Anfang 2000 gab es Rückschläge, weil Katarakt bei

Werbung
Historie
Auf dieser Seite wollen wir Ihnen etwas über die spannende Geschichte des Deutschen
Pinschers erzählen:







Anfänge, oder die lange (Bilder)suche nach dem Deutschen Pinscher
Ahnenforschung, oder wo kommt der Deutsche Pinscher denn jetzt her ?
Veredelung, oder bleibt der Deutsche Pinscher ein Mauerblümchen ?
Weltkriege, die dem Pinscher schwer schaden
Rettung, oder ein Mann, dem wir viel zu verdanken haben
Happy End, oder wie gehts weiter ?
Quellen
Anfänge, oder die lange (Bilder)suche nach dem Deutschen Pinscher
Viel wurde geschrieben über die vorgeschichtliche Zeit des Pinschers. Der Schädel des
Torfspitzhundes
wurde mit Schädeln von Hunden aus der Neuzeit verglichen. Es wurden auffällige
Ähnlichkeiten auch mit
Pinschern, Schnauzern und Terriern festgestellt. Das wir es jetzt mit einem Urahnen des
Deutschen Pinscher
zu tun haben, stimmt wahrscheinlich, aber trifft dann auf fast alle mittelgroßen Hunderassen
im mitteleuropäischen Raum zu.
Nur soviel noch an dieser Stelle als Zitat von Räber:
"Die vielen Rassenfanatikern lieb gewordene Ansicht von der über Jahrtausende
hinreichenden Geschichte
--ihrer Rasse-- ist unhaltbar. Die Geschichte einer Rasse geht soweit zurück, als über sie
sichere
Dokumente vorliegen, und das heißt für die Schnauzer und Pinscher nicht weiter zurück als
bis ins letzte
Viertel des 19. Jahunderts."
Daher beenden wir hier diese nette Geschichte des Torfhundes (lebte um ca. 15.000 - 5.000
v.Chr.) und
seines Herrchens, dem Pfahlbaumenschen, und springen einige tausend Jahre weiter.
Wer mehr über den Torfhund wissen möchte, muss hier weiter lesen: Der Torfhund
Wir machen auf unserer Zeitreise einen großen Sprung und gehen auf Bildersuche. Auf dem
Bild "Die Dornenkrönung" von Lucas Cranach (1472-1553) hat ihn Richard Strebel entdeckt (1905):
Mit viel Phantasie werden auch Sie Ähnlichkeiten identifizieren, oder ?
Richard Strebel wurde aber auch beim Maler Carle Vernets (1758-1835) fündig:
In dem Bild "Le Retour du Chasseur" sind die Ähnlichkeiten zum Deutschen Pinscher (unten
rechts im Bild)
doch schon deutlicher. Verlassen wir nun aber auch diese mühsame Suche des Richard
Strebel mit seinen
Worten: "Ich habe unzählige Galerien von Amsterdam bis Petersburg nach ihm --Anm.:dem
Pinscher-- abgesucht
und nur hier in München auf einem Bilde von J. Breughel d.Ält. 1568-1625 auf der
Kreuzigung Christi einen
krummbeinigen gefunden...."
Die beiden Pinscher, v. J. Adam Klein, 1812,
Quelle: Räber
Im 17. und 18. Jahundert finden sich keine weiteren Hinweise auf den Pinscher. Dies liegt
insbesondere daran,
dass das Hauptinteresse dem Jagdhund galt, während der typische Hof- und Stallhund des
Bauern in der Literatur
keine Beachtung fand.
Bergmiller liefert 1922 eine ähnliche Erklärung
"In bildlichen und schriftlichen Hinterlassenschaften früherer Zeiten ist dieser ehedem
mißachtete Hund fast gar
nicht vertreten. Seine eigentliche Zucht ist auch kaum vierzig Jahre alt, d.h. so alt wie der
Hundesport selbst, der
erst vor etwa 40 Jahren zielbewußt einsetzte und sich nicht das geringste Verdienst dadurch
erwarb, daß er sich
gerade der im Aussterben begriffenen oder der wenig beachteten Rassen mit besonderer Liebe
annahm."
Ahnenforschung, oder wo kommt der Deutsche Pinscher denn jetzt
her ?
Zahlreiche Kynologen haben sich im 19. und Anfang des 20. Jahunderts mit der Frage nach
der Herkunft des
Pinschers beschäftigt. Die Frage der Herkunft bezieht sich auf die Hunderassen aus denen der
Pinscher entstanden
sein soll und nach der geografischen Lage der Hauptzuchtgebiete. Bei der Beschreibung wird
oft ausführlich das
Wesen des Deutschen Pinschers behandelt.
Zuerst fündig wird man bei H.G. Reichenbach in seinem Werk "Der Hund in seinen Hauptund Nebenrassen" aus
dem Jahr 1836:
Glatthaarpinscher nach Reichenbach
"Schlanker und in allen Teilen proportionierter gebaut, mit schmalem, an der Basis
aufrechtem Behang.
Urfarbe, oder ganz schwarz. Ursprünglich Bastard von Mops und Dachshund, oder vielleicht
wahrscheinlicher
vom kleinern Windhund und Dächsel. Die Afterzehe an den Vorderpfoten ist sehr
ausgebildet, mit starkem,
gebogenen Nagel, an den Hinterbeinen fehlt sie gänzlich. Diese nette Hundeart ist erst in
neuerer Zeit
aufgekommen, scheint aus England entsprossen und hat in Deutschland gleichsam die Stelle
der Möpse eingenommen. Der Pinscher ist ungeachtet seiner Schlankheit kräftig gebaut, von beständig
heiterem Temperament,
daher immer beweglich und unruhig, ohne Falschheit. Er liebt die Wärme und hält sich
vielleicht deshalb gern
in Pferdeställen auf. Bei seiner großen Lebhaftigkeit darf er zur Laufzeit nicht eingesperrt
werden, weil
er in diesem Falle der Hundewut leicht ausgesetzt ist. Seine Neigung zum Jagen ist ihm so
angeboren wie dem
Dachshunde, in Häusern gehalten, sucht er ihr wenigstens dadurch zu genügen, daß er sich
abends auf den Hof
begibt und den Ratten nachstellt oder in die Gärten geht, um den Maulwürfen aufzulauern."
In einigen Quellen (s.o. Reichenbach) wird England als das Ursprungsland des Deutschen
Pinschers genannt. Die
Ähnlichkeit des Black und tan Terriers wird hier oft ins Feld geführt. Einmal als Beweis des
Irrtums einer Abstammung aus England aufgrund der Verwechslung mit dem Black and tan Terrier und einmal
als Bekräftigung, da
der Pinscher seinen Ursprung im Black and tan Terrier haben könnte.
Im Deutschen Hundestammbuch (Bd. II, 1881) liest man dazu:
"Es dürfte schwer halten festzustellen, ob unser kurzhaariger Pintscher zuerst in Deutschland
gezüchtet wurde,
oder ob derselbe nur ein Nachkomme des alten englischen Black and tan-Terriers ist, dessen
alte Stammform im Laufe
der Zeit bei uns mehr oder weniger abgeändert wurde. Jedenfalls ist unser kurzhaariger
Pintscher von dem heutigen
Black-tan oder Manchesterterrier durchaus verschieden und lange genug als konstante Form
in Deutschland gezüchtet
worden, um als deutsche Rasse betrachtet und festgestellt zu werden."
Ilgner schließt sich 1902 dieser Meinung bezüglich der Herkunft des glatthaarigen Pinschers
an:
"Es handelt sich hier auch zweifellos um eine Rasse, die mit dem Black and tan-Terrier nichts
zu tun hat. Als Beweis
dieser Angabe ist die Bemerkung anzuführen, daß in den hessischen und bayerischen
Gebieten der Rhön, dem Vogelsgebirge und Thüringerwalde von jeher große glatthaarige Pinscher vorkamen."
Das stimmt uns ja jetzt wesentlich ruhiger. Die Hunderasse gehört also zu Deutschland, dies
wird mit der Namensbezeichnung "Deutscher Pinscher" auch noch einmal unterstrichen.
Glatthaarpinscher nach Bungartz, 1884
Bungartz begründet die deutsche Abstammung wie folgt vor dem Hintergrund des möglichen
englischen Einflusses des
Black and tan-Terriers:
"Da nun auch das Exterieur bei der genannten Rasse ein grundverschiedenes ist und in
Deutschland für den glatthaarigen Pinscher die Rassenbestimmungen aufgestellt sind und wir mit der selben
Berechtigung wie England, die
heimischen Typen kultivieren und zu konstanten Rassen heranzüchten können, nennen wir
auch den Pinscher einen
reinen deutschen und Deutschland eigenen Hund."
