf Gott schließe,
bekomme ich doch einen Anhaltspunkt von Gott. Die Fragen des Wesens (Was) und der Existenz sind
nicht so strikt trennbar. Man kann sich aber nicht einen Gottesbeweis ausdenken und dann durch die Welt
15/52
gehen und sich anschauen gibt es das? Dann würde Barth sagen, hat sich der Mensch Gott selbst gemacht
und geht jetzt um ihn zu suchen. Umgekehrt ist es aber schwer die Existenz Gottes zu suchen, ohne dass
man Grundangaben davon hat, was man eigentlich sucht. Es gibt Erfahrungen, die eine Deutung
verlangen. Der Rückbezug auf Grunderfahrungen. Ich suche einen Grund für meine Existenz. Dieser
Grund könnte der Auslöser sein auf Gott weiterzudenken. Von diesen Grunderfahrungen geht man aus,
man versucht aber zu vermeiden ganz klare Gottesvorstellungen in den Vordergrund zu stellen.
3. Einteilung der klassischen Gottesbeweise und kurze Charakteristik
der einzelnen Typen
Einteilung der wichtigsten Gottesbeweise von ihrem Ausgangspunkt her.
3.1 Ontologischer Gottesbeweis
Er ist mit Anselm von Canterbury und Rene Descartes verbunden. Zwischen diesen beiden liegen über
500 Jahren sie haben aber trotzdem einen ähnlichen Ausgangspunkt. Sie haben beide die
Grundüberzeugung, dass sie nicht von der Erfahrung, sondern von einem Begriff ausgehe. Da kann man
schon wieder die Frage stellen, ob das dann nicht eine Wesensbestimmung beinhaltet. Für Anselm ist ein
solcher Begriff z.B.: Gott ist das Größte über das hinaus nichts gedacht werden kann. Der Name kommt
daher, dass vom Begriff immer auf das Sein Gottes geschlossen wird (ontologisch). Ich schließe von
einem Begriff auf die Existenz.
Diese Gottesbeweise sind sehr bald heftig kritisiert worden. Thomas hat Anselm kritisiert, da er gesagt
hat, ohne Erfahrung kann man keine Existenz beweisen. Kant kritisiert Descartes da er sagt, dass man aus
einem Begriff nicht die Existenz ableiten kann.
3.2 Der noologische Gottesbeweis
Der Begriff kommt von nus. Der Gottesbeweis geht von der Vernunft aus. Vernunft denkt über Vernunft
nach. Vertreter war z.B. Augustinus. Der Beweis soll aufgestellt werden dadurch, dass es keine
Bedingung der Vernunft gibt, die sich nicht selbst noch einmal ableiten kann. Es muss also etwas geben
das jenseits der menschlichen Vernunft liegt.
5. Einheit
29.10.2012
Wiederholung: Blaise Pascal und seine Wette waren das vorletzte Mal Thema. Die Frage ist, welches
Leben vernünftiger ist. Soll man auf die Existenz oder auf die Nicht-Existenz Gottes aufbauen. Weiter
haben wir uns mit dem Memorial beschäftigt in welchem Pascal seine wirkliche Sicherheit sieht. Bei
einem geht es um eine Gotteserkenntnis durch den Intellekt. Beim Memorial geht es um eine
Gotteserfahrung, welche die Existenz von Pascal auch betroffen hat. Der biblische Gott, ist nicht der
Gott der Überlegungen. Einen Gottesbeweis macht nur die Frage nach der Existenz aus. Man fragt nicht
nach seinem Wesen. Einen namentlichen Gott direkt im Gegenüber zu erfahren, das schafft kein
Gottesbeweis.
Sinn und Ziel von Gottesbeweisen: Gottesbeweise sind nicht 100%ige oder mathematische Beweise. Das
kirchliche Lehramt ist auch hin und her geschwankt. Ein Gottesbeweis ist auch kein Wesensbeweis,
sondern ein Existenzbeweis. Die Sicherheit, die aus Freiheit heraus kommt. Wenn man Gottes Existenz
annimmt, dann geschieht das aus einem freien Entschluss heraus und nicht nur durch intellektuelle
Argumente. Jemand der einen Gottesbeweis nicht folgen kann, ist nicht folglich dumm. Man muss sich
auch am Ende eines nachvollzogenen Gottesbeweises in Freiheit für oder gegen die Existenz Gottes
entscheiden.
Ontologischer Gottesbeweis: Descartes, Anselm von Canterbury: Setzt bei der Erfahrung an. Von einem
Begriff auf die Existenz schließen.
Noologische Gottesbeweis: Augustinus: Es geht um die Vernunft. Augustinus versucht aufzuzeigen, dass
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die menschliche Vernunft Bedingungen hat mit deren Hilfe sie operiert. Diese muss sie selbst für sich
noch einmal denken, aber sie kann diese Bedingungen der Vernunft nicht selbst ableiten. Diese sind
vorgegeben.
3.3 Der kosmologische Gottesbeweis
Vertreten wurde er von Thomas von Aquin (1. und 3.Weg) Den Namen hat der Gottesbeweis von Kant
bekommen. Kant hat ihn aber nicht vertreten, sondern kritisiert. Diese Art von Gottesbeweis heißt auch
oft Kontingenzbeweis. Kant hat gemeint, dass Kosmos ein griechischer Begriff ist, der neben Schmuck
und Zierde auch die Bedeutung von der Ordnung und Welt hat → geordnete Welt. Man schaut in die
Welt, sagt Kant, und sieht, dass sie nicht notwendig ist. Sie müsste nicht sein und müsste auch nicht so
sein, wie sie ist. außerdem ist sie eine vergängliche Welt. Kant sagt, der Kosmos ist der Inbegriff des
sinnlich Erfahrbaren. Thomas geht von der sinnlichen Erfahrbarkeit der Welt aus und merkt, dass sie
kontingent ist, d.h. möglich, aber nicht notwendig. Bei Thomas von Aquin gibt es fünf Gottesbeweise. Der
kosmologische Gottesbeweis ist der dritte. Manchmal sagt man, dass die ersten drei alle ins Schema des
kosmologischen Gottesbeweises fallen.
3.4 Der teleologische (gr.) oder physiko-theologische Gottesbeweis
Kommt auch von Thomas von Aquin(5.Weg). Kann auch Finalitätsbeweis (lat.) genannt werden.
Gemeint ist die Finalitätsstruktur der Wirklichkeit. Die Welt ist der Ausgangspunkt von dem aus auf die
Ordnung geschaut wird. Es wird auf die Ordnung in der Wirklichkeit und Natur geschaut. Dass z.B. Tiere
so geordnet sind, dass sich eine Nahrungskette ergibt. Diese Grunderfahrung wird als Ausgangspunkt für
den Gottesbeweis genommen. Kant kritisiert auch diesen Gottesbeweis indem er sagt, dass es ein
versteckter kosmologischer Gottesbeweis ist und der kosmologische Gottesbeweis ist in Wirklichkeit ein
versteckter ontologischer Gottesbeweis. Im Endeffekt kritisiert Kant alle Gottesbeweise von Thomas.
3.5 Der moralphilosophische oder ethiko-theologische Gottesbeweis
Vertreter ist John Henry Newman. Auch Kant vertritt diesen Gottesbeweis, obwohl er sagt es ist ein
Gottesapostolat und kein wirklicher Beweis. Der Ausgangspunkt ist das moralische Grundgesetzt welches
unser Zusammenleben ordnet. Bei Kant ist das der moralische Imperativ. Die Frage ist, woher kommt
dieses Grundgesetz? Aus dem Gewissen des Menschen. Der Mensch findet in sich eine „Stimme“ die ihm
zu einem gewissen Handeln drängt. Handeln muss der Mensch jedoch selbst. Er muss sich entscheiden.
 Im Weiteren werden wir einige dieser Gottesbeweise anschauen. Die Texte die wir bearbeiten,
sind in moodle zu finden.
Der ontologische Gottesbeweis
3.1.1 Das argumentum Anselmianum
Diesen Gottesbeweis findet man im „Proslogion“. (Die Kapitel 2-4 und 15 werden im Folgenden
bearbeitet. Das wichtigste ist das 2. Kapitel.) Anselm beginnt seine Schrift mit einem Gebet. Er spricht
Gott an und bittet ihn, ihm dabei zu helfen rein durch die Vernunft seine Existenz zu beweisen. Er bittet
Gott um die intellektuelle Kraft diese Gedanken auch zu Ende zu denken. Deshalb beginnt der Text mit
einem Gebet.
Kap. 2: Gott schenkt mir den Glauben. Es ist ein Gnadengeschenk, das ich mir nicht selbst nehmen kann.
Anselm bittet Gott, dass er (Anselm) einsehen kann (mit Vernunft), dass Gott ist und dass das ist, was wir
glauben. Anselm bringt eine Formel ohne die der Gottesbeweis von Anfang an nicht funktioniert. Der
eigentliche kreative Clou des Gottesbeweises von Anselm ist diese Formel, es ist eine
Glaubensvoraussetzung. „Gott ist das Höchst denkbare“- „Etwas über das hinaus nichts Größeres gedacht
werden kann“. Diese Formel hat Anselm als Einstieg in den Gottesbewies erfunden. Anselm möchte den
17/52
Gott beweisen an den er auch glaubt. Deshalb erschafft er hier auch diese Brücke- „Gott ist das höchste
Denkbare“.
Anselm nimmt Bezug auf AtheistInnen. Klar ist, dass es jene gibt, die behaupten, dass es Gott gibt und
jene die das bestreiten. Anselm behauptet, dass es diesen Gott gibt →Er ist das Höchst denkbare. Der
Atheist steht ihm gegenüber und behauptet, dass es genau dieses Höchste über das hinaus nichts gedacht
werden kann, nicht gibt. Das heißt, dass die Atheistin wissen muss um was es geht. Damit man etwas
bestreiten kann, muss man eine Idee davon haben (Ich kann nicht sagen es liegt kein Schnee, wenn ich
nicht weiß was Schnee ist.) Das was die Atheisten leugnen haben sie also schon verstanden. Wenn man
etwas denkt, dann ist das Gedachte in meinem Verstand. (Vor drei Wochen hat niemand von uns an
Schnee gedacht. Wenn man aber von Schnee spricht, ist er schon in unserem Verstand. Es ist damit nicht
gesagt, ob er draußen liegt oder nicht. Unabhängig davon ist der Schnee in unserem Verstand. Die reale
Existenz ist dadurch nicht entschieden.) Anselm macht es sehr ähnlich. Es sagt, wenn die Atheisten sagen,
es gibt keinen Gott, dann ist nicht entschieden, ob es Gott gibt, oder nicht. Aber er ist existent, dadurch,
dass er gedacht wird. Es werden hier zwei verschiedene Existenzformen unterschieden: Das Gedacht sein
und
das
reale
Existieren.
„Denn ein anderes ist es, das ein Ding im Verstande ist, ein anderes, einzusehen, daß das Ding existiert.“
Man könnte sagen, das eine ist es, dass ein Ding in Gedanken existiert und das andere ist es, dass es
wirklich existiert. Wenn ein Bild gemalt ist, existiert das Bild auf zwei Weisen. Einerseits gedacht und
gleichzeitig in seiner wirklichen Existenz. Die völlige Nichtexistenz Gottes kann man auch als Atheist
nicht behaupten, denn in der Behauptung ist Gott schon wieder in Gedanken existent.
„Und sicher kann, ‚das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann‘, nicht im Verstand allein sein.“
Mit dem Begriff (Denken) ist die Existenz gleichzeitig mitgedacht. Man versucht also von dem bloßen
Gedacht sein auf die reale Existenz Gottes zu schließen. Man kann sich jetzt fragen, welche Form der
Existenz ist höher- nur gedacht sein, oder real sein. Natürlich ist das real sein höher. Da das real sein
immer das gedacht sein inkludiert. Im real Sein ist schon mehr da, als nur beim gedacht Sein. Das „über
das hinaus nichts größeres Gedacht werden kann“, kann nicht nur gedacht werden. Wenn etwas bloß
gedacht ist, kann man darüber auch zusätzlich denken, dass es das darüber gedachte auch wirklich gibt.
(Wenn man Schnee denkt, dann denkt man nicht nur, sondern es ist auch denkbar, dass dieses Denkbare
wirklich real ist!) Was gedacht wird, davon kann auch die reale Existenz gedacht werden. Wenn das
Höchst Denkbare das Größte ist, dann ist es nicht das Größte. Wenn ich nämlich das reale höher stelle,
als das gedachte, dann muss es etwas Größeres geben, als das Größte worüber hinaus ich nichts denken
kann. Es existiert also ohne Zweifel etwas worüber ich nichts Höheres denken kann, sowohl im
Verstande, als auch im Realen. Durch die, zu Beginn aufgestellte, Formel kommt Anselm so auf die
Existenz Gottes. Sobald der Atheist also sagt, dass es Gott nicht gibt, sagt er eigentlich aus, dass es Gott
gibt.
3. Kapitel: Gewonnen haben wir jetzt, dass Gott real ist! Anselm geht aber noch einen Schritt weiter. Es
wird nicht nur die Realität seiner Existenz, sondern auch die Notwendigkeit seiner Existenz (Kapitel3 „Daß
nicht gedacht werden kann, daß er nicht existiert“). Gott existiert also notwendig. Wenn ich den Gedanken der
Existenz einordne in eine Ordnung der Modalität. In der Modalität gibt es drei Stufen. 1. Es ist möglich,
dass es das gibt. 2. Es ist wirklich so. (Beweis von Anselm) 3. Die Notwendigkeit- es ist notwendiger
Weise so, dass Gott existiert. Das Notwendigkeitsargument ist also stärker als das Wirklichkeitsargument
und dieses ist wieder stärker als das Möglichkeitsargument. Das Höchste ist jenes, das Notwendigkeit
inkludiert. Man kann nicht bei der Realität stecken bleiben, sondern muss die Notwendigkeit mitdenken.
Wenn man Gott als nicht notwendig existierend gedacht hat, dann ist er nicht das höchst denkbare.
Dadurch, dass er aber das höchst denkbare ist, muss man auch die Notwendigkeit mitdenken. Die
doppelte Verneinung impliziert die Notwendigkeit. →Da Gott nicht als nicht existent gedacht werden kann, muss
er existieren.
18/52
4. Kapitel: Er unterscheidet noch einmal zwei Denkformen. Eine davon ist fähig Gott zu denken und die
andere nicht. Das cogitatio (Begriffliches Denken) und das intellectus (mit dem Herzen Einsehen und
Verstehen). Rein durch cogitare kann man die Existenz Gottes nicht denken. Durch intelligere ist es
jedoch möglich Gott zu denken. Mit cogitatio kann man dafür denken, dass es Gott nicht nicht gibt und
mit dem intellectus ist das nicht möglich.
Anselm wendet sich an Gott zurück. Er spricht Gott direkt an und bedankt sich bei ihm, dass er das, was
er zuerst durch sein Geschenk (Gnade) glauben durfte, jetzt durch die Erleuchtung der Vernunft (deine
Erleuchtung- er schließt das auch auf Gott zurück) nicht nicht einsehen könnte. Wenn ich nicht glauben
wollte, müsste ich jetzt glauben, da mir die Vernunft gesagt hat, dass ich gar nicht nicht glauben kann.
Im 15. Kapitel spielt er mit der Formel für Gott. Wenn Gott dasjenige ist über das hinaus nichts Größeres
Gedacht werden kann und jetzt sagt er, dass Gott größer ist, als das was gedacht werden kann. Was wenn
Gott größer ist, als das was uns möglich ist zu denken? Gott übersteigt unser Denken, da er zu groß ist für
unser Denken. Damit relativiert sich Anselm selbst. Es wäre ja möglich, dass Gott größer ist, als dass ihn
unser Denken fassen könnte. „Du Herr bist […] etwas Größeres als gedacht werden kann.“ Da blitzt das
erste Mal der Gedanke auf, dass Gott größer ist, als das was gedacht werden kann. Wenn Gott also das
höchst Denkbare ist und dieses Denken aber übersteigt und dann wieder gedacht werden kann, muss ich
ihn eigentlich so denken, dass ich ihn nicht mehr denken kann. Das ist die Grenze dieses Gedankengangs.
(Sobald ich über die Grenze sehe, ist es nicht mehr die Grenze.)
Bsp.: Wenn man sich den schönsten Mann/ die schönste Frau denkt- dann steigert man dies noch einmal
- dann noch einmal ins Superlativ steigern- Es gibt ihn oder sie! Wenn man den Superlativ nicht denken
kann, dann macht man die ganze Existenz kaputt. → Das sagt ein Zeitgenosse von Anselm. Dieser
Gedankengang scheint stupid. Ähnlich verläuft aber der Gottesbeweis von Anselm.
6. Einheit
5.11.2012
Wiederholung: 5. Gottesbeweis von Thomas v. Aquin: Teleologischer Gottesbeweis: Erfahrungstatsache
von der man ausgeht ist die Ordnung der Welt. Das Ziel der Welt auf das man sich hin entwickelt.
Moralphilosophischer Gottesbeweis: Vertreter ist Kant selbst, der sagt es ist nur ein Gottesapostolat.
Auch Newman vertritt dann diesen moralphilosophischen Gottesbeweis.
Typ des Ontologischen Gottesbeweises von Anselm. Proslogion. Anselm geht davon aus, dass er ein
gläubiger Mensch ist und das was er glaubt, möchte er gerne mit Vernunftgründen unterstürzen. Deshalb
beginnt er seine Argumentationslinie auch mit einem Gebet. Der Ausgangspunkt ist, dass wir Gott als das
höchst Denkbare denken. Es ist eine Superlativische Form. Ohne diese Aussage funktioniert sein Beweis
nicht. Er beginnt den Gottesbeweis sozusagen von hinten. Er beginnt seine Überlegungen bei dem was
wir heute AtheistIn nennen. Jeder der die Existenz Gottes leugnet, muss zuerst etwas von dem was er/sie
leugnet verstanden haben. Jeder der behauptet, dass Gott nicht existiert, denkt die Existenz Gottes. Das
Denken der Existenz sagt aber aus, dass Gott eine bestimmte Form von Existenz hat, nämlich das
Gedacht sein. Der nächste Schritt ist eine ontologische Grundannahme: Es gibt zwei Formen von
Existenz. Das Gedachtsein und das Realsein. Das Gedachtsein ist aber weniger als das Realsein (Bsp. Maler:
Wenn der Maler das Bild denkt hat es eine Existenzform, wenn es gemalt wird hat es eine andere
Existenzform die mehr ist. Denn wenn es real ist, ist es gedacht und real.) Bauen wir in diesen Gedanken
die Gottesformel „Gott ist das höchst Denkbare“ ein. Das höchst Denkbare ist aber nicht das höchst
Denkbare, wenn ich es nur denke, es kann dann auch real existieren, denn dann ist es noch höher! Damit
hat er denkerisch die Existenz Gottes bewiesen. Es kann auch etwas real sein, wenn es nicht gedacht wird.
Außerdem kann man auch etwas falsch denken (Amerika existiert obwohl es nicht gedacht wird;
Kolumbus denkt es als Indien→also falsch). Wenn Gott das Höchste ist, dann ist er auch notwendig
existent. Ich kann nicht so denken, dass das höchst Denkbare nicht real ist. Wenn man die Voraussetzung
(Formel) eingegangen ist, dann kann man nicht mehr zu der Denkgabelung zurück, bei der man sich fragt,
ob man Gott als reale Existenz annehmen möchte oder nicht. → 4. Kapitel: Es werden zwei Formen des
19/52
Denkens unterschieden. Mit dem bloß formalen Denken kann die Existenz Gottes wohl geleugnet
werden. Während intellegere, das verständige Denken, welches sich auch Gedanken über die
Grundannahmen macht, zwangsläufig auf die Notwendigkeit der Existenz Gottes führt. Vielleicht ist es
aber so, dass Gott größer ist, als dass er überhaupt gedacht werden könnte. Damit ist ausgesagt, dass Gott
nicht das höchst Denkbare ist, sondern, dass er das menschliche Denken überschreitet. Man könnte aber
auch sagen, dass man denken kann, dass er nicht denkbar ist. Er sagt etwas über Gott und zwar, dass er
nicht denkbar ist. Er sagt also aus, dass das Nicht-denken-können von Gott denkbar ist. Für sein ganzes
Konzept ist das eine schwere Aussage.
3.1.2 Grundlegende Annahmen Anselms
Das Proslogion (1077/1078) das auf das Monologion folgt, zielt auf eine bestimmte Denkform ab, die es
schafft, die Existenz Gottes zwangsläufig zu erweisen. Die Unterscheidung von cogitare und intellegere.
Jeder Gottesbeweis hat Voraussetzungen.
1. Das erste ist in diesem Fall die Formel (Gott als das höchst Denkbare).
2. Die zweite Voraussetzung ist, dass das Realsein mehr ist als das Gedachtsein. Was die eigentliche
Wirklichkeit ausmacht, ist mehr als die gedachte Möglichkeit.
3. Er geht davon aus, dass er etwas Existierendes denken kann und dann wird danach gesucht.
Andere machen zuerst eine Gotteserfahrung und versuchen sie dann zu fundieren. Sie denken
dann über die Gotteserfahrung nach. Hier denkt man Gott und sucht dann seine Realität.
4. Die Verknüpfung des höchst Denkbaren mit dem logisch Notwendigen ist schwierig. (Zweites
und drittes Kapitel miteinander zu verknüpfen.) Der Kritikpunkt ist, ob nicht das Denken bei sich
bleibt. Ist nicht die Realität Gottes wieder nur eine gedachte. Man befindet sich in einem
Denkrahmen und muss sich fragen, ob man aus diesem Denkrahmen in die Realität hinauskommt
oder nicht?
