Abbildungsverzeichnis

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Seminararbeit im Elitestudiengang Finance & Information Management
Universität Augsburg und Technische Universität München
Seminar Investmentbanking & Corporate Finance
Gutachter:
Prof. Dr. Christoph Kaserer
Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapitalmärkte
TUM Business School
Technische Universität München
Betreuer:
Dr. Marc Steffen Rapp
Studiengang:
Elitenetzwerkstudiengang Finance & Information Management
Verfasser:
Martin Bacherle
Matrikelnummer: 979754
Michael-Georg Schmeidl
Matrikelnummer: 1056730
Sebastian Vicedom
Matrikelnummer: 1080496
Abgabedatum:
28. Februar 2010
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................ II
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ IV
Tabellenverzeichnis ............................................................................................. V
Abkürzungsverzeichnis....................................................................................... VI
Symbolverzeichnis ............................................................................................ VII
1
Einleitung ..................................................................................................... 1
2
Einführung in den Fall .................................................................................. 2
3
4
2.1
Ausgangssituation ................................................................................. 2
2.2
Entwicklungen in der Chemiebranche ................................................... 2
2.3
Unternehmensporträt Lanxess .............................................................. 3
2.4
Aufgabenstellung .................................................................................. 3
Unternehmensbewertung von Lanxess ........................................................ 4
3.1
Bewertungsverfahren und Grundlagen der Bewertung .......................... 4
3.2
Bewertungsannahmen und Kapitalkosten ............................................. 7
3.3
Ermittlung des Unternehmenswerts von Lanxess .................................. 8
3.3.1
Discounted Cash Flow Bewertung.................................................. 8
3.3.2
Multiple Bewertung ......................................................................... 9
3.3.3
Sensitivitätsanalyse ........................................................................ 9
Handlungsoptionen zur Abspaltung von Lanxess ....................................... 11
4.1
Definition der möglichen Exit-Strategien .............................................. 11
4.1.1
IPO............................................................................................... 11
4.1.2
Trade Sale ................................................................................... 12
4.1.3
Spin-Off ........................................................................................ 12
4.2
Vor- und Nachteile der Exit-Strategien ................................................ 12
4.2.1
Kriterien zur Beurteilung der Strategien ........................................ 12
4.2.2
Gewichtung von Entscheidungskriterien ....................................... 13
4.2.3
Vor- und Nachteile der verschiedenen Exit-Strategien ................. 13
4.3
Detaillierte Vorteilhaftigkeitsanalyse .................................................... 15
4.3.1
Entscheidung für eine dominante Exit-Strategie ........................... 15
III
4.3.2
5
Sensitivitätsanalysen .................................................................... 16
Dominierende Exit-Strategie und weiteres Vorgehen ................................. 17
Anhang .............................................................................................................. 19
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 29
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Überblick über die verwendeten Bewertungsverfahren. .................................... 5
Abbildung 2: Meilensteine bei der Durchführung eines Spin-Offs. ........................................17
V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Systematisierung der DCF-Verfahren. .................................................................. 6
Tabelle 2: Unternehmenswert von Lanxess nach der DCF-Methode mit Brutto-FCFs. .......... 9
Tabelle 3: Gewichte der Entscheidungskriterien. ..................................................................13
Tabelle 4: Entscheidung für eine Exit-Strategie nach verschiedenen Kriterien......................16
Tabelle 5: Sensitivitätsanalyse: Elimination des Kriteriums Prozessdauer und Komplexität. .16
Tabelle 6: Sensitivitätsanalyse durch Erhöhung der Bedeutung der Erlöse. .........................16
VI
Abkürzungsverzeichnis
BFCF
Brutto Free Cash Flow
CAPM
Capital Asset Pricing Model
Cov
Kovarianz
DCF
Discounted Cash Flow
EBIT
Earnings before interest and taxes
EBITDA
Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization
EBV
Einzelbewertungsverfahren
EK
Eigenkapital
EVA
Economic Value Added
FCF
Free Cash Flow
FK
Fremdkapital
FTE
Flow to Equity
GBV
Gesamtbewertungsverfahren
GK
Gebundenes Kapital
GoU
Grundsätze ordnungsmäßiger Unternehmensbewertung
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
GUW
Gesamtunternehmenswert
IPO
Initial Public Offering
KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis
RD
Residualgewinn
SWOT
Strengths Weaknesses Opportunities Threats
TCF
Total Cash Flow
UW
Unternehmenswert
WACC
Weighted Average Cost of Capital
VII
Symbolverzeichnis
π‘ŸπΈπΎ
Eigenkapitalkostensatz
π‘ŸπΉπΎ
Fremdkapitalkostensatz
π‘Ÿπ‘€
Marktrendite
π‘Ÿπ‘Šπ΄πΆπΆ
Gewichtete Eigen- und Fremdkapitalkosten (WACC)
π‘Ÿπ‘“
Risikoloser Zins
𝛽𝑗
Betafaktor der Aktie j
2
πœŽπ‘€
Varianz des Marktportfolios
𝑠
Unternehmenssteuersatz
𝑑
Zeit, Periode
1 Einleitung
In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es gewaltige Verwerfungen in der
Unternehmenslandschaft. Ehemalige Weltkonzerne, z.B. Hoechst und General
Motors, sind verschwunden oder befinden sich nahe der Insolvenz, dagegen
stiegen Unternehmen wie Microsoft oder Cisco zu Global Playern auf und die
Industrie der Schwellenländer gewann enorm an Bedeutung. Doch die
Umwälzungen auf den Weltmärkten betreffen Firmen aller Branchen und Größen.
Neuemissionen, Verkäufe und Akquisitionen, Gründungen und Desinvestitionen
geschehen in immer schnelleren Zyklen – der sehr schnelllebige und stetige
wachsende Kapitalmarkt mit zunehmender Private Equity-Aktivität und die Macht
von
Investmentbanken
tragen
ebenfalls
ihren
Teil
dazu
bei.
Diesen
Herausforderungen musste sich im Jahr 2004 auch die Bayer AG stellen und
über
die
zukünftige
Behandlung
seiner
ausgegliederten
Chemiesparte
entscheiden. Dies beinhaltet neben der Bewertung der Lanxess AG auch die
Beurteilung möglicher Exit-Strategien und die Entscheidung für eine Option
inklusive ihrer Implementierung.
Die Ausarbeitung der Fallstudie „Lanxess AG – Divide and Conquer“ ist
entsprechend aufgebaut. Zunächst soll in Kapitel 2 die Ausgangslage kurz
dargestellt und das Umfeld, in dem Lanxess agiert, analysiert werden. In Kapitel
3
wird
eine
Unternehmensbewertung
mittels
verschiedener
Verfahren
vorgenommen. Kapitel 4 stellt verschiedene Exit-Strategien zur Abspaltung von
Lanxess vor, zeigt deren Vor- und Nachteile und gibt eine Handlungsempfehlung.
Schließlich wird in Kapitel 5 das weitere Vorgehen nach erfolgter Entscheidung
dargelegt.
2
2 Einführung in den Fall
2.1 Ausgangssituation
Im Jahr 2003 befindet sich der Chemie- und Pharmariese Bayer in einer Krise.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren musste der Weltkonzern mit Sitz in
Leverkusen einen deutlichen Verlust hinnehmen. Außerdem befand sich die
Aktie nach einer Klage gegen Bayer in 2002 auf dem Tiefpunkt und erholte sich
nur langsam. Die allgemeine Analystenmeinung Bayer gegenüber war zu dieser
Zeit ausgesprochen negativ. Insbesondere wurde die mangelnde Fokussierung
der Unternehmung auf ihre Kernkompetenzen bemängelt. Zudem prägte die
Theorie, dass der Kapitalmarkt Mischkonzernen wie der Bayer AG einen sog.
„Konglomeratsabschlag“ auferlegt, die Performance. Diese Gegebenheiten
führten im Sommer 2003 zu einem Strategiewechsel und man entschloss sich
zur Ausgliederung der Chemieaktivitäten, um sich auf die wachstumsstarken und
innovationsgetriebenen Geschäftsfelder
CropScience
(Ernährung)
und
Healthcare (Gesundheit,
MaterialScience
Pharma),
(High-Tech-Materialien)
konzentrieren zu können.1 Die Herausforderungen und das ungünstige
Marktumfeld in der Chemiebranche (siehe nächstes Kapitel) bestärkten diesen
Entschluss Bayers.
2.2 Entwicklungen in der Chemiebranche
Die spezifischen Herausforderungen und Trends der letzten Jahre, denen sich
Chemieunternehmen gegenüber sehen, lassen sich wie folgt gliedern:
Herausforderungen:
1. Globaler Wettbewerb: Global vertretene Chemiekonzerne kämpfen
weltweit um Marktanteile, eine Aufteilung auf Regionen ist kaum
erkennbar.
2. Reife Märkte: In den meisten Gegenden (Ausnahme: Schwellenländer)
sind die Wachstumsraten und Margen sehr gering.
3. Geographische
Absatzmärkten
Abhängigkeit:
führt
zu
Die
Nähe
von
einer
Abhängigkeit
und
teilweise
Produktion
von
und
regionalen
Gegebenheiten.
