Hirnverletzung und ihre Folgen in mentalen Bereichen Neuropsychologische Sichtweise AKTIVITÄT und mentale Funktionsbereiche zu Grunde liegend: SENSORIK und MOTORIK aufmerksam sein sich steuern motiviert sein wahrnehmen u. erkennen sich kontrollieren handeln denken (inkl. fantasieren) behalten u. erinnern befinden u. fühlen (zusammenleben) (verständigen) Folgen einer Hirnverletzung • Unzuverlässige Hirnfunktionen • Ausgefallene Hirnfunktionen Schlafstörungen Motorische Störungen Sinnesschädigungen Kognitive Beeinträchtigungen (inkl. verminderte mentale Belastbarkeit u. Verlangsamung) gestörte Emotionalität / psychopatholog.Störungen Soziale Verhaltensstörungen Neuropsychische Funktionsstörungen • (Störung der Orientiertheit) • Aufmerksamkeitsstörungen • Gedächtnisstörungen • Wahrnehmungsstörungen • Handlungsstörungen • Sprachstörungen • Störungen des Rechnens • Störungen der Steuerung und Kontrolle (kognitive, emotionale, soziale Dysregulation) • Psycho-soziale Störungen: emotionale Störungen soziale Verhaltensstörung psychopathologische Manifestation • (Denkstörungen) Diagnostik (Psychometrie und Verhaltensanalyse) Klinische Neuropsychologie Neuropsychische Störungen nach Hirnverletzung Alltagskonsequenzen Aufmerksamkeitsstörungen können dazu führen, dass.. Beispiele bei Routineaktivitäten die notwendige Sorgfalt fehlt Gesprächen mit mehreren Personen nicht mehr gefolgt werden kann während des Telefonierens nicht gleichzeitig gesprochen/gehört und Notizen gemacht werden können bei Hintergrundgeräuschen die Konzentration für das Zeitungslesen ungenügend ist beim Kochen nicht mehrere Töpfe gleichzeitig beachtet werden können das Arbeiten in einem Raum mit mehreren Leuten nicht möglich ist beim Überqueren einer Strasse die Reaktion nicht schnell genug ist ... in Anlehnung an S.Fischer / I. Scholler (Wolfgang Fries et al., 2007) Gedächtnisstörungen können dazu führen, dass.. Beispiele Schwierigkeiten bestehen, sich die Namen von neu vorgestellten Personen zu merken vergessen wird, was man erledigen wollte der Inhalt eines Gesprächs nicht gemerkt werden kann man sich PIN-Nummern, Passwörter oder Telefonnummern nicht merken kann das aktuelle Tagesgeschehen nicht präsent ist man sich trotz Wiederholung in einem Gebäude nicht zurecht findet längere Zeitungsartikel oder Romane nicht mehr gelesen werden können, weil fortlaufend das Gelesene vergessen wird Die Wäsche in der Maschine vergessen wird ... in Anlehnung an S.Fischer / I. Scholler (Wolfgang Fries et al., 2007) Exekutive Dysfunktionen können dazu führen, dass.. Beispiele man sich nicht für ein Menü oder eine Aktivität entscheiden kann an einem einmal gefassten Vorhaben rigide festgehalten wird die angepasste soziale Distanz fehlt man sich im Detail verliert der Wille zwar da ist, aber die Umsetzung fehlt man konzept- und strukturlos eine Arbeit durchführt man sich von allem beeinflussen lässt ... in Anlehnung an S.Fischer / I. Scholler (Wolfgang Fries et al., 2007) Alltagsverhalten / „Charaktereigenschaften“ infolge neuropsychischer Funktionsstörungen mangelnde Selbständigkeit fehlendes Taktgefühl, Distanzlosigkeit störende Kommunikation fehlendes Umsetzungsvermögen Sturheit fehlende Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit ungenügende Effizienz geringe Ausdauer Flüchtigkeit Unordentlichkeit mangelnde Arbeitseinstellung Verändertes Arbeitsverhalten nach Hirnverletzung / Hirnerkrankung Beispiele: verringertes Arbeitstempo / Ineffizienz: Wahrnehmungsstörungen (Kompensationsverhalten) exekutive Dysfunktionen (umständliches Problemlöseverhalten) (verschärfte Problematik: Arbeitsabläufe verknüpft mit Team) ungenügende Teamfähigkeit: Störungen der Steuerung und Kontrolle (Enthemmung) Verändertes Arbeitsverhalten nach Hirnverletzung / Hirnerkrankung Beispiele: Unordentlichkeit am Arbeitsplatz: Wahrnehmungsstörungen (räumliche Wahrnehmungsstörung) exekutive Dysfunktionen (Planungs- und Strukturierungsstörung) ungenügende Zuverlässigkeit: mnestische Störungen (Vergesslichkeit) Wahrnehmungsstörung (schlechtes Zeitgefühl: Unpünktlichkeit) Hirnverletzung und ihre Folgen in mentalen Bereichen Nota bene! • Nicht nur die generelle „Normalität“ gilt als Referenz, sondern auch das betroffene Individuum (ICF: personbezogener Kontext: Persönlichkeit, indiv. Fähigkeiten) • Unterscheide bei der Beurteilung zwischen strukturierter Test-/Beobachtungssituation und der ungeschützten Alltagssituation (ungefilterte Reizflut, Mehrfachanforderungen, Tempodiktat) • Die Reorganisation eines Gehirns benötigt Zeit (Die Natur diktiert dem Gehirn das Tempo und nicht die Gesellschaft) Hirnverletzung und ihre Folgen in mentalen Bereichen Nota bene! • Reintegrationsziel: - Referenz des Hirnverletzten: seine Vorstellungen basieren auf der bisherigen Biografie - Referenz der Fachleute: ihre Vorstellungen basieren auf ihrer Fachkompetenz (Erfahrungen) • Bei der sozialen Reintegration braucht der hirnverletzte Mensch mehr als der „normale“ eine Begleitung / ein professionelles Coaching Hirnverletzung und ihre Folgen in mentalen Bereichen Nota bene! • Krankheitsverarbeitung / aktive Beteiligung am Reintegrationsprozess: dafür braucht es ein Gehirn mit gut funktionierenden spezifischen mentalen Fähigkeiten: z.B. Selbstwahrnehmung, Einsichtsvermögen, Gedächtnis bzgl. der neuen, veränderten Situation, Verarbeitung der Defizit-Erfahrungen, vernetztes Denken, Realitätsbezug, Akzeptanz, Antriebsvermögen, Frustrationstoleranz, Kooperation... Oft sind solche mentale Funktionen infolge der Hirnverletzung beeinträchtigt und erschweren die Reintegrationsmassnahmen Beitrag der Neuropsychologie im ZBA BerufsabklärerInnen: Analyse und Schlussfolgerungen bzgl. Arbeitsverhalten NeuropsychologInnen: Beitrag zur Evaluierung des Zusammenhangs zwischen Arbeitsinsuffizienz und neuropsychischen Störungen Beitrag zur Anpassung der Rahmenbedingungen im Hinblick auf eine optimale Arbeitsleistung (Störungskompensation / Vermeidung der Unverträglichkeit von Störungsprofil und Anforderungsprofil) Beitrag zur Ressourcenerhebung aufgrund des neuropsychologischen Profils