5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit

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Vom Horoskop zur Astroshow
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Entstehung der Textsorte Horoskop
Das situativ-kommunikative Umfeld von Pressehoroskopen
Funktionalität der Textsorte Horoskop
Thematizität von Pressehoroskopen
Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
Kognitive Ebene – Wie funktioniert das Horoskop?
Erscheinungsformen des Horoskops in den Massenmedien
Literatur
Anwendung
1. Entstehung der Textsorte Horoskop
1.1 Begriffsbestimmung
1.2 Geschichtliche Entwicklung
1.3 Astrologie im 20. und 21. Jahrhundert
1.3.1 Unterscheidung der Astrologie
1.3.2 seriöse Astrologie
1.3.3 popularisierte Astrologie
1.3.4 Vulgärastrologie
1.1
Begriffsbestimmung
 „Horoskop“ aus spätlat. „hōroscopīum“ entlehnt, das auf das
griechische Wort „hōroskopeīon“ zurückgeht – setzt sich
zusammen aus „hora“ (Stunde, auch Jahr oder rechte Zeit)
und „skopeion“ (=sehen/schauen)  „Stundenschau“
 Astrologie: Ebene der Symbole, Symbole spiegeln seelische
Wirklichkeit; großer Bedeutungsspielraum durch Vielzahl
von Variablen und Kombinationsmöglichkeiten
 allgemeinen Sprachgebrauch: Horoskop ist Textsorte der
Massenmedien
1.2
Geschichtliche Entwicklung
 erste Zeugnisse aus dem ersten Jahrtausend v.Chr. –
Keilschriften aus der Bibliothek des Chaldäer-Königs
Aussurbanipal
 Wandel der Astrologie: lässt es sich zwischen
Naturwissenschaft, Religion, Psychologie,
Gesellschaftswissenschaft und Kunst ansiedeln
1.3
Astrologie im 20. und 21. Jahrhundert
 Ab 1900 von exklusiven Privatangelegenheiten zu einem
öffentlichen Diskurs
1.3.1 Unterscheidung der Astrologie
1.3.2 seriöse Astrologie
 lehnt Oberflächliche, reinen Schicksalsglauben und das an reinem
Verdienst interessierte astrologische Praktizieren ab
 orientiert sich auf Lebensberatung, Erziehungspsychologie,
Psychotherapie
 individuelle Beratung
 Deutscher Astrologen-Verband (DAV e.V.) – Gelöbnis  „Berufsethik“
des Astrologen um seriöse Astrologie von Vulgärastrologie abzugrenzen
 „Seriös“ darf nicht darüber hinweg täuschen, dass Astrologie nach wie
vor ein umstrittener Bereich ist!
1.3.1 Unterscheidung der Astrologie
1.3.3 popularisierte Astrologie
 ermöglicht und gefördert durch Massenmedien: AstroFernsehsendungen, Bücher und Zeitschriften
 versuchen astrologisches Wissen in seriöser und
verständlicher Form für die Öffentlichkeit aufzubereiten
1.3.1 Unterscheidung der Astrologie




1.3.4 Vulgärastrologie
täglich in Zeitschriften, Radio, Fernsehen, Videotext,
Telefondienstleistungen und Internet
Beschränkung auf Sonnenzeichen, Ausrichtung auf
Unterhaltung, Zuschnitt auf breite Masse der
Bevölkerung
menschlicher Wunsch nach Blick in die Zukunft wird
ausgenutzt, teilweise hemmungslos kommerzialisiert
Positiv: Astrologie wird kontinuierlich am Leben
erhalten
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
2.1
2.2
2.3
2.4
Produzenten von Pressehoroskopen
Produktionsmethoden
Rezipienten von Pressehoroskopen
Zusammenfassung
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
 Keine individuelle Beratung - für eine große, anonyme,
inhomogene, vielfältige, im wesentlichen unorganisierte
disperse Menge von Rezipienten
 Pressehoroskope in festen Rubriken vieler Zeitschriften/
Zeitungen
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen






Merkmale von Zeitungen:
Aktualität
Periodizität
Universalität
Publizität
- Disponibilität
 Merkmale der
„Massenkommunikation“:

-


-

-

-

-
Aussagen werden öffentlich
durch technische
Verbreitungsmittel
indirekt
einseitig an disperses Publikum
vermittelt
Kontinuität der Berichterstattung
und Rezeption
Niedrige Komplexität der
Inhalte
Bevorzugung beliebter, bzw.
erfolgreicher Vermittlungsformen
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
 im Titel oft Possessivpronomen: „Ihr Mondhoroskop“
(Cosmopolitan), „Ihre Glücks-Sterne“ (Super illu), bis 13/02
Ausgabe der freundin hieß es: „Horoskop. Ihre persönlichen
Sternstunden“
 Adressat wird mit „Du“ oder „Sie“ angesprochen
 „General-Interest-Zeitschriften“
 „Special-Interest-Zeitschrifen“
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
2.1 Produzenten von Pressehoroskopen
 Verfasser meist anonym, manchmal mit Namen oder auch
Astrologe/Astrologin XY
 kommunikative Konstellation ist stets asymmetrisch, der
Sprecher verfügt über Wissensvorsprung
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
2.2 Produktionsmethoden
1)
2)
3)
Astrologe bzw. ein Astrologenteam
Medienagentur
Zeitschrifteninterne Produktionsmethode
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
1)



