1 Rodney Bay, St. Lucia bis Santa Marta, Kolumbien, 30.09 – 28.11.2013 06.10. an Bord der “CIRCE” in St.Lucia Seit dem 30.09., kurz vor Mitternacht sind wir wieder zurück an Bord, fast drei Stunden später als planmäßig. Nach einem bequemen und pünktlichen Flug in der Businessklasse, verwöhnt mit außergewöhnlicher Gourmetküche und erlesenen Weinen mit Condor von Frankfurt über Tobago nach Barbados war dann der Weiterflug mit der LIAT nach Castries / St.Lucia erheblich verspätet und strapaziös. Unter dem Eindruck der prallen Hitze der Karibik hatten wir vor dem Einchecken des Gepäcks bei der LIAT die wärmende Kleidung aus Deutschland in die aufgegebenen Koffer verpackt. Das insgesamt 5 ½ stündige Warten in dem völlig unterkühlten Terminal brachte zunächst um unser Abendbrot, bescherte uns dann aber eine satte Erkältung. Das Flugzeug selbst bewies, daß die Terminaltemperaturen bei weitem noch zu unterbieten gingen, so daß wir uns in Castries mit steifen Knochen und tropfenden Nasen mit viel Gepäck und hundemüde zum Taxi schleppten. Trotz der Dunkelheit machte unsere CIRCE, die wir seit fast drei Monaten nicht gesehen hatten, einen guten Eindruck. Innen roch sie wie gewohnt gut nach Holz, und eine der wirklichen Freunden des Lebens fanden wir in unserem Schiff, gut und einladend an den Steg verholt, Licht und Kühlschrank an mit und einer große Auswahl an kalten Getränken darin. Diese besänftigten auch gleich, eine Genußphase trat ein, erst um 0200 kamen zwar wir zur Ruhe, leider aber bereits um 0500 waren wir wegen der ungewohnten Hitze schon wieder wach. Die ersten Tage an Bord waren sehr stressig: Chris arbeitete noch bis Donnerstag am Einbau der SSB – Funkanlage. Am Donnerstag dann ein Funktionstest mit Karl Friedrich von der Maja. Klappte alles gut. Muß selbst aber noch viel üben. Selbst beschäftigte ich mich mit dem Auspacken der Kisten und mit dem Anbringen und justieren des neuen Biminis. Das ist nun mit insgesamt 4 Spannbügeln deutlich besser als das alte vorher mit nur 3 Bügeln aber eigentlich immer noch einer Hallberg-Rassy unwürdig. Bügelform und Canvasschnitt passen nicht richtig, und selbst im Vergleich zu Bavarias und Beneteaus ist das Ganze zu filigran , sehr wacklig, bei stärkerem Wind unangenehm laut brummenden Frequenzgeräuschen ausgesetzt. Das beseitigt der Skipper zwar regelmäßig durch quer verspannte Leinen zur Resonanzstörung, ist aber ärgerlich, weil außerdem der Ein- und Ausstieg aus dem Cockpit erschwert wird. Immerhin zeigten die ersten heftigen Regengüsse, daß die Badewannen zwischen den Spannbügeln deutlich reduziert, aber immer noch nicht vollständig beseitigt sind. Das ganze bleibt aber wacklig und einer Hallberg Rassy unwürdig. Jede Beneteau oder Bavaria zeigt da etwas Besseres. Fa. Rössy scheint wenig an einer guten Lösung interessiert zu sein. Deutlich wird, daß auch niemand bei der Konstruktion darüber nachgedacht hat, wie nun eine Kollision zwischen ausgefierten oder dichtgeholten Schoten und den achteren Spannbädern vermieden werden soll, das könnte ich als ein in die Jahre gekommener Automobilingenieur besser; nämlich so, wie bei den 54 oder 55er Hardtops gehört es auch auf eine 48er, deren Segler eben auch mit gewissen Ansprüchen zu Hallberg- Rassy kommen. Einen ganzen Tag verbrachte ich mit dem Einbau der neuen Ersatzteile in die Geschirrspülmaschine. Das gelang auch sehr gut, aber die Anstrengung war nutzlos, da der Programmregler nichts mehr hergibt. Annette war in dieser Zeit mit Ein- und Umräumen beschäftigt. Nach verrichteten Arbeiten, die uns kaum bekannte Ecken des Schiffes entdecken ließen, spürten wir beide alle Knochen wie nach einem Spießrutenlauf. Nun aber ist das Schiff auslaufbereit. Zwei Tage hatten wir Zeit zum Ausruhen und wir fühlen uns jetzt auch entsprechend. Der Wetterbericht ist günstig den Schlag zum 450 sm entfernten Kralendijk auf Bonaire. Wir freuen uns darauf, daß es morgen endlich losgeht. Wir freuen uns drauf und erwarten jetzt einen tiefen Schlaf nach einem perfekten New York Strip und einem guten Wein. 2 16.10.2013 an Bord der “CIRCE“ in Bonaire Planmäßig liefen wir am Mo., dem 07.10. bei zunächst schönstem Sonnenschein, moderatem Wind und in der Abdeckung der Insel noch spiegelglatter See aus. Noch in unmittelbarer Nähe der Insel erinnerten schwarze Wolkenbänke an die hier immer noch akute Regensaison. Jede der häufigen Regenböen brachte dann auch den entsprechend heftigen Wind, der uns jeweils mit Ein- Ausreffen beschäftigte. Je weiter wir uns von der Kette der Leewardinseln entfernten, desto seltener wurden die Regenböen, aber der Wind nahm auf ständige 6 Bft zu und die Wellen