Auftaktveranstaltung zur Energie- und Gewerbemesse: Verantwortung nicht allein 17. Juni: Quickborn (ane) - Prof. Dr. Mojib Latif versteht es, seine Zuhörer zu fesseln. Eindrucksvoll schildert der charismatische Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Co2-Ausstoß und Erderwärmung, zeigt die Folgen auf, spricht über Eisschmelze und Ansteigen des Meeresspiegels, sensibilisiert für die Problematik der übersäuerten Meere und malt ein düsteres Zukunftsszenario für die Erde, wenn – ja WENN die Menschheit den rasanten Anstieg ihres Co2-Ausstoßes nicht stoppt. Doch der oft als prominenter Warner vor der globalen Erwärmung bezeichnete Klimaexperte ist mehr als nur das. Ja, er warnt eindringlich - aber er gibt auch Hoffnung und motiviert: „Noch ist die Klimakatastrophe abwendbar.“ Es bleibt ein Zeitfenster von etwa 15 Jahren, um die Erderwärmung in den Griff zu bekommen. Das ist nicht viel, aber immer noch realisierbar. Voraussetzung dafür sei ein weltweites, verbindliches Klimaabkommen. „Auf der UNKlimakonferenz in Paris Ende dieses Jahres müssen die Würfel fallen,“ macht Latif unmissverständlich klar Es mag ein gutes Zeichen sein, dass sich die G7-Staaten auf ihrem Gipfel hinter das zwingend notwendige Zwei-Grad-Limit gestellt haben und bis zum Ende dieses Jahrhunderts eine Weltwirtschaft ohne fossile Energieträger schaffen wollen. Kann man sich nun zurücklehnen und den Klimaschutz der Politik überlassen? Latif ist nicht überzeugt und begegnet den guten Vorsätzen der Regierungschefs mit Skepsis. Doch ging es dem Quickborner Energieforum als Gastgeber dieser Auftaktveranstaltung zur Energie- und Gewerbemesse auch gar nicht vorrangig um die große Weltklimapolitik. Das zeigte auch die nachfolgende Podiumsdiskussion. Das Energieforum hatte den Teilnehmern für diesen Abend als wesentliche Frage gestellt: Welche Möglichkeiten hat jeder einzelne Bürger, Verantwortung für den Klimawandel zu übernehmen? Als Moderator sorgte Dr. Thomas Schnelle - Geschäftsführer der Firma Metaplan aus Quickborn - dafür, dass dieses Ziel nicht aus dem Fokus geriet. Und so wurden zwar natürlich auch die politischen Erfolge und Probleme bei der Einführung erneuerbarer Energien beleuchtet, ebenso aber Handlungsmöglichkeiten der Bürger aufgezeigt. Dr. Nina Scheer (SPD-MdB), Ansprechpartnerin für Erneuerbare Energien und Umweltwirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion, lag vor allem die Dezentralisierung der Energieversorgung am Herzen. Hier gäbe es Möglichkeiten zum Mitmachen für jeden und diese beschränken sich nicht auf die private Nutzung erneuerbarer Energien im eigenen Haus. Kommunale Konzepte können auch Nichteigenheimbesitzern ermöglichen, Anteil an der Gestaltung der Energiewende zu nehmen. Zu diesem Thema trug Jochen Ziehmann (Bündnis 90/Die Grünen), der Vorsitzende des Ausschusses für Energie und Umwelt der Stadt Schenefeld, mit den Erfahrungen Schenefelds als Musterkommune der Deutschen Energie-Agentur (dena) bei. Dieses Programm für den Aufbau eines Energie- und Klimaschutzmanagements in Kommunen vermittelt Handlungsanleitungen, um Energiesparmöglichkeiten aufzuzeigen und auszuschöpfen. Großes Potenzial sieht Ziehmann im Einsatz alternativer Technologien der Strom- und Wärmegewinnung, um den Co2-Ausstoß zu reduzieren. Die Kommune könne hierbei auch Privatleute unterstützen und für gemeinsame Projekte zusammenbringen. Für Dr. Panos Memetzidis, Geschäftsführer der Stadtwerke Quickborn, ist der beste Strom der, „der nicht verbraucht wird.“ Energieeffizienz sei ein wichtiges Anliegen der Stadtwerke und so bieten sie zum Beispiel zusammen mit ihrer Tochter tel.quick Möglichkeiten der intelligenten Energiesteuerung über Smartphones. Mark Helfrich (CDU-MdB), Mitglied des Parlamentarischen Beirates für nachhaltige Entwicklung, möchte die Menschen dort abholen, wo sie sind und das „Sparfuchs-Gen“ ähnlich wie beim Suchen nach der billigsten Tankstelle - auch für die Energienutzung aktivieren. So könne günstiger Strom beispielsweise zu Überschusszeiten genutzt werden, um Elektroautos aufzutanken. Dies sind nur einige Punkte aus der interessanten Diskussion, aber sie zeigen, worum es an diesem Abend ging und was auch Prof. Dr. Mojib Latif noch einmal betonte: Beim Klimaschutz ist Bürgerbewegung gefragt. Also einmischen! Der Atomausstieg - so Latif - sei nicht das Ergebnis von Fukushima und der nachfolgenden politischen Entscheidungen, sondern der jahrzehntelangen Anti-Atomkraft-Bewegung. Der lange Atem hatte Erfolg. Und deshalb sind jetzt die Bürger gefordert, mit der gleichen Vehemenz auch die erneuerbaren Energien zu unterstützen. Dieser Herausforderung stellt sich das Quickborner Energieforum mit seinem erklärten Ziel, die Menschen der Region für das Thema Energie und deren mögliche Einsparung zu sensibilisieren. „Dies hier ist unser Beitrag“, sagt Jens-Olaf Nuckel, der Vorsitzende des Energieforums. „Der Vortrag und die Podiamsdiskussion sind der politische Teil und die Energie- und Gewerbemesse am nächsten Wochenende der praktische. Dort zeigen wir ganz konkret, was jeder Einzelne tun kann, welche Alternativen es gibt.“ BU: Dr. Panos Memetzidis, Jochen Ziehmann, Dr. Nina Scheer, Prof. Dr. Mojib Latif, JensOlaf Nuckel, Mark Helfrich und Dr. Thomas Schnelle (v.l.n.r.) (Foto: ane) Lesen Sie hierzu auch unsere umfangreichen Sonderseiten zur Quickborner Energieund Gewerbemesse am 20. und 21. Juni in der Druckausgabe der UMSCHAU!