Jean Bungartz verweist auf Süddeutschland (insb. Württemberg) als Herkunftsgebiet des
Pinschers, wo er nach den
heutigen Erkenntnissen gegen Ende des 19. Jahunderts aus kleinen bis mittelgroßen
Bauernhunden herausgezüchtet
worden ist. Bungartz verweist insbesondere auf den Züchter Burger, Leonberg (Zwinger
Rosengarten). Nach Meinung
von Strebel und Bergmiller ist der Hauptsitz der Pinscher Württemberg. Berta berichtet von
Vorkommen in Dörfern
der Rhön und in Thüringen. Felix Ebner schreibt dazu:
"Die Geschichte des zuchtbuchmäßig erfassten Pinschers beginnt mit dem Jahre 1895, und
nur Franken, Schwaben
und Thüringer haben sich um ihn angenommen. Der ursprünglich typisch erhaltene Pinscher
ist in den hessischen und
bayerischen Gebieten, der Rhön, dem Vogelsberg, dem thüringer Wald und sogar in
Südbayern noch genugsam
vorhanden und könnte bei Bedarf zur Zucht immer noch für unsern Sport herangeholt
werden."
Bekannte Züchter (Quelle Bungartz ) im Jahr 1884 waren Georg Göller, Stuttgart, Friedrich
Siegel, Stuttgart,
H. Wagner, Stuttgart und Carl Burger, Leonberg. Diese Züchter widmeten sich aber neben
Pinschern und Schnauzern
auch anderen Hunderassen. So werden Siegel und Burger auch als Züchter des Black and tan
Terriers angegeben.
Eine Einkreuzung des Black and tan Terriers in die Glatthaar-Pinscher ist daher nicht
auszuschließen. Jean Bungartz
legt sich hier aber auch nicht fest:
"Ueber den Ursprung dieser Race ist nichts bekannt, ebensowenig weiß man, ob er zuerst in
Deutschland gezüchtet,
oder ob er nur als Abkömmling des englischen glatthaarigen Terriers (Anm.: gemeint ist
vermutlich der Black and
tan) anzusprechen ist. Wie dem auch sei, Thatsache ist, dass er bei uns schon lange constant
gezüchtet, wesentlich
von seinem englischen Vetter abweicht und demnach als deutsche Race zu betrachten ist."
Glatthaarpinscher nach Bungartz, 1888
Zu dieser Zeit spielte auch die Hundezucht im Konkurrenzkampf England gegen Deutschland
eine Rolle. Bungartz --wie
auch andere Autoren dieser Zeit-- läßt im Vergleich mit England, welches die Hundezucht
schon etwas länger betreibt,
Minderwertigkeitskomplexe erkennen.
Für Fitzinger war der Pinscher 1876 ein einfacher Bastard gemischter Kreuzung:
"Über die Abstammung dieser Mischlingsform vom Bologneserhunde (Canis extrarius,
hispanicus melitaeus) und
dem Spitze (Canis domesticus, pomeranus audax) kann um so weniger ein Zweifel bestehen,
als sie die körperlichen Merkmale der beiden genannten Racen unverkennbar an sich trägt. Sie kann daher nur
als ein einfacher
Bastard gemischter Kreuzung angesehen werden. Von derselben Gestalt und Größe wie die
erstgenannte Race,
unterscheidet sie sich von derselben nur durch nachstehende Merkmale. Ihr Kopf ist etwas
länger, niederer, und
auch weniger gerundet, die Stirne schwächer gewölbt, die Schnauze länger und auch weniger
stumpf, die Ohren
sind kürzer, schmäler, stumpfspitzig-gerundet, und nur wenig hängend, und der Leib erscheint
in Folge der kürzeren
Behaarung schmächtiger, der Schwanz beträchtlich dünner. Die Färbung ist meistens
einfarbig rötlich- oder gräulichweiß, dunkelgrau, gräulichschwarz oder schwarz. Nicht selten pflegt man diese Race
durch Abstutzen der
Ohren und des Schwanzes zu verstümmeln. Der Pinscher zeichnet sich durch Lebhaftigkeit,
Munterkeit, Freundlichkeit und Anhänglichkeit aus."
Jean Bungartz schreibt zum Glatthaarpinscher:
"Dieselbe Schärfe und Schneidigkeit, Wachsamkeit und Anhänglichkeit, die gleiche
Erbitterung auf Ratten und
die nämliche zu Pferden, die wir bei den rauhaarigen Verwandten, dem Rattenfänger finden,
ist auch dem glatt-
haarigen Pinscher in selber Weise eigen."
Kurzhaariger Pinscher nach Horn, 1882
Auch A. Brehm schreibt in seinem Tierleben zu den Fähigkeiten des Pinschers: "Die geistigen
Fähigkeiten der
Pinscher sind sehr beachtenswert. Sie zeigen einen hohen Verstand, viel Selbstüberlegung und
Geschicklichkeit,
sich in allen Lagen zu finden." Brehm schreibt weiter:
"Die Glatthaarigen ähneln in ihrem Gesamtbau dem Dachshunde, unterscheiden sich von ihm
aber durch die höheren
und geraden Beine und die ganz aufrechtstehenden oder nur mit der Spitze überhängenden
Ohren. Die meisten sind
dunkelhaarig; gefleckte kommen schon seltener vor. Ihr Körper ist ziemlich schlank, der Kopf
stark, die Schnauze
lang und gerade abgestumpft, der Schwanz, welcher nach rückwärts oder vorwärts gekrümmt
getragen wird, glatt,
die Beine sind mittelhoch und gerade. In der Jugend schneidet man den Pinschern gewöhnlich
den Schwanz und die
Ohren ab und verhäßlicht hierdurch die Tiere in unverantwortlicher Weise."
Seyfarth schreibt über den glatthaarigen deutschen Pinscher:
"Seine Entstehung dürfte auf eine gelungene Kreuzung zwischen dem hochbeinigen Dachs
und kleinen Windhund zurückzuführen oder als Produkt einer ähnlichen Kreuzung mit dem englischen Terrier anzusehen
sein. Tatsächlich findet
er sich in Deutschland schon seit langer Zeit rein gezüchtet vor und kann daher als deutsche
konstante Rasse ange-
sehen werden. Vor seinem englischen Vetter hat er vieles voraus, denn er ist bedeutend
kräftiger und härter als
der englische Konkurrent. Seine vorzüglichen Eigenschaften sind ganz dieselben wie beim
deutschen Rattler, auch
teilt er dessen Liebhaberei hinsichtlich Vertilgung von Nagetieren. Seine Vorliebe in den
Erdlöchern nachzuwühlen,
scheint einiges Dachsblut zu verraten."
So einfach ist das: Der Pinscher ist ein höhergelegter Dackel (Dachshund) und die langen
Beine hat er vom tiefergelegten Windhund.
Beckmann schreibt 1894 über den Pinscher:
"Die deutschen Pinscher entsprechen als Rasse im Allgemeinen den englischen
Terriers....Man unterscheidet bei uns
den kurzhaarigen und den rauhaarigen Pinscher..."
Der glatthaarige Pinscher nach von Kochitzky, 1904
Von Kochitzky liefert 1904 folgendes Bild vom glatthaarigen Pinscher:
"Den glatthaarigen Pinscher zeichnet eine selbstbewußte, kecke Haltung aus; stets zum
treiben von allerlei
Kurzweil aufgelegt, sucht er die Unterhaltung mit seinem Herrn. Der Kopf ist nicht sehr
langgestreckt, der
Oberkopf gewölbter und breiter, der Schnauzenteil länger als beim englischen Terrier. Die
hoch angesetzten
Ohren, sind aufwärts gerichtet und soll die überfallende Spitze gut zugeschnitten sein. Der
Hals ist schlank
und ohne Kehlhaut. Der Rippenkorb tief und seitlich zusammengedrückt. Der Rücken ist
kräftig und in der
Nierenpartie gut gewölbt. Die Läufe feinknochig, aber gut bemuskelt. das Haar soll kurz, glatt
und straff sein.
Die Farbe soll der unserer Dachshunde entsprechen."
S. Frey charakterisiert den glatthaarigen deutschen Pinscher 1907 sehr positiv:
"Flink und mutig, kräftig ohne jede Neigung zur Schwerfälligkeit oder Plumpheit. Wachsam,
aber nicht
nörgelnd. Und temperamentvoll im höchsten Grade; aber ja nicht etwa zappelig oder nervös.
Der Hund
verfügt über Klugheit und Treue in so ausgesprochen idealer Weise, wie diese Eigenschaften
kaum wieder
bei einer anderen Rasse vorkommen."
E. Wörz beschreibt 1909 den Glatthaar-Pinscher wie folgt:
"Schulterhöhe 40 bis 50 cm, Gewicht bis höchstens 20 kg, kräftig, sehnig, fast so hoch als
lang, intelligent,
mutig, lebhaft, ausdauernd, anhänglich, gehorsam, große Augen, Ohren und Rute stark
gestutzt, Haar: kurz,
straff, glänzend, Farbe: schwarz mit gelbbraun."