wuchsen entsprechend, so daß die Rollbewegungen unserer CIRCE uns schnell wieder an den Atlantik erinnerten. Im Vergleich zum Atlantik hatten wir jedoch ungewöhnlich wenige Schiffsbegegnungen, nämlich nur eine einzige in weiter Ferne während der gesamten Überfahrt. Mit der Finsternis des Neumondes nachts konnte man sich schon recht verlassen auf der Welt fühlen. Je mehr wir uns jedoch unserem Ziel Bonaire näherten, desto klarer blieb der Himmel, und trotz der relativ geringen Entfernung war der Wechsel von der Endphase der Regenzeit in den Leewards zur Endphase der Trockenzeit im Norden Südamerikas quasi über Nacht zu spüren. Früher als erwartet erreichten mit dem ständig kräftigen Windes Bonaire. Nach nur 62 stündiger Reisezeit lagen die über 450 sm hinter uns, und wir tasteten uns kurz nach Mitternacht in völliger Dunkelheit in die enge, aber unproblematische Einfahrt der Harbour Village Marina. Zuvor passierten wir die Uferpromenade des Hauptortes Kralendijk und waren überrascht vom unglaublichen Höllenlärm mehrerer Lifebands, der von den Plätzen am Ufer herübertoste. Glücklicherweise liegt die Marina noch 1 ½ sm entfernt, so daß die schreckliche Kakophonie nur gedämpft bis zu unserem Liegeplatz drang. Ursache für dieses Ereignis war die Regattawoche von Bonaire, die in der ersten vollen Oktoberwoche jeweils ein großes Fest für die Insel bedeutet. In den folgenden Tagen erkannten wir, daß die Zahl der teilnehmenden Yachten eher gering, das nächtliche Feiern an der Promenade dafür aber umso ausgeprägter war. Schnell gewannen wir einen ersten Eindruck von der Hauptstadt, die im Zentrum unspektakulär aber trotzdem recht nett ist. Kaum karibisch noch typisch holländisch zu nennen besitzt Kralendijk einige hübsche Gebäude aus der Kolonialzeit. Die Bevölkerung ist etwa zur Hälfte weiß zur anderen Hälfte farbig in allen Nuancen. Die offizielle Landessprache ist holländisch, aber selbst die Weißen unterhalten sich in der Regel in Papiamento, einem Gemisch aus holländisch und spanisch. Bis 2010 waren die ABC Inseln eine holländische Kolonie mit Gulden als Währung. Seit dem 11. Okt. 2010 sind diese Inseln autonom und werden nur noch außenpolitisch durch das Mutterland vertreten. Der Unabhängigkeitstag ist hier jedoch anders als in Curacao kein Feiertag wert. Als einzige Währung gilt der US – Dollar. Der Ort Kralendijk ebenso wie die gesamte Insel wird durch die große Zahl überwiegend holländischer Touristen geprägt, die in aller Regel durch die vielen spektakulären Tauchgründe angelockt werden. Ausflüge mit dem Auto über die Insel eröffnen uns eine nicht unbedingt atemberaubend schöne Landschaft, dafür aber eine der denkbar außergewöhnlichsten und vielseitigsten, der wir bisher auf unserer Reise begegnet sind: Im Süden noch flacher als Holland, durchsetzt mit riesigen Salzseen und –pfannen; die seichten Wasserbecken sind meist gefüllt mit rosarotem Wasser und umsäumt von salzkrustigen Rändern. Endlos lange Förderbänder transportieren das Salz von beeindruckend hohen, schneeweißen Salzgebirgen zu den Verladekais. Wenige Kilometer weiter findet man mangrovenumsäumte Lagunen, in denen große Schwärme von rosafarbenen Flamingos nisten und fischen. Auf der Ost- und Nordostseite der Insel erkennt man deren ariden Charakter: Die Landschaft ähnelt hier einer typischen Wildwestprärie mit wüstenhaftem Boden und lichten, weiträumigen Wäldern aus baumhohen Kakteen. Der Nordteil der Insel besteht aus einem karstigen Gebirge mit bis zu 238 m Höhe. Diese eher Hügel zu nennenden Berge sind mit Wäldern aus kleinwüchsigen Bäumen bewachsen, soweit die Hänge nicht zu steil sind. Von Menschenhand geschaffene Kulturdenkmäler bilden die unglaublichen Sklavenhütten an den historischen Salzverladestellen im Süden; innen 2,5 x 2 qm messende Steinhütten mit einem Schlupfloch vorn und winzigem 3 Fensterloch hinten, ohne jede Inneneinrichtung, in denen 2 bis 3 Sklaven schliefen, um die An- und Abreise von den Wohndörfern zu sparen. Im Nordosten der Insel findet man noch einige Zeugnisse der Indianischen Bevölkerung aus vorchristlicher Zeit in Form von astronomischen Höhlenzeichnungen der Arawakindianer. Der Washington Slagbaai Nationalpark umfaßt den gesamten Nordteil der Insel, etwa 20% der Gesamtfläche. Für einen satten Eintrittspreis kann man mit dem Auto hindurchfahren. Wenn man unterwegs an den Höhepunkten aussteigt, benötigt man dazu etwa 6 Stunden über Stock und Stein, und es ist definitiv ratsam, die Tour mit einem Geländewagen zu unternehmen. Man sieht hier die gesamte Natur der Insel, konzentrierter und unberührter als an den übrigen Stellen der Insel: Prärie, Kakteenwälder, Krüppelbäume, tiefe, schluchtartige Meeresbuchten und man umrundet den Brandaris, den mit 238 m höchsten Berg der Insel. Man kann dort zwar hoch laufen, wir haben uns das aber wegen der Hitze gespart. Es kommt uns hier in Bonaire übrigens heißer vor als sonstwo auf unserer bisherigen Reise. Das liegt sicher daran, daß hier im Gegensatz zu den östlichen Antillen bisher kein Regenguß Abkühlung brachte, kaum Wolken sich vor die Sonne schieben und außer in Gebäuden kaum irgendwo Schatten zu finden ist. Darum läuft auf unserem Schiff fast ununterbrochen die Klimaanlage. 