4. Rohstoffpreise:
Steigende
stark
schwankende
Rohstoffpreise (z.B. Rohöl) führen zu erhöhten Risiken in der Planung.
1
Vgl. Bayer AG – Geschäftsbericht 2003, S. 1.
3
5. Konjunktur: Die Chemiebranche ist sehr konjunkturintensiv, folgt also den
Zyklen und ist besonders in Rezessionen stark betroffen.
Trends in den letzten Jahren:
1. Markteintritte: Konkurrenten aus Billiglohnländern (besonders aus China)
betreten die Weltmärkte und verschärfen die Wettbewerbssituation.
2. Konglomerate: In den vergangenen Jahren lösten sich – wie es jetzt auch
Bayer plant – zahlreiche Konglomerate auf, so entstanden z.B. Ciba (aus
Novartis), Celanese (aus Hoechst) und Givaudan Roure (aus Roche).
Insgesamt lassen die aufgezeigten Argumente die Chemiebranche für das BayerManagement als unattraktiv erscheinen, zumal mit Pharma und Ernährung zwei
hoch innovative und wachstumsstarke Geschäftsfelder bei Bayer verbleiben.
2.3 Unternehmensporträt Lanxess
Um die Ausgliederung durchzuführen, nimmt Bayer einen Equity-Carve-Out vor
und gliedert die nicht mehr erwünschten Teile des Chemie- und des
Polymergeschäfts in eine Tochtergesellschaft aus. Diese erhält den Namen
„Lanxess GmbH“ und kommt auf rund 20.000 Mitarbeiter (Rest-Bayer: 95.000)
und sechs Mrd. € Umsatz (23 Mrd. €). Lanxess gliedert sich in die
Geschäftsbereiche Performance Rubber (Kautschuk- und Gummiprodukte),
Engineering
Plastics
(Kunststoffe),
Performance
Chemicals
(chemische
Zwischenprodukte) und Chemical Intermediates (Industrie- und Feinchemikalien).
Eine detaillierte SWOT- Analyse (Strengths-Weaknesses-Opportunities-Threats)
im Anhang B soll Chancen und Risiken der neuen Lanxess GmbH zeigen.2
2.4 Aufgabenstellung
Nachdem die Ausgliederung der meisten operativen und rechtlichen Aspekte
schon fortgeschritten ist und der Kapitalmarkt eine baldige Lösung für die Zukunft
von Lanxess erwartet, steht das Management von Bayer im Sommer 2004 vor
einer wichtigen Entscheidung: Lanxess soll entweder durch eine Neuemission
von Aktien (IPO), einen Verkauf an Dritte (Trade Sale) oder einen Spin-Off von
Bayer getrennt werden. Dabei hat der Vorstand den Wunsch nach einem
schnellen Prozess und einer vollständigen Trennung von Bayer.
2
Vgl. Kaufmann/Michel/Dachsel/Giesecke/Franke/Kuhlo (2006), S. 4-9.
4
Damit ergibt sich als Aufgabenstellung die Bewertung der Lanxess GmbH, die
Vorstellung und detaillierte Analyse der drei Exit-Strategien IPO, Trade Sale und
Spin-Off, die Entscheidung für eine Strategie sowie deren Implementierung. Der
entsprechende Aufbau der Arbeit ist am Ende der Einleitung dargelegt.
3 Unternehmensbewertung von Lanxess
In
nachfolgendem
Kapitel
erfolgt
zunächst
eine
Einführung
in
die
unterschiedlichen Bewertungskonzepte, die in der Praxis eingesetzt werden. Dies
erfordert eine Systematisierung der in Literatur und Theorie vorherrschenden
Verfahren. Im Anschluss daran wird der Unternehmenswert von Lanxess
ermittelt.
Dazu bedarf
es im
Vorfeld geeigneter
Annahmen bezüglich
Bewertungsstichtag, Unternehmenssteuern und Kapitalkosten. Auf letzteren
Punkt wird detaillierter eingegangen.
3.1 Bewertungsverfahren und Grundlagen der Bewertung
In der Literatur gibt es mehrere unterschiedliche Konzepte zur Berechnung des
Wertes eines Unternehmens. Neben Einzelbewertungsverfahren (EBV) und
Gesamtbewertungsverfahren (GBV) existieren Mischverfahren, die die auf der
Grundlage von Einzel- und Gesamtbewertung ermittelten Werte kombinieren.3 In
der Praxis haben sich jedoch insbesondere die GBV etabliert. Das Unternehmen
wird hier als eine Bewertungseinheit betrachtet und nicht wie bei den EBV in
seine Bestandteile (Vermögensgegenstände und Schulden) unterteilt. Zudem
wird der Unternehmenswert bei den GBV durch den Gesamtbetrag bestimmt, der
aus dem Unternehmen zukünftig zu erwarten ist (Zukunftserfolgswerte) und nicht
auf der Grundlage von Buchwerten aus Bilanz oder Inventar (Substanzwerte) zu
einem bestimmten Stichtag. Es wird also von der Fortführung des Unternehmens
ausgegangen, wohingegen bei den EBV Liquidations- oder Reproduktionswerte
zur Ermittlung des Unternehmenswertes herangezogen werden. Die GBV
basieren in der Regel auf dem Barwertprinzip.4 Zur Bewertung von Lanxess
werden im Folgenden ausschließlich Gesamtbewertungsverfahren eingesetzt.
3
Vgl. Ballwieser (2007), S. 8-10.
4
Vgl. Kuhner/Maltry (2006), S. 31-68.
5
Abbildung 1: Überblick über die verwendeten Bewertungsverfahren.
Zunächst wird der Wert von Lanxess anhand der Discounted Cash Flow (DCF)
Methode ermittelt. Sie ist eine der dominierenden Verfahren, die in Deutschland
primär von Unternehmensberatungen und Investmentbanken eingesetzt wird.5
Die
DCF-Methode
basiert
auf
der
modernen
amerikanischen
Finanzierungtheorie. Es wird der Barwert (Present Value) der zukünftigen
Zahlungsströme
(Cash
Flows)
an
das
Unternehmen
berechnet.
Man
unterscheidet bei den DCF-Verfahren zwischen Brutto- und Nettoansatz (EntityApproach bzw. Equity Approach). Bei der Bruttomethode werden die Free Cash
Flows (FCFs) herangezogen, d. h. sämtliche Einzahlungsüberschüsse, die zur
Befriedigung der Ansprüche der Fremd- und Eigenkapitalgeber verwendet
werden. Gleiches geschieht beim Total Cash Flow (TCF) Ansatz, nur dass hier
der Steuervorteil des Fremdkapitals (das sog. Tax Shield) unterschiedlich
berücksichtigt wird. Diskontiert wird jeweils mit einem Mischzinsfuß, dem
Weighted
Average
Cost
of
Capital
(WACC),
der
den
gewichteten
Durchschnittskosten von Eigen- und Fremdkapital entspricht. Der so ermittelte
Barwert stellt den Gesamunternehmenswert (Enterprise Value) dar. Nach Abzug
des Marktwertes des Fremdkapitals erhält man den Marktwert des Eigenkapitals
(Equity
Value).
Beim
Nettoansatz
dagegen
wird
unmittelbar
der
Unternehmenswert aus Sicht der Eigenkapitalgeber (Equity Value) mithilfe der
Flows to Equity (FTE) bestimmt, d. h. der Zahlungsüberschüsse nach Abzug der
Zinsen auf das verzinsliche Fremdkapital sowie Aufnahme bzw. Tilgung von
Fremdkapital.6 Es wird direkt mit dem Eigenkapitalkostensatz diskontiert. Tabelle
1 stellt die verschiedenen DCF-Verfahren gegenüber. Wesentlicher Unterschied
zwischen den genannten Verfahren ist die unterschiedliche Berücksichtigung der
Steuerersparnis auf die Fremdkapitalzinsen.
5
Vgl. Schultze (2003), S. 71.
6
Vgl. Schultze (2003), S. 89-95.
6
Entity Approach
FCF-Ansatz
Kapitalkosten
WACC (netto)
Berücksichtigung
des Tax Shield
Weiteren
TCF-Ansatz
FTE-Ansatz
FCF vor Zinsaufwand
Nach fiktiven Steuern
Nach tatsächlichen
(Brutto-FCF)
Steuern (TCF)
Diskontierte
Zahlungsströme
Des
Equity Approach
FCF nach Zinsaufwand
Nach tatsächlichen
Steuern (Netto-FCF)
EK-Kostensatz
WACC (brutto)
(verschuldetes
Unternehmen)
In den Cashflows (Zähler)
In den Kapitalkosten
(Nenner)
Tabelle 1: Systematisierung der DCF-Verfahren.
kann
der
Unternehmenswert
von
Lanxess
mithilfe
der
Residualgewinnmethode bestimmt werden. Dieses Verfahren beruht auf der
Bewertung von Überrenditen, d. h. von Zahlungsüberschüssen nach Bedienung
der Kapitalkosten. Das Residualgewinn-Modell wurde 1955 von Wolfgang Lücke
als Alternative zu einer auf Cash Flows basierten Investitionsrechnung
eingeführt.
