Com Unity Spirit- Interreligiöse Konferenz Graz 2013 Modell für Ergebnisprotokolle der Workshops in der Konferenz a. Informationen zum Workshop - - Titel des Workshops: 1.1 - Die Bedeutung des Gottesgedankens für den Menschen. Warum Gott, warum Transzendenz? Moderator: Andreas Schnider. Chairperson: Michael Nausner. Dolmetscherin: Talei Anne Lakeland. Protokollführer: Michael Steinkellner Angemeldete TeilnehmerInnen: Hanrath Jan, Jedwabny Michael, Petritsch Sabine, Pedrazzini Beata, Von Rotz Judith, Nausner Michael, Bsteh Petrus, Haring Friedrich, Yazdani Ruth, Figl Johann, Homolka Walter, Veitschegger Karl, Neuhold Maria, Mohagheghi Hamideh, Kuljuh Emir, Alkan Necati, Attia Mohamed, Mahmoud Ines Tatsächlichen TeilnehmerInnen: Yazdani Ruth, Homolka Walter, Alkan Necati Zusätzliche TeilnehmerInnen: Bernhardt Reinhold, Joshi Aruna, Joshi Mukundlav, Schmuck Silvia b. Inhaltliche Ergebnisse des Workshops - IMPULS: Gott wird zuerst erlebt, und nicht gedacht. Religionen wissen nicht von der Transzendenz, sie zeugen davon. Das Jenseits ist nicht vom Menschen getrennt; es durchdringt ihn. Theonomie: der Mensch folgt einem göttlichen Gesetz, welches in ihm selbst wohnt. - Für die Vermittlung des Glaubens und den interreligiösen Dialog ist die rationale Ebene trotzdem von Bedeutung. - Das Prädikat religiös / nicht-religiös ist kein ausschlaggebender Faktor für Gewalt, viel eher sind in dieser Hinsicht die Aspekte totalitär – nicht totalitär entscheidend. Wichtige Voraussetzungen für den Frieden zwischen den Religionen sind neben der Toleranz auch Akzeptanz, Gerechtigkeit und Freundschaft. Ein achtsames, gegenseitiges auf-einander-Eingehen ist (auch außerhalb des religiösen Kontextes!) als aktive Friedensarbeit von allergrößter Bedeutung. Achtsamkeit gegenüber anderen muss sich im Alltag zeigen! Nicht nur die Elite, auch die Mehrheitsgesellschaft muss in den Prozess der Kommunikation eingebunden werden. Unterschiedliche Ansichten sind nicht nur ein trennender Faktor, sondern auch eine wichtige Voraussetzung für das Zustandekommen eines fruchtbaren Austausches im Dialog. Die Frage nach dem eigenen Glauben darf nicht übergangen werden, es gilt vielmehr die großen - - - - - - - - Herausforderungen, die sich dadurch zwischen den Religionen ergeben durch gegenseitige Achtung zu meistern. Die Trennung der politischen / von der religiösen Ebene ist schwierig, aus religiöser Perspektive nicht möglich. Des Weiteren sollte zwischen der Trennung von Religion und Staat, sowie dem Öffentlichkeitscharakter von Religion unterschieden werden. Die Bezeugung der Transzendent ist das verbindende, gemeinsame Anliegen der Religionen. Erst als die Religionen an Macht verloren, begann die Bereitschaft, miteinander zu reden. Auch wenn es wichtig ist, die Begriffe Gott und Transzendenz zu diskutieren, ist es unmöglich, die Bedeutung dieser Begriffe diskursiv zu erfassen. „Über Gott kann man nur mit Fragen reden, nie mit Antworten!“ Ein wichtiger Zugang zur Religion ist die individuelle Lebensgeschichte. In der Art und Weise, in der wir mit unseren Mitmenschen umgehen, zeigt sich unser Gottesverständnis. Die Bedeutung der Sprache muss berücksichtigt werden: Ein großer Teil der traditionellen religiösen Identitäten stammt aus der Geschichte und heiligen Schriften. Die richtige Übersetzung dieser Schriften ist sehr schwierig, da die Sprache weder zu profan noch zu pathetisch ausfallen darf. Der interreligiöse Dialog ist oft schwierig, da einzelnen Begriffen oftmals von den unterschiedlichen Religionsvertretern verschiedene Inhalte zugeordnet werden. Ein Beispiel dafür ist der Begriff des göttlichen Funkens in jedem Menschen, der in diesem Workshop von einigen muslimischen Teilnehmern aufgrund der Diskrepanz zwischen einem perfekten Gott und den nicht-perfekten Menschen nicht hingenommen werden konnte (siehe auch Punkt e.). Ein weiteres Beispiel über Aspekte, die nicht mehr direkt verglichen werden können, sind die kultischen Traditionen zwischen (mittel-)europäischen ChristInnen und MuslimInnen, da die christlichen Traditionen in Mitteleuropa durch Aufklärung und Verkommerzialisierung (z.B. Advent oder Fastenzeit) verschwunden sind. Andererseits ist dieser Dialog z.B. mit MuslimInnen eine Chance, die kultische Ausführung christlicher Traditionen wiederzuentdecken und –zubeleben. Der Hinduismus bietet eine interessante und eigenständige Perspektive für die Manifestation des Göttlichen im Menschen und in der Welt. Der Hinduismus ist als Religion in Österreich heute noch nicht anerkannt, weil der Bevölkerungsanteil der Hindus von mindestens 2 Promille in Österreich noch nicht gegeben ist. Die Vertreter der verschiedenen Religionen sind sich aber einig darüber, dass die gesetzliche Anerkennung der Hindus als Religionsgemeinschaft erreicht werden muss. Durch das Transzendieren der Ratio wird der ihr übergeordnete Intellekt erreicht, dieser ermöglicht durch eine Öffnung des Herzens die direkte, mystische Erfahrung Gottes, sowie einen vertieften Dialog der Religionen zueinander, aber auch zu Atheisten, Geistes- und Naturwissenschaften. c. Handlungsvorschläge des Workshops an Städte/Religionsgemeinschaften - - Achtsamkeit und Kommunikation nicht nur innerhalb der Elite, sondern auch in der Mehrheitsgesellschaft! Experten müssen vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit fähig sein, für die breite Masse verständlich zu reden und zu agieren. Bevor inhaltlich zwischen einzelnen Parteien wirklich fruchtbar diskutiert werden kann, muss eine funktionierende Beziehung zwischen ihnen hergestellt werden. Auch der Mut, Fehler zu machen, und sozusagen „ins Fettnäpfchen zu treten“, kann fruchtbare Diskussionen auslösen. Die Politik darf und muss die aktive Friedensarbeit des interreligiösen Dialoges fördern! d. Hinweise auf bestehende Good Practices - Woche der Religionen in Luzern: http://www.iras-cotis.ch/woche-religionen/ e. In welchen Fragen bestand gegebenenfalls Dissens? - Ist die Trennung von Staat und Kirche notwendig/möglich oder nicht? Inwieweit sind Glaube und Vernunft in Einklang zu bringen? Soll im Dialog gemeinsames oder trennendes betont werden? „Es geht ohne Gott nicht!“ -Ist dem so? Ist der Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens mit Intoleranz gleichzusetzen oder nicht? Der Mensch ist fehlerhaft, Gott ist perfekt, wie also kann Gott in jedem von uns sein? Ist Gott nicht viel mehr mit uns als in uns?