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Dämm- und Fassadensysteme –
Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Vorbemerkung
Die Europäische Union sieht im Gebäudesektor ein großes Energieeinsparpotenzial. Dieses
soll mit der Umsetzung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden („EUGebäuderichtlinie“) genutzt werden, denn diese schreibt nicht nur thermische Standards für
ältere Gebäude vor, sobald größere Umbauten gemacht werden, sondern auch den „FastNull-Energie-Standard“ (“Nearly Zero-Energy“) für den Neubau. Diese Ziele sollen erreicht
werden durch eine Kombination aus erhöhter Energieeffizienz und dem Einsatz
erneuerbarer Energien. Auch wenn die Umsetzungspläne noch nicht in allen Mitgliedstaaten
endgültig festgelegt sind, wird doch für alle die Frage nach der „optimalen
Wärmedämmung“ im Sinne von hohem Energieeinsparungspotenzial und Wirtschaftlichkeit
eine wesentliche Rolle spielen.
Abstract / Zusammenfassung
In dieser Lerneinheit wollen wir Ihnen die Möglichkeiten der Außenwandkonstruktionen aus
Holz vorstellen. Es werden dabei nicht nur die verschiedenen Aufbauten gezeigt, sondern
auch praxisrelevante Hinweise zur Auswahl geeigneter Dämmstoffe und zur Befestigung
gegeben. Ein wichtiges Kapitel ist die Darstellung der Qualitätssicherung hinsichtlich
Luftdichtheit, Wärmebrückenoptimierung sowie hinsichtlich der Herstellung einzelner
Dämmsysteme.
1
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Lernziele
Schüler und Schülerinnen können nach dieser Lerneinheit:
2

Unterschiede einzelner Außenwandkonstruktionen aus Holz aufzählen

Außenwandkonstruktionen aus Holz beschreiben

Details zu den Tragkonstruktionen darstellen

Geeignete Dämmstoffe zu den einzelnen Außenwandkonstruktionen auswählen

Den Aufbau verschiedener Außenwandkonstruktionen konzipieren

Planungsaspekte von Holzbau und Massivbau einander gegenüberstellen und
deren Vor- und Nachteile argumentieren

Qualitätskriterien bei der Herstellung von Dämmsystemen der einzelnen
Außenwandkonstruktionen aus Holz zusammenfassen
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Inhalt
Vorbemerkung .................................................................................................................................... 1
Abstract / Zusammenfassung .............................................................................................................. 1
Lernziele .............................................................................................................................................. 2
1.
Varianten der Außenwandkonstruktionen ................................................................................... 4
1.1
Außenwände aus Holzkonstruktionen ................................................................................. 4
1.2
Holzständer-/Holzrahmenbau.............................................................................................. 4
1.2.1
Tragkonstruktion im Holzständer-/Holzrahmenbau......................................................... 4
1.2.2
Dämmstoffe im Holzständer-/Holzrahmenbau ................................................................ 6
1.2.3
Befestigung im Holzständer-/Holzrahmenbau ................................................................. 6
1.2.4
Installationsebene im Holzständer-/ Holzrahmenbau ...................................................... 6
1.2.5
Wetterschutz im Holzständer-/Holzrahmenbau ............................................................... 7
1.2.6
U-Werte im Holzständer-/Holzrahmenbau ...................................................................... 8
1.3
2.
Holzmassivbau mit außenliegender Dämmung ................................................................... 9
1.3.1
Tragkonstruktionen im Holzmassivbau.......................................................................... 10
1.3.2
Installationsebene im Holzmassivbau ............................................................................ 10
1.3.3
Dämmstoff im Holzmassivbau ....................................................................................... 10
1.3.4
Befestigung im Holzmassivbau .......................................................................................11
1.3.5
Wetterschutz im Holzmassivbau.....................................................................................11
1.3.6
U-Werte im Holzmassivbau ........................................................................................... 12
Qualitätskriterien bei der Herstellung eines Dämmsystems ....................................................... 15
2.1
Qualitätssicherung bei der Planung ................................................................................... 15
2.2
Qualitätssicherung bei der Bauausführung ........................................................................ 15
2.3
Luftdichtheit...................................................................................................................... 15
2.4
Wärmebrückenminimierung .............................................................................................. 18
2.5
Weitere Qualitätskriterien ................................................................................................. 18
3.
