Ideen – Ideen – Ideen Möglichkeiten für einen schüleraktiveren Fremdsprachenunterricht am Beispiel DaF Kees van Eunen © Oktober 2003 Wie immer – Ideen gibt es im Überfluss. Fragt sich aber: wo? Deshalb folgt hier eine Reihe von Tipps: - (ungewöhnliche) Möglichkeiten mit dem Overheadprojektor - die Website der AG für DaF in den Niederlanden: Deutsch macht Spaß - 88 Schreibideen - Experimentieren tut nicht weh – oder? (zusammenfassender Artikel, mit u.a. Tipps für E-Mailprojekte) - Spiele im Unterricht - Sprachstadt 1. Tipps und Tricks für den Overheadprojektor Unbekannt macht unbeliebt. Das gilt gewiss für jene merkwürdige Variation auf die alte vertraute Wandtafel, den Overheadprojektor. Und das ist schade. Natürlich – mit 'ner Wandtafel sind Sachen möglich, die mit einem Overheadprojektor nicht gehen bzw. wofür man diesen nicht braucht. Aber man vergisst im Unterrichtsländle allzu leicht, dass das Umgekehrte auch gilt: Mit einem Overheadprojektor kann man Sachen machen, die mit 'ner Wandtafel nun gerade nicht gehen. Besonders Bilder, Cartoons etc. bieten viele Möglichkeiten, besonders um bei Schülern die fremdsprachige Zunge zu lösen. Gemeinsames Merkmal fast aller hier vorgestellten Tricks ist, dass sie nach einem festen Motto gestrickt sind: "Ich weiß, ich weiß, was du nicht weißt". Dieses Prinzip ist die Basis vieler Abdecktechniken, die Schüler unbezwingbar neugierig machen: Was ist auf dem nicht sichtbaren Teil des Bildes zu sehen? Eine Neugierde, die leicht sprechproduktiv zu machen ist. Selbstverständlich kommt dabei Manches zuerst in der Muttersprache. Aber wenn man die Worte und Wörter der Schüler stets wieder aufgreift und in die Fremdsprache umsetzt, kann man mit viel Spaß sehr weit kommen, sogar ohne dass die Schüler pauken müssen. Abdecktricks sind z.B.: - - - einen Text oder ein Bild abdecken und von oben nach unten langsam aufdecken (sehr praktisch bei Übungskorrekturen etc.); ein Cartoon in Stücke teilen, diese auf Folie bringen und die Folien in kleinen Schritten aufeinanderlegen; ein Bild mit z.B. einem A-3-Blatt abdecken, in der Mitte ein Loch machen (z.B. in Herzchen-Form); nur im Herzchen ist ein kleiner Teil des Bildes sichtbar. Schüler geben Anweisungen wie nach oben - nach unten - nach links - nach rechts - stopp etc. und versuchen möglichst schnell zu erraten, was auf dem Gesamtbild zu sehen ist; ein Bild abdecken nach dem Prinzip des Adventskalenders; Luke nach Luke wird geöffnet, und dadurch entsteht eine Geschichte, die die Schüler gerne erzählen, neugierig wie sie auf das nächste Stückchen Bild sind; ein Mini-Comic Bild für Bild zeigen; dabei stets W-Fragen stellen und vorhersagen lassen wie es weiter gehen könnte. 1 Technisch ist die Produktion der Folien heute problemlos: der Kopierer macht's. Aber zur Not kann man eine Zeichnung auch per Hand machen. Wer dies möchte, kann sehr weit gehen und z.B. Bilder mit Audio verbinden. Frage kann dann z.B. sein, was nicht mit dem Gehörten übereinstimmt, usw. Auch komplette audiovisuelle Überraschungen sind denkbar: ein Schattenspiel oder Hörspiel mit Bildern. Märchen sind für solche Prozeduren sehr geeignet. Die wichtigsten Gestalten schneidet man aus festem Papier aus, klebt sie z.B. auf das Ende eines Sateh-Stäbchens und zeigt sie als Silhouette per Overheadprojektor an der Wand oder am Diaschirm, eventuell mit Hintergründen, die gleichfalls ausgeschnitten oder gezeichnet sind. So bringt man jede Story intensivst zum Leben. Und das zum größten Vergnügen der Schüler, die oft mit Applaus reagieren. Und das ist im Schulunterricht nicht direkt ein alltägliches Erlebnis. Zugegebenermaßen sind Entwurf und Herstellung solcher Materialien zeitraubend. Aber zugleich auch lohnend: Man kann seine Produktion immer wieder in neuen Klassen einsetzen, gibt es doch jedes Jahr neue Schüler, die diese Produkte noch nie gesehen/gehört haben. Und das macht alle Anstrengungen mehr als wert. Denn: Deutsch macht Spaß. Ein Beispiel: 1.1 Ein Klassenzimmer Das Bild unten ist besonders geeignet für die Herzchen- oder auch Adventskalendertechnik (siehe oben). Man kann damit auf unterschiedlichen Niveaus arbeiten: mit Fortgeschrittenen sehr frei, mit relativen Anfängern vorsichtig dosierend, z.B. mit einer Übung wie dieser: a) Was ist auf der Zeichnung alles zu sehen? Unterstreiche, was zu sehen ist: 1) die Maus 2) das Buch 3) der Kopfhörer (= ………………………….) 4) das Heft (= ……………….) 5) der Apfel 6) der Schwamm (= ...........) 7) die Flasche 8) das Butterbrot mit Käse 9) die Cassette 10) das Bügeleisen (= …………………………..) 11) der Dart-Pfeil 12) der Bleistift (= ………..) 