5. 15.Kapitel. Können wir Gott die Grenze setzen, so dass er in unseren Denkrahmen passt? Das ist
wiederum eine Forderung bzw. Voraussetzung der sich Anselm unterwirft. Vielleicht schon das
höchst Denkbare, aber dann ist er noch gar nicht vollständig gedacht. Ist die Existenz Gottes
etwas Denkbares? Passt die Existenz Gottes in das Denkvermögen des Menschen.
Oder müsste man nicht die Undenkbarkeit Gottes annehmen.
Theologisch gesprochen ist das mit der negativen Theologie verbunden. Man kann immer nur sagen, was
Gott nicht ist. Ich nähere mich Gott immer nur an.
Muss man dieses Gott Reflektieren von Anselm (und auch von anderen) logisch betrachten, oder ist da
eigentlich eine andere Sprachform am Werk? Auf der einen Seite ist es Argumentation, es ist aber auch
performative Sprache. Das bedeutet, dass die Sprache über das Gesagte noch eine andere Aussage hat.
Über die sprachliche Äußerung kann z.B. ein Versprechen vollzogen werden. Man handelt durch
Sprechen. Z.B. auch Taufakte (von Schiffen). Man sagt das Schiff soll „Elisabeth“ heißen, damit heißt es
dann auch so. Das was gesagt werden soll ist, dass viele sagen, dass in den Beweisen das Argumentieren
und das Bekenntnis aufeinander treffen. Dadurch, dass man versucht einen Beweis zu machen, wird das
Ganze zu einer Sprachhandlung, was auch ein Bekenntnis ist. Es ist bestimmt kein reines Bekenntnis.
Aber neben der Beweisstruktur kann es auch ein Bekenntnis sein.
3.1.3 Kritik an Anselm Argument durch Gaunilo von Marmoutiers und durch Thomas von
Aquin
Der ontologische Gottesbeweis ist durch Anselm und durch Rene Descartes berühmt geworden.
Gaunilo von Marmoutiers- Liber pro insipiente
20/52
Er hat seine Kritik postwendend auf das Erscheinen des Proslogion auch dem Autor selbst zukommen
lassen. Gaunilo hat ein Buch für den Toren (AtheistInnen) geschrieben -> Liber pro insipiente. Er sagt die
Idee des höchst Denkbaren fast an allem anwendbar ist. „Denk die dir schönste (höchst Denkbare) Insel.“
Wenn man das steigert bis es gar nicht mehr geht, dann muss man dieselbe Argumentation von Anselm
mitverfolgen. Es ist nicht das Höchste, Schönste und Beste, wenn es nicht real existiert. Es gehört zum
Höchsten dazu, dass es real ist. (Immer mit der Voraussetzung, dass das Reale mehr ist als das Gedachte.) Den
Gedanken fehlt etwas, wenn man nicht sagen kann, dass diese Superlativ-Insel real ist. Genauso wie man
diese Insel herbei denken kann, kann man auch (wie Anselm) Gott herbei denken. Für Gott denkt man
nicht die schönste Insel oder den tollsten Mann sondern für Gott denkt man die Wirklichkeit als Ganzes
und davon ist Gott das höchst Denkbare. Deshalb würde Anselm sagen, dass Gaunilo mit seiner Kritik
nicht ganz ins Schwarze, aber doch einen wichtigen Punkt trifft. Anselm sagt man kann Gott als das
Höchste denken. Gaunilo sagt, dann kann ich auch ein Einhorn real denken. Anselm antwortet darauf
damit, dass Gott nicht nur ein Teil, sondern die Gesamte Wirklichkeit ist.
Credo, ut intelligam. Intelligo ut credam. (Konj. Präsens):
Credo, ut intelligam. Ich glaube damit ich erkenne.
Intelligo ut credam.
Ich erkenne damit ich glaube.
„Neque enim quaero intelligere ut credam, sed credo ut intelligam“-Denn ich suche nicht zu erkennen, damit ich
glaube, sondern ich glaube, damit ich verstehe.
Anselm sagt, dass er nicht erkennen möchte damit er glaubt, sondern, dass er glaubt und dadurch eine
Erkenntnis gewinnen möchte. Der Glaubensvollzug ist nicht rein ein intellektueller, sondern einer in
Freiheit. Wenn man Zeuge ist von etwas, dann muss man zuletzt auf sich selbst kommen. Ich habe es
gesehen und ich stehe für meine Aussage ein. Das ist etwas ganz anderes, wenn man etwas aus Freiheit
glaubt. Im Glauben steht man für ein Bekenntnis.
Wenn ich denke, kann ich dann die Freiheitsdimension des Glaubens mit dazu erreichen. Kann ich, wenn
ich denke eine Erkenntnis gewinnen, die meinen Glauben unterstützt? Er ist aber nicht der Atheist der für
die Existenz Gottes offen ist und sich durch Argumente zum Glauben führen lassen möchte. Anselm ist
sich bewusst, dass er durch die Erkenntnis in seinem Gottesbeweis nicht zum Glauben kommt.
Thomas von Aquin (ca.13 Jh.)
Er geht in seiner Summa Theologia auch auf fünf Gottesbeweise ein. Die Summa ist in vier Bücher
eingeteilt. Danach kommt eine Frage und danach gibt es noch einen Artikel.
I (Buch1)
I-II und II-II (Buch2 a und b)
III (Buch 3)
questio (qu)
art (articulus) Die Articuli sind wiederum unterteilt. Zuerst werden Positionen zur Beantwortung genannt,
dann Gegenpositionen (sed contra) und dann seine Antwort (respondeo).
 Wenn man Thomas zitiert muss man es nach diesen Abkürzungen machen.
Zuerst wird in den Artikeln eine Frage gestellt dann werden Argumente dafür und dagegen aufgeführt und
dann kommt die persönliche Meinung von Thomas. In liber I,qu.2, art.3 findet man die fünf
Gottesbeweise.
Die Kritik an Anselm befindet sich in art.1. Der Ausgangspunkt nur im Denken wird von Thomas
kritisiert. Thomas möchte einen Gottesbeweis der von der Erfahrungswirklichkeit ausgeht und von dort
auf die Existenz Gottes zurückschließt. Dieses Schlussverfahren nennt er causa et effectus. Die Ursache ist
21/52
das erste und die Wirkung ist normalerweise das zweite. Wenn man aber Gott glauben möchte, muss man
den Weg umgekehrt gehen. Man kann von der Wirkung auf die Ursache zurückschießen. Das Wichtige für ihn ist
also, dass man von Wirkungen ausgehen muss. So hat man Erfahrungswirklichkeit. Von der causa geht
Anselm auch nicht aus. Er geht vom Begriff aus und lässt die Erfahrung beiseite. Weil wir nicht wissen
was Gott ist, ist der Satz des Dasein Gottes nicht selbstverständlich, sondern muss bewiesen werden nach
den Wirkungen Gottes. Selbstverständlich wäre Gott. Das Selbstverständliche ist uns erfahrungsmäßig
aber nicht zugänglich. Deshalb müssen wir von dem Nicht- Selbstverständlichen wo wir die Erfahrung
machen können auf das Selbstverständliche zurückschließen. Thomas sagt Anselm, dass er nicht von der
Selbstverständlichkeit seiner Gottesformel ausgehen kann, da sie uns erfahrungsmäßig nicht zugänglich
ist. Auch wenn es selbstverständlich wäre, erfährt das keiner so. Deshalb ist für Thomas der
Ausgangspunkt von Anselm falsch. Wenn jemand das Wort Gott hört, weiß man damit nicht automatisch,
dass das das höchst Denkbare ist. Die Gotteserfahrung ist keine sinnliche Erfahrung. Wie soll man also
herangehen? Die Formel allein funktioniert nicht. Gott aber rein leiblich zu erfahren funktioniert auch
nicht. Wie soll man also vorgehen? Niemand weiß von vorne herein was Gott ist. Deshalb fragen wir:
Gibt es eine Erfahrungswirklichkeit von der man etwas wissen kann? Von dieser gemeinsamen und allen
zugänglichen Erfahrung können wir auf Gott rückschließen. Man geht vom nicht so Selbstverständlichen,
also von der Welt aus. Davon wird dann auf Gott rückgeschlossen.
(Das eine ist das Selbstverständliche, aber nicht das Zugängliche.)
Das zweite Argument des Thomas ist: Wie schaut es mit dem Wirklichkeitsbegriff von Anselm aus? Da
setzt auch Gaunilo an. Wenn er zugibt, dass Gott das höchst Denkbare ist (auch wenn Thomas das
eigentlich kritisiert), ist das Wesen doch nur in den Gedanken. Selbst wenn man die Gottesformel
zugesteht, hat man immer noch folgendes Problem: Man muss erkennen können, dass dieses Wesen
wirklich ist! Das folgt aber aus der Argumentation von Anselm noch nicht. Er denkt das Wesen nur als
wirklich. Etwas als wirklich zu denken heißt aber noch lange nicht, dass es auch wirklich ist. Wollte man
hier weiterschließen, dass Gott auch in Wirklichkeit da sein soll, muss man daraus schließen, dass das
höhst Denkbare wirklich ist. Wenn es also Gott gibt, dann könnte man versuchen zu zeigen, dass der so
gedachte Gott dieser von dir schon eingesehene Gott ist. Thomas sagt, dass man zuerst wissen müsste,
dass es Gott gibt, dann könnte man mit dieser Formel auf Gott hinweisen. Es funktioniert aber nicht, dass
die Formel zur Existenz Gottes führt.
3.1.4 Die Wiederaufnahme des ontologischen Arguments bei René Descartes
Meditationes de prima philosophia. Es gibt insgesamt fünf Meditationen. In der dritten Meditation findet
sich ein ontologischer Gottesbeweis. Der Grundausgangspunkt ist, dass Gott das perfekteste Wesen (ens
perfectissimum) ist. Descartes hat eigentlich nicht die Grundintention die Existenz Gottes zu beweisen. Bei
ihm ist der Beweis in den Gedankengang der Fragestellung eingebaut. Er möchte für seine Erkenntnis
Sicherheit gewinnen. Die ganze Wirklichkeit die ich erlebe, könnte ich mir einfach denken. Damit man die
Außenrealität als sicher annehmen kann, muss man bei einer Sicherheit beginnen. Diese Sicherheit ist man
selbst → „Cogito ergo sum“ (Ich denke also bin ich). Wenn ich mein Zweifeln bezweifle, heble ich mich
aus. Man kann alles bezweifeln, aber das Zweifeln selbst kann man nicht bezweifeln. Die Existenz als
zweifelnde Person ist solange sicher, solange man zweifelt. Das unerschütterliche Argument von dem aus
man die Welt denken kann ist der Zweifel. Jetzt ist man bei der eigenen Sicherheit. Man möchte aber zur
Sicherheit über die Außenwelt gelangen. Wenn man Gott sicher weiß, kann man sagen, dass Gott mir in
der Außenwelt nichts vorgaukelt. So geht Descartes den Weg auf dem er die Sicherheit der Außenwelt
erlangen möchte.
7. Einheit
12.11.2012
Wiederholung: Kritik von Thomas. Er hat zwei Kritikpunkte: Wenn ich wüsste was das Wesen Gottes ist,
dann wüsste ich auch um seine Existenz. Da ich vom Wesen aber nichts weiß, kann ich auch die Existenz
nicht beweisen. Außerdem bleibt der Begriff ein Begriff. Wenn man Gottes Existenz denken möchte,
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kann man nicht einfach von den Gedanken ausgehen. Man müsste von einer Erfahrung ausgehen.
Kontext des Gottesbeweises von Descartes. Er fragt nach einer Sicherheit in der Außenwelt. Direkt mit
der Außenwelt gelingt das nicht. Man muss zuerst von der Sicherheit der eigenen Existenz ausgehen.
Außer dem Zweifel kann ich alles bezweifeln. Solange ich zweifle ist diese (meine) Existenz sicher (cogito
ergo sum). Er geht von der Sicherheit der eigenen Existenz auf Gottes Existenz und davon auf die
Sicherheit der Außenwelt.
Dritte Meditation von Rene Descartes
Er geht von der Sicherheit der eigenen Existenz aus. Er hat ein Kriterium das etwas gelten kann und wenn
es dem Kriterium nicht entspricht, nicht gelten kann. Ich habe eine Wahrnehmung die klar und deutlich
ist. „Somit glaube ich bereits als allgemeine Regel aufstellen zu dürfen, dass alles das wahr ist, was ich klar
und deutlich ansehe.“ (idea clara et distincta). Es darf für Descartes nicht irgendwo noch irgendeine
Unsicherheit übrig bleiben. Es wäre ja möglich, dass uns jemand eine falsche Welt vorgaukelt.
Möglicherweise ist Gott ein Täuschergott (deus malignus). Es ist natürlich nicht notwendig, aber es wäre
denkbar. Man weiß es aber nicht. Wenn das eine Denkmöglichkeit ist, stellt sich Descartes die Frage ob es
einen Gott gibt. Und wenn es einen gibt, dann muss die Frage geklärt werden ob es ein Täuschergott ist
oder nicht. Descartes sagt, dass er als zweifelnder Mensch die Möglichkeit in Erwägung zieht, dass er von
einem höheren Wesen getäuscht wird. Wie kommt der Mensch zu Ideen. Für ihn gibt es drei
Möglichkeiten wie die Ideen zustande kommen:
a. idea adventitiae: Die Idee kommt mir durch äußere Sinneswahrnehmung.
b. idea a me ipso/a facta: Es sind Bewusstseinsinhalte und Ideen die ich selbst mache.
c. idea innata: Die Idee ist mir eingeboren. Die habe ich schon seit meiner Geburt z.B. Jemand legt
die Idee in mein Bewusstsein.
Gott ist ein Bewusstseinsinhalt. Das heißt er muss einer dieser Formen der Ideen zugeordnet werden. zu
a) Ist Gott eine idea adventitiae?- Das kann eigentlich nicht sein. Denn dann müsste ich Gott sehen, hören
spüren… Ich müsste ihn sinnlich erfahren können. Er wäre ein Teil dieser Welt. So hat aber noch
niemand Gott wahrgenommen. Gott ist also kein sinnlicher Gegenstand.
zu b) Kann Gott eine idea a me ipso/a facta sein? - Kann Gott ein Bewusstseinsinhalt sein, der von mir
selbst gemacht ist?- Wir könnten es heute mit ja beantworten. Ein Wesen kann aber kein anderes Wesen
hervorbringen das in der ontologischen Ebene höher ist, als es selbst. Man kann höchstens etwas gleich
Hohes hervorbringen. Mit einer evolutionären Grundeinsicht ist dieser Grundsatz nicht zu halten. Aber
bei Descartes scheint es noch annehmbar. Diesen Gedanken des Hervorbringens überträgt Descartes auf
das Denken. Der Mensch wäre nie auf die Idee gekommen Gott zu denken, weil Gott etwas ist, das in der
Hierarchie höher steht als er selbst. Wenn das stimmt, kann Gott nicht von uns gedacht werden, da Gott
dafür zu hoch ist. Deshalb ist es unmöglich, dass Gott eine idea a me ipsa facta ist.
zu c) Im Prinzip ist es das Einzige das noch übrig bleibt. Der Gottesgedanke ist da. Selbst wer Gott
leugnet, muss Gott denken (Anselm). Wenn der Grundsatz stimmt, dass man nichts ontologisch Höheres
erdenken kann, heißt das, Gott muss sich selbst in die Welt gelegt haben. Der Gottesgedanke muss also
von Gott selbst gedacht werden. Gott muss den Gottesgedanken in uns grundgelegt haben. Gott ist also
eine idea innata.
Das Faktum, dass wir Gott denken können, genügt nach diesem Gedankengang als Erklärung, dass er da
ist. Der Gottesgedanke muss von Gott gedacht worden und dann uns Menschen gegeben sein. Das heißt
es muss Gott geben- er muss existieren. Der ganze Gottesbeweis ist eigentlich sehr einfach. Kannst du
Gott denken, dann weißt du, dass es ihn gibt. Jetzt hätten wir die erste Fragestellung von Descartes gelöst.
Es gibt Gott.
Die zweite Fragestellung, ob dieser Gott gut ist, oder ob er uns täuschen möchte, bleibt noch zu klären.
Unsere Gottesvorstellung: Wenn wir Gott denken, dann denken wir ihn gewöhnlich als höchsten, ewigen,
23/52
allwissenden Gott, den Schöpfer aller Dinge. Wenn ich Gott denke, denke ich ihn gewöhnlich mit diesen
Eigenschaften (Superlativen). Wenn ich Gott als ontologisch höher stehend denke, könnte ich ihn als
ontologisch Höchstes denken. Wenn ich ihn als das Höchste denke, muss ich ihm diese Eigenschaften
(Superlative) zuschreiben. Wenn ich Gott jetzt als höchstes Wesen denken kann, muss auch dieser
Gedankengang eine idea innata sein. Wenn dieser Gedankengang stimmt, muss ich wiederum Gott genau
mit diesem Gedankengang denken. Der Gottesgedanke muss uns von Gott gegeben sein. Wenn es eine
idea innata ist, dann muss Gott sich selbst gedacht haben. Denn man kann sich nur auf derselben
ontologischen Ebene oder ‚abwärts‘ denken.
Wenn dann aber klar ist, dass es den höchsten Gott geben muss, dann muss ich weiter annehmen, dass
dieser Gott, wenn er der Superlativische ist, auch den Superlativ der Güte in sich hat. Das heißt er kann
kein Täuscher sein. Denn dann wäre er ethisch nicht der Gott den wir uns denken. Wenn er kein Betrüger
und Gauner ist, kann er mir die Welt nicht vorgaukeln. Wenn er mir also nichts vortäuscht, muss die
Existenz der Außenwelt wirklich gegeben sein. Dieser Gedankengang, dass es Gott als den höchsten Gott
geben muss, ist ein notwendiger. Der Beweis für die Existenz Gottes ist also notwendig. Ohne diesen
Grundsatz, dass man nichts Höheres denken kann, funktioniert der Gedankengang jedoch nicht.
Für uns ist heute aber klar, dass es möglich ist, dass Niedrigeres Höheres hervorbringt, denn sonst würde
Evolution nicht funktionieren.
„Man muss zum Schluss kommen, dass allein die Tatsache, dass ich existiere und dass mir der Gedanke,
eines höheren Wesens innewohnt, beweist, dass es Gott gibt.“ Gott wird als ens perfectissimum gedacht. Klar
sein muss, dass er auch die Ich Sicherheit braucht. Wenn ich in meinem Denken sicher bin, dann
funktioniert mein Denken so, dass ich das ens perfectissimum denke. Aus dem ontologischen ergibt es
sich, dass er eine idea innata ist. Da er ein superlativer Gott ist, kann er uns nicht täuschen, also existiert
auch die Außenwelt.
Fünfte Meditation
Descartes führt hier denselben Gedanken noch einmal terminologisch anders indem er die Begriffe
essentia (Wesen) und existenta (Dasein) einführt. Wenn man fragt „Was ist das?“ dann bekommt man
meistens eine Wesensbestimmung. Dadurch, dass ich ein Wesen denken kann, ist noch nicht klar, dass es
dieses Wesen auch gibt. So kann auch Schöpfung gedacht werden. Wenn man essenita und existentia
zusammen bringt, ist ein Wesen erst real. Wenn ich die Wesensbestimmung Gottes ausführen kann, dann
gehört zu diesem Wesen dazu, dass es auch schon existiert. Das war auch die Kritik von Thomas an
Anselm. Wenn man den Wesensbegriff hätte, könnte man die Existenz auch beweisen.
In Gott fallen Wesen und Existenz immer schon zusammen. Wenn er das höchst Denkbare und das ens
perfectissimum ist, dann ist Wesen und Existenz in einem. Bei anderen Wesen, die einmal gewesen sind
und wieder kommen, sind diese beiden Begriffe nicht ineinander vereint. Wenn ich aber Gott als ewiges
Wesen denke, muss sein Wesen immer schon existieren. Also muss ich Wesen und Existenz in einem
denken. In Bezug auf Gott lässt sich das Wesen denken. Das bedeutet, dass eine Wesenseigenschaft
(Perfektion) das Dasein ist. Das Dasein ist wie Allwissenheit eine vollkommene Eigenschaft. Eine dieser
Vollkommenheiten ist die Existenz. Da Gott das ens perfectissimus ist muss er alle Vollkommenheiten in
sich vereinen. Deshalb muss Gott Existenz haben. In Gott muss also, in Differenz zum Menschen, Wesen
und Existenz vereint sein.
Das Wesen Gottes muss ich also als das vollkommenste Wesen denken. Wenn ich Gott schon so denken
muss, dann ist die Notwendigkeit weniger eine Notwendigkeit vom Schließen der Gedanken auf die
Existenz. Die Notwendigkeit ist also eigentlich schon im Gedanken zu denken. „Was ist an sich
offenkundiger als, dass das höchste Wesen ist, oder dass Gott bei dem allein das Dasein zum Wesen
gehört, existiert.“ Nichts ist offenkundiger als das.
24/52
Wir gelangen wieder zu dem Punkt, dass der Ausgangspunkt der Gedanke und nicht die Erfahrung ist.
Was offen bleibt ist, warum hört man hier zu zweifeln auf. Gott könnte ja auch nicht das ens
perfectissimum sein. Descartes bekommt aber durch das cogito ergo sum ein unerschütterliches
Argument.
