Santeria oder Synkretismus in Kuba Santería ist eine in Kuba entstandene Religion. Der Name ist abgeleitet aus dem Spanischen (Santos =Heilige). So könnte man Santería mit „Anbetung der Heiligen“ übersetzen. Es gibt in Kuba verschiedene synkretistische Religionsformen: - - YORUBÁ- ihre Ursprünge liegen mit großer Wahrscheinlichkeit im alten Ägypten. Später sind ihre Vorfahren nach Südwesten gezogen und sich schließlich im heutigen Benin und Teilen von Nigeria niedergelassen. REGLA CONGA – in Kongo sehr verbreitet ABACUÁ – aus dem Bantusprachigem Kongo Der Grund für den Synkretismus in der Neuen Welt liegt in ihrer Geschichte: so wie Kuba wurden alle Inseln und Staaten der Neuen Welt von Katholischen Ländern (Spanien und Portugal) erobert. Als die ersten Sklaven aus Westafrika nach Kuba verschleppt wurden, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten, brachten ihre Seele, die Orishas und ihre Religion in die neue Welt mit. Sie wurden durch die Sklavenhalter gezwungen, sich dem Katholizismus anzuschließen. Um ihre Religion trotzdem ausüben zu können, versteckten sie schlau ihre Religion hinter dem katholischen Glauben und passten ihre Orishas den katholischen Heiligen an. Jedoch behielten sie ihre Rituale, ihre Gewohnheiten und ihren Glauben bei. Diese Anpassung erlaubte ihnen, scheinbar den katholischen Gott auf dem Altar anzubeten, aber was sie sahen, war der afrikanische Gott hinter ihm. Das beste Beispiel dafür ist die Nationalheilige Kubas, die Barmherzige Jungfrau von Cobre. Die 35 zentimeter kleine Marienstatue in der gleichnamigen Basilica von Santiago de Kuba verdankt ihren Namen den Kupferminen dieser Region. Der Legende nach sollen 1608 drei kleine Jungen in der Bucht von Nipe die Holzstatue einer dunkelhäutigen Madonna aus dem Wasser gefischt und nach El Cobre, dem Zentrum des Kupferbergbaus, gebracht haben. Die hier lebenden Menschen aus dem Volk der YORUBÁ setzten die Madonna mit ihrer Göttin Ochún gleich. Diese ist in der Mythologie der Yorubá die Göttin der Sinnlichkeit, Mütterlichkeit und des Goldes. In der Santería gibt es einen obersten Orishá: Obtalá. Er wird mit der Jungfrau Maria und jesus Christus gleichgestellt. Er wird oft angerufen um Frieden und Gerechtigkeit wieder herzustellen. Es wird gesagt, dass dieser Orishá ein so hohes Wesen ist, das ein Mensch nicht direkt mit ihm kommunizieren vermag. Um diese Kommunikation zu ermöglichen, gibt es alle anderen Orishas. Diese umfassen jeden Aspekt der Natur und des menschlichen Verhaltens. Man sagt, dass die Orishas vom Himmel herabgestiegen sind, um ihren Anhängern zu helfen, sie zu trösten und ihre Anliegen zu Obtalá zu bringen. Die Kommunikation zwischen den Orishas und der Menschheit wird durch Rituale, Gebete, Opferungen, Tanz, Musik und Weissagungen unterstützt. Es gibt ein umfangreiches System von Ritualen und Befragungen, die Gelegenheit bieten, in allen Angelegenheiten direkt mit dem verantwortlichen Orisha zu kommunizieren. Diese Befragungen werden von Santeras /Santeros (Priester) oder Babalaos (hohe Priester) durchgeführt. Diese helfen den Menschen, Alltagsprobleme zu beheben, indem sie die Orishas anrufen und um Unterstützung bitten. Die Religion konzentriert sich auf die natürlichen Kräfte und ist hierarchisch organisiert. Die Santería ist nicht institutionell organisiert und es gibt keine zentrale Führung. Sie wird in religiösen Häusern organisiert. Jedes Haus wird von einem Santero/Santera geführt. Es herrscht keine Dogmatik, die Zeremonien und Segnungen sind sehr unterschiedlich, da Santería eine mündlich überlieferte Religion ist. Altäre spielen eine wichtige Rolle in der Anbetung. Santeros/Santeras stellen sie in ihren Häusern auf und opfern z.B. Blumen, Rum, Kuchen und Zigarren, um die Gottheiten gut zu stimmen. Jeder Mensch ist einer bestimmten Gottheit/Orishá zugeordnet. In einem Initiationsritus findet ein Santero oder ein Priester heraus, welchem, und überreicht dem neuen Mitglied eine lange Halskette in den Farben dieses Orishás. Wer ein echter Santero/a werden möchte, wird ein Jahr lang belehrt, muss eine Menge Tabus beachten, in jeder Beziehung enthaltsam leben und weiße Kleidung tragen. Später wird er/sie als Mittler zwischen den Göttern und Menschen dienen. Die Geister der Ahnen In der Religion REGLA CONGA spielen die Geister der Ahnen ebenfalls eine große