Das
Lücke-Theorem
besagt,
dass
der
Kapitalwert
der
Residualgewinne dem Kapitalwert der Zahlungsüberschüsse entspricht, sofern
das Kongruenzprinzip der dynamischen Bilanz erfüllt ist. Darunter versteht man
den Umstand, „dass alle nicht durch Entnahmen und Einlagen herbeigeführten
Änderungen des Eigenkapitals über die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
geführt werden und damit auch zu einer Veränderung des Gewinns führen.“7 Die
Residualgewinnmethode dient eigentlich eher als Controllinginstrument der
wertorientierten Unternehmenssteuerung und zur Performancemessung von
Geschäftsbereichen. Nichtsdestotrotz erhält sie zunehmend Einzug in die
Bewertungspraxis.
Empirische
Residualgewinnbewertung
ein
Untersuchungen
höherer
zeigen,
dass
Erklärungsgehalt
der
von
Unternehmenswerten am Kapitalmarkt zukommt.8 In der Theorie wird zwischen
Brutto- und Nettomethode unterschieden, wobei letztere in der Praxis kaum
verwendet wird. Das von der Beratungsfirma Stern/Stewart vermarktete Konzept
„Economic Value Added“ (EVA) stellt nichts anderes als eine nach der
Bruttomethode durchgeführte Residualgewinnbewertung dar:9
πΊπ‘ˆπ‘Š0 = 𝐺𝐾0 + ∑∞
𝑑=1
𝐸𝐡𝐼𝑇𝑑 (1−𝑠)−π‘Ÿπ‘Šπ΄πΆπΆ 𝐺𝐾𝑑−1
(1+π‘Ÿπ‘Šπ΄πΆπΆ )𝑑
𝐸𝑉𝐴𝑑
= 𝐺𝐾0 + ∑∞
𝑑=1 (1+π‘Ÿ
π‘Šπ΄πΆπΆ )
𝑑
.
(1)
Abschließend wird zur Plausibilitätskontrolle der auf Basis oben beschriebener
Bewertungsverfahren
ermittelten
Unternehmenswerte
für
Lanxess,
eine
Bewertung via Multiples durchgeführt. Die Multiple-Bewertung stellt eine sehr
einfache Bewertungsmethodik dar und basiert grundsätzlich auf Vergleichen.
Andere Unternehmen der gleichen Branche werden als Vergleichsobjekte
7
Schultze (2003), S. 110.
8
Vgl. Schultze (2003), S. 141.
9
Vgl. Schultze (2003), S. 110-113.
7
herangezogen und die Übertragung von deren Werte auf das Bewertungsobjekt
(hier Lanxess) erfolgt unmittelbar und nicht durch Diskontierung. Im Grunde ist
der so ermittelte Wert von Lanxess eine grobe Schätzung, abgeleitet aus
Börsenkursen
oder
anderen
(realisierten)
Marktpreisen
vergleichbarer
Unternehmen. Allgemein gilt folgende Gleichung:
π‘ˆπ‘Šπ΅π‘’π‘€π‘’π‘Ÿπ‘‘π‘’π‘›π‘”π‘ π‘œπ‘π‘—π‘’π‘˜π‘‘ = π‘€π‘’π‘™π‘‘π‘–π‘π‘™π‘–π‘˜π‘Žπ‘‘π‘œπ‘Ÿ × π΅π‘’π‘§π‘’π‘”π‘ π‘”π‘Ÿößπ‘’π΅π‘’π‘€π‘’π‘Ÿπ‘‘π‘’π‘›π‘”π‘ π‘œπ‘π‘—π‘’π‘˜π‘‘ ,
(2)
wobei für den Multiplikator gilt:
π‘€π‘’π‘™π‘‘π‘–π‘π‘™π‘–π‘˜π‘Žπ‘‘π‘œπ‘Ÿ =
π΅π‘’π‘œπ‘π‘Žπ‘β„Žπ‘‘π‘π‘Žπ‘Ÿπ‘’π‘Ÿ π‘ƒπ‘Ÿπ‘’π‘–π‘  𝑑𝑒𝑠 π‘‰π‘’π‘Ÿπ‘”π‘™π‘’π‘–π‘β„Žπ‘ π‘’π‘›π‘‘π‘’π‘Ÿπ‘›π‘’β„Žπ‘šπ‘’π‘›π‘ 
.
π΅π‘’π‘§π‘’π‘”π‘ π‘Ÿöß𝑒 𝑑𝑒𝑠 π‘‰π‘’π‘Ÿπ‘”π‘™π‘’π‘–π‘β„Žπ‘ π‘’π‘›π‘‘π‘’π‘Ÿπ‘›π‘’β„Žπ‘šπ‘’π‘›π‘ 
(3)
Als Bezugsgrößen können z.B. Umsatz, EBITDA, EBIT, KGV oder der
Jahresüberschuss verwendet werden. Man unterscheidet hier in der Praxis
zwischen
Enterprise-Value-Multiples
(führen
zum
Wert
des
Gesamtunternehmens) und Equity-Value-Multiples (führen direkt zum Marktwert
des Eigenkapitals).10
3.2 Bewertungsannahmen und Kapitalkosten
Bevor eine Unternehmensbewertung von Lanxess möglich ist, müssen die
Kapitalkosten (WACC) berechnet werden. Hierfür sind geeignete Annahmen zu
treffen und das aktuelle Marktumfeld (insbesondere Zinsniveau und -erwartung)
mit in das Bewertungskalkül einzubeziehen. Der WACC (after tax) berechnet sich
wie folgt:
𝐹𝐾
𝐸𝐾
π‘Ÿπ‘Šπ΄πΆπΆ = 𝐺𝐾 × π‘ŸπΉπΎ × (1 − 𝑠) + 𝐺𝐾 × π‘ŸπΈπΎ . 11
(4)
Für die Fremd- und Eigenkapitalquote werden Ziel-Marktwerte und keine
Buchwerte verwendet. Die Eigenkapitalkosten π‘ŸπΈπΎ werden mit dem CAPM
ermittelt. Die Gleichung zur Bestimmung der Eigenkapitalkosten lautet:
π‘ŸπΈπΎ = π‘Ÿπ‘“ + (π‘Ÿπ‘€ − π‘Ÿπ‘“ )𝛽𝑗 . 12
(5)
Der risikolose Zins π‘Ÿπ‘“ wird aus der gegebenen Zinsstruktur abgeleitet. Da von
einer
unendlichen
Lebensdauer
des
Unternehmens
ausgegangen
wird,
verwendet man als Referenzzinssatz die Rendite der 30-jährigen deutschen
Bundesanleihe (längste verfügbare Laufzeit), da in der Realität keine
Bundesanleihe mit unendlicher Laufzeit existiert. Geht man von einer zu-pariNotierung aus, ergibt sich ein risikoloser Zins in Höhe von vier Prozent. Die
10
Vgl. Kuhner/Maltry (2006), S. 265-271; Vgl. Löhnert/Böckmann (2002), S. 401-426.
11
Vgl. Schultze (2003), S. 92.
12
Vgl. Copeland/Weston/Shastri (2008), S. 210; Ballwieser (2007), S. 93-94.
8
Marktrendite π‘Ÿπ‘€
wird anhand des MSCI World-Index geschätzt.13 Die
durchschnittliche
zehnjährige
Rendite
bis
zum
Bewertungsstichtag
am
01.01.2004 beträgt 9,5 Prozent. Folglich ergibt sich eine Marktrisikoprämie in
Höhe von 5,5 Prozent. Der Betafaktor von Lanxess π›½πΏπ‘Žπ‘›π‘₯𝑒𝑠𝑠 wird über einen
Peer-Group-Vergleich ermittelt, da Lanxess bis dato nicht an der Börse notiert
war. Dieser beträgt 0,8586 (detaillierte Berechnung siehe Anhang C). In Summe
ergibt sich ein Eigenkapitalkostensatz π‘ŸπΈπΎ in Höhe von 8,72 Prozent. Die
Fremdkapitalkosten
π‘ŸπΉπΎ
werden
unter
der
Annahme
einer
normalen
Zinsstrukturkurve mit einem Risikoaufschlag in Höhe von einem Prozent auf den
risikolosen Zins berechnet (π‘ŸπΉπΎ = π‘Ÿπ‘€ + π‘…π‘–π‘ π‘–π‘˜π‘œπ‘Žπ‘’π‘“π‘ π‘β„Žπ‘™π‘Žπ‘”). Folglich muss Lanxess
fünf Prozent auf sein verzinsliches Fremdkapital bezahlen. Damit lassen sich die
gewichteten Kapitalkosten berechnen. Bei einer Ziel-FK-Quote von 46,9 Prozent
und einer Ziel-EK-Quote von 53,1 Prozent sowie einem Unternehmenssteuersatz
von 39 Prozent ergibt sich der WACC (after tax) zu:
π‘Ÿπ‘Šπ΄πΆπΆ = 0,469 × 0,05 × (1 − 0,39) + 0,531 × 0,0872 = 0,0606 ≈ 6,06%.
