Symposium „Körpersprache – Macht – Geschlecht“ Carl-Schurz-Haus / Deutsch-Amerikanisches Institut e.V. Eisenbahnstr. 58-62 79098 Freiburg Do, 21.02.13, 20 Uhr c.t. im Carl-Schurz-Haus Prof. Dr. Sarah Fenstermaker & Joan Budesa (Santa Barbara, USA): The lense of “contradictory embodiment”: Insights and challenges to theorizing gender This presentation employs recent scholarship on transsexuality and empirical data on transgender inmates in California men’s prisons to explore how “contradictory embodiment” illuminates new aspects of gender and gender inequality. The contradictions that transsexuality imposes on a world organized around the sex categorical binary challenge conventional understandings of gender and normative expressions of power. The implications of these challenges are explored with respect to future scholarship and social change. Sarah Fenstermaker is Director of the Institute for Research on Women and Gender as well as Professor of Women's Studies and Sociology at the University of Michigan. She also holds a title as Research Professor Emerita at the University of California Santa Barbara. Her research on feminist theory, gender and work, domestic labor, family violence, feminist inquiry and the workings of gender, race, and class has resulted in a long list of publications. She is the author of six books, the most recent with Nikki Jones in 2011, Sociologists Backstage: Answers to 10 Questions About What They Do, and published by Routledge. Over 35 years at UC Santa Barbara, Professor Fenstermaker was the first woman tenured in the Department of Sociology, and served as the founding chair of the UCSB Women's Studies program (now Feminist Studies). She was the director of UCSB's Institute for Social, Behavioral and Economic Research. She also served as the associate dean of the UCSB Graduate Division and as divisional vice chair of the UCSB Academic Senate. She graduated from Goucher College and received her doctorate from Northwestern University. Fr, 22.02.13, 9:15-10:15 im Carl-Schurz-Haus Prof. Dr. Paula-Irene Villa (München): Confusing Moves. Sociological musings on queer passions in Argentine Tango Englisches Abstract: Tango Argentino might seem at first sight an odd passion for feminists, queers and others who wish to think and live out of the normative box. Tango comes along as the most passionate, elegant and latin - as in exotic - couple dance. So why would anyone engage in a close embrace on the dance floor, risking to be thus embraced by a heternormative and racist discourse? Because, as I suggest, Tango Argentino offers exciting experiences of 'queer failure' (Halberstam). My presentation will trace the normative framing of tango and relate it to praxeological experiences of failure, paying special attention to the bodily dimension. Deutsches Abstract: Wie kein anderer Tanz verspricht der argentinische Tango Leidenschaft, Erotik und die Erfüllung von heterosexuellen Sehnsüchten. Angelockt von diesem Versprechen boomt die Subkultur des Tango weltweit, auch und gerade in Deutschland - und zwar seit geraumer Zeit. Was aber treibt die Menschen an, die Tango machen? Und was lässt sich finden im Tango, jenseits der Klischees? Geht das denn, als 'emanzipierte Frau', als queere Person oder als 'Feminist' Tango zu tanzen? Der Vortrag zeichnet einerseits den Diskurs rund um den Tango nach, andererseits aber - und vor allem die materiellen Praxen und Erfahrungen des Tango. Dabei wird klar, dass weder Klischees noch individuelle Praxen die ganze Wahrheit sind. Vielmehr bedingen sich Körperpraxen, leibliche Empfindungen und diskursives Körperwissen wechselseitig so, dass alle Ebenen faktisch dauernd in Bewegung bleiben. Paula-Irene Villa ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin (Ruhr-Universität Bochum), promovierte und habilitierte Soziologin (DFG-Graduiertenkolleg bzw. Leibniz Universität Hannover) und seit 2008 Lehrstuhlinhaberin für Soziologie/Gender Studies an der LMU München. Neben anderen Ämtern und Funktionen ist sie seit 2010 im Vorstand der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft GeschlechterStudien e.V. Sie lehrt und forscht zu soziologischen und Gender-Theorien, Körper- und Kultursoziologie, Biopolitik, Elternschaft. Derzeit arbeitet sie in einem Forschungsprojekt zur Normalisierung der Schönheitschirurgie. Fr, 22.02.13, 10:30-11:30 im Carl-Schurz-Haus Prof. Dr. Roswitha Badry (Freiburg): Körpersprache, Macht und Geschlecht in Zeiten des sozialen Umbruchs – Bilderwelten aus dem ‚Arabischen Frühling‘ An den friedvollen Protesten während des "Arabischen Frühlings" haben Frauen wie Männer gleichermaßen partizipiert und so gemeinsam zum Regimewechsel beigetragen. Bei ihrem Aufbegehren bedienten sich die Akteure/Akteurinnen alter und neuer Formen des zivilgesellschaftlichen Protestrepertoires (Demonstrationen, Sit-ins, Versammlungen, Petitionen, kulturelles Begleitprogramm