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 19
4.
Impressum ................................................................................................................................. 20
3
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
1. Varianten der Außenwandkonstruktionen
1.1 Außenwände aus Holzkonstruktionen
Bauen mit Holz ist grundsätzlich in sehr unterschiedlichen Formen möglich. Klassisch ist
der Holzständer-/Holzrahmenbau. Ebenso können Skelettbausysteme verwendet werden
oder in zunehmendem Maß auch Holzmassivbau. Hinsichtlich der Außenwände werden
hier Holzständer-/Holzrahmenbau und Holzmassivbau dargestellt.
1.2 Holzständer-/Holzrahmenbau
Holzkonstruktionen als Holzständer-/Holzrahmenbau basieren auf einem Tragsystem aus
Holzständern und den verbindenden Querhölzern bzw. Rahmen, die vor allem auf Höhe der
jeweiligen Decken eingefügt werden.
Abbildung 1: Darstellung einer Holzrahmenbauweise (Quelle: Holzbau Henz GmbH)
1.2.1 Tragkonstruktion im Holzständer-/Holzrahmenbau
Die tragenden Konstruktionsteile im Holzständer-/Holzrahmenbau bestehen aus Vollholz
oder Holzwerkstoffen.
Verwendet werden können Vollholzprofile; diese weisen im Allgemeinen eine Breite von 6
bis 12 cm bei einer Gefachtiefe von 14 bis über 20 cm auf. Bei Verwendung von
Brettschichtholz kann eine sehr schlanke Ausführung mit einer Profilbreite von
beispielsweise 4 cm erzielt werden.
4
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Abbildung 2: Holzrahmenbauweise (Quelle: Holka Genossenschaft)
Wenn Holzstegträger aus Holzwerkstoffen verwendet werden, können noch schlankere
Profile verwendet werden. Der Vorteil bei Holzwerkstoffen liegt in den geringeren
Wärmebrückeneffekten durch das Tragwerk in der Konstruktion aufgrund dieser schlanken
Konstruktionshölzer. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die Wärmeleitfähigkeit
von Holzwerkstoffen höher sein kann als die von Vollholz.
Generell sollte die Konstruktion in einem Rastermaß erstellt werden, das die Verarbeitung
der Bekleidung und gegebenenfalls Dämmplatten möglichst einfach mit Standardmaßen
ermöglicht.
Abbildung 3: Holzstegträger (Quelle: www.dataholz.com, ein Service der Holzforschung Austria)
Was ist unter Wärmeleitfähigkeit zu verstehen?
Die Wärmeleitfähigkeit beschreibt eine Stoffeigenschaft, und zwar das Vermögen eines
Werkstoffes, thermische Energie mittels Wärmeleitung zu transportieren.
Je kleiner die Wärmeleitfähigkeit ist, umso besser ist die Dämmwirkung.
Die Einheit der Wärmeleitfähigkeit (λ) ist W/mK.
5
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
1.2.2 Dämmstoffe im Holzständer-/Holzrahmenbau
Es kann jedes Dämmmaterial verwendet werden, das sich für die Einpassung in ein
vorgerichtetes Holztragwerk eignet. Besonders sinnvoll sind Matten, die sich bei der
Verarbeitung den Maßen des Rastersystems mit geringen Abweichungen anpassen. Noch
einfacher kann Einblasdämmung sein, die in die Gefache eingeblasen wird.
Abbildung 4: Einblasen von Zellulose in eine Holzständerwand (Quelle: Isocell GmbH)
1.2.3 Befestigung im Holzständer-/Holzrahmenbau
Die Dämmung muss so eingepasst werden, dass eine dauerhafte Formbeständigkeit
gegeben ist und die Materialien sich nicht in einzelnen Bereichen auf Dauer verdichten und
dadurch im oberen Bereich ein Luftraum entsteht.