3.3 Ermittlung des Unternehmenswerts von Lanxess
3.3.1
Discounted Cash Flow Bewertung
Auf Basis der soeben ermittelten Kapitalkosten erfolgt nun die Berechnung des
Unternehmenswertes von Lanxess. Es wird die DCF-Methode angewandt, um
Enterprise Value und Equity-Value zu ermitteln. Als Bewertungsstichtag wird der
01.01.2004 festgesetzt. Das grundsätzliche Vorgehen bei der Bewertung nach
dem Entity-Approach erfolgt wie folgt definiert:
πΆπ‘Žπ‘ β„Žπ‘“π‘™π‘œπ‘€π‘‘
𝑑
π‘Šπ΄πΆπΆ )
πΈπ‘žπ‘’π‘–π‘‘π‘¦ π‘‰π‘Žπ‘™π‘’π‘’0 = ∑𝑑=5
𝑑=1 (1+π‘Ÿ
+ π‘‡π‘’π‘Ÿπ‘šπ‘–π‘›π‘Žπ‘™ π‘‰π‘Žπ‘™π‘’π‘’ − π‘€π‘Žπ‘Ÿπ‘˜π‘‘π‘€. 𝐹𝐾.
(6)
Nach der Nettomethode (Equity-Approach) ergibt sich der Marktwert des
Eigenkapitals (Equity Value) aus:
πΈπ‘žπ‘’π‘–π‘‘π‘¦ π‘‰π‘Žπ‘™π‘’π‘’0 = ∑𝑑=5
𝑑=1
πΆπ‘Žπ‘ β„Žπ‘“π‘™π‘œπ‘€π‘‘ −𝑍𝑖𝑛𝑠𝑒𝑛𝑑
(1+π‘ŸπΈπΎ )𝑑
+ π‘‡π‘’π‘Ÿπ‘šπ‘–π‘›π‘Žπ‘™ π‘‰π‘Žπ‘™π‘’π‘’.
(7)
Als Basis zur Ermittlung der unterschiedlichen Cash Flows dient eine
Kapitalflussrechnung
(siehe
Anhang
D).
Darauf
aufbauend
kann
der
Unternehmenswert bestimmt werden. Exemplarisch ergibt sich nach dem
Bruttoansatz mit Free Cash Flows ein Unternehmenswert (Equity Value) für
Lanxess in Höhe von 1,7 Mrd. Euro (siehe Tabelle 2). Für eine detaillierte
Berechnung nach dem TCF-Ansatz und dem FTE-Ansatz siehe Anhang E und F.
13
Vgl. Bloomberg (2010).
9
Die Bewertung nach der Residualgewinnmethode befindet sich ebenfalls im
Anhang (Anhang G).
Periode
2004
2005
1
2
Free Cash Flow (brutto)
Barwertfaktor
2006
2007
ab 2008
4
5
3
132
49
93
217
213
0,9428
0,8890
0,8381
0,7902
13,0360
124
44
78
172
2.781
Barwert BFCF
Enterprise Value
3.199
Marktwert FK
1.500
Equity Value
1.699
Tabelle 2: Unternehmenswert von Lanxess nach der DCF-Methode mit Brutto-FCFs.
Der Marktwert des FK ergibt sich aus 46,9 Prozent vom ermittelten Enterprise
Value. Als Diskontierungszins muss der WACC nach Steuern verwendet werden.
3.3.2
Multiple Bewertung
Im Falle von Lanxess wurde aufgrund der vorhandenen Datenbasis auch eine
EBITDA-Multiple Bewertung durchgeführt. Dazu wurden für die einzelnen
Geschäftsbereiche
von
Lanxess
(Chemical
Intermediaries,
Performance
Chemicals, Engineering Plastics, Performance Rubber) die Multiples anhand der
Peer-Group-Daten, gewichtet nach Überlappung, berechnet. Die so ermittelten
Enterprise Values der Geschäftsbereiche ergeben aufsummiert den Enterprise
Value für Lanxess. Nach Abzug des Marktwertes des Fremdkapitals ergibt sich
ein Unternehmenswert (Equity Value) in Höhe von 1,4 Mrd. Euro (Siehe Anhang
H für die detaillierte Berechnung).
3.3.3
Sensitivitätsanalyse
Führt man abschließend eine Sensitivitätsanalyse durch, in dem man die
Einflussfaktoren auf die Unternehmensbewertung variiert, ergeben sich nach
Tabelle 3 folgende Unternehmenswerte für Lanxess:
Faktor
Schwankungsbreite
FK-Satz
4,25%
4,50%
4,75%
5,00%
6,00%
7,00%
7,50%
Equity Value
1.767
1.750
1.721
1.699
1.615
1.539
1.504
EK-Satz
7,00%
8,00%
8,50%
8,72%
9,00%
10,00%
11,00%
Equity Value
2.028
1.824
1.735
1.699
1.655
1.513
1.392
Marktrendite
7,50%
8,50%
9,00%
9,50%
10,00%
11,00%
12,00%
Equity Value
2.026
1.849
1.771
1.699
1.632
1.511
1.407
Risikoloser Zins
3,00%
3,50%
3,75%
4,00%
4,25%
4,50%
4,75%
Equity Value
1.722
1.710
1.704
1.699
1.693
1.687
1.682
33,00%
35,00%
37,00%
39,00%
40,00%
42,50%
45,00%
Steuersatz
10
Equity Value
1.815
1.777
1.738
1.699
1.679
1.628
1.576
Betafaktor
0,60
0,70
0,80
0,86
0,95
1,10
1,30
Equity Value
1.962
1.852
1.752
1.699
1.621
1.506
1.375
WACC (netto)
4,00%
5,00%
5,50%
6,06%
7,00%
8,00%
9,00%
Equity Value
2.655
2.092
1.888
1.699
1.451
1.252
1.098
Tabelle 3: Sensitivitätsanalyse auf Basis der DCF-Bewertung mit Brutto-FCFs.
Es zeigt sich, dass der Unternehmenswert am stärksten auf Veränderungen der
gewichteten Kapitalkosten (WACC netto) reagiert. Dies deckt sich mit
empirischen Befunden. Die grau schraffierte Spalte kennzeichnet die
Ausgangssituation.
11
4 Handlungsoptionen zur Abspaltung von Lanxess
Dem Vorstand von Bayer stehen drei Handlungsoptionen zur Verfügung, um
Lanxess von Bayer abzuspalten. Eine Trennung kann durch die Durchführung
eines Initial Public Offering (IPO), eines Trade Sale oder eines Spin-Off erfolgen.
Im Folgenden werden die drei Strategien ausführlich dargestellt und ihre Vor- und
Nachteile
herausgearbeitet.
Schließlich
wird
eine
Handlungsempfehlung
basierend auf einer detaillierten Vorteilhaftigkeitsanalyse ausgesprochen und das
Ergebnis mittels Sensitivitätsanalysen überprüft.
4.1 Definition der möglichen Exit-Strategien
4.1.1
IPO
Bei einem IPO handelt es sich im Allgemeinen um das erste Angebot von Aktien
eines Unternehmens am organisierten Kapitalmarkt. Die Unternehmung muss
hierfür der juristischen Rechtsform einer Aktiengesellschaft entsprechen. Durch
den Börsengang ändert sich in der Regel auch die Eigentümerstruktur. Die
vorherigen Eigentümer verkaufen ihre Unternehmensanteile durch den IPO an
Investoren am Kapitalmarkt; man spricht hier vom sog. „Cash out“ der
bestehenden Anteilseigner.14 Die Erlöse, die aus dem Kauf der Aktien durch
Investoren entstehen, fließen dabei den alten Eigentümern zu.
Der Prozess der Vorbereitung und Durchführung eines IPO ist sehr komplex und
langwierig. Zunächst muss ein Underwriter – in der Regel eine Investmentbank –
bestimmt werden, der den Prozess beratend begleitet. Zunächst werden Fragestellungen
z.B.
bezüglich
des
künftigen
Börsenplatzes,
möglicher
Indexzugehörigkeit oder der gewünschten Eigentümerstruktur geklärt. Im
Anschluss wird eine ausführliche Due Diligence durchgeführt und ein
Emissionsprospekt mit der Equity Story für potentielle Investoren erstellt. Ebenso
sind regulatorische Anforderungen
zu klären.
Nach
Fertigstellung
aller
Informationsmaterialien für Investoren folgen Roadshows in den großen
Finanzmetropolen, wo das Management detailliert die Strategie und die Ziele der
Unternehmung vorstellt und um potentielle Investoren wirbt. Danach nimmt der
Underwriter erste Kaufanträge für Aktien in seine Bücher. Bei großen
institutionellen Investoren muss jedoch aufgrund der Verhandlungsmacht der
Investoren ein Underpricing, d.h. ein Abschlag auf den Zielaktienkurs, in Kauf
genommen werden. Nach Abschluss dieser Prozesse werden die Aktien an der
Börse gelistet und die Unternehmung, in diesem Fall die neue Lanxess AG, ist
14
Vgl. Brealey/Myers/Marcus (2009), S. 418-423.
12
„public“ gegangen. Ein IPO dauert, je nach Vorbereitung, insgesamt ca. sechs bis
zwölf Monate.