25.10. 2013 an Bord der “CIRCE“ in Curacao Am 17.10. haben wir Bonaire verlassen und sind mit eher leichten, raumen Winden und angenehm glatter See nach Curacao gesegelt. Für die die nur 39 sm brauchten wir 6 ½ Std. Einen Liegeplatz hatten wir zuvor in der zu einem Hotelressort gehörenden Seru Boca Marina reserviert. Diese liegt ruhig und in schöner Landschaft im Südosten Spanish Waters, etwa 15 km vom Stadtzentrum Willemstad, der historischen, 140.000 Einwohner zählenden Hauptstadt. Leider gibt es in dieser ansonsten guten Marina nur WiFi unmittelbar im Hafenbüro. Den ersten vollen Tag auf der Insel verbrachten wir mit Leihwagen besorgen, bei Zoll und Immigration anmelden, neuen Tohatsu – Außenborder mit 9,8 PS kaufen und Sicherheitspaß zum Betreten des Hotel- und Marinageländes beschaffen. Damit war der Tag rum. Den Motor haben wir auf Anraten anderer Segler gekauft, die schlechte Erfahrungen im Pazifik mit Diebstählen anderer Segler gemacht hatten. Einfach deshalb, weil es zwischen Panama und Neuseeland keine Möglichkeit der Ersatzbeschaffung gibt. Ein Dinghi ist dort überlebenswichtig, daher auch das große Diebstahlrisiko durch andere Segler. ( Sprichwort: Deutsche Segler verlassen Europa sehr gut ausgerüstet, französische Segler hingegen kommen sehr gut ausgerüstet nach Europa zurück.) Das alte Dinghi haben wir deshalb auch verpackt als Ersatz verstaut. Auffällig war an diesem ersten Tag auf Curacao der sehr hohe Anteil schwarzer Bevölkerung, den wir auf über 90% schätzten, dies obwohl die Insel ebenso wie die beiden Nachbarinseln bis 2010 direkt zu Holland gehörten. Nun sind alle drei unabhängige Staaten, die jedoch noch zur holländischen Krone zählen. Auf jeder dieser Inseln gibt es andere Zahlungsmittel, in Bonaire ist es der US $, hier sind es Neue Gulden und in Aruba gibt es Arubagulden, die aber exakt den gleichen Wert haben wie die Curacaogulden. Trotzdem kann man mit keiner dieser Währungen auf der jeweils anderen Insel bezahlen. Leicht lassen sich hier 2 bis 3 Wochen zur Erkundung der Insel verbringen. Leider ist alles, die Stadt, Strände, Supermärkte und gute Restaurants mindestens zehn km und mehr von hier entfernt. Es bietet sich daher an, die große, landschaftlich abwechslungsreiche, zerklüftete Lagune Spanish Waters mit dem Dinghi zu erkunden. Mit dem neuen Dinghimotor schrumpfen die Entfernungen in der Lagune, weil das Gerät nun schon bei wenig Gas in auch mit zwei Insassen zügig in Gleitfahrt übergeht. Die Hälfte der Ufer und Hänge sind mit meist lehrstehenden 4 Luxusvillen gesäumt. Viel dieser Villen suchen neue Eigentümer oder auch nur Mieter. Versteckt in den hintersten Winkeln der Buchten finden sich urige Restaurants. Willemstad lohnt sich in mehreren Tagen zu entdecken. Es gibt zwei historische Zentren, beiderseits der berühmten Floating Bridge, Punda im Osten und Otrobanda im Westen des Schottegatts. Viele Gebäude im holländischen Kolonialstil sind in beiden Stadtteilen erhalten. Im Übrigen prägen Touristen, Restaurants, Kasino genannte Spielhöllen und teure Nobelgeschäfte das Stadtbild. Eng wird es, wenn zwei Riesenkreuzfahrschiffe gleichzeitig in der Stadt liegen, auch wenn nur ein kleiner Teil der vielen tausend Passagiere überhaupt einen Landausflug starten. 05.11.2013 an Bord der “CIRCE” in Curacao Wenn man die Stadt Richtung Nordwesten verläßt, ändert sich das Landschaftsbild radikal: Die dichte Bebauung weicht einer bergigen Naturlandschaft und es gibt noch wenige kleine Orte, dafür einige wunderschöne alte Plantagenhäuser, von denen die meisten heute Museen oder Landhotels beherbergen. Die Museen haben alle irgend einen Bezug zum Leben auf den Plantagen, insbesondere aber wird das Schicksal der Sklaven beschrieben. Tatsächlich war Curacao noch bis 1862 das Umschlagszentrum des Sklavenhandels für die gesamte Karibikregion. Hier wurden die Neuankömmlinge aus Afrika von Großhändlern aufgekauft, nach der strapaziösen Überfahrt auf – gepäppelt, kranke gesundgepflegt und angefüttert und mit hohen Gewinnen größtenteils in andere Regionen bis hin nach Nordamerika