13) das Radiergummi (= ……………………) 14) der Reißnagel (= ……………….) 15) der Anzeigestock (= ………………..) 16) das Messer 17) die Pflanze 18) das Pflaster 19) der Kugelschreiber (= ………………………..) 20) die Wandtafel (= ……………..) 21) die Tasche 22) das Blatt Papier 23) d….. ……………………. 24) d….. ……………………. 25) d….. ……………………. 2 Es gibt zahllose Spekulationsmöglichkeiten. Das kann frei aber auch sehr gelenkt stattfinden. b) Wer steht draußen? Kreuze an: 0 ein Schüler 0 ein Lehrer 0 der Direktor 0… 3 Warum denkst du das? Erzähle das den Anderen. c) Stelle dir vor, du bist der Lehrer und das ist deine Klasse. Was machst du? Gehst du in die Klasse oder lieber nach Hause? Warum? d) Abends kommt der Lehrer nach Hause. Seine Frau fragt: "Und – wie war es heute in der Schule, Schatz?" Was antwortet der Lehrer? Tipp: Viele solche Bilder finden sich in den Materialien des deutschen Langenscheidt Verlags, u.a.: - Wörter, Bilder Situationen Deutsch aktiv neu 4 2. www.deutschmachtspass.de - eine Superquelle für DeutschlehrerInnen Das Internet greift immer weiter um sich. Laut einer Umfrage nutzen an die 90 % aller SchülerInnen das Netz regelmäßig im Rahmen ihrer Schularbeit. Sie schätzen pikanterweise, dass höchstens 12 % ihrer LehrerInnen es merken würden, wenn sie pfuschen, indem sie z.B. eine Buchbesprechung vom Internet runter laden, etwas 'anpassen' und einreichen. Wir LehrerInnen selber sind da nach der gleichen Umfrage etwas zuversichtlicher, aber auch wir geben an, dass wir das nur in 35 % der Fälle bemerken würden. Kurz – Internet gehört zu unserem Alltag, und das sollte auch beruflich der Fall sein. Umso verwunderlicher, dass viele den Weg zu unserer Deutsch-macht-Spaß-Site nicht kennen. Wo es doch so einfach ist! Man kommt am besten hin: a) direkt über www.deutschmachtspass.de; b) eventuell auch über das Klassenzimmer Deutsch der Digitalen Schule, gleichfalls direkt ansteuerbar über www.duits.de; anschließend auf 'Lehrer' und dann auf 'Download' klicken. Im Hauptbildschirm sieht man den jeweils aktuellen Teil der Deutsch-macht-SpaßAngebote, mit oft direkten 'links' für 'downloads' – hier zum Beispiel ('Oktoberfest') aus der Produktion zum Thema 'Deutsch am eigenen Leib'. Zusammen mit anderen, älteren Angeboten finden Sie diese logischerweise auch in der Rubrik 'Download': Die weiteren Rubriken sprechen für sich. Besonders hinzuweisen wäre noch auf die Rubrik 'Archiv'. Wenn Sie darauf klicken, werden Sie ein kleines Archivwunder erleben: alle Artikel, die nicht allzu sehr aktualitätsgebunden sind, finden Sie hier, aufgelistet in logischen Bereichen, bis in die Anfangszeit von dblatt. Sie sind abrufbar durch einfachen Tastendruck – kinderleicht also: 5 Die Unterrubriken links sprechen für sich, wie aus der Illustration klar einsichtig ist. Kurz: Schauen Sie mal vorbei – es lohnt sich. 6 3. 88 Schreibideen – auch zum Sprechen Bei Klett erschien kürzlich 88 Schreibideen – eine Sammlung von Bildkarten als Schreibanlass, die aber auch als Sprechanlass einsetzbar sind. Hier die Merkmale der 88 Schreibideen: Kreatives Schreiben - wozu überhaupt? Die meisten Schülerinnen und Schüler empfinden Schreiben als langweilig und uninteressant. Ihre Texte stehen in keinem Zusammenhang und sind - aus ihrer Perspektive - nur für den Lehrer oder die Lehrerin geschrieben. Beim kreativen Schreiben ist das anders, weil hier andere Spielregeln gelten. Die Schülerinnen und Schüler können - je nachdem, wie Sie die 88 Schreibideen einsetzen - selber entscheiden, zu welchem Bild sie arbeiten wollen, welche der vorgeschlagenen Aufgabe/n sie dazu bearbeiten, ob sie überhaupt eine oder mehrere dieser Vorschläge annehmen oder lieber auf eigene Faust zu dem Bild arbeiten. Bei der eigentlichen Textproduktion geht es um ihre subjektive Wahrnehmung, um ihre Phantasie und um die Art und Weise, wie sie diese dann in Worte fassen. Die Aufgaben motivieren die Schülerinnen und Schüler dazu ihre eigenen Erfahrungen, Bedürfnisse, Schwierigkeiten etc. zu reflektieren und zu versprachlichen. Je nach Wunsch können sie dies mit erzählerischer Distanz tun oder sich und ihre persönlichen Erfahrungen, Erlebnisse etc. direkt in den Text einfließen lassen. Gerade in der Unterschiedlichkeit der Aufgaben werden die individuellen Schreibfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt. Die Arbeit mit `88 Schreibideen´ Mit dieser Erzählkartei haben Sie Material an der Hand, das Sie ohne weitere Vorbereitung mit in den Unterricht nehmen können. Dabei kann es sich sowohl um Ihren regulären Unterricht (deutsch oder auch fremdsprachlich) als auch um unvorhergesehenen Vertretungsunterricht handeln. Sie