Die Gnade und die Güte Gottes sei mit uns allen. Amen Liebe Gemeinde, das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel liegen noch gar nicht ganz hinter uns, doch morgen hat uns der Alltag schon wieder – wir werden wieder in unsere Schulen, zur Uni und zur Arbeit gehen. Mancher bedauert, dass diese wunderbare Zeit zu Ende geht, ein anderer freut sich, endlich wieder der gewohnten Routine zu folgen. Gerade dafür hat sich mancher einiges vorgenommen, damit wir nicht mit allem wieder anfangen, wie wir damit aufgehört haben! Vielleicht ist das unsere Chance uns noch einmal zu erinnern und dem Raum in unserem Herzen zu geben, der uns doch als Menschenkind im Stall begegnet. Ja, was bleibt von dieser besonderen Zeit, wenn wir dieses Kind nicht groß werden lassen? Wir lasen bei Lukas die einzige Kindheitsgeschichte Jesu in der Bibel. Und schon in dieser kleinen Begebenheit wird deutlich, dass es seine Familie nicht immer nur einfach mit diesem Gottessohn hatte. Seine schroffe Reaktion auf die Besorgnis der Mutter, lässt in mir Bilder von Teenagern aufkommen, in denen die eigene Persönlichkeit sich ausprägt. Mit allen Ecken und Kanten, die das für die Eltern und andere haben kann. Ja, es fast schon ein wenig kiebig, wenn der Zwölfjährige mit einer Gegenfrage antwortet: „Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in meines Vaters Haus?“ – Ja, wenn das Kind in der Krippe erwachsen wird, dann stößt er an und es wird für seine Mutter kein leichter Weg, den sie mit Jesus bis zum bitteren Ende zu gehen hat. Liebe Gemeinde, und wenn wir ehrlich sind, dann geht es doch mit diesem Christkind nicht viel anders. Denn wenn dieser Jesus groß wird, dann stellt er mein Leben in Frage, dann legt er Spuren, die weiß Gott nicht bequem sind, wenn wir ihnen folgen. Vielleicht ist das ja so anstrengend, dass viele gern in einer Art Weihnachtschristentum verweilen. So lange er klein ist, ist er süß und wärmt das Herz, später wird es anstrengend. Allerdings glaube ich, dass man das Erwachsenwerden dieses Kindes ebenso wenig aufhalten kann, wie das eines jeden anderen Kindes auch! Der heutige Predigttext aus dem 1. Johannesbrief lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, was uns denn von dieser Festzeit bleibt, wenn der Alltag für uns aufs Neue beginnt: 1 Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. 12 Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. 13 Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes. Um nicht mehr und nicht weniger geht es nämlich: das Leben zu finden, das Bestand hat! Ein Leben, das uns im Alltagstrott nicht wegrutscht. Und dafür lohnt es sich ein zweites Mal hinzugucken! Gott wird für uns ein Menschenkind und sagt allein dadurch mehr als tausend Worte – er macht sich uns zu eigen, fassbar, ja er liefert sich uns aus. Immer wieder haben Menschen Gott das als Schwäche ausgelegt, weil sie seine starke Liebe und Sehnsucht zu uns nicht erkennen konnten. Vielleicht weil sie selbst auf einen starken Helfer in ihrer Not hofften, vielleicht aber auch nur, weil sie selbst gern stark gewesen wären und darum mit so einem weichen Gott nicht gerechnet haben. Aber die Stärke dieses Kindes liegt genau darin, dass es die Botschaft von der Liebe und Güte Gottes direkt in unser kleines Leben bringt (die vollen Kirchen am Heiligabend sind ein sprechender Beweis dafür!) Liebe Gemeinde, manches Weihnachtsgeschenk wurde schon längst wieder umgetauscht, weil sie nicht gepasst hat. Das Weihnachtsgeschenk Gottes ließe sich eher mit einem Gutschein vergleichen. Dieses Geschenk müssen wir Tag für Tag, Stück für Stück eintauschen. Und darum ist es gut, sich dieses Schatzes zu vergewissern. Dieses Kind hat das Zeug, uns jeden unserer Tage zu einem besonderen Geschenk Gottes zu machen! Jedes Glück und jede Freude dürfen wir als Teil dieses Lebens begreifen. Und selbst unsere Niederlagen können wir durch ihn anders begreifen. Gott will uns durch seinem Sohn Jesus Christus einen Weg zum wahren Leben zeigen, der eben auch den Alltag verwandelt. Wir übersehen diesen Weg gern, denn wir rennen oft Zielen nach, die uns gar nicht gut tun! Da blinkern uns so viele andere Dinge an! Erfolg, Reichtum, Schönheit und Anerkennung – das erstreben wir. Gern knüpfen wir unseren eignen Selbstwert an solche Dinge und übersehen, wie unendlich kostbar uns dieses Kind in der Krippe macht! Denn Gott selbst war sich nicht zu schade ein Menschenkind wie wir zu werden! Und er tut es ganz allein um unserer selbst willen, es geht ihm um dich und mich! Er blickt mit den liebevollen Augen unseres himmlischen Vaters und unserer himmlischen Mutter auf uns! Mit diesem Kind können wir die Welt bestaunen, wir können sie dankbar als Gabe unseres himmlischen Vaters feiern und bewahren, durch dieses Kind erkennen wir jeden Mann, jede Frau und jedes Kind als unsere Schwestern und als unseren Bruder, durch dieses Kind begreifen wir, dass wir selbst im Leid und im Schmerz nicht alleine sind, schließlich erfahren wir durch dieses Kind, dass die Liebe Gottes stärker ist als alles, selbst der Tod kann seine Liebe zum Leben nicht aufhalten. Ja, durch dieses Kind in der Krippe, soll uns ein Licht aufgehen, wo das gute Leben wirklich zu finden ist! Vielleicht wissen wir den Wert dieser Gottesgabe vorab nicht immer gut zu schätzen! Möge dieses Kind in diesem neuen Jahr seinen Raum in unserem Herzen behalten und darin groß werden, auf dass es uns verwandle und uns so das wahre und ewige Leben eröffne, jeden Tag aufs Neue! Amen