verkauft. Vier Tage, von Freitags bis Montags, haben wir im Nordwesten der Insel verbracht, mit drei Übernachtungen in der als besonders schön bekannten Kura Hulanda Lodge an einem romantischen Strand nördlich des Dorfes Westpunt gelegen. Wir haben die gepflegte Anlage genossen, waren Schnorcheln und haben im Pool gebadet. In der Nähe der Lodge haben wir eine Autorundfahrt durch den landschaftlich beeindruckenden Christoffel Park unternommen, der nach dem mit 358 m höchsten Berg der Insel benannt wurde. Mit dem Auto gelangte man bis zum Fuß des Berges, den man in einer mehrstündigen Tour besteigen konnte, worauf wir allerdings wegen der Hitze verzichtet haben. Kurze Zeit später erfuhren wir, daß die Kura Hulanda Gesellschaft unmittelbar nach unserer Abreise Konkurs angemeldet hat, was zur sofortigen Schließung der Lodge ebenso wie des gleichnamigen Hotels in Willemstad führte. Die Gäste mußten umziehen. Ursache für diesen Finanzkollaps muß eine völlige Überschätzung des Marktes für Luxusimmobilien hier auf der Insel sein. Trotz zahlreicher zum Verkauf stehender Villen wurden in unmittelbarer Nähe der Lodge weitere Neubauten begonnen. Am Sa., den 02.11. haben wir Jrmina und Erwin vom Flugplatz abgeholt, die gerade von einer 3 ½ wöchigen Kolumbienreise an Bord ihrer Red Harlekin zurückgekehrt sind und noch rechtzeitig zum Grillen in unserer Marina eintrafen. Es waren überraschend viele Gäste erschienen und wir waren erstaunt, daß offensichtlich doch mehr Boote bewohnt waren als wir bis dahin dachten. Jeder Gast brachte seine eigenen Speisen und Getränke mit, Cees, der Hafenmeister sorgte für den Grill, Grillmaster und Eis für die Kühlung der Getränke. Sonstags machten wir eine Dinghirunde durch die Lagune, besuchten die Red Harlekin und Thomas und Lisa auf der Maniana Moana, trafen uns auf ein Bier in der Kleinen Wereld und waren abends zum Essen bei Thomas und Lisa eingeladen. Heute trafen wir dann nochmal alle zum Diner in der Kleinen Wereld. Abends tasteten wir uns jedes Mal im stockfinsteren mit dem Dinghi zu unserem Schiff zurück. Morgen wollen wir wieder seeklar machen und am 06.11. nach 20 Tagen Curacao weiter zur nächsten Insel segeln. 5 10.11.2013 an Bord der “CIRCE“ in Aruba Bei leichten Winden und flacher See waren die 78 sm von Seru Boca nach Oranjestad ein wirklich angenehmes Segelerlebnis. Nach 12 ½ Std. machten wir in der Renaissance Marina fest. Es war schon fast Mitternacht als unser Schiff am einzig freien Längsseitsplatz vertäut. Am nächsten Morgen, beim Einchecken im Hafenbüro erwies sich dann, daß dieser Liegeplatz für uns reserviert war. Den ersten Eindruck von Oranjestad löste schon leichte Schockgefühle in uns aus. Unser Steg liegt unmittelbar vor dem 5 Sterne Renaissance Hotel im Zentrum der Stadt. Ringsum flackernde und blitzende Leuchtreklamen der Kasinos begleitet bis in die frühen Morgenstunden vom Höllenlärm der Diskos. Glücklicherweise merkten wir in den Folgetagen, daß am Tag unserer Ankunft irgendein Fest gefeiert wurdet Nicht, daß die anderen Nächte leise gewesen wären; aber immerhin dröhnten die Discos nicht mehr so laut, wie bei unserer Ankunft . Am nächsten Morgen lagen dann 2 riesige Kreuzfahrtschiffe vor der Marina. Fast täglich wird Aruba von diesen Schiffen angelaufen. Für uns ein Glück, denn dadurch waren Immigration und Zoll vor Ort, sonst hätten wir nämlich 3,5 sm bis zum eigentlichen Einklarierhafen Barcadero zurückfahren müssen die Prozeduren waren langwierig und umständlich. Die umfangreichen Einreisedokumente mußten gleich 3 mal von Hand einzeln ausgefüllt werden. Beim Ausklarieren wird uns Bacadero aber nicht erspart bleiben. Im Laufe des Tages frischte der stark auf. Die Marina erwies sich dadurch schnell als sehr rollig. Nach den Behördengängen verbrachte wir den Rest des Tages dann mit Ausbringen langer Springs zu allen Seiten. Dies verhinderte zwar nicht die ständigen Rollbewegungen des Schiffes, aber immerhin konnten wir so das unangenehme Rucken in den Leinen vermeiden. Aruba hat von allen niederländischen Antillen Inseln die häufigsten Touristenbesuche. Es dominieren Amerikaner, dem Slang nach nicht gerade die Oberschicht; daher auch die vielen Kasinos. Manches erinnert an eine Miniaturausgabe von Las Vegas. Nicht zuletzt wegen der vielen Kreuzfahrschiffe und der Steuerfreiheit auf der Insel fanden wir dann auch bei unserem ersten Rundgang durch die unmittelbare Umgebung erwartungsgemäß eine große von Zahl von Juwelieren, Modehäuser, die sogar teure Winterkleidung anboten und Uhrengeschäfte. Sämtliche Nobelmarken sind mit eigenen Shops vertreten. Das war für Annette natürlich eine unwiderstehliche