Zeichnung von Richard Strebel
R. Löns war der Ansicht, dass Pinscher und Terrier eine Form, die sich aus den Bullenbeißern
und Hausspitzern
entwickelt hat, sind. Er schreibt 1913 dazu:
"Sie sind natürlich aus dem Spitz entstandene glatthaarige, später auch rauhaarige Haushunde,
die ihre großen
Verschiedenenheiten den Blutbeimischungen aller kleineren Hundearten verdanken, von
denen das Blut der Windhunde, der zotthaarigen Schäferhunde, der Bullenbeißer, der kleinen Seidenhündchen, die
selbstverständlich auf
allen Umwegen zusammengelangten, am deutlichsten in Erscheinung treten."
Auch Bergmiller verweist auf verwandtschaftliche Beziehungen zu den Urahnen des Spitzes.
1920 ergänzt R. Löns die Beschreibung des Pinschers:
"Vom Bullenbeißer und Hauspitz haben diese Hündchen (Anm.: Pinscher) den Jagdeifer auf
alles kleine Raubzeug
und schädliches Getier, auch ihre Lenksamkeit und Willigkeit und ihre Arbeitsfreude. Am
meisten hat sich noch
der Eifer der Wachsamkeit und die Jagdlust erhalten; die Schärfe ist stark zurückgegangen,
die Lenksamkeit fast
verschwunden....Von den kurzhaarigen Pinschern hat der Sport sich eine, dem Schnauzer
gleichen Form in schwarzroter und roter Farbe zum Ziel gesetzt, ohne damit vom Fleck zu kommen. Gute kurzhaarige
Pinscher ohne sportliche Abstammung gibt es aber in allen Städten in Menge."
Veredelung, oder bleibt der Deutsche Pinscher ein Mauerblümchen ?
In der zweiten Hälfte des 19 Jahunderts kam es in Deutschland zur Gründung von
kynologischen Vereinen. Es
wurden Hundeausstellungen, organisiert, deren Zuchtrichter sich an den von den Vereinen
vorgegebenen Rassestandards orientiert haben. Zuchthunde mussten bestimmte Kriterien erfüllen oder wurden
aufgrund von Prämierungen auf den Ausstellungen häufiger zur Zucht eingesetzt. Idealvorstellungen wurden
angestrebt (Veredelung) und
führten zu einer Vereinheitlichung der jeweiligen Hunderasse.
Im Deutschen Hundestammbuch (Band II von 1881) wurden erstmals die Rassekennzeichen
der Rauhaar- und Glatt-
haarpinscher festgelegt.
Mit Gründung des "Pinscherklubs" durch J. Berta am 3. März 1895 wurden die bis dahin
stattgefundenen
"wilden" Veredelungsversuche der Pinscher systematisiert. Davon profitierte der rauhaarige
Pinscher (Schnauzer).
Der glatthaarige Pinscher blieb ein Sorgenkind. Konkurrenz bekam der glatthaarige Pinscher
vom Black and tan
Terrier (unten links um 1890, Quelle: van Bylandt) und vom Dobermann (unten rechts um
1898, Quelle: van
Bylandt).
Die Einkreuzungsüberlegungen von Black and tan Terrier und/oder vom Dobermann wurde
mit wachsender Besorgnis beobachtet. Beide Hunderassen galten damals als veredelt, m.a.W. hatten eine schönere und
beständigere Form als der
Glatthaarpinscher. Das mühsame Geschäft den Pinscher zu veredeln bei dieser Konkurrenz,
wollten viele Züchter nicht
auf sich nehmen. Werner Jung bezeichnete den Deutschen Pinscher als "Schmerzenskind der
Hochzucht" und "Wie ein sehr
seltenes Mauerblümchen hat er sich in unsere Zeit herübergerettet. Von einer Verbreitung der
Rasse konnte keine Rede
sein." Strebel verweist auf die im Hundestammbuch ausdrücklich erwähnten fehlerhaften
"schwarzen Zehenpunkte", da es
für ihn ein Merkmal für die Einkreuzung des Black und tan Terriers seien.
Laut Strebel brauchte der Pinscher lange, im Vergleich zu anderen Rassen, um sich zu einer
einheitlichen Form durchzuringen. In einem Wurf waren noch um die Jahundertwende alle Formen der Behaarung
vorhanden; also Glatthaar- und
Rauhaarpinscher. Die Namensgebung Schnauzer setzte sich jetzt auch für die rauhaarigen
Pinscher durch, insbesondere
für die Hunde mit stark entwickelten Schnauzbärten und Augenbrauen. Damals wurden
Pinscher und Schnauzer noch miteinander gekreuzt, erst später entwickelten sich die heutigen Reinzuchten. Die Pinscher waren
nun nur noch die
glatthaarigen Hunde. Die offizielle Umbenennung der rauhaarigen Pinscher in Schnauzer fand
nach Räber 1917 in
Band VI des Pinscher-Schnauzer-Zuchtbuches statt. Da Pinscher und Schnauzer eine
gemeinsame Basis haben, werden
sie kynologisch in einer Familie: "Pinscher- und Schnauzer" eingeordnet.
Obwohl verstärkt die Reinzucht von Pinschern und Schnauzern betrieben wurde, gab es
immer wieder Überraschungen,
die die gemeinsamen Ahnen dieser beiden Rassen erkennen lassen. So schrieb Berta: 1896 in
Hundesport und Jagd:
"In einem Wurf rauhaariger Pinscher - von Schnauzer-E...aus Blitzmädel, beide pfeffer- und
salzfarbig, hart und reich
behaart - befindet sich eine ganz glatthaarige Hündin, einfarbig gelb mit sammet-schwarzem
Schnauzentheil. Heute nach
6 Monaten, ist an der Behaarung noch nichts zu bemerken, was auf eine eintretende
Veränderung lassen schliessen könnte;
sie ist so kurz, glatt und glänzend, wie nur das Idealhaar der kurzhaarigen Spiezies sein kann.
Dabei ist das Thier von
prächtigem Ausdruck und Gebäude...Puppies mit kurzer Behaarung rauhaarigerQualität treten
bisweilen auf; aber ein so
typischer Glatthaar unter 6 Rauhbeinen habe ich noch nicht bemerkt."
Schnauzer nach Bylandt, 1904 (Quelle: Räber)
Deutsch-kurzhaariger Pinscher "Peter", gezeichnet 1899 von Albert Kull, Besitzer: G. Göller,
Stuttgart
(Quelle: Hundesport und Jagd, 30.März.1899)
Der Pinscher-Klub konzentrierte sich fast ausschließlich auf den rauhaarigen Pinscher
(Schnauzer). J. Berta schilderte
im ersten 1. Band des Zuchtbuches des Pinscher-Klubs im Jahre 1902 die Situation wie folgt:
"Als der Unterzeichnete im Frühjahr 1895 einen Aufruf zur Gründung eines Pinscher-Klubs
erließ, gab es der berufenen
Züchter und Liebhaber unseres braven vaterländischen Hundes herzlich wenig.....Noch
schlimmer sah es bei seinem kurzhaarigen Vetter (Anm. gemeint ist der glatthaarige Pinscher) aus -er war völlig vergessen und
verschwunden, während die
bunte Schar der Zwerge in ihrere Vielgestaltigkeit heute noch viel zu wünschen übrig läßt. Es
war keine leichte Aufgabe...
unserem rückständigen heimischen Hund die Bahn frei zu machen und die verdiente
Anerkennung und Beachtung zu
verschaffen. Und in der Tat ging es langsam genug vorwärts."
Josef Berta, Gründer des Pinscher-Schnauzer Klubs (Quelle: Jung)
Berta setzte sich dafür ein, dass im Rahmen der Ausstellungen eine Versuchsklasse für den
glatthaarigen deutschen Pinscher
eingerichtet wurde (München 1895, Berlin 1896). In Berlin stellte Berta: den glatthaarigen
Pinscher "Mahagoni" aus und erhielt
einen "Ermunterungspreis". Damit wollte man das Interesse für diese Rasse fördern. Von da
an tauchten auf Ausstellungen
immer wieder mal glatthaarige Pinscher auf, aber stets in geringer Zahl.
In einer offiziellen Bekanntmachung des Pinscher-Klubs zur Ausstellung vom 7. bis 10.
September in München in der Zeitschrift Wild und Hund (1. Jg. 1895) wird ein Ehrenpreis für den großen glatthaarigen Pinscher
angeboten mit folgender Be
gründung von J. Berta:
"Dem fast verschollenen und total verzüchteten großen, glatthaarigen Pinscher aufzuhelfen,
ist ein hervorragender
Programmpunkt unseres Klubs. Alle Sportfreunde sind daher gebeten, ihr Augenmerk auf den
unverdientermaßen im Stich
gelassenen heimischen Hund zu richten und dem Unterzeichneten (Anm.: J. Berta) Mitteilung
zu machen, wenn sie gutes
Material entdeckt haben und selbst keine Gebrauch davon machen wollen. Wir hoffen in aller
Kürze die Rasse in Wort und
Bild zu bringen." Sich ein Bild vom glatthaarigen Pinscher zu machen war aber ein
Problem. Strebel schreibt in Wild und
Hund anläßlich einer Ausstellung in Seesen a. Harz (22.-24. Juni 1895):
"Idealer kurzhaariger Pinscher" nach Strebel
"Deutsche glatthaarige Pinscher.Klasse 109. Rüden. Die Klasse zeigt ein sonderbares Bild;
eine solche Klasse habe ich bis
jetzt noch nicht gesehen, ich war in der bedauerlichen Lage keinerlei Auszeichnungen
vergeben zu können. Ähnlich ging es
mir in Klasse 110. Hündinnen. Darin gab ich aus Gnade und Barmherzigkeit "Putzli II",
Besitzer Kahle, weil es eine
ausgezeichnet gebaute Hündin ist, einen Ehrenpreis. Aber ihre Abstammung ist fürchterlich,
ein bosnischer Fitzliputzli."
