Stiller Protest setzt Zeichen gegen den Bahnlärm Kamp-Bornhofen: Ein buchstäblich voller Erfolg war der Bahnlärm-Gottesdienst in der voll besetzten Wallfahrtskirche in Bornhofen am letzten Samstagabend, den 18. Oktober. Eingeladen hatten unter dem Motto „Schöpfung bewahren - Bahnlärm stoppen“ die Bornhofener Franziskaner-Patres und die Bürgerinitiative gegen Bahnlärm. Franziskaner Pater Eryk Kapala begrüßte die Gläubigen sowie die Bahnlärmexpertin Schwester Martina Merkle, Oberin der Augustinerchorfrauen in Offenburg und den evangelischen Pfarrer von St. Goarshausen Günter Rein, die beide den Gottesdienst mitgestalteten. In seiner Ansprache forderte Pater Eryk die Verantwortlichen in der Politik und bei der Deutschen Bahn eindringlich dazu auf, deutlich mehr zu tun, um die permanente Gesundheitsgefährdung für die Anwohner spürbar zu vermindern. „Als Seelsorger ist es unsere Pflicht, die uns anvertrauten Seelen vor allen negativen Beeinträchtigungen von außen zu schützen. Was das angeht unterstützten wir die Forderungen der Bürgerinitiative gegen Bahnlärm. Insbesondere liegt uns am Herzen, dass umgehend ein Nachtfahrverbot für Güterzüge eingeführt wird. Den heutigen Gottesdienst sehen wir als kraftvolles Zeichen der Gläubigen, dass der Widerstand der Kirchen gegen die katastrophalen Zustände zunimmt. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit Schwester Martina Merkle eine ausgesprochene Expertin mit langjähriger Erfahrung im Widerstand gegen den Bahnlärm für die Gestaltung des Gottesdienstes gewinnen konnten. Um in Zukunft unsere Forderungen nach der Bewahrung der Schöpfung und der Einführung eines Nachtfahrverbots für Güterzüge allen Besuchern unseres Wallfahrtsortes mitzuteilen, haben wir entsprechende, gut sichtbare Schilder am Kloster angebracht“, so Pater Eryk Kapala. Predigt von Schwester Martina Merkle aus Offenburg Schwester Martina Merkle, die in Offenburg zusammen mit dem evangelischen Dekan i.R. Manfred Wahl seit über 10 Jahren die dortige „Bürgerinitiative Bahntrasse e.V.“ leitet, sprach in ihrer Predigt von ihrem Selbstverständnis als Christin: „Christ sein heißt für mich, das Leben sowohl in den Dienst Gottes als auch der Menschen zu stellen. Leben aus dem Glauben trennt nicht von der Welt, sondern durchdringt sie. Für mich wie auch für alle anderen Ordenschristen ist Jesus Christus der Lebensmittelpunkt. Seine Botschaft vom Reich Gottes stellt bewusst die sozialen und politischen Aspekte der Gesellschaft heraus. Dieser Botschaft wissen wir uns verpflichtet. Wie alle Menschen guten Willens setzen wir Ordensleute uns ein für Gerechtigkeit, Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung - kurzum für das Wohl der Menschen. Konkret heißt das: Menschen, denen es schlecht geht, eine Stimme geben, Unrecht beim Namen nennen sowie Fehlentwicklungen korrigieren“, so die Ordensfrau. In Ihrer Heimatstadt Offenburg sollten zwei neue Gleise mitten durch die Stadt gebaut werden. Der Region drohte dadurch der Verlust der Lebensqualität, das Grundrecht auf einen gesunden Schlaf sowie das ungestörte Lernen in den Schulen und Kindergärten. Mit deutlichen Worten schilderte die Oberin die Aktivitäten der regionalem Bürgerinitiativen: „Hier mussten die Bürger aufstehen und sich wehren - so sind wir das Sprachrohr für viele geworden. Das ist gelebte Solidarität und beispielhaftes demokratisches Handeln“. Ihr unermüdlicher Einsatz wurde vor drei Monaten durch einen großen Erfolg gekrönt. Statt mitten durch Offenburg werden die neuen Gleise jetzt um die Stadt herum verlaufen. „Ich ermutige alle Anwesenden und alle ihre Mitbürger, treten sie der Bürgerinitiative bei und nehmen sie an den Demonstrationen und den anderen Veranstaltungen teil, damit auch hier am Mittelrhein sich die katastrophale Situation möglichst bald ändert“, so Schwester Martina Merkle. Gebet von Pfarrer Rein aus St. Goarshausen Der evangelische Pfarrer von St. Goarshausen sprach sein Gebet mit den Worten: „Guter Gott, Dir danken wir für die anrührend schöne Landschaft hier am Mittelrhein. Wir leben gerne hier. Zugleich leiden wir unter dem unerträglichen Höllenlärm durch den Bahnverkehr und sehnen Veränderung herbei. Wenn wir resignieren und verstummen, löse unsere Zungen und stille unsere Ängste. Bringe Menschen guten Willens zusammen. Deine Schöpfung wollen wir bewahren. Um gute Gedanken bitten wir und um Geist von Deinem Geist, der das Angesicht der Erde verändert und heilt - durch Jesus Christus, der lebt und liebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Willi Pusch, Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen Bahnlärm, zeigte sich in seinem Schlusswort hoch erfreut: „Ich danke allen Gläubigen, die so zahlreich gekommen sind, um mit uns ein deutliches Zeichen gegen den Bahnlärm zu setzten. Ferner bedanke ich mich bei der Musikkapelle Kestert für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes und allen, die den Gottesdienst mit vorbereitet und mitgestaltet haben. Mein besonderer Dank gilt Schwester Martina Merkle, die extra aus Offenburg angereist ist, um mit uns den Gottesdienst zu feiern und uns in unserem Widerstand gegen den Bahnlärm zu bestärken.“ Zum Ausklang des Abends waren dann alle Besucher zu einem Umtrunk im Klostergarten eingeladen.