1.2.4 Installationsebene im Holzständer-/ Holzrahmenbau
Es kann sinnvoll sein, auf der Innenseite eine etwa 3 bis 5 cm dicke Installationsebene
aufzubringen. Der Vorteil ist, dass Gebäudetechnikleitungen in diesem Bereich verlegt
werden können, ohne die luftdichtende Ebene durchdringen zu müssen. Diese liegt im
Allgemeinen auf der Innenbeplankung des Haupttragwerks und kann vom Bauablauf her vor
der Rohinstallation der Gebäudetechnik erstellt und geprüft werden. Die Dämmung der
Installationsebene befindet sich innerhalb der Luftdichtheitsebene.
6
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Was ist eine luftdichte Ebene?
Die luftdichte Ebene ist eine durchgehende Ebene im Gebäude und befindet sich an der
Innenseite der Außenbauteile. Die luftdichte Ebene umschließt das Gebäude ohne
Unterbrechung und kann im Schnitt mit einem Stift ohne Unterbrechung eingezeichnet
werden (Stiftregel). Umschlossen wird dabei das beheizte Gebäudevolumen.
Abbildung 5: Durchgehende Luftdichtheitsebene eines Gebäudes (Quelle: Schulze Darup)
Bei Ziegelbauten wird die luftdichte Ebene durch den Innenputz erzielt, im Holzbau erreicht
man sie durch Folien, Dampfbremsen oder Dampfsperren.
1.2.5 Wetterschutz im Holzständer-/Holzrahmenbau
Die klassische Ausführung des Wetterschutzes bei Holzständer-/Holzrahmenbauweise ist
eine Vorhangfassade. Die Wahl des Materials kann völlig frei nach den
Gestaltungswünschen der BauherrInnen und ArchitektInnen erfolgen.
Alternativ ist es aber auch möglich, ein ergänzendes Wärmedämmverbundsystem
außenseitig auf die Beplankung des Tragwerks aufzubringen (siehe Abbildung 6).
7
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Abbildung 6: Schemadetail einer Holzständer-/Holzrahmenbau-Außenwand; oben wird das
Ständersystem mit Beplankung innen und außen sowie einer Dämmschale mit Putzoberfläche auf der
Außenseite dargestellt; unten eine Variante mit einer Installationsebene innen und einer
Vorhangschale außen (Quelle: Schulze Darup)
Abbildung 7 und 8: Vorfertigung und Montage von Fassadenelementen (Quelle: Augsburger
Holzhaus GmbH)
1.2.6 U-Werte im Holzständer-/Holzrahmenbau
Mit Holzständerkonstruktionen lassen sich hervorragende U-Werte erreichen. Da die
Dämmung über nahezu die gesamte Wanddicke wirksam sein kann, ist das mit relativ
günstigen Wanddicken möglich. Wird Vakuumdämmung eingesetzt, können Wände im
Passivhaus-Standard mit Konstruktionsdicken von etwa 20 cm erreicht werden.
8
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Beispielrechnung
Die folgende U-Wert-Berechnung für eine Holzständer-/Holzrahmenwand zeigt einen
charakteristischen Passivhaus-Aufbau. Dabei beträgt der Anteil des Holztragwerks im
Querschnitt der Konstruktion 8 %. Dabei wird ein U-Wert von 0,126 W/m2K erreicht. Ohne
Ansatz des Holzanteils läge der U-Wert bei 0,108 W/m2K, bei einem Ansatz von 15 %
Holzanteil ergibt sich ein U-Wert von 0,143 W/m2K.