können dieses Material eine Unterrichtsstunde lang einsetzen; Sie können auch eine komplette Unterrichtsreihe mit abschließender Klassenarbeit darauf aufbauen. Die 88 Schreibideen lassen sich in kleinen Gruppen ebenso gut verwenden wie in `großen´ Klassen, da Sie den Schülerinnen und Schülern in jedem Fall genug Auswahl bieten können. Das Material kann sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Lerngruppen eingesetzt werden, da die Aufgaben entsprechend offen gestaltet sind. Außerdem greifen die Schülerinnen und Schüler ohnehin nur zu solchen Bildern, zu denen ihnen spontan etwas einfällt. Sie können andererseits als Lehrkraft selber entscheiden, ob Sie eine Karte auswählen, sodass nachher mehrere Texte zu ein- und demselben Bildimpuls zur Verfügung stehen, oder ob Sie Ihrer Lerngruppe mehrere oder auch alle Karten zur freien Auswahl vorlegen mögen. Dieselbe Freiheit bietet sich hinsichtlich der Aufgaben. Sie als Lehrperson machen die Vorgabe, welche Aufgaben zu bearbeiten sind und ob Sie zum Beispiel auch anbieten, eine ganz andere Art von Text zuzulassen, als die Aufgaben es vorsehen. Alle Aufgaben und Karten sind bewusst nicht nach Schwierigkeiten sortiert. Beim kreativen Schreiben gibt es nur richtige Lösungen! 7 4. Experimentieren tut nicht weh – oder? E-Mailprojekte Sie kennen das wohl noch: in der Sekundarstufe I mit einem Lehrwerk arbeiten, in der Sekundarstufe II mit eigenen Materialien und mit z.B. einem Literaturbuch. So langsam klingt das nach Nostalgie. Die Diktatur der Gesamtlehrwerke in zum Beispiel dem 'Haus des Lernens' wird immer totaler, allzu oft hört man Kollegen sagen: 'Ich möchte schon, habe aber kaum Zeit, und außerdem – alles liegt schon im Studienplaner fest'. Wobei ich mich frage, wofür man eigentlich arbeitet: doch wohl hoffentlich immer noch für den eigenen Spaß und für das Wohl der Schüler (und das bitte in dieser Reihenfolge!), und nicht in erster Linie für die Richtlinientäter? Kurz – machen Sie mal etwas Besonderes! Die Schüler werden es Ihnen danken. Zeitlich geht es bestimmt, man kann ja auch mal krank werden und am Ende der Ausbildung stellt sich dann doch heraus, dass den Schülern nichts Schlimmes passiert ist: Luft gibt es also immer – zumindest einigermaßen. Im folgenden einige Ideen und Tipps, machbar in unterschiedlichen Schulstufen. Gemeinsames Merkmal: alles ist für die Schüler relativ selbständig durchführbar. Brieffreundschaften a) Sprache = Kommunikation. Also lassen Sie bitte Ihre Schüler auf Deutsch kommunizieren. Scharf erinnere ich mich an meinen früheren Deutschlehrer, der – Ende der 50er Jahre! – zufrieden grinsend im zweiten Jahr einen Haufen Adressen potentieller Brieffreunde/-innen verteilte. Wir sollten einige auswählen, einen ersten kurzen Brief schreiben und abwarten, was passierte. Ein Jahr lang lief das Projekt. Die Kontrolle war einfach: wir mussten pro Trimester zwei Briefumschläge unserer jeweiligen Korrespondenzpartner(innen) vorzeigen. Mit oder ohne Inhalt – je nachdem, wir durften das selber entscheiden. Da viele Jungen sich ein Mädchen auserkoren hatten und umgekehrt, hat der Lehrer wenig Briefe gesehen, aber umso mehr Umschläge. In seiner Einfachheit ein gelungenes Projekt, fanden fast alle Beteiligten damals, und wohl heute noch. Wahrscheinlich ist diese Erfahrung für mich mit der Anstoß gewesen, dass ich später Deutsch studiert habe. In manchen Jugendzeitschriften werden auch heute noch Brieffreundschaften angeboten: Jugendmagazin, Bravo usw. b) Auch elektronisch gibt es hochinteressante Quellen und Möglichkeiten. Für individuelle Klassenkorrespondenzprojekte gibt es im Internet die Adresse www.brieffreunde.de - man findet hier relativ seriöse Angebote und kann auch sich selber als potentielle(n) Partner(in) anmelden: 8 Die Brieffreund-Suche ist sehr einfach – man füllt folgendes Formular aus und bekommt anschließend eine ausführliche Trefferliste, komplett mit E-Mail-Adressen – und ab geht die (elektronische) Post: 9 c) Es gibt für klassikale Projekte auch zahlreiche Möglichkeiten. Auf der Homepage des Goethe-Instituts (www.goethe.de) finden sich dazu vielerlei Möglichkeiten, komplett mit Unterrichtsideen. Dazu muss man weiter klicken auf die Rubrik 'Deutsch lernen‘, danach auf den Unterpunkt 'Deutsch üben' und schließlich die Rubrik 'Chat, Foren, E-Mail' wählen. Unter diesem Menüpunkt gibt es mehrere Links, die für sich sprechen. Besonders empfiehlt sich der Link 'Odyssee': Darunter verbirgt ein tolles EMail-Projekt, das in Moskau und Barcelona entwickelt wurde und worin Schulklassen ein E-Mail-Projekt miteinander beginnen unter einem