2.2 Produktionsmethoden
Astrologe bzw. ein Astrologenteam
mehr Seriosität und Wissenschaftlichkeit
Astrologen haben oft strenge Richtlinien einzuhalten
immer dem prototypischen Leser angemessen
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen








2.2 Produktionsmethoden
Medienagentur
Aufträge des Kunden variieren in:
Art des Horoskops
Umfang
Adressaten
Inhalt
typographische Gestaltung und Stil
Zusätze
Astrologen senden „Rohdaten“ – meist nicht astrologisch
ausgebildeten Mitarbeitern der Medienagentur vertexten
„Rohdaten“
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
2.2 Produktionsmethoden
3) Zeitschrifteninterne Produktionsmethode
 Produktion durch nicht oder wenig astrologiekundige Person
 Hilfe durch Computerprogramme /Astrologiebücher
 vorgefertigte Texte werden modifiziert und reproduziert
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen





2.3 Rezipienten von Pressehoroskopen
Rezeptionsgewohnheiten: recht häufiges, beiläufiges
Rezipieren der Texte, Nicht-Ernstnehmen der Aussagen
sowie schnelles Vergessen
meist gelesenen Textsorten der Zeitungen/Zeitschriften
kaum Wirkung auf den Leser
Nicht-Ernstnehmen gehört zur Eigenart der Textsorte
Toleranzbereich ist sehr groß
2. Das situativ-kommunikative Umfeld von
Pressehoroskopen
2.4 Zusammenfassung
 Prinzip der Pseudoindividualisierung:
 allgemein, möglichst breites Spektrum divergierender
Situationen und Erfahrungen abdecken VS. einzelnen Leser
etwas „Persönliches“ mitteilen, von Intimität suggerierte
Direktadressierung
3. Funktionalität der Textsorte Horoskop
3.1 Pressehoroskop als Informationstext
3.2 Pressehoroskop als Appelltext
3.3 Pressehoroskop als Kontakttext
3.4 Zusammenfassung
3. Funktionalität der Textsorte Horoskop
3.1 Pressehoroskop als Informationstext
 Pro
 Informieren Leser darüber, was
er in bestimmtem Zeitraum an
Ereignissen, Tendenzen und
Möglichkeiten zu erwarten hat.
 Haben Neuigkeitscharakter, egal
ob Information glaubwürdig
erscheint oder nicht
 Contra
 beinahe jeder Text kann unter diesem
Aspekt betrachtet werden
 Informationscharakter wird weder
vom Produzenten noch Rezipienten
als dominant angesehen
 Aussagen sind stark
konventionalisiert und nutzen
stereotype Wendungen, dass
Neuigkeitscharakter oft nicht zutrifft
 Voraussagungen sind oft nicht rational
fundiert
3. Funktionalität der Textsorte Horoskop
3.2 Pressehoroskop als Appelltext
 Pro
 fordern Rezipienten dazu auf
bestimmte Handlungen
auszuführen oder zu unterlassen
 Form: Ratschlägen,
Empfehlungen, Tipps
 Information und Appell eng
miteinander verbunden: „Im Job
sind Sie nicht zu bremsen.
Meiden Sie trotzdem
Konkurrenzspielchen.“ (freundin
21/03, Schütze)
 Contra
 größter Teil der Rezipienten hält
sich nur selten oder nie bewusst
an die Empfehlungen
 abhängig vom Umgang des
Rezipienten mit Text
3. Funktionalität der Textsorte Horoskop
3.3 Pressehoroskop als Kontakttext

Kontakt zum Leser, dieser fühlt sich durch
Identifizierung mit seine Tierkreiszeichen direkt
angesprochen

Kontaktaufnahme ist angestrebtes Ziel von Zeitschriften
 schmeicheln dem Leser, zeigen Vertrauen und
Verständnis, aber auch Bedrohung, um Hilfebedürfnis
aufrechtzuerhalten Zielgruppenadäquatheit spielt
immer größere Rolle
3. Funktionalität der Textsorte Horoskop
3.4 Zusammenfassung




Komplexes Funktionsgefüge
Aufgliederung des Funktionsbegriffes in verschiedenen Ebenen:
1) Bereichsfunktion: Was wollen die Kommunikatoren erreichen?
2) Textfunktion: Welche Funktionen werden im Text aufgrund
welcher Indikatoren bedient?
 3) Bewirkungsfunktion: Welche Funktionen schreiben die
Rezipienten Horoskopen zu?
  Horoskop möglicherweise appellative bzw. direktive, nichtbindende Textsorte?
4. Thematizität von Pressehoroskopen
4.1 Drei thematische Aspekte
4.2 Horoskopspezifische Topoi und topische
Themenentfaltung
4.3 Topische Muster
4.4 Einige grundlegende Prinzipientopoi in
Pressehoroskopen
4.5 Zusammenfassung
4. Thematizität von Pressehoroskopen
1)
2)
3)

