Hinduismus I. Hindu- Nationalismus in Indien II. Arjuna und der Krieg Ein Referat von Anna-Lena Jäschke, Sarah Jürgens und Cinja Schäfer I. Hindu-Nationalismus in Indien • Politisch-ideologischer Hinduismus • Grundlage: Hindutva- Ideologie • Wiederbelebung der Nation durch Wiederbelebung alter gesellschaftlicher Werte und religiöser Praktiken • Ziel: Indien = „Reich der Hindus“ (Hindu Rashtra) Hinduistischer Nationalismus • Gemeinsamkeiten mit Deutschen Nationalismus radikale Erschaffung einer Überlegenheit einer bestimmten Rasse und Nation Vorherrschaft = vorbildliches Herrschaftssystem • zum Teil: Verehrung von Hitler oder Mussolini • Slogans wie „Mussalman ka ek hi sthan, Pakistan ya Kabrastan“ zeigen deutlich, welche Abscheu herrscht („Es gibt nur einen Platz für Muslime, Pakistan oder den Friedhof“) Hindutva • Politisches Konzept • Ziel: Ausrichtung Indiens nach hinduistischen Regeln • Vorstellung: harmonisch- hierarchisches Gefüge des hinduistischen Kastensystems jeder hat seinen festen Platz • „politisierender Hinduismus“ oder „Hindu-Nationalismus“ • seit Beginn des letzten Jahrhunderts in Indien schnell an Bedeutung/ Popularität gewonnen • „Hindu-Nationalismus“ zutreffender als „HinduFundamentalismus“ Begründung: die Hindutva drückt sich zwar in der Sprache der Religion aus, hat jedoch hauptsächlich politische Ziele Hindutva • Keine religiösen Texte, sondern bestimmte Konstruktion der indischen Geschichte, Religionen und Kulturen • ideologischen Wurzeln neo-hinduistischen Bewegung des indischen Unabhängigkeitskampfes • führender Ideologe: Vinayak Damodar Savarkar Idee einer Hindu-Nation, die auf drei ideologischen Prinzipien beruhen 1. Rashtra (gemeinsamer heiliger Boden) 2. Jati (gemeinsame Abstammung) 3. Sanskriti (gemeinsame Kultur) Hindutva • Ziel der Hindutva-Bewegung: (Wieder-)Erschaffung einer Hindu-Nation • Rückgriff auf eine „konstruierte“ gemeinsame Vergangenheit aller Hindus Existenz jedoch = diskutabel • Abkehr von als Fehlentwicklungen bewerteten Elementen des zeitgenössischen Hinduismus, insbesondere vom Kastensystem Hindutva • Gegenbewegung zum säkularen Staatsmodell, welches von Mahatma Gandhi als Lösung für die religiösen Konflikte, hauptsächlich zwischen Muslimen und Hindus, gesehen wurde und das heute per Verfassung verankert ist Viele Hindus stehen daher ebenso wie Nicht-Hindus der Hindutva- Bewegung kritisch gegenüber Die Konstruktion des Anderen • Muslime Indiens sind fremd Hintergrund: Eroberung des Subkontinents durch die Moguln • Religiöses Charakteristikum: Aggression und Missionsaufgabe des Islam • Hindus: Aufgrund der angeborenen Toleranz sei man unfähig, sich selbst und seine Kultur gegen die aggressiven, hegemonialen (Vorherrschaft) und intoleranten Muslime zu verteidigen • Hindu-nationalistische Organisationen rechtfertigen ihre Gewalt nun mit Notwehr Die Konstruktion des Anderen • Notwehr wird quasi kollektiviert und generalisiert Jeder Muslim wird zum Sinnbild der Bedrohung Angriffe auf wehrlose Muslime werden so gerechtfertigt jeder noch so geringe Konflikt wird zum Sinnbild der angeblich existenziellen Bedrohung der Hindus • Mittelpunkt: Behauptung, die Muslime Indiens hätten den indischen Staat „erobert“ Hindu-Nationalisten behaupten, die indischen Regierungen würden die Minderheiten verwöhnen Rechte der Hindus werden vernachlässigt Parteien in Indien RSS • Es entstanden verschiedene Organisationen, die die Hindutva auf verschiedene Ebenen und mit verschiedenen Mitteln durchzusetzen versuchten • RSS („Nationale Freiwilligenorganisation“) die 1925 gegründete Rashtriya Swayamsevak Sangh verstand sich zunächst als kulturelle Organisation heute: Funktion der Ausbildung von Führungskräften eine radikal-hinduistische, hierarchisch struktuierte