1 Fabian Otto, Politikwissenschaften LK BAK 6 Österreichs politisches System und die EU 3.Semester 3-12.2014 Wineroither, David M.; Kitschelt, Herbert (2012): "Die Entwicklung des Parteienwettbewerbs in Österreich im internationalen Vergleich" [65-67]Der Beitritt Österreich zu EU 1995 brachte einige und darüber herrscht allgemeiner Konsens, Veränderungen in Bezug auf die Struktur des politischen Systems, politische Akteure und Institutionen mit sich. Welche Auswirkungen hat die EU Mitgliedschaft auf die Rolle und das Mitgestaltungspotenzial der Sozialpartnerschaft? [68-71] Grundzüge der Sozialpartnerschaft Österreich gilt als Paradebeispiel der Verhandlungsdemokratie. Dies zeigt sich einerseits durch die jahrelang stark ausgeprägte Konkordanzdemokratie auf Ebene von Parteien und Regierung, andererseits durch einen gewollten Korporatismus auf der Ebene der Beziehungen zwischen den Dachverbänden gesellschaftlicher Interessensorganisationen und der Regierung. Letzteres, auch Sozialpartnerschaft genannt ist keineswegs als Singularität zu verstehen. Es ist ein Muster der Interessensvermittlung und Interessenspolitik in Österreich deren Träger die Dachverbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie die Regierung bzw. die Fachressorts sind. Diese Konstellation ist einerseits durch die Einbindung der angeführten Dachverbände in den Bereich des policy making und der Politik Implementierung zu verorten, andererseits durch die Abstimmung der Interessen gekennzeichnet. Die politikfeldübergreifende Koordinierung vor allem in Bereichen der Wirtschafts-, Einkommens, Sozial-, und Arbeitsmarktpolitik gehört zu den Kernaufgaben der Sozialpartnerschaft die ihre Strategie über Kompromissfindungen definieren. Der in Österreich besonders hohe Organisationsgrad über Parteien und Verbände war durchaus förderlich für das Entstehen solcher Wege der Interessensvermittlung. [71-75] Zu den Auswirkungen der EU Mitgliedschaft auf das System der Interessensvermittlung und der Interessenspolitik Die EU Mitgliedschaft hat die Rahmenbedingungen der Sozialpartnerschaft maßgeblich verändert. Mehr Bewegungsspielraum kann beim Aktivitätsradius vermerkt werden, einbüßen musste jedoch die Mitgestaltungsfähigkeit. So ergeben sich auch zwei Routen überwelche die Sozialpartnerschaft ihre Interessen vorbringen kann und zwar entweder auf nationalstaatlichem oder auf transnationalem Weg. Erstere Route beinhaltet die Einbindung und Mitgestaltung der österreichischen Position bei der EU Entscheidungsvorbereitung sowie bei der Umsetzung von EU Richtlinien. Der angesprochene Terrainverlust resultierte auch aus der Umlagerung gewisser gesellschaftlicher politischer und wirtschaftlicher Themen wie z. B. Agrar-, Wettbewerbs-, und Teile der Sozial und Umweltpolitik auf Gemeinschaftsebene Die Gemeinschaftsroute der Interessenspolitik besteht aus mehreren Facetten. Die österreichischen Dachverbände genießen das Privileg mit ihren Büros in die Mission Österreichs integriert zu sein. Die europäischen Dachverbände stellen ein Standbein zur Wahrnehmung der Interessen der Mitgliedsverbände dar und auch Lobbying bildet eine Möglichkeit für einzelverbandliche Interessenspolitik. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass sich der befürchtete Interessensverlust der Sozialpartner unter EU- Richtlinien bewahrheitet hat. So bleibt den Sozialpartner eigentlich nur über, ihre Position über die Bundesregierung mittragen zu lassen. Ob diese im Konzert der 27. Mitgliedsländer jedoch Gehör findet ist fraglich. Die sozialpartnerschaftliche Kultur der Verhandlungsdemokratie ist auf EU Ebene schwach und in den jüngeren Mitgliedsländern gar nicht ausgeprägt. Die Wichtigkeit von sozialem Dialog und der EWSA wird von der EU zwar gepredigt aber auch dabei belassen. 2 Fabian Otto, Politikwissenschaften LK BAK 6 Österreichs politisches System und die EU 3.Semester 3-12.2014 Wineroither, David M.; Kitschelt, Herbert (2012): "Die Entwicklung des Parteienwettbewerbs in Österreich im internationalen Vergleich" [75-79] Veränderung der österreichischen Sozialpartnerschaft: EU bedingt? Der neue Regierungsstil in der ÖVP/FPÖ/BZÖ Koalition, setzte nicht mehr wie im alt gewohnten Maße auf die Beteiligung der Sozialpartner . Es galt vielmehr das Mehrheitsprinzip als das Verhandlungsprinzip wenn es um politische Entscheidungsprozesse ging. Selbst die formale Begutachtung wurde in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends untersagt. Im Kontext der neuen großen Koalition ab 2007 kam es auf verschiedenen Ebenen zur Wiederbelebung der Sozialpartnerschaft in traditionellen Bereichen wie Arbeitsrecht, soziale Sicherung bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsmarktpolitik und berufliche Ausbildung. So kann durchaus von einem kleinen Revival gesprochen werden. Die EU Richtlinien veränderten die Rahmenbedingungen verbandlicher Interessensvermittlung und verlagerten viele Themenbereiche auf die Gemeinschaftsebene. Aber auch die innenpolitische Kräftekonstellation trug zu einer veränderten Rolle der Sozialpartner bei. Der schrumpfende Duopol der beide alten Großparteien der mit dem Aufstieg neuer Parteien verbunden ist, trägt ebenso zu einem Bedeutungsverlust der Sozialpartner bei, wie die auseinanderdriftenden Vorstellungen politischen Inhalts von SPÖ und ÖVP. Zuletzt soll noch gesagt werden, dass aufgrund der nicht parallelen Entwicklungen der Sozialpartnerschaft der Bedeutungseinfluss der EU nicht überschätzt werden sollte.