4.1 Drei thematische Aspekte
Offenheit der Teilthemen
Bezug auf einen festgelegten Zeitraum der Gültigkeit
Tendenzialität
Thematische Schwerpunkte: Beruf, Liebe, Geld und
Gesundheit, je nach Zielgruppe kommen weitere Themen
dazu wie: Flirt, Friends, Feelings...
4. Thematizität von Pressehoroskopen
4.2 Horoskopspezifische Topoi und topische
Themenentfaltung
 spiegeln den Zeitgeist einer Gesellschaft wider
 sprechen weit verbreitete Denkgewohnheiten, Wünsche,
Hoffnungen und auch Ängste des Publikums an
4. Thematizität von Pressehoroskopen
4.3 Topische Muster
 grundsätzlicher Finaltopos = „glückliches/harmonisches
Leben im Einklang mit der durch die Sterne vermittelten
Zeitqualität“
 Für einzelnen Referenzbereichen: harmonisches
Familienleben, erfüllende Partnerschaft, beruflicher Erfolg,
stabile Finanzen, materieller Gewinn, Gesundheit,
Wohlbefinden usw.
4. Thematizität von Pressehoroskopen




4.3 Topische Muster
Prinzip der Mäßigung (Vermeidung von Extremen)
Bsp.: „Versuchen Sie, Extreme zu vermeiden. Dann kommen
Sie gut über die Runden. (Super illu 29/03, Jungfrau)
Maßhalten als Wertmaßstab weitgehend als glaubwürdig
akzeptiert
Bereich des Gemäßigten ist Ansichtssache
4. Thematizität von Pressehoroskopen
4.3 Topische Muster
 4.3.1 Autoritätstopos – Zusammenhang zwischen
Sternkonstellation und menschlichem Leben
 4.3.2 Exemplumtopos – Voraussagen werden durch
Beispiele veranschaulicht
 4.3.3 Bewertungstopos – Lob oder Tadel des Adressaten und
seiner Verhaltensweisen
4. Thematizität von Pressehoroskopen




4.4 Einige grundlegende Prinzipientopoi in Pressehoroskopen
a) Liebe und Partnerschaft
Bsp.: Abwechslung-Ruhe-Topos – „Nutzen Sie den Sommer und
machen Sie mit Ihrem Partner häufiger kleine Ausflüge.“ (tina
32/03, Stier)
Aktivität-Passivität-Topos – „Verwöhnen Sie einander.“ (Frau im
Spiegel 35/03, Löwe)
Topos der Angemessenen Erwartungen – „Sie haben hohe
Ansprüche – gut so. Aber bitte verlangen Sie nichts Unmögliches
– wollen Sie einen Diener oder einen Partner?“ (petra 04/03,
Löwe)
4. Thematizität von Pressehoroskopen
4.4 Einige grundlegende Prinzipientopoi in Pressehoroskopen
 b) Beruf
 Topos der beruflichen Anforderungen – „Es geht aufwärts. Man schätzt
Ihr Organisationstalent und Nervenstärke.“ (Super illu 28/03, Schütze)
 Karrierechancen-Topos – „Sie lernen durch Zufall eine wichtige Person
kennen, die Ihnen jobmäßig den entscheidenden Tipp gibt.“ (neue woche
38/03, Fische)
 c) Geld
 Topos der ausgeglichenen Finanzen – „Geben Sie nicht nur aus, sondern
sparen Sie mal!“ ( freundin 17/03, Schütze)
 Gewinn-Topos – „Spielen Sie mal wieder Lotto, fordern Sie Ihr Glück!“
(Lisa 30/03, Steinbock)
4. Thematizität von Pressehoroskopen
4.4 Einige grundlegende Prinzipientopoi in Pressehoroskopen
 d) Gesundheit
 Entspannung/Schlaf-Topos – „So schön die Sommerpartys auch sind, Sie
sollten mal wieder richtig ausschlafen.“ (Super illu 32/03, Schütze)
 In manchen Zeitschriften finden sich konkrete Gesundheitsratschläge:
„Gesundheit: kleiner Durchhänger? Knabbern Sie Nüsse, das sind wahre
Kraftpakete gegen gelegentliche Stimmungstiefs.“ (Viel Spaß 29/03,
Krebs)
 e) Unspezifischer Referenzbereich
 bestimmte Charaktereigenschaften, Handlungen und Verhaltensweisen,
oft auch Beziehungen zu Mitmenschen
 Verwöhn-Topos – „ Lassen Sie sich jetzt mal so richtig verwöhnen.
Genießen Sie das Entgegenkommen.“ (Gala, 27/03, Schütze)
4. Thematizität von Pressehoroskopen