vom Organisator zugewiesenen Codenamen. Zuerst muss gegenseitig durch Frage und Antwort geraten werden, wo auf der Welt sich die Partner befinden etc. – elektronische Klassenkorrespondenz mit Wettkampfcharakter also: spannend, lehrreich, lustig! Schließlich empfiehlt sich die sehr attraktive Website Epals.com (www.epals.com): Hier bekommt man Zugriff zu einer riesigen Sammlung von Projektangeboten. Deutschsprachige erhält man am einfachsten, indem man über Search als Sprache German eingibt. Eventuell kann man auch Altersspezifikationen eingeben, das engt die Suche noch etwas ein.. Sie können auch selber ein Projekt anbieten. In der Regel bekommen Sie rasch Reaktionen aus aller Welt. Organisatorisch heißt ein solches Projekt Einiges: Man muss eine Idee haben, wie so etwas zu organisieren und unter Kontrolle zu halten ist. Bei individuellen E-Mail-Projekten müssen Schüler selber eine E-Mail-Adresse haben. Das lässt sich übrigens leicht und ohne Kosten machen über z.B. Microsofts Hotmail (englischsprachig: www.hotmail.com). e) Etwas sehr Besonderes ist das Tandem-Projekt, das gerade für SchülerInnen/StudentInnen, die etwas tiefer in die Zielsprache eintauchen wollen, besonders geeignet ist. Wesentlich verbindet das Projekt, das in Bochum (D.) für den Hochschulbereich entwickelt wurde, aber auch für den schulischen Bereich geeignet ist, SprachlernerInnen, die einanders Sprache als Fremdsprache lernen. Zusätzlich zur klassischen E-Mail kommt dann eine sprachliche Korrekturkomponente: Die beiden Lernenden korrigieren sich gegenseitig als Sachverständige in der jeweiligen Sprache. Es gibt eine wunderbare Website (http://www.slf.ruhr-uni-bochum.de/etandem/etindexde.html), auf der zahlreiche Tipps und Ideen gegeben werden, die auch in anderen Kontaktprojekten verwendet werden können. 10 11 5. Kontakte - NICHT über die Grenze Sie erinnern sich vielleicht: Vor einigen Jahren wurde in der DmS-Broschüre Kontakte über die Grenze ein Projekt vorgestellt, bei dem Schüler mit Ausländern in der eigenen Umgebung in Kontakt gebracht wurden. Bekanntestes Beispiel: Sag' es mit Blumen – eine Klasse besucht den Keukenhof und interviewt alle möglichen deutschsprachigen Opfer, zu beidseitiger Zufriedenheit: Kommunikation live! Es handelte sich um kurzes, komprimiertes Projekt: 1 Tag Vorbereitung, 1 Tag Interviews vor Ort, 1 Tag Nachbereitung. Da es sich um ein Projekt mit Schulausflugcharakter handelte, konnte der Stundenplan der betreffenden Schulklasse für die drei Tage angepasst werden. Montags wurde das Interviewen in drei Unterrichtsstunden vorbereitet und eingeübt, am Dienstag ging es los. Mittwochs bereiteten die Schüler aus den mitgebrachten Materialien schließlich eine Ausstellung für einen Elternabend vor, der für den Abend geplant war. Jede Gruppe von 4 Schüler(inne)n hatte - so war verabredet worden - am Dienstag von zu Hause eine Fotokamera und einen Kassettenrecorder mitgebracht. Vorteil: keine Probleme mit der Gerätebeschaffung bzw. mit deren Bedienung. Sicherheitshalber wurde vor der Abfahrt noch eine kurze technische und sprachliche Generalprobe gemacht. Dann fuhr der Bus ab: Das Ganze war als ein normaler Schulausflug organisiert, auch finanziell, über Elternbeiträge also. Eine sehr angenehme Überraschung dabei war die Tatsache, dass völlig unerwartet "aus edukativen Gründen" kein Eintritt bezahlt werden musste. Während der Fahrt seufzte ein Pessimist: Diese Deutschen kommen natürlich erst, wenn wir schon wieder weg sind! Aber es kam anders. Der Zufall wollte, dass ausgerechnet an jenem Dienstag der Österreichische Pensionistenverband in voller Stärke das gleiche Ausflugsziel angesteuert hatte: Busse voller Deutschsprachiger also. Pro Vierergruppe sollten die Schüler - im Reihum-Verfahren - minimal 8 Interviews machen. Etwas zaghaft fingen sie an, waren aber bald nicht mehr zu halten: Jede Gruppe führte am Ende 16-20 Interviews. Jedes Interview wurde auf Cassette aufgenommen, jeder Interviewpartner fotografiert. Dazu gab's dann ab und zu die Videokamera. Nicht immer klappte es mühelos, obschon die Bereitwilligkeit, sich interviewen zu lassen und der Spaß dabei mit wenigen Ausnahmen groß war. Und das trotz der Tatsache, dass die Schüler mehrmals ins deutsch-österreichische Fettnäpfchen traten: Gibt es in Deutschland auch so schöne Blumen? <leicht verärgerter Blick> Nein! Wir sind aus Österreich! Mehr als einmal störte die Mundart die Kommunikation, was aber den Vorteil hatte, dass die Schüler so am eigenen Leibe erfuhren, dass es mehr Variationen gibt als das offizielle Schuldeutsch, und dass damit auch dann noch etwas anzufangen war, als sie beim ersten Hören nichts verstanden. 