PRESSEMITTEILUNG 7. Januar 2016 Das Dokumentationszentrum ehemaliger Hannoverscher Bahnhof am Lohsepark nimmt Gestalt an Am Lohsepark in der HafenCity wird künftig ein zentraler Gedenkort zur Deportationsgeschichte in Hamburg entstehen. Herzstück des „Denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ ist das Informationsund Dokumentationszentrum mit einer Ausstellung, die an das Schicksal der in den Jahren zwischen 1940 und 1945 deportierten Juden, Sinti und Roma erinnert. Für den Neubau, in dessen Erdgeschoss das Dokumentationszentrum einziehen wird, hatte die HafenCity Hamburg GmbH in Kooperation mit der Kulturbehörde sowie der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen einen Architektenwettbewerb ausgelobt, der nun entschieden wurde. Neun renommierte Architekturbüros haben am Wettbewerb teilgenommen. Der erste Preis ging an das Büro Wandel Lorch Architekten aus Frankfurt/ Saarbrücken. Wo heute der Lohsepark als größte Parkfläche der HafenCity sich der Fertigstellung nähert, standen einst Teile des Hannoverschen Bahnhofs. Von hier aus wurden nach neueren, im Rahmen der Parkplanung durchgeführten, historischen Untersuchungen zwischen 1940 und 1945 mindestens 7.692 Juden, Sinti und Roma in 20 Transporten aus Hamburg nach Ausschwitz, Belzec, Lodz, Minsk und Theresienstadt deportiert. Als Ort des Gedenkens an dieses dunkle Kapitel der Hamburger Stadtgeschichte wird im und am Lohsepark der Gedenkort „Denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ entstehen, der aus drei Elementen entwickelt wird: Dazu gehören der zentrale Gedenkort des unter Denkmalschutz stehenden Relikts des Bahnsteigs 2 im östlichen Anschluss an den Park, des Weiteren die sogenannte „Fuge“, die durch den Park entlang des historischen Gleisverlaufs bis hin zum Bahnsteig führt, sowie das Dokumentationszentrum, das in direkter visueller Beziehung zum historischen Gedenkort, auf der Westseite des Parks an der Straße Steinschanze entsteht. Für das Gebäude am Westrand des Lohseparks, in das das Dokumentationszentrum einziehen wird, hatte das Sondervermögen Stadt und Hafen (HafenCity Hamburg GmbH) im Sommer 2015 ein geeignetes Grundstück gekauft. Dort ist ein siebengeschossiger Neubau mit einer Geschossfläche von ca. 6.100 qm BGF vorgesehen, mit einer Fläche von ca. 700 qm im Erdgeschoss für die Ausstellung und Veranstaltungsräume. Kernelement ist eine dauerhafte Ausstellung zum Schicksal der deportierten Norddeutschen und Hamburger Bürger, angelehnt an die von Dr. Linde Apel konzipierte temporäre Dokumentation „In den Tod geschickt“, die in kleiner Form seit September 2013 im Infopavillon Hannoverscher Bahnhof zu sehen ist. Für die neuen und endgültigen Räumlichkeiten wird die Ausstellung überarbeitet und erweitert werden, betrieben wird sie dann unter der Leitung der KZGedenkstätte Neuengamme. Der Architekturwettbewerb stellte hohe Anforderungen an die Teilnehmer. Es war ein zeitloses, starkes Gebäude zu entwerfen, das eine doppelte Funktion erfüllt und dabei gut funktioniert: Im Erdgeschoss ein dauerhafter attraktiver Ausstellungs- und Veranstaltungsort, der sich von den publikumswirksamen Nutzungen der Umgebung abhebt sowie ein Bürogebäude mit einer Fassade, die mit den Ausstellungsflächen sehr gut harmoniert. Der gesamte Planungsprozess für den Gedenkort im Park und das Dokumentationszentrum wurde neben politischen Vertretern Hamburgs und der Kulturbehörde von der Jüdischen Gemeinde, der Roma und Cinti Union, dem Landesverband der Sinti und dem Auschwitz-Komitee, dem Museum für Hamburgische Geschichte, dem Institut für die Geschichte der Deutschen Juden, der Landeszentrale für Politische Bildung sowie der KZ-Gedenkstätte Neuengamme begleitet. Neun Architekturbüros hatten sich der herausfordernden Aufgabe gestellt. Das Preisgericht unter Vorsitz des Hamburger Architekten Prof. Volkwin Marg hat unter Mitwirkung von politischen Vertretern und freien Architekten folgendes Ergebnis beschlossen: 1. Preis Wandel Lorch Architekten, Frankfurt/Saarbrücken 2. Preis und 