Versuchung. Nett ist eine kostenlose kleine Straßenbahn, die aus 1910 zu stammen scheint, aber in zwei facher Ausführung nachgebaut wurde. Sie fährt gemächlich durch die gesamte Innenstadt. In weniger als 15 Minuten kann man die Trecke auch zu Fuß laufen, aber in der Bahn sitzt man schattig, sitzt wie vor 100 Jahren auf Holzbänken und man genießt entspannt die teils alten Fassaden und die vielen Schaufenster. Da die Marina zum Hotel gehört, haben wir das Privileg, alle Einrichtungen des Hotels, zwei Pools, Handtücher, Shuttleboot und eigene Strandinsel mit zu nutzen. Das nutzen wir nur zum Teil, denn das Braten auf einem Liegestuhl in brütender Sonne liegt mir nicht so. Annette hat schon mal das Bedürfnis danach. Immerhin bieten die Pools mal eine leichte Abkühlung. Auch im Hotel dominieren Amerikaner, aber auch Holländer sind nicht gerade selten wie Deutsche. 15.11.2013 an Bord der “Circe“ Montag, dem 11.11. übernahmen wir am Hotel einen Leihwagen, den wir bis Mittwochs behielten. Zunächst wollten wir mal den Nobelstrand Palm Beach an der NW-Küste erkunden. Der gesamte Strand ist mit Hotels aller Kategorien zugebaut, so daß wir keinen Strand und kein Wasser dort sahen. Wir fuhren deshalb zur Nordspitze der Insel, wo es auf einem Hügel den markanten Leuchtturm California Lighthouse und ein ausgezeichnetes italienisches Restaurant gibt. Von da oben gibt es eine tolle Aussicht, und aus der Ferne wirken selbst die Gipsfassaden der Kasinos und Nobelhotels weniger bedrohlich. Auf dem Rückweg unternahmen wir noch einen 6 Abstecher zur Alto Vista Pilgerkapelle, die in karger aber eindrucksvoller Lanschaft an der Nordküste liegt. Am nächsten Tag fuhren wir durch das Inselzentrum, der eher langweiligen Kleinstadt Santa Cruz zum Nationalpark Arikok. Der Park umfaßt die höchsten Hügel der Insel und die Landschaft dort ist durchaus beeindruckend. Auf dem Rückweg bunkerten wir nochmal Kräftig Bier, Wein, Mineralwasser und Fleischkonserven. Eigentlich müßten unsere Vorräte nun für den größten Teil des Pazifik reichen. Mittwochs fuhren wir dann noch über Staubpisten zur Natural Bridge und den Ayo Rocks, in denen es Höhlen der indianischen Ureinwohner zu bewundern gibt. Bei dem starken Wind und der tosenden Brandung hoher Wellen bot die Felskante der NO-Küste ein Bild ungestümer Wildheit. Als Resümee stellen wir fest, daß sich die Natur auf den drei ABC Inseln recht ähnlich ist. Lediglich auf Curacao gedeihen kleinere tropische Trockenwälder. Dafür gibt es auf Aruba als der einzigen der Karibikinseln giftige Klapperschlangen. Im Übrigen ist die Flora insbesondere an den NO-Küsten durch prärieartige Kakteenland schaften gekennzeichnet. Die in Landessprache Cadushi genannten Kakteen erreichen Höhen von deutlich über 10 m, und im Endstadium der Lebensdauer werden die Stämme baumartig mit festem Holz und dunkler Rinde. Im Vergleich zu Curacao fällt auf, wie gering der Anteil schwarzer Bevölkerung ist. Man sagte uns , dies sei so, weil es früher keine Sklaven auf der Insel gab. Die wenigen Schwarzen sind später von anderen Inseln übersiedelt. Nicht alle Einwohner sin deshalb europäischen Ursprungs. Die Insel war dicht mit Arakok-Indianern besiedelt. Den Nachkommen dieser Indianer begegnet man noch häufig auf Aruba. Schon auf Curacao wie dann auch hier fielen uns emsige Baumaßnahmen zur Verschönerung und Sanierung der Inseln auf. Jetzt wissen wir den Grund für diese Hektik: Der holländische König Wilhelm kommt am 19.11. mit seiner Königin zu einem insgesamt zwei wöchigen Besuch zu den ABC – Inseln in der Reihenfolge ihrer Anfangsbuchstaben. Am 16.11. soll der starke Wind nachlassen. Wir werden dann nach fast 6 wöchigem Aufenthalt auf den drei ABCInseln nach Santa Marta in Kolumbien aufbrechen. Ein abschließender Gedanke noch zu diesen Inseln: Nicht alle Einwohner schienen reich, aber es gab auf keiner der Inseln Arbeitslosigkeit. Zweifellos zählen diese Inseln zu den wohlhabendsten und gleichzeitig untypischsten der gesamten Karibik. 