Rolle. Wer sich gut um sie kümmert, häufig an sie denkt und ihnen gelegentlich eine kleine Gabe schenkt, dem bieten sie Schutz. Allerdings werden böse Verwandte nicht zu guten Menschen, nur weil sie tot sind. Tanz- und Trommelzeremonien locken die Orishás an, über den Santero kommunizieren die Orishás mit den Verstorbenen oder werfen einen Blick in die Zukunft. Die Regla Conga verehrt auch die Natur. Ihre Gottheiten können in einem Stein, einem Baum, oder in einem Fluss leben Die Geheimsekte ABACUÁ steht ausschliesslich Männern offen. Sie verehrt ihren Obersten Gott Abasí und schreibt den Geistern der Verstorbenen ebenfalls magische Kräfte zu. Beim sogenannten Tanz der Teufelchen (Ireme) beschwört ein in Jutesäcke gekleideter Tänzer mit Kapuze und bedecktem Gesicht die Geister, ihre Tarnkappen zu entreissen. Die Orishas sind alles andere als vollkommen. Sie können sich eifersüchtig, wütend, eitel und rachsüchtig zeigen. Bei den afrikanischen Geschichten denkt man gleich: Oh Gott, oh Gott, wie blutrünstig! Dabei ging es bei den Griechen oder Römern nicht anders zu." Zum Teil sind sogar direkte Parallelen erkennbar. Ochún, beispielsweise, ist wie Aphrodite für Wohlstand, Luxus und das süße Leben zuständig. Der kriegerische Ogún erinnert als Herr des Eisens, der Werkzeuge und Waffen an Mars, beziehungsweise Ares. Babalú-Ayé, der für die Gesundheit sorgte, wurde St. Lazarus zugeteilt. Yemayá, die Herrin des Salzwassers, wurde Patronin der Seefahrer. Wer sind die Orishas? Die Untergötter (Orishas) führen nicht nur ein interessantes Eigenleben, sie haben auch eigene Farben, Zahlen, Pflanzen und sogar ein Lieblingsessen. In der Katholischen Kirche haben die Heiligen auch ihre Attribute. Wer es sich mit Ochún nicht verderben möchte, stellt ihr regelmäßig gekochtes Krebsfleisch mit Mangold und Kresse hin. Dann sorgt sie für gesunde Schwangerschaften und ein ausgefülltes Liebesleben - schließlich ist sie auch die Schutzheilige der Prostituierten. Der große Krieger und Macho Changó liebt natürlich Rum, man besänftigt ihn aber auch mit einer in Bananenblätter gewickelter Masse aus süßem Maismehl. Und Obatalá, ein androgyner Gott des Friedens, der für Kreativität, Reinheit, Gerechtigkeit und Wahrheit verantwortlich ist, freut sich über in Kokosmilch pürierte Bohnen. Die Beziehung zwischen dem Menschen und seinem ganz persönlichen Orishá ist auf einem einfachen System gegenseitigen Nehmens und Gebens aufgebaut: Wenn es meinem Orishá gut geht, sorgt er für mein Wohlergehen. Vernachlässige ich hingegen seine Wünsche, muss ich mit den Folgen leben. Vielleicht kann ich ihn dann aber auch mit einem Tieropfer (meistens eine Ziege) besänftigen. Das Blut erhält er, da dieses Opferblut eine besondere Energie zugesprochen wird, das Fleisch teilt man sich zum Abendbrot. Symbole, Rituale, Opfer – das gehört zur Santeria. Jedes Ritual, jede erklommene Stufe erfordert eine Investition, beziehungsweise Aufwandsentschädigung für die Zeit der Santeros. Man begegnet sie, immer ganz in Weiss gekleidet, mit Halsketten aus roten und schwarzen Perlen, auf den Strassen. Touristen auf der Suche nach Spiritualität, die ihren Sternzeichen, kosmischen Steinen und keltischen Kreuzen gern noch einen Orishá hinzufügen möchten, sind da eine willkommene Einnahmequelle. Santería und Regla Conga sind einige der afrokubanische Religionen, die im Alttag von Kuba sehr eingeprägt sind. Sie prägen Musik, Karneval, Lebenseinstellung und Volksfrömmigkeit der Kubaner. Zum Beispiel hat fast jeder Taxifahrer in Kuba einen kleinen Teufel am Rückspiegel hängen – über einen Marienbild. Die Orishás der Yorubá religion: Name des Orishás Obtalá (M/W) Changó (M) Yemayá (W) Babalú Ayé (M) Ochún (W) Elegguá - Farbe Weiss Rot Weiss/Blau Schwarz Gelb Rot/Schwarz Zuständigkeit Frieden/Gerechtigkeit Kriegsgottheit Göttin des Meeres Krankheiten Sinnlichkeit Schicksall/Zufall/Krieg = Kath. Heiliger Jungfrau Maria/Jesus Heilige Barbara Jungfrau Maria Heiliger Lazarus Yemayá wird auch genannt Mutter der Menschheit und der Götter und ist das weibliche Pendant zu Changó Elegguá wird auch als „der Clown“ unter den Orishás gesehen. Er ist für die Santeros immer erreichbar bei den Ritualen. Er ruft dann die anderen Orishás. Obtalá ist der oberste Orishá und die Menschen opfern ihm helle Trauben, das Innere der Kokosnuss und geheiligtes Kalkstein