4.1.2
Trade Sale
Unter einem Trade Sale versteht man den Verkauf eines ganzen Unternehmens
oder Unternehmensteils an einen Finanz- oder strategischen Investor. Ein Trade
Sale kann entweder durch Verhandlungen mit allen potentiellen Käufern oder
durch exklusive Verhandlungen mit einem Interessenten abgewickelt werden.
Bei ersterem muss zunächst eine breite Suche nach potentiellen Investoren
durchgeführt werden. Hier bildet sich durch erste indikative Preisrückmeldungen
ein
engerer
Interessentenkreis,
der
detaillierte
Informationen
über
das
entsprechende Unternehmen erhält. Ein Kernmerkmal dieses Vorgehens liegt in
dem Wettbewerbscharakter, der zu höheren Verkaufspreisen führen kann.
Dagegen kann bei einem Verkauf durch exklusive Verhandlungen kein
Wettbieten stattfinden, allerdings dringen auch weniger Unternehmensinterna
nach außen.15
4.1.3
Spin-Off
Ein Spin-Off wird häufig zur Abspaltung von Unternehmensteilen, die in ein
eigenständiges Unternehmen transformiert werden sollen, herangezogen. Die
Eigentümer des alten Unternehmens erhalten anteilig Aktien des neuen
Unternehmens. Somit ändert sich die Eigentümerstruktur des Unternehmens bei
einem Spin-Off nicht. Dies bedeutet auch, dass die Muttergesellschaft keine
Erlöse aus der Abspaltung erhält. Ein Hauptgrund für die Durchführung eines
Spin-Offs liegt in der Reduzierung der Komplexität der Unternehmensstruktur –
so sollen z.B. forschungsstarke Unternehmensteile von Konzernfesseln befreit
wachsen können. Auch kann sich das Management des Mutterkonzerns besser
auf seine Kerngeschäfte konzentrieren.16 Anhang I verdeutlicht den Unterschied
der Eigentümerstruktur bei der Abspaltung durch einen Spin-Off bzw. einen IPO.
4.2 Vor- und Nachteile der Exit-Strategien
4.2.1
Zum
Kriterien zur Beurteilung der Strategien
Vergleich
der
verschiedenen
Exit-Strategien
werden
die
Entscheidungskriterien Prozessdauer und Komplexität, die Vollständigkeit der
Abspaltung Lanxess von Bayer, ein mögliches Scheitern der Transaktion nach
15
Vgl. Kaufmann/Michel/Dachsel/Giesecke/Franke/Kuhlo (2006), S. 10-12.
16
Vgl. Brealey/Myers/Marcus (2009), S. 605-606.
13
der Entscheidung für eine Strategie, die Erlöse und Kosten durch die
Transaktion, die Preisgabe von Unternehmensinformationen und der Fortbestand
der zukünftigen Lanxess, betrachtet.
Diese vielschichtige Betrachtung ermöglicht eine detaillierte Analyse der
einzelnen Strategien und eine fundierte Entscheidung für eine dominante
Strategie, welche in Kapitel 4.3 ausführlich dargestellt wird.
4.2.2
Gewichtung von Entscheidungskriterien
Zunächst ist es von entscheidender Bedeutung, die Relevanz der einzelnen
Kriterien für die spätere Vorteilhaftigkeitsanalyse festzulegen. Dabei sollen die
vorgestellten sieben Kriterien entsprechend der Bedeutung für den Vorstand
gewichtet werden. Eine mögliche Gewichtung ergibt sich nach Tabelle 3. Hierbei
wurden folgende Annahmen getroffen: Prozessdauer und eine vollständige
Abspaltung sind als Priorität festgelegt. Beide Kategorien sollten 1,5-mal so
wichtig wie Erlöse plus Kosten, doppelt so bedeutend wie das Transaktionsrisiko
und viermal so wichtig wie die Informationspreisgabe bzw. der Fortbestand von
Lanxess sein. Zur Plausibilisierung der Gewichte erfolgen in Kapitel 4.3.2
verschiedene Sensitivitätsanalysen.
Kriterium
Gewicht
Kriterium
Gewicht
4.2.3
Prozessdauer und
Vollständigkeit der
Erlöse
Komplexität
Abspaltung
0,275
0,275
0,12
Sicherheit der
Fortbestand von
Informationspreisgabe
Durchführung
Lanxess
0,135
0,065
0,065
Tabelle 3: Gewichte der Entscheidungskriterien.
Kosten
0,065
1
Vor- und Nachteile der verschiedenen Exit-Strategien
Prozessdauer und Komplexität:
Durch
den
kapitalmarktseitigen
Druck
auf
eine
zügige
Auflösung
der
Konglomeratsstruktur stellt die schnelle Umsetzung der Abspaltung von Lanxess
ein wichtiges Kriterium für das Bayer-Management dar. Der langwierige und sehr
komplexe Prozess zeigt hier die Nachteiligkeit eines IPO. Ein Trade Sale mit
vielen potentiellen Käufern kann bei mehreren Verkaufsrunden ebenfalls sehr
zeitintensiv sein. Ein exklusiver Trade Sale und der Spin-Off dagegen sind nach
diesem Kriterium die bevorzugten Exit-Strategien.17
Vollständigkeit der Abspaltung:
Dieses Kriterium resultiert ebenfalls aus „Wünschen“ des Kapitalmarktes. Ein
Konglomeratsabschlag kann nur bei einer vollständigen Abspaltung von Lanxess
aufgehoben werden. Diese wird am ehesten durch einen Spin-Off realisiert, da
17
Vgl. Kaufmann/Michel/Dachsel/Giesecke/Franke/Kuhlo (2006), S. 9-12.
14
hier genau die gewünschten Teile ausgegliedert und als eigenständiges
Unternehmen an die Börse gebracht werden können. Das gleiche trifft für einen
IPO zu, allerdings könnte Bayer hier durch etwaige Mindesthaltepflichten
gezwungen sein, zunächst noch Aktien von Lanxess für einen begrenzten
Zeitraum zu halten. Bei einem Trade Sale besteht u.U. die Gefahr, dass die
Käuferseite von einem kompletten Kauf von Lanxess absieht. Insbesondere bei
exklusiven Verhandlungen hat Bayer eine schwächere Position gegenüber dem
Käufer.
Mögliches Scheitern der Transaktion:
Hat Bayer sich auf eine Exit-Strategie verständigt, würde ein Scheitern sehr
negativ von den Kapitalmärkten aufgenommen und die Fähigkeiten des
Managements in Frage gestellt werden. Auch bei diesem Kriterium bietet der
Spin-Off Vorteile, da hier nur noch die Hauptversammlung ihr Einverständnis
geben muss. Die Transaktion IPO ist sehr stark vom Kapitalmarktumfeld und der
gesamtwirtschaftlichen Situation abhängig. Durch äußere Einflüsse (Bspw.
Terroranschläge,
Einbrüche
in
der
Gesamtwirtschaft)
kann
sich
das
Investitionsklima schnell verschlechtern und es wird schwierig, Investoren für
eine Neuemission zu finden. Bei einer Abspaltung mittels Trade Sale besteht das
Risiko, dass sich Käufer unerwartet zurückziehen.
Erlöse aus der Transaktion:
Aus Shareholderperspektive ist diese Dimension weniger von Bedeutung, da der
Wert des Investments durch alle Exit-Strategien im Grunde gleich bleibt. Für das
Management dagegen stellen Erlöse eine wichtige Komponente für künftige
Entscheidungen
dar,
da
so
Investitionen,
z.B.
wichtige
strategische
Akquisitionen, ermöglicht werden. Hier ist der Trade Sale die beste Alternative,
da häufig Aufschläge auf den ermittelten Unternehmenswert gezahlt werden. Bei
einem IPO muss dagegen ein Underpricing gewährt werden, das je nach
Marktsituation hoch oder gering ausfallen kann.18 Der Spin-Off führt zu keinerlei
Erlösen für Bayer. Eine detailliertere Betrachtung der Erlöse bei Durchführung
eins IPO oder Trade Sale sind in Anhang J dargestellt.
Kosten durch die Transaktion:
Unabhängig von den Erlösen fallen je nach Exit-Strategie unterschiedliche
Kosten (hauptsächlich für Corporate Finance-Beratung) an. Die geringsten
Kosten weisen Trade Sale und Spin-Off auf. Im Vergleich hierzu ist ein IPO
18
Vgl. Tirole (2006), S.92-94.
15
aufgrund seiner Länge und Komplexität deutlich teurer. Etwa 7% des IPO Erlöses
müssen hierbei dem Underwriter zugesprochen werden.19
Informationspreisgabe:
Diese Dimension enthält den Verlust von Unternehmensinformationen an Externe
unter
Verfolgung
einer
jeweiligen
Exit-Strategie.
Durch
Preisgabe
von
Insiderinformationen können Wettbewerber gestärkt werden. Besonders bei
einem Trade Sale mit mehreren Interessenten besteht ein erhöhtes Risiko des
Informationsverlustes an Konkurrenten und Marktteilnehmer. Auch bei einem IPO
werden potentiellen Investoren durch Roadshows und über das Prospektus
Informationen über das Unternehmen unterbreitet.20 All dies ist bei einem SpinOff nicht der Fall.