etc.). Im angekündigten Vortrag steht im Anschluss an Charles Tillys These von den "WNUC*-displays" die Analyse und Interpretation von Bildmaterial aus ausgewählten Ländern (u.a. Tunesien, Ägypten, Jemen, Bahrain) im Vordergrund der Betrachtung. Dabei soll unter anderem folgenden Fragen nachgegangen werden: Inwieweit hat sich der jeweilige sozialpolitische Kontext auf den unter Umständen geschlechtsspezifischen Einsatz der einzelnen Instrumente ausgewirkt? In welchem Maße spiegelt das über internationale Medien verbreitete Bildmaterial orientalistische oder okzidentalistische Stereotypen vom Geschlechterverhältnis wider? War es Frauen (mehr als zuvor, darunter in anderen Umbruchsituationen) möglich, weit verbreitete traditionalistische Normvorstellungen zu Raum- und Verhaltensmustern zu durchbrechen? * "Worthiness, Numbers, Unity, Commitment" Roswitha Badry, geb. 1959, studierte Orientalische Philologie, Politologie und Geschichte an der Universität Köln und erwarb dort 1982 den Magister- und 1985 den Doktortitel. Anschließend war sie am Orientalischen Seminar der Universität Tübingen als Wissenschaftliche Assistentin tätig und habilitierte sich dort 1995 über den koranisch verankerten Beratungsgedanken ("schura") in vormoderner Auslegung und in der neuzeitlichen Diskussion. Seit 1992 lehrt sie Islamwissenschaft an der Universität Freiburg i. Br. Ihre Forschungsgebiete umfassen das Fortleben des klassischen Islam in der Moderne und Gender-Studien. Fr, 22.02.13, 12:00-13:00 im Carl-Schurz-Haus Dr. Marion Mangelsdorf (Freiburg): Undoing gender – doing transhuman. que(e)rende Interaktionen Gender- und Speziesgrenzen In künstlerischen Kontexten wie Performance, Theater und Tanz findet sich bereits ein Crossover von Geschlechterbinaritäten, um gängige Machtverhältnisse zu parodieren. Es werden Uneindeutigkeiten inszeniert, mit Rollenwechseln und umkehrungen gespielt. In einem ersten Teil möchte ich in Bild-, Film- und Interviewsequenzen diesen bewusst in Szene gesetzten Prozessen des ,undoing gender‘ nachforschen und der Frage nachgehen, welche Formen des Mensch- und Selbst-Seins sich in diesen Performances äußern. Welche Rolle spielt die Körpersprache, um individuelle Präsenz und Sichtbarkeit zu erlagen, aber auch eine dem Gegenüber anerkennende Interaktion voranzutreiben? In einem zweiten Teil gehe ich auf Interaktionen ein, in denen Menschen mit anderen Tieren agieren. Auch hier fokussiere ich auf Beispiele, in denen Machtverhältnisse thematisiert werden. Die Dominanz des Menschen gegenüber dem tierischen Gegenüber soll kritisch beleuchtet und Körpersprache als aktive Form der speziesüberschreitenden Interaktion verstanden werden. Dadurch werden noch einmal mehr kulturelle Selbstverständlichkeiten hinterfragt, die Frage nach einem transhumanistischen, Grenzen que(e)renden Mensch- und Selbst-Seins gestellt. Marion Mangelsdorf, Dr.a phil. hat Philosophie, Soziologie und Kulturwissenschaften/ Historische Anthropologie in Berlin und Freiburg studiert. 2005 promovierte sie mit einer kulturwissenschaftlichen Arbeit zum Verhältnis von Menschen und Wölfen im Zeitalter der Technoscience in Berlin. Seit 2007 führt sie als phänomenologische Soziologin Feldforschung im Kontext der Mensch-Pferd-Interaktionen durch. Sie verbindet feministische Wissenschafts- und Technikforschung mit Human-AnimalStudies. Seit 1998 ist sie Referentin und Lehrbeauftragte am Zentrum für Anthropologie und Gender Studies (ZAG) und seit 2011 Mitglied bei MBody. künstlerische Forschung in Medien, Somatik, Tanz und Philosophie. Stadtrundgang Fr, 22.02.13, 20 Uhr. Treffpunkt: jos fritz café Queerer Stadtrundgang* mit Kai Woodfin und Birgit Heidtke (Freiburg) *Klappe auf: ein LGBT Stadtrundgang queer durch die Geschichte Freiburgs Schwules Mittelalter? Lesbische Klosterfrauen? Naja, für solche Geschichten müssten wir Phantasie oder Theorie spinnen. Doch unser Rundgang reicht von Grenzgängerinnen in der frühen Neuzeit bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts und wird auch hin und wieder in der Gegenwart landen. Wir werden u.a. ein Auge auf die Humanwissenschaften werfen und mit der Klassik kokettieren. Fürs Mitspazieren ist vor allem eines wichtig: Zieht euch warm an! Birgit Heidtke ist Historikerin. Sie arbeitet zur Frauengeschichte und ist aktiv im Netzwerk Miss Marples Schwestern: Frauengeschichte vor Ort. Veranstaltende: Zentrum für Anthropologie und Gender Studies der Universität Freiburg (ZAG), CarlSchurz-Haus (Deutsch-Amerikanisches-Institut), Gleichstellungsbeauftragte der Pädagogischen Hochschule Freiburg, Büro der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Freiburg, Institut für Soziologie der Universität Freiburg, Kommunales Kino Freiburg und Literaturbüro Freiburg (Haus für Film und Literatur), Buchhandlung und Café jos fritz, Forschungsgruppe MBody, Freiburger Lesbenfilmtage e.V., SchwuLesBi-Referat des u-asta der Universität Freiburg.