Kein Folientitel - Hochschule Mittweida

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8. Arbeitsplatz, Arbeitsmittel- und bewegungstechnische Arbeitsgestaltung
8.1 Anthropometrische Grundlagen Anthropometrie = Menschenmeßkunde
- menschliche Körpermaße bedeutsam als Bezugspunkte für die Gestaltung von
Aristoteles: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“
• Arbeitsplätzen
• Betriebsmitteln
• Bewegungsabläufen
Ausführbarkeit von Arbeitssystemen
- menschliche Körpermaße sind different hinsichtlich
• Alter
• Geschlecht
Zunahme der Körpermaße im zeitlichen Verlauf :
= Akzelleration
• Rasse
• Region
Zunahme Körpergröße je Jahrzent um 1mm
Zu Alter :
• in Pubertät: Wachstumsschub bis 15 cm/a
• Wachstumsende bei Frauen 18. Lebensjahr; Männer 20. Lebensjahr
• ab 30. Lebensjahr Rückgang
Zu Geschlecht :
• Mitteleuropa Männer 10 cm größer als Frauen
Problematik: Männer und Frauen benutzen i.dR. gleiche Arbeitsmittel
PC, Kraftfahrzeuge
Zu Rasse
• weltweit starke Schwankungen
• Mittelwerte schwanken zwischen 145 und 188 cm
• Bedeutung für Export von Gütern
Zu Region: • Nordeuropa : Männer 7-8 cm größer als Südeuropa
• Norddeutsche 2 cm größer als Bayern
(Untersuchungen bzgl. Sozialer Differenzierung : Unterschiede soziale Oberschicht
und Mittelschicht 4 cm )
Arbeitswissenschaft
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Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
238
Prof. Dr. H. Lindner
Aus dem Achskreuz (anthropometrische
Vermaßung) rekonstruierte Darstellung
eines ägyptischen Grabträgers
( 1400 v.Chr.)
Chinesisches Proportionsschema aus
der Ming-Zeit ( 1368 - 1644 v. Chr.)
Arbeitswissenschaft
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238a
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Körperlichen Voraussetzungen
des Jan Ullrich
Freiburger Sportmediziner Prof.Dr. Keul :
• 30 % der Leistung antrainiert, 70 % bringen
Ullrich´s Maße
Körpermaße
• 183 cm, 73 kg
• hervorragende Hebelwirkung durch Maße der
Extremitäten; Oberschenkel 52 cm, Unterschenkel 48 cm, Armlänge Schulter-Handgelenk
60 cm
Herz
• Ruhepuls bei 35
• Maximimalpuls 198; liegt nach 5 Minuten wieder bei 108
• Herzvolumen 1 300 Milliliter
Lunge
• Lungenvolumen 6,8 Liter ( 4 x“ Hobbyradler“)
Leistung
• nach 63 Minuten Leistung von 500 W = 1 PS
(entspricht Leistungsfähigkeit eines 15 kg schweren Spitzensportlers)
• tägliche Energiezufuhr 12 000 Kalorien
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Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
238a
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Evander Holyfield
(Box-Weltmeister 1998/99)
Körpermaße
• Größe 197 cm
• Gewicht 105 kg
• Reichweite 198 cm
• Brustumfang 109 cm (eingeatmet 115 cm)
• Bizeps 41 cm
• Faust 32 cm
• Schlagkraft
Vitali Klitschko :
520 kg
480 kg
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238b
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Primaten (Herrentiere)
Herr Silberrücken : bis 320 kg , bis 190 cm
Frau Berggorilla : bis 100 kg, bis 140 cm
Herr Orang : bis 170 kg , bis 170 cm
Frau Orange : bis 100 kg, bis 140 cm
Herr Bonobo : bis 60 kg , bis 120 cm
Frau Bonobo : bis 40 kg, bis 110 cm
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238c
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Messung Absprungkraft (Olympiastützpunkt Leipzig)
Kraulschwimmen
Analyse Bewegungsablauf
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x
8.1.1Das Perzentil
cs
Durchschnitt einer Stichprobe
s
Standardabweichung einer Stichprobe
c Faktoren mit denen sich Flächenstücke der Glockenkurve berechnen lassen
F(c)

Standardabweichung einer Grundgesamtheit

-3s
-2s
-s
-3c
-2c
-c
x
+s +2s
+3s
+c
+3c
+2c
Durchschnitt einer Grundgesamtheit
•Das gesamte Flächenintegral unter der Glockenkurve = Normalverteilung = 1000 %
• Die Grenzen von Teilflächen berechnet man unter der Annahme
x
=