Wesensbegriff als Ausgangspunkt. Erfahrung. Weiß man überhaupt, was man tut oder denkt?- diese Frage
stellt sich Descartes nicht. Entscheidend ist die Wesensbestimmung, die so gedacht wird, dass die Existenz
zum Wesen dazu gehört. Die Existenz ist eine Vollkommenheit. Wenn Gott das vollkommenste Wesen
ist, muss es zu ihm dazugehören. Existenz ist eine Eigenschaft wie Güte oder Allwissenheit. Dies ist der
Ansatzpunkt für die Kritik die Kant vorbringt.
3.1.5 Die Kritik Immanuel Kants am ontologischen Argument
Die Kritik der reinen Vernunft ist ja eines seiner Hauptwerke. Wir sind in der zweiten Hälfte des 18.Jh.
Kant möchte nachweisen, dass diese Gedanken der Gottesbeweise nicht haltbar sind. Sein
Anknüpfungspunkt liegt darin, dass Existenz keine Eigenschaft ist. Deshalb ist der ganze ontologische
Gottesbeweis widerlegt.
Wenn ich eine höchste Existenz denken möchte, dann ist diese Existenz möglich, oder wirklich. Er geht
von Modalbestimmungen aus. Etwas kann möglich, wirklich oder notwendig sein so wie es ist. Etwas
kann zuerst die Seinsweise der bloßen Möglichkeit sein. Vielleicht wird es was, vielleicht auch nicht->
Möglichkeit. Das zweite wäre „ja das ist!“. Da kann man noch einmal unterschieden ob etwas
notwendigerweise so ist, oder ob es nicht unbedingt so sein muss. Wenn etwas wirklich ist, dann muss es
auch möglich sein. Wenn etwas notwendig ist, muss es auch wirklich sein. Aber wenn etwas möglich ist,
ist es noch nicht wirklich; was wirklich ist, muss nicht notwendig sein. Notwendigkeit ist außerdem immer
geknüpft an die Zeit.
möglich→wirklich→notwendig
Kant unterscheidet die Möglichkeit noch einmal. Es gibt eine logische und eine reale Möglichkeit.
Wenn etwas logisch möglich ist, kann ich noch einmal fragen, ob es auch real möglich ist. (Z.B. im Jemen
das Lachsfischen möglich zu machen, ist logisch möglich. Ist es aber real möglich?) Wenn die reale
Möglichkeit da ist, dann ist es auch realisierbar. Bei der realen Möglichkeit gibt es Bedingungen unter
denen etwas möglich ist. Wenn diese erfüllt sind, gibt es auch die Wirklichkeit.
Kant: Ist die Existenz Gottes logisch möglich?- Ja. Zu sagen, dass Gott existiert ist kein
Selbstwiderspruch.
Ist die Existenz Gottes real möglich? -Die reale Existenz hängt an Bedingungen. Die Erkenntnis der Existenz
Gottes hängt bei der realen Möglichkeit an den Bedingungen der Existenz. Wenn ich die Bedingungen
zeigen kann, kann ich sagen, dass Gott existiert. Sonst bleibt die Frage in der Möglichkeit. Die
Bedingungen werden bei der Existenz Gottes mit erkannt.
(Exkurs: Wenn ich einen Satz oder ein Urteil fälle, können diese Sätze synthetisch oder analytisch sein.
Wenn ich einen normalen Satz finde: „Das Wetter ist heute schlecht.“ Damit ich diesen Satz aussagen
kann, muss ich ein Prädikat hinzufügen. Es gibt ja auch schönes Wetter z.B. Solche Prädikate die man von
außen an den Subjektbegriff bringt, machen den Satz synthetisch. Ein analytischer Satz ist ein solcher, wo
ich nur den Subjektbegriff anschaue, ich muss kein Prädikat hinzufügen. „Der Kreis ist rund“ – es gehört
zum Kreis notwendig dazu, dass er rund ist.)
„Gott existiert“- ist das ein synthetischer oder ein analytischer Satz? Wenn der ontologische Gottesbeweis
aufginge, müsse es ein analytischer Satz sein. Die Eigenschaft müsste im Begriff schon drinnen stecken.
Der Satz Gott existiert ist aber kein analytischer, sondern ein synthetischer Satz. Die Eigenschaft der
Existenz bekomme ich nicht von innen, sondern von außen. Das Prädikat der Existenz ist also nicht im
25/52
Subjektbegriff enthalten. Die reale Möglichkeit wäre dann: Ich weiß den Begriffsinhalt noch nicht. Die
Eigenschaft, dass Gott existiert können wir noch nicht sicher aussagen. Wir müssen zuerst über die
Bedingungen hinausgehen. Das haben wir aber nicht, deshalb funktioniert auch der Gottesbeweis nicht.
Kant: Selbst wenn man die Bedingungen erkennen könnte, würde der Beweis nicht aufgehen.
8. Einheit
19.11.2012
Wiederholung: Descartes erreicht durch methodischen Zweifel Ich- Sicherheit. Davon ausgehend fixiert er
über den Umweg des Gottesbeweises die Sicherheit der Außenwelt - idea clara et distincta. Er wirft den
deus malignus Täuschergott ein. Die Erkenntnis wird zwar eine wahre Erkenntnis, aber eine
Traumerkenntnis. Deshalb stellt er einen Gottesbeweis auf. Er greift auf ein ontologisches Grundprinzip
zurück. Wenn man ein Wesen aus sich hervorbringt, kann es nicht ontologisch höher sein, als man selbst.
Man kann also Erkenntnis nur über die eigene ontologische Stufe oder eine niedrigere haben, aber nicht
über eine höhere. Die Idee kann nicht aus mir selbst kommen. Er unterscheidet drei Ideen. → Ich kann
im Traum etwas hervorbringen, das höher ist als ich selbst. Die Idee, die mir jemand anderer eingegeben
hat, bringe ich mit in die Welt. Wir haben die Gottesidee und die Idee kann nur eingegeben sein.
Derjenige, er mir die Idee eingibt, kann nicht geringer sein, als die Idee, also muss mir Gott selbst diese
Idee eingegeben haben. Begriff des Wesens und der Existenz. Nicht jedes Wesen, an das man denken
kann, muss auch existieren. Für Gott kann das nur so gedacht werden, dass das Wesen Gottes die
Existenz auch miteinschließt. Die Existenz als Eigenschaftsbegriff Gottes. Existenz und Wesen fallen in
Gott zusammen. Das einzelne Wesen der Menschen muss nicht notwendigerweise auch gelebt werden, da
wir vergänglich sind. Das Zusammenkommen von Wesen und Existenz ist in uns also nicht notwendig.
Bei Gott ist das aber notwendig. Die Kritik ist für diesen Gottesbeweis der mangelnde Erfahrungsbezug.
Wenn wir Gott schon als ens perfectissimum denken können, muss Gott uns diese Idee eingegeben
haben. Lüge ist keine vollkommene Perfektion. Deshalb muss Gott der Gütige und nicht der Täuscher
sein. Man geht von Begriffen aus, die man erfahrungsmäßig nie einholen kann. Stärker ausformuliert ist
das der Kritikgrundgedanke bei Kant. Diese Kritik kann man nicht so leicht abwehren.
zu 4.5
Kant geht vom Wirklichkeitsbegriff aus. Er sagt, wir haben den Wirklichkeitsbegriff schon immer als
Modalbegriff verwendet. Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit müssen unterschieden werden. Das
ist das eine das wir beachten müssen, das andere das wir beachten müssen, ist wie sich ein Satz in Bezug
auf Gott aufbaut. Es gibt die logische Möglichkeit und die wirkliche Möglichkeit. Es ist Denkunmöglich
zu sagen, dass ein Kreis sechs Ecken hat. Das ist in sich logisch nicht stringent. So etwas kann in der
Wirklichkeit auch nie existieren. Man geht davon aus, dass die Wirklichkeit logischen Argumenten folgt.
Wenn etwas logisch unmöglich ist, kann es auch nie wirklich sein. Die reale Möglichkeit ist die zweite
Möglichkeitsform. Wenn etwas logisch denkbar ist, muss es noch lange nicht real wirklich sein. Wenn es
aber logisch auch schon unmöglich ist, kann es gar nicht wirklich sein.
Wann wird etwas real, wenn es logisch möglich ist? Man muss für das Reale Bedingungen festsetzen.
Wenn diese Bedingungen gegeben sind, kann das logische real möglich sein. Reale Bedingungen sind aber
kein Garant, dass etwas wirklich möglich ist. Im ontologischen Gottesbeweis war es genau das, dass man
aufzeigt, dass das höchst Denkbare auch real ist. Kant zeigt auf, dass es logisch nicht stringent ist so zu
denken. Es gibt verschiedene Formen von Urteilen. Analytische und synthetische Urteile. Analytisch: Ich
analysiere das Subjekt und komm zu einem Prädikat, das ich über das Subjekt aussagen kann (Der Kreis
ist rund). Synthetisch: Ich muss etwas von außen beurteilen. Ich muss vorher eine Erfahrung machen. (Ich
sehe die Tafel, dann kann ich sagen, dass die Tafel grün ist).
Kant fragt sich, welcher Typ von Urteil die Aussage „Gott existiert“ ist? Es müsste zur Definition von
Gott schon dazu gehören, dass es ihn gibt. Die Existenz wäre ein Prädikat, das zum Subjekt Gott
notwendig dazugehört. Der Satz „Gott existiert“ ist für Kant aber ein synthetisches Urteil. Bis wir eine
Erfahrung machen, die dies belegt, bleibt es fraglich, ob Gott existiert. Für Kant ist eine sinnlich,
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empirische Erfahrung von Nöten. Der Satz „Gott existiert“ ist also gegen die Vertreter des ontologischen
Gottesbeweises kein analytischer sondern ein synthetischer Satz.
Das Prädikat grün wird über das Subjekt Tafel ausgesetzt. Das Verbindungsglied ist das „ist“. Kant schaut
sich das in Bezug auf den Satz: „Gott ist existent.“, an. Es gibt ein logisches und ein reales Prädikat! Ein
logisches Prädikat ist ein Prädikat, das mit dem Subjektbegriff nicht im Wiederspruch steht. Reale
Prädikate sind immer auch logische Prädikate. Ist die Existenz logisch widersprüchlich zum
Existenzbegriff? -Nein. Existenz ist ein logisches Prädikat. Das real sein des Prädikats Existenz gibt es
nicht. Es ist nicht unmöglich Gott als existierend zu denken. Damit ist das Prädikat zwar logisch (es wäre
möglich) aber nicht real (es ist nicht sicher). Ein reales Prädikat wäre etwas, das ich mir anschauen kann.
Existenz ist kein reales Prädikat! (Was das heißt ist auch eine schöne Prüfungsfrage ). Das ist ein
Begriff von irgendetwas, das zu den Begriffen von Dingen dazukommen könnte. (In: B(2. Auflage) 6 26)
Dieses Prädikat bringt zum Subjektbegriff nichts dazu. Wir brauchen unsere zweite Überlegung
(Urteilsformen). Analytische Urteile bringen durch das Prädikat zum Subjekt nichts dazu. Grün bringt
aber zur Tafel eine neue Bestimmung dazu. Das faktische so wie es ist, wird sprachlich gefasst. Wenn man
den Begriff von etwas hat, muss man nachdenken, ob man die Eigenschaft dieses Begriffs schon logisch
herausbekommt. Kant sagt die Eigenschaft existierend, ist von einer anderen Sorte als die anderen
Prädikate (grün, rund, …) diese Prädikate die wir kennen, sind Prädikate die gewöhnlich etwas Neues zum
Subjektbegriff hinzubringen. Ich erweitere den Begriff Tafel um ein weiteres Prädikat. Egal auf was man
es bezieht, Existenz ist kein reales Prädikat. Im ontologischen Gottesbeweis wird Existenz als Prädikat
verwendet. In diesem Gottesbeweis ist es ein reales Prädikat, da es Gott erweitert. Den Begriff Gott zu
kennen, bedeutet nicht automatisch das Wesen zu kennen. Man müsste den Wesensbegriff kennen, das
tun wir aber nicht. Es kann kein analytischer Satz sein, da ich den Begriff nicht kenne. Es ist noch einmal
falsch, weil der ontologische Gottesbeweis dann nicht funktioniert. Der funktioniert nur wenn die
Existenz ein Erweiterungsbegriff ist.
Der ontologische Gottesbeweis denkt sich alle möglichen Eigenschaften in Gott hinein. Wie es für Gott
gehört steigere ich das in den Superlativ. Dort habe ich einen Begriff wo ich die Eigenschaften maximal
denke. Anselm und Descartes sagen: Hast du wirklich alle Eigenschaften in den Gottesbegriff
hineingedacht? Es fehlt noch die Eigenschaft, dass er existiert. Wenn man wirklich das höchst Denkbare
denkt, dann kann man keine Eigenschaft auslassen, sonst fehlt etwas. Die Eigenschaft „existent“ muss
man unbedingt zum Gottesbegriff dazu denken. Wenn man das aber notwendigerweise hineindenken
muss, kann man nicht anders, als Gott existierend denken. Man kann ihn nicht nichtexistierend denken.
Würden wird das Wesen Gotts kennen, wäre Gott existiert genauso trivial wie der Kreis ist rund. Wir
kennen Gott und sein Wesen aber nicht.
Kant sagt dazu: Es ist kein analytisches Urteil. Also kann es höchstens ein synthetisches sein. Die
Eigenschaft, die ihr als Existenz bezeichnet, ist keine Eigenschaft und kein Prädikat. Existenz ist kein
reales Prädikat. Das gilt nicht nur für Gott, sondern egal auf was man die Existenz bezieht. Existieren ist
kein Prädikat, das man hinzufügen kann, damit der Begriff höher und weiter wird. Existenz bezeichnet die
Position eines Begriffs.
Wir möchten verstehen, warum Existenz kein reales Prädikat ist. Kant macht dazu ein Beispiel mit 100
Talern. Es gibt verschiedene Eigenschaften, die mit einem Subjekt verbunden werden. Wenn man sich
100 Taler denkt ist der Begriff von diesen 100 Talern etwas anderes, als wenn ich sie wirklich habe. Das
eine sind die gedachten 100 Taler und das andere sind die realen 100 Taler. Kommen zu den gedachten
100 Talern inhaltlich noch Bestimmungsstücke hinzu, die aus den gedachten 100 Talern mehr machen, als
wenn ich sie bloß denke. Irgendwie ist es schon mehr, wenn ich sie direkt vor mir habe. Wie ist das aber
auf der Begriffsebene. Ich denke die 100 Taler real. Zuerst denke ich 100 Taler, dann sehe ich 100 Taler,
dann denkt man 100 reale Taler. Wenn man die 100 Taler als reale 100 Taler denkt, sind dann zum Begriff
100 Taler noch Bestimmungsstücke hinzugekommen? Kant verneint das. Wenn ich es real denke kommt
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begrifflich keine Eigenschaft hinzu. Die 100 Taler sind und bleiben 100 Taler. Die Existenz bringt also
zum Begriff nichts dazu. Das gilt für die 100 Taler genauso wie für Gott. Es kommt keine Erweiterung
hinzu. Je mehr Eigenschaften man zu einem Begriff hinzufügt, je geringer wird der Begriffsumfang, da
dann immer weniger auf diesen Begriff passt. Der Begriffsinhalt bestimmt die Eigenschaften die in einem
Begriff sind. Wenn ich Existenz als Eigenschaft in meinen Begriff hinzunehme, bleibt der Umfang
unverändert. Normalerweise tut sich mit dem Umfang etwas, wenn ich Eigenschaften hinzu oder weg gebe. Deshalb ist
die Existenz kein reales Prädikat. Also funktioniert der ontologische Gottesbeweis nicht. Existenz ist also
weder analytisch noch synthetisch. Auf der realen Ebene ist Existenz überhaupt keine Eigenschaft.
Zitat: „ So enthält das Wirkliche nichts mehr als das bloß Mögliche. 100 wirkliche Taler enthalten nicht
mehr als 100 gedachte.“ (B 6. 27)
100 wirkliche Taler enthalten nicht mehr als die möglichen, wenn man es vom Begriff her denkt. Die
einen bedeuten nur den Begriff, die anderen bedeuteten den Gegenstand selbst. Das als real gedachte
müsste mehr enthalten (105 Taler), dann passt der Begriff aber nicht mehr dazu. In meinem
Vermögenszustand ist aber mehr von realen Talern. Ontologische Gottesbeweise sind für Kant
vergleichbar mit einem Kaufmann, der bei seiner Rechnung einfach Nullen hinzufügt. Dies ist eigentlich
Selbsttäuschung. Diese Nullen sind das, dass wir glauben, dass die Existenz real ist.
Kant fordert ein, dass es begrifflich allein nicht geht. Man braucht für den Gottesbeweis reale Prädikate. Die absolute
Notwendigkeit des Gedankens Gottes, ist für Kant überhaupt kein Thema mehr. Wenn die Wirklichkeit
schon nicht existiert, kann man die Notwendigkeit ganz wegstreichen. Das einzige das bleibt, ist die
Möglichkeit, denn es ist nicht unlogisch.
9. Einheit
26.11.2012
Wiederholung: Kant. Beim ontologischen Gottesbeweis wäre das Urteil ein analytisches. Kant sagt aber es
ist ein synthetisches Urteil. Wenn es das aber ist, hätte man noch einmal eine Chance für den
ontologischen Gottesbeweis. Es kommt etwas zum Subjekt hinzu, das vorher nicht mitgedacht war. Kant
lehnt auch diesen Weg ab.
Welchen Typ von Prädikat schreibt man Gott zu. Es gibt zwei Möglichkeiten. Die Logische und die Reale. Die logische
Möglichkeit besagt etwas, das in sich widerspruchsfrei ist. Die reale Möglichkeit ist logisch
widerspruchsfrei und es muss das was ich andenke auch realisiert sein. Es gibt noch einmal den
Unterschied zwischen der realen Möglichkeit und der Wirklichkeit. Wenn Gott real ist, dann müsste ich
auch die Bedingungen benennen können, dass seine Existenz gewährleistet ist. Es gibt jetzt auch ein reales
und ein logisches Prädikat. Es ist möglich, dass Gott existiert. Die Existenz ist aber kein reales Prädikat.
Beispiel der 100 Taler. Zum Begriff der 100 Taler kommt nichts dazu nur deshalb weil ich sie real besitze.
Wenn etwas dazu käme, müsste man dann plötzlich 105 Taler haben. Die Existenzaussage ist kein reales
Prädikat. Es bringt nur andere Prädikate in Bezug mit dem Subjektbegriff. Diese Behauptung stellt er für
die Existenz allgemein auf. Dadurch kommt Kant gar nicht mehr dazu nach der Notwendigkeit zu fragen.
Anselm und Descartes haben die Notwendigkeit Gottes betont. Soweit kommt Kant gar nicht, da er den
Beweis vorher schon beendet.
3.1.6 Fazit
Aufstellung der unterschiedlichen Typen von Gottesbeweisen (nicht mathematischer Beweis). Die
Gottesbewiese haben immer Voraussetzungen die man kritisieren kann.
Anselm „höchst Denkbare“. Descartes →Zentrale Sicherheit über das eigene Denken. Höchste
Vollkommenheit deshalb kein Täuschergott.
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Gibt es eine Welterfahrung die man auf Gott hin auslegen kann? Gibt es eine Möglichkeit jenseits der
Begrifflichkeit, einen Erfahrungsbezug zu haben und aufgrund dessen eine Denkmöglichkeit Gottes
aufzustellen? Immer unter der Voraussetzung dessen was Anselm gesagt hat, vielleicht übersteigt das
Denken des höchsten Wesens unser Denkvermögen. Vielleicht kann man ihn übers Denken aber doch
erreichen.
4. Der noologische Gottesbeweis
Kommt die Vernunft in ihrer Selbsterkenntnis an ihre Grenzen, ist sie genötigt etwas anzuerkennen, das
über sie selbst hinausgeht. Die Vernunft reflektiert auf sich selbst. Ich denke über Vernunft nach. Das
führt Augustinus dorthin, dass die Vernunft von etwas überstiegen wird, was man dann aber in der
Vernunft sieht. Noologisch kommt von NUS (νους) von dem griechischen Wort Vernunft.
4.1 Augustinus Gottesbeweis im zweiten Buch von „De libero arbitrio“
Augustinus ist 430 n.Chr. gestorben. Die Schrift „De libero arbitrio“- „Über die Willensfreiheit“ ist eine
seiner früheren Schriften. Die Schrift ist wie ein Dialog aufgebaut. Eine Person (hinter ihr kann man
Augustinus vermuten) spricht mit Euodius. Die Schrift ist nicht der Versuch einen Ungläubigen zum
Glauben zu bringen. In diesem Dialog sprechen zwei Gläubige miteinander die ihren Glauben mithilfe der
Vernunft „absichern“ möchten. Es soll von der Sicherheit der Existenz Gottes ausgegangen werden. Das
wird nicht in Frage gestellt. Der Glaubensvollzug soll eingeklammert werden. Sie möchten versuchen mit
den Mitteln der Vernunft, ohne Glaube, das Geglaubte nachzuvollziehen. Also philosophisch
rekonstruieren, was sie glauben. Augustinus geht davon aus, dass er eine Sicherheit im Denken erreichen
möchte. Das ist eine Selbstvergewisserung. Wenn ich mir selbst Täuschung bin, dann brauche ich nicht
weiterdenken, weil dann das Denken jeder Existenz eine Täuschung sein könnte. Augustinus fokussiert diese
Behauptung des eigenen Lebens auf das Bekannte. Ich muss mir selbst Erkenntnis zusprechen.