Kaderorganisation RSS • laut BBC: größte Freiwilligenkorps der Welt • gewann seither Bedeutung & politischen Einfluss Höhepunkt = Aufstieg der BJP • Keimzelle der RSS: Das Shakha Treffpunkt für gemeinsame Tätigkeiten und ideologische Schulungen, Gebet und gemeinsamen Diskussionen sozialer Themen RSS • RSS wird von einer Person als Oberhaupt gelenkt „Sarsanghachalak“ • Der momentane Sarsanghachalak ist Mohan Madhukar Bhagawat RSS • Im Jahre 1948 wurde die RSS verboten Hintergrund: Attentat auf Mahatma Gandhi durch Nathuram Godse (Mitglied der RSS), einem radikalen Hindu, der Gandhis Appeasement-Politik gegenüber den Muslimen verhindern wollte • In den letzten Jahren: Mitglieder der RSS in höchste politische Ämter der indischen Politik positioniert VHP • VHP („Weltrat der Hindus“) 1964: RSS gab Anstoß zur Gründung des Vishwa Hindu Parishad kultur- und religionspolitische Organisation Kompensation des Mangels an einer gemeinsamen „Kirche“ oder Organisation im Hinduismus Erleichterung der Interessenvertretung gegenüber dem Staat/ anderen Religionsgemeinschaften VHP • gemeinsame Plattform für religiöse Vertreter verschiedener hinduistischer Strömungen • öffentliche Mobilisierungen zum Zweck gewaltsamer ziviler Aktionen gegen Nicht-Hindus (Islam/Christentum) • starke Kritik systematisch kommunale Konflikte zwischen Hindus und Moslems Bharatiya Janata Party • Rechtskonservative, hindu-nationalistische Partei • Gründung 1980, dann rascher Aufstieg zu einer der stärksten parlamentarischen Kräfte • Bildete zwischen 1998 und 2004 die Regierung in Indien • Die RSS, VHP und BJP sind ideologisch einem Verbund, der hindu-nationalistischen Organisation Sangh Parivar angegliedert • Die BJP und ihre hindu-nationalistischen Schwesterorganisationen gelten als Verursacher der Gewaltwellen zwischen Hindus und Muslimen Shiv Sena • Fundamentalistische Tendenz (extremer und militanter als die RSS oder VHP) • Wurde 1966 von Bal Thackeray in Bombay gegründet • Zerstörte die kommunistische Gewerkschaftsbewegung unter Einsatz terroristischer Mittel • 1984 absolute Mehrheit bei Stadtratswahlen in Bombay • Sieht den Hinduismus selbst als Gefahr an • Innerhalb von 40 Jahren stieg die Zahl der muslimischen Bevölkerung in Indien von 25 Mio. auf 140 Mio. • Den Muslimen wird das Recht aberkannt, in Indien zu leben • Hinduistisches Indien frei von muslimischen Einflüssen • Der Parteivorsitzende Thackeray stellt sich selbst nicht zur Wahl; er sieht sich selbst als Führer Janata-Dal-Partei • Hat sich von der Janata Party abgespaltet • Entwickelte sich um 1988, nachdem die Janata Party in den Bofors-Skandal verwickelt war • Löste die regierende Kongress-Partei unter Rajiv Gandhi ab • Pratap Singh bemühte sich um einen Ausgleich zwischen Hindus und Muslimen • Folgte den Prinzipien des indischen Säkularstaates Weitere Parteien • „Arya Samaj“ 1875 von Swami Dayananda Saraswati gegründet • „Prarthana Samaj“ 1867 von N.C. Ranade und R.D. Bhandarkar gegründet Parlamentswahlen von 1991 • Institutionen der indischen Demokratie haben nach der Ermordung Rajiv Gandhis ihre Wirksamkeit weitgehend verloren • Wahlen forderten rund 300 Todesopfer • Tiefe Krise der indischen Demokratie zeigt sich an der geringen Wahlbeteiligung der Bevölkerung (nur 53%) • Die Kongresspartei ging als stärkste politische Kraft hervor • Es deutet sich eine Polarisierung der indischen Politik an • Kongress-Partei vs. Bharatiya-Janata-Partei Fundamentalistische Strömungen unter den Muslimen • Definition „Säkularismus“: Konsequente Trennung von Religion und Staat • Religion ist für die meisten Muslime Indiens keine Philosophie oder Geisteshaltung • SONDERN „eine das gesamte menschliche, individuelle und soziale Leben bestimmende Kraft“ • Verweigerung