Abbildung 9: U-Wert-Berechnung für eine Holzständer-/Holzrahmenwand; der Anteil des
Holztragwerks im Querschnitt der Konstruktion beträgt in diesem Fall 8 % und hat eine hohe
Auswirkung auf das Ergebnis – ohne Ansatz des Holzanteils läge der U-Wert bei 0,108 W/m2K, bei
einem Ansatz von 15 % Holzanteil ergibt sich ein U-Wert von 0,143 W/m2K. * Hinterlüftung und
Bekleidung wurden bei der U-Wert-Berechnung nicht berücksichtigt.
1.3 Holzmassivbau mit außenliegender Dämmung
Holzmassivbau arbeitet mit massiven Holzbauelementen im Bereich von Wänden, Dach
und Decken. Die großen Vorteile des Holzmassivbaus liegen im günstigen statischen
Verhalten bei vergleichsweise schlanken Konstruktionsdicken, den guten Eigenschaften
hinsichtlich Schall-, Brand- und sommerlichen Wärmeschutzes sowie der Tatsache, dass
mit der Bauweise in nennenswertem Umfang CO2 gespeichert wird und somit die
Klimabilanz auf die Dauer des Gebäudeerhalts positiv beeinflusst wird.
Hinsichtlich des Wärmeschutzes gelten ähnliche Voraussetzungen wie beim Massivbau mit
vorgehängter Fassade oder Wärmedämmverbundsystem.
Abbildung 10: Vakuumdämmung auf einer Massivholzwand; die Bekleidung erfolgt mit einer
Vorhangschale (Quelle: Variotec, Neumarkt)
9
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
1.3.1 Tragkonstruktionen im Holzmassivbau
Die statische Konstruktion besteht aus Vollholz. Dabei handelt es sich um Elemente, die
aus Brettschichtholz oder Brettsperrholz bestehen. Die Schichten werden entweder
verleimt oder mittels Holzdübeln bzw. Metallverbindern mechanisch miteinander
verbunden. Durch kreuzweise Anordnung der Lagen kann dem Quellen und Schwinden
des Holzes in der Breite entgegengewirkt werden, sodass sehr formstabile Elemente
entstehen. Hohe Spannweiten können überbrückt werden mit vergleichsweise geringen
Konstruktionshöhen, sodass sich die Bauweise neben dem Neubau auch für die Verstärkung
von zu schwachen Deckenkonstruktionen im Zuge von Sanierungen anbietet.
Abbildung 11:Verdübelte Brettstapelelemente (Quelle: Bruno Spagolla)
1.3.2 Installationsebene im Holzmassivbau
Eine innenliegende Installationsebene würde den Vorteil der an den Raum gekoppelten
Masse für den sommerlichen Wärmeschutz deutlich mindern. Insofern sollten für die
Gebäudetechnik Lösungen bevorzugt werden, die ohne eine gesonderte Ebene
auskommen, wie zum Beispiel Leitungsverzug im Boden oder in der Sockelleiste und
Vertikalschlitze innerhalb einer raumseitigen Gipskartonaufdopplung.
1.3.3 Dämmstoff im Holzmassivbau
Die Dämmung sollte aus bauphysikalischer Sicht auf der Außenseite der
Massivholzkonstruktion angebracht werden. Dabei kommt sowohl ein
Wärmedämmverbundsystem als auch eine Vorhangfassade in Betracht. In Abbildung 12
werden mögliche Aufbauten für diese beiden Systeme einander gegenübergestellt. Die
U-Wert-Berechnung darunter vergleicht bei einem Ziel-U-Wert von 0,125 W/m2K die
Konstruktionen und resultierenden Wanddicken.
10
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
1.3.4 Befestigung im Holzmassivbau
Ein Wärmedämmverbundsystem wird je nachdem, um welches System es sich handelt,
mittels mechanischer Befestigung, mit einem geklebten System oder mit einem Mix aus
beidem angebracht; in jedem Fall sind die Verarbeitungsrichtlinien des Herstellers zu
beachten.
Die Vorhangfassade wird mit Techniken befestigt, die dem jeweiligen System entsprechen.
Dabei ist auf eine möglichst gute wärmetechnische Entkopplung zu achten. Das Tragsystem
ist bei der U-Wert-Berechnung miteinzubeziehen. Im Rechenbeispiel unten wird dies für ein
Vorhangsystem als Holzkonstruktion dargestellt.
