Vorlesung 7

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Vor. 7
PTE ÁOK Pszichiátriai Klinika
Prävention I
Der Begriff der Prävention ist vom lateinischen Wort „praevenire =
zuvorkommen, vorbeugen" abgeleitet. Man versteht unter Prävention die
Förderung der Gesundheitspflege und die Verhinderung von Erkrankungen
bzw. deren Verschlimmerung (Chronifizierung).
Die verschiedenen Stadien der Prävention richten sich nach den Phasen des
Krankheitsverlaufs:
-Die primäre Prävention umfasst alle Maßnahmen, die das Auftreten von
Krankheiten verhindern sollen.
-Die sekundäre Prävention umfasst Maßnahmen zum frühzeitigen Erkennen
von Krankheiten. Durch das Erkennen soll eine Verschlimmerung und
Chronifizierung der Erkrankung verhindert werden.
-Die tertiäre Prävention umfasst alle Maßnahmen zur Verhütung bzw.
Verminderung von Folgeschäden bei bereits bestehenden chronifizierten
Erkrankungen.
Zu den möglichen Folgeschäden der Erkrankung gehören auch die
gesellschaftliche Ausgliederung des Erkrankten. Hier setzten
Rehabilitationsmaßnahmen an, die die Wiedereingliederung des Kranken
in das berufliche und gesellschaftliche Leben zum Ziel haben.
Prävention II
Die rein organmedizinisch orientierte Betrachtungsweise greift bei
vielen der chronischen Krankheiten zu kurz, da sie größtenteils
kurativ (curare, lat.: heilen) orientiert ist. Das bedeutet, dass
sie bei akuten Erkrankungen nach Methoden zur vollständigen
Gesundung sucht.
Als Alternative hat sich bei chronischen Erkrankungen ein
präventiver und rehabilitativer Ansatz etabliert.
Grundgedanke ist, dass das Risiko und der Verlauf chronischer
Erkrankungen einen engen Bezug zum Verhalten aufweisen.
Gesundheitserhaltendes Verhalten soll gefördert,
gesundheitsschädigendes Verhalten verhütet werden
Zu den typischen Risikoverhaltensweisen gehören ungesunde
und übermäßige Ernährung, Rauchen, übermäßiger
Alkoholkonsum, mangelnde körperliche Bewegung, aber auch
psychische und physische Überbelastung
Die finanzielle Bedeutung der Präventionsmedizin.
Die primäre Prävention I
Die primäre Prävention umfasst alle Maßnahmen, die
Risikofaktoren verringern und dadurch Krankheiten
verhindern sollen
Der Wert der Gesundheit
In den westlichen Gesellschaften wird Gesundheit immer
stärker als eigener Wert angesehen
-gesundheitsbewussten Lebensstil
-rein instrumentellen Vorstellung
Die Verschiebung in Richtung der positiven Wertschätzung von
Gesundheit ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme
an primären Präventionsmaßnahmen, da sie darauf abzielen,
sich aktiv um die Erhaltung des gesunden Körpers zu
kümmern.
Die primäre Prävention II
Die Protektion
Bei der Protektion bemüht man sich, individuelle und soziale Schutzfaktoren
(protektive Faktoren) zu identifizieren und zu stärken.
Individueller Ebene- Optimismus, hohe Selbstwirksamkeitserwartung
Sozialer Ebene- soziale Unterstützung („social Support")
Die Resilienz (psychische Elastizität)
Als Resilienz werden die psychischen und physischen Fähigkeiten eines
Individuums bezeichnet, die es ihm ermöglichen, Lebenskrisen oder
schwere Krankheiten ohne langfristige Beeinträchtigung zu meistern.
Kennzeichen: aktives Coping, hohe internale Kontrollüberzeugung, und
ein günstiger Attributionsstil
Die Salutogenese
Das Konzept der Salutogenese nach Antonovsky (1993) versucht zu
ergründen, welche persönlichen und in der Umwelt liegenden Faktoren dazu
führen, dass jemand trotz ungünstiger Verhältnisse gesund bleibt.
betont zwei Kernstücke für die Erhaltung der Gesundheit: die allgemeinen
Widerstandsressourcen und der Kohärenzsinn (dem Leben einen Sinn
abgewinnen)
Die primäre Prävention III
Die Bedeutung sozialer Faktoren beim Gesundheitsverhalten
in einer gesellschaftlichen Gruppe gelten gesundheitsbezogenen Normen,
Gesundheitsverhalten in der Adoleszenz, der Gruppendruck in der PeerGroup
Verschiedene Modelle gesundheitsrelevanten Verhaltens
Im Bereich der Gesundheitspsychologie versucht man zu erklären, unter
welchen Bedingungen Menschen gesundheitsbewusstes Verhalten zeigen
bzw. welche Umstände sich eher ungünstig auswirken. Die besondere
Schwierigkeit des Gesundheitsverhaltens liegt darin, dass ungesunde
Gewohnheiten (Alkohol, Rauchen, fettreiche Nahrung, etc.) eng mit Genuss
verbunden sind.