Albert Kull berichtet wenig erfreuliches in der Zeitschrift Hundesport und Jagd, 1899:
"Leider ist die Freude (Anm.: Vorführung von mehreren glatthaarigen Pinschern) nach der
Auskunft, welche mir mehrere
Besucher der Erfurter Ausstellung über diese Rasse geben konnten, sehr getrübt, fast möchte
ich sagen, ganz genommen
worden; denn der Bericht lautete nichts weniger wie günstig, da hörte man von Dingen, wie
dickköpfige, klotzige, unedle
Halbhunde, kleine Rottweiler oder ähnlich den Appenzeller Treibhunden mit schlechten
Abzeichen etc. So mögen diese
Dobermänner ihrem Schöpfer wohl ehedem ganz gute Dienste als Metzgerhunde geleistet
haben; aber dem deutschen
Pinscher möchte ich doch eine bessere und vornehmere Ausgestaltung wünschen und
dementsprechend gerade für den
kurzhaarigen eher nach mehr Adel und Schnitt beanspruchen, als beim Rauhaarigen
erwünscht wäre. Wohl sah ich in
den letzten Jahren einige gute Exemplare, die allerdings als Rückschlag aus rauhaarigen
Würfen gefallen sein mochten."
A. Kull beschreibt dann aber einen Lichtblick "Ideal eines kurzhaarigen Pinschers" und
zeichnete den Pinscher "Peter"
(siehe oben). Kull schreibt zum Schluß:
"Noch sei erwähnt, dass die Mutter "Peters" nach Aussage des Herrn Göller (Anm.: Züchter
von Peter) in allen Theilen
ebenso den alten kurzhaarigen Typ repräsentiert und dementsprechend wohl angenommen
werden kann, dass noch ein,
wenn auch kleiner Stamm, dieser fast verschollenen Rasse vorhanden ist. Da ist es doch
sicherlich Ehrenpflicht der
deutschen Kynologie -deren offizielle Vertretung allerdings herzlich wenig von solchen
Pflichten wissen will- dieser einst
so beliebten Hundeform, wieder zu altem Ansehen zu verhelfen und den alten, fast kaum zu
begreifenden Schlendrian
wieder gut zu machen."
Hoffmann schreibt 1901:
"Es ist sehr zu bedaueren, dass man für den deutschen glatthaarigen Pinscher noch keine
Rassezeichen aufgestellt hat. Dieselben sind in großer Zahl in Süddeutschland vorhanden und es gibt ganz typische Exemplare
in verschiedenen Größen."
Der "kurzhaarige Pinscher" kommt nicht gut weg bei Beckmann:
"Die Rassezeichen dieser Hunde wurden bereits im Jahre 1882 festgestellt, indeß ist dadurch
keine Verbesserung der
ziemlich zurückgebliebenen Rasse herbeigeführt, sie sind immer seltener auf den
Ausstellungen erschienen und da sie
sich von der veralteten Form der früheren Black-tan-Terriers kaum unterscheiden, so haben
wir diese Unterrasse wohl
als erloschen zu betrachten. Wenigstens sind trotz aller Bemühungen auf den letzten
Ausstellungen keine irgend
bemerkenswerthen Exemplare erschienen, welche die Fortführung dieser Rasse als
wünschenswerth erscheinen ließen."
Finsterer kann es jetzt kaum noch werden. Der kurzhaarige Pinscher ist abgeschrieben.
Zukunft hatte nach Ansicht
Beckmanns nur der rauhaarige Pinscher.
Strebel schreibt zum Stellenwert des Pinschers:
Anni Dittmann, gew. 1899, Züchter Rissmann, Guttstadt;
Quelle: Jung
"Der Pinscher hatte am längsten auf seine Schilderhebung zu warten, das mag wohl daran
gelegen haben, daß er ursprünglich nur Stallhund war...Er war ein Plebejer. Dieser seiner Stellung ist es auch
zuzuschreiben, daß man so
spät von ihm zu hören bekam, weil man ihn seiner Alltäglichkeit und untergeordneten
Stellung halber einer Wiedergabe
durch Wort und Bild nicht würdig genug erachtete."
Morgan konnte nicht viel von einem edlen Rassehund erkennen:
"Der Pinscher von dem es eine rauhe und glatthaarige Varietät gibt, ist ein Plebejer unter den
Hunden und zumeist als
Stallpinscher in die Pferdestallungen verwiesen. In seinem Stammlande (Württemberg) ist er
in Bauerndörfern sehr häufig
und als leidenschaftlicher Wilddieb allen Jägern ein Greuel. Kommt in sehr vielen Farben vor,
besonders in allen Arten
von Braun, Grau und Gelblich und erreicht 40 cm durchschnittliche Höhe."
Löns gab dem glatthaarigen Pinscher wenig Chancen:
"Ein rechtes Stiefkind des deutschen Hundesports, früher ein Liebling des Hauses. Ich glaube,
daß die Einförmigkeitssucht
des Sportzüchters ihn auf dem Gewissen hat. Der in seinem Anfangsstadium so überweise
deutsche Hundesport erkannte
den Wert des glatthaarigen Pinschers nicht. Er bestimmte, daß der kurzhaarige Pinscher
quadratisch gebaut und vorne und
hinten abgeschnitten werden sollte. Ein solcher Hund entbehrt jeden Reiz der Schönheit und
jede Zuchtschwierigkeit, da
man mit der Schere die meisten Fixköter zu solchen Pinschern machen kann. An dieser
Reizlosigkeit starb der gute kurzhaarige Pinscher. Nur ganz selten zeigt sich noch ein richtiger Vertreter der Art auf einer
Ausstellung, sein Erbe hat der
Dobermann angetreten. Die glatthaarig verunglückten Schnauzer, die sich auf den
Ausstellungen als kurzhaarige Pinscher
brüsten, kann man nicht gut ernst nehmen. Einen schönen Hund habe ich auch noch kaum
darunter gesehen."
Glatthaariger- u. Harlekinzwergpinscher nach Strebel, 1904/05
Ilgner stellt 1921 erste Fortschritte bei der Rasse des Pinschers fest. Er schreibt über den
Pinscher:
"Hochentwickelte Sinnesorgane, Klugheit, große Dressurfähigkeit, rastlose Aufmerksamkeit,
blitzartige
Schnelligkeit, nie wankende Treue, Mut und Ausdauer, zähe, sehnige Kraft,
Widerstandsfähigkeit gegen die
Unbilden des Wetters sind seine hervortretenden Eigenschaften, die ihn ganz charakterisieren.
Der Kopf ist
weniger langgestreckt, der Oberkopf gewölbter und breiter, der Schnauzenteil länger als beim
englischen
Terrier. Die Ohren müssen hoch angesetzt und von der Wurzel ab aufwärts gerichtet sein, die
überfallene
Spitze soll gut zugeschnitten sein. Das Auge ist von Mittelgröße, voll mit sehr intelligentem
Gesichtsausdruck.
Sehr muskulös sind die Läufe. Das Haar ist kurz, glatt und straff. Am schönsten ist glänzend
schwarz mit rostbraunen Abzeichen. Dunkelbraun mit gelben Abzeichen ist nicht so gern gesehen. Da es sich
hier jedoch um
eine wieder zu erzüchtende Rasse handelt, so sollte man in Bestimmung der Farben nicht zu
engherzig sein."
Max von der fröhlichen Pfalz, gew. 15.11.1909, Züchter: Stöhrer, Heidelberg (Quelle:
Pinscher-ZB Bd. IV)
Ebner schreibt über den Deutschen Pinscher 1937:
"Er bietet dem Auge ein schönes Bild: Nicht so hochläufig wie der Dobermann, von
zweckmäßiger, ansprechender
Mittelgröße mit guter leistungsfähiger Bemuskelung, gewandt, aufmerksam, schneidig und
doch beherrscht, kann
man an ihm schon seine Freude haben. Meist ist er schwarz mit rotem Brand oder braun mit
Brand, aber auch ganz
rot oder ganz schwarz."
Glatthaarige Pinscher, Züchter: Carl Schad, Frankfurt a.M.; Zwinger: Geranium (Quelle:
Ilgner, 1904)
Werner Jung sieht den Schwerpunkt der Pinscherzucht um die Jahundertwende bis zum 1.