-
-
4.5 Zusammenfassung
Topoi:
Hilfsmittel für Produzenten – schaffen akzeptable, schwer
zu falsifizierende und dennoch offene, individuell
präzisierbare Aussagen
Suchformel, ähnlich wie frames, müssen nur individuell und
kontextspezifisch aufgefüllt werden
Oft aufeinander bezogen, interagieren miteinander
eng verknüpft mit gesellschaftlichen Wirklichkeitsmodellen
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden Themenpräsentation
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit
5.3 Das Prinzip der Skala der Relativität
5.4 Das Prinzip allgemeiner und zeitloser Wahrheit
5.5. Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbarer Präzisierung
5.6 Das Prinzip der pseudowissenschaftlichen Evidenz
5.7 Das Prinzip der Inszenierung von Nähe und emotionaler Beteiligung
5.8 Zusammenfassung
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
 Sieben charakteristische Prinzipien der
omniskopischen Sprachverwendung – vor allem auf
lexikalisch-semantischer und rhetorisch-stilistischer
Ebene
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden Themenpräsentation
 Formulierungen, die eine breite Palette an Möglichkeiten
eröffnen, z.B.: gewöhnlich, oft, vielleicht, möglicherweise,
entweder, oder, auch, sowohl als auch u.a.
 Verknüpfungen von gleichartigen Ereignissen oder
Handlungen und der Vereinigung von konträren Entitäten:
grammatisch gebildet durch Formulierungen wie:
entweder...oder, auch, zwar...aber,
eigentlich/normalerweise/sonst...aber, einerseits/auf der
einen Seite/zum einen...andererseits/auf der anderen Seite/
zum anderen...
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden Themenpräsentation
 1. Methode: Nebenordnung mehrerer ähnlicher Ereignisse oder
Handlungen, um mehrere Realisierungen einer Tendenz anzudeuten
 Beispiele:
- „Sie könnten einen Jackpot knacken. Es wäre allerdings auch ein
unerwarteter Karriereschritt möglich. (Gala 29/03, Widder)
- „Buchladen, Tankstelle, Museum, Tapasbar, Büro, Supermarkt –
Wassermänner können sich den Ort des Geschehens zurzeit aussuchen.
(Allegra 07/03, Wassermann)
- „ Was immer Sie jetzt angehen wollen – ob eine Heirat, Nachwuchs oder
der neue Job -, die Sterne stehen auf Ihrer Seite und unterstützen Sie.
(Lisa 35/03, Löwe)
  mindestens zwei Optionen, entweder eine von beiden oder sogar
beide können zutreffen
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden Themenpräsentation
 2. Methode: Verknüpfung zweier gegensätzlicher Tendenzen,
Entwicklungen oder Charaktereigenschaften
 Beispiele:
- „Sie haben das Glück, dass neben dem hohen Tempo und so viel
Unternehmungslust zugleich große Besonnenheit gegeben ist.“ ( Gala
27/03, Krebs)
- „Wer Sie liebt, hat es nicht immer leicht. Auf der einen Seite wollen Sie
totale Zweisamkeit, auf der anderen die grenzenlose Freiheit. (Lisa
31/03, Fische)
- „Sie lieben zwar Harmonie, aber vor Stillstand fürchten Sie sich so sehr,
dass Sie ständig für neue Impulse sorgen. (Brigitte 13/03, Waage)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden Themenpräsentation
 Sechs grundlegende Muster für Vereinigung von gegensätzlichen
Sinngehalten:
 1)
Sie sind/handeln paradox.
 2)
Normalerweise sind Sie x/Man kennt Sie als x, zurzeit sind
/handeln Sie (aus Gründen g) aber y.)
 3)
Sie tun zwar x, sind/handeln aber (aus Gründen g) y.
 4)
Sie denken, dass x, aber es ist y.
 5)
Es ist x, Sie wissen/glauben es nur (noch) nicht.
6) Ob Sie x oder y machen – Sie haben die Wahl/ Es liegt an
Ihnen, was passiert.
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden
Themenpräsentation
5.1.2 Modalitätsmarker und sprachliche Hecken
 Gradmodifikatoren mit eingeschränkter Wirkung sind in erster
Linie Modalpartikel und relativierende Adverbien:
möglicherweise, wahrscheinlich, sicher, eher, vielleicht, eventuell,
wohl, bestimmt, kaum u.a.
 Beispiele:
- „Beruf: Aufpassen, möglicherweise sägt jemand an Ihrem Stuhl.“
(Super illu 30/03, Jungfrau)
- „Wahrscheinlich trägt man Ihnen eine führende Rolle an.“ (petra
11/03)
- „Geld: Es bleibt wohl alles, wie es gerade ist. (Super illu 35/03,
Löwe)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden
Themenpräsentation
5.1.2 Modalitätsmarker und sprachliche Hecken
 “Sprachliche Hecken”: geben an, inwiefern bestimmte
Erscheinungen oder Exemplare einer Kategorie zuzuordnen sind,
und treten in präzisierender, depräzisierender, modifizierender
oder quantifizierender Verwendung auf:
 Beispiele:
- „Ohne Sie würde man ziemlich alt aussehen.“ (bella 28/03,
Schütze)
- „Im Moment gelingt Ihnen eigentlich alles.“ (bella 31/03, Fische)
- „Na ja, so richtig aufregend ist es bei Ihnen zwar nicht. (freundin
17/03, Fische)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.1 Das Prinzip der erschöpfenden
Themenpräsentation
5.1.2 Modalitätsmarker und sprachliche Hecken
 Modalverben (können, sollen, dürfen, mögen usw.) werden häufig in
Horoskopen verwendet:
 Beispiele:
- „Es könnte sein, dass Ihre Beziehung vor einem Test steht. (Brigitte
14/03, Waage)
- „Geld: Ein kleiner Luxus müsste drin sein.“ (Super illu 31/03, Widder)
- “Diese Woche wäre ideal für einen Urlaub.” (bella 29/03, Wassermann)
  Produzenten von Pressehoroskopen legen sich auf „Anlagen“,
„Tendenzen“, „Potentiale“ und „Neigungen“ fest – das ausdrückliche
Geschehen ist weder sicher, noch unmöglich
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit





5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit
= allgemeine Rahmenwörter
verbinden verschiedene Bereiche miteinander
sind übertragbar
machen diffuse, heterogene Wirklichkeit der unzähligen
Rezipienten flexibler  die Wahrscheinlichkeit tatsächlich
zutreffend zu sein wird erhöht
 Das Horoskop ist zu Beginn allgemein, erst durch die
Assoziation des Rezipienten mit individuellen Ereignissen
wird es spezifisch.
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit
5.2.1 Nominalkonstruktionen als „umbrella terms“
 häufig verwendet: Abstrakta
 verwendete Begriffswörter in Horoskopen beziehen sich
hauptsächlich auf:
a) Charaktereigenschaften, Befindlichkeiten und
zwischenmenschlichen Verhaltensweisen (z.B.: nichtzählbar,
abstrakte Stoffsubstantive, wie Anerkennung, Glück,
Charme, Leidenschaft...)
b) unbestimmte Referenzgegenstände (zählbar, verhalten
sich wie Appellativa – z.B.: Chancen, Ideen, Situationen...)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit
5.2.1.1 Hyperonymie
 in Begriffshierarchie weit oben angesiedelteWörter
 besitzen große Extension und damit nur eine geringe
Intention
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit
5.2.1.2 Randbereichsunschärfe
 Begriffe lassen viel Deutungsspielraum, sind diffus und äußerst dehnbar.
 Beispiele:
- „Gut möglich, dass in den nächsten Tagen eine weit reichende
Entscheidung auf Sie zukommt.“ (Lisa 29/03, Löwe)
- „Venus macht Ihnen Lust auf etwas Luxus.“ ( Lisa 29/03, Skorpion)
 Randbereichsunschärfe durch adjektivische Attribuierung nicht
aufgehoben – horoskoptypische Kollokationen: größere Anschaffung,
positive Entwicklung/Tendenz/Signale, wichtige Entscheidung usw.
  Allgemeinheit dieser Ausdrücke – macht sie auf jede Lebenssituation
anwendbar
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit


-

5.2.1.3 Elliptische Mehrdeutigkeit
notwendige Präzisierung bleibt aus:
Beispiele:
„Plötzlich haben Sie das Glück, gleich aus mehreren
Chancen die beste auswählen zu können“ (Gala 29/03,
Zwillinge)
Leerstellen werden vom Rezipienten ausgefüllt
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit





5.2.1.4 „Shell nouns“
haben hohen Abstraktionsgrad
= Nomen, die eine präzisierende Information einschließen,
sie werden in nominalen Strukturen eingespeist
Bsp.: „The problem was that I had no money.“
 problem = shell noun, I had no money = die präzisierende
Information
shell nouns ohne präzisierende Information  füllt Leser
selbst diese Lücke
Bsp.: „Balancieren Sie Ihre Wünsche [x zu tun/ dass x
geschieht...] genau aus.” (Lisa 31/03, Widder)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.2 „Umbrella terms“ – Das Prinzip der Allgemeinheit



5.2.1.5 weitere Arten von „umbrella terms“
auch Indefinitpronomen z.B. etwas, einiges, man, jemand,
andere
Beispiele:
„Sie sollten etwas für die Sicherung Ihrer Zukunft tun.“
(Ostsee-Zeitung 23./4.08.03)
„Jemand, der Ihnen sehr wichtig ist, hat sich seit einiger
Zeit nicht gemeldet.“ (tina 30/03, Steinbock)
Unbestimmte Referenz bei Personen, Objekten/ Ereignissen
(...das entschädigt für manches...), Orten („Wo immer Sie
sind, ist richtig was los.“)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.3 Skala der Relativität





5.3.1 Relativität und Skalarität bei Adjektiven
Gradadjektive: relativ, müssen für den jeweiligen Kontext
eingeschränkt/präzisiert werden
Bsp.: “Ein kleines Tief darf Sie nicht verwirren oder gar
beunruhigen. Es zieht rasch vorbei.“ (Neue Revue 31/03,
Wassermann)
Verwendung von Komparativen, zum Ausdruck von
Vergleichsrelationen, oft fehlt die Vergleichsgröße
Bsp.: „Manche Projekte sind schwieriger, als Sie geglaubt
haben.“ (Brigitte 13/03, Widder)
„Bald können Sie sich besser entscheiden.“ (Frau im Spiegel
31/03, Stier)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.3 Skala der Relativität




5.3.2 Mehrdeutigkeit des Bezugsbereiches
quantifizierende Orts- und Zeitadverbien, bei denen
Mehrdeutigkeit auf Bezugsbereich bezogen ist
Indefinitpronomen: einige, manche, mehrere jeder, alle,
alles...
Lokal- und Temporaladverbien: überall, irgendwo, immer,
manchmal, oft, nie...
unterschiedliche Bezugswerte, viele verschiedene
sinnvolle Deutungen führen dazu, dass eine hohe
Anwendbarkeit der Aussage gewährleistet ist.
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.3 Skala der Relativität

-
-
5.3.2 Mehrdeutigkeit des Bezugsbereiches
Beispiele:
Unbestimmte Mengenreferenz – „Singles haben jetzt jede
Menge Flirtchancen. (Viel Spaß 28/03, Widder)
Unbestimmte Objektreferenz – „Sie müssen sich nicht alles
gefallen lassen.“ (Frau im Spiegel 29/03, Wassermann)
Unbestimmte Personenreferenz – „Sie strahlen wie die
Sommersonne. Jeder will sich an Ihnen wärmen.“ (TV
Movie 15/03, Krebs)
Unbestimmte Häufigkeitsreferenz – „Sie fühlen sich oft
abgespannt.“ (Ostsee-Zeitung 16./17.08.03, Stier)
Unbestimmte Orts- und Richtungsreferenz – „Am 10. geht’s
aufwärts.“ (Frau im Spiegel 28/03, Löwe)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.3 Skala der Relativität