einer besseren Integration der Muslime in das System, weil sich die Muslime auf die Scharia berufen • Scharia ist der islamische „way of life“ • Indische Verfassung hat versucht dies zu berücksichtigen, z.B. bei der Regelung des Familien-und Erbrechts Widerstreit Fundamentalisten • Verstehen das Muslim Personal Law als fundamentalen Teil der Religion • Jede Veränderung ist gleichbedeutend mit der Aufhebung der Scharia • Staat soll dafür sorgen, dass die Muslime nicht an der Ausübung ihres Glaubens gehindert werden Säkularisten • Traten zunächst für eine Neuordnung des Muslim Personal Law ein • Dann für vereinheitlichtes Rechtswesen • Nur wenig Rückhalt innerhalb der muslimischen Gesellschaft • Gruppe spaltet sich in gemäßigte und radikale Fraktion • Alle drei Gruppen stehen sich feindlich gegenüber • Für Außenstehende sind die Gruppen kaum voneinander unterscheidbar Fazit • Bis heute kaum Bestrebungen der indischen Muslime, den Säkularismus voranzutreiben bzw. das islamische Recht zu reformieren • Säkularismus soll keine Aufhebung des islamischen Rechts sein, sondern lediglich eine Neuordnung des gesamtindischen Rechtssystems • Durch die Abwanderung der „muslimischen Intelligenz“ fühlten sich die indischen Muslime um das Ziel ihrer Teilnahme am Unabhängigkeitskampf betrogen • Die Übermacht der Hindus hatte sich nur noch vergrößert • Bis heute sind die Hindus die eigentlichen Nutznießer eines gesamtindischen einheitlichen Rechtssystems II. Arjuna und der Krieg • • • • • Was ist das „Mahabharata“? Was ist die „Bhagavadgita“? Wer ist Vishnu / Krishna? Was war mit Arjuna? Was ist der „Dharma“? Was ist das „Mahabharata“? • Teil der Heiligen Schriften und Lehren des Hinduismus • Umfasst 106.000 Doppelverse in 18 Büchern • Entstehungsprozess wird auf den Zeitraum 4. Jahrhundert v. Chr. bis in 4. Jahrhundert n.Chr. datiert • Inhalt: Kampfszenen, Mythen, Legenden, Fabeln, Gleichnisse, Genealogien und Belehrungen • Mahabharata = das große Epos der Bharatas Historischer Kern ist eine gewaltige Schlacht zwischen Fürstendynastien im 8. Jahrhundert v. Chr., Nordindien Krieg zwischen Nachkommen (Pandavas & Kauravas) des Königs Bharata, da beide das Königtum für sich beanspruchen Was ist das „Mahabarata“? • fokussiert auf das Zeitalter des Werdens und Vergehens → Verfall des Dharmas als oberstes Gesetz (Niedergang göttlicher Ordnungen & Sitten) • Pandavas gewinnen den Krieg, und das Dharma wird wieder beachtet Zentraler Punkt ist die Bhagavad Gita Was ist die „Bhagavadgita“? • • • • • • Auch „Gita“ genannt ist das theologische und ethische Fundament des Hinduismus Umfasst in etwa 600 Verse und ist als das 6. Buch in das Mahabarata eingebaut Für viele das Vermächtnis des Gottes „Krishna“ „bhagavat“ (d.h. „einer, der am guten Geschick Anteil gibt“) + „gita“ (d.h. „gesungen“ → „Gesang Gottes“ Weder der Verfasser noch die Entstehungszeit sind bestimmbar Vermutliche Entstehung: 300 – 100 v.Chr. Im Fokus steht die Schlacht zwischen den Pandavas und Kauravas anhand der Person Arjunas und dessen Begegnung mit dem Gott Krishna. Wer ist Vishnu bzw. Krishna? • • • • • Vishnu ist der größte Herr (= „der, der verschiedene Gestalten annimmt“) Gilt als Gottheit der Güte, der Milde, des Lichts und der Wahrheit Hält die innerste Welt zusammen Fromme Hingabe und Liebe (Bhakti) gelten als Ehrerbietung für Vishnu Zeigt sich und seine göttliche Gestalt in 10 Herabkünften (Avatara) • Krishna ist die 7. Herabkünfte des Vishnu • sein Name bedeutet „der Dunkle“, sodass dieser anhand einer blauschwarzen Hautfarbe in Visualisierungen erkennbar ist • bildet das Zentrum der Bhagavadgita; tritt dort als Person und gottgleicher Herr auf, der sich liebevoll an die Menschen wendet Was war mit Arjuna? • • • • Arjuna ist ein