Als Gastwissenschafter in Deutschland

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Als Gastwissenschaftler in Deutschland
Was schätzen internationale Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler am
Wissenschaftsstandort Deutschland? Und woran forschen sie derzeit? Wir haben
mit drei Forschern gesprochen.
Dr. Masoud Alamuti, Soziologe
Wie kann und wie sollte das Miteinander der Menschen in einer globalisierten Welt gestaltet
werden? Dieser Frage geht Dr. Masoud Mohammadi Alamuti seit Anfang Juli 2013 an der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster nach. Sein Ziel: auf Grundlage einer
soziologischen Theorie zu erklären, welche Bedingungen für ein positives Miteinander in
einer globalisierten Welt geschaffen werden müssen. „Es geht vor allem darum, dass jeder
Mensch offen seine Kritik äußern kann“, erklärt Alamuti. Als Gastwissenschaftler am
Exzellenzcluster „Religion und Politik“ schreibt der 48-Jährige derzeit ein Buch zum
Kritischen Rationalismus und zur Soziologie einer offenen, globalen Gesellschaft.
„Ich schätze besonders den Austausch mit den Kollegen und den hervorragenden
Zugang zu den Quellen.“
Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Teheran promovierte Alamuti im
Fach Soziologie in Newcastle. Auf einer Fachkonferenz in New Delhi lernte er den
Rechtsphilosophen Prof. Dr. Thomas Gutmann von der Universität Münster kennen, der am
Exzellenzcluster über „Pluralismus und Normbegründung in der Moderne“ forscht – und der
ihm anbot, seine Forschung für ein Jahr nach Deutschland zu verlegen. „Da ich mich mit den
Werken der deutschen Philosophen Jürgen Habermas und Karl Popper beschäftige, liegt es
nahe, mich vor Ort mit der Thematik zu befassen,“ so der Soziologe. Was er am
Forschungsstandort Deutschland besonders schätze? „Den Austausch mit den Kollegen und
den hervorragenden Zugang zu den Quellen“, verrät Alamuti. Noch liefen die meisten
Gespräche auf Englisch, ab Oktober will der Gastwissenschaftler neben seiner Forschung
einen Sprachkurs belegen.
Teil II: Als Gastwissenschaftler in Deutschland
Anna Oksuzyan, Gesundheitswissenschaftlerin
Anna Oksuzyan ist seit 2003 Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für
demografische Forschung in Rostock. In ihrem Heimatland Armenien hat sie Medizin und
Gesundheitswesen studiert, bevor sie in Deutschland promovierte.
„Rostock ist einer der besten Orte überhaupt, um über den demografischen Wandel
zu forschen, da am Max-Planck-Institut Koryphäen aus aller Welt
zusammenkommen und sich austauschen.“
Anna Oksuzyan schätzt vor allem die internationale Ausrichtung des Max-Planck-Instituts in
Rostock, die vielfältigen Kontakte und die multidisziplinär ausgerichtete Forschung zum
demografischen Wandel. Ihren eigenen Schwerpunkt hat sie auf die Erforschung von
Geschlechterunterschieden bei der Sterblichkeit gelegt.
Warum ist die Sterblickeitsrate von Männer nach dem Verlust ihrer Lebenspartnerin
signifikant höher als die von Frauen, deren Lebenspartner gestorben ist? Liegt es daran, dass
Frauen häufiger zum Arzt gehen? Diesen Fragen ging die Medizinerin gemeinsam mit
dänischen, britischen, italienischen und deutschen Wissenschaftlern nach. Die These konnten
Oksuzyan und ihre Mitarbeiter übrigens widerlegen: Verwitwete Menschen suchen,
unabhängig vom Geschlecht, sogar häufiger einen Arzt auf, nachdem sie ihren Ehepartner
verloren haben. Die Ergebnisse können die Annahme, dass Männer nach dem Tod ihrer
Ehefrau weniger medizinische Versorgung in Anspruch nehmen, somit nicht bestätigen und
das Rätsel um die unterschiedliche Sterblickeitsrate bleibt – vorerst – ungelöst.
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