Fortbestand von Lanxess:
Dieses Kriterium bezieht sich auf das operative Geschäft von Bayer und
Lanxess, wo Lanxess einer der größten Lieferanten für Bayer ist. Weiterhin
betreiben Bayer und Lanxess gemeinsam einen Chemiepark in Leverkusen.
Durch einen Wegfall von Lanxess könnten hier kostspielige Überkapazitäten
entstehen. Durch die identische Eigentümerstruktur von Lanxess nach einem
Spin-Off ist davon auszugehen, dass die Interessen der Shareholder identisch
sind. Bei einem IPO kann es zu einer strategischen Änderung der
Geschäftsfelder von Lanxess, ausgelöst durch neue Eigentümerstrukturen,
kommen. Der Verkauf über einen Trade Sale birgt immer das Risiko, dass der
Investor nach dem Kauf mit Lanxess andere Interessen verfolgt, als bei den
Verkaufsverhandlungen geäußert. Beispielsweise ist eine weitere Aufspaltung
von Lanxess denkbar. Darüberhinaus könnte Bayer aus ethischen Aspekten an
einem Fortbestand von Lanxess interessiert sein, insbesondere was den Erhalt
der Arbeitsplätze betrifft.
4.3 Detaillierte Vorteilhaftigkeitsanalyse
4.3.1
Entscheidung für eine dominante Exit-Strategie
Die in Kapitel 4.2.3 ausgeführten Vor- und Nachteile der drei Exit-Strategien
werden mit einer fünfstufigen Skala (von 1 = sehr negativ bis 5 = sehr positiv)
bewertet. Um nun eine Entscheidung für eine Exit-Strategie zu treffen, wird eine
Vorteilhaftigkeitsanalyse angewandt, wie sie in Tabelle 4 dargestellt ist. Die
einzelnen Handlungsoptionen werden gemäß der in Kapitel 4.2.1 eingeführten
19
Vgl. Tirole (2006), S.92-93.
20
Vgl. Tirole (2006), S.92.
16
Entscheidungskriterien verglichen. Im Ergebnis zeigt sich die Dominanz der
Strategie Spin-Off. Dieser ist dem IPO und dem Trade Sale deutlich überlegen
und sollte folglich durchgeführt werden, um Lanxess endgültig von Bayer
abzuspalten.
Entscheidungskriterium
Gewichtung
IPO
Trade Sale
Spin-Off
Prozessdauer und Komplexität
0,275
2
3
4
Vollständigkeit der Abspaltung
0,275
4
4
5
Erlöse
0,120
4
5
1
Kosten
0,065
3
4
4
Mögliches Scheitern der Transaktion
0,135
3
2
4
Informationspreisgabe
0,065
3
2
5
Fortbestand von Lanxess
0,065
4
3
5
Summe / Gesamt
1
3,185
3,380
4,045
Tabelle 4: Entscheidung für eine Exit-Strategie nach verschiedenen Kriterien.
4.3.2
Sensitivitätsanalysen
Zur Plausibilisierung der Gewichtung der einzelnen Kriterien wird eine
Sensitivitätsanalyse durchgeführt. Beispielhaft bieten sich zwei mögliche
Szenarien an. Zum einen kann das Kriterium „Prozessdauer und Komplexität“,
das vom Vorstand als wichtig eingeschätzt wird und bei dem der Spin-Off
(deutlich) überlegen ist, aus der Entscheidung eliminiert werden und die anderen
Kriterien entsprechend höher gewichtet werden. Trade Sale und IPO werden jetzt
zwar besser, aber dennoch schneidet der Spin-Off am besten ab. Seine
Bewertung verändert sich kaum (detaillierte Darstellung siehe Anhang K):
Strategie
IPO
Trade Sale
Spin-Off
Gesamt
3,594
3,469
4,041
Tabelle 5: Sensitivitätsanalyse: Elimination des Kriteriums Prozessdauer und Komplexität.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Gewichtung der Erlöse, wo IPO und
besonders der Trade Sale ihre großen Stärken haben, stark zu erhöhen: Erst ab
einer Gewichtung der Erlöse von 24%, bei entsprechender Reduktion der
anderen Kriterien, erscheinen Trade Sale und Spin-Off als gleichwertig
(Detailtabelle siehe Anhang K).
Strategie
IPO
Trade Sale
Spin-Off
Gesamt
3,285
3,625
3,625
Tabelle 6: Sensitivitätsanalyse durch Erhöhung der Bedeutung der Erlöse.
Insgesamt kann durch Sensitivitätsanalysen, bei denen die Interessen des
Vorstands teilweise ausgehebelt werden – sowohl durch Variation der Gewichte
als auch durch Elimination einzelner Kriterien – gezeigt werden, dass ein SpinOff nach wie vor die dominierende Exit-Strategie ist und die Vorteilhaftigkeit erst
durch eine starke Änderung der Parameter gedreht wird.
17
5 Dominierende Exit-Strategie und weiteres Vorgehen
Nachdem in Kapitel 4.3.1 ein Spin-Off als zu bevorzugende Exit-Strategie
herausgearbeitet wurde, wird im folgenden Kapitel die weitere Vorgehensweise
bei Durchführung dieser Option dargestellt.
Abbildung 2 zeigt exemplarisch wichtige Meilensteine im Prozess der Umsetzung
des Spin-Offs von Lanxess.
Abbildung 2: Meilensteine bei der Durchführung eines Spin-Offs.
Auf operativer Ebene müssen alle Prozesse auf Seite von Bayer und Lanxess
endgültig entkoppelt und die künftige Organisation klar definiert werden. Sofern
noch nicht geschehen, ist außerdem zu klären, welche relevanten Aspekte von
Bayer noch an Lanxess übergeben werden. Ebenso müssen letzte Fragen z.B.
bezüglich mancher Querschnittsfunktionen oder auch der Beschäftigung von Mitarbeitern gelöst werden. Auch rechtliche Rahmenbedingungen sind im Vorfeld zu
vereinbaren. So müssen detaillierte Nutzungsverträge für den Chemiepark in
Leverkusen und Lieferverträge zwischen Lanxess und Bayer erstellt bzw.
aktualisiert werden.
Neben den operativen Vorbereitungen müssen einige rechtliche und Investor
Relations-Aktivitäten durchgeführt werden. So müssen unternehmensintern alle
Entscheidungsträger auf den bevorstehenden Spin-Off eingestimmt werden und
es muss ein Advisor gewählt werden, der den Spin-Off begleitet. Anschließend
sollte nochmals eine detaillierte Due Diligence durchgeführt werden und die
entsprechende Anzahl von Bezugsverhältnissen geklärt werden. Dazu ist es
auch
erforderlich,
(Finanzierungsstruktur,
sämtliche
Kreditlinien,
ungeklärten
etc.)
in
finanziellen
Sachverhalte
Zusammenarbeit
mit
den
Hausbanken zu erörtern. Wenn die Struktur der Abspaltung und die Implikationen
18
für die Shareholder ausgearbeitet sind, müssen diese über Informationsschriften
und Roadshows über den Spin-Off informiert werden. Vor allem institutionelle
Investoren sind mit besonderer Sorgfalt zu behandeln. Erfolgt eine positive
Abstimmung in der Hauptversammlung, werden die Aktien von Lanxess an die
alten Shareholder allokiert und der Spin-Off ist vollzogen.
19
Anhang
Anhang A: Kursverlauf der Bayer-Aktie und des DAX Anfang der 2000er
Jahre
1) Bayer AG
Abbildung A-1: Verlauf der Bayer-Aktie vom 01.01.2000 bis zum 30.06.2004.
2) DAX
Abbildung A-2: Verlauf des DAX vom 01.01.2000 bis zum 30.06.2004.
20
Anhang B: SWOT-Analyse – Geschäftsfelder der neuen Lanxess AG
Im Jahr 2003 (damals noch Lanxess GmbH) erwirtschaftete Lanxess einen
Umsatz von 6.315 Mio. € bei einem EBITDA von 180 Mio. € und beschäftigte
20.423 Mitarbeiter in 50 Werken in 18 Ländern weltweit. Nachfolgend sei eine
detaillierte SWOT-Analyse der Geschäftssegmente von Lanxess dargestellt.
Performance Chemicals
Beschreibung:
Herstellung von weiterverarbeitenden Chemikalien und chemischen Zwischenprodukten
Geschäftsbereiche (Business Units):
Material Protection Products, Functional Chemicals, Leather, Textile Processing Chemicals, Paper, Rhein Chemie, Rubber Chemicals, Ion Exchange Resins
Mitarbeiter21
Umsatz22
EBITDA
EBITDA-Marge23
4.881
1.925
96
6,8%
Wettbewerber
BASF, Clariant, Ciba, Crompton
Stärken:
Geringe
Abhängigkeit
von
Rohstoffpreisschwankungen,
starke
Marktposition bei Rhein Chemie und Rubber Chemicals
Schwächen:
Schlechte
Marktposition
in
den
anderen
Business
Units
Stark
fragmentierter Markt, hohe Wettbewerbsintensität und Preisdruck
Chancen:
Joint Ventures in China, internationale Diversifikation
Gefahren:
Abhängigkeit von Textil- und Papierindustrie, Billiganbieter aus und
Kundenabwanderung nach Asien.