5.3.3 Relative Zeitfixierung
Zeitbezug ist wichtiger textsortenkonstitutiver Bestandteil
von Horoskopen in Zeitungen und Zeitschriften –
Zwei Arten von Zeitreferenz:
1) relativ eindeutige, klare Bezüge auf best. Zeitpunkte, z.B.
auf bestimmte Wochentage oder spezielle Daten
2) Zeiträume sind weniger scharf begrenzt: um den 8., ab
dem 3., zwischen dem 2. und 9.
 Anwendungsmöglichkeiten steigen, je offener Zeitbezug
gestaltet ist
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.4 Das Prinzip allgemeiner und zeitloser Wahrheit
 allgemein wahre und axiomatische Aussagen, die für jeden
in jeder Situation gültig sind
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.4 Das Prinzip allgemeiner und zeitloser Wahrheit


-
5.4.1 Sprichwörter und Gemeinplätze
signifikantes Merkmal der Textsorte, in vielen Fällen
modifiziert
Beispiele:
„Wo in Wille ist, ist auch ein Weg.“ (Lisa 37/03, Löwe)
„Ohne Fleiß, kein Preis.“ (Cosmopolitan 11/03, Jungfrau)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.4 Das Prinzip allgemeiner und zeitloser Wahrheit





5.4.1 Sprichwörter und Gemeinplätze
„Gemeinplatz“: Aussagesätze und Allsätze.
erscheinen aktueller, zeitgemäßer, weniger moralisch
Bsp.: „Nobody is perfect...“ (Allegra 03/03, Waage)
 leerformelhafte Allgemeinheit eignet sie sich besonders
gut dem Leser Rat oder Orientierung bei Alltagsproblemen
zubieten.
Sprichwörter und Gemeinplätze transportieren kulturell
determinierte, konventionelle Normen, Wertungen und
Handlungsmaßstäbe – erleichtern somit den Zugang zum
Rezipienten
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.4 Das Prinzip allgemeiner und zeitloser Wahrheit



5.4.2 Unüberprüfbare Propositionen
praktisch nicht nachprüfbare Aussagen
Beispiel:
„Sie haben einen heimlichen Verehrer.“ (bella 31/03,
Skorpion)
beziehen sich fast ausschließlich auf Gefühle, Einstellungen,
Verhaltensweisen und Handlungsabsichten anderer
Personen
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.5. Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbarer
Präzisierung
 Funktion: Unbestimmtheit regulieren, ohne sie zu gefährden
 erwecken visuelle Vorstellung
 hinterlassen den Eindruck von bes. Präzision und
Deutlichkeit – bes. durch Phraseologismen, Metaphern und
rhetorische Figuren sowie intertextuelle Elemente und
Präsuppositionen
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.5. Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbarer
Präzisierung


-
5.5.1 Phraseologismen
agieren oft auf bildhafter Ebene
Beispiel:
„Nicht alles auf eine Karte setzen.“ (Tvdirekt 12/03, Widder)
„Bei Paaren geht’s heiß her. (petra 11/03, Steinbock)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.5. Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbarer
Präzisierung


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



5.5.2 Metaphern
Übertragung von etwas Vertrautem auf etwas Neues
Häufig in Bereichen der Gefühle, Wünsche, Gedanken,
menschliche Beziehungen, Kommunikation, Leben, Zeit,
Ereignisse und Handlungen.
Einige Herkunftsdomänen sind: „Weg, Luft/Himmel,
Wasser, Wetter, Krieg, Theater, Sport/Spiel....“
„Weg“ – z.B.: „Leben als Weg“
„Ihnen stehen alle Wege offen... (petra 08/03, Löwe)
„Hart und steinig war der Weg, den Sie zurücklegen
mussten.“ (Elle 10/03, Steinbock)
 präzise Deutung und Einordnung solcher Leerstellen
obliegt allein dem individuellen Rezipienten
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.5. Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbarer
Präzisierung


-
5.5.3 Rhetorische Figuren
Wortwiederholungen, Alliterationen, Vergleiche,
Neologismen, Hyperbeln u.v.a.m.
Funktionen:
Veranschaulichung abstrakter Phänomene, Konkretisierung,
Intensivierung
Vergleich: fit wie ein Turnschuh, leben wie Gott in
Frankreich...
Hyperbel: „Die Pfunde purzeln ja fast wie von selbst.“
(freundin 21/03, Stier)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.5. Das Prinzip der Anschaulichkeit und scheinbarer
Präzisierung

