Krisenursache: Nachfragelücke - Sparkassen

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Krisenursache: Nachfragelücke
Die Schüler/-innen können erklären, was eine Nachfragelücke ist und warum sie zu Lernziele
einem gesamtwirtschaftlichen Problem führen kann.
 Erklären Sie, wie durch Preisanpassungen an einem idealen Gütermarkt ein Fragen
Ausgleich von Angebot und Nachfrage stattfindet.
 Beschreiben Sie den Arbeitsmarkt: Wer ist Anbieter, wer ist Nachfrager, wie heißt
hier der Preis und welche Bezeichnung trägt hier ein Angebotsüberschuss?
 Beschreiben Sie die Zusammenhänge zwischen Güter- und Arbeitsmarkt.
Mit „Nachfragelücke“ (oder „Angebotsüberschuss“) bezeichnet man eine Situation, Der Begriff
bei der die Nachfrage nach einer Ware geringer als das Angebot ist. Theoretisch tritt „Nachfragelücke“
ein solcher Fall gar nicht ein oder ist nur von kurzer Dauer. Denn die Marktkräfte
führen durch einen Preiswettbewerb zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage. In der Praxis ist dies aber nicht so. Die Folge kann eine schwerwiegende
Wirtschaftskrise sein.
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage – also die Nachfrage nach allen in einer
Volkswirtschaft hergestellten Gütern und Dienstleistungen – besteht aus nur
wenigen Komponenten:
Bestandteil der Güternachfrage*
Damit steigt (+) bzw.
fällt (–) die Güternachfrage
Konsumgüternachfrage der
privaten Haushalte
+ verfügbares Einkommen
Investitionsnachfrage der
Unternehmen
Staatliche Güternachfrage
Komponenten der
Nachfrage
– Wirtschaftskrise
+ positive Geschäftserwartungen
– negative Geschäftserwartungen
+ Steuereinnahmen
– staatl. Überschuldung
Exporte
+ fallender Wechselkurs
* Exporte werden im Text und auf der Folie nicht weiter berücksichtigt, da es innerhalb des
Euroraums keinen Wechselkurs gibt.
Befindet sich eine Volkswirtschaft in einer Wirtschaftskrise, dann sinkt in aller Regel
die Güternachfrage, weil
Güternachfrage und
Wirtschaftskrise
 die Krise zu Arbeitslosigkeit (= Rückgang des verfügbaren Einkommens) führt;
 die Staatseinnahmen sinken (= Rückgang der staatlichen Güternachfrage und
u. a. der staatlichen Transferleistungen);
 die Erwartungen der Unternehmen schlecht sind (= Investitionszurückhaltung).
Unabhängig davon, wodurch die Krise entstand, besteht also die Gefahr, dass in
ihrer Folge eine Nachfragelücke am Gütermarkt entsteht. Die Unternehmen werden
darauf mit Entlassungen reagieren (wenn weniger nachgefragt wird, wird auch
weniger produziert). Dies verschärft das Problem noch, die Nachfragelücke wird
größer. Die Wirtschaft befindet sich dann in einer Abwärtsspirale.
Betrachten wir der Vollständigkeit halber noch einen zweiten Markt, den
Arbeitsmarkt. Hier bieten Arbeitskräfte ihre Arbeit an und Unternehmen fragen
diese nach. Der Preis, zu dem gehandelt wird, ist der Lohn. Durch die
Wirtschaftskrise entsteht Arbeitslosigkeit. Das bedeutet, dass mehr Arbeitskräfte
ihre Arbeit anbieten, als von den Unternehmen benötigt wird. Auch auf dem
Arbeitsmarkt haben wir also eine Nachfragelücke!
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Der Arbeitsmarkt
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Krisenursache: Nachfragelücke
In den bisherigen Überlegungen haben alle Beteiligten nur mit einer Anpassung der Preisanpassung
Preisanpassung
Mengen reagiert (Senkung der angebotenen und nachgefragten Mengen). Preisanpassungen haben keine Rolle gespielt. Warum? Dies lässt sich am Arbeitsmarkt
sehr gut zeigen. Theoretisch reagiert ein Markt auf ein zu hohes Angebot, indem der
Preis sinkt und so die Nachfrage angeregt wird. Im Fall des Arbeitsmarktes würde
dies sinkende Löhne bedeuten.
Einmal angenommen, die Löhne würden wirklich sinken. Dann würden die Lohnanpassung
verfügbaren Einkommen sinken und die Güternachfrage weiter zurückgehen. Die
Abwärtsspirale wäre damit also nicht unterbrochen.
Tatsächlich können die Löhne aber gar nicht so flexibel reagieren wie die Preis an Nach unten relativ
einem Gütermarkt. Dafür gibt es mehrere Gründe:
starre Löhne

