Text HA Globaler Terrorismus - Lise-Meitner

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Globaler Terrorismus – Europas neuer Krieg?
Die Globalisierung schreitet voran. Auch der Terrorismus hat sich mittlerweile vom nationalen
Terrain verabschiedet und Einzug in die Zentren der westlichen Welt gehalten. Damit wird er zu
einem transnationalen Problem.
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Die meisten modernen Kriege sind durch eine offensichtliche Asymmetrie gekennzeichnet: Zwei
ungleich starke Gegner kämpfen gegeneinander. Mit dem Terrorismus haben diese Neuen Kriege
Einzug in die Zentren der westlichen Welt gehalten, in die Mitte ihrer Metropolen oder ihrer
Urlaubsgebiete. Spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ist der Terrorismus
zu einem wahrhaft globalen Phänomen geworden.
Geänderte Zielsetzung terroristischer Aktivitäten
Globaler Terrorismus ist ein Schauplatz von Kriegshandlungen, die nicht direkt mit militärischen
Mitteln, sondern viel subtiler, durch Verbreitung von Angst und Schrecken Wirkung zeigen sollen.
Entstanden ist er aus lokal begrenzten Bewegungen, die einen Machtwechsel bestehender
Strukturen anstrebten, wie im Falle der nordirischen IRA, aus Unabhängigkeitsbewegungen wie der
baskischen ETA, oder aus Bewegungen, die mit spektakulären Aktionen auf regionale Missstände
aufmerksam machen wollten, wie im Falle der palästinensischen Attentate zum Beispiel bei den
Olympischen Spielen von München im Jahr 1972.
Doch der islamistische Terror der letzten Jahre hat diese Beschränkungen längst hinter sich gelassen.
Inzwischen ist die gesamte westliche Welt zum Feind erklärt worden. Ein lokaler Bezugspunkt ist
nicht mehr ausschlaggebend. Im Zeitalter des Internets steht die soziale und symbolische Bindung im
Vordergrund.
Die Psychologie der Akteure
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Marc Sagemann, Terrorismusexperte an der University of Pennsylvania, stellte Nachforschungen
über hunderte von Terroristen an, die in direktem oder indirektem Kontakt zu Osama bin Laden
stehen. Dabei stellte er fest, dass die Mehrheit der Al-Qaida-Mitglieder aus gutbürgerlichen oder
wohlhabenden Familien stammt. Fast die Hälfte hat studiert.
Das Durchschnittsalter der Terroristen liege bei 26 Jahren und die meisten radikalisierten sich erst im
Ausland, wenn sie von ihrer Heimat getrennt seien und ohne Familie und Freunde leben müssten.
Die Attentäter seien in dem Land, in dem sie leben, einsam und fühlten sich gesellschaftlich
ausgeschlossen. Sie gingen in Moscheen, um Freundschaften zu schließen. Dort gerieten sie unter
den Einfluss extremistischer Moslems, die ihnen eine einfache Deutung anbieten: Schuld an ihrem
Leid seien der Werteverfall der westlichen Gesellschaft, Korruption, Materialismus und die Dekadenz
des Westens.
Prävention und Ursachenforschung
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Auch wenn also die politischen Motive bei den radikalisierten Islamisten nicht mehr so unmittelbar
nachvollziehbar sind wie bei früheren Terroristen-Generationen, sehen Experten den Schlüssel zur
Bekämpfung des Übels im Politischen.
Für Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Deutschen Institut für
internationale Politik und Sicherheit liegt der Schlüssel zu dem Problem in der arabischen Welt: "Die
Menschen in diesen Staaten fordern politische Partizipation, mit dem Ziel, ihre sozialen und
wirtschaftlichen Probleme anschließend selbst zu lösen. Dahin gehende Reformen in Saudi-Arabien,
Ägypten und allen anderen Staaten der arabischen Welt sind der erste notwendige Schritt, will man
Al Qaida und ihren Verbündeten die Argumentationsgrundlage und damit auch die
Rekrutierungsbasis entziehen."
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Der Anstoß hierzu müsse aus den Ländern selbst kommen, die dortigen Zivilgesellschaften seien
jedoch zu schwach, um sich gegen ihre Regierungen durchzusetzen: "Hier muss der Westen
eingreifen."
Der Publizist Jürgen Roth sieht im Kampf gegen den Terror allerdings auch die Gefahr einer
Instrumentalisierung des Begriffs. Unter dem Deckmantel der Terrorprävention bestünde das Risiko,
dass Grundrechte von Bürgern zugunsten der Sicherheit dauerhaft eingeschränkt werden könnten.
Zu bedenken sei, dass der Antrieb und die Motivation von Terroristen auch in diesem Zeitalter auf
ursprünglichen Problematiken wie soziale Ungerechtigkeit und der Unterdrückung von
Bevölkerungsgruppen beruhe.
Autoren: Silke Bauer, Ute Köhler und Patricia Ogon, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule
Darmstadt
Quelle: http://www.dw.de/globaler-terrorismus-europas-neuer-krieg/a-2328845.
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