12 Danielle: Ich hatte gerade eine Frau, die sprach unwahrscheinlich schnell. Manchmal verstand ich sie überhaupt nicht, aber dann sagte ich einfach "ja ja". Und als sie dann weitererzählte, ging es meistens wieder ein bisschen. Auch gab es Szenen wie diese: Sind Sie Deutsche? Pardon? Sind Sie Deutsche? No, I'm English. Schade ... Manches Interview war direkt rührend. So z.B. das mit einer sehr alten Wienerin, die auf eine der Startfragen sofort lossprudelte: Ich heiße Novotni, Johanna, wohne Wien, 2. Bezirk und bin 83 Jahre alt. Worauf der junge Interviewer bewundernd reagierte: Das sind alt!! Jaja, bin schon sehr alt ... Am dritten Tag wurden die gemachten Interviews ausgewertet: Pro Gruppe sollten die Schüler ihre 5 besten Interviews bearbeiten und präsentationsreif machen. Ihre Fotos waren bereits in einem Schnellprintshop entwickelt worden. Nachmittags wurden sämtliche Ergebnisse und Requisiten in der Aula der Schule aufgehängt und ausgestellt. Abends fand ein sehr gelungener Elternabend statt. Thema: das Keukenhof-Projekt. Nachfolgeprojekte Der für Fortbildungszwecke gemachte Keukenhof-Film wurde seit seiner Fertigstellung immer wieder eingesetzt, sowohl in den Niederlanden, wo die Ausgangssituation für vergleichbare Projekte geographisch gesehen ideal ist, wie auch im Ausland bzw. in Sommerkursen des Goethe-Instituts. Generelles Ziel dabei ist nicht, die Veranstaltungsteilnehmer zur Imitation aufzufordern. Im Gegenteil: Es geht darum, an einem attraktiven Beispiel zu zeigen, dass es möglich ist, Deutsch live in der eigenen Umgebung der Schüler zu finden und für Unterrichtszwecke zu benutzen. Beispiele von gelungenen Projekt-Variationen sind u.a.: - Zirkus: Eine Klasse besucht einen deutschen Zirkus und interviewt einige Stunden vor Beginn der Nachmittagsvorstellung die Artisten. - Bootsfahrt: Schüler interviewen auf einem Fährschiff deutsche Urlaubsgäste, die in der Vorsaison auf eine der holländischen Watteninseln fahren. 13 - Ortsbesuch: In der Vorsaison fährt eine Klasse - typisch holländisch: per Fahrrad in einen Ort, 20 Kilometer weiter, wo immer viele deutsche Urlauber und - reich wie sie eben verhältnismäßig sind - Zweitwohnungsbesitzer sind, und interviewen diese: ein wichtiger Schritt im Abbau von nachbarschaftlichen Vorurteilen. 14 6. Spielen mit Deutsch macht Spaß Irgendein niederländischer Witzbold stellt gerne die Frage, welches das dünnste Büchlein der Welt sei: 'Deutscher Humor durch die Jahrhunderte'. Dass der arme Teufel total und typisch niederländisch ahnungslos ist, möge dieser Beitrag zur Genüge beweisen. Geht es ja hier darum, Beispiele und Tipps für den spielerischen Umgang mit unserem Fach zu geben. Denn in der Tat: Spielen mit Deutsch macht Spaß. Natürlich – ein bisschen verrückt muss man als Deutschlehrer(in) schon sein. Spielen mit der Klasse ist ein bisschen wie Singen mit der Klasse: es klappt (fast) immer, macht beiden Seiten, Schüler(inne)n wie Lehrer(inne)n einen Mordsspaß, nur das Über-die-Sing/SpielSchwelle-Treten erfährt manche(r) Kollege/-in als ziemlich gewagt, ja gefährlich. Wer aber wagt, der gewinnt auch hier! An Unterrichtsspielen im Fremdsprachen- also auch im DaF-Bereich, kann man von ihrer Funktion her am besten zwei Arten unterscheiden: Lernspiele und Kommunikationsspiele. Bei der ersten Gruppe geht es wesentlich darum, bestimmte lexikalische oder grammatikalische Komponenten spielerisch einzuüben. Bei der zweiten werden kommunikative Muster trainiert und mehr oder weniger frei angewandt. Typische Lernspiele bietet z.B. die schon uralte Sammlung "Lernen mit Spielen" von Richard Göbel (hrsg. von der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschulverbandes Frankfurt/Bonn). Hier figurieren z.B. Tipps für Kartenspiele, wobei die SchülerInnen in Paaren oder Kleingruppen möglichst schnell einen Satz Kärtchen in die richtige Kombination legen müssen. Wenn fertig, melden sie sich, und das Ergebnis wird überprüft. Anschließend bekommen sie einen zweiten Kartensatz usw. Die Gruppe, die die meisten Sätze innerhalb von z.B. 10 Minuten geschafft hat, ist der Sieger. Es kostet zwar etwas Vorbereitung (Kärtchen produzieren – übrigens lässt sich das auch von Schüler(inne)n machen, wenn man's ein bisschen schlau anpackt …), aber das Ergebnis ist ein Materialsatz, der Jahre lang brauchbar bleibt. Schließlich sind die Klassen jedes Jahr neu und kennen Ihre Materialien noch nicht. Höchstens wissen sie, dass Sie so ein Typ sind, der gerne mal was Besonderes macht. Typisch für Lernspiele ist ihre Überschaubarkeit: klare