100 Jahre DLRG im Miniatur Wunderland Statement des Präsidenten der DLRG Dr. Klaus Wilkens Sperrfrist: 14. Februar 2013, 11:30 Uhr Es gilt das gesprochene Wort Persönliche Anreden, Herr Bürgermeister Scholz, Herr Drechsler, Herr Mählmann meine Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden der DLRG, ich freue mich, dass wir die zweite offizielle Veranstaltung in unserem Jubiläumsjahr hier im Miniatur Wunderland begehen können. 100 Jahre DLRG, das sind 100 Jahre Lebensrettung vor dem Ertrinken, 100 Jahre ehrenamtlicher Einsatz für die Menschen in Deutschland, 100 Jahre vorbeugende Ausbildung im Schwimmen und Retten und 100 Jahre Aufklärung über die Gefahren, die im und am Wasser lauern und die auch heute noch jährlich Hunderte Menschen das Leben kosten. Damals - vor 100 Jahren – war das Schwimmen noch nicht in Mode und das Ertrinken an der Tagesordnung. Jährlich verloren mehr als 5.000 Männer, Frauen und Kinder im Wasser ihr Leben, das heißt durchschnittlich starben 14 Menschen an jedem Tag. Lediglich 3% der damals 65 Millionen Menschen im Deutschen Reich konnten schwimmen. Zu den 13 Personen, die den Aufruf zur Gründung der DLRG im Juni 1913 unterzeichneten, gehörten mit Alwin Benecke und August Witt auch zwei engagierte Hamburger Schwimmer, die sich das Retten können auf die Fahne geschrieben hatten. Am 19. Oktober 1913 schließlich wurde die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Leipzig gegründet. Seit 100 Jahren kämpfen Generationen von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern an den Küsten von Nordund Ostsee, an Badestellen im Binnenland sowie in Frei- und Hallenbädern erfolgreich um das Leben von Ertrinkenden. Viele 100 Lebensretter der DLRG aus Hamburg und dem Umland waren auch 1962 während der katastrophalen Sturmflut in Hamburg und der deutschen Nordseeküste im Einsatz. Sie retteten viele Menschen vor dem Ertrinken und halfen denen, die vom Wasser eingeschlossen, hilflos auf Dächern und in den Obergeschossen ihrer Wohnungen auf Rettung warteten. Jahr für Jahr bildet die DLRG Hunderttausende Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu Schwimmern und zu Rettungsschwimmern aus und ihre Helferinnen und Helfer werden nicht müde, auf die Gefahren hinzuweisen, die auch heute im und am Wasser lauern. Sie leisten in Kindergärten, Schulen, Vereinen und Verbänden praktische Aufklärungsarbeit, um durch die Vermittlung von Bade- und Eisregeln die Sicherheit im und am Wasser zu verbessern. Diese drei Kernaufgaben Aufklärung, Ausbildung und Lebensrettung sind unser Erfolgsgeheimnis. In 100 Jahren ist es gelungen, die Zahl der jährlichen Todesfälle durch Ertrinken in Deutschland um über 90% zu senken. Ehrenamtliches Engagement ist auch heute das Grundprinzip der Mitgliedschaft. Unser Verband zählt aktuell 560.000 aktive Mitglieder, mehr als jede politische Partei in Deutschland. Und noch einmal so viele Menschen unterstützen die Idee der Lebensrettung mit ihren Spenden und Zuwendungen. Aus kleinen Anfängen ist aus der DLRG die größte Wasserrettungsorganisation der Welt geworden und Deutschlands größter Anbieter von Schwimmausbildung. Das Miniatur Wunderland zeigt ein vielschichtiges, sehr reales Abbild der modernen Gesellschaften mit ihren technischen Errungenschaften aus verschiedenen Epochen, aber auch die Menschen in vielen Alltagssituationen im Maßstab 1:87. Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens reiht sich die größte 1 Wasserrettungsorganisation der Welt in diese Bilder ein. Die ausgewählten Szenen geben – wie ich finde – einen guten Einblick in die zahlreichen humanitären Aufgaben, die sich die DLRG selbst gestellt hat und die sie seit 100 Jahren ehrenamtlich ausfüllt. Ob nun die Rettungsschwimmer und DLRG-Sanitäter in einer Badelandschaft, die Strömungsretter in einem Wildwasserfluss im Abschnitt Schweiz, DLRG-Einsatzkräfte bei einer Hochwasserlage, bei einem Rettungseinsatz mit Tauchern im Harz sowie die PKW-Bergung aus dem Knuffinger Kanal – allesamt sind realistische Szenarien aus dem Alltag unserer Rettungsorganisation. Natürlich dürfen auch unsere Ausbilder bei der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung im Hallenbad nicht fehlen. Die Zeiten wandeln sich allerdings. Heute beklagen wir eine wieder rückläufige Schwimmfähigkeit, insbesondere in der Schülergeneration. Bäder verschwinden reihenweise aus dem Städte- und Gemeindebild. Die Sprintstudie, eine Untersuchung über den Schulsport, veröffentlicht im Jahr 2005, kommt schon damals zu dem Ergebnis, dass mindestens 20% aller Grundschulen keinen Zugang mehr zu Schwimmbädern haben. Seit Juli 2007 führt die DLRG eine eigene Statistik über Bäderschließungen in Deutschland. Allein in den letzten fünf Jahren registrierte sie 281 Bäderschließungen. 430 weitere Bäder, in der Mehrzahl Hallenbäder, sind darüber hinaus stark von der Schließung bedroht. Die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung leidet natürlich sehr unter dieser negativen Entwicklung. Seit Jahren sind die Prüfungszahlen rückläufig. Den anderen Verbänden, die auch das Schwimmen und andere Wassersportarten unterrichten, geht es nicht anders. Auch wenn sich in den letzten zwei Jahrzehnten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für das Schwimmen und Rettungsschwimmen nicht so positiv entwickelt haben, wie wir es uns gewünscht hätten, so bleibt doch als Fazit unter ‚100 Jahre DLRG‘ aus meiner Sicht folgendes übrig: Das ehrenamtliche Modell ‚Lebensrettung aus Wassergefahr‘ hat sich eindrucksvoll bewährt. Die Wasserrettung ist der einzige Einsatzbereich, der auch im 21. Jahrhundert fast ausschließlich durch ehrenamtliche Kompetenz geleistet wird. Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren heißt, vor Ort zu sein. Nur ein Präsenzdienst an Küsten, Binnengewässern und in Bädern macht erfolgreiche Lebensrettung möglich. Die Bevölkerung in Deutschland attestiert der DLRG ein sehr gutes Image. Die meisten Menschen, 85%, kennen uns und wissen was wir tun. Sie halten uns für vertrauens- und glaubwürdig und vor allem: Sie halten unsere Arbeit für sehr wichtig. Ich hoffe, dass unsere Anwesenheit in diesem größten Tempel der Miniatur Welten, der fester Bestandteil im Hamburger Tourismusprogramm ist, dazu beiträgt, Bekanntheitsgrad der Lebensretter weiter steigert. Ich finde, die DLRG gehört einfach zum Stadtbild von Knuffingen, einem der ältesten Bauabschnitte und als Innovationshochburg beschriebenen Teil des Miniatur Wunderlandes. Ich wünsche Ihnen, Herr Braun, und uns gemeinsam viel Erfolg, nicht nur im Maßstab 1:87, sondern 100- und 1.000-fach Ich danke Ihnen. 2