17.11.2013 an Bord der “Circe“ auf See Dies ist nun unser zweiter Tag auf See, von Aruba nach Santa Marta, Kolumbien segelnd. Nach Santa Marta wollen wir insbesondere, weil es dort eine IGY – Marina im gleichen hohen Standard wie die Schwestermarina in St. Lucia gibt. Gestern hatten wir um 0830 in der Renaissance Marina ausgecheckt, Leinen los und uns zur Ausklarierung 3,5 sm in die entgegen-gesetzten als der von uns eigentlich angestrebten Richtung nach Barcadero begeben. Wir mußten nun mit dem Schiff bis vor die Immigration und den Zoll, weil die Sicherheitsleute den Zugang von Land verweigern. Das Ausklarieren ging sehr zügig und die Beamten waren durchaus sehr freundlich. Unpassend fanden wir allerdings, daß der vorgesehene Zollsteg komplett mit alten Fischerbooten belegt war. Wir mußten bei kräftigen Schwell an einem dieser vermutlich venezolanischen Fischer längsseits gehen. Das ganze empfanden wir für ein immer noch zur niederländischen Krone zählendem Land unangemessen. Unter Land der Insel blies der Wind anders als vorhergesagt kräftig aus SE. Wir segelten deshalb nur mit der Genua, weil Backstage und Bullentalje auf die vorhergesagte ENE Richtung gesetzt waren. Nach wenigen Stunden gab der Wind endlich dem Wetterbericht recht; wir setzten bei 20 bis 25 kn Wind das gereffte Groß, und segelten, unterstützt durch 1 ½ bis 2 kn mitlaufendem Strom zwischen 9 und 9 ½ kn über Grund. Wegen der guten Fahrt, die wir liefen, macht das Boot trotz grober See nur relativ mäßige Rollbewegungen. Weil die Seen nördlich der 7 kolumbianischen Halbinsel Guarija ziemlich chaotisch sein sollen, rundeten wir die Halbinsel in einem Abstand von 25 sm nördlich. Auf Anraten anderer Segler planten wir, im Hellen in Santa Marta anzukommen, weil in der Nacht heftige Fallböen aus der Sierra wehen sollen. Nun lagen wir um Mitternacht wegen der bis dahin sehr guten Fahrt unserem Ziel erheblich näher als es unserer Planung entsprach. Wir bargen deshalb das Großsegel und halsten nur mit der Genau auf neuem, direktem Kurs nach Santa Marta. Wir nahmen damit bewußt ein Fahrtminderung in Kauf, denn nur mit deutlich geringerer als der möglichen Geschwindigkeit läßt sich eine Ankunft bei Dunkelheit vermeiden. Als Ausgleich für das reduzierte Segelvergnügen genießen wir nun den herrlich Tag: Pralle Sonne, frischer Wind, Schatten im Cockpit und fast glattes Wasser. 20.11.2013 an Bord der “Circe“ in Santa Marta / Kolumbien Seit Montag, dem 18.11. um 0810 sind wir nun in Santa Marta, Kolumbien. Das Fahrtreduzieren während des 17.11. hat sich insofern gelohnt, als daß wir im Hellen ankamen. Aber vor Sonnenaufgang, nur noch 20 sm vom Hafen entfernt, gerieten wir noch ganz plötzlich in den Wind, für den die Ecke vor Santa Maria berüchtigt ist. Innerhalb von Minuten briste der von den im Wetterbericht vorhergesagten 13 bis 15 kn auf volle Sturmstärke, nämlich 35 bis 39 kn auf. Auch die Welle war in dem Gebiet, das wir nun zu passieren hatten, nicht mehr das, woran wir uns gerade gewöhnt hatten. Der Sturm peitschte die See steil und kurz auf gute 3 m Höhe auf. Wir torkelten dadurch und befürchteten schlimmes für unser Anlegemanöver in der Marina. Aber kurz vor der Einfahrt in die Buch, 1 ½ sm vor der Marina hörte der Spuk plötzlich auf. Über eine Stecke von vielleicht einer ¼ sm flaute der auf nur 3 bis 5 kn ab, so daß wir für das letzte Stück sogar den Motor zu Hilfe nehmen mußten. Wenn wir nun vor unserem Liegeplatz die imposante Landschaft sehen, wird die Ursache für das heftige Windphänomen schnell deutlich: Nicht mal 40 km von dieser Ecke türmt sich mit 5500m Höhe der höchste und schneebedeckte Berg Kolumbiens auf. Der Temperaturunterschied auf dieser kurzen Entfernung zwischen nachts eiskaltem Hochgebirge und warmer See ist gewaltig; daher 2 Stunden nach Sonnenuntergang bis 3 Stunden nach Aufgang sorgt der große Temperaturgradient für sturmartige Landwinde. Wir wissen jetzt, warum wir in einer Statistik gefunden haben, dies sei die fünft windigste Ecke der Erde, auch wenn es hier noch nie Hurricane gegeben hat. Die Ankunft im Hafen brachte zunächst mal eine Überraschung: Eine Anmeldung beim Hafenmeister klappte weder per Funk noch mit Handy, der Zeitpunkt überschnitt sich gerade mit der Büroöffnungszeit. Stattdessen winkte uns ein mit Pumpgun und Pistole schwerstbewaffneter Uniformierter an den Tanksteg heran. Er sprach in schnellen Sätzen zu uns, aber natürlich in Spanisch. Als er sich mal umdrehte, erkannten wir an der Schrift auf seinem Uniformhemd, daß er nicht zur Polizei, sondern zu dem privaten Sicherheitsdienst der Marina gehört. Na dann kann ja nichts schief laufen. Es dauerte nicht lange, und 2 Personen kamen im Schlauchboot, ein dritter winkte vom Steg, zunächst wurden wir dann überschwenglich in Kolumbien willkommen geheißen, dann zum Liegeplatz gelotst und dann noch mal mit persönlicher Vorstellung und Handschlag begrüßt. Mit so viel Herzlichkeit hatten wir nicht gerechnet, aber so herzlich ging es bei der Anmeldung im Büro auch weiter. Als wir auch Grüße des Büropersonals der IGY - Schwestermarina von St. Lucia ausrichteten, bot uns der Manager spontan 20% Rabatt auf alles an. Im Laufe des Tages erschienen Dino, der Agent der das Einklarieren bei den Behörden nebst Ausfüllen der umfangreichen