1.3.5 Wetterschutz im Holzmassivbau
Es kommen die gleichen Systeme wie beim Holzrahmenbau infrage: entweder die
Putzvariante auf der Dämmung oder eine Vorhangfassade mit hoher Auswahl an
Oberflächenmaterialien nach den Gestaltungswünschen von BauherrIn und ArchitektIn.
Abbildung 12: Schemadetail der Außenwand eines Holzmassivbaus; im oberen Bereich wird eine
Putzoptik mit Wärmedämmverbundsystem dargestellt, unten eine Lösung mit Vorhangfassade
(Quelle: Schulze Darup)
11
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
1.3.6 U-Werte im Holzmassivbau
Mit Holzmassivbaukonstruktionen lassen sich bei relativ schlanken Wanddicken gute
U-Werte erreichen.
Beispiele für U-Wert-Berechnungen
1. Wir haben eine Massivholzwand mit Vorhangfassade; Mit dieser Konstruktion (inklusive
Hinterlüftung und Bekleidung) wird eine Wanddicke von etwa 45 cm bei einem U-Wert
von 0,125 W/m2K erreicht. Es wird von einer Vorhangfassade als Holzkonstruktion
ausgegangen. Der Anteil des Holztragwerks in der Vorhangfassade sollte möglichst
klein gehalten bzw. die Befestigungen mit wärmebrückenreduzierten Maßnahmen
ausgeführt werden.
Abbildung 13: U-Wert-Berechnung für eine Massivholzwand mit Vorhangfassade als
Holzkonstruktion; der Anteil des Holztragwerks in der Vorhangfassade sollte möglichst klein gehalten
werden bzw. die Befestigungen mit wärmebrückenreduzierten Maßnahmen ausgeführt werden. Bei
einem Ansatz von 5 % Holzanteil ergibt sich ein U-Wert von 0,125 W/m2K. * Hinterlüftung und
Bekleidung wurden bei der U-Wert-Berechnung nicht berücksichtigt.
2. Im Vergleich zu oben wird eine Berechnung für eine Variante des Holzmassivbaus mit
Wärmedämmverbundsystem dargestellt, das oft als wirtschaftlichere Variante
durchführbar ist. Die Wanddicke liegt bei einem vergleichbaren U-Wert um circa 6 cm
niedriger, was insbesondere in innerstädtischen Lagen eine nicht geringe Auswirkung
auf die Wirtschaftlichkeit hat, da bei einem charakteristischen Mehrfamilienhaus knapp
2 % mehr Wohnfläche erzielt wird.
Abbildung 14: Im Vergleich zur vorherigen U-Wert-Berechnung ist die Ausführung der
Holzmassivwand mit Wärmedämmverbundsystem berechnet. Die resultierende Wanddicke ist bei
12
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
annähernd gleichem U-Wert um einige Zentimeter geringer.
13
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Exkurs
Im Folgenden werden Planungsaspekte von Holzbau und Massivbau einander
gegenübergestellt und deren Vor- und Nachteile verglichen:
Holzbau
Vorteile:
Nachteile:
Kohlenstoff-Zwischenlagerung mit günstiger
Auswirkung auf die Klimabilanz
Schallschutz, Brandschutz
Primärenergieinhalt des Gebäudes niedriger als
bei den meisten Massivbau-Konstruktionen
Freiere Wahl der Dämmstoffe bei den meisten
Konstruktionen
Hohe architektonische Freiheit bei der
Fassadengestaltung
Holzschutz
Emissionsverhalten von Holzflächen und vor
allem Holzwerkstoffen
Im Allgemeinen mehr Planungsaufwand
Baukosten bei hochwertigen Ausführungen
höher
Massivbau
Vorteile:
Nachteile:
Kosten
Primärenergiebilanz
Schallschutz (schwere Baustoffe)
Schwierigere Dämmstoffauswahl: Polystyrol und
Mineralfasern gängig, nachwachsende oder rein
mineralische Dämmstoffe möglich, aber teurer
Brandschutz
Praktisch keine Emissionen aus mineralischen
Bauteilen mit mineralischem Putz und Anstrich
Speicherfähigkeit in Bezug auf den
sommerlichen Wärmeschutz
Nimbus der Wertbeständigkeit
Hinsichtlich dieser Vergleichsmatrix muss darauf hingewiesen werden, dass erst die
Betrachtung des Gesamtsystems eines Gebäudes wirkliche Beurteilungen zulässt.