Chemical Intermediates
Beschreibung:
Herstellung einer Vielzahl von chemischen Produkten; Fokussierung auf Forschung u.
Entwicklung, Produktion und Marketing von Industrie- und Feinchemikalien
Geschäftsbereiche (Business Units):
Basic Chemicals, Fine Chemicals, Inorganic Pigments
Mitarbeiter
Umsatz
EBITDA
EBITDA-Marge
4.059
1.411
119
10,8%
Wettbewerber
BASF, DSM, Rhodia, Elementis
Stärken:
Führende Marktposition der Basic Chemical Unit und Inorganic Pigments
Unit, profitabelstes Geschäftsfeld von Lanxess, günstige Assets-Sales-
21
Stand jeweils Geschäftsjahr 2003.
22
Umsatz und EBITDA in Mio. €.
23
Vor außergewöhnlichen Erträgen und Aufwendungen.
21
Aufteilung (geringes Transaktionsrisiko)
Schwächen:
Starke Abhängigkeit von Bayer als Hauptkunde, geringe Margen in der
Fine Chemicals Unit
Chancen:
Starke Forschung und Entwicklung
Gefahren:
Billiganbieter
aus
und
Kundenabwanderung
nach
Asien,
hohe
Abhängigkeit von Rohstoffpreisen
Engineering Plastics
Beschreibung:
Herstellung von Kunststoffen für Anwendungen im Automobilsektor, der Eltektroindustrie und in
Gebäuden/Wohnungen
Geschäftsbereiche (Business Units):
Styrenic Resins, Semi-Crystalline Products, Fibers
Mitarbeiter
Umsatz
EBITDA
EBITDA-Marge
3.658
1.401
-14
1,6%
Wettbewerber
BASF, DSM, UBE, Dow Chemical
Stärken:
Vertikale Integration bei Semi-Crystalline-Produkten
Schwächen:
Preisdruck, geringste Profitabilität innerhalb Lanxess
Chancen:
Mögliche Joint Ventures in Asien, wenig umkämpfte Märkte in Europa
und den USA
Gefahren:
Billiganbieter aus und Kundenabwanderung nach Asien, Abhängigkeit
von der Automobilbranche, Rohstoff- und Währungsrisiken
Performance Rubber
Beschreibung:
Herstellung von Gummi für Gebäude, Fahrzeuge, Autoreifen, Schuhe und die Elektroindustrie
Geschäftsbereiche (Business Units):
Butyl Rubber, Polybutadiene Rubber, Technical Rubber Products
Mitarbeiter
Umsatz
EBITDA
EBITDA-Marge
2.999
1.375
4
2,6%
Wettbewerber
Dow Chemical, DSM, JSR, Zeon
Stärken:
Geographische
Diversifikation,
starke
Marktposition,
langfristige
Lieferverträge
Schwächen:
Verhandlungsmacht der Kunden im Automobilsektor, Preisdruck
Chancen:
Erschließung neuer Kundenkreise und Märkte
Gefahren:
Steigende Materialkosten
Tabelle B-1: Detaillierte SWOT-Analyse der Geschäftsfelder von Lanxess.
22
Anhang C: Ermittlung des Betafaktors von Lanxess
Anteil der Geschäftseinheiten an Lanxess gemessen am Umsatz im
Geschäftsjahr 2003:
Geschäftseinheit
Umsatz in Mio. EUR
Anteil in %
Chemical Intermediates
1.411
23,09%
Performance Chemicals
1.925
31,50%
Engineering Plastics
1.401
22,92%
Performance Rubber
1.375
22,50%
Lanxess
6.112
100,00%
Tabelle C-1: Geschäftseinheiten nach Umsatz gewichtet.
Betas der unmittelbaren Konkurrenten (Peer Group) und Überlappung mit den
jeweiligen Segmenten von Lanxess:
Beta Factor
Overlap with
segment
BASF
0,98
75,80%
DSM
0,73
26,30%
Rhodia
1,48
26,30%
Elementis
0,80
24,20%
BASF
0,98
57,00%
Clariant
0,99
37,00%
Ciba SC
0,70
42,00%
Crompton
1,07
15,00%
BASF
0,98
90,00%
DSM
0,73
37,00%
UBE
0,63
37,00%
Dow Chemical
0,72
53,00%
Dow Chemical
0,72
64,50%
DSM
0,73
36,00%
JSR
0,60
28,50%
Peer Group
Chemical Intermediates
Performance Chemicals
Engineering Plastics
Performance Rubber
Zeon Corp
0,67
64,50%
Tabelle C-2: Betafaktoren und Überlappung der Peer-Group.
Der Betafaktor für die einzelnen Geschäftsbereiche ergibt sich durch Gewichtung
der Betas der Peers mit dem Überlappungsgrad:
π›½πΆβ„Žπ‘’π‘š.πΌπ‘›π‘‘π‘’π‘Ÿ. =
0,98 × 0,758 + 0,73 × 0,263 + 1,48 × 0,263 + 0,8 × 0,242
= 0,9945
0,758 + 0,263 + 0,263 + 0,242
π›½π‘ƒπ‘’π‘Ÿπ‘“.πΆβ„Žπ‘’π‘š. =
0,98 × 0,57 + 0,99 × 0,37 + 0,7 × 0,42 + 1,07 × 0,15
= 0,9135
0,57 + 0,37 + 0,7 + 0,15
23
𝛽𝐸𝑛𝑔𝑖𝑛.π‘ƒπ‘™π‘Žπ‘ π‘‘. =
π›½π‘ƒπ‘’π‘Ÿπ‘“.𝑅𝑒𝑏. =
0,98 × 0,9 + 0,73 × 0,37 + 0,63 × 0,37 + 0,72 × 0,53
= 0,8142
0,9 + 0,37 + 0,37 + 0,53
0,72 × 0,645 + 0,73 × 0,36 + 0,6 × 0,285 + 0,67 × 0,645
= 0,6875
0,645 + 0,36 + 0,285 + 0,645
Das Beta für Lanxess ergibt sich aus der Summe der Betas der einzelnen
Geschäftsbereiche, gewichtet nach Umsatz:
π›½πΏπ‘Žπ‘›π‘₯𝑒𝑠𝑠 = 0,9945 × 0,2309 + 0,9135 × 0,315 + 0,8142 × 0,2292 + 0,6875 × 0,225 = 0,8586
Anhang D: Kapitalflussrechnung von Lanxess
Periode
EBIT
200424
2005
2006
2007
1
2
3
4
ab
2008
5
67
197
269
325
335
-26
-77
-105
-127
-131
41
120
164
198
204
Abschreibungen/ Zuschreibungen
342
309
309
309
309
Erhöhung/Verm. Pensionsrückstellungen
-27
0
0
0
0
Operativer Brutto Cash Flow
356
429
473
507
513
Veränderungen des Nettoumlaufvermögens
-10
-100
-100
0
0
6
0
0
0
0
-220
-280
-280
-290
-300
132
49
93
217
213
30
30
30
27
23
Total Cash Flow
162
79
123
244
236
Aufnahme/Tilgung verzinsliches Fremdkapital
-47
0
0
0
0
Zinsaufwand
-77
-77
-77
-68
-58
46
176
178
Adaptierte Steuern 39%
NOPLAT
Mittelab- bzw. zuflüsse aus (Des-)Investitionen
Capex
Free Cash Flow (Brutto)
Tax Shield (Steuerersparnis aus FK-Zinsen)
Free Cash Flow (Netto) / Flow to Equity
38
2
Tabelle D-1: Kapitalflussrechnung von Lanxess.
24
In 2004 wird ebenso ein Steuersatz in Höhe von 39% unterstellt (daher Abweichung des NettoFCF in 2004 zu Plandaten aus Case um 33 Mio. EUR).
24
Anhang E: DCF-Bewertung mit Total Cash Flows (TCF)
2004
2005
2006
2007
ab 2008
1
2
3
4
5
Periode
Total Cash Flow
Barwertfaktor
162
79
123
244
236
0,9348
0,8738
0,8168
0,7636
10,9447
151
69
101
186
2.583
Barwert TCF
Enterprise Value
3.090
Marktwert FK
1.449
Equity Value
1.641
Tabelle E-1: Bewertung mit TCF.
Bei der Bewertung mit Total Cash Flows erfolgt die Diskontierung mit dem WACC
vor Steuern, da der Steuervorteil (das Tax Shield) bereits in den Cash Flows
eingerechnet ist:
π‘Ÿπ‘Šπ΄πΆπΆ = 0,469 × 0,05 + 0,531 × 0,0872 = 0,0698 ≈ 6,98%.
Anhang F: DCF-Bewertung mit Flows to Equity (FTE)
Periode
Flow to Equity
Barwertfaktor
Barwert Flows to Equity
2004
2005
1
2
2007
ab 2008
4
5
3
71
2
46
176
178
0,9198
0,8460
0,7781
0,7157
8,2052
65
2
36
126
1.460
Equity Value
1.689
Marktwert FK
1.492
Enterprise Value
2006
3.181
Tabelle F-1: Bewertung mit FTE.
Bei der Nettomethode wird direkt der Unternehmenswert aus Sicht der Eigner
von
Lanxess
berechnet
(Equity
Value).
