Coriolis-Kraft Mit welcher Geschwindigkeit bewegt sich ein Punkt auf der Erdoberfläche auf einer Breite von: 0 Grad (Äquator) 30 Grad 48 Grad (München) 55 Grad (Hamburg) 89 Grad (nahe am Pol) 90 Grad (Pol)? R 6380 5525 427 366 11 U h 40087 34715 2683 2300 69 km/h 1670 1446 112 96 3 m/s 642 556 43 37 1 Daraus ergibt sich, dass sich die Geschwindigkeit an unterschiedlichen Breitenkreisen unterscheidet. Was passiert aber, wenn das Luftpaket sich nach Süden bewegt? 1. Wenn die Erde sich nicht dreht? Dann bewegt sich das Luftpaket solange geradeaus, bis es an seinem Zielort angekommen ist! 2. Wenn die Erde sich dreht? Aus der oben stehenden Berechnung ergibt sich, dass das aus dem Norden kommende Luftpaket für südlichere Breiten zu langsam ist und es daher die Rotation von W nach E auf dem neuen Breitenkreis nicht mitmachen kann. Es fällt daher zurück. Dann bewegt sich das Luftpaket westlich am Zielort vorbei. Abb. C1: Der Effekt der Erdrotation auf die Bewegung von Luftpaketen (aus BRIGGS, 1994) Ein aufmerksamer Beobachter schließt daraus, dass eine Kraft gewirkt hat (Newton'sches Gesetz). Tatsächlich hat, vom Weltraum aus betrachtet, gar keine Kraft gewirkt! Diese "Schein"-Kraft nennt man nach ihrem Entdecker Gaspard Gustave de Coriolis (1835) Coriolis-Kraft. Insgesamt hat die Coriolis-Kraft folgende in Abbildung C2 gezeigte Auswirkungen auf bewegte Luftpakete. Abb. C2: Auswirkungen auf bewegte Luftpakete auf der Erde (aus BRIGGS,1994). Durchgezogene Linie = ohne Erdrotation, gestrichelte Linie = mit Erdrotation Man erkennt: auf der Nordhalbkugel bewirkt die Coriolis-Kraft eine Ablenkung nach rechts auf der Südhalbkugel bewirkt die Coriolis-Kraft eine Ablenkung nach links Die Coriolis-Kraft lenkt das Luftpaket also von seiner durch die Gradientkraft vorgegebenen Bewegungsrichtung (vom hohen zum tiefen Druck) ab. Sie wirkt senkrecht zur Bewegungsrichtung. Bei fortgesetzter Wirkung der Coriolis-Kraft wird das Luftpaket so lange abgelenkt, bis es senkrecht zur Gradientkraft fließt. Es entsteht die paradoxe erscheinende Situation, dass sich dadurch Druckunterschiede nicht mehr ausgleichen können sobald sich die Erde dreht (da sich die Luft ja nun nicht mehr vom hohen zum tiefen Drucke bewegt)!!! Den dabei entstehenden Wind nennt man geostrophischen Wind. Abb. C3: Durch die Coriolis-Kraft verursachte Veränderung der Windrichtung hin zur geostrophischen Windrichtung (auf der Nordhalbkugel). Daneben: Link zu einem .gif auf Wikipedia. Wie groß sind typische Coriolis-Kräfte im Alltag? * Ein Zug von 1000 t Masse fährt mit 250 km/h nach Norden. In einer geografischen Breite von 52 Grad erfährt er eine Kraft von ca. 8000 N nach rechts/Osten. Fährt der Zug nach Süden, erfährt er die gleiche Kraft nach rechts/Westen. * Wenn dieser Zug 1000 m lang ist (aus 50 Wagen mit jeweils 4 Achsen besteht), erfahren Alle Räder 20 N zusätzliche Seitenkraft. * Ein Artilleriegeschoss, welches mit 800 m/s nach Norden fliegt, erfährt eine seitliche Beschleunigung von ca. 8 cm/s2. Das bedeutet bei einer Flugzeit von 60 s, dass es bei einer Entfernung von 48 km das Ziel um 150 m (0.3% der Flugstrecke) verfehlt. * Die Pendelebene eines frei schwingenden Pendels dreht sich in 23h 56 min 4s um 360° (“Foucault’sches Pendel”). An den Polen ist das anschaulich zu erklären, dort dreht sich die Erde einfach unter dem Pendel her. Siehe dazu: http://www.kip.uni-heidelberg.de/OeffWiss/Pendel-Internetauftritt/