Im Gespräch mit Wolfgang Wacek Im Interview zieht der Sanova Geschäftsführer Bilanz über drei Jahre rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“ und spricht über seine ganz persönlichen Schlüsse aus der aktuellen Notfallverhütungsstudie. Mag. Wolfgang Wacek Mittlerweile ist es drei Jahre her, dass das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen für die rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“ votiert hat. Hat sich diese anfangs umstrittene Entscheidung bewährt? Definitiv. Wir müssen auch sehen, dass die Entscheidung in Fachkreisen von Anfang an weitgehend unumstritten war. Unter Ärzten, Apothekern und anderen Experten gab es einen breiten Konsens darüber, dass die so genannte „Pille danach“ ohne Rezept eine sinnvolle Sache ist. Das kontroverse Potenzial ergab sich erst aus einer moralischen Betrachtung des Themas. Die Gegner der “Pille danach” haben befürchtet, dass sich solche Arzneimittel als “reguläres” Verhütungsmittel durchsetzen und zu einem verantwortungsloseren Umgang von Jugendlichen mit ihrer Sexualität beitragen könnten. Haben Sie auch deshalb die aktuelle Studie zur Notfallverhütung in Auftrag gegeben? Um solchen Ängsten entgegen zu wirken? Die Studie wurde in erster Linie deshalb durchgeführt, um mehr Informationen zum Thema zu erhalten und diese intern optimal zu nutzen. Wir wollten wissen, wie der aktuelle Informationsstand zum Thema Notfallverhütung ist. In welcher Situation nehmen Frauen die „Pille danach“, wie oft kommen sie in eine solche Situation und was wissen sie eigentlich über den gesamten Themenkomplex? Aufgrund der, auch für uns, doch sehr überraschenden Ergebnisse haben wir uns dazu entschieden, diese Informationen unseren Partnern im Gesundheitswesen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber natürlich nehmen wir auch die Argumente der Kritiker ernst. Wenn die Studie dazu beitragen kann, einen noch breiteren Konsens herzustellen, ist das umso besser. Was waren denn nun die wichtigsten Erkenntnisse? Gab es Ergebnisse, mit denen Sie so nicht gerechnet haben? Was mich schon sehr erstaunt hat, war das Durchschnittsalter bei der Ernstnutzung. Hier sind wir mit fast 22 Jahren wirklich weit weg von der Befürchtung, jugendliche Frauen könnten nun verstärkt und ganz selbstverständlich auf das Instrument Notfallverhütung zurückgreifen. Auch der Hauptgrund für die Nutzung der „Pille danach“ sollte das Image dieser Maßnahme weiter verbessern. An erster Stelle liegt nicht der ungeschützte Geschlechtsverkehr, also der klassische One Night Stand ohne Verhütungsmittel, sondern die Verhütungspanne mit dem Kondom. Das zeigt uns, dass wir hier mit unserer Botschaft, dass es sich bei der „Pille danach“ um eine komplementäre Notfallmaßnahme handelt, wirklich durchgedrungen sind. So gut wie keiner glaubt, dass die Notfallkontrazeption eine reguläre Verhütungsmethode ist. Was uns positiv bestärkt hat ist, dass sich 64% der befragten Nutzerinnen in einer festen Beziehung befanden. Dieses Ergebnis sollte auch mit einigen Vorurteilen aufräumen. Die Studie weist Ihr Produkt Vikela® als das mit Abstand bekannteste aus. Ist das eine Genugtuung? Genugtuung ist das falsche Wort. Ich würde eher sagen: Es macht uns zufrieden. Unser Schwerpunkt lag immer darin, umfassende und transparente Information zu bieten und die Zusammenarbeit mit Ärzten und ApothekerInnen im Bereich der Notfallverhütung zu forcieren. Wir haben uns diesen Status hart erarbeitet. Als 2009 die Entscheidung zugunsten der rezeptfreien Abgabe der „Pille danach“ fiel, sind viele in der Branche auf Tauchstation gegangen, weil sie nicht in den sehr emotional geführten öffentlichen Diskurs hineingeraten wollten. Wir haben uns von Anfang an für einen offenen Umgang mit der Thematik entschieden. Aus vielen pragmatischen Überlegungen heraus fanden wir die Entscheidung des Bundesamtes gut und richtig. Deshalb waren wir auch bereit, Verantwortung zu übernehmen und Stellung zu beziehen. Das war nicht immer leicht. Als wir mit Vikela® einen sehr offenherzigen Kurzfilm über die richtige Anwendung der „Pille danach“ online gestellt haben, mussten wir uns viel Kritik gefallen lassen. Dass wir heute als erste Ansprechstation für Notfallverhütung gelten, haben wir der Bereitschaft zu verdanken, in der Kommunikation auch etwas zu riskieren. Was sagen Sie nun Leuten, die behaupten, die „Pille danach“ sei schrankenlos verfügbar und genau deshalb eine Gefahr für Frauen? Ich sage diesen Leuten, dass das einfach nicht stimmt. Ein Produkt wie Vikela® ist nur in der Apotheke erhältlich. Dort trifft eine Frau auf fachkundige Experten, die ihr ein Arzneimittel, wie die „Pille danach“, mit den in dieser speziellen Situation richtigen Informationen überlässt. Im Übrigen nehmen die meisten Frauen die Beratung der Apotheker auch gerne in Anspruch, das geht aus unserer Studie ganz klar hervor. Deshalb werden wir auch alles daran setzen, unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Apothekern weiter zu intensivieren. Also alles Eitel Wonne? Wir sind sehr zufrieden. Und obwohl wir zufrieden sind, gibt uns die Studie ein paar Hausaufgaben mit auf den Weg. Die da wären? Wir müssen uns zum Beispiel noch intensiver darum kümmern, dass wir Frauen möglichst unbürokratisch erreichen. Dass noch immer mehr als 30% an eine Rezeptpflicht bei der „Pille danach“ glauben, macht mich natürlich nicht glücklich. Hier wollen wir, durch innovative Kommunikation und noch intensivere Zusammenarbeit mit den ExpertInnen in den Apotheken, weitere Aufklärungsarbeit leisten. Sanova Unternehmensprofil Sanova sorgt für wertvolle Therapie-, Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten im Gesundheitsmarkt, um die Lebensqualität der Österreicherinnen und Österreicher zu verbessern. Dafür sucht Sanova weltweit nach wertvollen Produkten renommierter Hersteller, lizenziert das Produkt ein und stellt es dem österreichischen Gesundheitsmarkt zur Verfügung. Sanova ist das führende Unternehmen in diesem Bereich. VIK_2013_012