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5.5.4 Intertextualitätssignale
spezifische lexikalische Elemente aktualisieren Beziehung
zu anderen Textexemplaren – Titel von bekannten Filmen,
Fernsehsendungen, Musik...
Beispiel:
„...beste Zeit für Singles, „Sex and the City“ –ähnliche
Abenteuer zu erleben... (Cosmopolitan 09/03, Skorpion)
„Kann denn Liebe Sünde sein?“ (Maxi 03/03, Wassermann)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.6 Das Prinzip der pseudowissenschaftlichen Evidenz
 Pressehoroskope bedienen sich der Sprache der Astrologie
z.B. durch Personifizierung der Planeten: „...Venus versorgt
Sie mit einer super-sexy Ausstrahlung...,“ „Merkur hilft...“
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.7 Das Prinzip der Inszenierung von Nähe und
emotionaler Beteiligung
 konzeptionell mündliche Formulierungsmuster auf
lexikalischer, syntaktischer und
sprechhandlungstheoretischer Ebene sowie
zielgruppenadäquate Ausdrücke  die Aufwertung des
einzelnen Rezipienten
 Rezipient wird zur Mitarbeit bei der Sinndeutung, zum
Nachdenken animiert, darüber hinaus wird Vertrauen,
Anteilnahme, Emotionalität, Direktheit und Unmittelbarkeit
signalisiert.
 Bsp.: Zielgruppenadäquatheit: „Ansonsten: alles easy!“
(Popcorn 03/03, Waage)
5. Prinzipien der Formulierungsadäquatheit
5.8 Zusammenfassung
 sieben Prinzipien bilden textsorteneigenen Sprachgebrauch,
der für das Massenpublikum wie auch für jeden
individuellen Leser treffend, plausibel sein kann
 Spagat zwischen Abstraktheit und Konkretion, Ausweitung
und Einschränkung, Allgemeinem und Besonderem
 Unterschied zu Nachrichtentexten: muss nicht präzise, klare
und deutliche Sprache verwenden, Vagheit und
Mehrdeutigkeit führen zum kommunikativen Erfolg
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.1 Das Kontextualisierungsprinzip
6.2 Kognitive Effekte
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.1 Das Kontextualisierungsprinzip
 Kontextualisierung bedeutet hier die Einordnung einer
Aussage, die für ein Massenpublikum geschaffen wurde, in
die spezifische Lebenswelt eines Einzelnen
 Bedeutung ist nicht von vornherein gegeben, sondern wird
erst in einem rezipientenspezifischen Kontext aufgebaut. Zu
diesem Kontext gehören: Lebensumstände, Beziehungen zu
Mitmenschen, mentale und emotionale Faktoren sowie
momentane Stimmung, Gedanken, Gefühle, Einstellungen,
Überzeugung, Wünsche, Hoffnung usw.
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.1 Das Kontextualisierungsprinzip
 kaum eine andere Gebrauchstextsorte ist derart auf
Kontextualisierung des Rezipienten „angewiesen“ – der
pseudoindividuelle Leser wird selbst zum Referenten
 Wechselspiel zwischen entgegengesetzten
Sinnstiftungsmechanismen der Produzenten und
Rezipienten: Der Produzent entwirft Text, welcher möglichst
abstrakt und vage ist. Der Rezipient versucht diese Aussagen
auf die eigene Lebenswirklichkeit anzuwenden.
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.1 Das Kontextualisierungsprinzip
 Aphek/Tobin unterscheiden zwei parallel laufende,
symbiotisch verwobene „plots“: „external plot“ und
„internal plot“  „... the client becomes his own fortune
teller“
 erfolgreicher Kommunikation Textsorte Horoskop wird
erkannt, durch persönliches Tierkreiszeichen erfolgt
Einordnung, Versuch die Aussagen individuell zu
interpretieren, sinnvollen Text zu konstruieren.
 Text ist so angelegt, dass er prinzipiell die Möglichkeit
bietet, potentiell unendliche viele heterogene Situationen
abzudecken.
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.2 Kognitive Effekte
 Warum funktionieren Horoskope? – Menschen sind immer
auf der Suche nach Bedeutung und müssen oft
Entscheidungen fällen, in einer komplexen Welt, in der viele
für Unterstützung dankbar sind.
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.2 Kognitive Effekte
6.2.1 Barnum-Effekt
 benannt nach Zirkusdirektor Phineas T. Barnum, sein Motto:
„Für jeden ein bisschen“
 Astrologische Aussagen, die „mehrdeutige
Allerweltsfloskeln“ sind, galten in Tests für
Versuchspersonen als genaue Beschreibung ihrer Person,
wenn man ihnen suggeriert hat, dass diese Aussagen nur für
Sie persönlich erstellt worden sind.
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.2 Kognitive Effekte