Alles das existiert ist entweder bloßes Sein (unbelebt), Lebendig oder Erkenntnis (Bewusstsein), die nur
der Mensch hat. Worauf kann man Erkenntnis gründen? Auf meine fünf Sinne könnte ich die sinnliche
Erkenntnis gründen. Da ist für Augustinus aber noch zu wenig. Das macht die Erkenntnis des Intellekts
nicht aus. Zu den fünf Sinnen kommt beim Menschen noch ein „innerer Sinn“ hinzu, das ist für ihn die
Vernunft. Sinnliche Erkenntnis hat alles das lebendig ist, auch Tiere, die Vernunft kommt aber nur beim
Menschen hinzu. Die höhere Form ist also Vernunfterkenntnis. Wer oder was beurteilt, dass die Vernunft
das Höchste ist? Die Antwort darauf ist wiederum die Vernunft. Könnte eigentlich Lebendiges (Tiere) ein
Urteil über die Vernunft abgeben?- Nein. Tiere können die Vernunft des Menschen nicht erkennen. Man
kann Vernunft nämlich nicht sehen oder spüren. Vernunft ist die höchste Realität.
Kann aber die Vernunft noch etwas denken, das höher ist, als sie selbst. Augustinus: „Wenn wir etwas
finden (denken können) das höher ist als die Vernunft, bist du Euodius einverstanden, dass wir es dann
Gott nennen?“ Euodius ist grundsätzlich einverstanden, er schließt aber nicht aus, dass Gott noch höher
ist, als das Höchste - die Vernunft. Man kann aber sagen, dass es dann wohl eine Hierarchie gibt, die
sicher einmal bei Gott ankommt. Die Grenze denken, heißt immer etwas mitzudenken, dass das Jenseits der Grenze
ist. Die Grenze des Denkens denken wird dann interessant.
Der zweite Denkschritt beginnt mit der Frage des Augustinus: „Was können, Menschen mithilfe der Vernunft
gemeinsam denken?“ Wir können alle Zahlen denken, das könnte etwas typisch Menschliches und ein
Produkt der Vernunft sein. Euodius wirft die Weisheit ein. Die Weisheit haben viele Menschen, das kann
man sinnlich aber nicht erfassen. Bei den Zahlen ist man bald an die Grenzen gestoßen deshalb denken sie
bei der Weisheit weiter. Gibt es eine gemeinsame Weisheit? Die Weisheit ist die Fähigkeit, die uns das
höchste Gut als wahr erfassen lässt. Die Weisheit ist also die Wahrheit des höchsten Gutes. Was ist jetzt
das höchste Gut, kann man darüber inhaltlich etwas aussagen? Das höchste Gut ist nicht für alle
Menschen das gleiche. Es ist aber das Glück. Wir wollen das Glück erreichen! Das Streben nach Glück ist
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anscheinend jedem Menschen zugrunde gelegt. Das sagt schon Aristoteles im Ansatz der Nikomachischen
Ethik. Den Glücksbegriff inhaltlich zu füllen ist aber schwer. Wir können nur beim Glücksbegriff aus dem
höchsten Gut bleiben. Für einzelne Menschen ist das die Wahrheit. Was den Menschen gemeinsam ist: In
dem sie ihr Glück sehen, das ist für sie auch die Wahrheit. Das Glück ist nur wirkliches Glück, wenn es wahr ist.
Das gemeinsame höchste Gut ist das Glück, auch wenn es inhaltlich divers ist. Er muss in seiner
Argumentation beim Wahrheitsbegriff bleiben. Er sagt es gibt bei uns Grundsätze die wir vorfinden. Das
Streben nach Glück ist eines davon. Wir wollen außerdem Gerechtigkeit.
Ein anderer Grundsatz den wir in uns vorfinden ist: Das Gute ist besser als das Böse. Wir haben also eine
Grundunterscheidung von Gut und Böse. Wenn man einen Vergleich anstellt, muss man im Prinzip Gleiches mit
Gleichem vergleichen. Das Bestehende ist besser als das Zerstörte. Das Ewige ist besser als das Zeitliche.
Es gibt offenbar Sätze, die wir als gemeinsame Sätze für uns verbuchen können. Euodius: Was ist aber mit
Gaunern? Die Personen, die diese oben genannten gemeinsamen Sätze anerkennen, sind die Weisen. Auch
wenn es nicht die inhaltliche Weisheit ist. Der Zirkelschluss ist umgekehrt: Wenn du weise bist, musst du
diese Sätze anerkennen. Die Weisen können nicht weise sein, wenn sie diese Sätze leugnen und alle, die
diese Sätze anerkennen sind weise.
Weisheit und die Anerkennung dieser Sätze gehören unmittelbar zusammen.
Eines ist auffällig. Wenn man diese Sätze akzeptiert, sind das Grundlagen vernünftigen Denkens. Man
kann nicht vernünftig denken, ohne diese Sätze zu akzeptieren. Wenn im vernünftigen Denken plötzlich
die Hierarchie zwischen Gut und Böse aufgehoben ist, habe ich kein Richtmaß mehr von Gut und Böse.
Wenn nichts mehr wahr ist, dann ist alles gleich. Wenn nichts mehr Gut und nichts mehr Böse ist, löst
sich auch alles auf.
Wenn das stimmt, sind diese Grundsätze nicht etwas, das die Vernunft gefunden hat, sondern etwas, das
sie für ihr Denken immer schon voraussetzen muss. Die Vernunft kann den Wahrheitsbegriff nicht für
sich gewinnen, wenn diese Unterscheidungen nicht schon vorausgesetzt sind und wir deshalb auf sie
stoßen können.
Die Vernunft ist denkfähig. Dieses Denken ist aber immer strukturiert in so Grundstrukturen wie GutBöse oder Wahr-Falsch. Wäre es denkbar, dass unser Denken zu diesen Grundsätzen erst vorgestoßen ist?
Dann hätten wir ein sehr chaotisches Denken. Dieses chaotische Denken müsste, um sich selbst
Grundsätze geben zu können, unterscheiden können welche Grundsätze z.B. gut und welche böse sind.
Deshalb müssen diese Ordnungsstrukturen schon immer im Denken gewesen sein. Sonst wäre das
chaotische Denken nie zu einer Ordnung gekommen. Chaotisch Denkende können keine Struktur
bewerten nach der sie ihr Denken ordnen könnten. Der Schluss des Augustinus ist, dass ich die Vernunft
so akzeptieren muss, dass Gut- Böse und Wahr-Falsch,… immer schon in der Vernunft drinnen steckt.
Wenn aber die Vernunft auf diese Grundsätze aus eigener Kraft nicht kommen kann, müssen diese
Grundsätze die Vernunft übersteigen. Es ist nämlich nur das denkbar, das auf derselben Ebene steht.
Diese Grundsätze sind größer als unsere Vernunft. Sie sind uns nur zugänglich, weil sie uns grundgelegt
sind. Die Wahrheit ist der Vernunft überlegen. Wahrheit übersteigt die Vernunft. In der Wahrheit, die die
Voraussetzung für das Denken ist, wird ein höheres Gut erkannt, als in der Vernunft. Diese die Vernunft
übersteigende Wahrheit nennt Augustinus Weisheit.
Fazit: Wir haben etwas gefunden das höher ist als die Vernunft→ Weisheit.
Mit dieser Aussage hat Augustinus sein Ziel erreicht. Jetzt erinnern sie sich an den Ausgangspunkt ihres
Gespräches. Nachdem sie etwas gefunden haben, das größer ist als die Vernunft benennen sie das als
göttlich und beenden ihre Überlegungen.
In der philosophischen Argumentation haben wir auch von der Weisheit gesprochen. Die Weisheit wird
mit Jesus Christus identifiziert.
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Fühlt sich Euodius nach diesen Überlegungen weise und glücklich? Er ist sich nicht ganz sicher. Er ist
nämlich weise und töricht zugleich. Der, der nur töricht wäre, würde die Weisheit nicht kennen, die
Weisheit kennen wir aber alle in unterschiedlichem Grad. Wir streben nach der Weisheit und sind nicht in
ihrem Vollbesitz. Wir sind wissend und nichtwissend zugleich. Das wirkt auf den Gottesbeweis selbst
zurück. Wir, die nicht nur weise sind, haben diesen Gottesbeweis gedacht. Wenn ich einen Beweis führe,
der von meinem Denken ausgeht und das Denken wieder mit meinem Denken reflektiert, dann kommen
wir zu einer Selbstrelativierung. Das einzige, das uns bleibt, ist das Streben nach Weisheit. Umgekehrt ist
das aber positiv gesehen eine Bestätigung des Gottesbeweises. Wenn wir die Weisheit aber schon hätten,
wäre die Weisheit nicht größer als unser Denken. Ganz können wir die Erkenntnis der Gottesexistenz rein
durch die Philosophie nicht erlangen. Einerseits weil wir eben nicht nur weise sind. Andererseits hilft uns
das, dass wir nicht nur weise sind, da die Weisheit den Menschen übersteigt und wir danach streben. Die
letzte Konsequenz ist, wenn du Sicherheit über die Existenz Gottes haben möchtest, musst du Glauben
haben!
4.2 Kritik an Augustins Gottesbeweis
An einem Gottesbeweis Kritik kann man üben, wenn der Gedankengag nicht logisch ist, oder wenn man
von Bedingungen ausgeht, die nicht überzeitlich sind und heute vielleicht nicht mehr zu halten sind.
1) Der Wahrheitsbegriff ist für Augustinus sehr zentral. In Bezug auf diesen Begriff ist Augustinus
platonisch. Die Wahrheit ist etwas das unveränderlich ist und auch noch existiert wenn das Subjekt nicht
mehr existiert bzw. wenn die Wahrheit vom Subjekt gerade nicht erkannt wird. Der Wahrheitsbegriff den
er für seinen Beweis braucht ist also ein übergeschichtlicher Wahrheitsbegriff der ohne das erkennende
Subjekt über alle Zeiten angesetzt wird. Das unveränderliche der Wahrheit muss Augustinus voraussetzen,
da man es nicht empirisch erweisen kann.
2) Außerdem geht er davon aus, dass das Wahre von allen angenommen werden muss. Die inhaltlichen
Spezifikationen bereiten Augustinus Probleme. Er kann nicht ganz formal argumentieren. Er möchte aber
das Glück allgemein und nicht individuell denken. Das Streben nach dem Guten/Glück ist anzuerkennen.
Das was wir erstreben, hat aber die inhaltliche Bedingung, dass das wonach wir streben das Wahre ist.
Man könnte sagen, das gehört zur Bestimmung von Glück dazu. Was ist aber mit den Menschen für den
die Lüge das Glück ist? Für ihn ist dann die Lüge die Wahrheit und somit wieder das Glück. Er muss für
den Wahrheitsbegriff anerkennen, dass er rein formal ist, sich aber von hinten inhaltliche Bestimmungen
einschleichen. Wenn etwas (inhaltliches) aber nur für ein Einzelsubjekt übereinstimmt, kann es nicht mehr
für alle Menschen gemeinsam eingesetzt werden. Das Individuum fügt vielleicht eine andere
Grundbewertung ein. Damit fällt dieser Grundwert aber weg. Er muss bestimmten und voraussetzen, dass
es zwischen Wahr/Gut und Falsch/ Böse eine Hierarchie gibt.
3) Der Schluss von der unveränderlichen Wahrheit auf Gott ist sehr vage. Aber das war Augustinus von
Anfang an klar. Man kommt eigentlich nur zum Schluss der unveränderlichen Wahrheit. Die
Grundspannung in die Augustinus biografisch selbst gespannt ist kommt hier auf, kann ich Gott mit der
Wahrheit gleichsetzen? Wenn man das Christentum in die Argumentation einbaut, kann es sein, dass Gott
die Wahrheit ist. Rein philosophisch kommt man aber nicht so weit. Es bleibt offen, ob Gott die Wahrheit
ist, oder ob Gott höher ist als die Wahrheit.
4) Es gibt hier wiederum eine ontologische Voraussetzung der Hierarchie des Denkens. Die Vernunft
kann die Prinzipien ihrer selbst nicht denken. Wenn sie das aber nicht kann, muss das was in ihr ist, höher
sein, als sie selbst. Der Mensch kann nicht die Wahrheit als Prinzip ihrer eigenen Vernunft denken. Diese
Wahrheit muss der Vernunft schon vorgegeben sein. Unsere Denkleistung muss Voraussetzungen
eingehen, die sich nicht aus dem Denken heraus entwickelt haben können. Deshalb hängt auch der
Schluss des Gottesbeweises im Streben nach Weisheit. Das Streben nach Weisheit ist für den Menschen
bleibend übersteigend.
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10. Einheit
3.12.2012
Wiederholung: Der Mensch strebt nach Weisheit, Wahrheit und Glück. Glück ist denkerisch nicht
einholbar. Die Vernunft hat Grundsätze, die sie immer schon vorausgesetzt hat. Es muss wo anders her
kommen und das ist es, was dann die Vernunft übersteigt. Die Vernunft stößt an ihre eigenen Grenzen.
Die Grenzen kann sie noch denken, aber darüber hinaus nicht mehr. Mit dem Gottesglauben soll die
Vernunft eingeholt werden.
Kritikpunkte: Es gibt die Wahrheitsidee, die der Vernunft gegenüber gestellt wird. Warum muss man die
Wahrheit als solche annehmen? Die Wahrheitssuche ist nicht immer das Positive. Wie kann ich für das,
das jenseits der Vernunft ist, Gott annehmen? Dort könnte theoretisch alles sein. Auch Gott, aber auch
etwas anderes.
Die Vernunft kann ihre Grundsätze nicht selbst hervorbringen, deshalb muss es von einer höheren Stufe
kommen. – Das ist ein Grundsatz der heute nicht immer anerkannt ist.
5. Die „Quinque viae“ des Thomas von Aquin
 Textblatt „Die Quinque Viae des Thomas von Aquin“
5.1 Hinführung
Wenn ich Gott denken möchte, bleibt mir nur das übrig, dass ich bei der Erfahrung ansetze. Seine fünf
Wege, die keine Beweise sind, gehen alle von der Erfahrung aus. Er lässt die Begrifflichkeiten hinter sich.
Seine Quinque viae finden sich in der Summa theologica die in Bücher, Fragen und Artikel unterteilt ist.
Die Großen Fragen sind immer in Teilfragen unterteilt. Der typische Aufbau ist, dass er vorher eine
Position darstellt und gleich darauf eine Gegenposition. Darauf folgt immer eine Sed contra ABER…
Manchmal mit Bibelstellen unterlegt. Am Ende antwortet (respondeo) er auf die ganze Debatte und
kommentiert die ganzen Meinungen die er zuerst auch dargestellt hat. Die Gottesbeweise finden sich in:
Summa (S.) theologica (th.) I (Buch) 2(Frage),3(Artikel).
Die Frage ist, ob es Gott gibt. Dort bringt er Meinungen gegen die Existenz Gottes vor. Das
Hauptargument gegen die Existenz Gottes ist das Leid in der Welt. Für die Existenz spricht Exodus 3,14
(Dornbusch).
5.2 Via prima: ex pater motus
Bewegungsbeweis:
Was Thomas besonders am Herzen liegt, ist der Erfahrungsbezug. „Es ist gewiss und steht auch durch
Sinneswahrnehmung fest, dass einiges in dieser Welt bewegt wird!“ Wir erfahren also Bewegung in unserer
Welt. Dieser Bezug, die Sinnlichkeit, ist etwas, das Thomas immer wieder bewegt. Auch in der S. th. 1,1,9.
Thomas möchte von den Sinnen zum Geistigen kommen. Er geht von der Sinneserkenntnis (Bewegung)
aus und möchte auf etwas kommen, das nicht sinnlich erkannt werden kann (Gott). Für ihn gibt es eine
logische Verknüpfung zwischen diesem Sinnlichen und dem nicht sinnlich Erkennbaren. Es wird nicht
theologisch argumentiert.
Wie läuft Bewegung? Alles das in Bewegung ist, wird durch etwas anderes bewegt. Kann man das so
verallgemeinern? Immer wenn wir uns bewegen kommt der Anstoß von außen? Wie kann man so etwas
behaupten? Das Problem das sich dahinter befindet ist, dass es nicht möglich ist von einer endlichen
Anzahl auf die Allgemeinheit zu schließen. Thomas muss dem Weg diese Annahme unterstellen. Er macht
ein paar Beispiele und schließt davon auf die Wirklichkeit als Ganzes. Einzelbeispiele die ihn für
Allaussagen genügen. Zweitens ist ihm wichtig, dass dieser Bewegungssatz eigentlich auf etwas hinweist
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und zwar, dass es nichts ohne Grund geben kann. Alles hat einen Grund. Leibniz hat diesen Satz als „Satz
vom zureichenden Grund“ ausgelegt. „Im Sinne des zureichenden Grundes finden wir, dass keine
Tatsache [fait] als wahr oder existierend gelten kann und keine Aussage [Enonciation] als richtig, ohne
dass es einen zureichenden Grund [raison suffisante] dafür gibt, dass es so und nicht anders ist, obwohl
uns diese Gründe meistens nicht bekannt sein mögen.“ „[...] nichts geschieht, ohne dass es eine Ursache
[cause] oder wenigstens einen bestimmenden Grund [raison déterminante] gibt, d. h. etwas, das dazu
dienen kann, a priori zu begründen, weshalb etwas eher existiert als nicht existiert und weshalb etwas
gerade so als in einer anderen Weise existiert.“
Wenn wir heutzutage einen Grund angeben können, dann kann man damit beim Gegenüber Verständnis
erlangen. Das ist also auch bei Wissenschaften so. Wenn man etwas begründen kann, kann man dafür
einstehen. Man muss für alles einen Grund finden, der es hinreichend verstehend macht. Diesen Satz vom
zureichenden Grund wendet Thomas auch auf die Bewegung an. Wenn ich Bewegung sehe und diese
erklären möchte, muss ich einen Grund angeben können, warum es diese Bewegung gibt. Der letzte
Grund für Bewegung ist dann natürlich Gott. Das widerspricht uns aber im ersten Moment, da wir auch
Selbstbewegung kennen und das nicht nur beim Menschen.
Thomas geht aber von einem anderen Bewegungsbegriff aus, als wir. Er meint nicht in erster Linie die
Ortsbewegung. Er meint den Umschlag von der Möglichkeit in die Wirklichkeit. Der Bewegungsbegriff ist durch
Galileo (1564-1642) und Newton (1642-1726) bestimmt worden. Vor ihnen hatte man ein ganz anderes
Verständnis von Bewegung. Dieses Verständnis war viel weiter, als unser Verständnis. Ursächlichkeit ist
heute fast nur mehr Instrumentalursächlichkeit. Dieses Verständnis war im Mittelalter auch viel weiter.
substantialis
mutatio
accidentialis
Qualität -qualitativa,
Quantität -quantitativa,
Relation
Ort -locatio
perfekta -Kreisbewegung
imperfekte –natürlicher Ort
Substantialis (Substanz- selbstständig Seiendes- Buche bleibt Buche egal ob mit oder
ohne Blätter)
Accidentialis (Akzidenz- unselbstständig Seiendes- kann nur mit selbstständigem Seienden auftreten
z.B. Blätter zu haben)
Wenn aus der Buche plötzlich Brennholz wird, vergeht ihre Substanz. Sie ändert ihre Substanz. Beim
Menschen wäre der Tod eine substantielle Veränderung.
Die mittelalterliche Vorstellung von Orten war so, dass jedes Ding einen Ort hat. Der natürliche Ort eines
Steins ist der Boden. Wenn man den Stein in die Luft wirft, wird er immer seinen natürlichen Ort, nämlich
den Boden, wiederfinden. Die Bewegung des Steins durch die Luft ist eine unnatürliche Bewegung. Feuer
hat seinen natürlichen Ort oben. Deshalb leuchtet es auch immer auf.
Gibt es eine Bewegung die dauerhaft ist, und die nicht nur dann Zustande kommt, wenn das Ding vom
natürlichen Ort weg kommt, um dann wieder nach diesem Ort zu suchen. Die Antwort findet sich im
Kreis. Der Kreis ist nämlich nie abgeschlossen und hat dadurch keinen natürlichen Ort. Das ist auch
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vergleichbar mit der Bewegung der Gestirne. Da die Gestirne, wie auch der Kreis, nicht nach dem
natürlichen Ort suchen, beenden sie die Bewegung nie. Sie können sozusagen nicht ankommen. Die
zentrale Bewegung als Kreisbewegung ist die ewige Bewegung. Diesen Gedanken übernimmt Thomas für
den Unbewegten Beweger. Es gibt einen der selbst nicht bewegt ist, der aber bewegen kann.
Galileo Galilei schreibt „Über die Bewegung“ „De motu“ Darin fragt er, ob es eine Bewegung gibt, die
weder natürlich, noch erzwungen ist. Gibt es vielleicht eine neutrale Bewegung? Für eine neutrale
Bewegung könnte man wiederum die Kreisbewegung anschauen. Eine Bewegung die immer wieder gleich
bleibt und sich immer gleich fortbewegt. Wenn man das anerkennt, müsste/könnte man dazu denken,
dass irgendwo eine Kraft herkommen muss die dieses Ding in Bewegung hält, die dafür sorgt, dass es in
Bewegung bliebt.
