„Ich will eine Hofburg der offenen Türen“ B undespräsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer im „SPÖ aktuell“-Interview zu seinem Amtsverständnis, zum Bundesheer und zur Flüchtlingsfrage. „SPÖ aktuell“: Wie würde ein Bundespräsident Rudolf Hundstorfer sein Amt gestalten? Rudolf Hundstorfer: Ich will eine Hofburg der offenen Türen. Zwar müsste der Bundespräsident Hundstorfer vieles aus einem anderen Blickwinkel betrachten als der Sozialminister Hundstorfer. Aber wenn es etwa um soziale Einschnitte geht, würde ich mit mahnenden Worten und vielen Appellen nach innen und außen aktiv werden und klarmachen, dass es Grenzen gibt. Wesentlich ist ein respektvoller Umgang. Das war für mich schon immer so. Heißt das, dass Kanzler und Vizekanzler hinter die berühmte rote Tapetentür geladen werden? Das heißt, dass ich kein leiser Präsident sein werde. Ich setze sehr auf Gespräche, Verhandlungen und Kompromisse. Damit habe ich einige Erfahrung. Als Bundespräsident kann ich die Entscheidungsträger an einen Tisch bringen, wenn es in der Regierung stockt und die Stabilität gefährdet ist. Dann wird man ja sehen, ob doch noch was geht. Kann mit einer regen Reisetätigkeit gerechnet werden? Durchaus. Es geht darum, sowohl politische Kontakte zu pflegen als auch wirtschaftliche. Auslandsreisen mit Wirtschaftsdelegationen sind gerade für ein Land wie Österreich, das stark exportorientiert ist, wichtig. Wirtschaft und Arbeitsplätze hängen ja bekanntlich zusammen. Hier offensiv zu sein, schafft Jobs. Auslandsreisen eines österreichischen Staatschefs haben auch große symbolische Bedeutung. Gibt es ein Land, das aus politischen Gründen nicht besucht werden sollte? Das müsste man natürlich im Einzelfall prüfen und dann entscheiden. Der Bundespräsident hat auch die Aufgabe, oberster Hüter der Bundesverfassung zu sein. Was das betrifft, habe ich aufgrund meiner Regierungstätigkeit einen gewissen Kenntnisstand, den ich mitnehme. Es braucht aber sicher da und dort zusätzliche Beratung. Hier würde ich es ganz ähnlich halten wie Bundespräsident Heinz Fischer, der sich Expertise von unbestrittenen Autoritäten auf dem Gebiet des Verfassungsrechts geholt hat. Würde eine Regierung mit der FPÖ angelobt werden? Es zählt natürlich der Wählerwille. Das lässt sich ja nicht wegschieben. Die Wählerinnen und Wähler sind der oberste Souverän – und nicht meine persönliche Befindlichkeit. Wichtig ist jedenfalls, dass die Regierung über eine stabile Mehrheit verfügt. Die Flüchtlinge sind auch im Bundespräsidentschaftswahlkampf ein Thema, das sehr emotionalisiert ist. Gerade hier ist ein Zurück zur Sachlichkeit gefragt. Die Regierung hat sehr vernünftige Beschlüsse gefasst. Die müssen nun abgearbeitet werden. Eines ist klar: Mit Ängsten und dem Schüren von Ängsten löst man keine Probleme. Was würde ein Oberbefehlshaber Hundstorfer für das Bundesheer bedeuten? Für mich ist klar, und das entspricht auch meinem bisherigen teamorientierten Arbeitsstil, dass die offenen Türen auch für Verteidigungsminister und Generalstab gelten. Ich denke auch, dass die zusätzlichen Aufgaben, die sich aus der Flüchtlingskrise ergeben, nicht aus dem laufenden Betrieb möglich sein werden. Der All-Parteien-Antrag des Nationalrats ist hier ein wichtiger Anstoß, sich die Einsparungspläne nochmals anzusehen. Wir danken für das Gespräch. Rudolf Hundstorfer wurde am 19. September 1951 in Wien geboren. Der gelernte Bürokaufmann startete seine politische Laufbahn in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG) als Jugendvertrauensperson. 1990 zog Hundstorfer zum ersten Mal in den Wiener Landtag ein, in dem er bis 2007 saß. Von 2003 bis 2007 übte er die Funktionen des Bundesvorsitzenden der GdG aus. Danach war er bis zu seiner Angelobung zum Sozialminister im Jahre 2008 als Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes tätig. Hundstorfer ist verheiratet, hat eine Tochter und zwei Stiefkinder.