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6.2.2 Selektives Wahrnehmen und Erinnern
„Aschenputtel-Effekt“ – zutreffende Aussagen werden mit
höherer Wahrscheinlichkeit wahrgenommen und erinnert als
unzutreffende Aussagen.
sprachlichen Mitteln unterstützen Selektionsprinzip:
Beispiele:
„Noch solo? Augen auf! Mr. Right ist nicht fern. „ (freundin
16/03, Krebs),
„Wer im Urlaub ist, erlebt traumhafte Tage.“ (neue woche
36/03, Waage)
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.2 Kognitive Effekte
6.2.3 Effekte sozialer Erwünschtheit
 „Balsam-Effekt“ – Menschen glauben lieber positiven
Aussagen, insbesondere denen die auf Sachverhalte
referieren, die weit oben auf der Skala sozialer
Erwünschtheit stehen, um ein möglichst positives Bild der
eigenen Person zu formen.  In Horoskopen sind vor allem
positive Aussagen zufinden, mögliche negative Prognosen
sind meist noch abzuwenden.
6. Kognitive Ebene – Wie funktioniert das
Horoskop
6.2 Kognitive Effekte
6.2.4 Self-fulfilling prophecy
 Eigendynamik lässt aus Glaube Wirklichkeit werden –
Aussgangssituation wird missgedeutet, daraufhin folgen
Reaktionen, die tatsächlich zu der anfangs missgedeuteten
Situation führen
 Bsp.: „Romantisch wird ein Sonntag zu zweit.“ (Frau im
Spiegel 31/03, Stier)
7. Erscheinungsformen des Horoskops in den
Massenmedien
 7.1 Typen von Horoskopen
Individuelles Horoskop
Pseudoindividuelles Horoskop
Medium
mündliche
Sprache
Dialogisch
A
1.face-to-face-Beratg.bei Astr.
2. pers.,telefon.Beratg v. Astr.
3. pers. Beratung im TV
4. pers. Beratung im Radio
Monologisch
5.pers.Horoskop von Telefondienst
Monologisch
B
9. Sonnenzeichenhoroskope (Sh) im
Radio
10. Sh im Fernsehen
11.Sh bei Telefondiensleistungen
Medium
schriftliche
Sprache
6.individ.,v. Astr. ausgearbeitet H. C
7.individ., mit Hilfe v. Pcprogramm
verfasstes H.
8.individ.Astro-Beratg. In
Zeitschriftenrubrik
12.Sh in Zeitung/Zeitschrift
D
13. Sh im Videotext
14.Sh im Internet
15. Sh in Taschenbüchern/Kalendern
16. „Horoskop-Amulette“
(Schubert-Weller 1993:27)
7.2 Exkurs – „Astro TV“
1)
2)
3)
Beratungsgespräche in drei Phasen:
Initialisierungsphase
Beratungsphase
Beendigungsphase
7.2 Exkurs – „Astro TV“
Initialisierungsphase:




Kurze Begrüßung durch Moderator
Erfragen der Geburtsdaten
Grobe Klärung des Themenbereiches
Begrüßung des Anrufers durch Astrologin
7.2 Exkurs – „Astro TV“




1)
2)
3)
Beratungsphase:
Astrologin, wie Produzent von Pressehoroskop – besondere Vorsicht:
Vertrauen, Wohlwollen des Klienten gewinnen
Besonders zu Beginn des Gesprächs: Komplimente
Themen oft sehr global
Genauere Informationen – drei Muster:
Entscheidungsfrage: „Sind Sie Single?“
Suggestivfrage: „Sie haben ein bisschen Pech gehabt in letzter Zeit,
oder?“
Behauptung, die suggeriert, dass Astrologin Bescheid weiß: „Oh ja, ich
seh‘ schon, da war einiges los bei Ihnen in der letzten Zeit!“
7.2 Exkurs – „Astro TV“







Beratungsphase:
Astrologin entlockt dem Klienten Informationen
Aktiviert frames und scripts, die dann spezifisch ausgefüllt werden
Konfliktframes: Konfliktursachen: Unterschiedlicher Charakter,
Unterschiedliche Lebensstile...
Konfliktverlauf: häufiger Streit, sich zurückziehen...
Lösungsstrategien: abwarten, mehr unternehmen, Trennung...
Konfliktfolgen und Konfliktergebnisse/Aussichten: „Reparieren“ der
alten Partnerschaft, neue Partnerschaft, (vorerst) alleine glücklich
werden
 Antworten, die sich Klient wünscht
7.2 Exkurs – „Astro TV“
Beendigungsphase:



Eingeleitet durch Moderator oder Astrologin:
„Wir haben leider keine Zeit mehr...“
Zuversichtlich und lebensbejahend wird Klient
verabschiedet: „Es ist gar nicht so schlimm, Sie
müssen nur an sich glauben und positiv denken!“
Spannungsreiche Anspielungen motivieren den
Klienten erneut anzurufen
8. Literatur
 Furthmann, Katja: Die Sterne lügen nicht: eine linguistische
Untersuchung der Textsorte Pressehoroskop. V&R unipress,
Göttingen 2006.
 Gansel, Chr./ Jürgens, F.: Textlinguistik und Textgrammatik:
eine Einführung. Westdt. Verlag, Wiesbaden 2002.
 http://brigitte.de/kultur/horoskop/index.html?nv=redir
 http://www.amazon.de/
 http://www.gmx.net/
9. Anwendung
 Zwillinge 22.5.-21.6.
 Liebe: In dieser Woche geht in Herzensdingen die Post
ab. Nehmen Sie sich deshalb mehr Zeit für die Liebe und
den Partner natürlich. Die Kuschelecke wartet schon auf
Sie. Singles sollten es sich nicht zu Hause gemütlich
machen. Sie gehören auf die Piste und sollten kräftig
flirten. "Lust"-Partner: Waage, Steinbock; "Frust"Partner: Löwe, Schütze
Anwendung
 Beruf: Der kosmische Trend in Sachen Job und Finanzen
ist eher als durchschnittlich zu bezeichnen und wenig
spektakulär. So suchen Sie neue Herausforderungen
vermutlich vergebens. Sehen Sie mal die positive Seite
daran: Sie schonen die Nerven und können in Ruhe neue
Pläne schmieden.
 Gesundheit: Diese Woche gestaltet sich friedlich, ruhig
und routinemäßig. Tun Sie, was getan werden muss,
und kümmern Sie sich dann auch mal um sich selbst.
Gönnen Sie sich private Zerstreuung, damit es nicht
langweilig wird, und lassen Sie die Seele baumeln.
Entspannen Sie sich! Es wird bald wieder turbulenter.
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