und
S=

nach
x
+- c s
• das Flächenintegral zwischen den Wendepunkten beträgt 68,26 % ; d.h
die Grenzen
+ - 1 s umschließen mehr als zwei Drittel des Flächenintegrals (c=1)
x
• bei c =2 werden 95,44 der Fläche =Meßwerte erfaßt
• bei c = 3 werden 99,73 der Fläche = Meßwerte erfaßt
68,36%
-c
+c
99,73%
99,44 %
-2c
+2c
-3c
+3c
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Das Perzentil ist ein Lageparameter auf der x- Achse, der ein
bekanntes oder gesuchtes Flächenintegral abgrenzt, d.h.
Die Angabe von Perzentilen bei einem Maß sagt aus,
um wieviel Prozent der untersuchten Bervölkerungsgruppen einen bestimmten Meßwert überschreiten
bzw. unterschreiten
In der Praxis angewandte Perzentile
5. Perzentil Repräsentiert das Körpermaß klein;
nur 5% aller Bevölkerungswerte liegen unter diesem
Genzwert
50. Perzentil Repräsentiert das Körpermaß mittelgroß
50 % aller Bevölkerungswerte liegen darüber bzw.
darunter
95. Perzentil Repräsentiert das Körpermaß groß
nur 5% aller Bevölkerungswerte liegen darüber
Damit werden 90 % der Bevölkerung erfaßt ( Produktanforderung)
10 % der Bevölkerung ist auf Sonderfertigung angewiesen
( Serienfertigung für Extremmaßemeist nicht wirtschaftlich)
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Maßtabellen
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Ausgewählte Anwendungsbeispiele
•Gestaltung Bildschirmarbeitsplätze
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•Konfektionsgrößen
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Geometrische Gestaltung von Arbeitsgeräten
Tour de France 2000 : 6 verschiedene Fahrräder
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• Simulation von Montageprozessen
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• Automobilbau
Nahezu alle Produzenten werben mit
ergonomischen Konzepten
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8.2 Gestaltung wichtiger Arbeitsplatzgruppen
• Höhe der Arbeitsflächen
• Körperhaltung (Sitzen,stehend, alternierend)
• Blick-Gesichtsfeld
• Wirkraum des Menschen
8.2.1 Stehende Arbeitshaltung
• Unterarm auflegen
• Arbeitshöhe 5 - 10 cm
über Tischhöhe
• Arbeitshöhe
10 - 15 cm
unter Ellbogen
•Muskulatur Oberkörper
in Arbeit einbeziehen;
•15 - 40 cm unter Ellbogen
Zu hohe Arbeitsebene : Kompensationsversuch Hochziehen der Schulter
( Verkrampfung, arbeitsplatzbedingte Fehlhaltung)
Zu niedrige Arbeitsebene : ungesunde „Buckelhaltung, Dauerschäden
Wirbelsäule
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Steharbeitsplätze für Kontroll- und Steuerfunktionen
A
B
C
D
E
F
Werkbank
Schreibplatz
optimaler Bereich für Stellteile und Anzeigen
Bereich wichtige Stellteile und Anzeigen
Bereich für wesentliche Anzeigen und unwesentliche Stellteile
Hilfsfeld weniger wichtige Anzeigen
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Maß
Körperhaltung
Hocken
Höhe
Breite
A
B
Minimum
Optimal
120
70
92
90
102
110
45
120
70
Kniebeuge
C
Breite
Knien
D
E
F
Breite
Höhe
Handhöhe ü. Boden
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Problematik der Verwendung Maßtabellen, Schablonen, Dummies
Trotz DIN-Vorschriften
Es gibt keinen Perzentilmenschen
Keine stereotype
Verwendung
von Maßtabellen,
Meßschablonen und
Dummies
Jede Variable muß in Abhängigkeit zu anderen Variabeln
betrachtet werden !!
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8.3 Sitzende Arbeitshaltung
Tätigkeitsmerkmale Arbeitssystem Bildschirmarbeitsplatz
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Häufigkeiten körperlicher Beschwerden bei sitzender Tätigkeit
( nach GRANDJEAN und BURANDT)
Arbeitswissenschaftliche Schlußfolgerungen + Empfehlungen
• Jeder Arbeitssitz soll höhenverstellbar sein ( 38 - 54 cm)
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• Arbeitssitz gegen Standfestigkeit, Kippen und Abgleiten sichern
5 Abstützpunkte, Rollwiderstand 15 - 20 N
• Rückenlehne muß möglichst große Stützfläche für Lendenwirbel aufweisen
Arbeitsstuhl nach DIN 4551
• Stuhlgestaltung abhängig vom Sitzverhalten
Möglichst dynamisches Sitzen
= häufiger Lastwechsel
Rumpf- und Gesäß
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Arbeitsplätze für vordere und hintere Sitzhaltung
• feste oder schwenkbare Arbeitssitze mit hoher
Rückenlehne) (Bandscheibenentlastung,Muskulatur)
• Rückenlehne : 48 - 50 cm lotrecht über eingesessener Sitzfläche
• Rückenlehnenbreite : 32 - 40 cm
• Rückenlehne mit Lendenbausch 10 - 15 cm
über tiefsten Punkt der Sitzfläche
• Sitzflächenneigung 4 - 60 nach oben
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• Arbeitssitz mit ausreichender Bewegungsfreiheit bieten