Ziele, deren Erreichen überprüfbar ist. Viele Lernspiele sind von der Prozedur her auch gut lenkbar: kein wildes Durcheinander, das in der Frage mündet, wie die Klasse wieder ruhig zu kriegen ist. Es gibt in dieser Kategorie übrigens auch Spiele, die kaum materielle Vorbereitung kosten. Beispiel 1: die ganze Klasse aufstehen lassen und gemeinsam laut bis 100 zählen, dabei aber jede 7 durch 'mmm' ersetzen. Wer einen Fehler macht, muss sich setzen. Ab höchstens 73 oder so bleiben nur die Starken übrig. Beispiel 2: Wörter raten. Ein(e) SchülerIn kommt vor die Klasse, Rücken zur Wandtafel. Auf deren Rückseite hat man vorher Wörter geschrieben, die schon bekannt sind. Ein(e) andere(r) SchülerIn muss die Wörter nacheinander auf Deutsch so lange umschreiben, bis der/die andere sie geraten hat. Paare, die die meisten Wörter innerhalb von 2 Minuten schaffen, gewinnen. Kommunikative Spiele haben als Kernziel, Schüler(innen) in die Lage zu versetzen, in der Fremdsprache handeln zu müssen. Hier als Muster das schon zu Beginn der 80er Jahre von 15 der Fachgruppe Deutsch im damaligen MAVO-Projekt entwickelte, ohne jede materielle Vorbereitung durchführbare und hier neu vorgestellte Spiel PARTY. PARTY - Schritte: 1) auf ein halbes A-4 Blatt schreibt jeder Schüler die Namen der Wochentage untereinander aufgeschrieben; 2) man leitet das Spiel ein, indem man kurz etwas sagt/fragt über Partys: Wer hat schon mal 'ne Party organisiert? Wann ist sowas schön? Je mehr Gäste je besser, am nächsten Abend todmüde etc.; 3) Schüler(innen) wählen pro Person einen Party-Tag und schreiben auf ihr Blatt hinter den gewählten Tag: 'Party'; 4) hinter den nächsten Tag schreiben sie: 'früh ins Bett'; 5) bleiben 5 Tage, an denen man Partys der anderen besuchen kann, und einen, für den man selber möglichst viele Gäste finden muss; das geht per mündliche Einladung AUF DEUTSCH ('Hast du Samstag Zeit? Kommst du zu meiner Party?' usw. – bitte zuerst mit einigen Schüler(inne)n vormachen; Redemittel eventuell an der Wandtafel); wenn Niederländisch gesprochen wird, gilt die Einladung oder Zusage nicht; 6) Ziel ist es, möglichst viele Mitschüler(innen) zur eigenen Party einzuladen (erst die Nachbar(inne)n, dann aufstehen und möglichst viele andere!); man muss auf dem Blatt Papier für jeden Tag aufschreiben, zu wessen Party man geht (nur 1 Party pro Tag ist erlaubt!) bzw. wer zu einem selber zum Besuch kommt (Namen auf die Rückseite des Blatts schreiben lassen); 7) wenn die meisten Schüler(innen) die meisten anderen gehabt haben, STOPP schreien; 8) alles setzt sich und man checkt, wer die meisten Gäste hat; garantiert ist es jemand, der nicht am Wochenende feiert! Versuchen Sie es mal. Das Spiel geht schon im ersten Trimester Deutsch. Nebenvorteil: man lernt die Namen der Schüler flotter kennen. Viel Spaß! Auch komplexere Sachen wie die Organisation eines 'Sprachenbasars' (auch 'Sprachstadt' oder 'Sprachendorf' genannt) gehören hierhin: in einem Flur werden Räume eingerichtet als Restaurant, Postamt, Bäckerei usw. Die Schüler(innen) bekommen einen Satz kommunikative Aufgaben für jede Simulation und durchlaufen diese, so gut sie können. Ihre Leistungen werden beobachtet und bewertet (z.B. mit Hilfe von Student(inn)en und Kolleg(inn)en, die auch eventuell Nativerollen übernehmen könnten; Tipp: das Elzendaalcollege in Boxmeer setzt hier Schüler(innen) ein aus der deutschen Partnerschule – 'Sprachstadt' ist hier Teil des Austauschprogramms!). Siehe auch den entsprechenden Artikel hiernach. Hochinteressant – das letzte Beispiel – ist literarische Arbeit in Spielform: das Spiel 'Gruppengedicht'. Eine Klasse wird in Gruppen von etwa 6 Personen aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt ein beliebiges Wort eingeflüstert, das die anderen nicht hören/sehen dürfen (z.B.: Schule – Ferien – Liebe etc.). Jedes Gruppenmitglied schreibt einen Satz, der mit dem Wort zu tun hat, auf einen schmalen Papierstreifen. Das betreffende Wort darf, muss aber nicht darin vorkommen. Jede Gruppe bekommt anschließend die 6 Streifen einer anderen Gruppe mit der Aufgabe, diese so auf den Tisch zu legen, dass eine zusammenhängende Botschaft entsteht. Dabei darf die Interpunktion angepasst werden, darf 1 Streifen weggeworfen werden, und darf eventuell 1 neuer Satz hinzugeschrieben werden. Das Endergebnis wird von jeder Gruppe an die Wandtafel geschrieben mit dem vermuteten Ausgangswort als Titel. Garantiert viel Spaß und fast immer mindestens eine Gruppe, die etwas sehr Rührendes, Nachdenkliches, 16 Kabaretthaftes von sich gibt. Das Spiel kann bereits in einer frühen Lernphase gespielt werden und gewöhnt Schüler nebenbei daran, dass literarische, ja poetische Aktivität Spaß macht! Tipp: Auf der Website der AG Deutsch macht Spaß (www.deutschmachtspass.de) findet sich unter der Rubrik ‚Spiel und Spaß‘ ein für VTO besonders tolles Spiel: Monopolust – der Name deckt tatsächlich den Inhalt! 