3. Preis sowie eine Anerkennung Das Preisgericht hat zudem das Büro Winking Froh Architekten aus Hamburg mit dem 2. Preis und das Büro Renner Hainke Wirth Architekten in Zusammenarbeit mit Kirsch Bremer Artandarchitecture (beide Hamburg) mit dem 3. Preis ausgezeichnet. Max Dudler, Architekt, aus Berlin errang eine Anerkennung. Der Siegerentwurf von Wandel Lorch Architekten überzeugte laut Preisgericht „durch ein ruhiges und unprätentiöses Bürogebäude, dessen Erdgeschoss mit dem Dokumentationszentrum sich zwar farblich und in der Gliederung seiner Öffnungen vom kubischen Gesamtbau unterscheidet, aber den gleichen Ernst des Gesamtgebäudes hat.“ Das Preisgericht würdigt die „Einfachheit und Klarheit des Entwurfes, der die Doppelfunktion des Hauses erkennbar spiegelt, ohne sie übermäßig zu interpretieren“. Durch die ausgeprägte 2 Erdgeschossausgestaltung findet eine Kommunikation vom Gebäude zum Gedenkort und andersrum statt. Prof. Barbara Kisseler, Kultursenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg „Die Deportationen vom Hannoverschen Bahnhof sind ein dunkles Kapitel der Hamburger Stadtgeschichte. Wir wollen für die Überlebenden und Angehörigen einen Ort schaffen, an dem sie gedenken können – und einen Ort, an dem der Opfer gedacht wird. Es ist unsere Verantwortung, kommenden Generationen einen Ort der Auseinandersetzung mit unserer Geschichte zu bieten. Mit dem Dokumentationszentrum am Lohsepark schaffen wir diese Ergänzung zum künftigen Gedenkort im Lohsepark, der am authentischen Ort an die Deportation von 7.692 Hamburger Juden, Roma und Sinti in die Vernichtungslager Ost- und Mitteleuropas erinnert. Im Dokumentationszentrum werden neben den bis heute unvorstellbaren Gräueltaten der Verfolgung und Deportation die Schicksale der verfolgten Juden, Roma und Sinti gezeigt.“ Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH „Mit dem hervorragenden Architekturentwurf von Wandel Lorch Architekten für das geplante Dokumentationszentrum am Lohsepark wird der Dreiklang des neu entstehenden und wohl bedeutendsten Gedenkorts zur Deportation in Hamburg endgültig definiert. Während die Fuge im Park bereits im Sommer 2016 fertig gestellt wird und der zentrale Gedenkort am ehemaligen Bahnsteig 2017 folgt, kann jetzt umgehend die Planung für das Haus des Dokumentationszentrums beginnen.“ Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt „Ein zurückhaltendes aber dennoch ungewöhnliches Haus, das die Ernsthaftigkeit der Erdgeschossnutzung mit dem Dokumentationszentrum ebenso widerspiegelt wie die Kunst, mit einer guten Fassadentektonik interessante Architektur in der HafenCity umzusetzen.“ Prof. Wolfgang Lorch, Wandel Lorch Architekten „Der Hannoversche Bahnhof als authentischer Ort ist verloren. Im Lohsepark verweisen Gleisrelikte, eine Gedenktafel und die Namen der Deportierten auf die historischen Ereignisse. In dem neuen Haus an der Ecke Steinschanze und Lohsepark wird ein Dokumentations- und Lernort entstehen, der die Bedeutung des Ortes als Schnittstelle zwischen Hamburg und den Lagern, die Synonym für den Holocaust sind, erfahrbar macht.“ Wandel Lorch Architekten ist ein renommiertes Büro für Architektur und Stadtplanung. Es wird durch Prof. Andrea Wandel und Prof. Wolfgang Lorch 3 geführt. Zu ihren Bauten gehören die neue Dresdner Synagoge, die 2002 mit dem World Architecture Award für das beste Gebäude Europas ausgezeichnet wurde und das Jüdische Zentrum München, das den Deutschen Städtebaupreis 2008 und den Deutschen Architekturpreis 2011 erhielt sowie das unweit des Plangebiets in der HafenCity liegende 2012 fertiggestellte Ökumenische Forum, das ebenfalls mit verschiedenen Auszeichnungen versehen wurde. Pressekontakte: André Stark stv. Pressesprecher HafenCity Hamburg GmbH Tel: 040 / 37 47 26 21 eMail: [email protected] Enno Isermann Pressesprecher Kulturbehörde und Projekt Elbphilharmonie Tel: 040 / 428 24 207 eMail: [email protected] Aktuelle Informationen auch unter www.hafencity.com Pressebilder unter https://presse.hafencity.com 4