Held bei den Pandavas und wird gebeten an der großen Schlacht teilzunehmen. Als sich beide Heere gegenüberstehen bietet er seinen Wagenlenker (=Krishna) in die Schlachtreihen zu fahren um einen Überblick zu erhalten. Krishna erfüllt diesen Wunsch, sodass Arjuna auf der Gegenseite Verwandte und Freunde erkennt. Arjuna verfällt in tiefe Niedergeschlagenheit und will folglich nicht mehr in die Schlacht ziehen. Gründe : Es ist ein Frevel gegen Söhne und Ahnen blutig zu kämpfen! Verletzung der heiligen Traditionssatzung ~Lieber werde ich besiegt als schuldig zu sein!~ Was war mit Arjuna? • Arjuna teil seine Bedenken dem Wagenlenker mit • Krishna beschuldigt ihn der Schwäche und Kleinmuts, da er den Kampf beginnen soll Gründe: I. Der Tod geliebter Menschen ist nicht zu bedauern, da dieser kein endgültiges Ende darstellt! II. Die Seele des Menschen bleibe im Wechsel von Leben zu Tod vorhanden. III. Das erlösende Sterben liegt erst vor, wenn keine Wiedergeburt mehr erfolgt. IV. Arjuna muss seinem Dharma folgen (d.h. Krieg führen). ~ Arjuna ziehe in den Krieg!~ Fazit: Arjuna zog in den Krieg und viele Männer sind gefallen Was war mit Arjuna? Bedeutung: • Im Fokus steht die Idee des „Dharma“, da dieses Handlungen festlegt und Gehorsam einfordert. • Der Kampf kann allegorisch als Kampf zwischen Gut & Böse gesehen werden Besonderheiten: • Krishna trägt zahlreiche Lehren vor • Krishna offenbart Arjuna zahlreiche Grundwahrheiten ( Gott und Mensch, Welt und Erlösung, Leben und Tod, Seele und Wiedergeburt, Handeln und Liebe) Was war mit Arjuna? Beispiel: Bhakti- Liebe und Zuneigung Wer keinen Hass hegt gegen jegliches Wesen, Freundschaftlich ist und mitleidsvoll, Für wen es „mein“ und „ich“-Gefühl nicht gibt, Der Duldsame, dem Freud und Leid gleichgültig sind, Wer stets geeint ist und zufrieden, Wer sich gezügelt hat, fest von Entschluss, Mit Denkkraft und Bewusstsein in mich übereignet, Wer an mir teilhat, der ist mir lieb. Vor wem die Leute nicht aufschrecken, Und wer nicht vor den Leuten aufschreckt, (...) Auch der ist mit lieb. (Bhagavadgita XII 12-14) Was ist der „Dharma“? • • • • = das oberste Gesetz der Welt und Ordnung als Zusammenhalt der Gesellschaft Gilt als religiöse und philosophische Grundlage der Hindu-Ethik Antwortet auf die Frage „was soll ich tun?“ Verpflichtend für alle Lebewesen I. Naturgesetze: Kreislauf der Welten, Wechsel von Tag und Nacht II. Ethische Normen: Aufforderung des entsprechenden Handelns nach Alter und Kaste III. Gerechte Staats- und Rechtsordnung Fazit • • • Krishna lehrt in der konkreten Situation Arjunas keinen Gewaltverzicht Er begründet dies aber durch seine Bestimmung als Kriegsführer Der Rückbezug auf der Dharma verweist somit auf das religiöse Fundament Aber: dies ist nicht im Sinne einer positiven Gewaltbeurteilung zu sehen! Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit! Quellen • Trutwin, Werner : Weltreligionen Hinduismus. Arbeitsbücher Sekundarstufe II. Religion-Ethik-Philosophie. München: Patmos, 2011. • http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44485/hindunationalismus?p=1 • http://www.bpb.de/apuz/26668/der-hindu-nationalismus-und-die-politik-der unverhandelbarkeit • Weiß Ch., Weichert T. Hust E., Fischer-Tiné, H.: Religion-Macht-Gewalt. Religiöser Fundamentalismus und Hindu-Moslem-Konflikte in Südasien, Frankfurt 1996 • Pulsfort, Ernst: Indien am Scheideweg zwischen Säkularismus und Fundamentalismus. Würzburg. 1991. • • • • • http://www.asitis.com/gallery/plate29.html http://people.tribe.net/torrid_wind/photos/1645f85e-778d-4b01-b79d5085df941033 http://www.flickriver.com/photos/tags/arjuna/interesting/ http://www.br-online.de/wissenbildung/collegeradio/medien/religion/hinduismus/didaktik/ Alle URLs abgerufen am 04.06.2012