Weltkrieg in Thüringen und
Württemberg. Als Züchter gibt er an: Wilhelm Kübler, Backnang (Württemberg), Heinrich
Giese (Zwinger v. Beutenberg), Chemnitz, O.Göller, Apolda (Thüringen), Carl Dittmann, Apolda, Arthur Seyfarth,
Köstritz, Ludwig Fuchs, Erfurt,
Otto Möller, Erfurt, Wattger, Göppingen (Württemberg), Eugen Schuder (Zwinger v.d.
Staufenburg), Göppingen,
Kraft, Tiengen (Schwarzwald), Louis Groh, Heidelberg, Otto Rienecker (Zwinger v.
Kirchberg), Neudietendorf
(Thüringen) und Erwin Stöhrer (Zwinger v.d. Fröhlichen Pfalz), Eiterbach. In Band I (1902)
des Zuchtbuches des PSK
wurden 4 Rüden und 4 Hündinnen eingetragen. Die Pinscher von 1902
Die wichtigsten Hunde für die Zucht in den folgenden Jahren waren Max v. Göppingen, gew.
1910 (ZB.Nr. 2187), Bella
v.d. Staufenburg, gew. 1909 (ZB.Nr. 2013); beide schwarzbraun. Diese Hunde sind in
zahlreichen Stammbäumen vertreten.
Molli vom Neckarthal, gew. 6.12.1911, Züchter: Groh, Heidelberg (Quelle: Pinscher-ZB Bd.
IV)
1916 waren es insgesamt 233 Eintragungen, davon waren viele Pinscher in Schnauzerwürfen
gefallen und daher
keine echten Glatthaarpinscher.
Asta v.d. Lauter, gew. 1912, Züchter: Heinz, Kaiserslautern (Quelle: Pinscher-Zuchtbuch Bd.
IV)
Um 1922 äußert sich J. Berta in einem Artikel der Zeitschrift "Hundesport und Jagd" erneut
zum Glatthaarpinscher:
"Als der Deutsche anfing , Hundesport nach englischem Muster zu treiben, gab es noch einen
glatthaarigen Pinscher,
noch verbreiteter als der Schnauzer.....wenn wir nicht gleichzeitig mit diesem Sport auch die
Sportrassen aus England
übernommen hätten. Die englische Zucht war uns um Jahrzehnte voraus, und wir zogen vor,
da zu beginnen, wo jene stand,
ihre Erfahrungen und Ergebnisse fertig zu übernehmen, statt uns am Eigenen und aus dem
Eigenen heraus zu bilden....
Dem glatthaarigen Vetter lächelte keines Medicäers Güte; er blieb vergessen, zumal die
Epigonen Hartensteins ihre Not
hatten, den Schnauzer gegen die englische Invasion zu behaupten."
Arko v.d. Lauter, gew. 12.04.1912, Züchter: Heinz, Kaiserslautern (Quelle: PinscherZuchtbuch Bd. IV)
Weltkriege, die dem Pinscher schwer schaden
1. Weltkrieg und erste Rettung
Dann kam der 1. Weltkrieg und vernichtete fast diese Bemühungen um den Deutschen
Pinscher. Die Züchter Schuder,
Göppingen und Stöhrer, Heidelberg retteten den Pinscher über den Krieg hinweg.
Max von der Staufenburg, gew. 1921, Züchter: Schuder, Göppingen (Quelle: PinscherSchnauzer-Zuchtbuch Bd. I)
Die göppinger Gruppe nahm sich in den 20er Jahren des Deutschen Pinschers an. Hervor zu
heben ist dabei der Züchter Karl
Mühlich (Zwinger v. Filseck), Göppingen. Mühlich baute auf der Zucht von Schuder
(Zuchthündin Gretl v.d. Staufenburg)
auf und widmete sich von 1922 bis 1934 der Pinscherzucht. Er baut mit Anderen den
göppinger Züchterkreis auf.
Edmund v. Filseck, gew. 1934, Züchter: Mühlich, Göppingen u. Gretl v.d. Staufenburg, gew.
1921,
(Quelle: Pinscher-Schnauzer-Zuchtbuch Bd. I und XIII)
Schon bald ist Göppingen und Umgebung die Pinscherhochburg mit folgenden weiteren
Züchtern:
Wilhelm Huttenlocher (Zwinger v. Oberholz), Karl Stoll, (Zwinger v.d. Bertaburg), Heinrich
Dannemann (Zwinger v. Schwaba-
ländle), Karl Herbolzheimer (Zwinger v.d. rauhen Alb), August Scherz (Zwinger v.d.
Sükowe), Eugen Hännßler (Zwinger v.
Wasserberg), Holzheim, Gottlieb Breßmer (Zwinger v.d. Kuchalb), Joh. Lang (Zwinger v.
Oberböhringen), Gottleib Weiler
(Zwinger v.d. Lipperburg), Karl Riesch (Zwinger v. Scharfenschloß), Karl Rapp (Zwinger v.
Holzheim), Holzheim, J. Funk
(Zwinger v. Eichert), Göppingen, Adolf Plocher (Zwinger v. Christofsfeld), Göppingen u.v.m.
Altdeutscher Kurzhaarpinscher nach Strebel (Quelle: Der Hund, 1932)
Ausgelöst durch Ausstellungen in Stuttgart 1921 und Frankfurt 1922, auf denen glatthaarige
Pinscher gezeigt wurden,
wurde eine Pinscherkommission durch den Pinscherklub im Jahr 1922 eingerichtet, um
kynologische Fragestellungen zu klären.
Mitglieder der Kommission waren J. Berta, Heinrich Giese, Karl Mühlich und Kurt Priemel.
Am 17. u. 18.3.1923 wurden auf der Stuttgarter Ausstellung 13 glatthaarige Pinscher
ausgestellt. Davon wurden alleine 12
Pinscher von der göppinger Züchtergruppe des Pinscherklubs in den Ring gestellt. Diese
göppinger Züchterkolonie arbeitet
zu der Zeit mit 30 Zuchttieren. Dabei wurden Black an tan Terrier eingekreuzt um eine
Frischblutzufuhr zu realisieren.
Diese feingliedrigen Terrier führten zu einer beim Pinscher nicht willkommenen
Feingliedrigkeit des Gebäudes ("Verfeinerung"), einer pinscheruntypischen Kopf- und Augenstellung. Gesucht war der Pinschertyp
der sich einerseits vom Dobermann
andererseits vom Black and tan Terrier und vom Zwergpinscher abgrenzte. Der Deutsche
Pinscher sollte sich nach den
Vorstellungen der Pinscherkommission nach Typ und Größe von dieser Konkurrenz absetzen.
Das Haar des Deutschen
Pinschers sollte kurz, dicht, glatt, anliegend und glänzend, durchgezüchtet (3 Generationen in
Folge erfüllen diese
Anforderungen) sein. Erlaubt sind die Farben: schwarzrot, pfeffersalzfarben, schwarz,
dunkelbraun, braungelb und rotgelb.
Festgestellt wurde 1923 auch, dass der Glatthaarpinscher noch auf dem Stand von 1880 steht
und nicht wie der Schnauzer
weiter veredelt wurde. Die Feingliedrigkeit des Pinschers war nicht willkommen, da der
Pinscher als Gebrauchshund gesehen
wurde. Die Kommission wollte folgenden Pinscher haben:
"Der glatthaarige Pinscher ist ein schnittiger, dabei kräftiger, sehnig-muskulöser Hund von
möglichst nicht unter 43 und
nicht über 48 cm Höhe, kurz und gepackt gebaut, keck und munter, frei und beweglich in der
Haltung, immer aufmerksam, mit
erhobenem Kopf und Hals, klug und anstellig, zuverlässig und unermütlich als Wächter des
Hauses, als treuer Begleiter von
Mensch und Gefährt und als geborener Feind und Vertilger der Ratten und Mäuse. Sein
gutartiger Charakter zeigt sich in der
Lust zu spielen und in der liebenswürdigen Art des Verkehrs mit Kindern. Äußere Form und
inneres Wesen sind untrennbar in
diesem Hund und geben ihm zusammen das Gepräge."
Müller beschreibt den glatthaarigen Pinscher 1920 wie folgt:
"Der Körperbau dieses kräftigen, lebhaften sehr anhänglichen Hundes deckt sich im großen
und ganzen mit der rauhaarigen
Form; jedoch ist der Oberkopf des meist etwas hochläufig gestellten Tieres mitunter schwach
gewölbt, und die Behaarung ist
nicht rauh, sondern kurz und glatt anliegend. Die Farbe ist schwarz mit gelbbraunen
Abzeichen. Ohren und Rute sind in der
Regel stark gestutzt."
Das schwäbische Zuchtgebiet (Göppingen) blieb bis zum 2. Weltkrieg und teilweise danach
die wichtigste Bastion der Pinscherzucht. Zu nennen sind aber auch so wichtige Züchter wie Dr. Dauber (1925-46 Zwinger v.