Diese Überlegungen machen den Weg für Newton frei. Wenn etwas schon in Bewegung ist, dann stoppt
es (im Vakuum) diese Bewegung nicht von selbst. Diese Bewegung führt sich immer ganz geradlinig fort.
Wenn Kräfte wie Reibung oder Antrieb aufkommen, ändert sich die Bewegung. Gleichzeitig gibt es
keinen natürlichen Ort mehr. Deshalb stellt sich die Frage warum der Stein dann wieder auf die Erde
herunter kommt. Es muss eine Kraft geben, die auf den Stein einwirkt. Die Trägheitskraft bringt den Stein
dazu, wieder auf die Erde zu kommen. Durch diese Entdeckung der Erdanziehungskraft ändert sich die
ganze Denkweise. Aber diese Erkenntnisse hatte die Menschheit alle erst nach dem Leben von Thomas
von Aquin.
Wir müssen mit Thomas in seinen mittelalterlichen Vorstellungen bleiben. Für ihn ist Bewegung immer
Seins-Bewegung. Thomas geht bei Bewegung von der Möglichkeit zur Wirklichkeit. Es sind immer
Möglichkeiten von schon Wirklichem gedacht. Gibt es auch den Übergang von Möglichkeit in
Wirklichkeit auch ohne, dass die Wirklichkeit vorher schon gegeben ist? Thomas schaut, ob etwas sich
ändert und nicht nur die Lage wechselt, sondern sein ganzes Sein zu etwas verändert, das vorher nicht
war.
Thomas bringt dafür das Beispiel mit Holz, bei dem er aber nicht ganz konsequent ist. Etwas wird etwas
anderes. Ein Holzscheit ist der Möglichkeit nach entweder kalt (nicht brennend) oder heiß (brennend).
Damit es überhaupt zu brennen beginnen kann, braucht man ein schon brennendes Holzstück. Außerdem
kann nur ein brennendes Holz, kann ein anderes nicht brennendes Holz zum brennenden Holz machen.
Man kann nicht zwei nicht brennende Holzstücke nebeneinander legen und sie beginnen plötzlich zu
brennen. Etwas kann erst brennen durch etwas das schon wirklich ist. Thomas geht von der Bewegung
vom möglichen Brennen zum wirklichen Brennen aus.
Es ist aber nicht möglich, dass ein Holzstück zugleich brennt und nicht brennt.
Wir haben ein nicht brennendes Holzscheit, das der Möglichkeit nach schon oder nicht brennen kann.
Wenn man ein brennendes Holzscheit hat, kann es der Möglichkeit nach nicht schon und nicht brennen,
da es ja schon brennt. Wenn die Wirklichkeit schon da ist, kann man nicht die Möglichkeit und die
Wirklichkeit gleichzeitig aussagen.
Es ist unmöglich, dass etwas auf die gleiche Weise in Bewegung ist und bewegt, also sich selbst bewegt.
Man kann etwas anderes bewegen, aber nicht sich selbst. Ein brennendes Holzscheit kann nur ein anderes
Holzscheit zum Brennen bringen, aber nicht sich selbst. Es gibt keine Selbstentzündung. Das Entfachen
des Feuers ist die Bewegung. Die kann das Holzscheit nicht an sich selbst vollziehen. Es kann nur ein
anderes Holzscheit zur gleichen Bewegung bewegen. Damit die Möglichkeit in die Wirklichkeit
übergeführt wird, braucht es ein anderes Holzscheit. Es braucht immer etwas das von außen kommt und
die Bewegung anstößt. „Wenn das von dem es bewegt wird, wieder in Bewegung ist, muss auch dieses
wieder in Bewegung kommen,…“ Irgendwann muss ein erstes Holzscheit dagewesen sein, damit es auch
möglich ist, dass andere brennen. Es ist also sehr wichtig ein erstes Wirkliches anzunehmen. Ein erstes
Mögliches gibt es sehr bald! Ausschlaggebend ist das erste Wirkliche!
Thomas meint man kann nicht bis ins Unendliche bis zur ersten Ursache zurückfragen. Das Wirkliche würde sich
dann im Nichts verlieren. Es muss ein erstes Brennendes geben! Sonst kann es auch kein weiteres
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Brennendes geben. Aber es gibt Feuer. Es muss also ein erstes Brennendes geben. Das ist eine
Zurückweisung des unendlichen Regresses. Thomas möchte aufzeigen: Wenn wir vom Feuer weg gehen.
Es gibt etwas. Das was es gibt, kann der Möglichkeit nach etwas anstoßen, so, dass es wie es vorher in der
Möglichkeit war, wirklich wird. Dass es den Übergang vom Möglichen ins Wirkliche gibt. Das faktische
Nichtbestehen von uns (vor 100 Jahren) hat die Möglichkeit grundgelegt, dass wir heute sind. Es muss
eine Ursache geben, dass etwas Wirkliches aus der Möglichkeit heraus wirklich werden kann. Es muss
etwas Wirkliches geben, damit etwas, das nur in der Möglichkeit existiert auch einmal wirklich werden
kann. Wenn es nie eine Wirklichkeit gibt, kann es auch nicht zu weiteren Wirklichkeiten kommen. Weil die
Welt existiert, gab es die Möglichkeit, dass sie existiert. Da es sie gibt, muss es eine erste Ursache geben,
die diese Möglichkeit in die Wirklichkeit gebracht hat. Nur diese erste Substanz muss schon selbst
Wirklich gewesen sein. Möglichkeiten allein bringen nichts Wirkliches hervor. Wir müssen also zu einem
ersten Wirklichen kommen, das selbst keine Möglichkeit war, sondern die Wirklichkeit schlecht hin ist.
Weil Bewegung als Übergang von Möglichkeit in Wirklichkeit gesehen wird. Im unendlichen Regress
könnte ich zurückfragen. Da das faktisch Wirkliche da ist, muss ich einmal Schluss machen und sagen es
muss einmal etwas Wirkliches gegeben haben das nicht in der Möglichkeit war.
11. Einheit
3.12.2012
Wiederholung: Wenn schon Ortsbewegung, dann nicht mechanische Bewegung. Der Kreis ist die
vollkommene Bewegung. Bewegung und Veränderung sind synonym.
Das Bewegungsprinzip: Etwas kommt nur in Bewegung, wenn es von etwas anderen bewegt wird. Wie
sieht es mit der Möglichkeit und Wirklichkeit der Bewegung/Veränderung aus? Beispiel mit dem
brennenden Holz. Das schon Wirkliche muss das bloß Mögliche in dessen Wirklichkeit bringen. Es kann
etwas nicht gleichzeitig der Wirklichkeit und der Möglichkeit nach etwas sein. Holz kann aktuell brennen,
oder es hat die Möglichkeit in sich zu brennen. Gleichzeitig ist das nicht möglich. Etwas kann außerdem
nicht aus sich heraus zu brennen beginnen. Es braucht also eine Ursache von außen, die die Möglichkeit
in die Wirklichkeit bringt. Wenn man das weiter verfolgt, kommt man in einen unendlichen Regress. Alles
muss durch etwas anderes Wirkliches bewegt werden.
Da kommt man auf eine Grundposition die Thomas von Aristoteles (12.Buch der Metaphysik)
übernimmt. Man kann immer nur etwas schon bewegtes ansetzen, damit es etwas anderes bewegt. Es
kann in dieser Kette drei Glieder geben. Das aktuell Bewegte, das welches das aktuell bewegte in
Bewegung gesetzt hat und das mittlere Glied, das wiederum Bewegung gesetzt worden sein muss. Das
erste Glied in dieser Kette muss also etwas sein, das sich selbst in Bewegung befindet und das gleichzeitig
bewegt, das aber keine Ursache der Bewegung hat. Die Bewegungsursache liegt in ihm selbst, es kann aber
anderes bewegen→ Daher unbewegter Beweger.
Diesen Begriff des unbewegten Bewegers übernimmt Thomas von Aristoteles. Die einzige Differenz ist
der Unterschied zwischen dem christlichen Denker und dem vorchristlichen Denker. Bei Aristoteles ist
ausgesagt, dass dieser Beweger etwas bewegt, da er geliebt wird. Bei Thomas ist das umgedreht der
bewegende Beweger bewegt aus Liebe zu dem was er bewegt.
Thomas kommt mit seinem Beweis relativ schnell zum Schluss. „Also müsse wir zu einem erste
Bewegenden kommen, das von nichts anderem bewegt wird: und das verstehen alle als Gott.“
5.3 Via secunda: ex ratione causae efficientis
Wirkursächlichkeit: Dieser Weg geht vom Gedanken der Wirkursächlichkeit aus. In der Welt gibt es eine
Über- und Unterordnung der Wirkursächlichkeit. Es ist nicht möglich, dass etwas seine eigene Wirkung
ist. Man kann in der Über- und Unterordnung aber auch nicht ins unendliche gehen. Es braucht
notwendig eine erste Wirkursache und diese wird Gott genannt.
35/52
Die eine Bewegung ist die Ursache für die andere Bewegung. Hier wird das etwas abstrakter mit dem
Begriff der Wirkursache durchgedacht.
Auch hier gilt der Anspruch, dass man von Erfahrungstatsachen ausgeht. In der Welt und Wirklichkeit
ergibt sich eine gewisse Ordnungsstruktur die durch den Zusammenhang von Ursache und Wirkung
entsteht. Die Frage WARUM? Ist jene die in der Wirkung-Ursache-Debatte gestellt wird. Das Fassbare in
unserer Welt ist immer irgendwie begründbar. Diese Wirkung-Ursache Zusammenhänge sind immer
logisch und haben auch eine zeitliche Ordnung. Logisch geht die Ursache der Wirkung zeitlich immer
voraus. Dieses Verhältnis kann nicht umgedreht werden. Wir können uns z.B. nicht selbst in die Existenz
bringen. Wir können uns nicht hervorbringen, wenn es uns noch nicht gibt. Wenn es uns aber schon gibt,
können wir uns auch nicht noch einmal hervorbringen, da es uns ja schon gibt. Wir sind nicht die Eltern
unserer selbst.
„Wir stellen nämlich fest, daß es in der sichtbaren Welt eine Über- und Unterordnung von Wirkursachen
gibt;“
X→verursacht →Y
X→verursacht →X;
X verursacht also sich selbst. Das ist denkunmöglich!
„Dabei ist es niemals festgestellt worden und ist es auch nicht möglich, daß etwas seine eigene Wirk- oder
Entstehungsursache ist. Denn dann müßte es sich selbst im Sein vorausgehen, und das ist nicht möglich.“
Wenn man die Selbstverursachung denkt, denkt man immer etwas, das schon vorausgesetzt werden muss.
Es ist nicht denkbar, dass sich etwas selbst gemacht hat. Das einzige das denkbar ist: Das, das sich selbst
gemacht hat, ist unendlich. Wenn etwas nie bewegt worden ist, und dennoch in Bewegung ist, muss es eine
ewige Bewegung sein.
Wie wird Wirkursächlichkeit verstanden: Bewegung ist für uns in erster Linie Ortsbewegung. Bei Thomas
ist es eher Seinsbewegung. Ursächlichkeit wird bei uns in erster Linie als Instrumentalursächlichkeit gesehen.
Thomas unterscheidet:

Instrumentalursache –causa materialis (Das, aus dem eine Sache entsteht und dabei in ihr enthalten
ist.) –Holz und Ziegel

Formalursache –causa formalis (Die Struktur; das, was angibt, worin das Sein einer Sache besteht.)Bauplan

Wirkursache – causa efficiens ( Das, woher der erste Anlass von Bewegung und Ruhe oder einer
Wirkung kommt.)- Architekt

Finalursache –causa finalis (Das Ziel oder der Zweck, um dessentwillen etwas geschieht.)- Schutz vor
Unwetter
Eine völlig gestaltlose Materie gibt es nicht. Nur materialis und formalis allein ist nichts. Erst wenn sie
zusammenwirken sind sie etwas. Weder die Form, noch die Materie sind etwas. Wirkursachen kann man
gezielt als Instrument für etwas einsetzen. Was brauche ich, damit die gewünschte Wirkung (Bild an der
Wand) erzielt wird? Immer wirkt eines aufs etwas anderes ein. Die benötigten Ursachen sind aber immer
schon da (Ich möchte ein Bild aufhängen. Nagel, Wand und Bild gibt es schon). Thomas fragt auch noch
einmal zurück und fragt, ob es möglich ist, dass aus etwas, etwas anderes wird? Kann ich etwas
zusammensetzen, damit etwas Neues entsteht. Da kann man auf Elemente zurückgehen und dann fragen
woher diese kommen. Man kann eine Ebene tiefer gehen und auch noch mit kleineren Elementen etwas
zusammensetzen. Noch ein Schritt weiter zurück stellt sich die Frage, wie kann aus nichts etwas werden?
Man kann also nicht nur von der Instrumentalursächlichkeit ausgehen. Man nimmt etwas als Instrument
(Werkzeug) für etwas anderes. Metaphysische Kausalität heißt, dass die Frage da sein muss: Gibt es den
36/52
Umschlag von Nichts zu Etwas?
Thomas argumentiert nicht physikalisch sondern metaphysisch. Ist außerdem wirklich alles kausal bedingt? Es kann
doch sein, dass es für etwas Gründe gibt die ich nicht angeben kann. In der Evolutionstheorie wird
behauptet, dass es den Menschen aus Zufall gibt. Zufall wird durch das Zusammenkommen von zwei
Ursachenketten erklärt. Wenn jemand von einem Ziegel getroffen wird, dann gibt es zwei Ursachenketten.
Die erste Ursachenkette ist, warum sich der Ziegel gelockert hat. Die zweite Ursachenkette ist der Mensch
der gerade in diesem Moment vorbei geht, als der Ziegel, warum auch immer, locker wird. Wir bleiben
immer auf derselben Ebene. Es gibt Ketten von Seiendem die ablaufen. Dieses Ablaufen ist eine Sache
von Kausalität und Zeit. Die Ursache kommt vor der Wirkung.
Thomas fragt sich, was parallel zur Bewegung läuft, ob dies bis ins Unendliche möglich ist? Thomas
behauptet, dass es nicht möglich ist, die Über- und Unterordnung bis ins Unendliche weiterzudenken. Wie
viele Glieder es gibt, wissen wir nicht so genau. Wir können als Bsp. wieder drei Glieder darstellen. Wenn
es keinen wirklichen Anfang gibt, kann es auch keine wirkliche Fortsetzung für das zweite und dritte Glied
geben. Dann gibt es also überhaupt keine Wirklichkeit. Dann kann höchstens Möglichkeit entstehen.
Wenn alles Möglichkeit ist, dann bleiben wir eben in der Möglichkeit. Da wir in unserer Welt Wirkliches
erleben, müssen wir irgendwo ein erstes Wirkliches annehmen. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass das
Mittlere die Wirklichkeit ist, muss man ausschließen, dass das Erste nur Möglichkeit ist. Denn sonst
würde es nie etwas Wirkliches geben. Deshalb muss ich etwas erstes Wirkliches annehmen. Wenn es
irgendwo in der Kette etwas Wirkliches gibt, muss auch das Vorherige wirklich sein. Das heißt das erste
Glied muss Wirklichkeit sein, denn aus einem Möglichen kann nichts Wirkliches entstehen.
Wenn jetzt das erste Wirkliche Gott ist, dann wäre Gott selbst ein Glied der Kette. Dann wäre Gott, wie
bei einem großen Billard spiel als die erste Kugel, welche die anderen anstößt, gedacht. In dieser Kette in
der wir sind, muss jedoch immer schon Seiendes vorausgesetzt werden. Gott wird daher nicht an den Anfang
der Kette gestellt, sondern als Ursache über die ganze Kette gesehen. Er ist die Ursache für alles.
Entweder: Gott-> … b-> c-> d-> e-> f-> …
oder: … b-> c-> d-> e-> f-> …
das ist es eher!
Gott
Wenn es nie Eltern gegeben hat, kann es auch keine Kinder geben. Es muss also eine erste Ursache geben.
Dann würde man irgendwann bei einem ersten Elternpaar ankommen. Haben sich die selbst
hervorgebracht? Nein- das geht nicht, denn sonst wären sie Gott. Es verlangt also einen Gott der die erste
Ursache ist, und auch alle weiteren im Sein lässt. Der sie leben lässt. (Theologisch gesehen: Gott ist nicht
nur am Anfang der Welt Schöpfer, sondern immer. Gott ist quasi ständig aktiv, sodass es die Welt gibt.)
„Wir müssen also notwendig eine erste Wirk- oder Entstehungsursache annehmen und die wird von allen
„Gott“ genannt.“
Wir müssen von der Instrumentalverursachung zur metaphysischen Verursachung gehen. Wenn wir mit
der Instrumentalverursachung denken würden, würden wir kein Ende finden. Wenn man also
metaphysisch ontologisch denkt, gibt es keine Selbstverursachung. Wenn ich Erfahrung ins Spiel bringe
und bemerke, dass es überhaupt etwas gibt, muss es etwas erstes Wirkliches geben. Kann das Erste für
alles Seinsgrund (Grund dafür, dass es ist) sein? Nein, denn dann wäre Gott Teil der Kette. Gott ist nicht
nur die Ursache und Seinsgrund für das Erste, sondern für alles. Er lässt Seiendes sein, das selbst wieder
Ursache für Seiendes sein kann. Frei gegeben sein zum selbst sein. Das bedeutet, dass es ein doppeltes Verhältnis
bei der ersten Ursache (causa prima) gibt. Entweder die Welt ist ewig in sich geschlossen, oder sie hat einen
Ursprung. Gott ist also Seinsursache, nicht Instrumentalursache (denn dann wird etwas Bestehendes
vorausgesetzt). Wenn Seiendes am Sein Gottes teilhat, dann repräsentiert es auch dieses Sein an dem es
Teil hat. Wenn Gott nicht am Seienden partizipiert, kann er vom Seienden nicht erkannt werden. Deshalb
37/52
kann es erst ein Rückschließen vom Seienden auf Gott geben. Diese Spur ist ontologisch so zu denken,
dass das Seiende am Sein Gottes partizipiert und deshalb ist es.
Wichtig ist zu unterschieden zwischen der Kausalität als „Perlenschnur“ und dem Umstand, dass die
Kausalität aus einer anderen Ebene kommt. Man kann das, was sich auf einer ontologischen Ebene
befindet, durch etwas in dieser Ebene begründen. Die Ursache der Welt kann nicht Teil der Welt sein, da
ein Teil nicht die Ursache für das Ganze sein kann.
12. Einheit
17.12.2012
Wiederholung: Nicht die eine Kugel stößt die andere an. Es muss auch mitgedacht werden, dass es aus
dem Nichts zu Etwas kommen kann. Daran ist festzuhalten: Wenn Verursachung von ins Sein treten
gedacht wird, kann der unendliche Regress abgelehnt werden. Die zweite Ursache ist, dass nur etwas
schon Seiendes etwas ins Seiende bringen kann. Möglichkeit und Wirklichkeit klingt hier wieder an. Man
kann nicht immer als letzten Punkt etwas Mögliches andenken. Ein Holzscheit muss schon brennen,
damit es ein anderes anstecken kann. Da es vieles gibt, muss man eine erste Ursache annehmen. Diese
erste Ursache muss bestehen, indem sie schon ist. Wenn man diese erste Ursache annimmt, ist es das erste
in der Kette. Man muss aber prinzipiell fragen, warum gibt es überhaupt dieses erste Glied? Das führt
dazu, dass nach einer ontologischen Ursache verlangt wird, die nicht nur das erste Glied der Kette ist,
sondern auch die Grundursache.
5.4 Via tertia: ex possibili et necessario
Kontingenzbeweis Über die Möglichkeit und Wirklichkeit /Notwendigkeit- Seinsmodalitäten:
Möglichkeit und Wirklichkeit sind Modalitäten des Seienden. Modalitäten gibt es normalerweise drei: Möglichkeit,
Wirklichkeit und Notwendigkeit. Das ist der Grund, warum dieser Beweis auch der Beweis der
Seinsmodalitäten genannt wird. Ein kontingentes Seiendes ist ein Seiendes, das möglich ist, das aber nicht
notwendig ist. Das heißt Kontingentes ist auch immer begrenzt und endlich. Die Grundannahme von
Thomas ist, dass das Seiende in der Welt kontingent ist. Außerdem ist es zufällig. Wenn es etwas in
Wirklichkeit gibt, heißt das, dass es das auch der Möglichkeit nachgibt. Wenn etwas logisch in sich
widersprüchlich und dadurch nicht möglich ist, kann es auch nicht existieren. Das Wirkliche ist aber mehr
als das bloß Mögliche. Kant unterscheidet das Logische und das Reale. Deshalb weil etwas logisch
möglich ist, muss es nicht wirklich (real) sein. Es muss bestimmte Bedingungen geben, die die Möglichkeit
zur Wirklichkeit bringen. Andererseits ist klar, dass etwas das Wirklich ist noch nicht notwendig sein muss.
Wenn etwas notwendig ist, muss es sein. Das wird gewöhnlich mit Gott identifiziert, wenn man an
Descartes zurück denkt.
Der Ausgangspunkt von Thomas: Die Wirklichkeit wie man sie in der Welt vorfindet ist möglich und wirklich, aber
nicht notwendig, denn sonst wäre sie ewig. Die Lebewesen sind möglich, aber sie sind nicht notwendig, das heißt
sie sind auch kontingent. Thomas geht von der Möglichkeit, also von der Kontingenz aus und schließt
dann auf das notwendig Seiende. Erfahrungsausgangspunkt ist das Vergängliche.