14
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
2. Qualitätskriterien bei der Herstellung eines Dämmsystems
2.1 Qualitätssicherung bei der Planung
Planungen für energieoptimierte Gebäude sollten in einem Planungsteam ausgeführt
werden, in dem alle wichtigen Gewerke vertreten sind.
Für die Auswahl des Dämmsystems heißt das zum Beispiel, dass die Wünsche der
NutzerInnen in Verbindung mit den konstruktiven Anforderungen zu beachten und
architektonisch hochwertig umzusetzen sind. Dazu kommen die zahlreichen technischen
und baurechtlichen Belange wie zum Beispiel Schall- und Brandschutz und natürlich die
energetischen Anforderungen.
Zukunftsfähig ist ein Gebäude heute nur, wenn ein hochwertiger Wärmeschutz umgesetzt
wird. Dazu gehört nicht nur ein U-Wert ≤ 0,15 W/m2K, sondern auch die Anforderungen an
die Luftdichtheit und Wärmebrückenminimierung, die bereits im Entwurf bedacht werden
müssen. Je einfacher die Konstruktion geplant ist und je weniger aufwendige
Anschlussstellen gegeben sind, desto wirtschaftlicher kann ein Gebäude errichtet werden.
Angestrebt werden müssen einfache Systeme, die für die HandwerkerInnen gut
umsetzbar sind und in der Nutzung nur ein Minimum an Wartung benötigen.
2.2 Qualitätssicherung bei der Bauausführung
Sind in der Entwurfs- und Werkplanung die Entscheidungen in diesem Sinn getroffen
worden und in den Ausschreibungsunterlagen entsprechend beschrieben, so ist es Aufgabe
der ausführenden Firmen, diese Leistungen möglichst mängelfrei auszuführen.
Wichtig dafür ist eine frühzeitige Abstimmung innerhalb des Bauteams über die Details
und vor allem die Schnittstellen zwischen den zahlreichen Gewerken. Werden die
Aufgaben innerhalb der ausführenden Firmen bereits im Vorfeld detailliert geklärt,
erübrigen sich manche Missverständnisse während der Bauphase.
Dennoch sind alle Firmen für sich verpflichtet, alle einzelnen ausführenden
HandwerkerInnen über ihre Aufgaben zu informieren und ihnen gegebenenfalls innovative
Techniken beizubringen. Dazu sollten auch Schulungen von Energieagenturen,
Handwerkskammern oder Herstellern genutzt werden.
Die Bauleitung seitens des Architekten/der Architektin schließlich muss dafür sorgen, dass
die Aufgaben nicht nur kontinuierlich koordiniert werden, sondern auch mängelfrei
umgesetzt werden. Dazu dienen die regelmäßigen Baustellenbesuche ebenso wie die
Zwischen- und Endabnahmen.
2.3 Luftdichtheit
Gebäude im Passivhaus-Standard erfordern einen n50-Wert ≤ 0,6 1/h, der mittels eines
Blower-Door-Tests nachgewiesen werden muss.
Die luftdichtende Ebene muss bereits in der Vorplanungsphase bedacht und in der
Detailplanung präzise umgesetzt werden.
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Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Bei Holzständer- und Holzrahmenbau befindet sie sich im Allgemeinen im Bereich der
Beplankung oder Dampfbremse auf der Innenseite des Tragsystems.
Beim Holzmassivbau befindet sie sich auf der Innenseite der Massivholzschicht.