Folglich
wird
hier
mit
dem
Eigenkapitalkostensatz von 8,72% diskontiert:
Anhang G: Residualgewinnbewertung
Bei der Bewertung nach der Residualgewinnmethode werden, wie in Kapitel 3.1
geschildert, die Überrenditen diskontiert. Dazu müssen zunächst vom EBIT nach
Abzug
der
Steuern
die
Kapitalkosten
abgezogen
werden.
Nach
der
Bruttomethode ergibt sich ein Equity Value für Lanxess von 1,46 Mrd. Euro. Die
Abweichung gegenüber der DCF-Methode ist auf Inkonsistenzen in und
mangelnde Transparenz der Planungsrechnung zurückzuführen, welche das
Kongruenzprinzip der dynamischen Bilanz verletzen. Der Marktwert des
Fremdkapitals wird wieder entsprechend der Ziel-FK-Quote berechnet.
25
2003
Periode
0
2004
2005
2006
2007
ab 2008
1
2
3
4
5
Eigenkapital
1.401
1.459
1.345
1.408
1.593
1.780
Verzinsliches Fremdkapital
2.102
2.319
2.319
2.319
2.319
2.319
Gebundenes Kapital
3.503
3.778
3.664
3.727
3.912
4.099
EBIT
67
197
269
325
335
EBIT*(1-s)
41
120
164
198
204
Kapitalkosten
Residualgewinn
Barwertfaktor
Barwert RD
Summe der Barwerte
229
222
226
237
-109
-58
-28
-33
0,9428
0,8890
0,8381
0,7902
13,0360
-162
-97
-49
-22
-428
-756
Gebundenes Kapital (2003)
3.503
Enterprise Value
2.747
Marktwert FK
1.288
Equity Value
212
-171
1.458
Tabelle G-1: Bewertung mit der Residualgewinnmethode.
Anhang H: Multiple-Bewertung von Lanxess
EBITDA Multiples:
Peer Group
EBITDA Multiple
Overlap
CHEMICAL INTERMEDIARIES
2004
2005
BASF
4,50
4,33
75,8%
DSM
4,93
4,49
26,3%
Rhodia
8,45
6,64
26,3%
Elementis
4,15
3,76
24,2%
Gewichtetes Multiple
5,20
4,67
EBITDA Business Segment
170
177
Equity Value Business Segment
884
826
BASF
4,50
4,33
57,0%
Clariant
6,01
5,98
37,0%
Ciba SC
7,32
6,83
42,0%
Crompton
8,09
6,62
15,0%
Gewichtetes Multiple
6,01
5,66
EBITDA Business Segment
102
151
Equity Value Business Segment
613
854
ENGINEERING PLASTICS
2004
2005
BASF
4,50
4,33
90,0%
DSM
4,93
4,49
37,0%
UBE
2,83
2,70
37,0%
Dow Chemical
8,16
6,36
53,0%
Gewichtetes Multiple
PERFORMANCE CHEMICALS
5,18
4,58
EBITDA Business Segment
51
67
Equity Value Business Segment
264
307
26
PERFORMANCE RUBBER
2004
2005
Dow Chemical
8,16
6,36
64,5%
DSM
4,93
4,49
36,0%
JSR
2,46
2,24
28,5%
Zeon Corp
6,82
5,94
64,5%
Gewichtetes Multiple
6,27
5,27
EBITDA Business Segment
125
142
Equity Value Business Segment
784
748
Tabelle H-1: EBITDA Multiples der einzelnen Geschäftsbereiche.
Aus den EBITDA Multiples resultieren folgende Unternehmenswerte:
2004
2005
Enterprise Value Lanxess (ohne Reconciliation)
2.545
2.734
Marktwert FK
1.194
1.282
Equity Value Lanxess
1.352
1.452
Mittelwert Equity Value Lanxess
Tabelle H-2: Unternehmenswert von Lanxess mit EBITDA Multiples.
1.402
Anhang I: Änderung der Eigentümerstruktur bei Durchführung eines IPO
bzw. eines Spin-Off:
Abbildung I-1: Eigentümerstruktur bei IPO und Spin-Off
27
Anhang J: Änderung der Eigentümerstruktur bei Durchführung eines IPO
bzw. eines Spin-Off:
Bei der Ermittlung der Erlöse werden folgende Annahmen unterstellt:
1) Das Underpricing ist konstant. Für die Höhe des Underpricings wird der
Wert von 20% aus der Fallstudie herangezogen.
2) Bei einem Trade Sale wird davon ausgegangen, dass Investoren einen
Aufschlag auf den Unternehmenswert in Höhe der Differenz von
Synergiepotentialen und Integrationskosten zahlen. Synergiepotentiale
als auch Integrationskosten sind in % des Unternehmenswertes
angegeben.
DCFmit FCF
Equity Value
Lanxess
1,699 Mrd
DCF mit TCF
1,641 Mrd
20%
1,313 Mrd
DCF mit FTE
1,689 Mrd
20%
1,351 Mrd
Multiples
1,458 Mrd
20%
1,166 Mrd
Min Erlöse
1,166 Mrd
Bewertungsmethodik
Underpricing
Erlöse aus Emission
20%
1,359 Mrd
Max Erlöse
Tabelle J-1: Erlöse aus der Durchführung eines IPO
Bewertungsmethodik
Equity Value
Lanxess
DCFmit FCF
1,699 Mrd
DCF mit TCF
1,641 Mrd
DCF mit FTE
1,689 Mrd
Multiples
1,458 Mrd
(Synergiepotentiale Integrationskosten) in
%
-5%
1,359 Mrd
Erlöse aus Emission
1,614 Mrd
+10%
1,869 Mrd
-5%
1,559 Mrd
+10%
1,805 Mrd
-5%
1,605 Mrd
+10%
1,858 Mrd
-5%
1,385 Mrd
+10%
1,604 Mrd
Min Erlöse
1,869 Mrd
Max Erlöse
1,385 Mrd
Tabelle J-2: Erlöse aus der Durchführung eines Trade Sale
28
Anhang K: Sensitivitätsanalysen zur Entscheidung für eine Exit-Strategie
1. Eliminierung
des
Entscheidungskriteriums
„Prozessdauer
und
Komplexität“ und entsprechende Erhöhung der anderen Gewichte.
Entscheidungskriterium
Gewichtung
IPO
Trade Sale
Spin-Off
Vollständigkeit der Abspaltung
0,321
4
4
5
Erlöse
0,166
4
5
1
Kosten
0,111
3
4
4
Mögliches Scheitern der Transaktion
0,181
3
2
4
Informationspreisgabe
0,111
3
2
5
Fortbestand von Lanxess
0,111
4
3
5
Summe / Gesamt
1
3,594
3,469
4,041
Tabelle K-1: Entscheidung für eine Exit-Strategie nach verschiedenen Kriterien.
2. Erhöhung der Bedeutung der Erlöse auf 24% und entsprechende
Reduktion der anderen Gewichte.
Entscheidungskriterium
Gewichtung
IPO
Trade Sale
Spin-Off
Prozessdauer und Komplexität
0,255
2
3
4
Vollständigkeit der Abspaltung
0,255
4
4
5
Erlöse
0,240
4
5
1
Kosten
0,045
3
4
4
Mögliches Scheitern der Transaktion
0,115
3
2
4
Informationspreisgabe
0,045
3
2
5
Fortbestand von Lanxess
0,045
4
3
5
Summe / Gesamt
1
3,285
3,625
3,625
Tabelle K-2: Sensitivitätsanalyse durch Erhöhung der Bedeutung der Erlöse.
29
Literaturverzeichnis
Ballwieser, W. (2007): Unternehmensbewertung: Prozess, Methoden und
Probleme, 2. Auflage, Stuttgart 2007.
Bayer AG: Geschäftsbericht 2003. Leverkusen, 2004.
Bloomberg
(2010):
Market
Data:
MSCI
World
Index,
http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=MXWO:IND, (25.01.2010).
Brealey, R. / Myers, S. / Marcus, A. (2009): Fundamentals of Corporate Finance,
6. Auflage, New York, 2009.
Copeland, T. E. / Weston, J. F. / Shastri, K. (2008): Finanzierungstheorie und
Unternehmenspolitik, 4. Auflage, München 2008.
Kaufmann, L. / Michel, A. / Dachsel, O. / Giesecke, R. / Franke, M. / Kuhlo, J.
(2006): Lanxess AG: Divide and Conquer, 1.Auflage, 2006.
Kuhner, C. / Maltry, H. (2006): Unternehmensbewertung, 1. Auflage, Heidelberg
2006.
Löhnert, P. G. / Böckmann, U. J. (2002): Multiplikatorverfahren in der
Unternehmensbewertung,
in:
Peemöller,
V.
H.,
Praxishandbuch
der
Unternehmensbewertung, 2. Auflage, Berlin 2002.
Schultze, W. (2003): Methoden der Unternehmensbewertung: Gemeinsamkeiten,
Unterschiede, Perspektiven, 2. Auflage, Düsseldorf 2003.
Tirole, J. (2006): The Theory of Corporate Finance, New Jersey, 2006.
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