Man braucht für diesen Weg auch wieder bestimmte Bedingungen. Wir brauchen noch einmal das
metaphysische Kausalitätsprinzip, das wir schon im zweiten Beweis gewonnen haben. Zweitens brauchen
wir den Satz vom Grund. „Etwas Bestehendes ist dann in seinem Bestand erklärt, wenn ich einen Grund
dafür angeben kann, warum es etwas gibt. Für das Ewige ist es selbst (das Ewige) der Grund“. Wenn
etwas ewig (Notwendig) ist, ist es nicht abhängig von anderem. Den Grund seiner Existenz hat NichtNotwendiges nicht in sich selbst. Wir (Menschen) haben uns nicht selbst ins Sein gebracht, sondern wir
haben uns dann als Seiendes vorgefunden. Ins Sein zu kommen ist nicht in uns selbst begründet.
Rückbezug auf die Erfahrung: Es gibt Vergängliches, das genauso gut sein wie nicht sein kann.
Vergängliches hat hinten oder vorne, oder an beiden Enden eine Beschränkung. Wenn Vergängliches
38/52
ernst gedacht wird, dann kann man sich denken, dass einmal Nichts war. Nicht nur ein einzelnes Nichts,
sondern überhaupt Garnichts, das pure Nichts. Wenn wir Menschen kontingentes Sein sind, ist es also
denkbar, dass es einmal überhaupt nichts gegeben hat, nicht einmal Gott. (Wenn man das nicht denkt,
kommt man in einen unendlichen Regress.) Wenn man an dieses Garnichts denkt, dürfte eigentlich heute
auch nichts sein. Wenn es etwas gibt, das bloß der Möglichkeit nach etwas ist, dann braucht man etwas
Wirkliches damit das Mögliche selbst wirklich werden kann. Es braucht immer eine Wirklichkeit, damit
eine weitere Wirklichkeit entsteht. Nur aus der Möglichkeit kann es im Garnichts nicht plötzlich Etwas
(z.B. Feuer) geben. „Aus nichts wird nichts.“ Aus einem solchen Nichts kann also nie etwas entstehen. Es
ist aber etwas, das können wir erfahren. Also kann man sich die Situation des absoluten Nichts als
Ursprung der Wirklichkeit nicht denken. Es muss also eine Ursache geben, die schon ist.
Für die Begründung der Vergänglichkeit reicht keine Instrumentalursächlichkeit. Etwas ins Sein bringen,
nicht nur aus Etwas, etwas Anderes machen.
Die zweite Möglichkeit ist der unendliche Regress. „Was nicht ist, fängt nur an zu sein durch etwas das
bereits ist.“ Wenn das nicht gegeben ist, fällt der ganze Beweis in sich zusammen. Wenn es gar kein Sein
gab, kann auch heute nichts sein. Also kann man das absolute Nichts am Anfang nicht denken. Es muss
etwas gegeben haben, welches das Seiende ins Sein gebracht hat. Jeder Mensch hat z.B. Eltern. Wenn man
die Möglichkeit denkt, dass etwas ist, dann muss es etwas Wirkliches gegeben haben, das die Möglichkeit
in die Wirklichkeit gebracht hat. Kann man das unendlich zurückdenken? -Nein. Der unendliche Regress
ist im zweiten Beweis schon abgelehnt worden und wird es hier wieder.
Wir müssen ontologisch noch eine Stufe höher gehen. Man muss die Notwendigkeit denken. Es muss
irgendwann eine erste Wirklichkeit gedacht werden, die so ist, dass sie nicht selbst verursacht ist. Eine
Wirklichkeit die nichts außerhalb sich selbst benötigt und somit die Seinsursache in sich selbst hat, ist
etwas Notwendiges. Wenn eine erste Wirklichkeit da sein soll, muss man also ein Erstes annehmen, das
die Wirklichkeit aus sich selbst hat. Das ist dann ein notwendiges Wesen. Die Ursache seiner Existenz hat
es in sich selbst. Das heißt es existiert notwendig. Es ist also ewig. Das erste Wirkliche, das die
Wirklichkeit aus sich selbst hat.
Woher hat die Realität ihren Grund? Damit ich überhaupt Kontingenz denken kann, muss ich auch
Notwendiges denken können. Thomas weist den unendlichen Regress und das absolute Nichts ab.
Es ist notwendig anzunehmen, dass es etwas Notwendiges in den Dingen gibt. Einen Funken Notwenigkeit gibt es in
allem. Diese Notwendigkeit führt Thomas dazu, dass es einen Grund der Notwendigkeit für die
Notwendigkeit aller anderen Dinge gibt. Unter der Bedingung, dass es ein ganz spezielles Wesen ist, kann
man diese Notwendigkeit bedingen. Es gibt so etwas wie eine Notwendigkeit die die Konstanz unserer
selbst leistet. Dafür, dass es diese Konstanz der Notwendigkeit in den Dingen gibt, ist Gott noch einmal
die Notwendigkeit in den Notwendigkeiten. Wenn die Natur (Geschaffenes) nicht nur in der Möglichkeit
gedacht wird, sondern, verwirklicht wird, indem es an der Notwendigkeit Gottes Anteil hat, dann ist eine
Teilnotwendigkeit in jedem Geschaffenen. Es kann eine Konstanz des einzelnen durch die Zeit geben.
Necessarium in rebus- Notwendigkeit unter den Dingen. Necessitas ex suppositione→Man setzt eine
Notwendigkeit voraus, die unter einer bestimmten Bedingung herrscht. Wenn… dann… Unter der
Voraussetzung, dass man etwas gerne hätte, ist es notwendig, dass man dieses und jenes tut. Unter der
Voraussetzung, dass man schon ins Sein gebracht wurde, ist es notwendig, dass es auch Bestand hat.
Damit etwas als Seiend gedacht werden kann, muss es einen notwendigen Grund in sich haben. Der
äußere Grund, dass etwas besteht, ist etwas erstes Notwendiges. Wenn aber das Seiende Bestand hat, dann muss
es den Grund in sich haben.
Beim ersten Gedankengang haben wir von äußerer Notwendigkeit gesprochen (Bsp. Generationen). Dann
sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es etwas geben muss, das den Grund seiner Existenz
notwendigerweise in sich selbst hat (Gott). Wenn man einen Grund denkt und Seiendes denkt und erfährt,
39/52
muss es diesen Grund in sich geben. Wenn es einen Grund des Lebendigen gibt, dann muss dieser auch in
mir (im Lebendigen) sein.
Wir hatten zwei Möglichkeiten: Es gibt Kontingentes und es ist möglich dieses so zu denken, dass es
einmal überhaupt nichts gegeben hat. Aus Nichts kann nichts entstehen. Zweiter Gedanke: Auf
Wirkliches lassen wir Wirkliches folgen →unendlicher Regress. Dieser ist aber nicht denkbar, da wir immer
von etwas schon Wirklichen ausgehen müssen. Wenn der Wirklichkeitsgrund des ersten Wirklichen in ihm
selbst ist, dann muss man es als Notwendiges ansehen. Das Einzelne wird vom Notwendigkeitsgrund
(also Gott) gehalten. Deshalb kann man von Notwendigkeit in den Dingen ausgehen.
Gott ist das Notwendige. Er ist auch das ewige! Er kann nicht vergehen. Aus diesem Grund kann er auch
(christlich) als Grund der Welt gedacht werden. Er ist (das kommt in diesem dritten Weg dazu) notwendig
existent
5.5 Via quarta: ex gradibus qui in rebus inveniutur
Über die Seinsstufen/Wertstufen:
Die Seinsstufen sind ein typisches Topos des Mittelalters. In der Transzendentalienlehre geht man davon
aus, dass es Grundeigenschaften gibt, die allen Wirklichen zukommen. Diese Eigenschaften kommen allen
Seienden zu insofern sie Seiende sind. Diese Eigenschaften korrespondieren mit Zugangsmöglichkeiten
der Menschen zur Wirklichkeit. Damit ich Wirklichkeit erkennen kann, muss es möglich sein diese
Wirklichkeit zu erkennen. Wirklichkeit darf keine Dimensionen haben, die für uns prinzipiell unerkennbar
sind. Eine ontologische Grundeigenschaft der Wirklichkeit ist also die Erkennbarkeit. Ein anderer
Wirklichkeitsbezug ist, dass der Mensch die Wirklichkeit wollen muss. Man kann im Prinzip alles wollen,
ob man es wirklich bekommt oder nicht, ist die andere Frage. Es wird also auch davon ausgegangen, dass
die Wirklichkeit dem Menschen auch über seinen Willen zugänglich ist. Die Wirklichkeit ist in sich gut
(Wollbarkeit) und wahr (Erkennbarkeit). Es gibt also keine Wirklichkeitsdimensionen die uns durch Wollen
oder Erkennen nicht zugänglich sind. Das dritte, das etwas umstritten ist; die Wirklichkeit ist auch über
Gefühl zugänglich. Die Schönheit als Eigenschaft der Wirklichkeit. Dass alles das es gibt eine Einheit in
sich bildet. Alles das Seiend ist, ist gut, schön, wahr und eins. Diesbezüglich gibt es aber Abstufungen.
Etwas ist der Wahrheit näher als ein anderes. Die Grundüberzeugung war, dass das Schlechte durch das
Fehlen des Guten zustande kommt. Wenn man so denkt, kann nichts rein böse sein. Es hat immer auch
etwas Gutes in sich. Davon geht Thomas aus. Der Ausgangspunkt in den Erfahrungen sind die
Transzendentalien. Diese Eigenschaften kommen allem Seienden zu, allerdings in unterschiedlicher
Intensität. Deshalb spricht Thomas von den Seinsstufen. Wir können feststellen, dass eines mehr oder
weniger gut, schön oder wahr ist, als das andere. Er geht von diesen Seinsgraden aus. Mehr oder weniger
wird von verschiedenen Dingen durch den Grad ausgesagt durch den sie sich etwas Höheren nähern.
Stufen kann man nur denken, wenn es in diesen Stufen ein Maximum gibt. Das ist wärmer, das dem
höchsten Grad der Wärme näher kommt, als ein anderes. Nach Aristoteles ist das höchst Wahre auch das
höchst Wirkliche. Das wahre ist immer im Superlativ ausgedrückt. Bei Seiend ist das steigern schwer.
Entweder etwas ist, oder es ist nicht. Dort schließt er damit: Wenn es diese Eigenschaften der Abstufung
gibt, dann muss es auch den Superlativ geben. Dieser wird wieder mit Gott identifiziert.
13. Einheit
7.1.2013
Wiederholung: Typen der Gottesbeweise. Einige wurden genauer erläutert. Ontologischer Gottesbeweis in
der Spielart von Anselm und Descartes. Wie dieses auch, z.B. durch Kant, kritisiert werden. Die Kritik am
ontologischen Gottesbeweis ist die Hauptkritik von Kant.
Augustinus spricht vom Noologischen Gottesbeweis. Er versucht aufgrund der Vernunft zu Gott zu
finden. Wenn sie etwas finden, das über die Vernunft hinausweist lassen sie es als Gott gelten.
Thomas von Aquin: Die ersten drei Wege weisen eine ähnliche Struktur auf. Man versucht immer von
40/52
einer Erfahrung auszugehen. Dann wird versucht eine Begründungskette aufzubauen. Der nächste Schritt
ist der Rückverweis eines unendlichen Regresses. Wenn man die Unmöglichkeit des unendlichen
Regresses aufweist, muss man einen Urgrund annehmen. Damit schlägt die Wirklichkeit in die
Notwendigkeit um.
Der vierte Gottesbeweis geht von den Transzendentalien aus. Es gibt also Grundeigenschaften von
Wirklichem /Seiendem die jedem Seienden zukommen. Man kann auch Eigenschafen für bestimmte
Gattungen/Gruppen aufzeigen. Es gibt aber auch Eigenschaften die für alles Seiende gelten. Egal welcher
Gattung dieses Seiende angehört. Eine dieser Eigenschaften ist die Wahrheit. Die ontologische Wahrheit
bedeutet, dass etwas erkennbar ist. Alles Seiende, insofern es ist, ist wahr. Auch die Güte ist eine
Eigenschaft. Alles das ist, ist gut. Das hat nichts mit Moral zu tun. Es weist nur den Bezug auf das
Wollbare hin. Man kann es anstreben. Außerdem ist alles das ist, über das Gefühl zugänglich.
Diese Eigenschaften können nur in der Intensität variieren. Ein Seiendes kann mehr der Wahrheit
zugänglich sein, als anderes. Oder man kann sich einem mehr zuwenden und es mehr wollen als ein
anderes.
Seinsstufen sind gerade diese Eigenschaften die alles Seiende in verschiedener Intensität haben. Diese
unterschiedliche Intensität kann man auch durch die Erfahrung erkennen. Der Erfahrungsbezug in diesem
Fall ist, dass man feststellt, dass das eine mehr oder weniger gut, wahr oder edel ist, als das andere. Wenn
diese Eigenschaften Eigenschaften von Seiendem sind, dann müssen die Grade dieser Eigenschaften
gleichzeitig die Grade des Seins sein. Sie partizipieren also mehr oder weniger am Seienden. Wenn es eine
Hierarchie dieser Eigenschaften gibt, dann muss es auch eine Hierarchie des Seienden geben. Dadurch
ergeben sich dann die Seinsstufen. (In der Ethik werden auch solche Seinsstufen angewandt. Man geht mit
Menschen anders um als mit Pflanzen z.B.) Thomas fragt wie es sinnvoll denkbar ist, dass es diese Stufen
gibt. Er sagt nicht, dass die einen Seinsstufen weniger wert sind als andere. Alles hat seine bestimmte
Bedeutung und seinen Ort. Für die Wirklichkeit sind alle Intensitätsformen des Seins wichtig. Diese
Stufung würde in die Ethik führen.
Er greift hier wieder das Feuer auf. Wenn es verschiedene Grade gibt, dann muss ich auch denken
können, dass es eine Höchstform gibt. DAS Sein schlecht hin also. Nach dem Bild des Feuers gibt es also
Hitze (Höchstform) und verschiedene Wärmegrade (Seinsstufen). Man kann sich dieser Höchstform mehr
oder weniger annähern. Im Bild des Feuers gesprochen ist ein höherer Grad also wärmer, näher an der
Höchstform. Dieses Beispiel nimmt er aus dem zweiten Buch der Metaphysik von Aristoteles. Es gibt also
auch etwas das höchst wahr (in Latein Superlativ), höchst edel und höchst gut ist. Wenn diese
Eigenschaften Teile des Seins sind, dann muss die höchste Seinsstufe auch „höchst wahr“, „höchst edel“
und „höchst gut“ sein. In der Welt gibt es sehr viele Möglichkeiten. Wir können uns fragen, was wir am
Meisten anstreben. Wir können das Höchste, die „Wahrheit schlecht hin“, „die Güte schlecht hin“,
anstreben. Der letzte Punkt der Erkenntnis ist dann die Gotteserkenntnis. Wenn man diese Verknüpfung
zwischen Wahr, Gut und Edel mit dem Seienden macht, dann muss wie gesagt das höchst Wahre höchst
Gute und höchst Edle auch das höchst Seiende sein!
Wenn das tiefer stehende am Höchsten partizipiert und dadurch gut, wahr und edel wird, ist das woran
partizipiert wird der Grund für das Ganze. Das Höchste ist also der Grund für das andere Seiende. „Wie
z.B. das Feuer nach Aristoteles also das „zuhöchst“ Warme die Ursache aller warmen Dinge ist.“ Das
höchst Warme gibt von seiner Wärme Anteil, damit auch das nicht höchst Warme warm sein kann. Der
warme Ofen gibt dem Zimmer Anteil an seiner Wärme und wenn man warme Zimmer hat, ist das ganze
Haus warm. Wärme hat immer eine Quelle. Diese Quelle ist die Grundursache für die Wärme in allem
Seienden. Für das wirkliche Sein gilt das auch. Es gibt dasjenige wovon das Sein überhaupt ausgeht. Wie
es eine Wärmequelle gibt, gibt es auch eine Quelle dafür, dass überhaupt etwas existiert. Das woher
Wirklichkeit überhaupt erst ausgeht.
Was macht die Wirklichkeit aus?- Ihre Existenz. Wie man zur Wärmequelle zurückdenken muss, müssen
wir auch hier zur Quelle des Seins, zur Seinsursache zurückdenken. → „und dieses nennen wir Gott“ Gott
41/52
wird als Ursache des Seins dargestellt. Die Ursache des Seins des Seienden. Oder auch die Ursache des
Wirklichen.
Thomas definiert Eigenschaften. Hierarchisiert diese Eigenschaften. Woher kommen diese Eigenschaften?
Es muss eine Quelle geben. Aus dieser Quelle kommt die Ursache für die Eigenschaften. Es ist jedoch
wiederum keine Kette. Die Quelle ist kein Bachabschnitt, auch nicht der Erste. Der Bach ist schon das,
was aus der Quelle entsprungen ist. Die Quelle liegt als Grundursache unter den einzelnen Hierarchien der
Eigenschaften und dem Seienden.
5.6 Via quinta: ex gubernatione rerum
Über die Zielursächlichkeit /Ordnung der Dinge - Finalitätsbeweis
Dieser Weg ist wiederum von der Grunderfahrung her gedacht. Thomas versucht, wie immer, bei der
Erfahrung anzusetzen. Der Weg geht von der Weltordnung aus. Man kann sich selbst Ziele setzen, die
man auch erreichen kann. Vorher muss man aber eine Absicht setzen, ansonsten kommt es nicht zu einer
Zielsetzung. Die Frage ist, können das andere Lebewesen auch? Kann sich eine Kuh z.B. ein Ziel setzen?Wir Menschen unterstellen den Tieren und Pflanzen, dass sie es nicht können. Wenn wir eine Ordnung
haben, dann muss man voraussetzen, dass jemand diese Ziele eingeordnet hat. Für eine Ordnung muss
eine Absicht unterstellt werden. Thomas fragt sich: Wenn man in die Welt schaut, erkennt man eine Ordnung. Es
gibt z.B. Nahrungsketten. Aber diejenigen Lebewesen und Dinge die nicht Menschen sind, die also keine
Absichten hegen können, sind dennoch in einer Ordnung, „auf ein festes Ziel hin tätig“. Es gibt also eine
Ordnung die nicht von dem Menschen, der Absichten hat, abhängt. Diese Ordnung ist unabhängig von
erkennenden Subjekten (z.B. Menschen) in dieser Welt. Wenn diese Ordnung nicht von einem
erkennenden Subjekt in dieser Welt gegeben ist, muss sie von außen gegeben sein. Es kommt also von
außen, also von Gott. Es gibt offenbar so etwas wie einen Weltenlenker (Bezeichnung von Kant).
Teleologie/
Finalität
äußere Teleologie/Finalität
innere Teleologie/Finalität (z.B. eine Rose die den Zweck in sich hat)
Wir gehen von einer äußeren Teleologie aus. Man stellt erfahrungsgemäß die äußere Lenkung der Welt
fest. Der Weltenlenker kümmert sich von außen um die Welt. Die Frage ist, ob Gott die Welt auch
aufgebaut hat? Weltenlenker muss nicht unbedingt auch Weltenbaumeister bzw. Weltenschöpfer sein. Das
muss man bei einer äußeren Teleologie auseinanderhalten. Die Instanz die von außen der Welt die
Ordnung gibt, ist Gott. Wie der Schütze einem Pfeil die Richtung gibt, gibt Gott der Welt die richtige
Ordnung. „Es muss also ein geistig-erkennendes Wesen geben, von dem alle Naturdinge auf ihr Ziel
hingeordnet werden.“
Innere Teleologie/Finalität: Man schaut sich nicht die Welt als Ganzes an, sondern man schaut in jedes
einzelne Seiende hinein. Die Naturdinge haben in sich den Zweck sich zu entfalten. Der Mensch hat den
Zweck in sich, selbst sich zu dem zu entfalten was er/sie ist. Eine Haselnuss kann zu einem
Haselnussstrauch werden. Jedes Seiende hat also einen Entfaltungszweck.
Das Finalitätsprinzip wird oft als Lückenbüßer angesehen. Dieses Konzept wird erst in Anspruch
genommen, wenn andere auch schon durchgedacht wurden. Teleologie ist auch als Seinsbewegung zu
verstehen. Und zwar diese Art von Bewegung welche die Entfaltung bezeichnet. Es wirken einzelne
Gründe zusammen, damit ein Seiendes entstehen und sich dann auch entfalten kann. Es ist keine Finalität,
die von außen in die Welt gesetzt wird, sondern eine Finalität, die aus dem Seienden selbst heraus kommt.
Der Mensch kann sich in seiner Entwicklung selbst bestärken, oder sich hemmen. Der Mensch hat aber
auch in sich die Bestimmung überhaupt Mensch zu werden und sich als solcher zu entfalten. Der Mensch
soll zu seiner eigenen Bestimmung kommen. Diese Bestimmung können wir fördern oder hindern, aber,
dass wir überhaupt eine Bestimmung haben, das haben wir uns nicht selbst gegeben. Wir mussten
trotzdem von wo anders her ins Sein gebracht werden. Wir haben die Bestimmung Mensch gegeben. Man
42/52
kann als Mensch etwas tun, es gibt aber auch einen Ausgangspunkt den er nicht „verwalten“ kann. Der
Mensch hat Zwecke in sich und kann sich auch Zwecke geben. Außerdem gibt es innere und äußere
Teleologie.
Es wird vieles zwischen finis operis (Zweck von außen) und finis operantis (der etwas tut) unterschieden.
