Vorstellung des MRSA-net Twente/Münsterland Kreispflegekonferenz 10. Oktober 2007 Annette Winkler-Serbetci Fachbereich Gesundheit, Kreis Borken Gliederung • Was ist MRSA? • MRSA-net Twente/Münsterland • Bedeutung für die stationäre und ambulante Pflege EUREGIO-Projekt MRSA-net Twente/Münsterland - Deutsch-niederländisches Netzwerk zur Bekämpfung von MRSA - A. W. Friedrich R. Hendrix L. Gemert-Pijnen Gefördert durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen www.mrsa-net.org I. Daniels-Haardt Staphylokokken • sind weltweit verbreitet • weisen eine große Speziesvielfalt auf • Hauptreservoir ist der Mensch (Haut, Schleimhäute) Selektion antibiotikaresistenter Stämme resistente Stämme selten resistente Stämme dominieren Antibiotika Exposition in Anlehnung an Kolonisation DD Infektion KOLONISATION Der Mikroorganismus siedelt auf dem Menschen, keine lokalen oder systemischen Infektionszeichen (Teil der Standortflora) keine Antibiotikatherapie ggf. lokale Antiseptika Hygienemaßnahmen! Von Kolonisation zur Infektion Von den kolonisierten Patienten entwickeln bei: • S. aureus • MRSA 2% eine Infektion 25% eine Infektion (RR = 13%) Selektion von multiresistenten Bakterien 5. Hände übertragen Multiresistente von Patient Zu Patient 4. Nur noch Resistente Bakterien vorhanden! 3. Die Resistenten haben einen Selektionsvorteil und Vermehren sich… 2. Gabe von Antibiotika, fast alle Bakterien werden eliminiert… 1. Bakterienpopulation mit einer gegen Antibiotika resistenten Variante… Gründe für die Zunahme von MRSA – Selektionsdruck durch Antibiotika (SHEA guidelines, 1999) – Keine MRSA-Kontrolle mit Standardhygiene möglich (Boyce, J., et al., 2004) – Keine Durchführung von aktivem Screening kolonisierter Patienten. (Thompson, Cabezudo & Wenzel, 1982) – Insuffiziente Isolierung (Afif et al., 2002) – Insuffiziente Händedesinfektion (Boyce & Pittet, 2002) – Die steigende Inzidenz an MRSA-Patienten aus anderen Krankenhäusern (Verhoef et al., 1999) Das sind die Risiken für MRSA: • • • • • • • • Hohes Alter Geringe Mobilität, Bettlägerigkeit Mehrere chronische Krankheiten Hautkrankheiten Offene Wunden Schluckstörungen Inkontinenz Diabetes mellitus Das sind weitere Risiken für MRSA: • • • • • • • Künstliche Niere (Dialyse) Blasenkatheter Ernährungssonden Venenkatheter Trachealkanülen Häufige Krankenhausaufhalte Längerer Heimaufenthalt Verbreitungsrisiko im Krankenhaus am größten: • Hoher Antibiotikadruck • Viele Eintrittspforten (Wunden, Katheter) • Häufiger und intensiver Kontakt mit Pflegepersonal • VERBREITUNGSRISIKO STEIGT MIT DAUER UND ZAHL DER KONTAKTE MRSA-Kreislauf Anstieg der MRSA Raten in regionalen Altenheimen Martin et al. Gesundhtswes. 2004 75-90% aller MRSA am UKM bei Aufnahme identifiziert (Mellmann, A. DMW. 2005) ? Verluste durch MRSA Infektionen in Deutschland Durschnittl. verlängerte Liegedauer Durchschnittl. Einnahmen/Patient Durchschnittl. Kosten/Patient Differenz Einnahmen/Kosten Postoperative Wundinfektion 28,85 6944,32€ 11354,59€ - 4410,27€ Pneumonie 28,55 6792,49€ 29277,25€ - 22484,76€ Bakteriämie 21,93 5013,93€ 13536,52€ - 8522,59€ Harnwegsinfekt 14,00 2894,36€ 4656,82€ - 1762,46€ Andere Infektion 24,55 4317,86€ 5299,12€ - 981,26€ Wernitz et al, 2005 Clin Microbiol Infect 11 MRSA Bakteriämie-Raten in Europa EARSS 2004 MRSA in Europa MRSA in the EUREGIO: 30.000 Patients/Jahr über Grenzen* Unterschied in Qualität der Versorgung Hindernis für Personal Unterschiede in der MRSA Epidemiologie** EARSS 2004 *EUROSTAT 2005 **Deurenberg et al. 2005 EUREGIO Twente/Münsterland Twente/Achterhoek MRSA: < 1% • • • • • • • • Strukturunterschiede der EUREGIO Bevölkerung: 915.000 Krankenhäuser: 6 Betten:ca. 2.500 Wartelisten Arztpraxen 394 Gesundheitsamt: 1 Laboratorien: 1 MRSA-Richtlinie seit 1986 Search & Destroy Politik • • • • • • • • • Bevölkerung : Krankenhäuser: Betten 11.641 1.566.667 42 Keine Wartelisten Arztpraxen: >2500 Gesundheitsamt: 5 Laboratorien: 6 MRSA-Richtlinie seit 1999 Variablilität zwischen Krankenhäusern Münsterland MRSA: 5-25% Alex W. Friedrich Ron Hendrix Lisette Gemert-Pijnen Inka Daniels-Haardt Die euregionalen Laboratorien, Krankenhäuser, Krankentransporte www.mrsa-net.org Die EUREGIO Twente/Münsterland - Laboratorium Microbiologie, Enschede (Dr. Hendrix) (LME) - Labor Treder und Kollegen, Münster (Dr. Treder) (LTK) - Labor Centrum Nordhorn (Dr. Weil) (LCN) - Labor Enzenauer & Kollegen, Osnabrück (Dr. Esser) (LOS) - 2x Universitätsklinikum Münster (UKM) In 2005: 36 MRSA 50% aus Deutschland MRSA/ S. aureus : 0,1% 0,001 MRSA/100 Patientenaufnahmen LCN LOS LME EN ST In 2005: 1381 MRSA MRSA/ S. aureus : 4,2 % - 25% 0,5 – 2,4 MRSA/100 Patientenaufnahmen MS CO BO Gesundheitsämter Lxx Laboratorien Krankenhäuser UKM LTK WA Aktivitäten 62 Aktivitäten seit 1.7.2005, u.a. • Koordinatorentreffen • MRSA-Typisierungsnetzwerk • „MRSA-Tische“ mit Gesundheitsämtern • Laborgipfel • Niedergelassenene KVWL/ÄKWL/AOK • Rettungsgipfel • Euregionale „Medisch Meeting“ Prävalenzscreening November 2006 • 23132 Abstriche • 39 Krankenhäuser in der deutschen Euregio (92% Betten) • Durchschnittlich 86,14% der neu aufgenommenen Patienten gescreent (Range: 50% - 100%) Abstrichrate 100,00% 86,4% 90,00% 80,00% 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 10,00% 0,00% 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 5,20% 8,32% MRSA/ S. aureus % Grafschaft Bentheim 6,19% 6,05% 8,22% 7,14% MRSA/100 Screenings 39 37 36 35 34 33 32 31 30 29 28 27 26 25 23 22 21 20 19 18 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Mittelwert: 1,46 MRSA/100 Aufnahmen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 MRSA-net Screeningempfehlung Bei der stationären Aufnahme sollte ein Nasenabstrich abgenommen werden bei Patienten: 1. Mit MRSA Anamnese 2. Mit Verlegung aus einem Pflege-/Seniorenheim 3. Mit chronischen/offenen Wunden, Ulcera 4. Mit Kathetern (transurethraler DK, SPDK, PEG…) 5. Mit Kontakt zu MRSA Patienten 6. Mit chronischer Pflegebedürftigkeit 7. Mit direkter Verlegung aus einem deutschen und ausländischen Krankenhaus 8. Mit Krankenhausaufenthalt >24h in den letzten 6 Monaten 9. Mit Dialysepflichtigkeit 10. Mit Brandverletzung Regionales Netzwerk Krankenhaus Mikrobiologe ÖGD Patient Pflege – Rehaeinrichtung Hausarzt Pflegeheim C 5.9 Infektionsprävention in Heimen „Maßnahmen bei Auftreten von Erregern mit besonderen Eigenschaften“. •Hygienepläne § 36 IfSG •Fortbildung •Kommunikation Infektionsprävention in Heimen • Maßnahmen bei Erregern mit besonderen Eigenschaften (z.B. MRSA) • Konsequentes Einhalten der Standardhygiene • Schulung, Information, Hygieneplan • Berücksichtigung des individuellen Risikos • Rücksprache mit dem Gesundheitsamt MRSA im betreuten Wohnen und in Altenheimen • Keine generelle Einzelzimmerunterbringung • Bewohner mit Risiken, aber ohne MRSA: Doppelzimmer möglich, aber der andere Bewohner darf nicht MRSA-pos. sein • Unterbringung angepasst an das Risiko • Soziale Kontakte ohne Einschränkungen • Keine Schutzkleidung für Besucher • Händehygiene für Bewohner und Personal Pflegeeinrichtungen müssen einen Hygieneplan für MRSA haben • Der Plan muss allen Mitarbeitern bekannt sein • Er muss regelmäßig aktualisiert werden • Personal muss über MRSA Fälle informiert sein • Nur informiertes Personal soll • MRSA pos. Pflegebedürftige betreuen Umgang mit MRSA • • • • • • • • • • Pflege bevorzugt im Zimmer des Bewohners Nicht durch Personal mit chronischen Hauterkrankungen Nachdem alle anderen versorgt sind-möglichst letzter Patient der Tour Einmal-Handschuhe und Schutzkittel bei: Grundpflege Umgang mit kontaminierter Bettwäsche Versorgung von Blasenkathetern oder Verbandswechsel Schutzkittel in der Patientenwohnung an geeigneten Platz lagern; bei Kontamination sofort wechseln, sonst einmal wöchentlich Pflegehilfsmittel patientengebunden verwenden Mund- Nasenschutz bei endotrachealer Absaugung Die wichtigste Präventionsmaßnahme ... zur Vermeidung der Weiterverbreitung von MRSA ist die hygienische Händedesinfektion Screening auf MRSA • Keine routinemäßigen Abstrichkontrollen • Screening von Personal und Mitbewohnern bei Häufungen von MRSA - Infektionen und • Verdacht auf Infektionsquelle bei Mitbewohnern oder Personal • Typisierung Problemfelder • • • • • • • • Kostenübernahme/ Refinanzierung Sanierung Zusammenarbeit mit Ärzten Antibiotikaverschreibungen Umgang mit dementen MRSA-Trägern Weitere Zunahme multiresistenter Erreger Demographischer Wandel Mehr Schwerstpflegebedürftige außerhalb der Krankenhäuser Strategien gegen MRSA • WENIGER ANTIBIOTIKA!!! • Screening in Krankenhäusern • Besondere Hygiene in Krankenhäusern • Sanierung der Patienten im KH und nach Entlassung !!! • Kontrolle des Sanierungserfolgs • Fortbildung • Regionale Zusammenarbeit MRSA-freies Münsterland Wir können es schaffen ! Alle müssen mitmachen !