Die luftdichtende Ebene bei Außenwänden aus Massivbaustoffen wird bei allen
beschriebenen Konstruktionsweisen durch die Innenputzschicht gebildet. Beim Massivbau
erfolgt die Luftdichtung im Allgemeinen durch die Innenputzschicht oder die Spachtelung
auf der Innenseite des Außenmauerwerks.
Die folgende schematische Abbildung weist in einer Übersicht auf die möglichen
Problemstellen für die luftdichtende Ebene hin (Bauteilstöße und -durchbrüche).
Dachfläche
Dachdurchdringungen
Dach/Wand
Rollladen
Traufe
Wand-Dach
Fenster/Wand
Wandfläche
Fensterfugen
Türsockel
Vorwandinstallation
E-Leerrohre
Wanddurchbrüche
Sockel
Durchführungen
Abbildung 15: Schnitt eines Passivhauses mit Darstellung der Problembereiche innerhalb der
luftdichten Ebene (Quelle: Schulze Darup, PHS 2.1 Folie S. 20, bearbeitet)
16
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
Abbildung 17: Luftdichter Anschluss Holzwand
zur Decke über EG (Quelle: Schulze Darup)
Abbildung 16: Luftdichtheitsmessung an der
Durchdringung eines Balkens zur Dachfläche
(Quelle: Schulze Darup)
Abbildung 18: Luftdichtende Ebene im
Holzbaubereich (Quelle: Schulze Darup)
Ein Video zum luftdichten Bauen:
https://www.youtube.com/watch?v=S9-lsaMmqDQ
17
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
2.4 Wärmebrückenminimierung
Wärmetechnische Schwachstellen gegenüber dem mittleren
Wärmedurchgangskoeffizienten eines Außenbauteils bezeichnet man als Wärmebrücke.
Dieser Detailanschluss muss hinsichtlich des Wärmeverlustes betrachtet werden. Als
Differenzwert ergibt sich der Wärmebrückenverlustkoeffizient (Ψ) in W/mK.
Bei allen Konstruktionen wirken sich die geometrischen Wärmebrücken zum Beispiel an
Vorsprüngen oder an einer Hauskante aus, ebenso an auskragende Balkonen und Fenstern.
Die Einbauwärmebrücken der Fenster müssen bei jeder Konstruktionsweise optimiert
werden, indem die Dämmung möglichst weit über den Fensterrahmen gezogen wird.
2.5 Weitere Qualitätskriterien
In Abhängigkeit von den einzelnen Konstruktionen gibt es darüber hinaus folgende
Aspekte:
Holzständer-/Holzrahmenbau:
Zunächst muss bei der U-Wert-Berechnung der Holzanteil der Konstruktion gegenüber der
Dämmung beachtet werden und in den U-Wert der Fläche einfließen. Darüber hinaus sollten
die Wärmebrückeneffekte am Sockel, an den einbindenden Decken, dem Dachanschluss
und gegebenenfalls bei der Einbindung von Innenwänden berücksichtigt werden.
Holzmassivbau mit außenliegender Dämmung:
Liegt die Wärmedämmung außen, so bilden die einbindenden Bauteile im Allgemeinen
keine Wärmebrücken. Sockel und Dacheinbindung gehen aufgrund der geometrischen
Außenecke meist als negative Wärmebrücke in die bauphysikalischen Berechnungen ein.
Problempunkte sind Durchdringungen der Dämmschicht nach außen, zum Beispiel an
Punktwärmebrücken für Befestigungen.