(Wurde auch in der Sakramententheologie verwendet. Dass die Wandlung vollzogen wird, liegt nicht allein
an den Worten und Handlungen des Zelebranten.) Nicht nur durch einen Zweck der von außen kommt,
sondern auch durch einen Zweck der schon in etwas liegt. Die Rose achtet nicht auf sich selbst, oder
darauf für wen oder warum sie blüht. Sie blüht einfach, weil es in ihr grundgelegt ist. Nicht dafür, dass der
Gärtner mit ihr ein Geschäft machen kann. Die Rose hat es in sich hinein gelegt Rose zu sein und sich zu
entfalten, also zu blühen. Sie ist ohne Warum ohne äußeren Zweck. Den eigenen Zweck, des Blühens hat
sich aber doch in sich! Wenn man aus der Perspektive der Rose denkt, hat sie keinen Zweck. Sie ist also
zwecklos. Sie blüht, damit sie blüht. Sie hat den Zweck in sich → Innere Teleologie. Woher hat sie jetzt
aber diese innere Teleologie, wenn sie sich diese nicht selbst geben kann. Es muss also von außen in sie
hineingelegt werden. Das wiederum tut Gott.
Wenn wir die äußere Teleologie ausblenden erkennen wir also, dass es auch eine innere Teleologie, einen
inneren Zweck im Seienden gibt. Wo kommt dieser Zweck jedoch her?
Äußere Teleologie: Gott gibt der Welt von außen einen Zweck. Obwohl hier die Frage nach der
Schöpfung problematisch ist. Man lässt das Äußere weg. Es geht um den inneren Zweck.
Der Mensch ist in dem Sinn auch ein vernunftloses Wesen, da er Bereiche in seiner Vernunft findet, die
nicht rein seiner Vernunft unterstellt sind. Es muss ein geistig-erkennendes Wesen geben, von dem alle
Naturdinge auf ihr (inneres) Ziel hingeordnet werden.
Infrage gestellt wird dieser Weg durch die Evolutionstheorie.
14.Einheit
14.1.2012
Wiederholung: Der Gedanke der Kontingenz und der Abstufung wird im Bsp. des Feuers dargestellt. Jede
Eigenschaft hat Zugänglichkeit zum Seienden. Das Gute, das Wollen, die Einheit und das Wahrheit schlecht hin
ist dann Gott. Wenn es einzelnes Gutes gibt, muss es an der Güte schlecht hin (also Gott) Anteil haben.
So auch bei den anderen Eigenschaften. Finalitätsbeweis: Zwei Interpretationswege. Einmal über die
innere und einmal über die äußere Finalität. Die äußere Finalität geht davon aus, dass man in der Welt eine
Ordnung erkennen und erklären kann. In der Natur gibt es auch Ordnungen hinter denen keine Vernunft
erkennbar ist. Bei der inneren Finalität wird ein Seiendes angesehen und das was in ihm grundgelegt ist.
Man achtet nicht auf die Zweckstruktur von außen, sondern auf das, was in jedem Seienden angelegt ist.
Die Evolutionstheorie hat die Voraussetzung, dass man aus den Kausalitätsformen (4 von Aristoteles)
Strukturen mit den Mitteln der Wirkursächlichkeit erklären kann. Mutation und Selektion ergeben (in ganz
langen Zeiträumen) die Struktur in der wir heute leben. Gewisse Lebewesen werden aussortiert. Diese
Strukturen ersetzen die Finalität. Gibt es so etwas wie intelligentes Design? Kann man der Natur durch
eine Intelligenz eine Struktur verleihen? Sobald man Finalität in der Natur nicht anerkennt, fällt dieser
Beweis von Thomas flach.
5.7 Grundzug der quinque viae des Thomas von Aquin
Die Naturwissenschaft schließt die Wege von Thomas von vorne herein aus. Deshalb ist es wichtig die
Wege ontologisch zu sehen! Thomas hat noch ein ganz anderes Verständnis von Kausalität und Bewegung
etc. als wir heute. Er geht davon aus, dass Gott überhaupt erst das Sein gibt (dare esse). Gott gibt das Sein und alle
anderen Eigenschaften. Das zieht nach sich, dass das Seiende an Gott partizipiert. Es hat Teil an Gott.
Wenn die ganze Wirklichkeit am Ursprung des Seins selbst teilhat, dann repräsentiert es auch den
Ursprung. Damit kommt der zweite Begriff, der der Repräsentation hinzu. Wenn man ein metaphysisches
Konzept so ansetzt, kann es überhaupt erst zum Gottesbeweis kommen. Das Einzelne partizipiert und
repräsentiert das Einzelne. In der Höchstform (theologisch gesagt) ist der Mensch Repräsentant Gottes,
43/52
da er sein Ebenbild ist. Das einzelne Seiende kann in seiner Eigenschaft erfahren werden. Wenn diese
Eigenschaft metaphysisch reinterpretiert wird, kann das zum Ausgang werden auf Gott rückzufragen. Die
Grundbegriffe der fünf Wege (einer solchen Konstellation) sind also Partizipation und Repräsentation.
Wenn die Fünf Wege Sinn ergeben sollen, wenn ich sie begehen möchte, muss ich diese Grundbegriffe
voraussetzen. Das Seiende partizipiert am Seien Gottes.
6. Infragestellung der Gottesbeweise beziehungsweise einer
philosophischen Theologie von Seiten der Philosophie
Kant gilt als der große Zertrümmerer der Gottesbeweise. Den Kontingenzbeweis führt er auf den
ontologischen Gottesbeweis zurück, den er ja auch schon kritisiert und wiederlegt hat. Den fünften Weg
(Finalitätsbeweis) führt er wiederum auf den dritten Weg und somit auch auf den ontologischen
Gottesbeweis zurück. Mit dieser Zurückführung ist seine Kritik vollendet.
6.1 Begriffsklärung: Theismus, Deismus Agnostizismus, Atheismus
Gott muss sich aus theologischer Sicht selbst offenbaren, damit man etwas über ihn sagen kann, deshalb
ist die philosophische Gotteslehre aus theologischer Sicht kritisch zu sehen. Wie kann aber Offenbarung
überhaupt beim Menschen ankommen? Da braucht man wohl wieder die Vernunft.
Die Beweiskraft eines Gottesbeweises sehe ich nicht, ich kann aber deswegen trotzdem ein gläubiger
Mensch sein. Der Gottesbeweis kann ein schöner Gedanke sein, er muss aber nicht durchschlagen. Er ist
eben kein Beweis im herkömmlichen Sinn. Man kann danach noch immer skeptisch sein. Offen bleibt
immer noch, ob ich gläubig bin oder nicht.
Der dritte Typ schaut sich die Durchschlagskraft der Gottesbeweise an und danach gibt es eine Abstufung
wo man sich die Akzeptanz der Gottesbeweise anschauen kann.
Deismus: Man kann z.B. davon ausgehen, dass es Gott gibt, dass er aber keine Kraft hat in der Welt
etwas zu verändern. In den Verlauf der Welt greift Gott nicht ein. Aus dieser Perspektive läuft die Welt
irgendwann ab. Gott kann gar nicht eingreifen. Diese Position kommt auch oft im Bezug auf die
Theodizee Frage auf. Von dieser Position ausgehend kann man Gott auch als Uhrmacher ansehen, der die
Uhr einmal aufgezogen hat und jetzt läuft sie ab. Diese Position ist in der Aufklärung sehr verbreitet.
Wunder widersprechen der Vernunft.
Agnostizismus: Man kann Gott nicht erkennen. Strikt genommen, kann man nicht sagen, ob es ihn gibt
oder nicht. Man weiß es einfach nicht. Die meisten Agnostiker gehen davon aus, dass es ihn eher nicht
gibt, aber man weiß es nicht! Erkenntnistheoretisch ist die Frage nach Gott vollkommen offen. Man kann
aus der Vernunft heraus nichts über Gott aussagen.
Atheismus: Ist so gesehen die härteste Position. Der Atheismus behauptet zu wissen, dass es Gott nicht
gibt. Es gibt keinen Gott der geschichtsträchtig ist. Im Unterscheid dazu steht der
Theismus der aussagt, dass es Gott gibt und dass er durchaus geschichtsmächtig ist. Christlich gesehen ist
die Menschwerdung Christi eine der geschichtsträchtigsten und –mächtigsten Taten überhaupt.
Atheistische Positionen:
negativ
theoretisch
44/52
indifferent
dogmatisch
positiv
kategorisch
Atheismus
postulatorisch
skeptisch
praktisch
skeptisch
agnostisch
Grundsätzlich kann man einen theoretischen und einen praktischen Atheismus unterscheiden. Wenn man
völlig atheistisch sozialisiert ist, kann man sich auch als negativ theoretischer Atheist bezeichnen. Im
theoretischen Atheismus hat man wirklich keinen Plan, nicht einmal ein Grundverständnis von kirchlichen
Festen, oder sonstigen theologischen Inhalten. Außerdem gibt es auch den indifferenten theoretischen
Atheismus, wo es einen nicht interessiert. Beim positiv theoretischen Atheismus versucht man jedoch
Argumente zu finden, dass der Atheismus der richtige Weg ist! Der positive Atheismus kann sich
wiederum in dogmatischen und kategorischen Atheismus aufspalten. Eine Form die heute auch sehr weit
verbreitet ist, ist der postulatorisch positiv theoretische Atheismus. Ein Postulat sagt immer mindestens
einen wahren Satz aus. Man folgert einen weiteren Satz (ein Postulat) diesen Satz kann ich empirisch nicht
einlösen, sondern nur postulieren. Bsp: Ich kann sagen, der Mensch ist frei. Das erlebe ich jeden Tag.
Wenn ich dann sage auch Gott ist frei, passt das nicht zusammen, weil dann mein erster wahrer Satz
falsch wäre. Also kann es Gott (zumindest frei) nicht geben.
Kant redet so über Gott. Wenn der kategorische Imperativ gilt, dann muss man eig. auch Gott
postulieren.
Hier sind wir aber beim Postulat der Nicht-Existenz Gottes. Man kann Gott die Eigenschaft zuschreiben
frei zu sein. Zugleich behauptet man, dass der Mensch auch frei ist. Wenn Gott und der Mensch frei sind,
dann widerspricht sich das. Wenn der Mensch wirklich frei ist, hat Gott ihm nichts zu sagen. Ob Gott frei
ist oder nicht, das können wir empirisch nicht nachweisen. Aus eigener Erfahrung wissen wir aber, dass
der Mensch frei ist. In den unterschiedlichen Formen geht der Atheismus in den Agnostizismus über.
Woher kommt eigentlich der Atheismus? GS 19 (lesen!): Der Atheismus ist eigentlich ein Phänomen, das
in erster Linie im christlichen Kontext aufgetreten ist. Durch die Aufklärung in der westlichen Welt sind
atheistische Grundgedanken gesellschaftsfähig geworden. Nicht nur aber auch ist Atheismus eine kritische
Reaktion auf das Versäumnis der Gläubigen selbst. Das II. Vatikanum vertritt also die Position, dass der
Atheismus eine Folgeerscheinung des Christentums unserer Zeit ist.
6.2 Immanuel Kant
Kants Kritik der Gottesbeweise
Kritik des kosmologischen Gottesbeweises
1a
1b
Erfahrung
Evidenz/Unbedingtes
2
Notwendiges
absolute Realität
Kritik am dritten Weg (Kontingenzbeweis) von Thomas. Die ersten drei Wege haben eine ähnliche
Grundstruktur. Die Kritik am dritten lässt sich auch auf die beiden anderen zurückführen. Der Beweis
kann nach Kant in mehrere logische Schritte unterteilt werden. Positiv gelten lässt Kant, dass sich Thomas
auf die Erfahrung bezieht. Die Bewegung, die Wirkursächlichkeit die Kontingenz und die
Seinsursächlichkeit. Der Gottesbeweis endet darin, dass man sagt, Gott ist notwendiger Wiese das aller
Realste überhaupt. Wir enden also bei der absoluten Realität. Zwischen drinnen gibt es laut Kant eine
Zwischenetappe. Wenn man von der Erfahrung der Endlichkeit der Seienden ausgeht, dann schließt man
45/52
zu Beginn auf ein notwendiges Wesen. Es gibt endlich Seiendes, deshalb muss es auch notwendig
Seiendes geben. (Endliches ist nicht notwendig, aber möglich. Notwendiges ist unvergänglich/ewig.) Das
Notwendige auf das ich schließe ist das, das auch real ist. Eine bloß theoretische Notwendigkeit bringt
nichts. Man schließt von der Erfahrung auf einen Begriff und dann von einem Begriff auf einen weiteren
Begriff. Der ontologische Gottesbeweis ist ein Beweis der von einem Begriff auf einen weiteren Begriff
schließt. Da der Ausgangspunkt ein begrifflicher ist, kann man nie zur Realität kommen.
Der erste Schritt des kosmologischen Gottesbeweises geht von der Erfahrung aus. Im zweiten Schritt
geht man aber von Begriff zu Begriff, wie beim ontologischen Gottesbeweis. Der kosmologische
Gottesbeweis wird im zweiten Schritt auf den ontologischen Gottesbeweis reduziert. Damit wäre die
Sache für Kant eigentlich erledigt. Es gibt aber noch eine Draufgabe:
Der ganze Beweis läuft in zwei groben Schritten. Der erste Schritt ist eigentlich ein Doppelschritt. Wenn
man von Ketten ausgeht, kann man nicht immer von einem Bedingten auf ein anderes Bedingtes
schließen, man muss von einem ersten Unbedingten ausgehen. Der Schritt 1b ist jedoch schon wieder ein
Schritt von einem Begriff zu einem weiteren Begriff. Der Schritt vom Unbedingten zum Notwendigen
kann nicht aus der Erfahrung kommen. Thomas hat hier keinen Erfahrungsbezug mehr. Das Unbedingte
müsste auch aus der Erfahrung sein. Erfahrung ist jedoch sinnlich und das ist hier nicht der Fall. Man
weiß nie, ob dieses Wesen existiert. Gott ist keine empirisch erfahrbare Größe. Deshalb ist nach Schritt 1a
eigentlich schon Schluss. Alles was danach kommt ist eigentlich schon keine Erfahrung mehr. Der
Kontingenzbeweis ist also auf den ontologischen Gottesbeweis zurückgeführt, der wiederum nicht haltbar
ist.
Jeder Weg zu Gott hat irgendeine Voraussetzung. Kant kann man vorwerfen, dass jede Kritik selbst
wieder bedingt ist. Man kann Kant fragen, was er für einen Erfahrungsbegriff hat. Ist eine interpersonale
Erfahrung nur das, was man sehen kann? Wenn ich die Liebe eines Menschen zu mir erfahre, ist da
empirisch? Die Anleihe die Kant bei Hume nimmt ist, dass er Erfahrung nur durch Empirie annimmt.
15. Einheit (>Aufnahme vorhanden)
21.1.2013
Wiederholung: Grundzug der Fünf Wege des Thomas von Aquin. Wir sind nicht nur von Kausalketten,
sondern von einer grundlegenden Ebene ausgegangen. Ontologisch gedacht! Das setzt voraus, dass man
folgende Grundgedanken akzeptiert: Die Teilhabe (Partizipation am Sein Gottes) und die Repräsentanz
(des Sein Gottes)- sonst könnte ich von einer Spur in dieser Welt nicht auf Gott zurückschließen. Was
nicht berührt ist, ist die Selbstoffenbarung Gottes.
Kants Kritik zu den Gottesbeweisen von Thomas von Aquin: Kants Kritik ist allgemein auf die Kritik am
ontologischen Gottesbeweis zurückzuführen. Die Strategie ist jene, zu zeigen, dass der ontologische
Gottesbeweis nicht haltbar ist. Der kosmologische Gottesbeweis inkludiert auch einen ontologischen
Gottesbeweis. Der Finalitätsbeweis hat auch immer einen kosmologischen Teil, somit also auch einen
ontologischen, damit ist keiner der Beweise haltbar.
Gott kann sich eigentlich nur offenbaren. Der Mensch schafft sich, wenn er versucht mit der Vernunft
Gott zu erkennen, sein Gottesbild selbst. Beweiskraft allein kann diese Gottesbeweise nicht zu Ende
denken. Die Existenz Gottes kann nicht bewiesen werden. -> Es gibt verschiedene Positionen: Deismus
(Uhrmachergott), Agnostizismus (Erkennbarkeit Gottes ist nicht gegeben), Atheismus (Leugnung der
Existenz Gottes) und Theismus (Gott existiert und er ist geschichtsmächtig z.B. Menschwerdung).
Es gibt praktischen Atheismus und theoretischen Atheismus. Postulatorischer Atheismus: Ein Satz der
nicht als wahr eingesehen werden kann, der aber aus anderen folgert und dadurch als wahr gilt.
Klassisches Bsp. ist die Frage nach der Freiheit. Gott ist frei und der Mensch ist frei, dann kann eines
davon nicht stimmen. Es würden sonst zwei Freiheiten gegeneinander gestellt werden. Wenn man sich
selbst frei fühlt, muss man daraus postulieren, dass es Gott nicht gibt.
Kants Kritik: Der kosmologische Gottesbeweis (dritte Weg) geht, was Kant gutheißt, von der Erfahrung
aus. Wenn man vom kontingenten Wesen auf ein notwendiges Wesen schließt, kann man dann auf die
Realität dieses notwendigen Wesens weiterschließen. Der erste Schritt ist einer der tatsächlich von der
46/52
Erfahrung ausgeht. Der zweite Schritt ist einer der von der Notwendigkeit (reiner Begriff) auf die Realität
(auch Begriff) schließt. Dieser Schritt ist eigentlich ein versteckter ontologischer Gottesbeweis, der also
nicht gültig ist. Wenn man das weiterführt, kann man den ersten Schritt eigentlich noch einmal in zwei
Teile aufgliedern: 1a von der Kontingenz auf die Evidenz 1b von der Evidenz auf die Notwendigkeit.
Eigentlich, so Kant, ist auch der Schritt 1b auch ein Schritt der von Begriff auf Begriff schließt, also ein
ontologischer Beweis, der nicht auf die Erfahrung bezogen ist und somit abgelehnt werden muss.
Kritik des physiko-theologischen Gottesbeweises (Finalitätsbeweis)
Ist nach Kant eigentlich der beste Beweis von Thomas. Eigentlich sind es vier Gedankenschritte:
 Thomas stellt die Behauptung auf, dass die ganze Welt in einer bestimmten Absicht geordnet ist.
 Diese Ordnung muss immer auf jemanden zurückgeführt werden, der den Ganzen einen Zweck
geben kann. Hinter einer Ordnung muss nun immer ein gewisser Verstand stehen. Der Mensch hat
also die Möglichkeit eine gewisse Ordnung in die Welt zu bringen. Es gibt aber auch dort Ordnung, wo
der Mensch sie nicht geschaffen hat. In der Natur z.B. Es muss auch für diese Strukturen, die nicht
dem Verstand der Menschen unterstellt sind, ein vernünftiges Prinzip geben, welches die Ordnung in
diese Bereiche gebracht hat.
 Es muss also eine Intelligenz angedacht werden, die als Ursache für die Welt angesetzt wird.
 Der vierte Schritt ist jener, dass Kant über Thomas behauptet, dass er von so einer Intelligenz ausgeht.
Diese Einheit wird aus der Voraussetzung erschlossen, dass die Weltordnung eine Einheit ist. Die
Intelligenz wird als einzige Intelligenz angesetzt aus der die Ordnung der Welt kommen kann.
Kant sagt, dass sich dieser Beweis nicht aufrechterhalten wird. Er hat in seiner Kritik zwei Linien:
Von Thomas wird unterstellt, dass die Ordnung von einer ordnenden Intelligenz kommt. Diese
Intelligenz hat nichts Vorliegendes geordnet, sondern hat die Welt überhaupt ins Dasein gebracht. Das ist
die Unterscheidung zwischen Weltschöpfer und Weltbaumeister. Der Weltbaumeister findet das Material
der Welt schon vor und baut daraus die Welt. Im fünften Weg von Thomas könnte man höchstens einen
Weltbaumeister erahnen. Er lässt aber nicht den Rückschluss auf den Weltschöpfer überhaupt zu. Es
könnte einen Schöpfer geben, der Material herstellt und einen Ordner, der dieses Material dann anordnet.
(Die Idee des Weltenordners kommt schon in der Antike vor. Der Demiurg ist derjenige der der Welt die
Form gibt.)
Die Welt ist auf eine gewisse Weise geordnet deshalb schließe ich auf eine Ordnungsinstanz zurück. Umso
komplexer die Ordnung ist, umso komplexer muss auch der Weltenordner sein.
Zweiter Argumentationsgang von Kant: Woher möchte Thomas wissen, dass die Welt eine Einheit ist?
Man muss eine Totalitätsaussage treffen, damit der Beweis so stimmt. Man könnte aber auch auf mehrere
Systeme, also mehrerer Ordnungen, also mehrere Götter zurückschließen. Die Einheit der Welt müsste
man empirische zuerst einmal feststellen können. Der Einheitsbegriff der Welt kann empirisch nicht
erschlossen werden. Also fehlt ein wichtiger Beweis für die Einheit. Die Finalität der Welt kann nicht
festgestellt werden. Deshalb kann man aus dieser Theorie auch nicht auf den Weltenbaumeister
zurückschließen. Man kann Erfahrungsmäßig nicht einholen, was man brauchen würde. Man bräuchte
bessere und mehr Empirie. Man kann nicht Empirie voraussetzen und sie dann nicht klar aufzeigen.
