Fragenkatalog für das ExpertInneninterview mit Frau Univ. Prof. Dr. Luise Gubitzer 1. Warum werden dem jeweiligen Geschlecht bestimmte Rollen von der Gesellschaft zugewiesen? 2. Welche Erfolge konnten durch globale Frauenbewegungen in der Überwindung der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen, vor Ausbruch der Wirtschaftskrise, erreicht werden? 3. Einer der Erfolge in der Überwindung der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen war die Zunahme von Vollzeitarbeitsplätzen bei erwerbstätigen Frauen (Jahr 2008 1.092.200 erwerbstätige Frauen) und Frauen schafften es vermehrt in Führungspositionen zugelangen. Aus welchem Grund konnten diese Erfolge erreicht/verzeichnet werden? 4. Sollte man Ihrer Meinung nach, eine Quotenregelung für Frauen in der Privatwirtschaft bezüglich Führungspositionen einführen? 5. Wie hat sich aufgrund der Wirtschaftkrise das Arbeitsbild der Frau verändert? 6. Aus welchem Grund wurden, in der Zeit der Wirtschaftskrise, genauer gesagt vom Jahr 2009 auf das Jahr 2010 Vollzeitarbeitsplätze (-14.700) bei unselbständig beschäftigten Frauen durch Teilzeitarbeitsplätze (+14.400) ersetzt1? 7. Warum nahmen die Vollzeitarbeitsplätzen bei erwerbstätigen Frauen während der Wirtschaftskrise, vom Jahr 2008 auf das Jahr 2010, so drastisch ab? Glauben Sie, dass Frauen, aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder vermehrt in ihre alten Rollen zurück gedrängt wurden? 8. Worauf kann man den hohen Zuwachs an Teilzeitbeschäftigung (+ 49.400 Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse) bei unselbständig beschäftigten Frauen, während der Wirtschaftskrise (von 2008 auf 2010), zurückführen? 9. Aus welchen Gründen übernehmen hauptsächlich Frauen die Betreuung von hilfsbedürftigen Angehörigen in der Familie? Wird die Entscheidung eher aufgrund des ökonomischen „rationalen“ Nutzens oder aufgrund der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisung getroffen? 10. Bei Pflegeentscheidungen wird oft der ökonomischer Nutzen für den Haushalt geprüft, das heißt wenn die Ausgaben für eine professionelle Betreuung höher sind als die Einnahmen durch das Einkommen eines Haushaltsmitglieds, dann entscheidet man sich für die familiäre Pflege und diese Person gibt die Erwerbsarbeit zu Gunsten der 1 1 Arbeiterkammer Wien: Beschäftigung und Arbeitslosigkeit von Frauen in der Krise. In: Sozial- und Wirtschaftsstatistik aktuell, Ausgabe 2/2012. - Wien, 2012. wien.arbeiterkammer.at/bilder/d165/SWSA_Frauenbeschaeftigung_Feb2012.pdf unbezahlten Pflegearbeit auf.2 Ist dies auch in den Zeiten der Wirtschaftkrise passiert, nachdem das verfügbare Einkommen der Haushalte in Österreich im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 1,3% gesunken3 war? 11. Warum fällt es Ihrer Meinung nach, Männern eher schwerer unbezahlte Care-Arbeit in der Familie zu übernehmen und unter welchen Bedingungen geben auch Männer ihren Arbeitsplatz auf, um Familienangehörige zu pflegen? 12. Frauen agieren als „soziale Airbags“ in der Krise, wenn Leistungen im Sozialbereich gekürzt werden.4 Aus welchem Grund übernehmen Frauen vermehrt unbezahlte Arbeit vor allem im ehrenamtlichen Bereich? 13. Übernehmen Frauen aufgrund des sinkenden Haushaltseinkommens vermehrt Reproduktionsarbeit und Haushaltsarbeit? 14. Wissen Sie vielleicht warum gibt es keine offiziellen, allgemeinen Studien darüber gibt, wie sich die Finanzkrise auf die Einkommens- und Vermögensverhältnisse von Frauen und Männern auswirkt und warum der Antrag im Gleichbehandlungsausschusses im Nationalrat von der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, betreffend geschlechtsspezifische Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, abgelehnt wurde? 15. Sehen Sie, wie manche andere Ökonominnen, in der Wirtschaftskrise eine Chance für Frauen um in höhere Positionen aufzusteigen? Haberkern, Klaus: Pflege in Europa. Familie und Wohlfahrtsstaat. – Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. S 38. 3 vgl. Wagner-Pinter, Michael: Die sozialen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 bis 2011. 4. Halbjahresbericht. – Wien: Synthesis Forschung, 2011. S10. http://www.bmask.gv.at/cms/site/attachments/2/5/0/CH2172/CMS1268220843353/krise__vertiefender_bericht_4.pdf 4 Franz, Anna: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1891/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend geschlechtsspezifische Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise. – Wien: Nationalrat, 2012. S1. http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/I/I_01752/fname_250190.pdf 2