Das Health-Belief-Modell
betont die Wichtigkeit der individuellen gesundheitsbezogenen
Überzeugungen („beliefs"). Präventives Verhalten wird begünstigt, wenn
- die Gefährlichkeit einer Erkrankung als hoch eingeschätzt wird
- die eigene Gefährdung durch die Krankheit als hoch eingeschätzt wird
- die präventiven Maßnahmen als effektiv (wirksam) eingeschätzt werden
- der Aufwand der präventiven Verhaltensweisen als gering eingeschätzt
wird.
Die primäre Prävention IV
Das Modell des geplanten Verhaltens
Grundgedanke des Modell des geplanten Verhaltens (Aizen & Fishbein,
1977) ist, dass es einen Zusammenhang zwischen der persönlichen
Einstellung gegenüber einer Handlung und der tatsächlichen Ausführung der
Handlung gibt. Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht absolut, sondern wird
von verschiedenen Faktoren beeinflusst
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Die primäre Prävention V
Das Modell der sozialen Vergleichsprozesse
Menschen neigen dazu, ihr Verhalten mit dem ihrer Mitmenschen zu
vergleichen. Nach dem Modell sozialer Vergleichsprozesse (Rijsman,
1983) wird dieser Faktor in den Mittelpunkt gerückt. Wenn gesehen wird,
dass es anderen gesundheitlich gut geht, obwohl sie weiterhin rauchen,
trinken und sich kaum bewegen, dann kann dies als Vergleich genutzt
werden um das eigene Verhalten zu rechtfertigen. Andererseits können
soziale Vergleichsprozesse aber auch präventives Verhalten unterstützen,
wenn in der Umgebung großer Wert auf gesundheitsbewusstes Verhalten
gelegt wird.
Klinische Bezüge
Die Motivation bei Verhaltensänderung
Als Arzt, der seine Patienten von der Wichtigkeit eines
gesundheitsbewussten Lebensstils überzeugen möchte, ist es wichtig,
neben bloßer Wissensvermittlung die motivationalen Faktoren einer
Veränderung abzuklären. (health belief, Selbstwirksamkeitserwartung,
subjektive Norm, soziale Vergleiche, Veränderungsabsicht?)
Die Klärung derartiger Fragen erlaubt eine individuell passende Form der
primären Prävention. Auf die Veränderung dieser dargestellten Variablen
zielen Gesundheitsförderungsmaßnahmen ab.
Die sekundäre Prävention I
In der sekundären Prävention geht es um spezifische Maßnahmen, die eine
Früherkennung von Erkrankungen ermöglichen
Die Interventionen können sich entweder auf einzelne Individuen
(individuelle Betrachtung) oder aber auf spezielle Gruppen beziehen
(gruppenbezogene Betrachtung).
Der Zusammenhang zwischen Risikofaktor und Krankheit
Idealerweise ist die gesamte Wirkungskette und damit der kausale
Zusammenhang zwischen Risikofaktor und Erkrankung bekannt.
- das relative und das absolute Risiko, und die Odds-Ratio.
Die Odds-Ratio beschreibt das Risiko, mit dem man aufgrund eines
bestimmten Risikofaktors eine Krankheit häufiger bekommt als der
Durchschnitt der Bevölkerung ohne diese Risikokonstellation.
Bei retrospektiven Studien wird rückwirkend geschaut, wie sich das Verhalten
von Gesunden und Kranken unterschieden hat. Bei prospektiven Studien
wird beobachtet, ob ein vermuteter Risikofaktor tatsächlich zum Auftreten
bestimmter Erkrankungen führt.
Analytische Epidemiologie - interventionelle Epidemiologie
Die sekundäre Prävention II
Die Probleme bei der Veränderung von Risikoverhalten
Mangelnde Einsicht: der Patient muss zunächst einsehen und verstehen,
wie sein Verhalten mit der Erkrankung zusammenhängt. Dazu sollte der
Patient eine positive Beziehung zu seinem Arzt haben, die ihm dazu
verhilft,dessen Rat als kompetent und hilfreich zu akzeptieren, obwohl die
Verhaltensänderung für den Patienten zunächst unangenehm ist.
Widerstand: Auch wenn Patienten die Notwendigkeit einsehen, können sie
Widerstand gegenüber den notwendigen Veränderungsschritten zeigen.