Dokumente übernimmt sowie Michelangelo, ein sehr vertrauenserweckender Ingenieur , der alle Pflegedienste oder technischen Service an der Yacht mit seinem Personal anbietet. Das Einklarieren erwies sich als umständlich. Immigration war nach 24 Std. erledigt, heute Morgen kam Dino mit 2 Personen vom Zoll an Bord, der die Papiere im Original und die Bootsnr. überprüfte, dann mit dem ganzen Stapel von mir unterschriebenen Papieren wieder verschwand um die Papier im Büro abstempeln zulassen. Auch die beiden vom Zoll waren 8 außergewöhnlich freundlich. Dino wird uns die unterschriebenen und gestempelten Papiere morgen früh an Bord bringen. Billig ist die Prozedur keineswegs. Gebühren und Honorar für Dino belaufen sich auf mehr als 100 €. Ausklarieren kommt noch mal hinzu, aber die Inanspruchnahme eines Agenten ist Pflicht. Das Marinabüro vermittelt und organisiert wie ein Reisebüro Touren und Ausflüge durch ganz Kolumbien. Zwei Tagesausflüge haben wir bereits gebucht und eine fünftägige Tour mit Übernachtungen nach Cartagena und Rosario haben wir angefragt. 27.11.2013 an Bord der “CIRCE“ in Santa Marta / Kolumbien Der erste Ausflug war eine nachmittägliche Stadtrundfahrt am 21.11. durch Santa Marta. Besichtigt haben wir die Plantage von Pietro Alejandro in der Simon Bolivar nach seinem Unabhängigkeitskampf für die spanischen Südamerikakolonien bis zu seinem Tod gelebt hat. Danach fuhren wir zu einem Aussichtspunkt auf den benachbarten Fischerort Taganga, dann zum Goldmuseum in der Altstadt und schließlich zur Kathedrale. Obwohl Santa Marta die erste Stadtgründung von Südamerika war, ist ein geschlossener historischer Stadtkern nicht mehr vorhanden. Es gibt vereinzelt noch ein paar historische Gebäude, aber wenig mit anderen Barockstädten Südamerikas vergleichbares. Kolumbien galt noch vor wenigen Jahren für Segler als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Wir hörten, daß sich das in den letzten Jahren sehr geändert haben soll. Zum größten Teil deshalb, weil hier und in Cartagena die Drogenbosse und Ehemalige ihr Geld angelegt haben sollen, und deswegen hier für ihre eigene Ruhe sorgen. Immerhin fühlten wir uns überall in der Stadt sicher. Dies findet man bestätigt durch ein unglaublich großes Aufgebot schwerstbewaffneter Polizei. Andererseits findet der Drogenexport heute nicht mehr wie noch vor einem knappen Jahrzehnt an Bord von gekaperten Yachten statt, sondern eher in Containern üb er Venezuela an Bord von Frachtschiffen. Am nächsten Tag, dem 22.11. wurden wir bereits um 0530 vor Sonnenaufgang von unserem Führer für die Tour durch den Tayrona Nationalpark abgeholt. Der Grund für diese frühe Stunde wurde uns bald klar; und wenn wir den vorher gekannt hätten, wäre unsere Entscheidung mit Wissen um das , was uns erwartete, mit höchster Wahrscheinlichkeit gegen diesen Ausflug erfolgt. Damit wären wir jedoch auch um ein unbeschreibliches Erlebnis ärmer geblieben. Um 0600 kamen wir etwa zum Sonnenaufgang am Eingang des Nationalparks an. Zehn Minuten nahm ein karges Frühstück in Anspruch, dann ging es los. Mit Rucksack, erst langsam steigend, dann immer steiler, bei gleichzeitig stetig unwegsameren Gelände führte der der Pfad in immer dichterem tropischem Dschungel. Wehte anfangs noch eine kühlende Brise, so war man bald völlig durchgeschwitzt. Über nur 250 Höhenmeter, aber über Stock und Stein, teils rutschig, teils nur fußbreit, derart, daß zur Fortbewegung beide Hände und Füße eingesetzt werden mußten. Das alles zunächst stetig bergan, dann auf und ab und schließllich abwärts, bis wir nach 5,2 km immer in dichtem Dschungel an unser erstes Ziel Pueblita, den Resten eines immer noch bewohnten Indianerdorfes des Stammes der Koggie eintrafen. Wenige der Rundhütten waren aus früheren Zeiten erhalten, einige zur Vervollständigung erneuert; aber an den Resten der ehemals mit 2.000 Indianern bewohnten Siedlung erklärte unser Führer nachvollziehbar die Sozialstruktur der früheren Ureinwohner. Unser Weg sollte weiter zum Strand Playa Blanca führen. Eigentlich ein Weg aus unbekannter Höhe hinunter zum Meer. Nun aber hatte es in der Nacht zuvor heftig geregnet, so daß der direkte Weg zum Strand wegen Absturzgefahr gesperrt war. Der Umweg bedeutete, ein gutes Stück des alten Weges zurück zu klettern, um dann über insgesamt 4,5 km mehr steil bergab, manchmal aber auch wieder steil bergan hinunter zum Strand zu gelangen. Dieser Abschnitt übertraf alles, was wir uns an Schwierigkeitsgrad hätten vorstellen können. Der Abstieg hatte mit Wandern so wenig zu tun, wie der Weg nach Pueblito; der Abstieg, von wenigen horizontalen Abschnitten unterbrochen, wurde