Löhne sind in individuellen Arbeitsverträgen geregelt, diese müssen erst einmal
gekündigt und geändert werden. Das erfordert Zeit.

Individuelle Arbeitsverträge können nicht unter den Tariflöhnen einer Branche
vereinbart werden. Tariflöhne sind aber oft mit ein- oder mehrjähriger Laufzeit
vereinbart (und können danach nur gegen den Widerstand der Gewerkschaft
gesenkt werden).

Gesetzliche Mindestlöhne können nicht unterschritten werden. Arbeitszeitgesetze und andere Arbeitsschutzgesetze verhindern, dass die Unternehmen
Lohnkosten beliebig senken können.

Falls es keine gesetzlichen Mindestlöhne gibt, so gibt es doch einen soziokulturellen Mindestlohn, unterhalb dessen niemand mehr zu arbeiten bereit ist.
Die genannten Gründe verhindern, dass die Löhne schnell sinken können; damit
reagiert der Arbeitsmarkt über eine „Anpassung der Menge“, also mit
Arbeitslosigkeit. Man halte sich die Alternative vor Augen: Bei flexiblen Löhnen
würde zwar die Arbeitslosigkeit nicht oder weniger steigen, aber die Beschäftigten
würden weniger verdienen. Zu einer Verschärfung der Krise führt aber beides.
Welche Auswege aus der Abwärtsspirale könnte es geben? Kann insbesondere der
Staat eingreifen? Der Staat kann versuchen, mit seiner eigenen Güternachfrage,
durch Beschäftigungsprogramme und Sozialleistungen die gesamtwirtschaftliche
Güternachfrage zu stabilisieren. Die Folge: steigende Staatsschulden. Das Beispiel
Griechenland zeigt, dass der Staat diesen Weg nicht immer gehen kann, dass er bei
strikter Sparpolitik sogar die Abwärtsspirale in Gang setzt oder beschleunigt.
Zur Foliendarstellung: Die Güterproduktion führt a) zu einem Güterangebot und b)
zu Einkommen. Dieses wird „nachfragewirksam“. Entweder direkt (Investitionen und
Konsum) oder indirekt über Staatsausgaben (im Wesentlichen finanziert durch
einkommensabhängige Steuern). Eine Nachfragelücke entsteht, wenn z. B. der Staat
seine Einnahmen zum Verschuldungsabbau einsetzt, die Unternehmen wegen
pessimistischer Erwartungen (zu) wenig investieren oder der Konsum zu gering
ausfällt (z. B. „getrübte Verbraucherstimmung“ wegen einer – eventuell nur befürchteten – Krise). Eine Anpassung (Senkung) des Güterangebots an die Nachfrage ist
keine Lösung, da dieser Produktionsrückgang zu Arbeitslosigkeit führt. Die Frage ist
also, ob eine Erhöung der Nachfrage gelingt (Stützung des privaten Konsums durch
Sozialtransfers? Staatsnachfrage? Investitionsförderung?).
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Redaktion: Hannes Wirth
Herstellung: Jeanette Nickoll
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