Eine Widerstandsreaktion ist besonders wahrscheinlich, wenn sich jemand
durch die Veränderungen stark in seinem persönlichen Lebensstil
eingeschränkt fühlt.
Die kognitive Dissonanz: Der Patient versucht Gründe zu finden, die ihn darin
bestätigen, dass das Rauchen zB. doch gar nicht so schädlich ist.Um die für
ihn unangenehme Dissonanz abzubauen, achtet er beispielsweise eher auf
Informationen, die gegen die gesundheitsschädigende Wirkung des
Rauchens sprechen (selektive Informationssuche).
„Belohnung". Kurzfristig angenehme Verhaltensweisen (z.B. Rauchen,
Alkohol) müssen zugunsten einer langfristigen Gesundheitsverbesserung
zurückgestellt werden.
Die sekundäre Prävention III
Ein Stufenmodell der Verhaltensänderung (Prochaska et al 1993)
Stufe 1: Abwehren
In diesem Stadium ist der Betroffene noch nicht bereit, das existierende
Problem wahrzunehmen (Trotzreaktion).
Stufe 2: Bewusst werden
Der Betroffene erkennt, dass er ein Problem hat und eine Veränderung
notwendig ist.
Stufe 3: Vorbereiten
Aus dem Abwägeprozess der Stufe 2 hat sich nun eine Entscheidung
herauskristallisiert. In dieser Phase werden die konkreten Schritte der
Veränderung geplant.
Stufe 4: Handeln
Die Änderungsabsichten werden nun in die Tat umgesetzt
Stufe 5: Rückschläge aushalten.
Selbst bei gut geplanter Verhaltensänderung kommt es in bestimmten
Situationen zu Rückschlägen. (sozialer Druck, Stresssituationen)
Stufe 6: Stabilisieren
Der Mensch muss sein verändertes Verhalten weiter stabilisieren, damit es
Gewohnheitscharakter bekommt.
Klinische Bezüge- Brustkrebsscreening- Vor- und Nachteile der einzelnen
Präventionsmaßnahmen genau zu kennen und dem Patienten zu
kommunizieren.
Die tertiäre Prävention und die Rehabilitation I
Ihr Ziel ist es, einerseits mögliche medizinische Folgeschäden
(beispielsweise schwere Rückfälle) zu verhindern, andererseits
einer gesellschaftlichen Ausgliederung des Patienten
entgegenzuwirken. Der zweite Aspekt, nämlich eine
Wiedereingliederung in das berufliche und soziale Leben, wird
auch mit dem Begriff der Rehabilitation bezeichnet.
Die Folgen chronischer Erkrankungen und Behinderungen
-funktionale Ausfälle
-Abwärtsmobilität
-die soziale Ausgrenzung (oder sozialer Ausschluss)
-Diskriminierung und Stigmatisierung.
soziale Rückhalt, soziales Netzwerk
Klinische Bezüge
Rehabilitation nach Schlaganfall- Das Zusammenwirken
verschiedener Fachleute ( Aphasie)
Die tertiäre Prävention und die Rehabilitation II
„Expressed Emotions" bei Schizophrenen. Eine starke Emotionsdichte in der
familiären Interaktion begünstigt einen Rückfall (Abb. 11.2).
Ein hohes Maß an Expressed Emotions kennzeichnet Familien, in denen viel
Kritik und Feindseligkeit, aber auch positives emotionales Überengagement,
das den Patienten „erdrückt", in der Interaktion auftreten.
Die Formen psychosozialer Hilfe und die Sozialberatung
Die psychosoziale Hilfe dient der Behandlung des Patienten über die
Organerkrankung hinaus, d.h. es werden die berufliche, soziale und
psychische Situation des Patienten betrachtet. Ziel ist die Erhaltung bzw.
Wiederherstellung der Selbstständigkeit des Patienten.
Die psychosozialen Hilfsangebote
-Prävention
-Krisenintervention: Kriseninterventionen sind Hilfsmaßnahmen, die in
akuten Notsituationen eingesetzt werden. Ziel der Maßnahmen ist die
schnelle Behebung eines kritischen Zustands
-Rehabilitation (auch tertiäre Prävention)
Soziale Unterstützung durch Selbsthilfegruppen
Sie gehören zum primären Hilfssystem (keine professionelle medizinische
Leitung)
Die Sozialberatung
Die Sozialberatung hat zum Ziel, hilfsbedürftige Personen zu unterstützen,
damit ihre soziale Wiedereingliederung so gut wie möglich gelingt
Klinische Bezüge
Der Arzt als Informationsvermittler - der Arzt sollte sich primär als
Informationsgeber und Vermittler verstehen.
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