• Verwendung von Fußstützen
• Richtige Distanzierung Stuhl - Arbeitsplatz
wichtigste Beziehung = Abstand Sitzhöhe - Arbeitshöhe = 26 - 30 cm
(Beachtung Perzentile Mann und Frau)
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1986 : norwegische Designer + Ärzte + Physiotherapeuten entwickeln neues
„Sitzinstrument = „Mittelding“ zwischen Sitzen und Stehen
Maximale Entlastung der Wirbelsäule bei geringster
Muskelanspannung
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8.3 Gestaltung von Arbeitsmitteln
Arbeitsmittel („Werkzeuge“) = integraler Bestandteil des Arbeitssystems
Arbeitsmittel im engeren Sinn:
• Werkzeuge
• Bedienelemente
• Signale
• Anzeigen
Anthropometrische Arbeitsmittelgestaltung kann nicht
losgelöst von Gestaltungsmaßnahmen des spezifischen
Arbeitsplatzes betrachtet werden !
8.3.1 Gestaltung von Handarbeitsmitteln ( auch fußbetätigte)
Arbeitsseite : Werkstoff- bzw. Werkstück zugewandt
Handseite : Körper des Menschen zugewandt
Bsp.: Schaufel
Arbeitsseite = Schaufelblatt; Ausprägung durch
Art und Schüttgewicht
Handseite = Schaufelstiel ; Anpassung an Menschen
Taylor um Jahrhundertwende:
• günstigste Schaufellast 9 kp
• bei Schüttgewichten zwischen 400- 3700 kp/m3 spezielle Einstechkanten und Aufwölbungen
• Reduktion von 800 auf 20 Schaufeltypen für alle
Schüttgüter
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Im Vergleich zur systematischen Entwicklung der Arbeitsseite (Standzeiterhöhung,
Erhöhung Arbeitsgeschwindigkeit) wurde Handseite vernachlässigt
Erst in 70èr Jahren wurde Handarbeitsseite arbeitsgerecht gestaltet
Gestaltungsschritte zur systematischen ergonomischen Gestaltung der
Handarbeitsseite (Nach REFA)
Gestaltungsschritte stellen sicher, daß keine einseitige Beanspruchung großer
Muskelgruppen eintritt
Erhöhung Dauerleistungsgrenze
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Gestaltungsschritte in Abhängigkeit spezifischer Arbeitsaufgaben (nach REFA)
( Zahlen verweisen auf Gestaltungsschritte im vorab gezeigten Schema)
Arbeitswissenschaft
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Prüfliste zur Gestaltung handbetätigter Arbeitsmittel
• Erzwingen Anordnung oder Gestaltung der Arbeitsmittel ungünstige Körperstellungen in Hinblick auf vermeidbare Belastungen ?
• Entsprechen Körperstellungen den Anforderungen der Arbeitsaufgabe hinsichtlich der aufzubringenden Kräfte und der erforderlichen Genauigkeit ?
• Stimmen Funktionsachsen ( Bewegung,Kräfte, Drehmoment ) mit den anatomisch bevorzugten Lagen (Kraftübertragungsrichtung - Handlängsachse)
überein ?
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• Kann beim Zugriff am Arbeitsmittel das Handgelenk in Normallage bleiben ?
• Entsprichjt die Greifart ( im Hinblick der beteiligten Fingerglieder) dem geforderten
Arbeitswiderstand ?
Große Kraft
Große Bewegung
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MIG 29
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Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
269
Prof. Dr. H. Lindner
• Ist für die Bearbeitung großer Arbeitswiderstände Formschluß, für das Erreichen
großer Drehwinkel Reibschluß vorgesehen ?
• Entspricht die Form der Handseite der Greifart ?
günstiger
ungünstiger
günstiger
ungünstiger
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• Wurde Griffmaterial im Hinblick auf elektrische - und Wärmeleitfähigkeit, Gewicht,
Reibungskoeffizient der menschlichen Hand und der Reinigungsmöglichkeit
geprüft ?
• Hat man bei der Festlegung der Abmessungen die Handgröße des Menschen
und den geforderten Arbeitswiderstand berücksichtigt ?
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Gestaltungskriterien bei zu Fuß betätigten Stellteilen
Wichtigste Tretarten an Stellteilen nach DIN 33401
Prüfliste zur Gestaltung fußbetätigter Stellteile
• Werden Fußpedale beim Stehen vermeiden und ist ihre Anzahl beim Sitzen
auf zwei beschränkt ?
• Erlaubt der Oberschenkelfreiraum eine Betätigung des Pedals ohne Bewegungsgrenzen durch die „Tischplatte „ ?
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• Ist es möglich, während des Stellvorganges Vorfuß oder Ferse auf den Boden
abzustützen ?
• Ist der Gegendruck des Pedals in Abhängigkeit vom Arbeitswiderstand und der
Körperhaltung richtig gewählt ?
• Entspricht die gewählte Pedalart den Anforderungen im Hinblick auf Stellkraft ,
Stellweg und Stellgeschwindigkeit ?
• Wird durch entsprechende Maßnahmen (Materialauswahl, Oberflächengestaltung)
ein Abgleiten des Fußes vom Pedal vermieden ?
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