insbesondere für Annette immer mühsamer. Das Hinunterklettern belastete die Oberschenkel und Kniegelenke in ungewohntem Ausmaß und die Fortbewegung entsprach nur noch einem 9 Bruchteil des kalkulierten Tempos. Die Landschaft jedoch bot sich urtümlich und üppig grandios. Der Pfad, die Umgebung, alles war so, wie ich es in Abenteuerromanen aus der Jugendzeit beschrieben in Erinnerung behalten habe, damals mit der gleichzeitigen Gewissheit und Zufriedenheit, solchen Strapazen nicht ausgesetzt zu sein. Nach weiteren 4,0 km, endlich um 1330 erreichten wir unser Ziel, den Strand. Schon lange hörte man die Brandung, und plötzlich lichtete sich der Regenwald vor uns und wie nach dem Passieren einer engen Pforte traten wir aus dichtem Urwald auf einen schmalen aber schneeweißen Sandstrand. Wenige 100 Meter noch und wir hatten unser zweites Ziel um 1345 erreicht, eine der nun häufiger vorzufindenden Standlodgen , wo für sehr wenig Geld Wandertouristen in Hängematten übernachten und essen können. Strand, Felsen und Urwald boten nun ein paradiesisches Bild. Unsere deutlich unterdurchschnittliche Fortbewegungs-geschwindigkeit bedeutete nunmehr aber auch eine nur kurze Verweildauer in der Strandlodge Auch nach der einstündigen Pause waren Annette ebenso wie ich triefend naß durchgeschwitzt, als wären wir in voller Kleidung eben dem Ozean entstiegen. Es blieben noch weitere 5 km Weg bis zum Treffpunkt mit unserem Fahrer. Wir fühlten uns beide, aber insbesondere Annette am Ende unserer Kräfte. Die Möglichkeit einer Weiterbewegung per Pferd verwarfen wir trotzdem aus Gründen der Ungewissheit des Pferderückens und weil uns unser Führer die verbleibenden 5 km als ausgesprochen einfach beschrieb. Um 1500 wurde es deshalb höchste Zeit für den Aufbruch der letzten Etappe, die wegen ihrer Einfachheit nur 2 Stunden in Anspruch nehmen sollte. Die ersten Schritte fielen im tiefen Sand des Strandes schwer. In den Schenkeln machten sich Krampfgefühle bemerkbar, die bei mir mit jedem Schritt nachließen, sich bei Annette aber analog verstärkten. Nun war es zwar so, daß der verbleibende Weg deutlich einfacher als der bereits zurückgelegte war, aber ein gewohnter Wanderweg war es deshalb noch lange nicht. In einer Landschaft zwar mit traumhaft schönen Aussichten, wurde für Annette insbesondere jeder weiter Meter zur Qual, vor allem, wenn es etwas steiler hoch oder runter ging, wobei immer dann Annettes Geschwindigkeit in cm pro Minute gemessen werden konnte . Um 1730 setzt hier die Dämmerung ein, der Himmel war bedeckt und ab 1700 flogen in dichten Abständen Fledermäuse um uns herum. Da wir nicht wußten, wie weit in Metern und bezüglich der Geländebeschaffenheit der verbleibende Restweg noch sein könnte, machte sich bei mir eine gewisse Unruhe breit, ob wir die Reststrecke noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden. Das Wandern hier in völliger Dunkelheit stellte ich mir als Albtraum vor. Kurz: Die letzten 300 m waren tatsächlich einfach. Ich selbst erschöpft, Annette aber mit allerletzter Kraft schleppten wir uns um 1745 im letzten Schimmer des Tageslichts zum seit langem wartendem Auto. Erschöpft und von Schweiß durchnäßt als wären wir in voller Kleidung einem Bad entstiegen sanken wir in die Polster des Autos, aber mit dem Gefühl, einen wesentlichen Teil der Schöpfung unserer Natur erlebt zu haben, und mit dem Stolz , eine angesichts unseres Alters außergewöhnliche Herausforderung überwunden zu haben. Kurze Zeit später an Bord gönnten wir uns die schönste Dusche des Jahres 2013 und in Erwartung auf fürchterliche Muskelkater fielen wir beide in tiefen Schlaf. Der Muskelkater meldete sich dann prompt am nächsten Morgen auch ein, bei Annette zusätzlich von heftigen Gelenkschmerzen in den Knien begleitet. Heute war Basteltag am Schiff. Der Watermaker macht Probleme, die vermutlich auf Spannungsschwankungen des Generators verursacht werden. Muß versuchen, diese in den Griff zu bekommen. Nach mehreren Versuchen scheint es, daß die Spannungsschwankungen von verschmutztem Dieselfilter herrühren. Habe Dieselprobe aus Tank entnommen und festgestellt, daß der Tank glücklicherweise sauber ist. Alles wurde veranlasst, daß Michelangelo während unserer Heimreise eine Komplettinspektion mit allen Filterwechseln vornimmt. Darüber hinaus haben wir bei ihm die Installation einer Solaranlage bestehend aus 4 flexiblen Paneelen mit insgesamt 560 Watt Nennleistung sowie eine gründliche Schiffswäsche und Politur in Auftrag gegeben. Innen haben wir selbst eine Gründlich Politur aller Holzteile vorgenommen. Nun müssen wir nur noch packen, dann kann es morgen über Bogota nach Hause gehen. 10