Glan), Kaiserslautern (71 Würfe mit
241 Pinscher), der Züchter E. Wörle (Zwinger Fortuna), Würzburg (87 Pinscher gezüchtet)
und Otto Rienecker (Zwinger v.
Kirchberg), Neuditendorf, der nach einer Pause die Zucht mit Bertram v. Port Arthur (siehe
unten) und Silva v. Filseck wieder
aufgenommen hatte. In den 30er Jahren beherrschten die Zwinger v. Kirchberg und v. Glan
die Pinscherszene.
Bertram v. Port Arthur, gew. 1924, Züchter Drewnick,
Erfurt; (Quelle: Jung)
Also und Afra v. Kirchberg, gew. 05.07.1931, Züchter: Rienecker, Neudietendorf (Quelle:
Pinscher-Schnauzer-Zuchtbuch Bd. XIII und XV)
Afra v. Kirchberg wurde 1934 Reichssieger und 1935 Weltsieger
Felix Ebner begründet 1937, warum der Pinscher als Rasse nicht unterging:
"Seine ausgezeichneten Eigenschaften bewahren ihn vor dem völligen Untergang. Es gibt gar
viele Menschen, die für den
Rauhaarigen kein Verständnis aufbringen können. Sie wollen keinen Hund der Pflege und
Aufmerksamkeit verlangt. Wird
der rauhaarige nicht mit Sachkenntnis behandelt, so macht er an regnerischen Tagen oder bei
starker Staubbildung kein
gutes Bild, und man befürchtet, er könne Teppiche, Wohnung und Kleider beschmutzen.
Ihnen empfehle ich den Glatthaarigen, kurz den Pinscher. Dieser kurz und glatt behaarte Begleiter braucht nicht unschuldig
zu leiden und ist auch
beim widrigsten Wetter in Gesellschaftsanzug. Er bedarf keiner besonderen Pflege, ein
hundewürdiges, sauberes Lager
genügt ihn auf der Höhe zu erhalten, und sein Bedürfnis für Haut- und Haarpflege findet im
engen persönlichen Verkehr
mit den Hausgenossen, die ihn streicheln und liebkosen, eine ausreichende Befriedigung. Er
ist immer glatt und
glänzend-behend und ruhig, bescheiden und wieder vorwitzig, bald lustig und bald
zurückgezogen und fügt sich in
die Familiengemeinschaft ein."
2. Weltkrieg überlebt und dann doch das Ende ?
Zur Reichssiegerausstellung 1941 in Stuttgart erschienen noch 16 Pinscher und einige
Pinscher überlebten auch den 2. Weltkrieg.
Sie überlebten aber nicht die Nachkriegszeit. Werner Jung schreibt zur weiteren Entwicklung
nach dem 2. Weltkrieg bis 1949:
"So segensreich die Tätigkeit der Pinscherkommission des PSK gewirkt hat, ungeklärt ließ sie
den rechten Pinscher-Kopftyp,
den Pinscher-Ausdruck! Dieses Versäumnis wirkte sich so verhängnisvoll aus, daß in den
Jahren kurz nach dem zweiten Weltkrieg,
den die Pinscher glücklich überlebt hatten, gelegentlich einer Ausstellung ein Streit ausbrach,
der den letzten Züchtern den
Mut zur Weiterzucht genommen hat! So starb denn der Pinscher nach den Eintragungen des
Jahres 1949 im Kernland der einstigen
Zucht, im göppinger Gebiet und damit auch im Bundesgebiet." In der Schweiz kämpfte noch
Jean Pfister, Tann-Rüti (ab 1919
Zwinger v. Jonatal) bis 1960 um den Erhalt der Rasse. Er bemühte sich insbesondere um die
pfeffer-salzfarbigen Pinscher.
Elly (gew. 1931) und Jörg (gew. 1936) v. Jonatal, Züchter: J. Pfister, Tann-Rüti
(Quelle: Räber)
Das letzte Stündlein hatte für den Deutschen Pinscher geschlagen.
Rettung, oder ein Mann, dem wir viel zu verdanken haben
Werner Jung wirft dem PSK den großen Fehler vor, nur sein Augenmerk auf die rauhaarigen
Rassen gerichtet und versäumt
zu haben, den Pinscher zu "veredeln". Im Zuchtbericht von Bad Kreuznach (1956) des
Werner Jung sind folgende Worte
überliefert:
"Nach 1949 weisen unsere Zuchtbücher nunmehr keine Würfe der Pinscher mehr aus. Nur in
den Kreisen Schmalkalden und Erfurt
in Thüringen wurde die Zucht mit wenigen schwarzbraunen Exemplaren fortgesetzt. Still
geworden ist es um die bekannte
Zuchtstätte der Glatthaarpinscher des Dr. Dauber, der lange Jahre alle Farbenschläge
gezüchtet und auch den Silberpinsch
nach einer Anregung unseres Altmeisters Strebel herausgebracht hat. Lobend sei der Zwinger
v. Jonatal, unseres Sportfreundes
Pfister, Tann/Rüti in der Schweiz erwähnt, der sich um den pfeffersalzfarbigen Pinscher die
erdenklichste Mühe gegeben hat.
Im Stammland Württemberg ist es ebenfalls still geworden. Die Pflege der Tradition gebietet
es, und wir fassen unsere Würtemberger einmal persönlich, hier ihren Ehrgeiz einzusetzen, um ein Naturdenkmal ihrer Heimat
vor der völligen Vernichtung zu
bewahren. Ich glaube doch mit meinem Appell an die Sportfreunde im Kernland der einstigen
Zucht, keine Fehlbitte getan zu
haben. Die ältesten Pinscher, die nach dem Kriege in unserem Land gezüchtet wurden, sind
nunmehr dreizehn Jahre, die jüngsten
sind jetzt neun Jahre alt. Wir sind uns doch völlig im klaren darüber, daß mein Appell wie ein
letzter Notschrei aufzufassen
ist, wenn der verhallt, können wir das Leichentuch über dieses Vermächtnis aus alter Zeit
breiten."
Doch es kam keine Unterstützung. Die letzten Züchter haben im Streit um den Pinscher-Typ
aufgegeben. Der PSK hatte mit den
Nachwirkungen des Krieges zu kämpfen und diese Umbrüche belasteten die Reformierung
und den Neuaufbau der PSKOrganisation erheblich. Werner Jung war auf sich allein gestellt.
Werner Jung
Er begab sich auf die Suche in das göppinger Gebiet. Aber die ehemalige Hochburg der
Pinscherzucht war verwaist. Er traf
nur noch auf eine 10jährige, nicht mehr zuchtfähige Hündin. Es machte sich
Niedergeschlagenheit breit:
"Was war dies doch für ein Jammer ?! - Der PSK blieb ohne jede Reaktion, und ich war
Hauptzuchtwart ! Einmal würde ich in
die Geschichte des Klubs eingehen, als der Hauptzuchtwart, unter dem eine ganze Rasse
ausgestorben ist, der Pinscher sein
Leben ausgehaucht hat ?! Sollten wir etwa als letzte Möglichkeit zur Rettung selbst Pinscher
züchten ? - Unsere innigst
geliebten Riesen aufgeben ? Das PSK-Gewissen ließ uns keine Ruhe !"
Werner Jung fand keine anderen Züchter, die er für den Neuaufbau der Rasse begeistern
konnte. Werner Jung musste die
Zucht selber aufnehmen und dafür seine Schnauzerzucht aufgeben. Nach schwerer
Überzeugungsarbeit bei seiner Familie
(seine Kinder wollten nicht mit einem nackten Hund spazieren gehen) begann die Suche nach
den letzten zuchtfähigen
Pinschern. Im Herbst 1957 gelang es Jung, die reingezüchtete Pinscherhündin Kitti vom
Bodestrand zu erwerben. Sie
wurde noch 1957 in Wiesbaden mit V1 (Bundessiegerin) und CACIB bewertet (Richter Emil
Homann).
Diese Hündin war das Fundament der deutschen Pinscherzucht. So gut wie jeder heutige
Deutscher Pinscher hat diese
Hündin in seinem Stammbaum. Hier können Sie mehr zu Kitti v. Bodestrand lesen: Kitti vom
Bodestrand
Die Hündin hatte durchaus Mängel im Vergleich des Idealbilds des Werner Jungs. Er
schreibt:
"Es ist verständlich, daß diese Hündin in vielen Punkten kein Bild der Hochzucht und des
Adels zeigte, schließlich sollte
ja erst der Hobel angesetzt werden."
Idealpinscher nach Jung
Er schreibt weiter:
"Aus einem solchen Hund (gemeint ist Kitti) jedoch eine in der Kynologie anerkannte
Nachzucht zu züchten, bedurfte es
ernster Überlegungen, großer Umsicht und unendlicher Geduld. Auf sich selbst gestellt, war
mit solchem Material keine
Rasse zu schaffen, die den Ansprüchen der heutigen Zeit entsprach. Durch Generationen
betriebene Inzucht mit ausgesprochen
fehlerhaftem Material stellte sich dem Züchter wie eine Gummiwand entgegen, so daß die
Erreichung des Zuchtzieles immer
wieder in die Ferne rückte. Die Vererbung geht jedoch andere Wege, als es der nüchtern
rechnende Mensch ausdenken
kann und das ist dann sogenanntes Züchterglück, wenn der Züchter die sich bietenden
Gelegenheiten auszunutzen versteht."