18
Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
3. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Darstellung einer Holzrahmenbauweise (Quelle: Holzbau Henz GmbH) ......................... 4
Abbildung 2: Holzrahmenbauweise (Quelle: Holka Genossenschaft) ................................................... 5
Abbildung 3: Holzstegträger (Quelle: www.dataholz.com, ein Service der Holzforschung Austria) ...... 5
Abbildung 4: Einblasen von Zellulose in eine Holzständerwand (Quelle: Isocell GmbH) ....................... 6
Abbildung 5: Durchgehende Luftdichtheitsebene eines Gebäudes (Quelle: Schulze Darup) ................ 7
Abbildung 6: Schemadetail einer Holzständer-/Holzrahmenbau-Außenwand; oben wird das
Ständersystem mit Beplankung innen und außen sowie einer Dämmschale mit
Putzoberfläche auf der Außenseite dargestellt; unten eine Variante mit einer
Installationsebene innen und einer Vorhangschale außen (Quelle: Schulze Darup) ................. 8
Abbildung 7 und 8: Vorfertigung und Montage von Fassadenelementen (Quelle: Augsburger
Holzhaus GmbH)..................................................................................................................... 8
Abbildung 9: U-Wert-Berechnung für eine Holzständer-/Holzrahmenwand; der Anteil des
Holztragwerks im Querschnitt der Konstruktion beträgt in diesem Fall 8 % und hat eine hohe
Auswirkung auf das Ergebnis – ohne Ansatz des Holzanteils läge der U-Wert bei 0,108 W/m2K,
bei einem Ansatz von 15 % Holzanteil ergibt sich ein U-Wert von 0,143 W/m2K.
* Hinterlüftung und Bekleidung wurden bei der U-Wert-Berechnung nicht berücksichtigt. .... 9
Abbildung 10: Vakuumdämmung auf einer Massivholzwand; die Bekleidung erfolgt mit einer
Vorhangschale (Quelle: Variotec, Neumarkt) .......................................................................... 9
Abbildung 11:Verdübelte Brettstapelelemente (Quelle: Bruno Spagolla) ........................................... 10
Abbildung 12: Schemadetail der Außenwand eines Holzmassivbaus; im oberen Bereich wird eine
Putzoptik mit Wärmedämmverbundsystem dargestellt, unten eine Lösung mit
Vorhangfassade (Quelle: Schulze Darup) ...............................................................................11
Abbildung 13: U-Wert-Berechnung für eine Massivholzwand mit Vorhangfassade als
Holzkonstruktion; der Anteil des Holztragwerks in der Vorhangfassade sollte möglichst klein
gehalten werden bzw. die Befestigungen mit wärmebrückenreduzierten Maßnahmen
ausgeführt werden. Bei einem Ansatz von 5 % Holzanteil ergibt sich ein U-Wert von
0,125 W/m2K. * Hinterlüftung und Bekleidung wurden bei der U-Wert-Berechnung nicht
berücksichtigt. ...................................................................................................................... 12
Abbildung 14: Im Vergleich zur vorherigen U-Wert-Berechnung ist die Ausführung der
Holzmassivwand mit Wärmedämmverbundsystem berechnet. Die resultierende Wanddicke
ist bei annähernd gleichem U-Wert um einige Zentimeter geringer. ..................................... 12
Abbildung 15: Wesentliche Aspekte für die Erzielung der Luftdichtheit (Quelle: Benjamin Wimmer,
bearbeitet) ............................................................................................................................ 16
Abbildung 18: Luftdichtheitsmessung an der Durchdringung eines Balkens zur Dachfläche (Quelle:
Schulze Darup) ......................................................................................................................17
Abbildung 16: Luftdichter Anschluss Holzwand zur Decke über EG (Quelle: Schulze Darup) ...............17
Abbildung 17: Luftdichtende Ebene im Holzbaubereich (Quelle: Schulze Darup) ................................17
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Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
4. Impressum
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:
GrAT – Gruppe Angepasste Technologie
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Wiedner Hauptstraße 8-10
1040 Wien
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F: ++43 1 58801-49533
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Projektleiterin und Ansprechperson:
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E-Mail: katharina.zwiauer(at)grat.at
Autor_innen und Fachdidaktische Bearbeitung: Dr. Burkhard Schulze Darup, Dr. Katharina Zwiauer,
Magdalena Burghardt, MA
Lektorat und Layout: Magdalena Burghardt, MA
August 2015
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Dämm- und Fassadensysteme – Außenfassadensysteme in Holzbauweise
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