17 7. Eine Cola und zwei Fanta bitte! Sprachstadt Deutsch – ein Simulationsspiel Einführung Stellen Sie sich Ihre Schule mal vor, irgendwo in der Endphase der Abschlussprüfungen. 100 oder mehr Schüler laufen im x-ten Stock von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, ein Heft in der Hand, worin ihre Leistungen festgelegt werden. Aber statt der üblichen Nervosität herrscht eine fröhliche Stimmung, es wird gelacht, und in einem Klassenzimmer, wo an der Tür ein Schild 'Restaurant' steht, sitzen einige Prüflinge, quatschen miteinander, tauschen Erfahrungen aus und trinken auf einer simulierten Terrasse Cola und Fanta. „Das soll 'ne Prüfung sein?“, fragen Sie? Ja doch, das ist 'ne Prüfung, an einer niederländischen Realschule, organisiert von der Fachgruppe Deutsch. In 'Sprachstadt Deutsch' (oder auch 'Französisch', 'Englisch' usw.) geht es darum, das Testen der Sprechfertigkeit lebhafter und vor allem realitätsnäher zu gestalten als sonst üblich ist. Die Idee wurde ursprünglich für den Französischunterricht entwickelt: 'Langueville' – Lehrerstudenten Französisch fuhren vor Jahren schon auf Anfrage mit einem alten VW-Bus in eine Schule, richteten dort eine Reihe von Klassenzimmern ein als Postamt, Bäckerei, Polizeiamt, Restaurant, Campingplatz usw., bezogen Position und spielten den Schülern gegenüber 'authentische(r) Franzose/-in'. Mit großem Erfolg. Eine der damals im niederländischen Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht aktiven Fortbildungszentralen, das Hoevelakener CPS, hat dann die Ideen zu einem kompletten Materialienpaket für die Hand der Deutschkolleg(inn)en um- und ausgebaut. Leider ist es dort nicht mehr zu haben. Im Rahmen der Kommerzialisierung der Lehrerfortbildung sind viele idealistisch angehauchte Aktivitäten zur Auflockerung des Unterrichts unmöglich (weil zu wenig gewinnträchtig) geworden – eine der vielen unterrichtspolitischen Stupiditäten, die alle zusammen am Ende dazu geführt haben, dass Lehrermangel zu einem politischen Kernthema in den Niederlanden geworden ist. Umso erfreulicher ist, dass es trotz aller gut gemeinten Störversuche der Unterrichtspolitik immer noch Lehrer gibt, die nicht die Hände in den Schoß legen und weiterhin ihre Ideale zu verwirklichen versuchen. Das Phänomen 'Sprachstadt' taucht in solchen Fällen öfters auf. Was ist 'Sprachstadt'? Wie der Name schon sagt, ist 'Sprachstadt' eine fiktive, in der Schule (im x-ten Stock, in der Aula, in …) situierte 'Stadt', in der Schüler mit mehreren lebensechten Sprechanlässen konfrontiert werden. Das können Übungssituationen sein, aber auch Einbettung in die jeweilige Abschlussprüfung ist denkbar und möglich und wird in den Niederlanden meistens auch wirklich praktiziert. Alle Schüler(innen) (und auch die beteiligten Kolleg(inn)en, Student(inn)en, öfters auch Eltern, die in der betreffenden Fremdsprache gut klarkommen), bekommen ein Aufgabenheft, das sie durch 'Sprachstadt' führt. In einem 'Pass' werden die Ergebnisse pro Situation festgehalten: Diese Einträge sind die Basis für die später zu errechnende Gesamtnote. 18 Pass Nr.: ………………… Name Vorname Staatsangehörigkeit Geburtsdatum Geburtsort Geschlecht [] M [] W Größe Haarfarbe Schule Klasse Abgegeben am Situationen/Ergebnisse Nr. Umschreibung Punkte (0 – 1 – 2) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 schlecht = 0 Punkte durchschnittlich = 1 Punkt gut = 2 Punkte Punkte insgesamt: Note: Für jede Situation werden die Materialien nach einem festen Modell entwickelt: Situationsbeschreibung, Schülerkarte, Lehrerblatt, Antwortschlüssel. Beispiel Kino: 1 Kino Leerlingenblad Situatie: Je bent in Sprachstadt en je wilt 's avonds naar de film. Je gaat naar de kassa van de bioscoop. Vraag naar de aanvangstijden en vraag of er nog kaartjes zijn. Koop een kaartje. 19 1 Je groet. 2 Je vraagt hoe laat de voorstellingen beginnnen en hoe laat ze ongeveer zijn afgelopen. 3 Kies een van de drie films op de affiche. 4 Je vraagt of er nog kaartjes zijn, want je hebt niet gereserveerd. 5 Je vraagt wat een kaartje kost? 6 Je geeft € 15,-. 7 Je krijgt geld terug en je bedankt. 