Teil A 1. Was ist ein Kulturaudit? Ein Kulturaudit spiegelt die gelebte Kultur z.B. von einem Unternehmen.1 Ein KA kann für sich allein durchgeführt werden oder eine Ergänzung zum klassischen Audit eines Qualitätsmanagements oder einer Produktzerfizierung sein. Als Kultur werden dabei all jene gelebten Werte - seien sie bewusst oder unbewusst – bezeichnet, auf die sich Menschen in einer gemeinsamen Entwicklung `geeinigt haben´. 2. Sinn und Ziel, Aufgaben und Möglichkeiten eines Kulturaudis Eine solche Spiegelung durch einen externen Beobachter soll dem Auftraggeber dazu dienen, sich selbst mittels einer anderen Perspektive zu sehen und zu verstehen. Ein KA möchte ein Werkzeug für Erkenntnisse, Impulse und mögliche Entwicklungen sein. Darüberhinaus kann es, je nach Vereinbarung, den Mitarbeitern einer Einrichtung, den an ihr Interessierten die Kultur eines Unternehmens zugänglich machen.2 Ein Kulturaudit versucht zu spiegeln und zu charakterisieren, in welchem Reifegrad sich die Verwirklichung des Kulturimpulses einer Organisation befindet. Es bereichert und überrascht die in der Organisation Mitarbeitenden durch neue Perspektiven und lädt Sie ein, sich im Kontakt mit der ursprünglichen Idee ihres Auftrags im Herzen berühren zu lassen. Das mögliche wieder Sichtbarwerden oder erinnern eines Urimpulses oder der Energiequelle eines gesamtmenschheitlichen Auftrags kann für die Weiterentwicklung der Organisation genutzt werden. Das KA möchte die in einer Organisation Beteiligten wieder an ihre eigene Fähigkeit erinnern, Kultur ständig schöpferisch mit zu gestalten. So hebt ein KA u.a. Errungenes hervor, gibt Zuspruch und öffnet zugleich den Blick auf den Horizont des Möglichen. 3. Theoretische Überlegungen zur Durchführung Kultur zeigt sich. Sie lässt sich über Wahrnehmungen erschließen. Eine Kultur wird getragen durch die Haltung von Menschen. Diese Haltungen äußern sich dann in den gewachsenen Strukturen, den ablaufenden Prozessen und den gelebten Beziehungen.i Um sich die zu auditierende Kultur zu erschließen geht der Ka hermeneutisch, phänomenologisch und dialogisch vorii. Dazu geht er bewusst als ganzer Mensch, physisch präsent, denkend, fühlend und intuitiv in die zu erschließenden Situationen. Er versucht diese Wahrnehmungsebenen während seiner Beobachtungsprozesse selber wach wahrzunehmen. Dasselbe gilt, wenn er in einen Dialog mit den Beobachteten geht. 4. Dimensionen eines KA Ferner von Einrichtungen, Organisationen, Initiativen, Institutionen etc. Das können z. B. auch Kunden, Patienten, Gästen, Schülern, Öffentlichkeit und Presse etc. sein. 1 2 Die Spiegelung der gelebten Kultur z.B. einer Organisation kann in drei Dimensionen stattfinden. A. Das Kulturaudit nimmt die selbst formulierte Kultur der Organisation im Leitbild, in Konzepten sowie Veröffentlichungen der Selbstdarstellung zur Grundlage und spiegelt dessen Umsetzung. (Dies ist auch möglich im Rahmen von System Audits und Produkt Audits). Es will die Spezifika einer gelebten Kultur erfassen und so die in der Einrichtung gegenwärtig spürbaren Qualitäten beschreiben. B. Das Kulturaudit stellt die gelebte Kultur der Organisation in den Rahmen anderer kultureller Erscheinungsformen zu diesem Thema. Es spiegelt die Einmaligkeit des Kulturimpuls der jeweiligen Organisation vor dem Hintergrund ähnlicher Organisationen. C. Das Kulturaudit spiegelt die gelebte Kultur der Organisation im Rahmen des allgemeinen Menschheitsauftrages zu diesem Thema. Es werden Bezüge zu grundlegenden Menschheitsfragen hergestellt und deren spezielle Beantwortung durch die einzelne Organisation z.B. kontrastierend, assoziierend oder illustrierend herausgearbeitet. Beispiel: Hospiz und Hospizkultur In Dimension A wird nur z. B. das Hospitz Celle auditiert. In Dimension B wird die gesamte Hospitzbewegung in Deutschland einbezogen. In Dimension C wird der Umgang mit dem Tod weltweit und zeitenübergreifend als Horizont einbezogen. Wikipedia (gekürzt) Kultur (lateinisch von „pflegen“) ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials aber auch geistige Gebilde wie etwa Recht, Moral, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Begriff kann sich auf eine enge Gruppe von Menschen beziehen, denen allein Kultur zugesprochen wird, oder er bezeichnet das, was allen Menschen als Menschen zukommt. i ii Hermeneutik als Wissenschaft: Siehe Hans Georg Gadamer: Wahrheit und Methode, Tübingen 1966 „Verstehen ist niemals nur durch das konkret-gegenwärtige Verhältnis des Subjekts zum Gegenstand seiner Betrachtung bestimmt, sondern … durch den jeweiligen Horizont des Erkenntnisaktes. … Der Interpret und das zu Interpretierende stehen … in einem gegenseitigen Bedingungsgefüge (hermeneutischer Zirkel)“ Hartkemeyer, 2005, Die Kunst des Dialogs – kreative Kommunikation entdecken, S. 27)