Pastor Marcus Antonioli, Predigt am Aschermittwoch zu 2. Mose 32

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Pastor Marcus Antonioli, Predigt am Aschermittwoch zu 2. Mose 32
Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde,
wir begehen heute miteinander den Beginn der diesjährigen Passionszeit! Wir wollen uns
einstimmen auf diese Wochen, die uns durch die Erzählung von Jesu Leiden und Tod zur
Auferstehung führen. In diesen Wochen sind wir eingeladen, unser Leben zu bedenken und
vielleicht auch an manchen Stellen zu verändern. Je mehr wir über uns nachdenken, desto
mehr verstehen wir, wie nötig das ist. Nicht von ungefähr hat Martin Luther das ganze Leben
als eine Buße, als eine Umkehr beschrieben! Aber diese Umkehr ist immer möglich, denn
Gott selbst ist wie ein liebender Vater, der immer schon auf uns wartet! Ohne diese
Gewissheit, wäre es schwer, sich ganz offen und ehrlich sich mit seinen Fehlern und seinen
Schwächen auseinander zu setzen!- Doch unsere Menschenwege bleiben immer Suche,
Irrläufe und Neuanfänge!
So erzählt es auch das Buch Exodus: die kleine Schar von Knechten und Fronarbeitern haben
es geschafft, Gott hat sie aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit! Doch dieser Weg in die
Freiheit führte zunächst durch die Wüste und auf einen steinigen Weg und Lange Zeit kaum
ins gelobte Land! Und so war es doch kein Wunder, dass sie mit Wehmut an die vollen
Fleischtöpfe Ägyptens zurück dachten! Obwohl es wohl eher Brotfladen gewesen waren,
damals am Nil. Immer wieder wurden sie schwach, aber der Tanz ums goldene Kalb war der
Tiefpunkt! Denn dieses goldene Kalb hatte erschreckende Ähnlichkeit mit den monumentalen
Götterstatuen der ehemaligen Unterdrücker!
So tobten sie nun um dieses vermeintliche Zeichen der Macht und es muss ein wahres
Kriegsgeheul gewesen sein, um sich Mut zu machen. Denn ihr Mose war lange weggeblieben,
zulange für die Anfänger in der Freiheit! In seiner Abwesenheit hatten, sich ein Bild, ein
Stierbild – das goldene Kalb geschaffen, weil sie einen starken und sichtbaren Gott brauchten!
Mose ist enttäuscht und er zertrümmert die ersten Gebotstafeln, zu groß war der
Vertrauensbruch! Das Projekt Exodus - wir beginnen gemeinsam ein neues Lebens war fast
am Ende!
Liebe Gemeinde,
für jeden, der den Gott des Alten Testaments bisher immer nur als rachsüchtig und herrisch
angesehen hatte, muss spätestens hier sein Bild korrigieren: Gott lässt mit sich reden und zeigt
sich von einer mütterlichen Seite. Natürlich wird er es mit seinen Kindern noch einmal
versuchen! - Aber diese Geschichte warnt auch uns. In totalitären Regimen wird genau dieser
Tanz um einen geliebten Führer oder eine Ideologie gemacht. Aber der Tanz ums goldene
Kalb kann uns auch hier und heute passieren, wo wir dem Besitz und Status eine Bedeutung
über alles Maß geben! Nach dem Motto: Ich konsumiere also bin ich! Da wird ein
blecherndes Ding mit vier Rädern zum Gott der Freiheit, und wird doch bald schon in der
Schrottpresse auf Realmaß geschrumpft! Wer mit Gott unterwegs ist weiß, dass nichts anderes
seinen Platz einnehmen darf! Sei es auch noch so beeindruckend und kolossal!
Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnen sieben Wochen, in denen wir ganz bewusst leben
sollen. Eine Initiative hier aus Mecklenburg, will uns dazu ermuntern, sich sieben Wochen
bewusst mit Produkten aus der Region und wenn es geht mit Produkten aus Fairem Handel zu
ernähren. So könnte Fastenzeit als Einstieg in ein bewussteres Leben dienen! Eine andere
Aktion lädt in diesen Wochen zum "Selber denken ohne falsche Gewissheiten" ein, was
angesichts der medialen Aufreger der letzten Monate besonders lohnenswert erscheint. Es
wäre doch wohltuend, wenn wir einmal sieben Woche ohne öffentliche Skandalisierung und
Vorverurteilungen auskommen könnten.
Liebe Gemeinde,
können wir unsere Freiheit verantwortlich nutzen?
Sind nicht auch wir oft flüchtig –laufen vor uns und unserer Verantwortung davon. Auch wir
irren in den Wüsten unseres Lebens umher! Auch wir hängen uns an Dinge, die uns nicht
wirklich tragen. Doch auch uns wird durch Jesus Christus immer wieder die Freundschaft
Gottes angeboten. Gott will uns immer wieder zum neuen und wahren Leben einladen. - Und
so haben wir nicht nur seine Gebote, sondern wir dürfen auf seine Fehlerfreundlichkeit
hoffen!
Wenn wir heute das Abendmahl feiern – dann feiern wir das Leben mit Gott. Durch Jesus
Christus begleitet und ermutigt er uns, seinen Spuren zu folgen. Darum lasst uns in seinem
Namen Brot und Wein teilen, und uns stärken für unseren Weg! Amen
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