8 Groet. Die Aufgaben sind auf Niederländisch, logischerweise: wenn man sie auf Deutsch vorgeben würde, würde sprachlich zu wenig von den Schülern gefordert. In jedem Klassenzimmer befindet sich ein Beurteiler – in der Regel ein Kollege, der aber nicht unbedingt dieselbe Fremdsprache unterrichtet. Die Beurteilung läuft nach einem Dreipunktesystem: schlecht = 0 Punkte durchschnittlich = 1 Punkt gut = 2 Punkte 20 Sogar für relative Laien ist dieses System gut handhabbar, hat sich in der Praxis gezeigt. Trotzdem: Für die Beurteiler ist sicherheitshalber eine Übersicht der in etwa von den Schülern zu erwartenden Äußerungen verfügbar: 1 KINO 1 * Hallo/Guten Abend/Tag/Morgen... 2 * Wie spät fangen die Vorstellungen/die Filme an? * Wie spät beginnen die Filme/die Vorstellungen? * Wann fangen die Vorstellungen/die Filme an? * Wann sind die Vorstellungen/die Filme? * Wie lange dauern die Vorstellungen/die Filme? * Wann sind die Vorstellungen/die Filme zu Ende? * Wie spät sind die Vorstellungen/die Filme ungefähr zu Ende? 3 * Gibt es noch Karten/Plätze für ......? * Haben sie noch Karten/Plätze für ....? * Ich habe nicht reserviert/bestellt. 4 * Was/Wie viel kostet es? * Was/Wie viel kostet eine Karte? * Was/Wie viel ist der Eintritt? 5 * Bitte. * Bitte sehr! 6 * Danke. * Danke schön. * Vielen Dank. 7 * Tschüss. * Tschüss. * (Auf)Wiedersehn Häufig vorkommende Situationen sind: - Kino - Bei der Polizei - Im Postamt - Auf der Terrasse - Auf der Straße - Erste Hilfe - Anrufen - Kontakt mit Altersgenossen - Kaufen - Zelten - Fremdenverkehrsamt. Sie lassen sich leicht entwickeln und an die Gegebenheiten jeweiliger Lehrwerke anpassen usw. 21 Selbstverständlich gibt es zusätzlich Kollegen, Studenten und Eltern, die die jeweiligen 'Deutschen' spielen. Auch sie bekommen eine Karte, worauf ihre Rolle steht: 1 Kino Docentenblad Situatie: U bent de baliemedewerker van de bioscoop in Sprachstadt. De leerling komt bij u met vragen over aanvangstijden en kosten. Speel uw rol. Docent Leerling 1 Je groet Guten Abend. Sie wünschen? 2 Je vraagt hoe laat de voorstellingen beginnen en hoe laat ze ongeveer zijn afgelopen. Die ersten Vorstellungen fangen alle um sieben Uhr an und die zweiten um halb zehn. Die Vorstellungen dauern alle etwa zwei Stunden. 3 Kies een van de drie films Prima! 4 Je vraagt of er nog kaart jes zijn, want je hebt niet gereserveerd. Ja, das ist überhaupt kein Problem. 5 Vraag wat een kaartje kost. € 12,6 Je geeft € 15,-. Danke, und drei Euro zurück, bitte schön. 7 Je krijgt geld terug en je bedankt. Tschüss. 8 Groet. In manchen Aufgaben spielt Geld eine Rolle. Jeder Schüler bekommt 50 Euro als Startgeld. Wenn er alle Aufgaben korrekt durchführt behält er am Ende 15 Euro übrig … die er – obwohl es sich selbstverständlich um fotokopiertes, sichtlich nicht echtes (wichtig, weil sonst Geld kopieren strafbar wäre) Geld handelt – wieder abgeben muss. Gegebenenfalls kann auch dieses Ergebnis bei der abschließenden Benotung mit berücksichtigt werden. Wichtig bei einer Sprachstadt-Simulation ist, dass die Organisatoren genügend Unterstützung und Mitarbeit bekommen, sowohl von Kollegen (deren Klassenzimmer man leihen möchte) wie seitens der Schulleitung (die manchmal etwas merkwürdig reagiert, wenn man solche Pläne vorträgt …). Folgende kurze Checkliste kann bei der Planung sehr nützlich sein: 22 Schüler o Die Schüler haben das verlangte Niveau erreicht. o Die Schüler wissen, was auf sie zu kommt. Das ist besonders wichtig, wenn seriös benotet werden soll. (eventuell anhand Videoaufnahmen aus dem Vorjahr) o Eltern sind über das Projekt informiert. (zur Vermeidung von Konflikten hinterher) Kollegiale Vorbereitung o Idee in Fachgruppen- und/oder Lehrerkonferenz präsentieren o Zeitplanung erstellen o Schulleitung einbeziehen, Zustimmung einholen o Zielgruppe(n) festlegen o Kollegium über endgültigen Ablaufplan und seine Konsequenzen (schriftlich) informieren o Einrichtungsbedürfnisse auflisten o Produktion von Materialien o benötigte Geräte, Räume etc. reservieren o Aufgaben endgültig auswählen o Hilfstruppen organisieren (Studenten, Kollegen, Eltern) o Hilfstruppen/Beurteiler/mitarbeitende Kollegen instruieren o Für die Beurteiler einen Testlauf durchführen (eventuell anhand Videoaufnahmen aus dem Vorjahr) o checken, ob alle notwendigen Papiere in der richtigen Stückzahl vorhanden sind. Schließlich – wer nicht wagt, der nicht gewinnt, sagt ein Sprichwort. In Sachen Unterricht sollte man diesen Spruch viel öfter ernst nehmen als heute der Fall ist: Schüler vergessen nach einigen Jahren bestimmt, wie sie zum Beispiel das Kasussystem erlernt haben, aber wissen 20 Jahre nach Schulende immer noch, dass sie in 'Sprachstadt Deutsch' figuriert haben – und das ist dann mit hundertprozentiger Garantie eine sehr positiv besetzte Erinnerung. 23