Kant, der für sich von der Richtigkeit seiner Kritikpunkte ausgeht, sagt, wenn er auf einen Gott als oberste
Ordnungsintelligenz zurückschließt, braucht er Erfahrung. Damit dieser Gottesbeweis funktioniert, muss
ich also auf den kosmologischen Gottesbeweis zurückgehen, da ich eine Erfahrung brauche. Dieser
kosmologische Gottesbeweis ist aber, wie bereits dargestellt, nicht haltbar, da er auch auf den
ontologischen Beweis zurückgeführt ist, der genausowenig haltbar ist.
47/52
Die empirische Erfahrung die über die Sinnesorgane läuft, ist immer auf die Kausalketten (auf
ontologische Ebene) eingeschränkt. Gott müsste also das erste Glied der Kette sein, er dürfte nicht der
Grund der Kette überhaupt sein. Denn sonst müsste Gott eine Kausalitätsstruktur annehmen, die nicht
mehr rein empirisch ist. Wenn er also nicht wahrnehmbarer Grund aller Wirklichkeit sein soll, kann das
nicht auf die empirische, also sinnliche Erfahrung zurückgeführt werden. Man kann nicht einfach von der
ontischen Ebene auf die ontologische wechseln. Man muss mit der Erfahrung auf einer Ebene bleiben.
Kant würde sagen, dass eine Kausalität die über die Ebene geht, nicht aufrechterhalten werden kann. Der
fünfte Weg von Thomas kann nicht nur ontisch sondern auch ontologisch gesehen werden. -> Aufgrund
von innerer Kausalität (Rose blüht, weil es in ihr grundgelegt ist). Die Seinsgründe, sind nicht empirisch.
Man muss sich grundsätzlich entscheiden, ob man solche ontologischen Seinsgründe zulässt oder nicht.
Das ist eigentlich eine Voraussetzung der Kritik von Kant.
Was bleibt nach Kant von Gott?
Gott als regulative Idee
Gott kann nicht Gegenstand der Erfahrung sein. Er kann nicht sinnesgegenständlich erfasst werden. Aus
diesem Grund kann Gott nicht durch das Unternehmen eines Gottesbeweises verstanden werden, wenn
man versucht diesen Beweis aufgrund der Erfahrung zu führen. Wir haben natürliche Vernunftformen,
die auf die Erfahrung bezogen bleiben. Dem gegenüber steht die spekulative, von der Erfahrung
losgelöste Vernunft. Es ist jedoch besser bei der Erfahrung zu bleiben, da diese gegenüber der Spekulation
viel sicherer ist.
Das Ergebnis aus Kants Kritik ist, dass Gott nur Gegenstand der spekulativen Vernunft sein kann. Eine
spekulative Vernunft, ist eine Vernunft der Metaphysik die nicht erfahrungsbezogen ist. Eine
philosophische Gotteslehre baut nicht auf Erfahrung, sondern auf Spekulation auf, deshalb ist es keine
wissenschaftliche Disziplin. Wissenschaft muss auf das Fundament der Erfahrung aufbauen. Die
spekulative Vernunft in Bezug auf die Frage nach Gott ist vollkommen fruchtlos, somit null und nichtig.
Die natürliche Vernunft kann auch nicht zu einer Theologie führen, da diese Vernunft Gott nicht erfahren
kann.
(Nur eines ist nicht hinfällig. Wenn ich die Vernunft moralisch gebrauche (spekulativ und natürlich) dann
kann man dort doch sinnvoll über Gott sprechen. )
Kant sagt, dass Gott (Gottesbegriff) aber für unser Denken, auch für die natürliche Vernunft, eine enorme
Bedeutung hat. Gott ist ein (bloßes aber)fehlerfreies Ideal, der unseren Weltaufbau (in der Wissenschaft)
klärt. Dieses fehlerfreie Ideal brauchen wir in unserem Weltverständnis insofern, dass für uns dann klar ist,
dass die Welt eine Einheit ist. Sonst könnte man nie davon ausgehen, dass z.B. physikalische Gesetze
überall gelten. Man kann es nicht beweisen, aber man muss so eine Einheit unterstellen. Diese Einheit die
der Gottesbegriff einbringt, ist eine Rahmenbedingung und Voraussetzung für die natürliche Vernunft.
Es ist kein Faktum, sondern ein Ideal. Man kann Gott nicht beweisen, kann aber auch nicht beweisen,
dass es ihn nicht gibt. Ein solches Ideal (Gott) hat die Funktion eines Regulativs. -> Die Einheit reguliert.
Es ist nichts beweisbar, aber es ist eine wichtige regulative Idee. Alle Verbindungen der Welt so
anzusehen, als ob die Welt aus einer notwendigen Ursache (also Gott) hervorgehen würde. Also die
Gesetze auf eine notwendige Einheit zu gründen. Der Gottesbegriff wird zur Leitidee der
naturwissenschaftlichen Forschung, verliert aber seine Bedeutung für die Philosophie. Wenn die
Theologie nicht Offenbarungstheologie werden soll (was sie aber ist), sondern in der Vernunft bleiben
soll, hat sie ihren Ort in der Spekulation. Sollte es noch einmal gelingen solche Gottesbeweise zu führen,
wäre viel gewonnen, aber es ist nicht möglich. Der Weg zu Gott, den es gibt, führt für Kant über die
Moral. Die Weltformel (Physik) setzt auch die Einheit der Welt voraus.
Kant sagt aber diese Einheit ist eine Größe der spekulativen Vernunft, die nicht empirisch beweisbar ist.
Man kann nur einen einheitlichen Wahrheitsbegriff und Gott anerkennen. Eines weglassen geht nicht.
48/52
Kants moralphilosophischer Gottesbeweis
Kant unterscheidet die Vernunft grundsätzlich in die theoretische und die praktische Vernunft. Zwei
seiner Hauptwerte waren die Kritik der reinen Vernunft und die Kritik der praktischen Vernunft.
In der praktischen Vernunft, lässt sich Gott denken, er lässt sich postulieren (aber nicht beweisen). Die
Formel ist: Bei Kant ist Gott ein Postulat der praktischen Vernunft.
Ausgangspunkt ist für Kant folgende Grunderfahrung: (auf seinem Grabstein steht, dass für Kant das
Erstaunenswerteste der gestirnter Himmel über ihm und das moralische Gesetz in ihm war.)
Moral kann ich nicht durch Erfahrung gewinnen, sie ist a priori da. Ein Gesetz ist ein Imperativ. Gesetze
haben Sollenscharakter. In der moralischen Vernunft geht es um konkrete Gesetze. In der theoretischen
Vernunft geht es um Beschreibungen. Meine Handlungen stehen unter einem Anspruch der
Unbedingtheit. Man könnte sie bedingen, das ist aber nicht die erste und zentrale Handlungsmaxime. Er
unterscheidet zwei Formen von Imperativen:


den hypothetischen Imperativ: Wenn du dieses oder jenes erreichen möchtest, dann tu
folgendes…
Der kategorische Imperativ: Ist unabhängig von Bedingungen und von Erfahrungen.
Kategorischer Imperativ: Man soll so handeln, dass der Leitfaden meiner Handlung (Maxime),
gleichzeitig allgemeingültig sein könnte.
Der Ausgangspunkt für Kant ist das moralische Gesetz in mir, der kategorische Imperativ, das
unumstößlich gilt. Das kann ich nicht einfach erfinden. Es ist den Menschen zugänglich, es ist dazu aber
keine sinnliche Erfahrung notwendig. Wenn ich von einem Gesetz, das nicht empirisch, aber notwendig
ist, Gott ableiten könnte, habe ich einen Gottesbegriff jenseits der Erfahrung, aber ich hätte einen
Gottesbegriff. Es wäre eine Notwendigkeit vor der Erfahrung. Man kann von dieser Notwendigkeit
ausgehen und auf Gott hin dehnen und man ist somit nicht mehr von der Erfahrung abhängig. Man hat
jenseits der Empirie eine Notwendigkeit Gott zu begreifen. Wenn der Mensch nach dem kategorischen
Imperativ handelt, ist das moralisch korrekt. Das muss aber auch irgendwie einen Sinn haben. Wenn es
mir besser geht, wenn ich nicht korrekt handle, würden das ja alle tun. Faktisch geht es den Gaunern
besser. Das ist jedoch nicht gerecht. Man braucht einen Ausgleich. Man muss also eine Unsterblichkeit der
Seele postulieren.
16. Einheit (>Aufnahme)
28. 1.2013
Wiederholung: Kritik von Kant an den Gottesbeweisen. Der Finalitätsbeweis bzw. teleologische
Gottesbeweis. Es werden zwei Voraussetzungen gemacht, die Kant nicht gelten lassen kann. Es gibt
Finalität die durch den Menschen in die Welt gebracht und die durch den Menschen erklärbar ist. Für die
Naturfinalität, für die der Mensch nicht verantwortlich ist, kann man keine Erklärung finden. Kant
möchte gerne unterscheiden zwischen dem Weltbaumeister (darauf kann man schließen) und dem
Weltschöpfer (darauf kann man nicht schließen). Die Finalitätsstruktur sagt nicht aus, dass das was
geordnet ist, auch von dem geschaffen worden ist, der auch der Schöpfer ist. Der zweite Kritikpunkt:
Teleologisch entspringt die Welt aus einem Grund. Man müsste die Einheit der finalen Struktur der Welt
kennen. Der Mensch kann die Einheit der Finalitätsstruktur erfassen. Man muss nicht auf einen Grund
der Wirklichkeit zurückschließen, vielleicht gibt es mehrere Gründe. Innerhalb der theoretischen Vernunft
kann es keine Gotteserfahrung geben. Das Gegenstandsbekenntnis ist auf die Sinneserfahrung bezogen.
Es gibt keine Gotteserfahrung und dadurch auch keine Gotteserkenntnis. Die Idee von Gott bleibt übrig.
Ich kann also höchstens durch Spekulation zu Gott kommen. Das ist aber unsicher, da es nicht
erfahrungsbezogen ist. So wird Gott innerhalb der theoretischen Vernunft zu einem Ideal. Das Ideal der
Einheit der Wirklichkeit, ist die Grundvoraussetzung die wir in der theoretischen Vernunft
(naturwissenschaftliche Erkenntnis) voraussetzen. Wir können es nicht beweisen, wir tun aber so als ob.
49/52
Gott ist also eine regulative Idee. Weil sie als Grenzbegriff den Gottesbegriff annimmt.
Kant startet auch einen eigenen Versuch über Gott nachzudenken. Was kann man nach Kant über Gott
aussagen: er ist nur innerhalb der praktischen Vernunft (Imperative, Vorschriften) erkennbar, nicht in der
theoretischen Vernunft. Kant geht davon aus, dass der Mensch in sich ein moralisches Sittengesetz
vorfindet. Kategorischer Imperativ -> Die Grundlage meines Handelns kann nicht nur bloß subjektiv
sein, es muss als Grundlage für ein allgemeines Gesetz gelten können. Diese Grundlage meines Handelns
(den kategorischen Imperativ) finde ich a priori in mir vor. Das ist keine Größe, die ich durch Erfahrung
gewinnen kann. (In der theoretischen Vernunft gibt es auch a posteriori-> nach der Erfahrung.) Der
Schluss auf Gott ist nie (auch in der praktischen Vernunft) ein Beweis, aber ein Postulat. Ein Postulat ist
etwas, das man nicht beweisen kann, das aber aus Sätzen hervorgeht, die schon als richtig gelten. Wenn
der Satz des Postulats nicht gilt, dürfen auch die Sätze nicht gelten, die als Voraussetzung dienten.
Das Postulat kann man sich über zwei Zugangswege anschauen.
Erstens über den Begriff der Glückseligkeit. Kant unterscheidet zwischen Glückseligkeit und
Glückswürdig. Glückwürdig sind viele, die aber faktisch trotzdem nicht glücklich sind. Alle, die ein gutes
Leben führen, also den kategorischen Imperativ folgen, sind glückswürdig, viele sind aber nicht glückselig.
Die moralisch intakt handeln, sind oft nicht glücklich und viele die unmoralisch handeln sind glücklich.
Das ist nicht gerade gerecht. Es muss einen Ausgleich geben zwischen dem moralischen und guten
Handeln und dem Glück. Was hätte es sonst für einen Sinn, dass man moralisch handelt? Diese
Verknüpfung zwischen sittlichem Handeln und Glück nennt Kant das höchste Gut. In uns steckt mit dem
kategorischen Imperativ verbunden die Aufforderung, dass mit dem kategorischen Imperativ, das höchste
Gut verwirklicht wird. Sonst ist der kategorische Imperativ in sich unpassend. Der Anspruch gut zu
handeln ist verknüpft mit dem Anspruch nach Glück. Es ist a priori notwendig, dass wir moralisch
handeln und gleichzeitig dadurch unser Glück realisieren. Beides ist voneinander abhängig. Im realen
Leben ist es leider oft nicht so. Oft kann das größte Glück nicht realisiert werden, obwohl man moralisch
handelt.
Faktisch ist also oft eine Differenz gegeben. Hebt sich damit die Moralität selbst auf? Wenn das
moralische Handeln trotzdem nicht sinnlos sein soll, muss irgendwo eine Instanz sein, die wiederum die
Einheit zwischen Sittlichkeit und Glückseligkeit garantiert. Damit auch jene glücklich werden, die
glückswürdig sind. „Also wird auch das Dasein, dieses Zusammenhangs, der genauen Übereinstimmung der Sittlichkeit
mit der Glückseligkeit postuliert.“
Beweis ist es keiner, aber ein Postulat. Wenn es dieses moralische Postulat nicht gibt, was gilt es dann
überhaupt noch? Dann schwankt die Welt in ihrem Grund. Wir wissen prinzipiell um Regeln bescheid.
Das muss man uns nicht anerziehen. Es wird postuliert, dass es eine Einheit zwischen dem Urheber aller
Naturgesetze und dem Schöpfer aller Dinge gibt. Es muss einen moralischen Weltenurheber geben.
Jemand der das höchste Gut, als oberstes Prinzip, die Moralität eingeführt hat. In Verknüpfung mit den
anderen Postulaten der Freiheit: Wenn ich nicht frei bin, fällt das alles weg. Die Grundüberzeugung von
Kant ist jedoch, dass es eine Grundmoralität gibt. Gott schafft den Ausgleich zwischen Moral und Glück.
Das zweite das Kant postuliert wenn es die moralische Grundlage gibt, ist die Freiheit. Moralität setzt
Freiheit voraus. Wenn ich nicht frei handle, kann ich auch nicht glückswürdig sein. Freiheit kann man
auch nur postulieren und nie wirklich beweisen. Das eine ist das Naturgesetzt und das andere ist das
Gesetz aus Freiheit, was der kategorische Imperativ ist. Die Freiheit ist nicht ohne Ansprüche. Alles das
keinen Preis mehr hat, hat eine Würde. Bei der Würde endet die Preiskategorie. Die Freiheit liegt in der
Würde der Menschen. Das wiederum bedeutet, dass sie nicht für andere Menschen Mittel für einen Zweck
sind. Jeder Mensch hat einen Selbstzweck. Man sollte also immer so handeln, dass man auch immer den
Selbstzweck der anderen Menschen mit bedenkt. Im „Reich der Zwecke“ ist der kategorische Imperativ
das Gesetz. Wir setzen für den anderen den kategorischen Imperativ voraus, und die anderen setzen ihn
für uns voraus. Wir sind füreinander gesetzgebend. Wir sind gesetzgebend und ordnen uns auch dem
50/52
Gesetz unter. Wir haben den kategorischen Imperativ ja nicht selbst erfunden, deshalb müssen wir davon
ausgehen, dass er woanders her kommt. Das Oberhaupt im „Reich der Zwecke“ ist das was den
kategorischen Imperativ überhaupt erst den Zweck gegeben hat. Gott möchte, dass der kategorische
Imperativ gilt, das ist sein Wille. Bei uns Menschen gibt es immer wieder die Gefahr, dass wir nicht nach
dem kategorischen Imperativ leben (z.B. wenn wir ein Versprechen brechen).
Der Kategorische Imperativ setzt die Freiheit voraus, wodurch der Mensch Würde hat. Woher kommt
aber das Gesetz? Aus einem Grundwillen, der nur dieses moralische Gesetz ist und es will -> Gott.
6.3 Neuer Versuch zur philosophischen Gotteslehre: Robert Spaemann
1. Ein historisches Faktum wird an die Erinnerung dran gehängt. Gibt es Gegebenheiten und Fakten
nur, wenn man sich daran erinnert? (Ausgangspunkt ist unsere Vorlesungseinheit)Es wäre denkbar.
Dennoch kann man nicht leugnen, dass man diese Vorlesung gehalten hat.
2. Die zweite Überlegung ist: Jede Gegenwart wird in der Zukunft einmal Vergangenheit sein, die aber
nicht auslöschbar ist. Grammatikalisch gesprochen ist diese Aussage an das Futur II zu knüpfen (>
Ich werde einmal die Vorlesung gehalten haben). Die Vorlesung kann nicht mehr ungeschehen
gemacht werden. Man kann nur damit umgehen (sich daran erinnert, es vergessen, Inhalte
auffrischen). Gegenwärtiges wird in der Zukunft Vergangenheit, aber es verschwindet nicht.
3. Die ersten beiden Überlegungen werden mit dem Wahrheitsbegriff verknüpft. Die Geltung von
etwas heißt, dass man darüber reden kann, dass der Satz heute ein wahrer Satz ist. Wenn der Satz der
Wirklichkeit entspricht, ist er wahr. Der Satz der heute formulierbar ist, wird einmal gewesen sein.
Dies gilt für jede Zukunft. Der Satz bleibt wahr, man muss ihn nur in die Zeit richtig einbringen.
Wenn es heute ein wahrer Satz ist, dann ist es auch in 200 Jahren ein wahrer Satz.
4. Wenn es Wahrheit gibt die Bestand hat, für wen ist dann so ein dauerhafter Satz ein wahrer Satz,
wenn es die Menschen und die Welt nicht mehr gibt? Bleibt ein wahrer Satz ein wahrer Satz auch
wenn es die Menschen und die Welt nicht mehr gibt. Wahre Sätze sind eigentlich in Ewigkeit wahre
Sätze. Wenn es die Wahrheit gibt, dann bleibt diese ewig wahr.
5. Wenn es aber für die Wahrheit unmöglich ist, sie durch Zeit und Geschichte zu relativieren, dann
kann man nachfragen für wen ein wahrer Satz ein wahrer Satz ist? Der Mensch ist nicht ewig. Man
braucht ein ewiges Bewusstsein für das diese Wahrheit gilt. Dieses ewige Bewusstsein, ist das
Bewusstsein Gottes! Gäbe es dieses Bewusstsein nicht, gäbe es auch die Wahrheit als ewige Wahrheit
nicht.
Spaemann behauptet, dass Wahrheit immer nur für ein Bewusstsein besteht. Wenn es für uns nicht
denkbar ist, dass Wahrheit vergeht, dann implizieren wir, dass es ein Bewusstsein gibt, das diese Wahrheit
wahrnimmt.
Kritik:
1. Man müsste sich jetzt über den ontologischen Status der Wahrheit klar werden. Gibt es die Wahrheit
nicht, wenn sie nicht für ein Bewusstsein gilt? Wahrheit hat einen Anspruch, wenn sie für keinen mehr
gilt, verliert sie den Anspruch.
2. Sein Argument setzt immer ein zeitliches Faktum voraus. Damit es ein Argument gibt, muss ich Zeit
implizieren. Was heißt aber Geltung für die Zeit von einem absoluten Bewusstsein, das für die Zeit gilt.
Wenn man die Zeit in etwas überzeitliches aufhebt, was hat das für eine Auswirkung auf die Wahrheit?
3. Kann man Wahrheit nicht auch anders denken?
51/52
4. Gegen die derzeitige Grundströmung der Philosophie kann man fragen, ob es nicht Wahrheit auch im
Plural gibt? Hier ist es so, dass die Wahrheit als die eine Wahrheit angesetzt wird? Er hat auch ein
intuitives Beispiel: Ein Faktum bleibt ein Faktum. Eine Voraussetzung für ihn ist die Einheit der
Wahrheit. Egal wo wir sind, es gibt einen Grundduktus für die Wahrheit. Deshalb behauptet er, dass er
gegen Nietzsche immun ist. Nietzsche postuliert ja die Unterschiedlichkeit der Wahrheit (Fröhliche
Wissenschat 344).
5. Die Einheit der Wahrheit und die Wahrheit als ewige Wahrheit ist Gott. Damit ist mit der Kritik am
Gottesbeweis (die Nietzsche übt) nicht nur die Einheit zwischen Wahrheit und Gott gebrochen, auch die
Wahrheit allgemein muss anders (nicht als Einheit) gesehen werden. Die Einheit der Geltung über die
ganze Wirklichkeit kann ich nicht beweisen, aber als regulative Idee voraussetzen. Gott ist unabkömmlich,
aber nicht beweisbar. Nietzsche würde als nächsten Schritt sagen, dass es Wahrheit jetzt im Singular nicht
mehr gibt, deshalb gibt es auch Gott als Einheitsidee nicht mehr. Den Ausgangspunkt der Wahrheit kann
man sich sparen. Die Wahrheit ist perspektivisch. Spaemann möchte das noch einmal anders aussagen. Er
macht es an den Fakten fest. Natürlich gibt es verschieden Perspektiven, aber die Fakten kann man als
Wahrheit definieren. Deshalb kann man auch weiterhin auf Gott schließen. Spaemann spricht auch in der
theoretischen Vernunft.
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