Jung hatte beides Fachwissen und Züchterglück.
Doch der Start war schwierig. Es waren keine weiteren Deutschen Pinscher aufzutreiben, so
dass Jung auf Zwergpinscher
greifen musste:
Hündin Jutta/Jung, registriert 1958, schwarz mit braunen Abzeichen, Risthöhe 39-40 cm
Rüde Illo/Fischer, registriert 1958, schwarz mit braunen Abzeichen, Risthöhe 37 cm
Rüde Fürst/Jung, registriert 1958, rotbraun, Risthöhe 41-42 cm
Onzo/Illgen, registriert 1958, bronzebraun, Risthöhe 41-42 cm
Jutta/Jung
Alle Hunde wurden nach bestimmten Stärken ausgesucht, die sie zusammen mit Kitti von
Bodestrand weitervererben
sollten. Dabei untersuchte Jung die Zuchtstämme dieser Hunde über Generationen hinweg.
Wenn Sie mehr über die Stärken und Schwächen dieser 4 Stammhunde wissen wollen, dann
bitte hier:
Jutta, Illo, Fürst und Onzo
Werner Jung begründet die Einkreuzung der Zwergpinscher wie folgt:
"Der Zwergpinscher darf zwischen einer Größe von 25 bis 30 cm liegen und dennoch besteht
eine echte Blutverwandtschaft zum Deutschen Pinscher, also zum Mittelschlag, weil beide Rassen auf gleiche
rassische Ausgangsformen zurückgehen. Wenn beide Rassen auch andere Blutsanteile führen, die unverkennbar
zum Ausdruck kommen, so
führt doch ein gerader Weg von den Zwergen über die Übergroßen zu den Mittelschlägen.
Befreit man durch die Zucht
den Zwergpinscher von seinem zwergenhaften Zustand, geht er auf den ursprünglichen, also
unverzwergten Mittelschlag
zurück. Nur durch eine Verkümmerung gewisser Drüsen wurde er zum Zwerg, also müssen
alle Hunde, bei denen diese
Drüsen nicht verkümmert sind, wieder groß werden. Es ist auch in der Tat nicht schwer, aus
kleinen Rassen große zu
züchten, umgekehrt ist es viel schwerer."
Die 5 Pinscher wurden 14-mal zur Zucht eingesetzt und brachten durch geschickte Paarungen
einen Stamm von 60 Hunden.
Auf dieser Basis konnten dann auch andere Züchter aufsetzen.
Omo (gew. 1961) und Silva (gew. 1962) v.d. Birkenheide, Züchter: Jung, Wehen
(Quelle: Räber)
Im Jahr 1961 auf der Hauptversammlung des PSK in Wiesbaden berichtet der Hauptzuchtwart
Werner Jung
über einen Silberstreif am Horizont:
"Ich habe meine über alles geliebten Riesen und Schnauzer aufgegeben, schweren Herzens
und gegen den Willen
meiner Familie, um nicht die Schande auf mich zu laden, dass während meiner Amtszeit als
Hauptzuchtwart des
PSK eine Rasse vollständig aussterben würde, habe die Pinscher-Mittelschläge im allerletzten
Augenblick selbst
übernommen und vor dem Untergang bewahrt. Bis jetzt habe ich es nicht bereut. Die Pinscher
machen uns sehr
viel Freude. In ihnen steckt eine ungeheure Lebenskraft, ein überschäumendes Temperament
und glücklicherweise
Variationen, die es uns ermöglichen Zug um Zug die Rasse so hinzustellen, wie es der
Standard vorschreibt. In fünf
verschiedenen Farben geht nun die Zucht planmäßig weiter. Hervorragende Züchter sind seit
unseren letzten Zusammensein dazu gekommen, begeisterte und fanatische Liebhaber sind unsere Helfer. Die
Rasse wirbt für sich
selbst."
Erste Erfolge stellten sich schon 1960 auf der Bundes-Siegerschau in Frankfurt ein. 4
ausgestellte Hunde erhielten
vorzüglich und 3 Bundessiegertitel. Von 1958 bis 1968 wurden im Zwinger von Jung, von der
Birkenheide, in 34 Würfen
156 Welpen geboren. Insgesamt wurden innerhalb eines Jahrzehnts mit Hilfe anderer Züchter
500 Pinscher gezüchtet.
Werner Jung starb --viel zu früh-- im Jahr 1971. Er hat die Rasse vor dem Untergang bewahrt.
Happy End, oder wie gehts weiter ?
Fink schreibt 1961:
"Der Pinscher entstammt der alten Form eines mittelgroßen Hundes (Mittelschlag im
Gegensatz zur Zwergform),
dieses Stiefkind unter den deutschen Hunderassen. Die Zahl seiner Züchter und seine
Verbreitung im Laufe der vergangenen Jahrzehnte waren bescheiden. Erst spät, wenn nicht schon zu spät, um ihn vor
Vergessenheit und Untergang
zu bewahren, ging man an seine Reinzucht. Zunächst waren es nur wenige Züchter, die sich
um ihn bemühten; doch
es gelang bald, eine ausreichende Zuchtgrundlage zu schaffen und für die Rasse bestimmte
Verbreitungsgebiete, besonders in Mitteldeutschland, zu sichern.....In letzter Zeit haben sich ernsthafte Züchter
wieder mehr um den glatthaarigen Pinscher, um den es lange Zeit still war, gekümmert. Es darf angenommen werden,
dass seine Zucht für
die Zukunft gesichert ist."
Bedeutende Züchter des Deutschen Pinschers waren in den folgenden Jahren (60er u. 70er
Jahre):
v. Engelsbach, Karl u. Klara Kloz, Engelsbrand /Kr. Calw, 8 Würfe, 39 Welpen, aktiv von
1961-1975
Der Zwinger v. Engelsbach brachte mit der Zuchthündin Ilka v.d. Birkenheide bedeutende
Deckrüden in die Zucht. Zu
nennen sind Armin, Bigo, Billo, Dago und Dorn v. Engelsbach.
v. Stein, Hermann Stein, Lich, 4 Würfe 22 Welpen, aktiv von 1962-1965
Der Zwinger v. Stein züchtete neben dem Deutschen Pinscher auch Zwergschnauzer. Ab 1962
began Hermann Stein
die Pinscherzucht mit der Stammhündin Nora v.d. Birkenheide. Einige Deutsche Pinscher
(u.a. Fita, Quickli und Moritz
v. Stein) setzte Werner Jung für seinen Zwinger v.d. Birkenheide ein, was auf eine enge
Zusammenarbeit der beiden
Züchter hindeutet. Mehrfach eingesetzt im Pinscher-Zuchtbetrieb wurde der Deckrüde Moritz
v. Stein. Die Schwester
Mora v. Stein wurde als Stammhündin beim Zwinger v. Wäldchen eingesetzt.
v.d. Asselburg, Fritz Witzenberger, Dortmund-Asseln, 6 Würfe, 27 Welpen, aktiv von 19621967
Der Zwinger v.d. Asselburg setzte als Deckrüden ausschließlich Ingo v.d. Birkenheide ein.
Die Zuchthündinnen waren
Poldi und Winni v.d. Birkenheide. Als Zuchthündinnen wurden Karin v.d. Asselburg beim
Zwinger v.d. Walme und Tutti
v.d. Asselburg beim Zwinger v. Nelkenhof eingesetzt. Fritz Witzenberger züchtete neben dem
Deutschen Pinscher auch
Zwergpinscher.
v. Haingraben, Hans Schneider, Holzheim, 46 Würfe, 216 Welpen, aktiv von 1964-1992
Micha (gew. 1968) und Xaver v. Haingraben (gew. 1971), Züchter: Schneider (Quelle: Jung
u. UR 3/73)
v.d. Sidonienhöhe, Erna Werner-Hagemeister, Braunschweig, 11 Würfe, 41 Welpen, aktiv von
1964-1980
E. Werner-Hagemeister mit Quitta v.d. Sidonienhöhe im Alter von 10 Jahren (Quelle: UR
1/75)
Der Zwinger v.d. Sidonienhöhe züchtete zuerst Zwergschnauzer. Ab 1964 began mit der
Zuchthündin Sara v.d. Birkenheide die Zucht des Deutschen Pinschers. Zuchthündinnen dieses Zwingers wurden bei den
Zwingern v. Siebenbürgen, v. Allergrund und v. Pferdewinkel eingesetzt. Sehr bedeutende Deckrüden waren
Ymo und Ungo v.d.
Sidonienhöhe.
Weltsieger 1973 Ymo v.d.
Sidonienhöhe,(Quelle: UR 8/73)
v. Schefflenztal, Willi Walter, Billigheim /Baden, 7 Würfe 32 Welpen, aktiv von 1967-1972
v.d. Wetterperle, Elisabeth u. K. Fey, Lich, 4 Würfe 21 Welpen, aktiv von 1967-1973
v. Siebenbürgen, Gustav Emmerling, Neuendettelsau, 12 Würfe, 75 Welpen, aktiv von 19671974
Auch der Zwinger von Siebenbürgen startete nicht mit der Zucht von Deutschen Pinschern,
sondern mit der Zucht
von Zwergschnauzern. Zum Einsatz kamen die beiden Stammhündinnen Jola v.d. Birkenheide
und Uta v.d. Sidonienhöhe. Nora v. Siebenbürgen wurde Zuchthündin beim Zwinger v. Langen See. Moritz und
Micki v. Siebenbürgen
wurden als Deckrüden eingesetzt.
v. Nelkenhof, Hermann Schüren, Meerbusch, 8 Würfe, 32 Welpen, aktiv von 1968-1975
v. Wäldchen, Otto Strassheim, Lich-Bettenhausen, 5 Würfe 17 Welpen, aktiv von 1968-1975
v. Allergrund, Heinrich Noll, Berenbostel, 14 Würfe, 57 Welpen, aktiv von 1968-1982
v. Weihergraben, Oskar Hofmann, Großen Buseck, 17 Würfe, 86 Welpen, aktiv von 19691981
Bärbel v. Weihergraben, gew. 1969, Züchter: Hofmann
(Quelle: Jung)
v. Pferdewinkel, Herbert Lanwehr, Harsewinkel, 25 Würfe, 111 Welpen, aktiv von 1970-1988
Faun v. Pferdewinkel, Züchter: Lanwehr (Quelle: Unser
Rassehund 06/1977)
v. Opferweg, Ingrid Rahenbrock, Bergkamen, 17 Würfe, 74 Welpen, aktiv von 1973-1982
v. Bingenheimer Schloß, Kurt Schwab, Bingenheim, 6 Würfe, 29 Welpen, aktiv von 19741980
v. Münchhof, Dieter Memmer, Hochspeyer, 33 Würfe, 178 Welpen, aktiv von 1976-1999
v. Warthügel, Hans Karl Marx, Laubach, 10 Würfe 55 Welpen, aktiv von 1979-1988
Arco v. Warthügel, gew. 1979, Züchter: Marx
Einkreuzung des Dobermanns
Burkhard Voß (Zwinger v. Nordkristall) hat 1989 die Dobermannhündin Evi v.d. Edeltanne
belegt mit Fips v.
Nordkristall. Aus dem Wurf (Ende Januar 1990) wurde Linda v. Nordkristall mit Deckrüden
aus den Zwingern
v. Cronsbach (M- und P-Wurf, 1992 und 1994), v. Awarenring (V-Wurf 1997) und d´Jardin
L´Armonial
(W-Wurf 1998) belegt.
Linda v. Nordkristall, gew. 1990, Züchter: B. Voß, Jarmen
Mit den weiteren Generationen haben andere Zwinger weitergearbeitet, so dass diese
Einkreuzung verbreitet
in den Stammbäumen des Deutschen Pinschers zu finden ist. Burkhard Voß schreibt zur
Zielsetzung:
"Die ursprüngliche Aufgabe dieser Einkreuzung zwischen Dobermann und Deutschem
Pinscher hatte u.a. das Ziel,
die Größe auf ein normales Standardmaß zu heben, da die Zuchttiere in der DDR im
Durchschnitt nur 43 cm
hoch waren...Bis einschließlich zur F3-Generation sind bei den Nachfahren von Linda keine
größeren Hunde
als 53 cm gefallen....Des Weiteren bestand die Aufgabe darin, die Vermehrungsvitalität zu
steigern, die P4Verluste zu bekämpfen und die Aggressivität zu senken. Dies ist aus heutiger Sicht mehr als
gelungen."
Wer mehr über die Dobermann-Einkreuzung lesen möchte, schaut sich das an: DobermannEinkreuzung
Einkreuzung des Zwergpinschers
Einkreuzungen von Zwergpinschern gab es nur noch im Zwinger von der Asselburg und von
der Dyhernfurth.
Im Zwinger von der Asselburg gab es am 18.10.1964 einen Wurf aus der Verbindung Ingo
v.d. Birkenheide
und der Zwergpinscherhündin Merry vom Hügelicht. Von den 4 Welpen (2 Rüden und 2
Hündinnen) waren
zwei isabellfarben, einer braun und einer rot. Ein isabellfarbener aus dem Wurf erhielt auf
einer Ausstellung die
Bewertung V (vorzüglich) und die braune Hündin erhielt die Bewertung SG (Sehr Gut). Mit
den Hunden wurde
jedoch nicht weiter gezüchtet.
Einen zweiten Wurf mit dem Zwergpinscher Lausbub vom Machnower Busch und der
Deutschen PinscherHündin Petty vom Nordhang gab es am 5. Juni 1967. Von den 5 geworfenen schwarz-roten
Pinschern ging
keiner in die weitere Zucht.
Neben den Bemühungen den Genpool durch Dobermann- und Schnauzereinkreuzungen zu
verbreitern, liegt hier
vielleicht der Schlüssel durch Zwergpinschereinkreuzungen neues Blut in die Pinscherzucht
zu bekommen, so wie
einst Werner Jung die Rasse wieder aufgebaut hat.
Einkreuzung des Schnauzers
Pirjo Porenne (Zwinger Yarracitta, Helsinki) erhielt 1996 die Genehmigung des finnischen
Rasseklubs zur
Kreuzung von Pinschern mit Schnauzern. Der Kreuzungsplan wurde für maximal 4 PinscherSchnauzer
Kreuzungen erteilt. Ziel dieser Kreuzung ist es den engen Genpool des deutschen Pinschers
zu erweitern und
und körperbauliche Schwächen des Pinschers zu beheben vor dem Hintergrund, dass in
Finnland bis 1990
Quarantäne-Bestimmungen, die weitere Zuführung von ausländischen Pinschern verhinderte.
F1 Generation
Im ersten Wurf (1997) fielen 2 Rüden, die beide wildfarbenes rauhes Schnauzerhaar und
einen stabilen und
festen Körperbau hatten. Beide Hunde hatten einen Hodendefekt und konnten für die Zucht
nicht weiter eingesetzt werden.
Im zweiten Wurf (1998) fielen 4 Rüden und 4 Hündinnen mit Fellfarben zwischen
schwarzgrau und wildfarben.
Der Körperbau war von unterschiedlicher Qualität. Die Hündin Yarracitta Oilenkaunokki
wurde wegen ihres
schönen Kopfes, guten Körperbaus und ausgeglichenem Wesen im 3 Wurf eingesetzt. Bild
von einem F1 Hund:
Yarracitta Oiolenkaunokki
F2 Generation
Der erste Wurf der F2 Generation (2000) brachte Welpen mit einem stärkeren PinscherAussehen. Von den 5
Welpen hatten 3 glattes Kurzhaar und 4 Welpen haben eine rote Fellfarbe; ein Welpe war
noch wildfarben.
Der zweite Wurf der F2 Generation (2002) wieder mit Yarracitta Oilenkaunokki brachte 8
Welpen, davon 6 mit
glattem Kurzhaar in den Farben hellbraun bis dunkelbraun; eine Hündin fast schwarz. Bild
von einem F2 Hund:
Yarracitta Niilonamupala
F3 Generation
Zwischen 2003 und 2009 wurden 3 Hündinnen der F2 Generation mit roten Deutschen
Pinschern gekreuzt. Von
den insgesamt 16 Hunden waren 13 rot und 3 wildfarben. Alle Hunde hatten kurzes Haar.
Bild von einem F3 Hund:
Yarracitta Juccacuccanen
F3 Generation
Ab 2009 wurden Hündinnen aus der F3 Generation eingesetzt. Die Hunde dieser Generation
sind keine Registerhunde mehr.
Anfang 2000 gab es Rückschläge, weil Katarakt bei einigen Hunden dieses Projektes
festgestellt wurde. Die
Würfe wurden als Registerhunde eingetragen, ab der F4 Generation gelten die Hunde nicht
mehr als Registerhunde und werden ganz normal im finnischen Zuchtbuch geführt.
Wer mehr über die Schnauzer-Einkreuzung lesen möchte, schaut sich das an: SchnauzerEinkreuzung
und: Farbvariationen der Einkreuzungen
Gefährdete Haustierrasse
Im Jahr 2003 wurde der Deutsche Pinscher von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und
gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) auf die rote Liste gesetzt. Hier erfahren Sie mehr: GEH
Quellen
Alle Zitate und Bilder stammen aus Büchern und Artikeln, die sich in meinem persönlichen
Besitz befinden.
Ähnlichkeiten zu anderen Internetseiten sind zufällig und nicht gewollt. Zitate aus den
Quellen werden als
solche deutlich gekennzeichnet.
Folgende Literatur habe ich herangezogen:
Kynologische Literatur
Oben
Herunterladen